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Thema: Wiederverwendete Marken
marc123 Am: 31.05.2018 16:14:26 Gelesen: 9339# 1 @  
Ich habe heute eine kleine Sammlung erhalten, die ich bei eBay ersteigert habe. Interessant ist der großformatige Einschreibebrief, mit dem das Los verschickt wurde.





Oben links befindet sich der Aufkleber

Achtung! Die gekennzeichneten Briefmarken wurden wiederverwendet. Sie sind daher laut AGB nicht mehr gültig! Mit freundlichen Grüßen...

Sechs Marken wurden mit einem schwarzen Stift markiert. Nur auf einer Marke (zweite Reihe Mitte) kann ich einen zarten, wohl älteren Stempel erkennen, der auch nicht auf den Brief übergeht. Diesen erkennt man allerdings nur beim genaueren Betrachten. Auf den anderen Marken ist kein älterer Stempel zu erkennen. Was aber auffällt, sämtliche Marken (außer die unten links) sind in den Ecken beschädigt. Mein verdacht ist, dass dies zur Kontrolle der Gummierung bzw. des verwendeten Klebers passiert ist? Dies muss aber nach der Abstempelung passiert sein. Eine Marke (zweie Reihe Mitte) wurde oben in der rechten Ecke wohl nach der Abstempelung zerknittert.



Der Brief wurde am 24. Mai 2018 in Speyer abgestempelt und nach Luxemburg geschickt. Neben der unteren linken Marke befinden sich zwei Unterschriften? und das Datum 28.05. Mit dem Porto komme ich nicht richtig zurecht. Da kann mir hier sicher jemand weiterhelfen? Das Briefformat: ca. 33,5x30 cm. Gewicht knapp unter 500 Gramm. Die 8,70 Euro handschriftlich scheinen sich auf das Porto zu beziehen oder? Von wem wurde das hingeschrieben? Diese Zahl kommt ja auch auf dem Klebezettel der Deutschen Post vom 29.05.18 vor.



Der gelbe Streifen "4.3 Deutsche Post" war ursprünglich über die Adresse geklebt und wurde anschließend oberhalb der Adresse geklebt. Was ist das für ein Streifen?

Ich musste keine Nachgebühr bezahlen.

Wieso hat die Post diesen Brief so genau untersucht? Einen Verdacht hätte ich. In der Ausgabe Philatelie 491, Mai 2018 befindet sich auf den Seiten 22-24 ein interessanter Artikel von Jürgen Olschimke "Betrug mit Briefmarkenfälschungen". Hier wird auf die modernen Postfälschungen hingewiesen. Gerade die Marke "Alte Buchenwälder", die sich zweimal auf dem hier vorgestellten Brief befindet, ist davon betroffen und wird im Artikel erwähnt. Ich halte es für möglich, dass die Post Briefe auf der diese Marke versendet wird genauer untersucht und dass hierbei die Zweitverwendung auffiel.

Beste Grüße
Marc
 
DL8AAM Am: 31.05.2018 18:20:52 Gelesen: 9285# 2 @  
@ marc123 [#1]

Der gelbe Streifen "4.3 Deutsche Post" war ursprünglich über die Adresse geklebt und wurde anschließend oberhalb der Adresse geklebt. Was ist das für ein Streifen? Ich musste keine Nachgebühr bezahlen.

Urspünglich klebte hier so etwas wie drauf:



Die Sendung wurde nach der Prüfung und der Feststellung, dass diese nicht korrekt bzw. vollständig frankiert war, mit diesen gelben Hinweisaufkleber, an den Absender zurückgeschickt. Dieser musste das offene Restporto nachkleben (hier durch ein Schalterfreistempel-Label, eine Digitalmarke über 8,70 €). Dann wird der Hinweisteil dieses Labels abgetrennt (der sich üblicherweise immer über der Empfängeradresse befindet). Es verbleibt somit nur noch der schmale gelbe Streifen, zur Kennzeichnung, dass sich bereits anerkannte und schon abgestempelte Portoanteile auf dem Umschlag befinden, auf der Sendung - die dann erneut versendet wird. Der Empfänger muss somit auch kein Nachporto bezahlen.

Wenn sich der Absender ermitteln lässt, schickt die DPAG unzureichend frankierte Sendungen i.d.R. immer an den Absender, zur (Teil-) Nachfrankatur, zurück, (fast) nie unfrei - unter Nachportoforderungen - an den Empfänger.

Gruß
Thomas
 
Journalist Am: 31.05.2018 18:40:30 Gelesen: 9275# 3 @  
Hallo Marc,

danke für das Zeigen dieses interessanten Beleges. Beginnen wir zuerst rückwärts beim Porto - ein Einschreiben ins Ausland von 500 bis 1000 Gramm beträgt 7,00 Euro - da es sich hier um ein Einschreiben handelt, kommen noch 2,50 Euro dazu - das Gesamtporto beträgt also 9,50 Euro.

Der Absender hatte diese 9,50 Euro nun folgendermaßen frankiert:

6 x 1,45 Euro
0,56 Euro
0,05 Euro
2 x 0,05 Euro

Dies ergibt zusammen 9,41 Euro angerechnet wurden bei der Annahme aber irrtümlich nicht die 2 x 5 Cent Doppelnominale sondern die entsprechende DM-Summe sodass der Annahmemitarbeiter auf den korrekten Betrag von 9,51 Euro kam - der Absender hatte hier also schon um knapp 9 Cent betrogen bzw. die Unwissenheit des Annahmemitarbeiters ausgenutzt.

Aber nicht nur an dieser Stelle hat er versucht die Post zu betrügen, die Marken zu 1,45 Euro waren alle schon einmal benutzt worden. Dies ist ja bei der Großaufnahme der 1,45 Euro Seegrundstück sogar gut zu sehen. Dies wurde bei einer Kontrolle im IPZ 1 richtig erkannt. Auch die anderen entsprechenden Marken dürften weitere Spuren der Wiederverwendung haben, daher wurden diese gekennzeichnet und als ungültig markiert. Sie wurden mit den Infoaufkleber des Internationalen Postzentrums an den Absender aus Speyer zurück geschickt.

Dies ist bei Auslandseinschreiben, bei denen Entgelt fehlt seit circa 3 Jahren laut AGB möglich. Das fehlende Porto wurde dabei mit 8,70 Euro mit schwarzen Edding auf dem Brief vermerkt. Dabei wurde erneut die Doppelnominale falsch berechnet, den korrekt wäre die Summe von 8,79 Euro gewesen. Diese 8,70 Euro wurden mittels gelben Retourenaufklebers als Nachentgelt ausgewiesen.

Da der Absender nicht anwesend war, wurde die Sendung benachrichtigt und ging zu Filiale. Dort hat sie der Absender abgeholt, der gelbe Nachentgeltaufkleber wurde entfernt bis auf den Kontrollstreifen, der eine andere starke Klebekraft hat, mit einem neuen Schalterlabel in Höhe von 8,70 Euro Porto ergänzt und nun erneut auf den Weg nach Luxemburg gebracht wo er auch korrekt ankam.

Der Absender wusste wohl, was er getan hat und konnte sich noch glücklich schätzen, dass er nicht mit dem zusätzlichen Strafentgelt in Höhe von 50 Euro für gefälschte oder wiederverwendete Postwertzeichen belangt wurde, das seit Anfang des Jahres im Entgeltheft ausgewiesen wurde! Dann wäre der Brief wohl doch etwas teurer geworden.

Wer kann denn überhaupt schon einen Beleg mit Quittung bzw. Vermerken nachweisen, bei dem dieser Passus mit dem zusätzlichen Strafentgelt in Höhe von 50 Euro tatsächlich verlangt wurde, nachweisen ? Bisher kenne ich noch keinen solchen Beleg - daher bitte ich so etwas hier doch einmal zu zeigen, falls es das tatsächlich schon geben sollte - danke.

Soweit einige Ergänzungen zu den obigen Beleg und der Portostufe.

Viele Grüße Jürgen
 
marc123 Am: 01.06.2018 14:03:21 Gelesen: 9166# 4 @  
@ DL8AAM [#2]
@ Journalist [#3]

Lieber Thomas, lieber Jürgen,

erstmals ein großer Dank für diese ausführlichen Ergänzungen zu meinem Beitrag. Auch wenn es sich absolut nicht um mein Sammelgebiet handelt, finde ich den Brief äußerst spannend und ich habe viel hinzugelernt. Ich habe den Brief samt Inhalt noch einmal auf einer präziseren Waage, die mir gestern nicht zur Verfügung stand nachgewogen, weil ich ja gestern geschrieben habe, dass der Brief knapp unter 500 Grammwiegt. Er wiegt aber genau 534 Gramm. Dies entspricht dann auch der Portoberechnung von Jürgen.

Ein Gedankenzug der mir gestern beim Lesen von Jürgens Beitrag kam, möchte ich noch teilen.

Jürgen schrieb: Das fehlende Porto wurde dabei mit 8,70 Euro mit schwarzen Edding auf dem Brief vermerkt. Dabei wurde erneut die Doppelnominale falsch berechnet, den korrekt wäre die Summe von 8,79 Euro gewesen. Diese 8,70 Euro wurden mittels gelben Retourenaufklebers als Nachentgelt ausgewiesen.

Wenn die Doppelnominale erneut falsch berechnet worden wäre, hätte das Nachporto 9,50 - 0,81 = 8,69 Euro betragen. (Gesamtporto - Anerkannten Marken). Ich denke daher, dass bei der Kontrolle die anerkannten Marken nicht mehr nachgerechnet wurden, sonst hätte das Nachentgeld abhängig davon ob die Doppelnominale richtig berechnet worden wäre, entweder 8,69 oder 8,79 betragen. Die Berechnung der Post entsprach wohl der Zusammenrechnung der nicht anerkannten Marken: 6 x 1,45 = 8,70 Euro. Dies ist zwar jetzt sehr kleinlich, belegt aber, dass diese Rechenmethode des Postbeamten nicht korrekt ist. Bei überfrankierten Briefen auf denen sich Marken befinden, die nicht anerkannt werden, wird die Überfrankatur nicht angerechnet.

Erstaunt bin ich immer noch, dass die wiederverwendeten Marken der Post aufgefallen sind. Ich denke aber dass dies die Ausnahme ist.

Noch etwas zum schmunzeln. Der für mich kostenlose Versand wurde als "Sparversand" angegeben.

Beste Grüße
Marc
 
filunski Am: 02.06.2018 00:00:33 Gelesen: 9096# 5 @  
Hallo zusammen,

wirklich ein interessanter Beleg/Fall und auch hervorragend erklärt! ;-)

@ marc123 [#4]

Erstaunt bin ich immer noch, dass die wiederverwendeten Marken der Post aufgefallen sind. Ich denke aber dass dies die Ausnahme ist.

Dieser Aussage kann ich mich voll und ganz anschließen und kann dazu auch gleich noch ein Beispiel aus meinem eigenen Posteingang der letzten Woche zeigen:



Dieser Standardbrief wurde neben der beiden 3 Cent Marken mit einem Ganzsachenausschnitt aus Österreich "frankiert", dabei stimmt noch nicht mal die Gesamthöhe des verklebten, vermeintlichen Portos. Völlig ohne Beanstandung befördert und so bei mir im Briefkasten gelandet. Aufgegeben wurde der Brief im Osten Deutschlands und der/die Absender(in) ist auch kein(e) Philatelist(in), nur Erbe/Erbin eines solchen.

Beste Grüße,
Peter
 
marc123 Am: 03.06.2018 20:07:31 Gelesen: 9029# 6 @  
@ filunski [#5]

Hallo Peter,

hier eine Mischfrankatur, die mir vor Jahren ein Sammlerfreund schenkte. Er selbst hatte ihn so nach Luxemburg geschickt bekommen.



Paar aus Luxemburg, 16 Franken (ca. 0,80 Euro), zusammen mit Marke aus Deutschland zu 110 Pfennig. Abgestempelt in einem Briefzentrum am 17.02.1999. Mit dem damaligen Porto kenne ich mich nicht aus.

Vielleicht würden unsere Briefe auch in ein neues Thema "Was der Post alles nicht auffällt" passen? Ich finde aber auch, dass zu einer Diskussion, was erstaunlicher Weise aufgefallen ist, auch das gehört, was nicht aufgefallen ist. Unsere beiden Briefe hätten auf jeden Fall eher auffallen müssen als der in Beitrag 1 gezeigte. Wie ich da schon geschrieben habe, sehe ich die Entdeckung des "aufgefallenen Briefs" eventuell als Zufall, im Zusammenhang mit einer Suche der Post nach Postfälschungen.

Beste Grüße
Marc
 
marc123 Am: 03.06.2018 22:17:27 Gelesen: 8987# 7 @  
Hier mal ein Stück aus meinem Sammelgebiet, das zu diesem Thema passt.



Großformatiger Brief, abgestempelt: Luxemburg-Bahnhof am 27.11.1876, nach Amsterdam. Frankiert mit 2 x 1 Franc (Michel Nr. 25). Das Gewicht betrug 120 Gramm. Das entsprach der achtfachen Portostufe (UPU Tarif). Diese Marke war damals der Höchstwert. 1 Franken war viel Geld. Die 1 Franc-Marke ist auf wenigen Paketbegleitkarten aus einer einzigen Korrespondenz bekannt. Diese Neuentdeckung ist überhaupt erst der zweite komplett erhaltene Brief mit dieser Marke frankiert, der bekannt ist. Zum anderen Brief, Vorderseiten und Fragmenten: http://phila-dudelange.lu/cphd/index.php/de/beitraege/luxemburger-wappenausgabe/67-besondere-stuecke-der-luxemburger-wappenausgabe-1



Nun aber zum eigentlichen Teil dieses Themas. Unter dem Stempel der rechten Marke befindet sich ein älterer Stempel, der nur bei genauem Betrachten erkennbar ist (Ziffer 9 unter der Jahreszahl 76 bzw. Zahl in der 7; Kreis in der oberen rechten Markenecke, der weiter durch Luxemburg verläuft). Man hat sogar das Gefühl er wurde absichtlich so überstempelt. Die Marke ist auch beschädigt. Sehr wahrscheinlich wurde sie ziemlich sorglos vom Brief oder Paketkartearte gerissen, auf dem sie sich vorher befand.



Interessant ist auch die Schrift auf der Rückseite. Wenn ich die Schrift auf Niederländisch richtig interpretiere, steht dort geschrieben, dass die Adresse von Prinz Heinrich von Oranien geschrieben wurde. (Ich bin mir da aber nicht sicher und würde mich über Hilfe bei der Entzifferung und Übersetzung freuen). Prinz Heinrich war damals Statthalter von Luxemburg und Bruder vom Niederländischen König Wilhelm III, dem König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg. https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Oranien-Nassau Ob er im Zusammenhang mit der Wiederverwendung stand?

Liebe Grüße
Marc
 
Christoph 1 Am: 03.06.2018 23:56:31 Gelesen: 8958# 8 @  
@ marc123 [#6]

Hallo Marc,

an diesem Brief ist - rein postalisch - nichts auszusetzen. 1999 galt für einen Standardbrief von Deutschland nach Luxemburg das Porto von 1,10 DM. Der Brief war also mit der Marlene-Briefmarke portogerecht frankiert, die Luxemburg-Marken sind quasi nur schmückendes Beiwerk. Eine widerrechtliche "Nachverwendung" der Marlene kann ich nicht erkennen.

Viele Grüße
Christoph
 
marc123 Am: 04.06.2018 17:35:46 Gelesen: 8879# 9 @  
@ Christoph 1 [#8]

Hallo Christoph,

danke für die Information zum Porto. Von einer Nachverwendung hatte ich nicht gesprochen. Ob dieser Brief wohl aufgefallen wäre, wenn er nicht portogerecht wäre? Das werden wir nie erfahren. Der Brief den Peter zeigt, belegt auf jeden Fall, dass der Post nicht alles auffällt.

Liebe Grüße
Marc
 
marc123 Am: 08.07.2018 14:22:00 Gelesen: 8609# 10 @  
@ marc123 [#7]

Hier die Antwort zur Schrift, die ich von Olaf im Thema "Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?", bekommen habe:

ommmestaand adres
is door
Prins Hendrik van
Oranje

In Deutsch:

Gegenüberliegende Adresse
wird geschrieben von
Prins Hendrik von
Oranje


https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=3091 Beitrag 845-846.

Interessant wäre jetzt ein Schriftvergleich mit der Adresse. Leider habe ich hierfür kein Vergleichsmaterial. Die Bleistiftnotiz ist ein interessanter Hinweis aber leider kein Beweis.

Beste Grüße
Marc
 
Ron Alexander Am: 28.07.2018 21:10:44 Gelesen: 8461# 11 @  
Schönen guten Abend zusammen,

heute bekam ich per Post eine Sendung die auch schön freigemacht war.



Auf den ersten Blick sah alles ganz gut aus, doch wenn man die Marken etwas genauer betrachtet fällt auf, dass die linke 58 Cent Kuhschellen Marke irgendwie anders aussieht. Der Druck wirkt komplett anders als bei der danebenliegenden Marke, weiterhin für eine selbstklebende Marke untypisch, ist der Zahn links unten abgelöst. Dies kann sicher vorkommen aber normalerweise befindet sich auf der Rückseite des Zahnes der selbstklebenden Marke immer noch Kleber, dies war hier nicht der Fall.

Nun betrachten wir die Pfingstrose, linke Pfingstrose sieht satter aus, die Rechte dagegen macht einen „ausgewaschenen“ Eindruck.

Diese Anzeichen beschlichen mich dann darin, dass hier wohl Marken abgelöst und wiederverwendet wurden. Also packte ich meine UV Lampe aus, denn durch das ablösen, wird zwar die UV Schicht nicht mit „abgewaschen“, die Marken leuchten unter UV Licht nach wie vor, aber gegebenenfalls etwas „matter“ und nicht mehr so „satt“.

Das Ergebnis seht ihr dann in den Bildern. Zum einen die Marken im Original, dann eine 45 Cent Marke:



Diese sicher unbehandelt. Abschließend eine Gegenüberstellung der Marken auf dem Beleg und UV Licht. Was jetzt auffällt, die Marken haben stellenweise überhaupt keine UV reflektierende Schicht mehr. Es fällt bei der linken Kuhschelle auch unter UV Licht eine hellere Stelle auf, hier ist das Papier dünner. Dies kann bei einer selbstklebenden Marken so eigentlich nicht passieren.



Dies ist darauf zurückzuführen, wenn Stempel chemisch von Briefmarken entfernt werden, wird auch die UV Schicht komplett mit abgetragen, dies ist hier wohl der Fall und grenzt schon an Betrug. Dies ist meine Vermutung, ich möchte hier sicherlich niemand beschuldigen, aber die Ergebnisse sprechen schon eine eindeutige Sprache.

Ich habe den eBay Händler darüber informiert. Dieser hat auch einen eigenen WebShop, wo er Briefmarken vertreibt.

Grüße,
Ron

[Redaktionell verschoben aus dem Thema "Fälschungen zum Schaden der Post in Deutschland seit der Euroeinführung"]
 
Journalist Am: 29.07.2018 11:46:45 Gelesen: 8367# 12 @  
@ Ron Alexander [#11]

Hallo Ron,

eine UV-Lampe zeigt oft sehr deutlich, welche Briefmarken chemisch präpariert wurden (also das man mit Chemie oder Reinigungsschämmen mehr oder weniger gut versucht, die Stempelung (speziell die Tintenstrahlentwertung)) zu entfernen. Diese chemisch präparierten Marken werden ja bei Ebay im großen Stil angeboten, sie sind daher leicht im Postalltag auffindbar.

Die UV-Lampe hilft aber oft auch noch (nicht immer) bei der Erkennung komplett gefälschter Briefmarken - dies ist aber hier im Forum ein anderes Thema.

Bei beiden Bereichen gibt es noch viel zu erkunden - man sollte daher zukünftig selbstverständlich ruhig auch alle aktuellen Posteingänge oder Kiloware einfach mal so mit einer UV-Lampe prüfen, ob hier etwas anders leuchtet - viel Spaß beim Suchen und Berichten.

Was mir diesbezüglich beim letzten Mal beim Prüfen eines Albums mit modernen Briefmarken aus den letzten Jahren aufgefallen ist, das es aus mir noch nicht bekannten Gründen, mehr oder weniger deutliche Unterschiede bei der selben Marke geben kann - ob dies am eventuell unterschiedlichen Abweichverfahren liegen könnte, das dazu führt, das abgeweichte Marken doch stärkere UV-Schankungen haben können, ist mir noch nicht klar.

Viele Grüße Jürgen
 
Ron Alexander Am: 29.07.2018 12:01:28 Gelesen: 8354# 13 @  
Hallo Jürgen,

also bei den gezeigten Marken, wurde der Stempel sicherlich entfernt bzw. die Tintenstrahl Entwertung, es sind immer noch "Reste" erkennbar.

Ich habe Deine Beiträge zum Thema Ganzfälschung von Marken auch gelesen, schließe ich hier aber aus. Habe aber auch selbst in meinen abgelösten Marken Dauerserien die unter UV Licht komplett konträr zueinander leuchten, dass hat mich auch schon etwas gewundert. Eine Lösung dazu habe ich aber auch noch nicht gefunden. Bei der Dauerserie Blumen, Marken die "gelblich" leuchten und dann die selbe Ausgabe wo die Marke "weißlich" leuchtet.

Ich schaue immer mal wieder Marken durch bevor ich sie ablöse, Chemische Entwertungen finde ich normalerweise nur auf höheren Werten, 1.45 €, bei so kleinen hat mich das jetzt doch schon etwas gewundert. Lohnt ja fast der Aufwand nicht.

Grüße,
Ron
 
Ron Alexander Am: 30.07.2018 11:36:29 Gelesen: 8269# 14 @  
Schönen guten Morgen,

Ich habe jetzt auch die Rückmeldung des Händlers per Mail erhalten, diese möchte ich natürlich nicht vorenthalten:

[...] vielen Dank für diese Mitteilung. Das haben Sie je hervorragend gemacht. Unter den UV-Licht habe ich mir diese Marken noch nicht angeschaut.
Das werde ich aber nachholen. Ja, Sie haben schon richtig getippt, ich habe die Marken aus einem Ostblockland. Ein Angebot das ich eigentlich schon seit 2-3 Jahren benutze. Denn mit 30 - 50 % Rabatt, da ist häufig mehr verdient als an den Briefmarken, die häufig unter meinen Einkaufspreis verkauft werden. Wenn dann am Schluss auch noch die Steuer (Frau Merkel) zuschlägt, dann blutet der Geldbeutel!

Ich muss aber unbedingt, die zum Glück nur sehr wenigen behandelten Marken aussuchen und zurück geben. Fast alle diese gekauften Marken sind ungestempelt beim Empfänger angekommen und somit einwandfrei, nur eben ohne Gummi.
[...]

Sind doch mal offene Worte des Händlers, aber genau deswegen, gibt es diese Angebote überhaupt noch. Sehr schade.

Grüße,
Ron
 
franzi2005 Am: 30.07.2018 12:03:49 Gelesen: 8256# 15 @  
Egal, es ist "Erschleichung von Postdienstleistungen" und damit strafbar.

Schönen Tag noch
Horst
 
Journalist Am: 30.07.2018 13:48:54 Gelesen: 8211# 16 @  
@ Ron Alexander [#13] und [#14]
@ franzi2005 [#15]

Hallo zuerst zu Ron [#13]

Ja es stimmt, in der Regel werden fast nur die 1,45 Euro Marken chemisch präpariert andere Marken eher seltener oder sehr selten. Bei den 1,45 Euro Marken gibt es einige, die besonders beliebt sind, wie Buchenwälder, Pöppelmann, Schwetzingen, Seelandschaft. Diese sind scheinbar leichter zu präparieren, als einige andere Motive.

Hallo nochmal zu Ron [#14]

Ja das ist eine ehrliche Antwort eines Versandhändlers aber er dürfte nicht der einzige sein, der so denkt und handelt, es sind sehr viele die so arbeiten - allerdings glaube ich ihm nicht die Aussage, das die meisten ungestempelten beim Empfänger im Ausland (Ostblock) angekommen sind.

Sammler die von großen Firmen systematisch Eingangspost durchsuchen können sich freuen, durchschnittlich 2% der mit Briefmarken frei gemachten Sendungen sind nicht gestempelt, es existiert hier also ein großes nutzbares Potential an wiederzuverwendenden Marken.

Zusätzlich kommt natürlich noch der Bereich der chemisch präparierten Briefmarken dazu. Wenn man sich hier einige ebay Accounts anschaut, so dürfte es hier bundesweit jährlich um hunderttausende Euro gehen, die nach Behandlung wieder benutzt werden.

Hallo nun zu Horst [#15]

Du hast Recht, es ist eine "Erschleichung von Postdienstleistungen", aber zeige mir mal einen einzigen Beleg, der durch die Post tatsächlich wegen dieser "Erschleichung" mit entsprechenden Strafentgelt belegt wurde - ich kenne bisher keinen einzigen und habe noch nie einen gesehen - die Post ist auf diesem Sektor scheinbar sehr träge und mehr oder wenige untätig, um gegen diese Dinge vorzugehen.

Das merken natürlich auch die Versandhändler, das ihnen bei der Benutzung solcher Ware nichts passiert. Beim Schwarzfahren ist die Chance erwischt zu werden viel größer, als beim "Erschleichen von Postdienstleistungen" - solange dies so bleibt wird dieser Sektor "Handel mit wiederverwendeten PWZ" weiter blühen und wachsen.

Viele Grüße Jürgen
 
DL8AAM Am: 30.07.2018 21:09:20 Gelesen: 8090# 17 @  
@ Journalist [#16]

Jürgen, ich habe, als ich vor einiger Zeit mir mal die AGB der DPAG angeschaut habe, nur gefunden, dass es gegen die AGB verstösst, wenn man nicht verwendete Briefmarken ausschneidet und den Ausschnitt erneut verklebt. Das macht auch in den Sortiermaschinen der Post Sinn. Hier muss ich den ungenutzen Gesamtumschlag bei der Post gegen neue ungebrauchte/postfrische PWZ umtauschen.

Aber ich habe nichts gefunden, dass es mir untersagt (wirklich) ungebrauchte (ungenutzte) Briefmarken abzutauen und neu zu verkleben. Ich kenne sogar einige Hobbykollegen, die ihre frischgekaufen, selbstklebenden Briefmarken "abtauen", um den Kleber abzulösen, und die dann die Marken mit wasserlöslichen Kleber abschliessend auf Belege verkleben (um spätere etwaige Probleme mit selbstabfallenden Selbstklebern zu verhindern). Wie will die Post denn hier eineindeutig diese beiden Fälle, wirklich ungenutzte gültige und irregulär wieder verwendete, bereits gebrauchte, entwertete Marken (ohne Stempel), gerichtsfest unterscheiden? Oder habe ich damals den Passus Abtauverbot nur überlesen? Ich spreche jetzt nicht von "chemischen" Fälschungen, das ist im Wissensfall echter Betrug.

Gruß
Thomas
 
Ben 11 Am: 30.07.2018 22:31:02 Gelesen: 8056# 18 @  
@ Ron Alexander [#14],
@ Journalist [#16],

Fast alle diese gekauften Marken sind ungestempelt beim Empfänger angekommen und somit einwandfrei, nur eben ohne Gummi.

Guten Abend Zusammen,

die chemische Entfernung eines Stempels erklärt die Zerstörung der gelben Fluoreszenz in diesem Fall demnach nicht. Zusätzlich würden in solch einem Prozess ebenfalls die Druckfarben angegriffen werden. Das reine Ablösen der Selbstkleber im Wasserbad dürfte die Fluoreszenz ebenfalls nicht in diesem Ausmaß angreifen, zumindest solange keine Zusätze im Wasser sind, wie z.B. Spülmittel. Bleibt also nur noch der verwendete Klebstoff, mit dem die Marken wieder auf den Umschlag gebracht wurden. Das dieser den Fluoreszenzstoff angreifen könnte, ist dann schon wieder plausibel vorstellbar. Interessant wäre weiter die Frage, ob die zusätzlich vorhandene IR-Fluoreszenz (also die Seltenen-Erden Pigmente) als 2. Sicherheitsmerkmal noch erhalten ist.

Die gelbe UV-Fluoreszenz wird in Sortieranlagen nur genutzt, um festzustellen ob und wo sich auf dem Brief eine deutsche Briefmarke befindet. Eine von mehreren Marken würde dafür wahrscheinlich schon reichen. Die Echtheit der Marken würde mit dem 2. Sicherheitsmerkmal festgestellt, wenn diese überprüft würde. Über die Stempelfarbe gäbe es Möglichkeiten, dieses dann zu unterdrücken oder unbrauchbar zu machen.

Viele Grüße
Ben.
 
DL8AAM Am: 31.07.2018 15:28:43 Gelesen: 7933# 19 @  
@ DL8AAM [#17]

Scheinbar hart die Post in ihrer Ausgabe der gesammelten Bestimmungen "Leistungen und Preise" von 2016 zu heute, diesen Passus geändert.

In der 2016er Ausgabe heisst es noch "Briefmarken ohne Stempelabdruck, die aufgedruckt oder bereits verklebt waren und dann aus Briefumschlägen oder POSTKARTEN ausgeschnitten wurden, dürfen nicht dazu genutzt werden, Sendungen zu frankieren." [1]

In der aktuellen Ausgabe haben sie wohl einen kleinen Nebensatz ergänzt "Briefmarken ohne Stempelabdruck, die aufgedruckt oder bereits verklebt waren und dann z. B. aus Briefumschlägen oder POSTKARTEN ausgeschnitten oder von ihnen abgelöst wurden, dürfen nicht dazu genutzt werden, Sendungen zu frankieren." [2]

Also ist inzwischen auch das Ablösen von verklebten und die anschliessende weitere Verwendung von bisher nicht genutzten Briefmarken nicht mehr gestattet.

Wobei ich nicht wissen will, ob diese Passage in den AGB einer gerichtlichen Prüfung standhalten wird, von wegen "unmäßige, übergebührliche Belastung des Kunden, Schlechterstellung des Kunden". Denn der Kunde muss jetzt im Zweifelsfalls wegen einer irrtümlich verklebten, aber noch gültigen 1 Cent-Briefmarke (ein bisher noch nicht in Anspruch genommener "Warengutschein") extra den Austausch gegen eine neue Marke auf seine Kosten beantragen, nur weil die Post nicht in der Lage ist, eine Entwertung (und eindeutig verbotene Wiederverwendung) von ungestempelten "Dienstleistungsgutscheinen" selbst zu gewährleisten.

Gruß
Thomas

[1] https://www.philaseiten.de/beitrag/122533
[2] https://www.deutschepost.de/content/dam/dpag/images/G_g/Gesamtpreisliste/dp-leistungen-und-preise-062018.pdf - Seite 106
 
drmoeller_neuss Am: 31.07.2018 16:04:31 Gelesen: 7916# 20 @  
Rechnen wir einfach einmal kaufmännisch:

5% der Briefsendungen sind mit Briefmarken frankiert. 2% davon werden nicht gestempelt. Davon kommen 10% in Sammlerhände. Der Großteil der Briefumschläge wird aus Datenschutzgründen vernichtet.

Konkret: Auf 10 EUR Umsatz hat die Deutsche Post einen Verlust von einem Eurocent wegen wiederverwendeter Briefmarken. Natürlich darf man die Kunden dazu nicht ermuntern. Dafür gibt es die AGB-Kontrolle, mit der Hoffnung auf Abschreckung. Im Zweifelfall wird die Post den Weg vor Gericht scheuen.

Dagegen kann ich das Thema "Überfrankatur" rechnen: Nach eigenen Auswertungen betrifft das einen Anteil im unteren einstelligen Prozentbereich. Kompaktbriefe werden mit 2 * 70 Eurocent, oder Großbriefe mit 3 * 70 Eurocent frankiert. Natürlich wird alles brav gestempelt.

Mir wurde auch erzählt, dass die letzte Ladung im Briefzentrum schon mal ungestempelt herausgeht, damit noch E+1 gehalten werden kann. Die Kundenreklamationen kommen die Post wohl teurer zu stehen, als ein paar wiederverwendete Briefmarken.
 
juni-1848 Am: 31.07.2018 18:42:56 Gelesen: 7844# 21 @  
@ Journalist [#16]

Du hast Recht, es ist eine " Erschleichung von Postdienstleistungen", aber zeige mir mal einen einzigen Beleg, der durch die Post tatsächlich wegen dieser "Erschleichung" mit entsprechenden Strafentgelt belegt wurde - ich kenne bisher keinen einzigen und habe noch nie einen gesehen[/B] - die Post ist auf diesem Sektor scheinbar sehr träge und mehr oder wenige untätig, um gegen diese Dinge vorzugehen.

Es ist schon ein Weilchen her, als ich gleich zwei Belege zeigen konnte, die mit damals noch 30 € "Strafentgelt" behandelt wurden:

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=6299&page=0#M8

Dazu ggf. bis Beitrag [#16] lesen (Thema: Bund Nachentgelt Label der Post).

Sammlergruß
Werner
 
Journalist Am: 01.08.2018 18:58:22 Gelesen: 7692# 22 @  
@ juni-1848 [#21]

Hallo Werner,

ja diese Meldung bzw. den von dir genannten Beitrag kenne ich, in beiden Fällen wurde aber trotz vorhandenen Absatz im Entgeltheft, dass in bestimmten Fällen 30 Euro Nachentgelt fällig werden, vorschriftswidrig taxiert. Solange es die 30 Euro Regelung gab, musste dies in jedem Fall von der entsprechenden Fachseite genehmigt werden. Eine Genehmigung ist in keinem Fall je erfolgt. Dies lässt sich ganz einfach nachweisen.

Nach der Logik, das die 30 Euro tatsächlich genutzt worden durften, müsste ja auf alle Fälle bei allen Briefen mit komplett gefälschten Briefmarken auch dieses entsprechende hohe Nachentgelt ausgeworfen worden sein.

Ich habe bis heute keinen Brief mit gefälschten Briefmarken, der von der Post tatsächlich als solcher auch festgestellt wurde, gesehen, der auch mit diesem zusätzlichen Strafentgelt mit 30 Euro belegt wurde oder wird.

Wenn selbst in so einem Fall von eindeutigen Betrug noch nicht einmal dieses Strafentgelt angesetzt werden darf, ist davon auszugehen, das es sich bei diesen Teil der AGB um einen "Fake-Paragraphen" handelt und das die von dir genannten und gezeigten Beispiele auf falscher Umsetzung der Bestimmungen durch entsprechende Postmitarbeiter beruhen. Den die Mitarbeiter bei der Post die gefälschte Briefmarken prüfen und bestätigen, handeln immer nach dem gültigen Richtlinien der Post bzw. den tatsächlichen AGB und Anweisungen.

Viele Grüße Jürgen
 
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