Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Prüfersignaturen: Was bedeutet "tiefstgeprüft" ?
Richard Am: 17.02.2020 18:32:22 Gelesen: 2120# 1 @  
Hallo lueckel,

Du kaufst und verkaufst ja auch auf der PPA Auktion. Hier als Beispiel ein Los, dass Du erworben hast:



https://www.ppa-auktion.de/cgi-bin/auktion.pl?do=bu&bu=352&lo=284389

Postfrisch, tiefstgeprüft Schlegel, Michel 220 Euro, für 26 Euro = 12 %. Das ist durchaus ein normaler Preis und dazu kommen keine weitere Kosten ausser dem Porto.

Schöne Grüsse, Richard
 
stephan.juergens Am: 17.02.2020 22:34:47 Gelesen: 2052# 2 @  
Richard: Ich hasse das Wort "tiefstgeprüft".

Die Marke ist signiert - nicht geprüft. Die Signatur gibt zweierlei an: a) dass der Prüfer meint, dass die Marke echt ist und b) die Qualität der Marke (aus der Sicht des Prüfers) zum Zeitpunkt der Signierung.

Nicht mehr, und nicht weniger. Ob man bereit ist, der Meinung des Prüfers, dass die Marke echt ist, zu folgen, bleibt dem Käufer überlassen (über Fehlprüfungen habt ihr einen eigene Thread und gefälschte Signaturen kommen auch ab und an vor), und sich auf die Qualitätseinstufung eines Fließbandprüfers wie Schlegel zu verlassen, ist m.E. grob fahrlässig. Schon beim öffnen der Prüfsendung kann die Marke einen Bug mehr bekommen, als zum Zeitpunkt der Signatur, und wenn der Briefträger der Brief längere Zeit dem Regen ausgesetzt hat kann sich auch das Gummi verändert haben - nicht zu schweigen von den Dingen, die passiert sein können, seit die Marke vor 30 Jahren signiert worden ist - wobei ich ehrlich nicht weiß, seit wann Andreas Schlegel prüft - vor 45 Jahren in Jugendgruppenzeiten war das noch der Papa, der diese Marken prüfte.

[Redaktionell ausgegliedert aus dem Thema "Tipps für zuverlässige Versandhändler".
 
22028 Am: 18.02.2020 10:10:34 Gelesen: 1983# 3 @  
@ stephan.juergens [#2]

Das Problem ist doch dass ungeprüfte Marken, selbst im niedrigen zweistelligen Preissegment, kaum noch verkäuflich sind.

Woran liegt das? Kann es sein, dass die Sammler nicht mehr in der Lage einfachste Sachen selbst zu erkennen? Oder was noch schlimmer ist, nicht mehr gewillt sind sich Fachkenntnisse anzueignen und daher einfach nur noch "durch Stempel verunzierte Marken" kaufen?
 
Briefmarkenburny62 Am: 18.02.2020 23:05:06 Gelesen: 1851# 4 @  
@ 22028

Dann zeige mir doch mal die Profikenntnisse, welche es z.b bei Ebay erlauben, bei einem Photo mit geringere Auflösung, wo nur die Vorderseite eingescannt ist zu entscheiden, ob die Marke postfrisch ist oder nicht? Und solche Angebote gibt es zigtausendfach!

Ob man nun unbedingt Prüfungen braucht, hängt auch viel von dem Zeigen des Angebotes ab und natürlich vom Vertrauen gegenüber dem Verkäufer. Und hier sinkt z.B. mein Vertrauen bei Ebay gegenüber dem Verkäufer mittlerweile gegen null! Verkäufer, welche nicht gewillt sind, das vernünftig zu zeigen, was sie verkaufen, sind in der Regel auch nicht vertrauenswürdig.

Fehlprüfungen von Marken hat es immer gegeben, aber Dank dem einheitlichen Regelwerk des BPP für alle Prüfer dürften Fehlprüfungen einen Anteil von 0,001 oder weniger haben. Das ist mehr als deutlich besser als ich je selber in meinen Sammelgebieten prüfen könnte. :)

Wenn also eine Marke BPP tiefstgeprüft ist, hat die Marke nach einem Regelwerk des BPP durch einen BPP-Prüfer den Status einwandfrei erreicht! Natürlich zum Zeitpunkt der Prüfung. 40 Jahre später hat diese Prüfung der Marke natürlich nicht automatisch dieselbe Aussage, aber: Man kann nun die Marke begutachten mit der Frage: Was spricht dagegen, dass die Marke tiefgeprüft ist? Das ist viel leichter als eine Marke komplett zu begutachten und macht Kaufentscheidungen deutlich einfacher.

Ich habe zum Beispiel eine tiefstgeprüfte Marke von W. Engel aus Altdeutschland deswegen günstiger im Ausland bekommen, weil Sie Rot geprüft ist. Der Markenhändler in Frankreich hat hier deutlichen Rabatt gegeben. W. Engel hat vor der BPP-Zeit nur in Rot geprüft und seine Prüfungen und Kenntnisse waren sehr weitreichend (fast ein Universalprüfer). Zur Zeit der Prüfung war die Marke also echt und einwandfrei. Dank des Rabattes vom Händler konnte ich so eine hervorragende gut erhaltene Marke preisgünstig erwerben!

Auch von Pfenninger vor der BPP-Zeit habe ich eine tiefst-geprüfte One-Penny Black im Ausland erwerben können. Als ungeprüft mit Besitzerzeichen wurde sie vom Händler dargestellt. Das Wissen um alte Prüfzeichen kann sehr von Vorteil sein.

Franz Pfenninger war vor der BPP-Zeit auch so ein Fastuniversalprüfer mit enormen Wissen. Seine Prüfungen sind bei Standardware wie die One-Penny und vielen anderen europäischen Werten absolut zuverlässig.

Deutschland muss sich wirklich nicht seiner Prüfer schämen. Wir haben eine sehr erfolgreiche und lange Prüfgeschichte. Tiefstgeprüft ist also nicht nur mal eben so ein Abstempeln des Prüfstempels auf den Markenrücken. :)

Gruß
Briefmarkenburny
 
olli0816 Am: 19.02.2020 09:44:48 Gelesen: 1765# 5 @  
@ 22028 [#3]

Hallo,

das glaube ich nicht, dass ungeprüfte Marken selbst im mittleren Bereich unverkäuflich sind. Ebay zeigt doch das genaue Gegenteil. Dort werden unzählige Marken ohne Prüfung verkauft und damit meine ich jetzt nicht die Mickey Maus - Fälschungen mit den falschen Prüfstempeln. Marken vom Bund aus den frühen 1950ern sind durchaus gesucht, auch wenn die Preise in den letzten Jahren kontinuierlich nachgegeben haben.

Mit Signaturen wird gerade auf Verkäuferseite gerne gespielt. Viele wissen bei alten Abstempelungen auf der Rückseite der Marke gar nicht, ob es eine Altsignatur oder nur ein Besitzerzeichen ist. Das wissen selbst viele Verkäufer nicht und ich persönlich ignoriere diese Stempelungen, wo ich nicht weiß was das genau ist komplett. Für mich sind aktuelle Prüfungen interessant und das bei höherwertigen Material. Es kommt auch auf die Quelle an, wo ich etwas erwerbe. Briefmarkenburny schreibt etwas, was ich sofort unterschreibe: Sehr viele Händler auf eBay/Delcampe sind einfach nicht vertrauenswürdig. Viele von denen wissen gar nicht was sie anbieten, dann gibt's diejenigen die gerne andere Leute betrügen, dann Leute die glauben sich über die aktuellen Gesetze hinwegsetzen zu dürfen indem sie kein Rückgaberecht einräumen und so manches mehr.

Bei solchen Händlern kaufe ich grundsätzlich nicht. Ein Händler, der kein Rückgaberecht einräumt ist bei mir sofort raus. Auch Angebote, wo der Verkäufer "vorgibt", keinerlei Ahnung zu haben (verarschen kann ich mich selber) wird mit mir keinen Umsatz machen. Man kann über Paypal schimpfen wie man will, aber ich bin inzwischen gnadenlos geworden, wenn der Artikel nicht der Beschreibung entspricht. Ich überweise bei eBay grundsätzlich nichts mehr, sondern zahle ausschließlich mit Paypal. Die Zeitgenossen, die das nicht wollen: Nicht mein Problem.

Warum schreibe ich das, obwohl es um tiefstgeprüft geht. Angebote sind mit geprüften Material natürlich höher bezahlt. Aber wenn ich nicht weiß, ob die Signatur OK ist (auch wenn tiefstgeprüft :)) oder es etwas altes ist, das ich nicht einordnen kann, ist es ohne Belang. Ich bin ein großer Freund von den kleinen Kärtchen mit den Kurzbefunden, weil die schwerer zu fälschen sind. Außerdem gibt es immer mehr Zeitgenossen, die Signaturen bei ungestempelten Marken als wertmindernd ansehen (soll mir recht sein, bekomme ich diese Sachen preisgünstiger). Dazu kommt, dass mit so einer Signatur so manche Marke komplett ruiniert wurde, weil die Signatur durchscheinend ist. Ich besitze z.B. eine gestempelte 10 Kreuzer - Marke von Bayern, die etwas wertvoller ist und durch die Tiefstprüfung auf diese Weise ruiniert wurde. Das krasseste was ich in Punkto Tiefstsignatur gesehen habe, waren bei der SBZ gestempelte Marken auf Zigarettenpapier, wo man dann die Signatur komplett spiegelverkehrt von vorne sehen konnte. Das heißt, in dem Moment, wo die bekloppte Signatur aufgestempelt wurde, war die Marke kaputt und der aufgestempelte Status obsolet.

Im übrigen habe ich bisher wesentlich mehr Marken vom Bund aus der Zeit von 1949 bis 1955 unsigniert bekommen, auch wenn signierte dabei waren. Die werden ohne Probleme von Sammlern gekauft. Damit meine ich nicht die FAUX-Teile oder die doch nicht so seltenen Falschstempelungen, sondern ganz einwandfreie Marken. Selbst die oben abgebildete Marke habe ich unsigniert, zwar in Zusammenhang mit einer Sammlung gekauft, aber auch nicht den Plan sie zum prüfen zu schicken. Ich weiß, dass sie postfrisch ist und damit ist gut. Marken von Bund/Berlin sind sowieso nicht meine Interessensgebiete. Ich bin mir sicher, dass der nächste Besitzer sie also unsigniert bekommt und dann entscheidet, was auch immer er machen möchte. In der heutigen Zeit, wenn mir finanzielle Werte bei Marken wichtig sind, würde ich aber auf jeden Fall auf den Kurzbefund gehen. Zum Glück ist mir das völlig egal, weil es nur ein Hobby für mich ist.

Grüße Oliver
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.