Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2908 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8   9   10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 29 39 49 59 69 79 89 99 109 117 oder alle Beiträge zeigen
 
hajo22 Am: 27.04.2013 18:41:02 Gelesen: 1081605# 184 @  
@ bayern klassisch [#183]

Hallo,

ja richtig, natürlich Postexpedition.

Da ich gerade meine Bayern-Ganzsachen sortiere, möchte ich 2 Ganzsachen zeigen und zwar die P 91 Type I, Bild 1 und 2. Beide Karten liefen - eingeschrieben - nach London (je Ankunftsstempel in schwarz und rot).

Nun könnte man prima vista denken die Ganzsachen seien mit 35 Pfg. um 5 Pfg. überfrankiert.

Aber halt, Irrtum. Der Wertstempel der Ganzsache (Entwurf Julius Diez) war nur für Post innerhalb des Deutschen Reiches und Österreichs gültig. Ins übrige Ausland=0. Also sind beide Ganzsachen frankaturgerecht. Der Beamte auf dem Postamt Passau Bhf. hat freundlicherweise in beiden Fällen den Ganzsachenwertvordruck entwertet, obwohl der Wertstempel nach London ungültig war. Streng gesagt wurde in dieser Verwendung aus einer Ganzsache ein Formularvordruck.

Beide Karten natürlich philatelistisch inspiriert, ich denke, Frankatur-/Markentausch.

Dennoch sind die Karten hübsch anzusehen, schönster Jugendstil-"Kitsch".




Schönen Abend und weiterhin viel Freude an der Bayern-Philatelie.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 27.04.2013 19:58:23 Gelesen: 1081593# 185 @  
@ hajo22 [#184]

Hallo Jochen,

ich würde das nicht Kitsch nennen und möchte nicht wissen, wie spätere Generationen heutige Sammlerkarten bezeichnen werden. :-)

Immerhin sind beide Karten postalisch befördert worden, auch wenn der Sinn und Zweck gerne philatelistisch angehaucht sein dürfte. Immerhin sind es Zeitzeugen einer Stilrichtung, der heute, vor allem im Bereich der Architektur, höchstes Lob gezollt wird.

Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 27.04.2013 21:20:42 Gelesen: 1081568# 186 @  
@ bayern klassisch [#185]

Hallo,

um nicht mißverstanden zu werden, mir gefällt der Jugendstil auch. Ich habe lange in München gelebt und in so manchem Treppenhaus in Schwabing ist der Jugendstil z.B. in Form von Glasmosaiken auch heute noch präsent. Aber nicht nur Architektur und Bilder, sondern auch Möbel und Gebrauchsgegenstände aller Art zeigen das Fin de Siècle im Jugendstil, dessen Kunstrichtung ja nach der Zeitung "Jugend" benannt wurde (wenn ich mich richtig erinnere). Allerdings auf diesen beiden Ganzsachen ist schon dick aufgetragen worden. Sie sind trotzdem nett anzusehen.

Zur Entspannung: Bei meinem heutigen Sortieren bay. Ganzsachen ist mir das eingescannte, ganz außergewöhnliche Stück in die Hände gelangt, das ich schnell noch zur Erbauung zeigen möchte.

Ein Irrläufer, wohl in den falschen Postsack gelangt:

Speyer 9.8.1889 nach Landau (Pfalz) adressiert, dann aber über den großen Teich nach New York 20.8., missent to USA 24.8., wieder über den großen Teich zurück und endlich am 3.9.1889 in Landau angekommen. Eine für die Zeit ganz respektable Reise in einer annehmbaren Zeit.



Schönen Abend.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 27.04.2013 21:31:20 Gelesen: 1081561# 187 @  
@ hajo22 [#186]

Hallo Jochen,

interessantes Stück - das mit dem falschen Postsack kann natürlich auch sein, das wird sich so lange danach nicht mehr perfekt rekonstruieren lassen. Was ich aber hin und wieder in den Postvorschriften dieser Zeit gefunden habe, sind Berichte bzw. Vorfälle, die darauf hindeuten, dass Poststücke "zusammenhingen", ineinander geschoben waren (Karte in Brief, kleiner Brief in großen Brief, Brief in Paket bei der Fahrpost) oder über Siegel miteinander verklebten, so dass das größere Poststück das kleinere mitschleppte.

Das Franko von 5 Pfg. war nicht in die USA möglich, hätte also dem tarifierenden Beamten auffallen müssen, wenn er den Beutel für Köln, Hamburg oder Bremen schnürte.

Es gibt auch einige Poststücke, bei denen "Landau" als London gelesen wurden - dann wäre sie nach England spediert worden, hätte aber eine Nachtaxe bekommen, was hier ja nicht der Fall war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 27.04.2013 22:17:56 Gelesen: 1081556# 188 @  
@ bayern klassisch [#187]

Ja richtig, es wird wohl an einem anderen Poststück gehangen sein oder es war eine Unaufmerksamkeit des Expedienten. Ja, Poststücke nach Landau sind auch gelegentlich in London gelandet (habe ich schon gesehen).

Auf jeden Fall kurios: Eine sehr, sehr weite Reise für 5 Pfg., nur vergleichbar mit dem deutschen Kolonialtarif wie z.B. für 5 Pfg. von Samoa oder den Marshall-Inseln nach Deutschland.

Hier als Beispiel eine Karte aus Deutsch-Neuguinea (Herbertshöhe 24.10.(19)08 nach München (ohne Ankunftsstempel, aber Briefträgerstempel; Bedarfspost). Auch für 5 Pfg. um die halbe Welt.



Nach dem Einwohner-Verzeichnis von DNG (Herausgeber Arge Kolonien) handelt es sich beim Absender um den Pflanzer Wilhelm Bradtke ("Aussteiger", Sonnenanbeter und Nudist auf der Insel Kabakon, 1920 enteignet).

Schönen Samstagabend und weiterhin viel Spaß an der Bayern-Philatelie.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 27.04.2013 22:25:48 Gelesen: 1081554# 189 @  
@ hajo22 [#188]

Hallo Jochen,

interessanter Text - sammlerisch, aber interessant, was unsere Altvorderen so alles "gedreht" haben, damit sie an ihre Marken, Kuverts, Stempel oder Postkarten kamen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 27.04.2013 22:41:12 Gelesen: 1081553# 190 @  
@ bayern klassisch [#189]

Das Sammeln und Verschicken von Ansichtskarten war um die Jahrhundertwende 1900 ein beliebter Sammlersport. Dabei muß man bedenken, daß es die Ansichtskarte als Massenprodukt ja noch nicht so lange gab und Fernreisen für den Normalbürger unerschwinglich waren (aus Finanz- und Zeitgründen). Was blieb waren Ansichtskarten, also Fotos aus fernen Ländern.

Vor Jahren konnte man - z.B. in München - in Antiquariaten noch voluminöse Ansichtskartenalben aus dieser Zeit erwerben. Da waren tolle Sachen dabei; diese Zeit ist vorbei.

Schönen Abend.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 28.04.2013 10:21:24 Gelesen: 1081439# 191 @  
@ hajo22 [#190]

Hallo Jochen,

diese goldenen Zeiten sind ein für alle mal vorbei - schade, es gibt ja auch heute keine Händler mehr, die 4stellige, geschnittene Kreuzermarken in guter Qualität mehr auf Tauschtagen zeigen könnten, weil das Material sich längst verlaufen hat.

Was ist das Besondere an diesem Brief vom 1.1.1867 aus Warmensteinach?





Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 28.04.2013 11:19:23 Gelesen: 1081430# 192 @  
@ bayern klassisch [#191]

Es wurde eine Portomarke als Freimarke verwendet, was sehr selten ist. Ich habe so ein Stück bis heute noch nie gesehen. Es soll auch Exemplare geben, bei denen "vom Empfänger" gestrichen wurde.

Ob das Ganze mit dem 1.1.1867 was zu tun hat, weiß ich nicht.

Schönen Sonntag und wenn ich dazukomme, zeige ich heute meinen besten Brief aus der 1. (ungezähnten) Wappenserie.

Schönen Sonntag.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 28.04.2013 11:46:38 Gelesen: 1081424# 193 @  
@ hajo22 [#192]

Hallo Jochen,

danke für deine Antwort - so ist es bzw. so war es. Bei Fernbriefen von Postexpedition zu Postexpedition waren Freimarken zu verwenden (3 Kr.) und nicht Portomarken, die nur am Ort oder im eigenen Lokalbezirk Verwendung finden konnten.

Man hätte den Brief auch bei der eigenen Postablage aufgeben können, die auch jeden Tag geöffnet hatte, wenngleich an Feiertagen wie hier nur in vermindertem Umfang.

Die Zahl der Portomarken, die als Freimarken nachweislich verwendet wurden, dürfte einstellig sein. Ich habe noch einen Brief, bei dem es ähnlich lief, aber als Sammler muss man froh sein, überhaupt einmal einen schnappen zu können.

Ich freue mich auf deinen Briefbeitrag sehr und hoffe, dass sich weitere Sammler uns anschließen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 28.04.2013 11:53:13 Gelesen: 1081423# 194 @  
Jetzt habe ich doch noch ein bißchen Zeit und kann mein bestes Stück/besten Brief aus der 1. Wappenserie zeigen.

Es ist eine 24 xer -Frankatur mit 2x12 xer (Mi. Nr. 18) als Paar geklebt aus Nürnberg Bhf. 3.1.1870 nach Paris in der
2. Portostufe.

Grenzübergangsstempel "Bavière - Strassb(ourg) 5. janv(ier) (18)70; Bezahlt bis Bestimmungsort (PD). Ein Faltbrief ohne Inhalt.

Links unten das Prüfzeichen "Roumet Exp(ert)", Paris. Diesen Brief habe ich vor vielen Jahren auf einer Roumet-Auktion gekauft. Damals erhielt ich noch die angeforderten Auktionskataloge von Roumet. Leider blieben die Kataloge eines Tages aus, ich habe wohl zu wenig gekauft. Das lag auch daran, daß ich vor allem auf "Elsaß-Lothringen" fixiert war und stets, wirklich immer, überboten wurde. Dennoch ist meine Elsaß-Lothringen-Sammlung einigermaßen, mangels Masse jedoch noch stark ergänzungsbedürftig.

Leider konnte ich mir bis heute keinen Brief mit der 18 xer-Marke leisten (Mi. 19). Das sind oft Überseebriefe, die höchste Preise erzielen und für den Normalsammler außer Reichweite liegen. So blieb es bei diesem Brief als mein bestes Stück der 1. Wappenserie.

Und hier der Brief ohne weiteren Kommentar:



Schönen Sonntag.
Jochen
 
Altdeutschland Am: 28.04.2013 12:06:52 Gelesen: 1081421# 195 @  
@ hajo22 [#194]

Hallo Jochen,

Auslandsbriefe der Altdeutschen Staaten der zweiten (oder höheren Gewichtsstufe) sind immer etwas Besonderes. Ein Brief mit der Nr. 19 zu bekommen, ist sicherlich nicht einfach. Das liegt glaube aber nicht so sehr an der Destination, sondern an der Marke selbst.

Schönen Sonntag
Altdeutschland
 
bayern klassisch Am: 28.04.2013 13:14:44 Gelesen: 1081405# 196 @  
@ hajo22 [#194]

Hallo Jochen,

die meisten Sammler werden keinen Brief mit 2 Stück der Nr. 18 zeigen können - prima. Vlt. sollte man noch die Rötel - 2 oben in der Mitte als Zeichen der von Bayern festgestellten 2. Gewichtsstufe über 10 bis 20g festhalten. Die Leitung von Nürnberg über Strasbourg nach Paris war sicher nicht gewollt, weil der Regelweg Nürnberg - Forbach - Paris war, also eine (unbedeutende) Fehlroutung über Baden nach Frankreich, statt über Baden, die Pfalz und Preußen.



Wenn dir ein Brief mit der Nr. 19 fehlt, wundert mich das nicht. Auf einen Beleg mit der Nr. 19 kommen sicher 40 oder 50 mit der schwarzen Eins. Hier darf ich einen zeigen, den ich aus der vortrefflichen Slg. von Dr. Karl Zangerle, einem sehr guten Freund von mir, habe kaufen können. Gleicher Postvertrag, aber als Chargé sehr selten. Von den frankierten 18x gingen 4,8 Kr. an Bayern, 7,2 Kr. an Frankerich, 6 Kr. französische Chargégebühr ebenso und Bayerns Chargégebühr von 7 Kr. verblieb der Aufgabepost. Ich weiß nicht, ob es mehr als eine Handvoll Einzelfrankaturen mit Chargé nach Frankreich gibt. Als 25 Kr. Frankatur hat sie auch ihren besonderen Reiz, weil sie mehrfach gesiegelt wurde, wie es die Vorschrift verlangte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 28.04.2013 14:03:05 Gelesen: 1081391# 197 @  
@ bayern klassisch [#196]

Ja, ein toller Beleg, beneidenswert.

Hier der richtige Leitweg mit einer 12 xer via Forbach 1871 nach dem Ende der Kampfhandlungen. Auch auf einer Roumet-Auktion gekauft.

Und die Bilder:



Schönen Sonntagnachmittag.
Jochen
 
bayern klassisch Am: 28.04.2013 14:12:12 Gelesen: 1081387# 198 @  
@ hajo22 [#197]

Hallo Jochen,

ich muss dich etwas "enttäuschen", aber dein Brief lief nicht über Saarbrücken - Forbach, sondern über Avricourt, dem Austauschpostamt nach Beendigung der Kriegsumleitung 1870/71 über die Schweiz.

Der Stempel "Bavière - Forbach" mit der Nr. 3 wie hier, war nur der Eingangsstempel von Paris, nicht der Grenzübergangsstempel wie zuvor. Da war er bis 19.7.1870 (Kriegserklärung) mit den Nummern 1 ("Tour") und 2 ("Retour") noch in Forbach von der dortigen, französischen Bahnpost benutzt worden.

Hier wurde das bayerische Briefpaket in Avricourt geöffnet (s. Bahnpoststempel auf der Siegelseite) und nach Paris kartiert. Weil die "Verpackung" für die bayerischen Briefe in Avricourt blieb, wusste man in Paris, woher die Briefe stammten und hätte es auch an den Marken bzw. Aufgabestempeln ersehen können, so dass der dortige Ankunftsstempel mit der Nr. 3 vorderseitig abgeschlagen wurde.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 28.04.2013 17:19:59 Gelesen: 1081351# 199 @  
Hallo,

wer kann helfen?

Kürzlich erwarb ich für die Sammlungsabteilung "Prinzregent" die eingescannte Auslandspostanweisung vom 2.12.1913 nach den USA, Ank. 15.12.1913 New York.

Meine Fragen:

- wie errechnet sich das Porto/die Gebühr in Höhe von 1,60 RM?
- war der Leitweg immer über Köln nach den USA für Auslandspostanweisungen aus Deutsches Reich/Bayern?
- es ist kein Stempel des Auszahlungspostamtes und auch keine Unterschrift des Empfängers auf der Rückseite dokumentiert.

Handelt es sich daher um einen Rückläufer?

Hier die Bilder:



Wer kann Licht ins Dunkle bringen?

Viele Grüße
Jochen
 
kreuzer Am: 29.04.2013 08:34:47 Gelesen: 1081271# 200 @  
Hallo zusammen!

Kaum ist man mal zwei Tage weg, schon "geht hier die Post ab". ;-) Viele schöne Belege wurden in den letzten beiden Tagen hier gezeigt, da ich mich ja speziell mit den Postablagen befasse, muss ich die Steilvorlage mit dem Brief der Postablage Wallenfels nutzen:

Die königliche Districts-Schulinspektion in Kronach hat am 15. März 1866 an alle k. Lokalschulinspektionen des Bezirkes einen Brief geschrieben hat. Dieser trat, wie der Aufgabestempel belegt, am 17.3. bei der Postexpedition in Kronach seine Reise an. Die erste Station war Steinwiesen, wo der Brief noch am gleichen Tag eintraf. Im Inneren ist auch gut der Tag der Kenntnisnahme des Schreibens dokumentiert. In Steinwiesen war dies der 18.3. Am gleichen Tag ging der Brief in Steinwiesen wieder zur Postexpedition (PE) und wurde nach Neuengrün mit dem Landbriefträger gebracht (Landzustellbereich von Steinwiesen). Dort quitierte man das Schreiben am 20.3 und gab es wohl am gleichen Tag dem Landbriefträger wieder mit, der es nach Wallenfels brachte, wo man noch am gleichen Tag Kenntnis vom Inhalt nahm. Wieder aufgegeben bei der Postablage Wallenfels gelangte das Schreiben am 21.3. erneut zu der für Wallenfels zuständigen PE Steinwiesen. Die nächste Station war Zeyern, Landzustellbezirk von Unterrodach. Bei der dortigen PE ging der Brief am 22.3. ein und wurde noch am gleichen Tag beim Empfänger abgezeichnet. Dieser schickte es weiter nach Theisenort. Also zunächst wieder zurück zur PE Unterrodach, die am 24.3. Aufgabe stempelte und über die für Theisenort zuständige Expedition Küps dorthin. Der Ankunftsstempel von Küps ist leider schlecht lesbar, allerdings wurde der Brief am 26.3. in Theisenort gegengezeichnet. Anschließend ging der Brief weiter nach Neukenroth (PE Stockheim), wo er am 29.3. quitiert wurde. Für diese Strecke lässt sich keine postalische Behandlung nachweisen.

Auch der Inhalt des Briefes ist noch vollständig vorhanden. Der Brief befand sich in der Sammlung von Dr. Richard Bader, der auch das bekannte Büchlein über die bayerischen Postablagen geschrieben hat.

Viele Grüße

kreuzer




 
bayern klassisch Am: 29.04.2013 09:20:38 Gelesen: 1081262# 201 @  
Hallo kreuzer,

wie sagt Peter Sem immer so schön: Ein Vortragsstück! Recht hat er, denn ohne einen fachkundigen "Vortrag" wie deinen hier wüsste man nicht so recht etwas mit dem erstklassigen Brief anzufangen. Danke für deine umfangreichen und erhellenden Erklärungen zu dieser Besonderheit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 30.04.2013 15:06:34 Gelesen: 1081169# 202 @  
Liebe Sammlerfreunde,

heute zeige ich ein kleines Schmankerl, nach dem ich lange Jahre gesucht habe, ehe es mir die Bucht ermöglichte, es zu schnappen.



In Augsburg wurde am 11.1.1855 ein Portobrief nach Paris geschrieben, der auf dem gemeinsamen Postvertrag vom 1.7.1847 fußt. Da die Bestimmungen nicht reziprok waren, kam es zu Ungleichgewichten im wahrsten Sinne des Wortes, die man suchen kann und mit viel Glück findet.

Frankierte Briefe aus Bayern waren einfach, wenn sie bis 8,75g wogen (halbes Münchener Loth). Ebenso waren sie einfach, wenn sie von Frankreich unfrankiert nach Bayern liefen. Dann wog die bayerische Post ab und stellte das Gewicht und somit die Gebühr fest.

Anders verhielt es sich bei Briefen, die frankiert von Frankreich nach Bayern und unfrankiert von Bayern nach Frankreich liefen. Nun galt es für die französischen Postbeamten zu wiegen und zu taxieren. Es galt daher die Gewichtsgrenze von 7,5g und nicht mehr das halbe Loth.

Man kann sich vorstellen, dass die Spanne von 7,5g bis 8,75g nicht eben groß war und die allermeisten Briefe nicht in sie fielen, aber ein paar taten dies doch.

Hier stempelte die Aufgabepost mit dem Zweikreisstempel - mehr nicht. Einen Tag später (Augsburg hatte einen direkten Kartenschluss mit Strasbourg) kam er in Strasbourg an, wo er gewogen wurde. Die ermittelten 8g waren oben links zu notieren. Damit wog er über 7,5g und war folglich doppelt schwer. Einfache Briefe kosteten 5 Decimes Porto in Frankreich, die 15 Kr. entsprachen. Nun, da doppelt, notierte man 10 Decimes = 1 Franc, also 30 Kr..

Der gleiche Brief aus Paris nach Augsburg hätte nur 18 Kr. gekostet (über 8,75 bis 17,5g doppelt dann 36 Kr.). Also waren nicht nur die Gewichte unterschiedlich, sondern auch die Porti. Frankreich geringeres Gewicht und weniger Porto, Bayern höheres Gewicht und höheres Porto.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
kreuzer Am: 01.05.2013 15:14:05 Gelesen: 1081090# 203 @  
Hallo zusammen!

Heute ein Brief mit der bayerischen Erstausgabe zu 6 Kreuzern, der Nr. 4 I. Es handelt sich um einen Brief vom 25.12.1850, der von Kaiserslautern nach Nürnberg gelaufen ist. In Nürnberg brachte man auf der Marke den bekannten Portokontrollstrich an. Es handelt sich um einen Brief bis 1 Loth zwischen der (bayerischen) Pfalz und Bayern.

Viele Grüße

kreuzer


 
BD Am: 01.05.2013 16:19:11 Gelesen: 1081075# 204 @  
@ hajo22 [#199]

Hallo Jochen,

leider kann ich nur die Gebühr klären.

Postanweisungen in die USA unterlagen einer Gebühr von 20 Pf. pro 40 Mark der Überweisungssumme.

Umrechnungskurs ca: 4,22 Mark = 1 Dollar

68,50 Dollar = ca. 289 Mark= 8*20 Pf.= 1,60 Mark Postanweisungsgebühr für 281-320 Mark.

Beste Grüße Bernd
 
hajo22 Am: 01.05.2013 16:40:19 Gelesen: 1081064# 205 @  
@ BD [#204]

Hallo Bernd,

da sage ich herzlichen Dank. Kannst Du mir eine Literaturquelle benennen? Könnte dann beim nächsten Besuch in der philatelistischen Bibliothek München mich noch schlauer machen. Diese Auslandspostanweisungen tauchen ja hie und da auf. Diese kostete mich bei ebay mit allen Nebenkosten rd. 110 €. Wie ich finde noch erträglich. Ich hatte auf Auktionen schon welche gesehen, aber die waren mir zu teuer. Zum Ausruf muß man ja heute mindestens Nebenkosten von 30%+ einkalkulieren. Allerdings gilt der vorgenannte Preis für 1 Mark Prinzregent, bei höheren Markwerten steigen die Preise natürlich entsprechend.

Wurde die APA Deiner Meinung nach ausbezahlt? Keine Unterschrift, kein Stempel Ankunftspostamt.

Die Anweisung gibt doch noch Rätsel auf.

Viele Grüße, schönen Feiertag und nochmals vielen Dank für Deine Mühe.
Jochen
 
kreuzer Am: 01.05.2013 16:42:51 Gelesen: 1081063# 206 @  
Hallo zusammen!

Eine Paketkarte kann ich auch noch zeigen:

Es handelt sich um eine Paketkarte vom 06.12.1918. Die Paketkarte fällt damit in die Portoperiode 1.10.1918 bis 30.9.1919. Frankiert wurde die Karte mit 1,50 Mark (3 x Nr. 101 II) und somit für ein Paket von 5-6 kg in der Entfernungsstufe 375-750 km.

Aufgegeben wurde das Paket in Aunkirchen - da fingen die Schwierigkeiten schon an, im Großteil der Sekundärliteratur kommt der kleine Ort nicht mal vor. Laut der Angabe bei Helbig erhielt Aunkirchen am 1.6.1896 eine Postablage, die am 1.10.1898 (und damit 1 Monat vor Auflösung bzw. Umwandlung sämtlicher Postablagen) zur Agentur erhoben wurde. Das Paketaufkommen in Aunkirchen war aber wohl nicht sehr hoch, so dass man noch über 20 Jahre nach der Umwandlung die Paketzettel der Postablage Aunkirchen verwendete.

Viele Grüße

kreuzer


 
BD Am: 01.05.2013 17:14:27 Gelesen: 1081044# 207 @  
@ hajo22 [#205]

Hallo Jochen,

versuche diesen Nachdruck der ARGE Germania zu bekommen, eine phantastische Aufstellung fast aller Gebühren aus der Zeit von ca. 1906-1916 mit Auslandsgebühren je Land (weltweit) incl. Pakettarife bis 5 kg. und Telegrammgebühren!

Eine Retoure halte ich für ausgeschlossen, eine Unterschrift wurde vielleicht in einem Ausgabebuch in den USA vorgenommen. Über die Entwertungsmodalitäten der Postanweisungsbelege in den USA liegen mir keine Informationen vor. Der Stempel M.O.Office = Money Order Office könnte eine Auszahlung belegen?

Beste Grüße Bernd


 
Postgeschichte Am: 01.05.2013 17:53:17 Gelesen: 1081027# 208 @  
@ BD [#207]

Hallo Bernd,

schau doch mal in die Bücherbörse, da findest Du das Heft.

Gruß
Manfred
 

Das Thema hat 2908 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8   9   10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 29 39 49 59 69 79 89 99 109 117 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.