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Thema: (?) (2877) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2893 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 01.12.2012 20:20:47 Gelesen: 1087107# 144 @  
Hallo juni-1848,

zu [#138]

Danke für dein Engagement. :-)

Zu 1) Richtig!

Zu 2) Richtig!

Zu 3) Eben darum sind sie nicht häufig = selten, weil die Masse der größeren Orte mit hohem Korrespondenzaufkommen im 3. Rayon zueinander lagen (Leipzig, Dresden, Chemnitz zu Nürnberg, Augsburg und München). Schon Briefe in den 2. Rayon sind deutlich seltener, als Briefe in den 3. Rayon und am seltensten sind Briefe - wie hier hin und her gezeigt - in den 1. Rayon.

Dieser Rayon umfasste nur die Postanstalten, die bis 10 Meilen (74,5 km) in direkter Linie gegenüber lagen. Das waren nicht viele. Wenn du in 10 oder 15 Jahren 5 Briefe hin oder her bekommst, die nicht vom gleichen Ort in den gleichen anderen Ort liefen, bist du ein Glückspilz.

Von den allermeisten Ortspaaren kenne ich überhaupt keine Briefe und wenn man Hof in Bayern ausklammern würde, als Aufgabe- oder Zielort, könnte man die Darstellung der 3 Kr. Frankaturen praktisch ganz vergessen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 02.12.2012 10:35:10 Gelesen: 1087075# 145 @  
Liebe Sammlerfreunde,

die Behauptung, nur Markenbriefe könnten schön sein, möchte ich zu widerlegen versuchen mit diesem Portobrief aus Kaiserslautern nach Marienhausen bei Montabaur, damals zum Postgebiet derer zu Thurn und Taxis gehörend.

Die Steingutfabrik Kaiserslautern versandte eine Rechnung an ihren Kunden, Herrn Johann Müller in Marienhausen und wollte auf Nummer Sicher gehen, dass jener sie auch bekam, so dass man nicht voraus frankierte, sondern ihn das Porto zahlen ließ.

Am 16.3.1863 taxierte ihn daher die Aufgabepost als einfachen Brief über 10 bis 20 Meilen Luftlinie von Post zu Post mit 9 Kr., die sich aus dem tarifmässigen Porto i. H. v. 6 Kr. und dem Portozuschlag i. H. v. 3 Kr. zusammen setzten.

Die ursprünglich notierte blaue "6" war falsch und wurde zurecht abgestrichen, weil sie den Portozuschlag nicht berücksichtigt hatte.

Über Mainz und Seltes an der Lahn (Stempel W. Selters) lief er nach Montabaur, welches postalisch zuständig war für den kleinen Ort Marienhausen (ohne eigene Post, da nur ca. 240 Einwohner damals!). Taxis stellte ihn für 2 Kr. Bestellgeld zu, die wie immer blau notiert wurden.

Auf der Siegelseite sehen wir also das von Bayern beanspruchte Porto von 9 Kr. und das Bestellgeld von 2 Kr. für den Boten, der diese 2 Kr. aber in Montabaur wieder abliefern musste, da sie dem Fürstenhaus zustanden, wie die 9 Kr. Bayern gehörten und der Bote selbst als fest angestelltes Individuum gar nichts von diesen 11 Kr. behalten durfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
bayern klassisch Am: 13.12.2012 08:17:57 Gelesen: 1086590# 146 @  
Und weiter gehts mit einem Auslandsbrief, der sich hoffentlich sehen lassen kann.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
Bayernkarte Am: 15.12.2012 11:00:03 Gelesen: 1086483# 147 @  
Hier 2 Belege aus Memmingen von 1814. Einer davon mit M 3 Memmingen statt R 3. Ich vermute Buchstabenverwechslung beim Stempelzusammenbau.


 
bayern klassisch Am: 15.12.2012 15:02:58 Gelesen: 1086456# 148 @  
Hallo Bayernkarte,

ich dachte bisher, dass die Rayonstempel eine feste Rayonvorgabe hatten, die nicht veränderbar war. Alles andere machte ja keinen Sinn.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Bayern-Nerv Am: 15.12.2012 17:36:30 Gelesen: 1086438# 149 @  
Hallo zusammen,

hier ein Brief vom 21.06.1820 von Berchtesgaden(R4 Stempel) nach Neustadt/Coburg.

Schöne Grüße
Bayern-Nerv Volker


 
bayern klassisch Am: 15.12.2012 18:28:11 Gelesen: 1086425# 150 @  
Hallo Bayern-Nerv,

14x für Bayern, 2x für Thurn und Taxis und 1x Bestellgeld für den Boten (abzuliefern beim Fürsten höchstselbst) ergab die Gesamtkosten von 17x.

Aus Berchtesgaden sind mir Briefe bekannt, die aus Kostengründen von Österreich über die nahe Grenze geschmuggelt wurden und in Bayern günstig aufgegeben wurden. Verhält es sich hier auch so?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Bayernkarte Am: 15.12.2012 23:38:51 Gelesen: 1086402# 151 @  
@ bayern klassisch [#148]

Dachte ich auch. Der Brief ist von Memmingen nach Kempten, also ca. 35 Km. Habe den Stempel mal vergrößert. Stempeldatum: 20. Aug. 1814. Mehrere andere Briefe aus gleicher Korrespodenz tragen alle R 3.


 
bayern klassisch Am: 16.12.2012 09:54:16 Gelesen: 1086376# 152 @  
Hallo Bayernkarte,

und wieder ein Kuriosum mehr bei Bayern - ist das nicht herrlich ?

Vielen Dank fürs zeigen und

liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Fillemille29 Am: 23.12.2012 16:43:55 Gelesen: 1086063# 153 @  
An alle Bayern,

ich möchte auch diese Seite nutzen, um auf den Aufruf "Not und Behelfsentwertungen bis 1923" aufmerksam zumachen. Ich beabsichtige, alle Päckchenstempel, Grobsendungsstempel, Sicherheitsentwertungen, Dienstsiegel etc. zu erfassen. Später (2-3 Jahren) soll ein Buch mit Katalogteil entstehen.

Literatur ist ja so gut wie nicht vorhanden. Danzig, Oberschlesien u. Württemberg ist alles bisher erfasste registriert. Nun fehlt vor allem Bayern und das restliche Deutsche Reich. Jeder gezeigte Beleg ist willkommen.

Tschüß

Achim
 
bayern klassisch Am: 31.12.2012 09:16:14 Gelesen: 1085798# 154 @  
Liebe Sammlerfreunde,

einen schönen Brief aus Wunsiedel mit dem gM 600 (mein Lieblingsmühlradstempel) zeige ich, der nach Sachsen lief. Bis 1 Loth und über 20 Meilen Entfernung erforderten ein Franko von 9 Kr.

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
bayern klassisch Am: 06.01.2013 11:09:07 Gelesen: 1085541# 155 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ja, es gibt sicher schönere Briefe von Bayern, aber ob es noch einen zweiten nach Sylt gibt?



Ab dem 12.8.1865 war der Postvertrag Dänemarks (ja, dazu gehörte Sylt!) mit Preußen außer Kraft gesetzt worden und eine provisorische Portotaxe eingeführt worden.

Für Briefe aus Bayern nach dort hin galten jedoch die Porti und Franki weiter fort, so dass der Absender in Augsburg für diesen 1 bis 2 Loth schweren Brief der 2. Gewichtsstufe zwei mal 8 Kr. für Bayern und zwei mal 4 Kr. für Dänemark zahlen musste. Diese 8 Kr. Weiterfranko wurden unten links ausgewiesen, allerdings hätte man sie in roter und nicht in blauer Farbe notieren müssen.

Der Brief lief über Taxis Hamburg und erfreute Preußen mit 8 Kr., die es in umgekehrter Weise nicht mehr gegeben hat.

Die linke Marke des Briefes wurde replaziert - nicht ideal, aber bei einem Brief mit so seltenem Zielort habe ich das in Kauf genommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
kreuzer Am: 06.01.2013 13:01:45 Gelesen: 1085526# 156 @  
Hallo bayern klassisch,

da hat der Brief ja dann eine passende Marke gefunden. Bei der Destination muss man leider Abstriche in Kauf nehmen. Recht viele weitere Briefe wird es nicht mehr geben - wenn überhaupt.

Viele Grüße

kreuzer (der den Brief schon in Sindelfingen bewundern durfte)
 
bayern klassisch Am: 06.01.2013 15:35:19 Gelesen: 1085510# 157 @  
Hallo kreuzer,

ja, das ist der aus Sindelfingen - gut, dass es einen Weiterfranko - Vermerk gibt, sonst hätte man nicht auf das korrekte Franko schließen können und dann wäre der Brief auch für mich wertlos gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Bayernkarte Am: 06.01.2013 16:28:03 Gelesen: 1085500# 158 @  
@ Fillemille29 [#153]

Hier ein Fernbrief aus Erkheim mit Päckchenstempel. Portoperiode vom 1.7.1922-30.9.1922.


 
Marcel Am: 08.01.2013 21:27:38 Gelesen: 1085441# 159 @  
Heute mal wieder eine Postkarte gelaufen am 08. Oktober 1907 von Landau in der Pfalz nach Berlin.



Durch den Wiener Kongress kam die Stadt Landau mit der übrigen Pfalz 1816 an Bayern, nachdem es ab 1815 unter provisorischer österreichischer Verwaltung gestanden hatte. Landau war jetzt Bundesfestung ( http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesfestung ).

Der Wiener Kongress legte, durch die Niederlage von Napoleon, in Europa zahlreiche Grenzen neu fest und definierte neue Staaten. Nach dem Krieg 1871 war Landau keine Grenzstadt mehr, wurde entfestigt und neue Straßenzüge entstanden.

Man setzte auf das bayerische Militär und es entstanden umfangreiche Kasernenanlagen. Nach dem I.und dem II. Weltkrieg war Landau wieder französische Garnisonsstadt, als Teil der Besetzung des Rheinlands bis 1930 und als Teil der französisch besetzten Zone nach 1945. Heute ist Landau eine kreisfreie Stadt an der Südlichen Weinstraße im Bundesland Rheinland-Pfalz.

Der Schillerpark, ob die Ansicht auf der Karte heute noch so existiert?



schöne Grüße
Marcel
 
bayern klassisch Am: 09.01.2013 11:02:55 Gelesen: 1085409# 160 @  
Liebe Sammlerfreude,

heute möchte ich aus dem Jahr 1820 eine Armensache von Gericht an Gericht zeigen, die in Regensburg aufgegeben portofrei nach Burglengenfeld lief.



Die Kanzlei hatte ihn richtig mit Armen - Sache tituliert, die Expeditionsnummer vermerkt, unter der er im Ausgangsbuch bei der Post und im Gericht eingetragen worden war und der Sachbearbeiter hat zu guter Letzt seinen Namen unter die Sache geschrieben, denn er war rechtlich verantwortlich für die Richtigkeit der portofreien Beförderung!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Fillemille29 Am: 09.01.2013 17:49:27 Gelesen: 1085390# 161 @  
@ Bayernkarte [#158]

Vielen Dank, weiter so.

Tschüß
Achim
 
bayern klassisch Am: 16.01.2013 15:27:10 Gelesen: 1085007# 162 @  
Liebe Sammlerfreunde,

die kleinen Besonderheiten sind es manchmal, die einen Beleg attraktiv wirken und sein lassen. Hier war es eine privat hergestellte Postkarte/Drucksache, welche nur 1x kostete, und nicht 2 bzw. 3x wie eine Postkarte oder gar ein Brief.



Sie war auf sehr schönem und dicken Karton gedruckt worden. Die Entwertung erfolgte mit der verbotenen Farbe lilablau - interessant ist auch der Ankunftsstempel von Dietmannsried, der wie bei einer Postkarte vorne oben links abgeschlagen wurde, statt wie bei einer gewöhnlichen Drucksache hinten - und es ist eine Sondertype mit kleinem Kreis, eine Zwischentype von Winkler Nr. 19, die es nur in ganz wenigen Orten im bayerischen Schwaben gab, in Württemberg schon mehr, daher auch württembergische Type genannt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 18.01.2013 09:31:24 Gelesen: 1084923# 163 @  
Liebe Sammlerfreunde,

um auch der Vormarkenzeit gerecht zu werden, hier mal ein hübsches Stück nach Frankreich.



Der Absender frankierte am 8.12.1812 in Kempten nach Colmar einen Batzen Geld für seinen schweren Brief:

46 Kreuzer für Bayern bis Strasbourg und 25 Kreuzer ab da bis Colmar, welche siegelseitig von den Beamten Strasbourgs in 9 Decimes reduziert wurden.

Mathematisch kann man die 46 Kr. für Bayern nicht nachvollziehen, aber das war damals nicht so wichtig, Hauptsache man hatte nicht zu wenig eingenommen, weil im Rahmen einer Revision einen sonst die finanzielle Keule des Staates Bayern getroffen hätte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.01.2013 00:39:57 Gelesen: 1084807# 164 @  
Liebe Sammlerfreunde,

wer kann mir den Postlauf mit seinen Gebühren schildern?

Liebe Grüsse von bayern klassisch


 
Postgeschichte Am: 23.01.2013 01:50:24 Gelesen: 1084805# 165 @  
@ bayern klassisch [#164]

Hallo Ralph,

ist zwar nicht meine Zeit, versuche mich mal daran.

Postlagerbrief von Neuburg nach Augsburg, da bis 12 Meilen mit 3 Kreuzer austaxiert. Auf Wunsch wurde der Brief nach Würzburg weitergeleitet. Die 3 Kreuzer wurden gestrichen und die neue Gebühr für über 12 Meilen in Höhe von 6 Kreuzern berechnet (und wieder gestrichen oder zittrige Handschrift?). Oben steht etwas mit .... Porto. Kann es aber nicht entziffern (Brille reicht nicht aus). Ist aber wie gesagt nicht meine Zeit.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
bayern klassisch Am: 23.01.2013 10:04:16 Gelesen: 1084788# 166 @  
Hallo Manfred,

vielleicht nicht deine Zeit, aber gut beschrieben allemal! :-)

Er ging von Neuburg an der Donau in das unter 12 Meilen entfernte Augsburg, wofür, wie du richtig geschrieben hast, 3x Porto nach dem Regulativ vom 1.7.1849 anfielen.

Weil er poste restante zu gestellen war, durfte er nicht ausgetragen werden, sondern verblieb bei der Hauptbriefpostexpedition Augsburg im Aushängekasten für restante gestellte Briefe. Das spielte sich alles am 4.7.1849 ab.

Dann muss aber ein Nachsendeauftrag vorgelegen haben, denn von sich aus waren diese Briefe 3 Monate lang auszustecken, was man hier nicht machte. Jedenfalls wollte der Empfänger seine Post nach Würzburg nachgesandt haben und zwar an das philatelistisch berühmte Handelshaus Venino. Herr Wierendorf wollte auch seine restante Briefe in Würzburg zugestellt haben, so dass die Augsburger Post in seinem Auftrag "poste restante" strich und die neue Adresse vermerkte.

Die 3 Kr. für die erste Strecke wurden abgestrichen und durch 6 Kr. ersetzt, weil es von Augsburg nach Würzburg über 12 Meilen waren. Dann hat man bemerkt, dass es ja ein restante Brief war, der mit der Ankunft in Augsburg als zugestellt galt und für den eben keiner zuvor das Porto bezahlt hatte.

Also notierte man oben links "pro 9 xr Porto", also abzuliefern für 9 Kr. Porto, denn die 6 Kr. kamen zu den in Augsburg bereits lastenden 3 Kr. hinzu.

Die Dienstleistung poste restante selbst kostete 4 Kr., war aber "erfolgsabhängig", das heißt, nur wenn der Empfänger auf der Post seinen poste restante gestellten Brief auch abholte, wurden sie von ihm verlangt und flossen in die Kasse der Abgabepost.

Da hier in Augsburg nicht ausgeliefert und für Würzburg als Abgabepost gestrichen, fielen sie erst gar nicht an.

Ich habe den Brief vor über 20 Jahren gekauft, weil mir auch die verschiedenfarbigen Stempel sehr gut gefielen und ich 3 Porti auf einem Brief - noch dazu mit poste restante - bis dato nicht gesehen hatte. Daran hat sich auch nach 20 Jahren intensivster Sammelei nichts geändert und es beweist sich immer wieder, dass gutes Geld für außergewöhnliche Briefe, die schon vor über 160 Jahren selten und ungewöhnlich waren, auszugeben nicht das dümmste ist, was ein Sammler machen kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 29.01.2013 11:25:57 Gelesen: 1084432# 167 @  
Liebe Sammlerfreunde,

vermeintliche Schlichtheit muss nicht zwangsläufig bedeuten, das etwas Massenware ist oder war.

Noch bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein kam es vor, dass zwei Menschen, die nahe beieinander wohnten, der selben Person einen Brief zu schreiben wünschten. In Anbetracht der für uns heute damals hohen Portokosten, versuchten die Korrespondenten dann, nur einen Brief bei der Post aufzugeben, der aber einen weiteren Brief enthielt. Dieses Verfahren nannte man "per Einschluss" bzw. "per Couvert".

Unter eine Couvertierung verstehen wir als die Einlage von Briefen, die andere, als der postalische Absender geschrieben haben. Das konnte einer sein, es gibt aber auch Fälle von bis zu 3 Briefen, die in ein großes Couvert eingetütet worden waren.



Er datiert vom 15.2.1833 und wurde in Dinkelsbühl geschrieben und war als typischer Faltbrief vom Bruder an die Schwester Auguste von Goes in Nürnberg gerichtet. Der Gesamtbrief wog ausweislich seiner Frankotaxe von 6x über 1/2 bis 1 Loth bei einer Entfernung von über 6 bis 12 Meilen, was man ihm nicht so ohne weiteres ansehen würde. Links auf der Adressseite steht noch "Wilhelm Zahn", was aber heutige Sammlerkreise weniger interessieren würde, oder?

Doch weit gefehlt - neben dem eigentlichen Brief lag noch einer von eben diesem Wilhelm Zahn (heute noch) bei, der an die selbe Empfängerin gerichtet war und unten links den Vermerk "p(er) Einschl(uß)" zeigt. Das hat man auch nicht so häufig, dass das Originalschreiben und der Einschlußbrief erhalten geblieben sind und wer weitere Einschlussbriefe von Bayern hat, darf sie hier zur Besprechung gerne zeigen. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.02.2013 12:29:45 Gelesen: 1083590# 168 @  
Liebe Sammlerfreunde,

oftmals erheben sich Fragen bzgl. der Zustellung von Poststücken an Orten ohne eigene Postanstalt. 1844 waren die Postexpeditionen verpflichtet worden, auf den sog. Bestellkreuzer zu verzichten, der allgemein üblich war, auch wenn wir ihn nicht immer auf Briefen sehen.

Danach wurde der Bestellgeldkreuzer nur noch an den Orten erhoben, wo der Vertrag zwischen der bayer. Post und dem Postexpeditor diese Einnahmequelle als Emolument ausdrücklich vorsah.

Für die Zustellung auf dem "flachen Lande" war die Post in der Pfalz durch das neu installierte System der Landpostboten erst ab dem 1.10.1858 zuständig, was sich gut bewährte, so dass man dies 2 Jahre später auch im rechtsrheinischen Bayern einführte.

Zuvor war die Zustellung an Personen gebunden, die gewerblich Poststücke gegen Entgelt von der Postexpedition zum Empfänger brachten. Diese notierten, speziell bei mit Porto belasteten Briefen, ihren Lohn auf den Briefen selbst (Pfalz oft siegelseitig, Restbayern i. d. R. vorderseitig), oder unterließen es, wenn sie z. B. pauschale Abgeltung ihrer Kosten pro Woche oder pro Monat mit dem Empfänger vereinbart hatte (z. B. 2 Gulden je Woche, egal was anfiel, oder 5 Gulden je Monat plus Extras bei schweren Fahrpoststücken usw.).

Heute zeige ich zwei Briefe aus der Zeit des Reglements vom 1.7.1849, welches so bis zum 30.6.1850 in Bayern galt. Das Porto bzw. Franko war noch gleich, es gab also keinen Portozuschlag und das weitere sehen wir hier gleich.



1. Brief aus Würzburg vom 20.7.1849 lief porto, also unfrankiert, nach Michelbach bei Alzenau. 3 Kr. für Briefe bis 1 Loth und 12 Meilen waren korrekt taxiert worden und dieser Betrag stand der Post zu.

Dort angekommen übergab man ihm vertragsgemäß einem konzessionierten Boten zur Bestellung in das etwa 2,5 km entfernte Dorf Michelbach, welche keine eigene Post hatte. Hierfür war der Satz vertraglich auf 2 Kr. festgelegt worden, wie wir an der Summe von 5 Kr. für den Gesamttransport sehen können. Hierbei ist zu beachten, dass bei Portobriefen der Bote das Porto auslegen musste, denn ohne ihre 3 Kr. gab man den Brief natürlich nicht heraus. Kamen an einem intensiven Tag vielleicht 10 oder gar 20 Briefe für ein und denselben Empfänger an, die ja i. d. R. wesentlich höher taxiert worden sein konnten, als dieser "billige" hier, dann musste der Bote ein paar Gulden vorschliessen können, um überhaupt seine Arbeit erledigen zu können.

Hätte der Empfänger, was regelmäßig nicht der Fall war, die Annahme der Briefe verweigert, so wäre der Bote auf seinem "Vorschuss" sitzen geblieben, denn die Post hatte ihre Dienstleistung ja erbracht und alles weitere interessierte sie nicht mehr. Es gab also durchaus ein gewisses unternehmerisches Risiko für diese konzessionierten Boten.



Der 2. Brief datiert vom 3.8.1849 und lief von Augsburg Stadt (Hauptbriefpostexpedition, später verlegt an den Bahnhof) nach Babenhausen. Auch hier blieb der Brief einfach mit 3 Kr. Porto bis 12 Meilen und 1 Loth. Für Babenhausen, das hätte der Absender eigentlich spezifizieren müssen, war die Abgabepost von Illertissen zuständig. Dort wurden die 3 Kr. Postporto gestrichen und um 2 Kr. für den dortigen Boten auf 5 Kr. erhöht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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