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Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
Das Thema hat 2908 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 14.05.2021 16:51:45 Gelesen: 455913# 2134 @  
Liebe Freunde,

ein unbekannter Absender schrieb, wie aus dem Teilinhalt hervorgeht, in "Forstrechtssachen" einen Portobrief am 4.11.184? in Bayreuth "An den wohllöblichen Stadt Magistrat in Auerbach". Da Briefe von Privaten an bayerische Behörden unfrankiert nicht am Schalter annehmbar waren, sondern zur Frankatur dem Absender zurückzugeben waren, wundert hier der Verstoß gegen diese Vorschrift, zumal nichts auf einen Dienstbrief hindeutet.



Zuerst wurde er mit 9x taxiert, dann aber die 9 gestrichen und durch eine 4 ersetzt. Auerbach gehörte zum Postbezirk von Thumbach (Kirchenthumbach), ca. 35 km entfernt und also 3x bis 1/2 Loth und 4x für Briefe über 1/2 bis 1 Loth taxiert. Eine 9x Taxe war gar nicht möglich.

Unten lesen wir: "2 Xr Botenlohn", so dass die dortige Briefbötin 2x für ihren Austrag von der Postexpedition Thumbach bis Auerbach in Rechnung stellte.

Der Brief kam am Folgetag an und das Postporto, wie auch der Botenlohn wurden offensichtlich bezahlt.

Oben rechts steht ein Vermerk, den ich nicht ganz sicher lesen kann: "Wolle die Aufgabe bekannt ?". Wer kann helfen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.05.2021 17:19:59 Gelesen: 455896# 2135 @  
Liebe Freunde,



wie oft es vorkam, dass 2 Gerichtsvollzieher ihren Dienstort tauschen wollten, weiß ich nicht, aber hier war es der Fall. Der Gerichtsvollzieher Weilersbacher in Aschaffenburg wollte mit seinem Kollegen Cuno aus Kronach tauschen und die beiden Ersuchen waren an seine Majestät höchstselbst weitergeleitet worden, worauf seine Majestät am 1.7.1874 an sein Staatsministerium der Justiz schreiben ließ:

Mit allerhöchstem Signate vom 28. Juni l. Js. haben Seine Majestät der König auf allerunterthänigstes Ansuchen der Gerichtsvollzieher Georg Wailersbacher von Aschaffenburg nach Kronach und den Gerichtsvollzieher Wilhelm Cuno von Kronach nach Aschaffenburg, allergnödigst zu versetzen geruht. Hienach ist das Weitere zu verfügen. Die Beilagen des Berichtes vom 18. bzw. 20. v. Mts. folgen zurück.

München, den 1. Juli 1874 Auf Seiner Majestät des Königs allerhöchsten Befehl. Gez. Dr. von Faeustle.

Das entsprechende Aktenkonvolut ging intern nach Bamberg. Dort wurde eine Abschrift der kgl. Verfügung mit weiteren Inhalten garniert vom Oberstaatsanwalte am k. Appellationsgerichte in Bamberg als portofreier Dienstbrief nach Schweinfurt geschickt, wo man den Brief öffnete, sich seinen Teil heraus nahm, den Brief wieder verschloß, "Schweinfurt" strich und durch Aschaffenburg ergänzte. Unglaublich, dass der Brief am 7.7.1874 von Bamberg nach Schweinfurt lief, ausgeliefert und teilkopiert wurde, aufgeliefert wurde (ohne Aufgabestempel!) und noch am selben Tag in Aschaffenburg dem dortigen Gericht ausgetragen werden konnte. In heutiger Zeit völlig unmöglich, sogar theoretisch, von praktisch ganz zu schweigen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 17.05.2021 11:28:09 Gelesen: 454303# 2136 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Postschein der Briefpost der Postablage Aschbach vom 28.01.1868 für ein recommandirtes Schreiben an den Untersuchungsrichter in Windsheim.



Er notierte 7x für das Franko eines über 1-15 Loth schweren Briefes und 6x Reco (Scheingebühr), zusammen 13 Kreuzer.

Wer findet den Fehler? Davon abgesehen, war es natürlich noch früh im Jahr und Einschreiben bei Postablagen waren schon damals die große Ausnahme, daher sei dem Postablageninhaber sein Lapsus nachgesehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 17.05.2021 21:59:03 Gelesen: 454036# 2137 @  
@ bayern klassisch [#2136]

Hallo Ralph,

bei Postscheinen fällt es mir immer noch schwer, aber könnte es etwas mit dem Postablage Stempel zu tun haben denn eigentlich sollte der Brief ja nach Windsheim und nicht in der Ablage Aschbach liegen bleiben.

Das Franko selber war ja korrekt laut Posttarif vom 1.1.1868.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 17.05.2021 22:40:47 Gelesen: 454015# 2138 @  
@ Gernesammler [#2137]

Hallo Rainer,

nein, den Postschein bekam der Absender - aber 6 Kreuzer Chargé gab es seit dem 1.1.1868 nicht mehr, sondern nur noch 7x - daher hatte er sich selbst um einen Kreuzer verrechnet, die diese 7x standen eigentlich ihm zu.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 19.05.2021 13:21:40 Gelesen: 453253# 2139 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief als Regierungs Sache (RS) vom 30.9.1868 vom bischöflichen Ordinariat Augsburg an das katholische Stadtpfarramt in Landsberg hier kam der Brief einen Tag später zur Ausgabe.

Gestempelt wurde mit L2 Zweizeiler "Bahnhof Augsburg" (Winkler 8b) verwendet 1866-69 auf der Rückseite zur Ankunft der Halbkreisstempel von Landsberg (Winkler 12a) verwendet 1861-69.

Das Papiersiegel auf der Rückseite ist auch noch sehr gut erhalten.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 20.05.2021 16:24:23 Gelesen: 452654# 2140 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Fürth vom 23.5.1866 zur Kreuzhütte in Böhmen, gelaufen mit der bayer. Post bis Waldmünchen und von dort mit Boten nach Österreich.



Die Entwertung der Marke auf Kartonpapier erfolgte mit dem wiederaufgelebten geschlossenen Mühlradstempel 145 von Fürth. Die Marke selbst, hätte ich sie nicht unzweifelhaft echt auf Brief, würde ich als 9c ansehen, aber das korreliert nicht mit den bisherigen Stempeldaten, die auf eine späteres Datum hinweisen. Ich denke, dass es vor der 9c noch eine Art Zwischenmarke gab, die wohl unter 9b geprüft wird, aber m. E. eher selten ist, so wie die 9c selbst auch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.05.2021 20:11:58 Gelesen: 449563# 2141 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 29.10.1855-56 aus Ingolstadt spediert an Frau Forstmeister Seippel in Bayreuth dort kam der Brief am 30.10. zur Ausgabe, interessant hierbei der Brief selbst wurde schon am 30.7. geschrieben.

Für das Franko verwendete man zwei Marken zu 3 Kreuzer 2 IIc, das Franko für Briefe bis 1 Loth im Fernverkehr über 12 Meilen (Postvertrag von 1850).
Gestempelt wurde mit geschlossenem Mühlradstempel in der 1.Verteilung Nr.145 und dem Halbkreisstempel Ingolstadt (Winkler 11b) auf der Rückseite zur Ankunft der Halbkreisstempel von Bayreuth (Winkler 13 I).

In der rechten Marke ist unten am linken Wertziffernfeld eine kleine Abspaltung der Rahmenlinie.

Wie komme ich auf das Jahr 1855-56, ab 1855 gab es den Halbkreisstempel von Ingolstadt und Mühlradstempel der 1.Verteilung waren bis 1856 gültig.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 26.05.2021 20:38:51 Gelesen: 449540# 2142 @  
@ Gernesammler [#2141]

Hallo Rainer,

und obendrein stammt die rechte Marke von der linken, oberen Bogenecke - somit kann man nach Sem den Plattenfehler örtlich dokumentieren. Schöner Brief!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 27.05.2021 20:00:42 Gelesen: 449020# 2143 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief als Regierungs Sache (RS) vom 24.9.1842 von der Königlichen Regierung Schwaben und Neuburg aus Augsburg an das Landgericht in Günzburg.

Der Brief war mit Akten und wog mit diesen zusammen 14 Pfund 12 Loth, interessant finde ich der Brief das sind 6 Seiten und diese wurden gebunden.

Wurden für diesen Brief der ja eigentlich eine kostenfreie RS war 11 Kreuzer erhoben oder Botenlohn oder was bedeuten die beiden Striche sonst?

Gestempelt wurde mit L1 Einzeiler Augsburg in rot (Winkler Nr.7) dieser wurde für die Fahr Post genutzt.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 27.05.2021 20:22:24 Gelesen: 449010# 2144 @  
@ Gernesammler [#2143]

Hallo Rainer,

14 Pfund 19 Loth wog das Gebinde total. Die "11" war die Manualnummer, unter der er von Augsburg aus im Fahrpostmanual gelistet worden war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 30.05.2021 17:53:24 Gelesen: 446927# 2145 @  
hallo Sammlerfeunde,

Porto Brief vom 18.8.1850 aus Augsburg von der "Expedition der Allgemeinen Zeitung" als Rechnung über 10 Gulden und 9 Kreuzer an die Rentenverwaltung in Autenried, da es keinen Ankunftsstempel gibt kann ich leider nicht sagen wann dieser dort ankam.

Das Porto betrug für den Brief bis 1 Loth laut Postvertrag von 1850 für unfrankierte Brief bis 12 Meilen 6 Kreuzer, diese wurden vorderseitig handschriftlich vermerkt.

Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel mit Zierstücken von Augsburg (Winkler Nr.10), auf der Rückseite ist nichts.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 02.06.2021 13:39:45 Gelesen: 445541# 2146 @  
Liebe Freunde,

manchmal ist man für Beifang auch dankbar - ein blaues Kuvert des königlich-bayerischen Hoflieferanten Barbarino & Kilp [1], vormals Georg Ostermaier am Marienplatz in München, wurde mit 10 Pfg. korrekt frankiert an das "Verehrliche Verlags Comptoir der Augsburger Abendzeitung in Augsburg", wo es auch, am 6.5.1890 in München I abgesandt, am Folgetag ankam.



Als bayer. Hoflieferant wäre mir der Name Ostermaier allerdings geläufiger erschienen, als Barbaino & Kilp, aber so war es halt schon damals, in der ach so guten, alten Zeit.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://www.historische-projekte.de/buecher/barbarino-kilp/
 
filunski Am: 06.06.2021 00:43:42 Gelesen: 444093# 2147 @  
Verehrte Bayern-Fans (die der Philatelie, ;-))

ich melde mich heute mal hier im Thema zu Wort, da der Beleg, wie ich meine, durchaus sehenswert ist, auch wenn es nur eine ganz einfache, sicher nicht wertvolle und für viele vielleicht ganz lapidare Alltäglichkeit darstellt.

Hier der Beleg, eine Ganzsachen-Postkarte aus dem Oktober 1883, gelaufen aus dem oberpfälzischen Städtchen Hemau ins schwäbische Augsburg:



Sehenswert, weil hier, wie damals noch üblich, sehr schön und in diesem Fall auch noch mit durchgängig ordentlichen Stempelabschlägen der Postweg dokumentiert wird.

Die Karte wurde am 18. Okt. abends (6-7 Nm) in Hemau aufgegeben.



Am nächsten Morgen (Vor 7-8) lag sie schon bei der nächsten zuständigen Postexpedition in Beratzhausen vor, waren ja auch nur ca. 7 km.



Schon eine Stunde (Vor 8-9) später hatte die Karte dann den nächsten, ca. 30 km entfernten Knotenpunkt, Regensburg erreicht.



Und noch am selben Tag erreichte die Karte ihr Ziel Augsburg.



Das war vor 140 Jahren! Unsere heutige DPAG wäre froh, wenn das heute noch immer so schnell klappen würde. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
Gernesammler Am: 08.06.2021 20:07:19 Gelesen: 443652# 2148 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief vom 3.2.1855 aus Königsee über Saalfeld nach Ebern an das hiesige Landgericht spediert, dort kam der Brief am 5.2.1855 zur Ausgabe.

Für das Porto hatte der Empfänger 6 Kreuzer für Thurn & Taxische Post zu zahlen und auf Bayrischer Seite nochmals 6 Kreuzer was für etwas über 12 Meilen recht teuer erscheint.

Gestemnpelt wurde mit Einkreisstempel Königsee (Feuser 1786-3 mit Jahr)dem Einkreisstempel von Saalfeld (Feuser 3059-6) und dem L2 Zweizeiler von Coburg (Feuser 593-5) , zum Schluß zur Ausgabe wurde noch der Halbkreisstempel von Ebern abgeschlagen.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 08.06.2021 23:02:36 Gelesen: 443643# 2149 @  
@ filunski [#2147]

Hallo Peter,

Gutes muss nicht teuer sein - hier hast du eine sehr schöne Karte gekauft, die im Einzeltransit (also von Post zu Post) gelaufen war, was zu dieser Zeit nicht sooo leicht zu finden sein dürfte. Das ist Luxus, wie ihn sich jeder Sammler wünscht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 08.06.2021 23:04:56 Gelesen: 443641# 2150 @  
@ Gernesammler [#2148]

Hallo Rainer,

in den frühen Jahres des Postvereins hat manchmal die eine Postverwaltung der anderen bei der Taxierung nicht so recht getraut - hier hatte Bayern 6x notiert, die Taxis nur wiederholt hat, daher war 1855 im Postverein ein doppeltes Porto nicht möglich, da alles allein der Aufgabepost zukam (hier: Bayern).

Es gibt sogar 3-Länder-Briefe, bei denen 3 gleiche Taxierungen zu sehen sind, weil jeder glaubte, selbst das Endporto notieren zu müssen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.06.2021 11:16:34 Gelesen: 442587# 2151 @  
Liebe Freunde,



orange Kuverts findet man bei der Fahrpost hin und wieder, von daher sind sie nichts Besonderes. Aber ein dickes Kuvert aus Altenmuhr mit dieser Adresse findet man sicher nicht jeden Tag:

"An Seine Kgl. Hoheit des Brinsregenten in München"

Als schwerer Brief mit 20 Pfg. korrekt frankiert kam das am 17.10.1904 um 7-8 Uhr vormittags aufgegebene Kuvert am selben Tag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr in München 2 zur Ausgabe. Es wurde nur mit Handschuhen bei der Post angefasst und Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzregenten Luitpold sofort ausgetragen bzw. seiner Kanzlei übergeben.

Die Orthographie hätte ich mir eher besser vorgestellt, als sie in Altenmuhr war, zumal das Staatsoberhaupt äußerst beliebt war und man die richtige Schreibweise an jeder Ecke 100 mal korrekt lesen konnte.

Bisher konnte ich kaum Briefe an Luitpold finden, jedenfalls deutlich weniger, als die eh schon seltenen an die verschiedenen bayer. Könige. Wer weitere Stücke besitzt, darf sie gerne hier zeigen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.06.2021 11:25:06 Gelesen: 442585# 2152 @  
Liebe Freunde,



leider nur eine Vorderseite, aber doch ganz interessant: Einfacher Brief vom 26.51869 (wie ich vermute) von Emskirchen mit folgender Anschrift:

"Herrn Wolfgang Conrad Braun Schneidergesellen bei Herrn Schneider-meister Schopach in Bensheim Im Großherzogthum Baden".

Nun ja, geographische Kenntnisse waren schon damals nicht jedermanns Sache und dass Bensheim nie badisch, aber hessisch war, störte die Post ja damals eher wenig, weil sie das gut zuordnen konnte. Nicht jedoch so hier - man strich "Bensheim" durch und notierte "retour 27/5". Eigentlich hätte die Post des NDB den Brief kostenlos weiterleiten sollen, aber das tat sich nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 13.06.2021 18:03:48 Gelesen: 442568# 2153 @  
@ bayern klassisch [#2152]

hallo Ralph

auch wenn es nur eine Vorderseite ist, schön anzusehen ist das gute Stück auf jeden Fall und interessant noch dazu.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 15.06.2021 12:37:39 Gelesen: 442498# 2154 @  
Hallo Rainer,

danke sehr - ich bemühe mich halt immer auch ein wenig Hübsches hier zu zeigen. :-)

Liebe Freunde,

manchmal kauft man Briefe einfach deswegen, weil die Optik dessen, was man veranschaulichen möchte, passt, auch wenn sie sich sonst eher durchschnittlich präsentieren und sogar hinten und innen nicht zu glänzen wissen.





Auf dem Weg zum dokumentarischen Stempel gab es ein Wettrennen zwischen der Post und Privaten bzw. Firmen, die beginnend mit dem Ende der 1860er Jahre auch ihre Briefe mit umfassend informierenden Stempeln versehen wollten und dabei nicht immer auf die qualitätiv schwankenden Leistungen ihrer Aufgabepost vertrauen wollten.

Die Firma Scharrer & Söhne in Nürnberg, im Hopfenhandel involviert, sandte am 1.6.1869 einen einfachen Brief an die Firma Leonhard Eckert, Hopfenverkäufer, in Lauf ab. Sie gab ihn am heimischen Bahnhof auf, wo die Marke und der Brief selbst mit dem modernen Einkreisstempel mit Angabe des Datums, des Monats, des Jahres und der 2-Stunden-Angabe bedruckt wurde - präziser ging und geht es nicht.

Aber das scheint nicht immer dort der Fall gewesen zu sein, denn über dem Aufgabestempel der Post thront noch einer des Handelshauses, in dem bis auf die Stundenangabe alles so "kopiert" wurde, wie beim originalen Poststempel selbst, jedoch noch mit dem Namen des Absenders. Im Inneren nahm man Bezug auf ein eingehendes Schreiben vom Vortag (!) und man erkennt daraus, wie schnell die "gute, alte Zeit" doch geworden war.

Im Briefinneren erkundigt man sich nach Menge, Qualität und sonstigen Umständen des aktuellen Hopfenanbaus und fragte beim Empfänger an, wie viele leere Säcke dieser noch von der Absenderfirma dort hätte. Aber das ist ein anderes Thema (Emballagen waren für die damalige Zeit sehr wichtig, ihr Hin- und Hertransport, ihre Kosten, ihre Kurse, Preise usw.), auf das ich heute nicht hier eingehen möchte und das eher zur Wirtschaftsgeschichte zählt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 15.06.2021 12:48:26 Gelesen: 442495# 2155 @  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, auf die wartet man sein Leben lang - hier ist so einer, der auch noch 2 Themenbereiche in sich vereinigt, auch wenn er nicht sehr luxeriös daher kommt, aber man kann nicht alles haben, zumindest nicht in nur einem Leben.



Einfacher Brief aus München vom 24.10.1874 mit folgender, auf Front- und Heckseite übergehenden Anschrift nebst Präzisierungen durch die alleinige Hand des Absenders:

Frau Rentiere Nitsche in Berlin - frei - Körner und Steglitzer Strasse Ecke, wenn man von der Potsdammer Str. einbiegt auf der linken Seite

Der Dame ihr Neffe Herr Küntz Wohnt mit der Tante zusammen. Der Straße gegenüber, ist ein Holz und Torf - Geschäfte und der Durchgang nach der Kurfürsten Strasse.

Eine vergleichbar präzise Adresse habe ich noch nie gesehen - sehr lange hat man selbst im großen Berlin sogar ohne jede Straßenangabe gewußt, wer der Empfänger war, ohne gleich die Familienverhältnisse siegelseitig mitgeteilt zu bekommen.

Bonus ist der Vermerk vorne links unten: "Einliegend Veilchen". Nun darf ich leider berichten, dass der Geruch von Veilchen heute, nach exakt 147 Jahren, leider nur noch zu ahnen ist und enthalten ist in dem Kuvert leider auch keines mehr, aber das soll mir die Ansicht des Stücks nicht trüben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.06.2021 13:47:00 Gelesen: 442458# 2156 @  
Liebe Freunde,

heute mal 2 sogenannte "Bischofsbriefe" in feiner Erhaltung - aber nicht wie üblich an den in München-Freising, sondern den in Speyer.





Der 1. datiert vom 1.8.1841 und lief vom kath. Pfarramte Hatzenbühl (ein Kuhkaff) an das bischöfliche Ordinariat in Speyer.

Der 2. datiert vom 29.7.1848 vom kath. Pfarramt Germersheim und war an seine hochwürdigste Gnaden, den Herrn Bischof Dr. Weis [1] in Speyer gerichtet, wo er noch am selben Tag ankam und ausgetragen wurde. Schön sind die farbigen Halbkreisstempel, die dem Ganzen ein Gesicht geben.

Viele Bischofsbriefe an den in Speyer gibt es aber nicht, jedenfalls nicht auf dem freien Markt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Weis
 
Gernesammler Am: 20.06.2021 15:58:57 Gelesen: 441161# 2157 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Porto Brief von F.W.Ilgen vom 28.2.1851 aus Rheydt in Preussen als Rechnungsbrief über 80 Gulden 19 Kreuzer an Christian Groninger in Uffenheim spediert, dort kam der Brief am 2.3.1851 zur Ausgabe.

Es ist ein Brief nach dem 1.7.1850 (DÖPV), daher hatte Preussen das Porto (es gab nur noch eines!) in rheinischen Kreuzern zu notieren, also über 20 Meilen 9 Kreuzer plus 3 Kreuzer Portozuschlag = 12x, wie notiert.

Bayern hätte da gar nichts machen müssen - aber nach alter Sitte hat man bei fremden Briefen den Auslagestempel abgeschlagen, der ja früher das FREMDE PORTO angab, aber hier gab es kein fremdes Porto mehr, sondern nur das Vereinsporto, das allein Preussen zustand.

Preussen wiederum hat am Anfang des DÖPV der Sache mit den süddeutschen Staaten und der fremden Kreuzerwährung nicht wirklich getraut, daher hat man sicherheitshalber hinten 4 Sgr. notiert, dem postalischen Äquivalent der vorne notierten 12x.

Genau das macht den Brief besonders und er wäre als "Anfangsbrief" des DÖPV sowohl für Bayern, als auch für Preussen geeignet.

Als ob das nicht schon genug wäre, lief er noch über Gebiet von Thurn und Taxis, das noch NICHT im DÖPV war, aber das war gratis für den Empfänger, weil immer derjenige die Transitkosten für vereinsländischen Transport zahlen musste, der das Porto kassierte - hier also Preussen. Aber Taxis bekam nicht viel Geld, von daher war das kein Kostenfaktor, der Preussen dazu verleitet hätte, den Brief um Taxisgebiet herum zu leiten, so dass er nur Preussen und Bayern tangiert hätte.

Gestempelt wurde mit R2 Rahmenstempel von Rheydt sowie dem Würzburger Auslagenstempel auf der Rückseite noch der Ankunftsstempel von Würzburg, Zweikreisstempel mit Zierstücken (Winkler Nr.10).

Die Rechnung innen ist auch sehr schön anzusehen, angefangen der Vordruck zum Briefkopf genau wie der Rechnungskopf selber.

Besten Dank an einen netten Freund der mir diesen Brief empfohlen und beim entwirren des Portos geholfen hat.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 20.06.2021 17:28:00 Gelesen: 441153# 2158 @  
@ Gernesammler [#2157]

Hallo Rainer,

ganz feines Stück - klasse, dass du den gekauft hast.

Der Absender hieß Croninger und an ihn lief eine ganz nette Korrespondenz, auch wenn nur wenige Briefe so interessant sind, wie dieser hier.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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