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Thema: Zukunftssicherung deutscher philatelistischer Vereine
Das Thema hat 29 Beiträge:
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stampmix Am: 22.04.2018 12:38:20 Gelesen: 10745# 5 @  
@ 22028 [#4]

Immer wieder schön, wenn ein Fellow übers Stöckchen springt.

Weiteres zur Promi-Berichterstattung lohnt nicht, da Richard gleich wieder moderierend alles löschen wird.
 
Richard Am: 22.04.2018 14:15:01 Gelesen: 10671# 6 @  
Wären nicht redaktionelle Anstrengungen für eine Imagewerbung deutscher Vereine angemessen?

Die Vereine, Landesverbände, der BDPh und die Arbeitsgemeinschaften sind gerne eingeladen, ihre Vorstellungen zur Imagewerbung deutscher Vereine hier ins Forum zu stellen.

Aber nicht nur, indem anderen geschrieben wird, was sie zur Rettung der deutschen Philatelie tun sollen, sondern indem sie mitteilen, was sie selbst bisher nicht getan haben und künftig tun werden.

Der BDPh hat 835 Vereine und 78 angeschlossene Gruppen, da werden sicher viele Vorschläge kommen.

Der WPHV hat seine Konzepte bereits in hunderten (tausenden ?) von Beiträgen auf mehreren Foren vorgestellt, seinen Chef Johannes Feifel bitte ich sich erst einmal zurückzuhalten und allen anderen Vereinen den Vortritt zu überlassen.

Auf den Philaseiten sind 270 Vereine und Vorstände sowie 169 Arbeitsgemeinschaften und deren Vorstände angemeldet, sie haben jetzt das Wort.

Gefragt sind auch die Meinungen der Mitglieder, die nicht aus Deutschland kommen, dies sind 959 der insgesamt 5.089 Mitglieder. Personelle und finanzielle Probleme haben auch die Vereine in der Schweiz, Österreich und anderen Nachbarländern in mehr oder weniger grossem Umfang.

Schöne Grüsse, Richard
 
Richard Am: 06.05.2018 09:26:55 Gelesen: 10478# 7 @  
@ Richard [#6]

Die Resonanz ist wie erwartet = Null.

Hat niemand neue Ideen, wie er/sie dem eigenen Verein helfen möchte ?

Schöne Grüsse, Richard
 
Setubal Am: 06.05.2018 10:06:31 Gelesen: 10455# 8 @  
Guten Morgen Richard,

Deine Aufforderung an alle hier im Forum sich an Möglichkeiten zur Mitgliedergewinnung mit sachdienlichen Beiträgen zu beteiligen, finde ich gut.

In verschiedenen Beiträgen habe ich darauf hingewiesen, dass es aus meiner Sicht Möglichkeiten gibt.

Ich sehe in erster Linie 2 Versäumnisse, die wir alle hingenommen haben, als wären es ungeschriebene Gesetze:

1. Wir alle betreiben unser Hobby für uns allein - und haben versäumt, auf die Möglichkeiten vielfältigster Art hinzuweisen.

2. Wir haben uns das Leben in den Vereinen zu leicht gemacht - statt mit zu gestalten und uns einzubringen.

Wenn ich in verschiedene Kalender mit Veranstaltungen schaue, dann vermisse ich grundsätzlich professionelle Werbung. Zusammenarbeit mit möglichen Sponsoren werden noch nicht einmal ansatzweise überdacht oder sogar durchgeführt.

Vorträge werden nur noch von alten Mitgliedern gehalten, mit Themen, die nicht den Veränderungen in der Sammelei gerecht werden. Wen interessiert denn wirklich, wer die großen Namen der Philatelie vor Jahrzehnten waren ? Oder, wem bringt ein Vortrag etwas, wenn es darum geht Marken vorzustellen, die für die Masse unerschwinglich sind ?

Wo werden auf den Vereinsabenden Themen angeboten, die über unsere hochspezialisierte Sammelei hinaus auch Zuhörer ansprechen, die darauf aufbauend den Weg in einen Verein finden würden, wenn Sie sich angesprochen fühlen würden ?

Und immer wieder die Frage, wo ist die Werbung für unsere Beschäftigung ?

Wenn wir nicht lernen auf uns aufmerksam zu machen, dann werden wir eben nicht mehr "wahr"genommen - dann versinken wir in der Vergessenheit.

Rolf-Dieter
 
Schwarzereinser Am: 06.05.2018 13:15:52 Gelesen: 10385# 9 @  
Guten Tag,

mein Name ist Gerd. Ich bin schon einmal in einem Verein gewesen und wieder ausgetreten. Man kann mich sicher als Neuling bezeichnen. Ich bin kein Fachmann.

Ich habe mir viele Gedanken dazu gemacht, warum es einfach in diesem Briefmarkenbereich nicht so gut funktioniert.

Wenn gewährleistet ist, dass es zu keinen "Anfeindungen" kommt, werde ich Euch mal unverblümt die Meinung eines "Aussenstehenden" schildern. Das wird aber hart.

Meldet Euch, wenn Ihr mein Statement hören möchtet.

Liebe Grüße

Gerd
 
Christoph 1 Am: 06.05.2018 14:09:28 Gelesen: 10355# 10 @  
@ Schwarzereinser [#9]

Hallo Gerd,

Deine Erfahrungen sind wahrscheinlich ganz spannend und niemand hat etwas gegen ehrliche Worte. Aber hier in diesem Thema sollte es doch um Positiv-Beispiele gehen, also um Ideen und erprobte Herangehensweisen in Vereinen - und nicht um das "übliche Lamento", was alles schlecht läuft. In dieses Lied könnte ich selbst auch einstimmen, nicht umsonst bin ich in keinem örtlichen Verein Mitglied. Aber wie gesagt: Hier sollte es um etwas anderes gehen, wenn ich Richard in [#6] und [#7] richtig verstanden habe.

Viele Grüße
Christoph
 
Henry Am: 06.05.2018 15:52:19 Gelesen: 10297# 11 @  
@ Christoph 1 [#10]

Hallo Christoph,

da irrst du dich vielleicht ein wenig. Natürlich will Richard Vorschläge, W A S man machen kann. Aber aus ehrlichen Berichten, warum jemand N I C H T zum Verein kommt, kann man durchaus auch Hinweise erhalten, WAS man MACHEN oder VERÄNDERN kann. Ich finde deshalb die Schilderung solcher Schranken durchaus zum Thema passend. Und solange solche Barrieren sachlich beschrieben werden, gibt es auch keine Gründe für Anfeindungen,

meint
Henry
 
22028 Am: 06.05.2018 16:08:11 Gelesen: 10283# 12 @  
@ Henry [#11]

Steht doch kalr in den Anforderungen von Richard.

Aber nicht nur, indem anderen geschrieben wird, was sie zur Rettung der deutschen Philatelie tun sollen, sondern indem sie mitteilen, was sie selbst bisher nicht getan haben und künftig tun werden.

Alle andereen Meldungen dürften nur auf die übliche Polemik hinauslaufen und sind dann sicher kontra-produktiv.
 
Ron Alexander Am: 06.05.2018 18:00:08 Gelesen: 10235# 13 @  
@ Richard [#6]

Hallo zusammen,

finde diesen Punkt durchaus wichtig und möchte diesen auch aufgreifen. Damit der Punkt aber rund wird, muss ich diesen noch erweitern um "Was ich bisher getan habe". Denn nur so lässt sich m.E. ein Bild davon zeichnen, was ich vorhabe (Keiner muss Gutheißen was ich hier tue, dies ist mein bestreben).

Was ich bisher getan habe:

YouTube Kanal zum Thema Philatelie
Vorträge über Philatelie im Zeitalter der Philatelie 2.0 gehalten z.B. bei einer Veranstaltung des Schwaneberger Verlages
Facebook Kanal geschaltet der mit YouTube vernetzt ist
Dadurch Öffnung der Philatelie an ein breites Publikum

Was ich bisher nicht getan habe:

Vertiefung weiterer Sozialer Medien zum Thema Philatelie
Ausschöpfung Web Portfolio und Verknüpfung mit der Philatelie
Hier besteht sicher noch Potential noch mehr unorganisierte Philatelisten oder auch Neuphilatelisten zu gewinnen

Was ich künftig tun werde:

Aufzeigen wie sich die Philatelie auch ohne Vereine organisieren kann und wird um Projekte voran zu bringen (Hierzu läuft schon die erste geschlossene Betaphase)
Eruierung weiterer Sozialer Medien und deren mögliche Nutzung für die Philatelie
In den Sozialen Medien liegt m.E. der "Öffner" in die Philatelie, nirgends kann man so einfach eine so große Masse ansprechen

Das größte Problem an allem bei meinen Punkten, es hängt alles an mir alleine. Man hat noch einen Beruf, Privatleben und ein Soziales leben. Das leidet schon alles sehr darunter. Dies ist auch der Grund warum ich derzeit mehr inaktiv bin, der Tag hat leider nur 24 Stunden.

Grüße und Schönen Sonntag,
Ron
 
Schwarzereinser Am: 06.05.2018 19:17:29 Gelesen: 10186# 14 @  
Habe verstanden. Ich muss das auch nicht loswerden. Wünsche Euch noch viel Spass bei der Diskussion.

Guten Abend

Ein Neuling.
 
10Parale Am: 06.05.2018 20:20:13 Gelesen: 10150# 15 @  
@ Ron Alexander [#13]

Was ich bisher getan habe:

- ich habe einen 5-stelligen €-Betrag für meine Leidenschaft, die Philatelie, investiert.
- ich bin noch Mitglied (bis Ende des Jahres 2018) in einem Verein, einer ARGE und dem Bund deutscher Philatelisten (über 10 Jahre)
- ich habe einen 4-stelligen Betrag in Reisen zu philatelistischen Events ausgegeben
- ich habe einen Vortrag in einem Verein und einen Kurzvortrag in einer ARGE gehalten
- ich habe Arbeitskollegen und andere Interessenten, Freunde und Bekannte für die Philatelie interessieren können
- mich bei philaseiten engagiert
- Vereine und Argen und den BdPH kritisch gesehen und kommentiert
- mich in einer philatelistischen Bibliothek engagiert
- an Auktionen teilgenommen
- autodidaktisches Eigenstudium betrieben
- eine Zeitschrift abonniert

Was ich bisher nicht getan habe:

- mich für einen Posten innerhalb einer ARGE oder eines Vereins engagiert (wurde mal zeitweilig stellvertretender Kassierer)
- Mitglieder gewonnen
- an Ausstellungen (Wettbewerben) teilgenommen

Was ich künftig tun werde:

- im Moment nehme ich eine Auszeit um einen gesunden Abstand zur Philatelie zu gewinnen
- das Geschehen beobachten
- hören, was gute Freunde mir empfehlen

Liebe Grüße

10Parale
 
filunski Am: 06.05.2018 20:35:31 Gelesen: 10136# 16 @  
Hallo Richard, hallo zusammen,

nachdem sich bisher die vielen, vielen Vorstände der ebenso zahlreichen und auch hier im Forum vertretenen Vereine und ArGen bis auf zwei (Setubal [#8] und „unser Freund“ WPHV, der hier erst mal „off limits“ ist) nicht zum Thema geäußert haben (vielleicht haben sie ja auch nichts dazu zu sagen?), möchte ich mal als Vorstandsmitglied der zweitgrößten ArGe im BDPh [1] ein paar Sätze dazu schreiben.

„was sie selbst bisher nicht getan haben“

Dieser Punkt ist m.E. ungeschickt formuliert und vielleicht auch mit ein Grund, warum hier das Echo so gering ausfällt. Wer stellt sich schon gerne selbst an den Pranger, gibt eigene Fehler Preis und stellt Unterlassungen vor. Deshalb werde auch ich gleich hier weiter machen:

„und künftig tun werden“


Bzw. was wir auch bisher schon getan haben und so verstärkt auch weiter tun werden.

Wir sind zumindest auf den drei großen Messen (Essen, München und Sindelfingen) immer mit einem Informationsstand vertreten. Nicht nur um unsere Literatur vorzustellen und anzubieten, sondern vor allem um den direkten Kontakt zu unseren Mitgliedern zu halten und diesen zu ermöglichen. Dieses Angebot wird auch immer reichlich und gerne angenommen. Wir nützen dies auch um gezielt interessierte Besucher und Käufer für eine Mitgliedschaft und Mitarbeit zu gewinnen und jeder Messebesuch beschert uns meist auch neue Mitglieder.

Hier in diesem Forum sind wir mit fast allen Vorstandsmitgliedern aktiv vertreten. Nicht nur um eigene Beiträge vorzustellen, sondern auch, wann immer möglich zur Lösung auftretender Fragen Hilfestellung zu leisten. Durch gezielte Ansprache hier aktiver und interessierter Schreiber konnten wir auch schon so manchen eifrigen und interessierten Philatelisten als neues Mitglied für unsere ArGe gewinnen. Dies durchaus als Gewinn für beide Seiten und nicht zuletzt auch für das Forum selbst.

Mit unserem Vereinsorgan, dem Gildebrief, bekommt jedes Mitglied dreimal jährlich eine philatelistische Fachzeitschrift gehobener Qualität mit einer Vielzahl philatelistischer Fachaufsätze und Beiträge, die so oft kein zweites Mal zu finden sind. Für Mitglieder ist dies im Beitrag enthalten, aber auch Nicht-Mitglieder können den Gildebrief erwerben, was nicht selten geschieht.

Als nicht nur Deuschland- sondern Weltweit operierende ArGe ist es uns nicht möglich auch nur einen Großteil unserer Mitglieder bei gemeinsamen Treffen zu vereinen. Aber am Stammsitz des Vereins, in Soest, finden monatliche Treffen statt. Diese werden von den regional erreichbaren Mitgliedern immer gerne besucht, nicht nur um gemütlich zusammenzusitzen, sondern auch um bei den immer stattfindenden Fachvorträgen ihr Wissen zu ergänzen und weiter zu geben. Diese Veranstaltungstermine werden nicht nur hier im Forum, sondern auch immer an die philatelistische Fachpresse bekannt gegeben um auch interessierte Nicht-Mitglieder zur Teilnahme einzuladen (völlig ohne Mitglieds- oder Aufnahmezwang und selbstverständlich ohne Eintrittsgebühr).

Über unsere Internetseite, aber auch postalisch oder telefonisch bieten wir eine Kontaktaufnahme bei Stempelfragen an, die nicht zuletzt unser 1. Vorsitzender selbst immer zu beantworten bemüht ist.

Dies nur einige Punkte. All dies wird aber von wenigen, meist Vorstandsmitgliedern und dem immer noch sehr aktiven Ehrenvorsitzenden, neben der täglichen ehrenamtlichen Vorstandsarbeit geschultert. Genau hier tritt dann auch ein vor allem zukünftig größer werdendes Problem auf, da es kaum mehr möglich ist, auch jüngere Personen, für eine aktive Vorstandsarbeit zu gewinnen.

So, das war’s erst mal. Kommentare dazu sind jederzeit nicht nur willkommen sondern sogar gewünscht.

Viele Grüße,
Peter

PS: das muß jetzt auch noch hier rein, auch wenn mir das Getöne des WPHV mächtig auf die Nerven geht, sein Engagement für die Philatelie und insbesondere für seinen Verein, bewundere ich sehr und da könnte sich so mancher kritikfreudige "Sesselpupser" eine Scheibe abschneiden (diesen Punkt bitte nicht weiter diskutieren)! ;-)



[1] http://www.poststempelgilde.de/
 
Cantus Am: 07.05.2018 04:05:19 Gelesen: 10033# 17 @  
Mich erreichte in den letzten Tagen ein Rücklauf einer meiner Kilowarenrundsendungen und etwa die Hälfte aller Teilnehmer hatte nichts für die eigene Sammlung gefunden und also auch nichts entnommen. Das aber nicht etwa deshalb, weil da z.B. nur drei Sorten einer Freimarke enthalten waren, denn es gab durchaus allerlei verschiedenes Briefmarkenmaterial, sondern mit Sicherheit schlicht und einfach deshalb, weil alle Teilnehmer bereits alles hatten, was da enthalten war, und zwar sowohl Briefmarken als auch verwertbare Poststempel. Und schon sind wir mitten in der Problematik aller Ortsvereine.

Wenn man bisher alleine vor sich hin gesammelt hat, was sollte einen da in einen Ortsverein hineintreiben? Mit Sicherheit werde ich nicht in einen Ortsverein gehen, um regelmäßig an gemütlichen Treffen bei Bier oder Wein teilnehmen zu können, dafür reichen Kneipe oder Gasthaus. Wenn ich in einen philatelistischen Verein gehe, möchte ich mich zu meinem Sammelgebiet austauschen und nach Möglichkeit auch neues Material für meine Sammlung bekommen können, üblicherweise im Wege des Tausches. Und genau da liegt das Problem.

Bei verschiedenen Teilnahmen an vereinsinternen Tauschtreffen habe ich festgestellt, dass nach relativ kurzer Zeit alle von den Anderen alles bekommen hatten, was zum Tausch oder Verkauf zur Verfügung stand, und schon blieb nur noch der Erfahrungsaustausch und die Bierrunde. Und auch der Erfahrungsaustausch wird mit der Zeit langweilig, weil fast alle dasselbe sammeln. Was bleibt, ist das gemeinsame Bier. Und dafür soll ich Vereinsbeiträge an einen Ortsverein zahlen? Was könnte der mir schon langfristig bieten? Und weshalb sollte ich einen wesentlichen Teil meiner Lebenszeit dafür hergeben, um (m)einen Ortsverein zu fördern?

Früher, als schon jeder Zweite in der Schule Briefmarken sammelte und viele auch nach der Schule damit weitermachten, machte so ein Ortsverein Sinn, denn der Mitgliederbestand war ausreichend groß, um ein abwechslungsreiches Vereinsleben zu garantieren, und Mitglieder, die starben, hinterließen keine Lücken, denn junge neue Mitglieder füllten schnell die entstandenen Lücken wieder auf. Heute ist das aber anders.

Ich sehe daher in Ortsvereinen keine Zukunft, sehr wohl aber in überregionalen oder sogar internationalen philatelistischen Vereinigungen, also in entsprechenden Vereinen oder ARGEn. In drei derartigen Organisationen bin ich seit Jahrzehnten Mitglied und habe es nicht bereut.

Junge Sammler gewinnt man mit Sicherheit nicht vorrangig dadurch, dass sie sich an ihrem Wohnort an einen Ortsverein anschließen, auch wenn vielleicht erste Kontakte mit der Philatelie so geschehen. denn die heutige Jugend ist durch den fast ausschließlichen Gebrauch von Handy und Internet dort unterwegs und nicht mehr in ihrem Wohnbezirk. Wer also die Jugend gewinnen oder zumindest für die Philatelie interessieren möchte, muss seine Aktionen ins Internet verlagern. Eines unserer Mitglieder, Wesi aus Stuttgart, hat mir berichtet, dass es bei Facebook Briefnarkengruppen gibt, bei denen viele Jugendliche eifrig miteinander tauschen, und zwar mit Tauschpartnern in aller Welt. Leider sind die meisten oft schon sehr alten Sammler in den Ortsvereinen nicht dazu bereit oder intellektuell überhaupt nicht dazu in der Lage, sich diesem veränderten Sammelverhalten anzupassen und so wie ihr oder auch ich wesentliche Teile ihres Sammelns eng mit Computer und Internet zu verknüpfen.

Durch deren Tod werden nach und nach die meisten Ortsvereine mangels ausreichender Mitgliederzahl aussterben. Wenn die organisierte Philatelie überhaupt in Deutschland eine Zukunft hat, dann mit Sicherheit nicht im Fortbestand von Ortsvereinen.

Viele Grüße
Ingo
 
Magdeburger Am: 07.05.2018 07:06:49 Gelesen: 10008# 18 @  
@ Cantus [#17]

Hallo Ingo,

das, was du verbreitest ist genau das Klischee von Ortsvereinen. Da möchte ich dir doch entschieden widersprechen! Wenn du zu deinen Sammelgebieten Partner finden möchtest, gibt es häufig die Möglichkeit über entsprechenden Argen.

Ortsvereine leben von der Vielfalt der unterschiedlichen Sammelgebiete ihrer Mitglieder. Daraus folgt auch, je mehr Mitglieder, desto mehr verschiedene Sammelgebiete.

In meinem Verein ist es so, dass es etwa 8 Vorträge im Jahr gibt, welche von den Mitgliedern gehalten werden. Dabei kann es auch vorkommen, das zwei Referenten sich beteiligen, da z.B. das Thema von eben diesen unterschiedliche Zeiträume umfassen. Wie versuchen weithin, die Themenvielfalt möglichst gross zu halten, aber auch Randthemen wie Ansichtskarten oder Ahnenforschung usw. mit zu integrieren. (Bspw. gab es vor kurzem das Thema: Jubiläen in diesem Jahr, was die Referentin durch viel Fleiß auf nur dem Vereinsort, hier speziell Köthen, ausrichtete und mit Philatelie erst einmal wenig zu tun hatte.

Selbst bin ich noch keine 10 Jahre dort Mitglied, aber schon nach kurzer Zeit habe ich für diesen Verein ein Zukunftskonzept entwickelt und den Mitgliedern vorgestellt. Wichtig war mir, dass es eine ausreichende Diskussion geben sollte und von jedem seine Meinung bzw. weitere Aspekte mit einzubringen war. Um dies alles zu erreichen, war natürlich auch eine finanzielle Basis zu schaffen.

So wird in der heutigen Zeit in der Lokalpresse auf Termine oder Highlights hingewiesen. So konnten wird die Mitgliederzahl in den letzten Jahren in etwa konstant halten. Mittlerweile sind wir auch in der Lage, Gastreferenten einzuladen und deren Unkosten zu decken.

Weiterhin ist mein Orts-Verein mit weiteren vier Vereinen der Umgebung zu einem Team geworden, welche Ausstellungen durchführen können. (Die Ganzmitglieder aller Vereine dürfte etwa bei 60 liegen!). Wichtig ist noch zu erwähnen, dass der Zeitabstand zwischen zwei Ausstellungen nicht zu lang werden sollte.

Allerdings weis ich jedoch auch, dass was bei "uns" funktioniert, woanders ganz anders laufen kann.

Mit freundlichem Gruß

Ulf
 
Wim Ehlers Am: 07.05.2018 09:35:16 Gelesen: 9960# 19 @  
Hallo im Forum,

Zukunft sichern heisst für mich: Aus der Vergangenheit lernen. In diesem Thread sind hierfür auch Beispiele genannt worden. Allerdings dürfen wir - auch für unser Hobby - ein Stichwort nicht vergessen, das uns tagtäglich in den Medien immer wieder vorgetragen wird:

Digitalisierung der Gesellschaft


Wie sehr Digitalisierung heute schon greift, sehen wir u.a. durch dieses Forum, das täglich von viel mehr Mitgliedern genutzt wird, als es ein Clubabend jemals schaffen wird.

Als ich vor knapp 5 Jahren mit dem monatlichen Tauschtreff in Essen begann, konzentrierte ich mich zunächst auf Mitglieder dieses Forums. Ziemlich schnell kam dann hinzu, die digitalen Möglichkeiten hier im Ruhrgebiet zu nutzen. So gibt es hier für eine Vielzahl von Städten den "Lokalkompass" mit der Möglichkeit, auf Veranstaltungstermine hinzuweisen. Letztlich führte das dazu, dass viele Philatelie-Interessierte hinzukamen, so dass heute wohl ein Verhältnis 1 zu 3 besteht, als auf ein Philaseiten-Mitglied kommen drei Nichtnutzer dieses Forums.

Aufgrund der Altersstruktur in den Vereinen bietet sich zur Zukunftsicherung auch eine - im vorigen Beitrag schon beschriebene - engere Zusammenarbeit oder gar Fusion mit benachbarten Vereinen an.

Also: Medien - besonders digitale - stärker nutzen und Kooperationen wagen. Das wäre mein Rat zur Sicherung der Zukunft von Briefmarken-Sammler-Vereinen.

Beste Grüße
Wim
 
olli0816 Am: 07.05.2018 11:20:44 Gelesen: 9924# 20 @  
Hallo,

ich sammle inzwischen seid etwa 40 Jahren Briefmarken (seit meinem 10. Lebensjahr) und gehöre keinem Verein an. Ich hatte mal zu meiner Schulzeit Kontakt zu dem lokalen Briefmarkenverein und habe recht schnell gemerkt, dass das nicht meine Welt ist. Ich fühlte mich damals nicht für voll genommen und habe nach kurzer Zeit den Kontakt wieder abgebrochen. Damals war Briefmarken sammeln sehr viel schwerer als heute. Neben den großen Tauschtagen (z.B. in München auf dem Nockherberg) gab es Briefmarkengeschäfte und die Post. Dazu hatte ich in der 5. Klasse so ziemlich meine halbe Schulklasse animiert zu sammeln, um etwas mehr Abwechslung zu haben.

Heute schaut die Sache ganz anders aus. Die letzten Beiträge signalisieren es: Durch die Digitalisierung gibt es so viele Möglichkeiten wie nie. Sei es für die Freizeitgestaltung, im Finden von Menschen mit gleichen Interessen und natürlich Foren wie diesem hier, wo ich sehr schnell Antworten bekommen kann und selber auch interessante Belege/Briefmarken für andere einstellen kann. Wie überall wird es hier mehr Mitleser geben als Leute, die aktiv einstellen. Daneben eBay, Delcampe etc., wo ich fast unbegrenzt Marken zu jedem x-beliebigen Sammelgebiet bekommen kann. Das Einkaufen bei Auktionshäusern ist auch sehr viel einfacher geworden, ich kann sogar bei einigen live mitbieten. Daneben gibt es Gruppen in den sozialen Medien. Also alles Dinge, die im Wettbewerb zu einem Verein stehen. Gerade was Netzwerke betrifft, bin ich sehr belastet, da ich durch meine freiberufliche Tätigkeit mitbekomme, wie sehr sich die Technologien und dadurch die Möglichkeiten verändern. Die zunehmende Schnelligkeit ist auch für mich erschreckend, aber wir müssen uns damit abfinden, dass sich die Welt immer schneller dreht. Genau dafür sind die Briefmarken für mich so gut in der heutigen Zeit geeignet: Bilden sie doch eine Welt ab, die es so bald nicht mehr geben wird. 1976 war dieser Gedanke absurd, keine Briefmarken mehr zu benötigen und es galt als modernes Mittel zum bewältigen des Postaufkommens, wo die Postunternehmen noch ganz nebenbei schönes Geld durch die Sammler verdienen konnten.

Meines Erachtens werden bis auf wenige Vereine, die etwas besonderes zu bieten haben, die restlichen schlicht aussterben. Man muss schon blind sein, um die Entwicklung nicht sehen zu können. Das Durchschnittsalter ist ständig steigend und bereits heute weit fortgeschritten. Das liegt nicht nur daran, dass es tendentiell weniger Sammler gibt, ist aber natürlich auch ein Grund. Für die Erweiterung seiner Sammlung braucht man heute keinen Verein mehr. Bleiben also die Kontakte und das vermittelnde Wissen. Aber auch hier wird die Digitalisierung immer stärker. Hat jemand z.B. ein exotisches Sammelgebiet wie Japan oder Australien, dann ist das Netz dein Freund. Ich kann Glück haben und in einem Verein einen Mitstreiter kennen lernen. Und der ist vielleicht neu für mich, weil er sich mit Internet & Co. nicht beschäftigen will und dort nicht aufzufinden ist. Aber hier prallen von der Mentalität zwei Welten aufeinander: Jemand der sich nicht mit der aktuellen Entwicklung beschäftigt, hat ganz viele Themen, wo er nicht mitsprechen kann die für mich seid z.T. vielen Jahren selbstverständlich sind. Das ist einfach nur schwierig für beide Seiten. Wenn dann noch Bemerkungen kommen, dass sich jemand in seinem Alter nicht mehr mit Computern beschäftigen möchte, dann wird es für mich einfach nur dünn. Ich weiß, das klingt etwas arrogant (wird mir gerne manchmal vorgeworfen), aber so fühle ich nunmal und kann und will mich auch nicht dagegen wehren.

Dann kommen noch die Vereinszeiten, wann die Treffen stattfinden. Häufig irgendwann unter der Woche von 19.30 Uhr - 21 Uhr oder was auch immer. Für ganz junge Sammler total ungeeignet. Dann meistens irgend ein drittklassiges Vereinsheim/Gasthaus, was für jüngere Leute auch in den 20ern oder 30ern nur mäßig interessant ist. Oder alternativ eine Schule oder sonstige inspirationslose Umgebungen, wenn man das unterklassige Gasthaus nicht haben möchte. Je nun, ich habe wenig Zeit, die ich aufteilen muss unter meinen Interessen und die verbringe ich weder gerne in der einen oder anderen beschriebenen Umgebung. Ich trinke sicher gerne mal ein Bier und ich gehe auch gerne mal in ein zünftiges Gasthaus. Aber als Verein an einem Ort, den ich sonst nicht unbedingt aufsuchen würde, ist nicht so mein Ding. Sorry, meine private Meinung, wie ich mein Leben gestalten möchte. Da lass ich auch nicht mit mir diskutieren.

Dann die Webauftritte, sofern vorhanden. Hier ist sehr häufig eine fürchterliche klassische Webseite gemeint, von Ansichten auf mobilen Geräten müssen wir uns gar nicht unterhalten. Manche umgehen das Dilemma, indem sie gleich nur eine Facebookgruppe aufmachen, was in fast allen Fällen mit Sicherheit die bessere Option ist. Wenn ich mir die Webseiten vom Stil her anschaue, bekomme ich in fast 100% der Fälle Augenkrebs. OK, das wäre nicht schlimm. Philaseiten ist optisch auch kein Höhepunkt, aber dieses Forum bietet im Gegensatz zu fast jeder Vereinsseite und zu sehr vielen Argen-Seiten (wobei es hier von der Information und teilweise Gestaltung sehr gute Gegenbeispiele gibt) sehr viele Informationen. Das heißt, man muss jetzt nicht die große Optik erwarten, wenn eine Seite nützlich ist. Bei den Vereinsseiten habe ich häufig sehr veraltete Informationen, manches ist lückenhaft und interessant ist bis auf das Impressum nichts. Sorry, dann lieber Facebookgruppe. Das Problem ist hier die Zusammensetzung der Mitglieder der Vereine. Selbst wenn man ein Autorensystem für alle BdPh-Vereine einsetzen würde, damit Leute ohne Programmiererfahrung Inhalte einsetzen können, sähen die Seiten danach alle zum einen total gleich aus und zum anderen wären sie inhaltlich genauso mager, weil es zu wenig Leute gibt, die Lust und Laune haben, interessante Dinge online zu stellen. Was wird es auch bringen, wenn dann 80% der Vereinsmitglieder entweder nicht wissen, was eine Mailadresse ist oder sich für das digitale Zeugs nicht interessieren? Andererseits: Wer soll denn sonst den Verein finden und feststellen, dass es einen Mehrwert hat, sich zumindest mal mit den Leuten in Kontakt zu setzen? Ein Spagat, der kaum zu erbringen ist.

Ich denke, dass überregionale Vereine das Thema der Zukunft sind. Der englische Nobelverein ist deswegen so erfolgreich, weil er zum einen länderübergreifend ist und zum anderen Dinge bietet, die ich sonst nirgendwo bekommen kann. Meines Erachtens wird dieser Verein, wenn er in Zukunft sich noch internationaler stellt und die Hürden für den Eintritt etwas senkt (die 3 Empfehlungen, wenn ich richtig informiert bin), sogar schneller wachsen. Das heißt, das Konzept ist so gut, dass es Leute gibt, die Interesse an einem Eintritt haben und sogar dafür bereit sind, einiges an Mitgliedsgebühren zu zahlen. Der Verein erinnert mich an die alten klassischen Filme, wo irgendetwas auf der Welt entdeckt werden will um 1850 und damit beginnt, dass zwei oder drei Gestalten in einem alten Clubhaus in irgendwelchen Couchsesseln bei einem guten Drink sitzend leidenschaftlich darüber diskutieren, wie sie die neuen Forschungen umsetzen mögen. Genau der Charme ist das einzigartige und das zieht Leute an.

Im großen und ganzen kann ich keine Tipps für kleine Ortsvereine geben. Ich bin sehr pessimistisch, was das Überleben betrifft. Das gilt auch für das ganze Konstrukt mit den Landesverbänden und dem BdPh genauso, weil sie einfach die heutige Zeit nicht mehr abbilden. Das liegt zum einen an der Unflexibilität, z.T. an den beteiligten Personen aber auch an den äußeren Einflüssen. Briefmarken sammeln hat für viele Menschen heute ein extrem schlechtes Image. Und da sind wir natürlich auch ein bisschen selber schuld, weil wir glauben, dass organisierte Philatelie so aussehen muss wie im Jahre 1920.

So, jetzt habe ich für heute genug für die Philatelie getan. Schließlich habe ich für diesen Erguss immerhin eine Stunde meiner Lebenszeit hergegeben. Das muss für heute reichen.

Grüße
Oliver
 
Setubal Am: 07.05.2018 13:27:15 Gelesen: 9874# 21 @  
hallo ins Forum,

eine kleine Geschichte am Rande.

Vorletztes Wochenende auf der Rückfahrt mit der Bahn aus Bonn nach Braunschweig. Vor dem Consilium Philatelicum hatte ich zum Thema Außenseiter - Spitzenreiter einen Vortrag gehalten. Da ich längere Fahrten nicht so gern mit dem Auto mache, habe ich es genossen, mal wieder mit der Bahn unterwegs zu sein. Teile meines Exponates hatte ich in Bonn ausgestellt und jetzt in meiner Tasche.

Mit mehreren Reisenden unterschiedlichsten Alters kam ich im Speisewagen ins Gespräch.

Woher - wohin - warum.

Natürlich landete das Thema auch beim Briefmarkensammeln. Mit meiner üblichen Vorstellung: Ich bin Briefmarkensammler und sammele keine Briefmarken. Erstaunen und Fragen waren die logischen Folgen. Mit einem Fahrgast (ca 30 - 35 Jahre) kam es zu einem längeren Gespräch. Seine Aussagen: Überholtes Hobby, da nichts daran zu verdienen sei, langweilig, weil es sich ja nur um kleine Papierschnipsel handelt und weitere Argumente, denen ich aus meiner Sicht zustimmte. Als ich ihm erzählte, dass ich über die Heimatsammlung meines Vaters über den Kreis Neidenburg in Ostpreußen zu meiner Art der Sammelei gekommen bin, begann er nachzudenken. Seine Vorfahren kamen auch aus Ostpreußen.

An Beispielen aus meiner Familiengeschichte erzählte ich ihm, warum mich diese Art des Sammelns begeistert hatte. Das es bei den Belegen, Postkarten, Briefe usw. nicht um riesige Beträge ging, sondern um die Möglichkeit die Landschaften, Gebäude, Sehenswürdigkeiten usw. überhaupt kennen zu lernen. Er fing an, daran Gefallen zu finden und sagte lapidar, er würde mal darüber nachdenken. Natürlich hatte er auch ständig seine Smartphone in der Hand. Ohne auf Erfolg zu hoffen, sagte ich ihm, er könne ja mal meinen Namen googeln, dann würde er auch meine E-Mail Adresse finden und wenn er will, könnte er sich gern bei mir melden.

Und das hat er jetzt getan. Mit der Bitte, dass ich ihm doch aufzeigen solle, wie man eine Heimatsammlung aufziehen und gestalten könnte. Selbstverständlich werde ich das tun.

Rolf-Dieter
 
Christoph 1 Am: 07.05.2018 13:45:09 Gelesen: 9865# 22 @  
@ Setubal [#21]

Hallo Rolf-Dieter,

diese Geschichte hat mir gut gefallen und ich kann ähnliche Erfahrungen berichten. Beruflich bin ich sehr viel mit der Bahn unterwegs und meinen Laptop habe ich immer dabei. In den meisten ICEs gibt's mittlerweile ein sehr stabiles und schnelles WLAN, so dass ich manchmal die Fahrten auch nutze, um in der Stempeldatenbank zu arbeiten. Das bleibt natürlich auch den Mitreisenden nicht verborgen und so entstehen teils interessante Gespräche, meist beginnen sie mit: "Was machen Sie denn da, wenn ich mal fragen darf?" Wenn ich dann erzähle, ernte ich in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle großes Interesse. Die Leute finden das zwar meist ein wenig skurill, aber interessant. Oft geht es um ähnliche Zugänge, wie Du sie beschreibst: Anhand der alten Poststempel kann man seine eigene Familiengeschichte rekonstruieren, längst vergessene Orte wieder entdecken, die politischen und administrativen Veränderungen nachvollziehen etc. Wenn ich echtes Interesse spüre, erzähle ich auch ein wenig mehr von der Datenbank und von der Poststempelgilde. Das ist dann - vielleicht - auch ein Stückchen Werbung für die Philatelie.

Viele Grüße
Christoph
 
Setubal Am: 07.05.2018 14:09:53 Gelesen: 9846# 23 @  
Hallo Christoph,

danke für Deine positive Rückmeldung.

Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass die meisten eben überhaupt nicht wissen, was eigentlich "Briefmarkensammeln" ist. Hinzu kommt, das die meisten eben immer noch von Vorstellungen geprägt sind, die eben der Realität nicht entsprechen.

Ich möchte hier mal 2 Vorurteile nennen:

Briefmarke = Aktie des kleinen Mannes.

Was für ein Quatsch - aber viele sind eben immer noch der Meinung, dass Briefmarken Geld kosten und als Anlage zu sehen sind. Das schreckt ab und ich bemühe mich immer wieder darauf hinzuweisen, dass gerade jetzt bei günstigsten (niedrigen) Preisen, der Erwerb von Material Sinn machen kann (nicht muß!!).

Briefmarken = langweilig.

Eine derartige Behauptung kann nur jemand aufstellen, der die Bandbreite der Möglichkeiten nicht kennt.

Ich sammele keine Marken, nur Belege.
Von daher kann ich auch nur erzählen, was mich begeistert:
Eine Briefmarke zeigt ein Bild.
Ein Briefstück zeigt eine Beförderung.
Ein Brief erzählt eine Geschichte.

Und aus meiner Erfahrung, basierend auf viele Gespräche und Vorträge, kann ich nur bestätigen, dass es eben die Geschichten sind, mit denen ich meine Zuhörer in den philatelistischen Bann gezogen habe. Wenn ich von transatlantischen Reisen durch Sturmgebiete mit Äquatorüberquerungen und den Schwierigkeiten der Nachrichtenübermittlung aus von Krankheiten bedrohten Gebieten erzähle, dann kann man Stecknadeln fallen hören, weil alle lauschen, gespannt das Ende erwarten ... und einfach von den Geschichten gefesselt sind.

Basierend auf der Unwissenheit von Nicht-Sammlern mit der Erwartungshaltung steigender Preise bei den Aktien des kleinen Mannes kommt ein weiterer Aspekt zum Tragen, bei dem wir, die wir uns mit der Materie befassen unbedingt aufklärend arbeiten müssen:

Wertsteigernde oder nur werterhaltende Sammlungen auf Hochglanzpapier von Versandhäusern sind die letzte Art zu sammeln. Wer derartige Produkte kaufen will, soll es tun, aber wir sollten darauf aufmerksam machen, dass der Erwerb aus vielen Gründen sinnlos ist.

Rolf-Dieter
 
10Parale Am: 07.05.2018 15:51:21 Gelesen: 9797# 24 @  
@ Cantus [#17]

Ich sehe daher in Ortsvereinen keine Zukunft, sehr wohl aber in überregionalen oder sogar internationalen philatelistischen Vereinigungen

Cantus, da stimme ich völlig zu. Überregionale, ja sogar übernationale Vereine dürften die Zukunft sei, allein schon der Tatsache geschuldet, dass die Welt sich immer mehr vernetzt. Nichts gegen Briefmarken-Ortsvereine, bitte nicht falsch verstehen. Aber Bier trinken und Geburtstage zelebrieren kann ich auch anderswo. Leider habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass im Ortsverein meistens die selben altehrwürdigen, natürlich sehr hoch intelligenten Personen Vorträge halten. Die jungen trauen sich nicht, vielleicht, weil sie Angst haben, sich zu blamieren und kleine Fehler im Vortrag einzubauen.

@ Setuba (#44)

Briefmarke = Aktie des kleinen Mannes.
Was für ein Quatsch - aber viele sind eben immer noch der Meinung, das Briefmarken Geld kosten und als Anlage zu sehen sind.


Weshalb Illusionen nehmen? Beim Blick in manchen Auktionskatalog (z.B. Corinphila kommende Auktionen Ende Mai in Zürich, oder Schlegel Berlin demnächst) sehe ich Angebote, deren Wert den Wert mancher Aktien übersteigen, um ein tausendfaches.

Liebe Grüße

10Parale
 
Cantus Am: 07.05.2018 18:51:39 Gelesen: 9727# 25 @  
@ Magdeburger [#18]

Hallo Ulf,

das, was ich verbreite, hat mit Klischee wenig zu tun, dafür aber viel mit Realität. Zunächst einmal ist unsere Wahrnehmung natürlich stark unterschiedlich. Du lebst in einer großen Stadt mit vielen Einwohnern, wo man auf relativ engem Raum sicherlich immer wieder einmal Menschen finden kann, die sich ganz allgemein für ein philatelistisches Thema interessieren könnten, vielleicht über eine Heimatsammlung, über Stempel oder andere Themen. Ich dagegen wohne in einer sehr ländlichen Gegend. Derzeit bewohnen ca. 67.000 Einwohner eine Fläche von ca. 1300 Quadratkilometern. In den letzten Jahren ist die Einwohnerzahl stark rückläufig, besonders junge Leute kehren der Region den Rücken. Die, die hier geboren sind und immer noch in den Dörfern leben, sind überwiegend recht einfach gestrickt und haben Berufe wie Bauer, Melker, Traktorfahrer, Entenzüchter, Maurer oder Dachdecker, um mal die besseren Berufe zu nennen. Natürlich gibt es hier auch ein paar Leute mit höherer Bildung, sie bilden aber bei weitem nicht die Mehrheit.

Im gesamten Landkreis Märkisch Oderland (das Oderbruch ist nur ein Teil davon) gibt es nur einen einzigen Briefmarkenhändler, ansässig in der Kreisstadt Seelow (5.000 Einwohner), der aber mangels ausreichender Sammlerschaft sein Geld nur noch nebenbei mit Briefmarken, im Hauptgeschäft aber mit Waffen jeder Art und Armeeklamotten verdient. Im gesamten Oderbruch gibt es einige Ansichtskarten-Heimatsammler, aber nur einen einzigen Sammler, der, so wie auch ich, frankierte Poststücke aus den Dörfern zusammenträgt. In Seelow gibt es einen Briefmarkensammlerverein mit geschätzt etwa zwanzig Mitgliedern, die sich alle schon seit Jahrzehnten kennen und nichts mehr haben, was sie miteinander tauschen könnten. Und dann gibt es da sogar noch etwa 5 Jungsammler, die aber nur an bestimmten Motiven ein Interesse haben.

Vereinzelt war es mir in der Vergangenheit gelungen, Kinder aus meinem Wohnumfeld für's Sammeln zu gewinnen, aber alle diese zunächst erfolgreichen Ansätze haben letztlich ins Nichts geführt. Entweder hat die Pubertät die Kinder vom Sammeln weggebracht oder die pausenlose Handynutzung oder sie sind an ihrer Schule von den Mitschülern wegen ihres Hobbys dermaßen gemobbt worden, dass sie aufgehört haben,, sich mit Briefmarken zu beschäftigen, nur um ihren Frieden zu haben. Unter allen diesen Voraussetzungenn sehe ich kein wie auch immer geartetes Potential, wie hier ein Ortsverein gefördert werden könnte.

Die Diskussion zu einzelnen philatelistischen Themen oder einfach nur der Erfahrungsaustausch ganz allgemeiner Art setzt voraus, dass da eine Gruppe von Sammlern zusammenkommt, die genau so etwas anstrebt. Auch wenn bei Vortägen unterschiedliche Themen angesprochen werden können, so sollte zwischen den potentiellen Zuhörern doch ein Consens dazu bestehen, woran mehr und woran weniger Interesse besteht.

Im allgemeinen ist es in den Ortsvereinen doch so, dass die meisten Sammler Themen wie Bund, Berlin, DDR oder Deutsches Reich sammeln, vielleicht auch noch ein paar Motivthemen, oft aber nur in dem Umfang, wie die Vordruckblätter der philatelistischen Fachverlage oder der jeweilige Länder- oder Motivkatalog das hergeben. Damit ein Ortsverein eine wirkliche Zukunft hat, sollte es aber eine größere Vielfalt an Themen geben und das Durchschnittsalter derer, die zu entsprechenden Fachvorträgen kommen, sollte nicht höher als 50 Jahre sein. Außerdem sollten alle, die an einem Fortbestehen ihres Ortsvereins interessiert sind, tatsächlich bereit sein, sich dort regelmäßig ehrenamtlich zu engagieren und auch die Bereitschaft und Fähigkeit, das alles mit dem Internet zu verbinden, sollte in der heutigen Zeit unbedingt vorhanden sein.

Bei uns sehe ich dafür in keiner Hinsicht irgendeine Chance, weshalb es in vielleicht 20 Jahren den Briefmarkensammlerverein Seelow nicht mhr geben wird. im Übrigen haben mir von allen Kommentaren, die in der letzten Zeit hier gepostet worden sind, der von Oliver am besten gefallen, denn er spricht mir aus dem Herzen und kann offensichtlich die Situation, der wir uns stellen müssen, am besten einschätzen.

Viele Grüße
Ingo
 
mausbach1 (RIP) Am: 08.05.2018 09:30:12 Gelesen: 9619# 26 @  
Vor vier Wochen suchte mich ein Mitarbeiter unserer Zeitung (Auflage ca. 60.000) auf, um mein Hobby vorzustellen (mich natürlich auch, aber das nur am Rande). Es erschien ein halbseitiger Beitrag, dessen Tenor auf die weltweiten Verbindungen durch die Philatelie bestehen [1].

Reaktion seitens der Leser: Zwei Anrufe mit der Frage, ob ich ihre Briefmarken kaufen wolle. Meine Gegenfrage, warum die ererbten Marken nicht zum Weitersammeln anregen: Null Interesse an solch einem trockenen Thema.

Man sieht, auch die örtliche Presse kann mit einem guten Artikel niemanden zum Briefmarkensammeln bewegen.

Beste Grüße
Claus

[1] http://www.vpha.de/images/aktuelles/2018_234.pdf
 
Setubal Am: 08.05.2018 13:32:49 Gelesen: 9541# 27 @  
Hallo Mausbach,

natürlich hast Du recht, wenn Du feststellst, dass auch ein Artikel in der Presse niemanden zum Briefmarkensammeln bringt.

Sieh es aber trotzdem positiv: Du hast auf unser Hobby hingewiesen. Du hast gezeigt, was Du und/oder andere als Hobby machen. Du hast Werbung für die Philatelie gemacht.

Und auch wenn noch keine Beitrittserklärung unterschrieben wurde, hast Du mit Sicherheit den einen oder anderen Leser zum Nachdenken gebracht.

Rolf-Dieter
 
saeckingen Am: 08.05.2018 17:28:41 Gelesen: 9467# 28 @  
@ mausbach1 [#26]

Man sieht, auch die örtliche Presse kann mit einem guten Artikel niemanden zum Briefmarkensammeln bewegen.

Wie kommst Du zu diesem Schluss? Leute, bei denen Du das Interesse an Briefmarken geweckt hast, die eventuell Ihre alte Jugendsammlung rausgesucht haben und wieder dabei hängen bleiben, werden sich zu 99% der Fälle kaum bei Dir melden. Imagewerbung zeigt keine kurzfristigen Erfolge!

Daher kann man nur sagen - super Sache und Nachahmung zu empfehlen!

Grüße
Harald
 
WPhV Stuttgart Am: 10.11.2018 11:03:31 Gelesen: 8328# 29 @  
Am 14.11.2018 startet der WPhV zusammen mit der Arge Württemberg ein neues Konzept zur Sicherung und Stärkung unserer beiden Vereine:

"Spitzensportler" der Arge Württemberg, die naturgemäß viele Mitglieder mit Wohnsitz in der Region Stuttgart hat, treffen sich halbjährlich informell bei den "Breitensportlern" des WPhV zum "Sammlertreff für Jedermann" im Muse-O in Stuttgart-Gablenberg.

Dadurch - so unsere Strategie - kann die Arge bei uns für ihr Spezialgebiet und auch um neue Mitglieder werben und wir können unseren Treff durch die Teilnahme von Arge-Spitzensammlern noch interessanter für unsere Besucher gestalten.

Eine klassische "Win-Win-Situation"!

https://www.xn--arge-wrttemberg-4vb.de/de/veranstaltungen/meldungen/18-11-14_WPhV-Treffen.php
 

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