Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Altdeutschland Bayern: Portobestimmung von Belegen
dr31157 Am: 18.03.2019 20:02:42 Gelesen: 2302# 1 @  
Eingeschriebener Eilbrief von Gerolzhofen nach München

Hallo,

ich meine der Brief ist philatelistisch total überfrankiert.

Brief vom 29.05.1920 = Tarif vom 06.05.1920: Brief bis 250 g im Fernverkehr = 60 Pf. + Einschreibgebühr = 50 Pf. + Eilzustellung im Orts-Zustellbezirk? = 100 Pf. = insgesamt 2,10 M. wären ausreichend gewesen. Frankiert wurde mit Mi.-Nr. 131 u. 133 I = 4 M.

Habe ich mit der Gebührenberechnung recht? Unklar ist mir ob evtl. der Eil-Zustelltarif im Landzustellbezirk für München = 2 M. zum Tragen käme.

Habe ich etwas übersehen?

Freundliche Grüße
Detlef


 
erron Am: 19.03.2019 10:34:54 Gelesen: 2230# 2 @  
@ dr31157 [#4]

Nein, du hast nichts übersehen.

Brief bis 250 g im Fernverkehr = 60 Pf. Plus Einschreibgebühr = 50 Pf. Plus Eilzustellung im Orts-Zustellbezirk = 100 Pf. = insgesamt 2,10 M.

Der Beleg ist überfrankiert.

mfg

erron
 
dr31157 Am: 19.03.2019 10:51:00 Gelesen: 2223# 3 @  
Alles klar. Danke.

mfg detlef
 
dr31157 Am: 23.05.2020 17:54:28 Gelesen: 1927# 4 @  
Portobestimmung (Bayern Tarif vom 06.05.1920)

Hallo zusammen,

ich zeige hier einen eingeschriebenen Eilbrief von Gerolzhofen nach München. Frankiert ist er mit 4 Mark.



Nach meinen Berechnungen ist er ziemlich überfrankiert:

Porto bis 250 g im Fernverkehr = 60 Pf.
Einschreibgebühr = 50 Pf.
Eilzustellung im Ortsbezirk = 100 Pf. = 210 Pf. = Überfrankatur = 190 Pf. oder
wenn evtl. Landzustellbezirk = 200 Pf. = 310 Pf. = Überfrankatur = 90 Pf.
 

Welche Berechnung ist richtig oder habe ich etwas übersehen?

Viele Grüße
Detlef
 

bayern klassisch Am: 23.05.2020 18:09:53 Gelesen: 1924# 5 @  
@ dr31157 [#4]

Hallo Detlef,

das ist ein reiner Sammlerbrief - alles schön, nur halt nicht portogerecht (ich habe deine Berechnung nicht nachgeprüft, aber sie sieht plausibel aus).

In München gab es keinen "Landzustellbezirk".

Liebe Grüsse,
Ralph
 
dr31157 Am: 23.05.2020 18:41:31 Gelesen: 1919# 6 @  
@ bayern klassisch [#5]

Hallo Ralph,

wie ich es mir gedacht habe. Vielen Dank.

Viele Grüße
Detlef
 
Journalist Am: 25.07.2023 21:44:01 Gelesen: 603# 7 @  
Hallo an alle,

anbei eine Ansichtspostkarte von Hof:



frankiert ist die Postkarte mit einer 5 Pfennig Bayern - der Absender hat die Karte aber scheinbar erst später in Plauen am 26.7.1903 eingeworfen.



Scheinbar wurde das Porto in Nürnberg beim Eingang kontrolliert und es wurde ein Nachentgelt von 5 Pfennig festgelegt ?

Kennt sich hier jemand vielleicht besser aus und kann das genauer erklären ? - schon jetzt danke für passende Antworten.

Viele Grüße Jürgen
 
bayern klassisch Am: 25.07.2023 21:55:15 Gelesen: 596# 8 @  
@ Journalist [#7]

Hallo Jürgen,

cum grano salis:

die Portokontrolle Nürnberg stellte fest, dass die Bayernmarke in Plauen keine Frankaturkraft hatte. Also wäre der doppelte Betrag einer für eine Postkarte nachzuerheben gewesen = 10 Pfg.

Da es aber eine bayerische Marke war, zog man diese 5 Pfg. von den 10 Pfg. ab und es verblieben 5 Pfg. für den Empfänger zur Zahlung.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Journalist Am: 26.07.2023 11:58:59 Gelesen: 564# 9 @  
@ bayern klassisch [#8]

Hallo Ralph,

zuerst einmal danke für deine interessante Antwort. Mit dem lateinischen Spruch konnte ich allerdings nicht so viel anfangen, den das war damals in meiner Schulzeit nicht gerade mein Lieblingsfach. :-)

Nun aber zu Deiner Erklärung und ergänzenden Fragen zu den Beleg:

War die Anerkennung der 5 Pfennig beim Strafporto eine Kulanzregelung oder gab es hier sogar entsprechende interne Anweisungen ?

Interessant ist für mich der Zusatzstempel "Porto Controle - Nürnberg". Da ich wie bekannt eher keine alten Belege sammle, eine Frage zu dem Zusatzstempel.

Gab es soetwas nur in Bayern und wenn ja von wann bis wann ungefähr oder auch in anderen Ländern ? Waren dies extra Postbeamte, die diese Kontrollen durchführten ?

Vermutlich gab es solche Stempel nur in großen Orten ?

Soweit einige ergänzende Fragen, den die Nachentgeltbearbeitung der Neuzeit kenne ich gut, überrascht hat mich wie gesagt dieser Kontrollstempel, sozusagen eine Art Vorläufer der heutigen gelben Zettel :-), daher meine ergänzenden Fragen.

Schon jetzt danke für die ergänzende Antwort - viele Grüße Jürgen
 
bayern klassisch Am: 26.07.2023 12:15:00 Gelesen: 562# 10 @  
@ Journalist [#9]

Hallo Jürgen,

War die Anerkennung der 5 Pfennig beim Strafporto eine Kulanzregelung oder gab es hier sogar entsprechende interne Anweisungen?

Schon in der Kreuzerzeit bis 1875 galt, dass bei unfrankierten Sendungen (ungültige Marke = unfrankierte Sendung) der Wert der Marke(n) anzurechnen war, wenn das Poststück in das Land geschickt wurde, in dem die bei der Aufgabe ungültige Marke emittiert wurde. Ich kann nicht genau sagen, wie lange es so gehandhabt wurde, weil ich die Pfennigzeit nicht sammle.

iInteressant ist für mich der Zusatzstempel "Porto Controle - Nürnberg". Da ich wie bekannt eher keine alten Belege sammle, eine Frage zu dem Zusatzstempel.
Gab es soetwas nur in Bayern und wenn ja von wann bis wann ungefähr oder auch in anderen Ländern ? Waren dies extra Postbeamte, die diese Kontrollen durchführten?(/i)

Aufgrund des in den 1870er und 1880er stets stark steigenden Postaufkommens wurde intern festgestellt, dass dem Staat viel Geld verloren ging, weil Sendungen unterfrankiert bzw. unfrankiert zugestellt wurden, ohne nachtaxiert worden zu sein. Daher wurden in den 1890er Jahren (meine ich) fachlich gut ausgebildete Beamte bei größeren Poststellen mit diesen Porto-Controll-Stempeln versehen, die die frankierten Poststücke überprüfen sollten. Stellten sie Unterfrankaturen fest, sollten sie als Zeichen ihrer Kontrolle ihren Stempel vorne abschlagen und die Taxnachberechnung = das Nachporto für den Empfänger vorn notieren.

Diese Porto-Controll-Stempel gab es aber schon in anderen Ländern lange vorher (Österreich z. B.) an Postorten, wo nicht nur viele Postaufgaben erfolgten, sondern auch wo die Post als Relaisstation (Transitpost) fungierte und man schnell die verklebten Franki überprüfen konnte, ohne im ganzen Land herum reisen zu müssen.

In Bayern endete die Porto-Controlle 1920 mit der Aufgabe der bayer. Staatspost. Ich meine aber, dass auch später im Dt. Reich noch Controllen stattfanden, aber das müssen andere beurteilen.

Vermutlich gab es solche Stempel nur in großen Orten?

Ja, an Orten mit nur geringem Postaufkommen hätte es sich kaum rentiert. Jeder dafür eingesetzte Beamte musste ja mehr an Nachporto einfordern, als seine Stelle mit seinem Gehalt kostete, also eine Sache ärarischen Denkens und Handelns der damaligen Staatsposten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.