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Thema: Altdeutschland Sachsen: Michel-Nr. 1 Sachsendreier Farben
Markus Pichl Am: 29.12.2018 15:27:33 Gelesen: 1971# 1 @  
Hallo,

die Sachsen Michel-Nr. 1 wird im Michel-Katalog nach drei verschiedenen Farben unterteilt.

a) (dunkel)zinnoberrot bis lebhaftrot [ziegelrot]

b) mittelkarminrot (Töne) [kirschrot]

c) (lebhaft)bräunlichrot (Töne) [braunrot]

In eckigen Klammern die historischen Farbbezeichnungen, welche den Bezeichnungen der Farbgruppen von Georg Bühler entsprechen.

Diese Unterteilung erfolgt im Michel ungeachtet der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Auflage bzw. sogen. Platte (die MiNr. 1 wird gemäß der Ausarbeitung von Georg Bühler bzw. seinem Handbuch nach sechs verschiedenen Platten unterteilt).

Jedoch finden sich, gemäß der Ausarbeitung von Georg Bühler, nicht in jeder Platte alle drei Michel-Farben. Georg Bühler wertete nach eigenen Angaben 2.459 Marken der 3 Pfennige rot, also dem sogen. Sachsendreier, aus. Nach meinem Verständnis zählt dabei eine Einheit mit so vielen Marken, wie sie beinhaltet. Soll heißen, ein Dreierstreifen zählt als drei Marken.

Die ziegelrote Farbgruppe (MiNr. 1 a) unterteilte Georg Bühler wie folgt:

a) orangerot
b) rosarot
c) hellrot bis stumpfrosa
d) dunkelrot ohne Blaubeimischung (Anmerkung meinerseits: mit "ohne Blaubeimischung" ist wohl eine in der Farbwahrnehmung subjektiv empfundene fehlende Blaubeimischung gemeint)

Die kirschrote Farbgruppe (MiNr. 1 b) unterteilte er wie folgt:

e) dunkelrosa
f) stumpfkarmin

Die braunrote Farbgruppe (MiNr. 1 c) in:

g) bräunlichrot
h) braunrot

Nach Georg Bühler kommen folgende Farben in Platte I vor und gemäß seiner Statistik haben sie dort einen in Prozent angegeben Anteil von:

c) hellrot, stumpfrosa (1 a) 8%
d) dunkelrot (1 a) 8%
e) dunkelrosa (1 b) 8%
f) stumpfkarmin (1 b) 16%
g) bräunlichrot (1 c) 8%
h) braunrot (1 c) 52%

In Platte II:

b) rosarot (1 a) 5%
c) hellrot, stumpfrosa (1 a) 18%
d) dunkelrot (1 a) 27%
e) dunkelrosa (1 b) 22%
f) stumpfkarmin (1 b) 24%
h) braunrot (1 c) 4%

In Platte III:

a) orangerot (1 a) 2%
c) hellrot, stumpfrosa (1 a) 28%
d) dunkelrot (1 a) 30%
e) dunkelrosa (1 b) 10%
f) stumpfkarmin (1 b) 7%
g) bräunlichrot (1 c) 12%
h) braunrot (1 c) 11%

In Platte IV:

c) hellrot, stumpfrosa (1 a) 16%
d) dunkelrot (1 a) 49%
e) dunkelrosa (1 b) 16%
f) stumpfkarmin (1 b) 5%
g) bräunlichrot (1 c) 14%

In Platte V:

b) rosarot (1 a) 6%
c) hellrot, stumpfrosa (1 a) 32%
d) dunkelrot (1 a) 49%
g) bräunlichrot (1 c) 11%
h) braunrot (1 c) 2%

In Platte VI:

a) orangerot (1 a) 4%
b) rosarot (1 a) 7%
c) hellrot, stumpfrosa (1 a) 27%
d) dunkelrot (1 a) 62%

Somit gilt festzuhalten, dass Herr Bühler unter den vielen von Ihm untersuchten Stücken keine Marke der Platte V und VI gefunden hat, welche er der kirschroten Farbgruppe (MiNr. 1 b) hätte zuordnen können oder wollen.

Doch es geschehen in der heutigen Zeit Zeichen und Wunder!

Schließlich prüft heute Herr Vaatz die Sachsendreier im BPP und jeder hat selbstverständlich seine rein subjektive Sichtweise, ggf. eine im Moment gegebene Sichtweise, warum er eine bestimmte Farbe sehen können oder wollen möchte. So wurde in der 89. Südphila Peter Feuser Auktion unter Los-Nr. 160 ein von Herrn Vaatz als MiNr. 1 b attestierter Dreier angeboten und versteigert, der von Platte VI Type 14 stammen soll.





Hier noch ein Scan aus besagtem Auktionskatalog heraus.



Im Attest steht klar geschrieben: "3 Pfennig mittelkarminrot, Michel-Nr. 1 b". Die Angabe der Farbbezeichnung passt zur angegebenen Michel-Nummer.

Diese sensationelle Neuentdeckung, ging bisweilen förmlich unter! Wobei, auch Herr Pfenninger möchte hier eine MiNr. 1 b gesehen haben, allerdings gab es zu dieser Zeit noch nicht die Ausarbeitung von Herrn Bühler und auf dem Pfenninger-Attest ist die Abbildung "abgefallen", jedoch die Marke auch wohl gemäß Attest von Herrn Vaatz eine Signatur "Pfenninger" auf der Rückseite trägt. Die erste als kirschrote attestierte Marke aus Platte VI (zumindest ist mir keine Marke von Platte V und VI bekannt, welche die Herren Bühler, Pröschold oder Rismondo als eine "kirschrote" attestiert hätten).

Vielleicht handelt es sich hier im Attest, auch ganz einfach nur um einen Schreibfehler? Alternativ um eine sehr subjektive Sichtweise, bei der Bestimmung der Druckfarbe oder vielleicht gar nicht um eine Marke von Platte VI Type 14 ?

Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 29.12.2018 16:18:10 Gelesen: 1955# 2 @  
Jetzt kommt der Gag an der ganzen Geschichte!

Selbstvertständlich hat Herr Pfenninger im Jahre 1951 nach der damaligen Katalogisierung geprüft und nicht nach einer später erfolgten Umsortierung im Michel-Katalog.

Soll heißen, im Jahre 1951 war "1 b" nicht kirschrot sondern rot. Die kirschrote Variante war damals als "1 c" katalogisiert.

Michel Europa-Katalog 1951/52



Auch im Michel Deutschland Spezial 1937, war die 1 c die kirschrote Variante und die 1 b eine rote Marke.



Somit leider kein Sensationsfund und es bleibt dabei, in Platte V und VI kommen keine kirschroten Farbvarianten vor.

Herr Vaatz sollte sich besser im Vorfeld informieren, bevor er blindlings Angaben aus alten Attesten übernimmt.

Wahrscheinlich ist die Marke eine Platte VI Type 14, dazu im nächsten Beitrag mehr.

Beste Grüße
Markus
 
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