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Thema: Deutsche Lokalausgaben 1945: Postwertzeichen oder private Drucke ?
DL8AAM Am: 12.02.2018 15:15:32 Gelesen: 2890# 1 @  
Hi,

vielleicht kann mich einmal ein Spezialist dieser Gebiete aufklären. Aber womöglich verstehe ich als Sammler der modernen Postgeschichte, inkl. der "PPI" (Postage Paid Indicia, d.h. Gebührbezahl-Frankaturen), es einfach nicht bzw. ich habe eine zu PPI-zentrierte Betrachtungsweise.

Der Michel listet, katalogisiert doch nur Postwertzeichen auf? Postwertzeichen sind doch "Wertzeichen", die von einer dafür berufenen Stelle ausgegeben werden und in Vorkasse an "Kunden" herausgegeben werden, sprich "Gutscheine" für einen Gegenwert (Geld oder Transportleistung der Post), zur "irgendwann" Einlösung (durch "jedermann", d.h. auch Dritte, innerhalb des Gültigkeitszeitraums und innerhalb des Gültigkeitsgebiets). So werden doch Postwertzeichen definiert?

Alle diese "Zettel" hier (und in anderen "1945 Threads") wurden doch nie gegen Vorkasse von der Post oder einem Postamt an die Verbraucher oder an die Öffentlichkeit ausgegeben? Es sind also keine (Post-) Wertzeichen? D.h. auch keine Briefmarken? Oder? Warum stehen diese im Michel? Es handelt sich doch (im wesentlichen) nur um verschiedene Formen, die kennzeichnen, dass das Porto für beim Postamt eingelieferte Postsendungen ordnungsgemäß (im Postamt bei Vorlage) entrichtet wurden? Ob es sich hier um eine handschriftliche Kennzeichnung, einen Eindruck, einen Stempel oder um Zettelchen handelt, ist doch dabei vollkommen irrelevant, auch ob diese Vermerke bereits im Vorfeld vom Kunden "daheim" oder erst von einem Postler "im Postamt" angebracht wurden, ist vollkommen irrelevant. Ob diese Zettel von annehmenden Postamt so akzeptiert wurden, ist zwar gut, aber besagt doch nichts zur Sache "=Briefmarke", auch nicht dass genau diese eine Zettelnutzung im Nachgang u.U. von einer nachgeordneten Stelle untersagt wurden. Das PPI zusätzlich mit einem Tagesstempel ergänzt werden, ist weltweit bis heute nicht ungewöhnlich. Das dieser Tagesstempel vielleicht "gewollt zufällig" auf den PPI selbst abgeschlagen wird, wertet diese PPI aber doch noch lange nicht zu Briefmarken auf. Gezahlt wird doch in allen Fällen erst beim Postamt "bei Vorlage" der Sendung. Nicht durch eine Nutzung und Entwertung eines vorausbezahlten Postwertzeichens.

Ich möchte hier jetzt nichts gegen PPI und barbezahlte Belege bzw. notwendige oder "gewollte" Provisorien sagen. So etwas natürlich vollkommen sammelbar. So was aus solchen Zeiträumen ist sogar super interessant und postgeschichtlich sehr aussagekräftig. So etwas (nur in "modern") ist ein wichtiger Teil meiner Sammlungen. Aber warum steht so etwas im Michel? Dort werden doch auch keine modernen INFOPOST- oder DIALOGPOST-Wellen katalogisiert, oder "Gebühr bezahlt beim Postamt 34 Göttingen 13"-Stempel/Eindrucke/Zettelchen. Ja es gibt auch heutzutage noch Versender, die diese PPI-Frankatur - als Eyecatcher - im Form von Klebezettelchen, womöglich sogar mit irgendeinem briefmarkenähnlichen Zudruck und mit Zähnchen, auf die Sendung bringen (was nicht einmal immer zwingend irregulär und entgegen von irgendwelchen Postregeln sein muss).

Aber vielleicht verstehe ich das wirklich nur falsch.

Gruß
Thomas
 
briefefan (RIP) Am: 12.02.2018 18:16:51 Gelesen: 2845# 2 @  
@ DL8AAM [#1]

Hi Thomas,

Alle diese "Zettel" hier (und in anderen "1945 Threads")

Wenn du generell wissen willst, wie insbesondere die deutschen Lokalausgaben 1945 einschließlich der so genannten "Gebührenzettel" definiert werden, empfehle ich dir folgenden grundlegenden Beitrag:

Dr. Hans-Karl Penning, BPP, Philatelistische Kriterien für die Anerkennung der deutschen Lokalausgaben 1945/46 (1) bis (4), philatelie 356 bis 359, Februar bis Mai 1997. Du wirst so manche deiner Argumente darin finden.

Für Ründeroth hast du etwas missverstanden.

Ründeroth mit einer Reihe von weiteren Machwerken steht im Michel unter der Überschrift "Nichtamtliche Ausgaben / Privaterzeugnisse", eben weil es sich nicht um eine von der Post ausgegebene Lokalausgabe und nicht um einen von der Post hergestellten und verwendeten Gebührenzettel handelt. Als erster Satz nach der genannten Überschrift im Michel steht: 'Nachfolgend katalogisierte "Ausgaben" stammen nicht aus postamtlicher Quelle.' (Die Anführungszeichen beim Wort "Ausgaben" stehen so im Michel).

Michel will hier sicher die Sammler informieren, damit sie wissen, worum es sich diesen Ausgaben handelt. Wenn bei Ebay solcher Mist hohe Preise von nicht wissenden Käufern erzielt, so ist diesen leider nicht zu helfen. Wenn die Käufer Bescheid wissen und trotzdem Geld ausgeben, ist es ihre Sache.

Zum gescholtenen Begriff "Gebührenzettel": Die Post hat schon vor hundert Jahren manche Postwertzeichen nicht am Schalter verkauft, sondern nur innerhalb der Post verwendet. Solche Briefmarken können die kassenmäßige Abrechnung und postinterne Kontrolle erleichtern und sicherer machen. Und sie stehen mit Recht im Michel und anderen Katalogen.

Die Beurteilung der Lokalausgaben und Gebührenzettel 1945 kann man im Übrigen nicht verallgemeinern. Die Hintergründe können bei jeder Ausgabe verschieden sein.

[Die beiden Beiträge 1 und 2 sind ein eigenes Thema wert und wurden daher redaktionell aus dem Thema "Deutsche Lokalausgaben 1945: Ründeroth (Privatausgaben)" ausgegliedert]
 
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