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Thema: Memelgebiet: Stempel bestimmen
JimWentzell Am: 15.01.2019 14:37:48 Gelesen: 2315# 1 @  
Frage um einen Stempel

Guten Tag, Markenmitmacher!



Eine Frage, es geht um einen Stempel, der am Heiligen Abend 1922 auf einem Brief erschien. Ich dachte, die Ziffern "10-11N" bedeuten N für Nachmittag, aber soweit ich vermuten kann, wurden die Postamtbehörden nicht am Abend den 24. Dezember am Dienst sein. Stimmt dass denn? Also was wurde dann "10-11 N" bedeuten?

Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten.

Jim Wentzell
 
briefefan (RIP) Am: 15.01.2019 15:07:41 Gelesen: 2292# 2 @  
Hallo Jim,

10-11N bedeutet (nach 24-Stunden-Rechnung) 22-23 Uhr. Auch da arbeiteten Leute bei der Post.

Ob dein Stempel echt ist, weiß ich leider nicht. Memel ist nicht mein Sammelgebiet.

Viele Grüße von briefefan.
 
Stefan Am: 15.01.2019 19:15:14 Gelesen: 2221# 3 @  
@ JimWentzell [#1]

Auf die Frage der Uhrzeit zu diesem Feiertag wurde bereits geantwortet. Das Stempelgerät **c des Postamtes (vermutlich Hauptpostamt) der Stadt Memel wurde zu dieser Zeit häufig verwendet, sowohl im Postausgang als auch im Posteingang, z.B. auf Paketkarten aus dem Ausland nach Memel. Du kannst gern den vollständigen Beleg zeigen. :-)

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 08.12.2022 18:28:40 Gelesen: 789# 4 @  
Deutsche Tagesstempel auf litauischen Briefmarken

Was für ein merkwürdiger Mist - deutsche Tagesstempel auf litauischen Briefmarken, konkret Ende 1923 / Anfang 1924? Und damit ist kein deutscher "Nachträglich entwertet" auf Briefmarken aus Litauen gemeint?

Wie so oft "stolperte" ich per Zufall über ein solches Thema durch den Fund eines entsprechenden Exemplares (hier einer abgelösten Briefmarke in schnöder Massenware).

Der Michel Deutschland Spezial (Band 1) gibt versteckt an verschiedenen Stellen im Kapitel "Memelgebiet" ein paar Hinweise zu dieser Thematik, leider keine expliziten Hinweise - vielleicht eine Ursache, weshalb dieses Thema oftmals unter dem Radar herumschwirrt und (ungerechtfertigt) ein Mauerblümchendasein fristet. Nachfolgend die diesbezüglichen Angaben, in Klammern die Seitenangaben in Bezug auf die Katalogausgabe von 2017.

Wir schreiben das Jahr 1923, litauische Truppen sind am 10.01.1923 - also vor fast 100 Jahren - in das unter Interalliierter Verwaltung stehende Memelgebiet einmarschiert und halten dieses besetzt. Am 16.02.1923 genehmigte die Pariser Botschafterkonferenz unter Auflagen (Autonomierechte) die Angliederung des Memelgebietes an Litauen. Damit war die Integration dieser neuen Region in das litauische Staatsgebiet offiziell von der Interalliierten Kommission abgesegnet worden.

Am 16.04.1923 wurde im Memelgebiet die litauische Litas-Währung eingeführt (Seite 950, vor Mi-Nr. 167). Ab dem 05.08.1923 konnten neben Memel-Briefmarken auch litauische Briefmarken zur Frankatur verwendet werden (Seite 960, nach Mi-Nr. 237). Ab dem 16.04.1923 bis Frühjahr 1924 wurden die deutschen Tagesstempel sukzessive durch jene aus litauischer Produktion (mit litauischem Ortsnamen) ersetzt (Seite 927, Vorwort, Kapitel "Aufstellung der Postorte").

Demnach war das Vorkommen deutscher Tagesstempel auf Briefmarken von Litauen in der Zeit vom 05.08.1923 bis Frühjahr 1924 möglich gewesen. Diese Tagesstempelabschläge sind als Weiterverwendungen einzustufen. Wenig überraschend liegen mir bisher nur Abschläge von ganz kleinen Käffern (Dörfern) vor. Das Memelland war zu jener Zeit - mal abgesehen von der Stadt Memel (1925: 35.927 Einwohner, [1]) und vielleicht noch dem Dorf Heydekrug (1925: 4.582 Einwohner, [2]) - eh schon sehr dünn besiedelt (1925: 140.000 Einwohner, [3]). Das gesamte Postaufkommen dürfte sich in Grenzen gehalten haben. Entsprechend dürftig scheint mir vorliegendes philatelistisches Material zu sein, vergleichbar mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Litauen hatte selbst am 02.10.1922 eine Währungsreform durchgeführt. Damit wäre das Vorkommen deutscher Tagesstempel denkbar auf den Briefmarken Litauen Mi-Nr. 138 bis 240. Am wahrscheinlichsten ist die Ende 1923 bzw. Anfang 1924 gebräuchlichste Dauerserie, u.a. "Litauisches Kreuz", so auch im nachfolgenden Fall. Spätestens die Uhrzeitangabe "V" und "N" (für "Vormittag" und "Nachmittag") entlarvt die Stempel als Abschläge von deutschen Stempelgeräten:



Nachfolgend einzelnen als Scans zu 600 dpi:



Stempelabschlag Coadjuthen vom 16.01.1924 und 11.09.1923



Stempelabschlag Kolletzischken vom 20.08.1923

Die bisherigen, hier gezeigten Stempelergebnisse sind trotz zwischenzeitlich reichlicher Wühlarbeit in litauischer Massenware gelinde gesagt sehr ernüchternd.

Wer kennt die Dörfer Coadjuthen (litauisch Katyčiai, 1910: 926 Einwohner, [4]) und Kolletzischken (litauisch Kulėšai, 1910: 111 Einwohner, [5])? Im Michel Deutschland-Spezial werden im Vorwort zum Memelgebiet insgesamt 68 deutsche Postorte (und als Äquivalent 57 litauische Postorte) aufgeführt. Mit Ausnahme von Memel als Stadt wird man als Sammler die meisten Orte vermutlich gar nicht kennen.

Die Briefmarke mit dem Ortsstempel "Kolletzischken" lief mir vor einigen Wochen auf einem Großtauschtag in einem Dublettenalbum "Litauen" über den Weg, weshalb prompt das gesamte Album gekauft werden "musste" (Einzelentnahmen waren nicht möglich gewesen).

Gruß
Stefan

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Klaip%C4%97da
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0ilut%C4%97
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Memelland
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Katy%C4%8Diai
[5] https://lt.wikipedia.org/wiki/Kul%C4%97%C5%A1ai
 
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