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Thema: Alliierte Besetzung Bizone: Zurück wegen fehlendem Absender ?
Franz-Karl Lindner Am: 10.04.2020 17:06:57 Gelesen: 4594# 1 @  
Zurück wegen fehlendem Absender ?

Hallo zusammen,

kann mir jemand den Zusammenhang erklären? Zeige hier eine Karte aus Timmendorfer Strand nach Berlin vom 2.8.48. Darauf befindet sich ein Zusatzstempel, allerdings nur rudimentär lesbar. Könnte aber heißen:

ZURÜCK / Ohne Absender.../ daher von der ..../ ausgeschlossen

Meine Fragen:

1. Kann mir jemand den Stempel "vervollständigen"?
2. War die Absenderangabe zu der Zeit vorgeschrieben, auch bei Ansichtskarten? Was war die Grundlage?

Schon jetzt herzlichen Dank für die Hilfe und
herzliche Ostergrüße in dieser "beeindruckenden" Zeit - bleibt gesund

Franz-Karl


 
wessi1111 Am: 10.04.2020 17:23:15 Gelesen: 4583# 2 @  
@ Franz-Karl Lindner [#1]

Hallo Franz-Karl,

selbst wenn die Absenderangabe vorgeschrieben war, wovon ich ausgehe, an wen könnte die Sendung denn zurückgehen, wenn kein Absender drauf ist, da beißt sich der Hund in den Schwanz.

Gruß
Wessi
 
Franz-Karl Lindner Am: 10.04.2020 17:35:03 Gelesen: 4572# 3 @  
Sehe ich ähnlich. Aber trotzdem muss es sich ja um etwas Postalisches handeln, oder?
 
bovi11 Am: 10.04.2020 17:36:28 Gelesen: 4572# 4 @  
@ Franz-Karl Lindner [#1]

Wie wessi1111 schon zutreffend schreibt, ist eine Rückleitung an den Absender nicht möglich.

Der Stempel gibt in keinem Fall Sinn, denn ohne Absender ist eine Karte nie zurückzuleiten. Bei einem Brief wird man nach Öffnen eventuell noch einen Absender ermitteln können.

Aufschluß über das Schicksal der Karte könnte man über die Herkunft bekommen. Stammt sie aus dem Nachlaß der Familie Horn aus Berlin, ist sie wohl ganz normal befördert worden.
 
volkimal Am: 10.04.2020 18:15:05 Gelesen: 4544# 5 @  
@ Franz-Karl Lindner [#1]

Hallo Franz-Karl,

ich habe den Stempel mit der Bildbearbeitung einmal etwas stärker herausgeholt:



Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Stempeltext lautet:

"Zurück! / Ohne Absenderangabe / von der Beförderung / ausgeschlossen".

Viele Grüße
Volkmar
 
Postgeschichte Am: 10.04.2020 18:56:20 Gelesen: 4508# 6 @  
@ Franz-Karl Lindner [#1]

Volkmar hat den Text korrekt angegeben. Da der Absender nicht angegeben war, wurde die Karte von der Beförderung ausgeschlossen. Die Maßnahme entspricht den Bestimmungen für die Zivilbevölkerung in Deutschland unter der Herrschaft der Militärregierung. Gemäß Nr. 8 Abschn. II war nach den Postbestimmungen der Absender mit seiner ständigen Anschrift anzugeben. Das Postamt, welches den Stempel verwendete, hat entsprechend der Vorschriften der Millitärregierung gehandelt.

Viele Grüße
Postgeschichte
 
bovi11 Am: 10.04.2020 19:06:54 Gelesen: 4497# 7 @  
@ Postgeschichte [#6]

Demnach dürfte die Karte aber heute gar nicht (mehr) existieren.

Wenn die Karte nicht befördert werden durfte, hätte sie konsquenterweise vernichtet werden müssen.

Eigentlich kann sie nur ganz normal befördert worden sein.
 
Postgeschichte Am: 10.04.2020 19:33:37 Gelesen: 4481# 8 @  
@ bovi11 [#7]

Demnach dürfte die Karte aber heute gar nicht (mehr) existieren.

Wenn die Karte nicht befördert werden durfte, hätte sie konsquenterweise vernichtet werden müssen.


In den Bestimmungen kann ich über die konsequente Vernichtung nichts finden.

Viele Grüße
Postgeschichte
 
bovi11 Am: 10.04.2020 20:34:34 Gelesen: 4450# 9 @  
@ Postgeschichte [#8]

Welche Alternative hätte es denn bei einer Post- oder Ansichtskarte gegeben?
 
volkimal Am: 10.04.2020 20:57:24 Gelesen: 4442# 10 @  
@ bovi11 [#9]

Hallo bovi11,

im Stempel steht doch "Zurück" und nicht "vernichten". Ich habe mehrere Ansichtskarten, die ohne Absender waren aber dennoch zurückgeschickt wurden. Hier ein Beispiel:



Der Absender machte gerade Urlaub in Seefeld (Tirol). Die Postkarte ging von dort nach Hannover. Der Empfänger war aber entsprechend des handschriftlichen Vermerkes unbekannt verzogen. Da kein Absender angegeben war, blieb nichts über, als die Karte nach Seefeld zurückzuschicken. Dort muss irgendjemand den Absender gekannt haben, denn die Karte hat ihn ganz sicher erreicht. Ich habe die Karte nämlich von der Tochter des Absenders bekommen.

Auch bei der Karte vom Timmendorfer Strand wird wohl jemand den Absender gekannt haben und konnte so die Karte zurückgeben.

Viele Grüße
Volkmar
 
Christoph 1 Am: 10.04.2020 20:57:27 Gelesen: 4442# 11 @  
@ bovi11 [#9]

Welche Alternative hätte es denn bei einer Post- oder Ansichtskarte gegeben?

Auf jeden Fall hätte es die Alternative gegeben, dass ein sammelfreudiger Postbeamter die herrenlos gewordene Karte fürsorglich in seine Sammlung überführt. ;-) q.e.d.

[Die Redaktion übersetzt: Die bildungssprachliche Phrase quod erat demonstrandum bedeutet ins Deutsche übersetzt „was zu beweisen war“.]
 
Postgeschichte Am: 11.04.2020 11:49:02 Gelesen: 4371# 12 @  
@ bovi11 [#9]

Welche Alternative hätte es denn bei einer Post- oder Ansichtskarte gegeben?

Nur eine. Die Sendung war nach den Bestimmungen der Post der Rückbriefstelle am Bestimmungsort zu übersenden.

Viele Grüße
Postgeschichte
 
Heinz 1 Am: 12.04.2020 10:25:54 Gelesen: 4312# 13 @  
@ Christoph 1 [#11]

Hallo zusammen,

Karten die nicht zustellbar waren und auch auf denen kein Absender angegeben war wurde bei Empfangspostamt, wenn ich mich recht erinnere 3 Monate verwahrt, falls ein Empfänger oder Absender danach geforscht hatte. Dann wurden sie in der Regel entsorgt.

So hatte ein befreundetes Ehepaar uns eine Karte aus dem Urlaub geschickt. Sie hatten Namen und Ortsangabe, aber keine Straße und Hausnummer angegeben. Als diese dann zu Hause angekommen waren und fragten ob ihre Karte aus dem Urlaub trotzdem angekommen wäre, weil Sie vergessen hatten die Straße anzugeben. Worauf ich dies natürlich verneinte.

Daraufhin bin ich zu unserer Nachforschungsstelle (diese gab es zu Bundespostzeiten noch auf den größeren Leitpostämter) hingegangen und habe die Stapel, meist waren es Ansichtskarten aus dem Urlaub, durchgesehen bis ich die Karte gefunden hatte. Als Postbeamter konnte ich dies natürlich selber machen da mich die Kollegen natürlich kannten.

Aus meiner aktiven Zeit bei der Post weiss ich, das Karten bei denen de Abs. nicht zu ermitteln war, schon mal Paketweise an Sammler abgegeben wurden. Meist allerdings wegen der verwendeten Briefmarken und nicht wegen der darauf befindlichen Stempel. Man kann davon ausgehen, dass bei den meisten solcher Karten die Briefmarke ausgeschnitten wurde und den Rest der Karte in den Papierkorb landete. Sicherlich hat auch die eine oder andere Karte dabei komplett überlebt.

Bleibt Gesund und alles Gute
Heinz
 
Franz-Karl Lindner Am: 12.04.2020 15:55:34 Gelesen: 4283# 14 @  
Hallo zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Jetzt weiß ich zumindest, auf welche Bestimmung diese Rücksendung zurückzuführen ist.

Warum die Karte aber trotzdem erhalten geblieben ist - da kann man offensichtlich nur spekulieren. Hätte die Bildseite - wie so oft in der Zeit - ein Hotel gezeigt, hätte die Karte ja dorthin zurückgeschickt werden können. Leider zeigt die Karte eine Strandansicht. Also bleibt doch einiges im Dunkeln?

Allen noch 2 schöne Osterfeiertage, wie auch immer in dieser außergewöhnlichen Zeit, bleibt gesund!

Frtanz-Karl


 
volkimal Am: 12.04.2020 16:09:31 Gelesen: 4274# 15 @  
@ Franz-Karl Lindner [#14]

Hallo Franz-Karl,

vielleicht wohnte die Absenderin ja im Ort. Im Text heißt es u.a. "Unsere Kinder sind drei Wochen hier + fahren wie immer übers Wochenende, da sie wenig Zeit haben. ... man hat so viel um die Ohren, daß man nicht zum Schreiben kommt. Seit 4 Monaten ist unser zweites Geschäft geöffnet."

Das klingt nicht nach Urlaub sondern eher nach Arbeit. Die Empfängerin heißt Horn. Vielleicht ist es die Schwester der Absenderin. Der Name Horn kommt zumindest in Timmendorfer Strand und Umgebung häufiger vor. Dann könnte man die Karte anhand des Namens zuordnen und zurückgeben. Ansonsten kannten die Postbeamten oft auch die Handschriften der Einheimischen.

Viele Grüße
Volkmar
 
Christoph 1 Am: 12.04.2020 17:17:09 Gelesen: 4252# 16 @  
@ Redaktion [#11]

Lieber Richard,

danke für die Übersetzung. Ich hatte das q.e.d allerdings eher in folgendem Sinn gemeint: "Was zu beweisen wäre". Es besteht zwar die Vermutung, aber es fehlt noch der Nachweis, dass so verfahren wurde, wie von Heinz in [#13] beschrieben. Mir fielen allerdings diverse Beiträge hier aus dem Forum ein (Thema: zurück und nachgeschickt), in denen unzustellbare Belege ohne Absender gezeigt worden sind. Alle von einem Sammler, der diese offenbar aus Beständen der Post erhalten hat (in den mir erinnerlichen Fällen war dies zu DDR-Zeiten).

Viele Grüße
Christoph
 
Franz-Karl Lindner Am: 13.04.2020 12:14:43 Gelesen: 4189# 17 @  
Hallo Volkmar,

richtig, es gibt auch heute noch den Namen Horn in Timmendorfer Strand, z.B. die Fliesen-Firma Horn. Werde bei meinem Kontakt in Timmendorf einmal nachfragen, wer der Absender sein könnte.

Werde berichten.

Franz-Karl
 
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