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Thema: Peter Feuser: 2000–2020 Zwanzig Jahre Bleisulfidskandal
Das Thema hat 97 Beiträge:
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ligneN Am: 01.06.2020 20:29:30 Gelesen: 20192# 73 @  
@ Jürgen Häsler [#69]

Wie sieht es denn da mit modernen Belegen aus (zB 1990er DP-Luftpostbeleg), sind die in den L***er, S*fe, L-turm oder Kbra Briefalben gefährdet?
 
bovi11 Am: 01.06.2020 20:44:29 Gelesen: 20178# 74 @  
@ Jürgen Häsler [#72]

Verkürzend dargestellt ist es so, daß es darauf ankommt, wie der Begriff "weichmacherfrei" von nicht unerheblichen Teilen des angesprochenen Verkehrs verstanden wird.

Zielführender als § 5 UWG ist deshalb § 5a UWG:

§ 5a
Irreführung durch Unterlassen

(1) Bei der Beurteilung, ob das Verschweigen einer Tatsache irreführend ist, sind insbesondere deren Bedeutung für die geschäftliche Entscheidung nach der Verkehrsauffassung sowie die Eignung des Verschweigens zur Beeinflussung der Entscheidung zu berücksichtigen.

(2) 1Unlauter handelt, wer im konkreten Fall unter Berücksichtigung aller Umstände dem Verbraucher eine wesentliche Information vorenthält,
1. die der Verbraucher je nach den Umständen benötigt, um eine informierte geschäftliche Entscheidung zu treffen, und
2. deren Vorenthalten geeignet ist, den Verbraucher zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte.

Als Vorenthalten gilt auch
1. das Verheimlichen wesentlicher Informationen,
2. die Bereitstellung wesentlicher Informationen in unklarer, unverständlicher oder zweideutiger Weise,
3. die nicht rechtzeitige Bereitstellung wesentlicher Informationen.

[...]

________________


Vor allem vor dem bekannten Hintergrund erscheint die Irreführungsabsicht durch die Verwendung der Begriffe „garantiert weichmacherfrei und säurefrei“ evident.
 
bovi11 Am: 01.06.2020 20:51:02 Gelesen: 20173# 75 @  
@ ligneN [#73]

Nur so als Hinweis:

Es besteht keinerlei Veranlassung, die Unternehmen Lindner, Safe, Leuchtturm oder Kobra nicht namentlich zu benennen.
 
ligneN Am: 01.06.2020 22:03:27 Gelesen: 20122# 76 @  
@ bovi11 [#75]

Schön schön, aber nicht meine Frage. B-)
 
TeeKay Am: 02.06.2020 01:45:44 Gelesen: 20063# 77 @  
@ Jürgen Häsler [#69]

Den für die Aufbewahrung von Briefmarken „ultimativ“ geeigneten Kunststoff gibt es aus meiner Sicht gar nicht, denn auch Polystyrol, Polyester (wie Polyethylenterephthalat (PET)), Polyethylen und Polypropylen haben Nachteile.

Welche Nachteile meinst du speziell bei Polystyrol, abgesehen von der mechanischen Empfindlichkeit des Materials. Die Empfindlichkeit beeinträchtigt ja nicht die Briefmarken.
 
Peter Feuser Am: 02.06.2020 07:25:07 Gelesen: 20025# 78 @  
@ Jürgen [#69]

Boah! Vielen Dank für Deinen Beitrag, so etwas ähnliches hatte ich mir schon immer von einem chemisch gebildeten Philatelisten gewünscht. Einiges wird mir jetzt klarer.

Schade, dass wir nicht schon früher über die Bleisulfidproblematik gesprochen haben, sonst hätte man Deine Ausführungen noch in die Broschüre einfließen lassen können. Wir können ja bei Gelegenheit miteinander telefonieren.
 
Peter Feuser Am: 02.06.2020 07:32:11 Gelesen: 20020# 79 @  
@ ligneN [#73]

Nach der Lektüre der Broschüre dürften sich Fragen wie diese erübrigen.

Bleisulfidschäden sind bei Ausgaben bis etwa 1960 bekannt. Die in den Hart-PVC-Folien enthaltenen Weichmacher können bei späteren Ausgaben zum Verlust der Fluoreszenz oder zu einer Veränderung im Druckbild bei Marken mit besonderen Druckverfahren (z.B. Gold- oder Silberdruck) führen.

Selbstverständlich können hier die Klarnamen von Zubehörfirmen genannt werden. Die gerichtlichen Auflagen im Rahmen eines Vergleichs mit den Zubehörherstellern X und Y betreffen nur mich.
 
umdhlebe Am: 02.06.2020 09:43:57 Gelesen: 19983# 80 @  
@ Jürgen Häsler [#69]

Lieber Jürgen,

ganz herzlichen Dank für diese äußerst kompetenten und nachvollziehbaren Erläuterungen.

"Polystyrol-Folie benötigt keine schwefelhaltigen UV-Absorber ... 'Klassische' Marken sind deshalb dort sicher und vor allem schwefelfrei untergebracht. Den für die Aufbewahrung von Briefmarken 'ultimativ' geeigneten Kunststoff gibt es aus meiner Sicht gar nicht, denn auch Polystyrol, Polyester (wie Polyethylenterephthalat (PET)), Polyethylen und Polypropylen haben Nachteile."

Nach der bereits geleisteten Arbeit möchte ich nicht vermessen sein, und ich verstehe, dass Kunststoffe generell nicht "reaktionsfrei" bleiben. Aber als Sammler, der nach Alternativen sucht, wäre ich für jedwede weitere Erläuterung zu

- Polystyrol
- Polyester
- Polypropylen


außerordentlich dankbar. Sind die nur "relativ sicher" im Vergleich zu Hart-PVC, oder "ziemlich sicher" wenn auch nicht uneingeschränkt folgenlos?

Mein Eindruck ist, dass der ästhetische Wunsch nach Klarsichtfolien sehr unvernünftig ist. Als Schüler brachte ich meine Marken in Pergaminalben unter, weil die billig waren, und habe mir später die teureren Klarsicht-Alternativen angeschafft. Ganz besonders schick: Klarsichtalben im Schuber - wenn ich das richtig sehe, ist das wegen Unterbindung von Lüftung noch ungünstiger. Scheinbar war ich nie vernünftiger als in meiner Schulzeit - eine etwas frustrierende Erkenntnis.

@ Peter Feuser

Sollte für weitere Gutachten und/oder eine weitere Auflage einer Broschüre Unterstützung nötig sein, bin ich sicher nicht der einzige, der das unterstützen würde.

Nochmal herzlichen Dank,
umdhlebe
 
Peter Feuser Am: 02.06.2020 10:11:17 Gelesen: 19967# 81 @  
@ umdhiebe [#80]

Danke für Dein Angebot, zukünftige Schadensbegrenzungsmaßnahmen zu unterstützen.

Aber das sollten doch die dafür Zuständigen tun: BDPh und Stiftung haben in den letzten 20 Jahren (und davor) über eigenartige und fragwürdige Konstruktionen (Philapromotion/"philatelie") und für Ausstellungszwecke Millionenbeträge ausgegeben und oft regelrecht verschwendet, während sie für die Unterstützung meiner Schadensbegrenzungsbemühungen und Gerichtsverfahren keinen einzigen Tausender locker gemacht haben.

Ja, man musste das Gefühl haben, gemobbt zu werden. Zu keinem Zeitpunkt kam von den verschiedenen BDPh- und Stiftungsvorständen (in Personalunion) eine direkte ideelle und finanzielle Unterstützung, niemand von all diesen Sesselhockern hat mit mir über die für die Philatelie und die Sammler so lebenswichtige Sache gesprochen. Das ist ein Skandal im Skandal.

Nach Veröffentlichung der neuen Broschüre mit wirklich haarsträubenden und peinlichsten Details hätte eine Reaktion von Stiftung und BDPh kommen können nach dem Motto: "Sorry, P.F., shit happens! Schicke uns doch die Rechnung der Druckerei für Deine Broschüre. Wir tragen dann davon die Hälfte!". So etwas kommt aber nicht. Es kommt noch nicht einmal eine direkte Reaktion in Form eines Anrufs oder Briefes.

Dafür muss man irgendwie Verständnis aufbringen. Wie in den letzten 20 Jahren ist man mehr mit Ausstellungen oder der Organisation von Philatelistentagen beschäftigt.
 
umdhlebe Am: 02.06.2020 15:37:58 Gelesen: 19891# 82 @  
@ Peter Feuser [#81]

die dafür Zuständigen ... BDPh

Ach, die machen auch was anderes als die "Philatelie" herausgeben?

umdhlebe
 
22028 Am: 02.06.2020 16:41:27 Gelesen: 19855# 83 @  
@ umdhlebe [#82]

Ach, die machen auch was anderes als die "Philatelie" herausgeben?

Wieder so eine unqualifizierte Pauschalkritk. Erbärmlich.
 
Peter Feuser Am: 02.06.2020 17:18:25 Gelesen: 19809# 84 @  
@ 22028 [#83]

Es ist Dir durchaus erlaubt, hier nicht nur Kommentare zu anderen Beiträgen abzugeben, sondern auch Deine eigene Meinung zu sagen.

Die lautet zum Thema Nichtstun des BDPh wie folgt:

"Ich möchte anfangs, neutral, ohne Partei zu ergreifen, mal was zu den Lieferanten und Vereinen/Verbänden sagen die ruhig waren. Wenn man die Historie kennt dann wurde das von den Anwälten schon genau durchdacht. Es gibt ja leider aktuell zu jedem Gutachten ein Gegengutachten und dann gerichtlich wasserfest nachzuweisen dass Hüllen vom Anbieter XYZ schädlich sind und dass dann Vereine und Verbände den Mitgliedern empfehlen diese Produkte nicht zu kaufen ist sehr gefährlich, kann als Geschäftsschädigend erkannte werden und man Regresspflichtig gemacht werden."


https://www.baslertaube.com/t1931-2000-2020-zwanzig-jahre-bleisulfidskandal
 
Peter Feuser Am: 02.06.2020 17:32:50 Gelesen: 19790# 85 @  
Und Torsten Berndt schreibt als Chefredakteur des "Briefmarkenspiegel" zum gleichen Thema (Ausgabe 6/2020):

"Leider gehört Feuser zu jenen, die zu Rundumschlägen neigen und damit auch Freunde vertreiben. Einige Reaktionen sind daher verständlich, auch, dass niemand in Feusers Rechtsstreit eintreten mochte."

So ist das eben nicht, lieber Torsten: der BDB und der BPP haben sich sehr wohl an den Kosten des Rechtsstreits beteiligt. Der BDPh hat eine Kostenbeteiligung (nur für den Fall des Erliegens vor Gericht!), abgelehnt. Angedacht war vom beantragenden Dr. Penning, dem damaligen Präsidenten des Prüferbundes, ein eher symbolischer Betrag von 1.000 Euro. Ich selbst habe nicht offiziell um die Beteiligung gebeten, da ich bereits mehrfach vom BDPh-Präsidenten abgewiesen worden war.

Zur gleichen Zeit erhielt der BDPh alleine von der Stiftung jährlich einige hunderttausend Euro Zuschüsse. Man kann das in der Broschüre auch nachlesen.
 
johanneshoffner Am: 03.06.2020 12:35:04 Gelesen: 19654# 86 @  
@ umdhlebe [#80]

Bei einem Gespräch mit dem Kurator der philatelistischen Sammlung der British Library berichtete er mir, dass sie ihre Sammlungen in Polyesterfolien (Mylar) aufbewahren.

Wenn das für diese Sammlung gut ist, reicht es meiner Meinung nach für mich auch.

Einen Überblick, wie man Folien auf ihre Zusammensetzung testen kann und eine Zusammenstellung, welche Artikel sich zur Aufbewahrung eignen, finden sich hier (1).

Zudem sind die Artikel der Firme Schröder Archivbox.com zu empfehlen.

Pergamin ist auf jeden Fall ebenfalls geeignet.

Mehr Infos kann ich per PN schicken.

Viele Grüsse, Johannes

[1] http://www.briefmarken-bl.ch/downloads/Aufbewahrung.pdf
[1] http://www.briefmarken-bl.ch/eigene-artikel/eigene-artikel/aufbewahrung-von-briefmarken-/index.html
 
ligneN Am: 03.06.2020 13:26:54 Gelesen: 19640# 87 @  
@ Peter Feuser [#79]

Ja, mehr hatte ich in der Publikation dazu auch nicht gefunden.

Frmnnamen oder Bleidig*ngen zu verk*rzen macht schlicht Laune, da tun sich S*chmaschinen u.a. bots schwer.
 
bovi11 Am: 03.06.2020 14:31:39 Gelesen: 19610# 88 @  
@ ligneN [#87]

"Frmnnamen oder Bleidig*ngen zu verk*rzen macht schlicht Laune, da tun sich S*chmaschinen u.a. bots schwer."

Das hilft aber nicht dabei, kundzutun, daß ich mit Lindner-Alben schlechte Erfahrungen in Bezug auf Verfärbungen von Preußen-Marken gemacht habe.
 
umdhlebe Am: 03.06.2020 15:23:55 Gelesen: 19596# 89 @  
@ johanneshoffner [#86]

Lieber Johannes,

vielen Dank, Deinen Artikel kannte ich sogar (hatte mir 2017 schon geholfen). Klarsichtfolien haben natürlich den Vorteil, dass man Marken eingehend betrachten kann, ohne sie herauszunehmen, was ja auch immer ein kleines Risiko darstellt. Daher wäre ich froh, zumindest bei Polyester bleiben zu können.

Vielleicht noch eine Frage in die Runde zu Fluoreszenz an die Experten von Kontrollrat II. Ausgabe Mi-Nr. 959 bzw. Berlin Schwarzaufdruck Mi-Nr. 17. Spezialkataloge unterscheiden bei diesen Marken jeweils Variante b "schwarzgraugelb bis schwärzlicholivgelb" und "stark fluoreszierend" (die "Goldtaube") und Variante c "schwärzlicholivgelb" und Fluoreszenz "gelblich, fleckig". Da ich die Variante c bisher immer nur mit einer unregelmäßigen, in der Tat "fleckigen" Fluoreszenz gesehen habe, fragte ich mich, ob dies eine Folge von Folienunterbringung sein kann? Oder sind hier zwei verschiedene Druckvorgänge bzw. Papiersorten nachgewiesen?

@ 22028 [#83]

Das nächste Mal schreibe ich bei sarkastischen Kommentaren dazu, dass sie sarkastisch gemeint sind (oder lasse sie besser weg). Da allerdings der BDPh Unmengen an Geld und Zeit aufwendet, um den Mitgliederschwund abzubremsen, aber gleichzeitig nicht in der Lage ist, seine Mitglieder über nachgewiesene Risiken warnend zu informieren, sah ich mich dazu verleitet. Denn sowas kommt (auch) von sowas. Selbst wenn nicht alle Zweifel ausgeräumt wären, müsste eine nicht korrumpierte Interessenvertretung der Sammler zumindest eine deutlich vernehmbare Warnung aussprechen.

umdhlebe
 
saeckingen Am: 03.06.2020 15:45:18 Gelesen: 19586# 90 @  
@ umdhlebe [#89]

Da allerdings der BDPh Unmengen an Geld und Zeit aufwendet, um den Mitlgiederschwund abzubremsen, aber gleichzeitig nicht in der Lage ist, seine Mitglieder über nachgewiesene Risiken warnend zu informieren, sah ich mich dazu verleitet. Denn sowas kommt (auch) von sowas. Selbst wenn nicht alle Zweifel ausgeräumt wären, müsste eine nicht korrumpierte Interessenvertretung der Sammler zumindest eine deutlich vernehmbare Warnung aussprechen.

Der BDPh hat Peter Feuser nicht dabei unterstützt gegen die Hersteller vorzugehen. Seine Mitglieder hat der BDPh aber über die Mitgliederzeitschrift philatelie mehrfach und auch deutlich vor dem Risiko bestimmter Materialien gewarnt und auch Alternativen aufgezeigt, die verwendet werden können! Das Problem dabei ist nur, dass die wenigsten so etwas lesen und dann gar noch die richtigen Schritte einleiten. Ich persönlich benutze seit der ersten Warnung in der philatelie (als ich auch zum ersten Mal von der Problematik hörte) keine PVC Hüllen mehr. Es ist mir auch schwergefallen, Zubehör für mehrere 100 DM (ja die galt damals noch) wegzuwerfen, aber meine Sammlung war mir das wert! Ich bin daher Peter Feuser sehr dankbar, der die Problematik damals thematisiert hat, aber auch dem BDPh und besonders Wolfgang Maassen als damaliger Redakteur der philatelie, das ganze veröffentlicht zu haben! Das hat mich vor Schäden bewahrt und vermutlich auch viele andere, die auch gehandelt haben.

Ich kann zu dieser Thematik immer das Buch von Wolfgang Maaßen "Wider die Zerstörung in der Philatelie" empfehlen! Da werden auch Namen der Hersteller empfehlenswerter Materialien genannt.

Grüße
Harald
 
umdhlebe Am: 03.06.2020 15:53:37 Gelesen: 19578# 91 @  
@ saeckingen [#90]

Seine Mitglieder hat der BDPh aber über die Mitgliederzeitschrift philatelie mehrfach und auch deutlich vor dem Risiko bestimmter Materialien gewarnt und auch Alternativen aufgezeigt, die verwendet werden können!

Hiermit bitte ich um Nachweis, wann und wo der Bund Deutscher Philalisten seine Mitglieder vor der Unterbringung von Marken in Hart-PVC-Folien gewarnt hat.

Die Einzelbeiträge von Autoren habe ich gelesen, die meine ich nicht, denn bekanntermaßen geben Autoren nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Vom Verband kenne ich solche offiziellen Äußerungen nicht - allerdings schon gemeinsame Werbeaktionen mit Anbietern, die "säure- oder weichmacherfreier Hart-PVC-Folie" verkaufen!

umdhlebe
 
Peter Feuser Am: 03.06.2020 16:10:10 Gelesen: 19566# 92 @  
@ saeckingen [#90]

Es ist richtig, dass vom BDPh eher halbherzig über Woma und die "philatelie" gewarnt wurde. Man versuche einmal, auf der Homepage des BDPh etwas zum Thema zu finden, es gab oder gibt tatsächlich etwas, man muss nur suchen und suchen, im Moment finde ich wieder einmal nichts.

Es gibt auch eine eigene öffentliche Aktivität der drei BDPh-Vorstände in den letzten zwanzig Jahren. Das ist die kurze und albern wirkende Presse-Erklärung von Dieter Hartig vom 21.2.2008 zu Blattschutzhüllen, ohne dass darin das Wort Hart-PVC oder Bleisulfid vorkommt. Es heißt dort:

"Dem Sammler müssen Hüllen zur Verfügung stehen, die für philatelistische Zwecke in vollem Umfange kurz-, mittel- und langfristig nutzbar sind. Wir empfehlen den Herstellern von Blatthüllen zu prüfen, inwieweit ihr Produkt zweckentsprechend gekennzeichnet wird, z.B. 'Zur langzeitstabilen Aufbewahrung philatelistischen Materials ohne Einschränkung geeignet.'"

Ein Bayernsammler hatte etwa zeitgleich 2008 nachgefragt und von der Firma X folgende Auskunft erhalten, die sie in ähnlicher Form vielfach noch bis 2019 bekanntermaßen gab.

"Die Blattschutzhüllen sind Spezial-Hart-PVC-Folien, welche absolut weichmacher- und säurefrei, maß- und formfest sowie auch alterungsbeständig gemäß Herstellerangaben sind. Sie können also Ihre Sammlerstücke weiterhin mit gutem Gewissen sicher aufbewahren."

Der BDPh-Präsident muss die Antwort ganz toll gefunden haben, sie entsprach ja so richtig dem, was er in der Presseverlautbarung gefordert hatte. Und der ihm folgende Präsident lobte ausdrücklich die Produkte der Firma X in der "philatelie" wegen ihrer tollen Qualität und verkaufte Hart-PVC-Hüllen im Zusammenhang mit der "BDPh-Belege-Edition" selber. Und dessen Nachfolger machte auch Geschäfte mit der Firma im Zusammenhang mit Rabattaktionen für die Mitgliederwerbung! Wer will, kann das alles nochmal nachlesen in der Broschüre!

Alles super, wirklich!
 
saeckingen Am: 03.06.2020 17:24:47 Gelesen: 19525# 93 @  
@ umdhlebe [#91]

Das ist Wortglauberei! Wo bitte findest Du denn in der philatelie sonstige Beiträge des BDPh, die nicht von einem Autor geschrieben sind oder des Redakteurs?
 
Jensen Am: 03.06.2020 21:02:55 Gelesen: 19445# 94 @  
Hallo,

ehrlich gesagt wundere ich mich schon lange über die Diskussion ob diese oder jene Folien nun "Weichmacher" enthalten oder nicht. Das verzerrt meiner Ansicht nach die ganze Argumentation:

Entscheidend ist doch, ob nun bestimmte Folien bei alten Marken mit bleihaltigen Farben zu Verfärbungen führen, indem sich Bleisulfid bildet. Das ist die entscheidende Frage und für mich ist sie mit Ja beantwortet. Insbesondere die Tests mit dem Bleiacetatpapier -welches ja eben gerade den Zweck hat, hochempfindlich Schwefelwasserstoff durch Bildung von schwarzem Bleisulfid nachzuweisen- unter verschiedenen Folien belegen dies. Natürlich auch die zahlreichen Schäden die inzwischen an Marken aufgetreten sind.

Es ist doch aber eigentlich völlig irrelevant, ob die entsprechenden Folien nun Substanzen enthalten, die der Definition (falls es da eine genaue gibt) des Begriffs "Weichmacher" entsprechen oder auch nicht.

Wesentlich ist doch, dass sich in Bleifarben (möglicherweise auch andere Pigmente, weil dunkle Sulfide entstehen?) enthaltenden Marken durch die Lagerung unter bestimmten Folien schwarzes Bleisulfid bildet und so die Farben der Marken dunkel werden lässt.

Die Frage "Weichmacher" oder "kein Weichmacher" eröffnet aber die Möglichkeit einer Pseudo-Argumentation am wesentlichen Sachverhalt vorbei ("Unsere Folien enthalten keinerlei Weichmacher"...).

Viele Grüße
Jensen
 
Jürgen Häsler Am: 11.06.2020 11:19:58 Gelesen: 19141# 95 @  
Die hier gemachten Aussagen stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Für die These, dass PVC-Folien für Schäden an klassischen Briefmarken verantwortlich sind, gibt es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse.

@ bovi11 [#74]

Hallo Dieter,

herzlichen Dank für den Hinweis auf § 5a UWG.

§ 5a Abs. 2 UWG ist aus meiner Sicht tatsächlich einschlägig und bietet in Verbindung mit § 3 und § 8 eine Anspruchsgrundlage für eine Abmahnung und eine strafbewehrte Unterlassungserklärung wegen irreführender Werbung. Allerdings können gemäß § 8 Abs. 3 UWG Ansprüche nur von Wettbewerbern (hier „Konkurrenten“ von Firma X und Firma Y), Berufsverbänden (hier der APHV), “Abmahnvereinen“ und den Industrie- und Handelskammern oder den Handwerkskammern geltend gemacht werden.

Und selbst wenn das jemand macht: es wäre keine Lösung für die Bleisulfidproblematik. Die Hart-PVC-Folie muss für "klassische" Briefmarken aus dem Verkehr gezogen werden. Das muss unser Ziel sein.

@ TeeKay [#77]

Polystyrol ist aus meiner Sicht im Regelfall der Kunststoff der Wahl im Bereich "Briefmarken". Und Du hast natürlich Recht, die im Vergleich zu Hart-PVC geringere mechanische Stabilität von PS beeinträchtigt nicht die Briefmarken. Sie erschwert allenfalls die Verarbeitung des Materials bei der Herstellung von Briefmarkenalben und Klemmtaschen.

@ Peter Feuser [#78]

Ich komme gerne zu Dir nach Stuttgart für ein persönliches Gespräch über ein mögliches gemeinsames Vorgehen im Bereich Bleisulfidproblematik. Einen Termin können wir demnächst per Mail vereinbaren.

Als Vorstandsmitglied des WPhV gilt für mich im übrigen auch unsere Vereinssatzung.

Württembergischer Philatelistenverein Stuttgart 1882 e.V.
S A T Z U N G
[...]
§ 2 Zweck und Aufgaben
(1) Zweck des Vereins ist es, Briefmarkensammler in ihren Sammlerinteressen zu fördern und in der Öffentlichkeit für die Philatelie zu werben.
[...]
Unser geschätzter 1. Vorsitzender Dr. Feifel fordert zu Recht einen "Mehrwert" durch unsere Vereinsmitgliedschaft. Und es ist an der Zeit, diesen Anspruch Wirklichkeit werden zu lassen.

@ Peter Feuser [#79]

Du weist völlig zu Recht darauf hin, dass auch für Briefmarkenausgaben nach 1960 keine völlige Entwarnung bei Hart-PVC-Folien gegeben werden kann. Zwar wurden danach aus Gründen des Gesundheitsschutzes keine blei(II)chromathaltigen Druckfarben mehr verwendet, weshalb ab diesem Zeitpunkt auch keine Bleisulfidschäden mehr auftreten können. Und wenn diese Chrompigmente weiterhin verwendet wurden, so hat man zumindest darauf geachtet, dass das Blei(II)chromat in der Druckfarbe so "ummantelt" wurde, dass z.B. bei der Berührung der Druckerzeugnisse mit den Fingern die Abgabe von giftigem Blei und krebserzeugendem Chromat minimiert wurde.

Trotzdem können die "Weichmacher" in den Kunststofffolien die vorhandenen Fluoreszenzfarbstoffe aus den Briefmarken herauslösen und auch bei Verwendung von "Goldlack" oder "Silberlack" beim Briefmarkendruck kann es zu Problemen kommen, wenn diese Briefmarken eine Wechselwirkung mit der Kunstofffolie zeigen.

@ umdhlebe [#80]

Polystyrol, Polyester und Polypropylen sind aus meiner Sicht "ziemlich" sicher.
Das zentrale Problem bei der Hart-PVC-Folie ist in der Tat die mangelhafte Be- und Entlüftung. Wenn der aus den Hart-PVC-Folien abgespaltene Schwefelwasserstoff "wegdiffundieren" kann, ist der entstehende Bleisulfidschaden nur gering. Ist die Belüftung jedoch schlecht, kommt es zu den beobachteten gravierenden Bleisulfidschäden. Wird ein Klarsichtalbum in einem Schuber untergebracht, fördert das die Frischluftzufuhr sicherlich nicht.

@ Peter Feuser und umdhlebe [#81] bis [#84]

Schuldzuweisungen helfen uns nicht wirklich weiter. Natürlich ist es traurig, wenn der ehemalige BDPh-Präsident Dieter Hartig "sich beim Rasenmähen gestört fühlt", wenn er mit der Bleisulfid-Problematik konfrontiert wird. [1]
Niemand von uns wird bestreiten wollen, dass die Pflege des heimischen Rasens eine ehrenwerte und wichtige Aufgabe ist. Die Erforschung der Ursachen der beobachteten Bleisulfidschäden und die Bemühungen um Schadensbegrenzung sind aber mindestens eine ebenso ehrenwerte Aufgabe.

@ johanneshoffner [#86]

Hallo Herr Hoffner,

Ihre Publikationen sind nicht nur für mich sehr wertvoll. Es wäre toll, wenn Sie mir diese vollständig (am besten als PDF-Dateien) zukommen lassen könnten. Insbesondere Ihr "Testverfahren" zur Identifikation des Folienmaterials ist einfach durchzuführen und sehr hilfreich.

Die Bevorzugung von Polyester-Folien (PET, Polyethylenterephthalat) in Großbritannien hat auch historische Gründe. Dabei schwingt aus meiner Sicht auch eine kleine Portion "Patriotismus" bzw. "Nationalstolz" mit.

PET ist eine englische Erfindung und wurde zunächst vom britischen Chemieunternehmen ICI und dem amerikanischen Chemiekonzern DuPont entwickelt und vermarktet.

Die Übernahme und Zerschlagung des einstigen britischen "Vorzeige-Unternehmens" ICI durch AkzoNobel im Jahr 2007 haben einige Briten bis heute nicht ganz "verkraftet".

Mylar ist eine "Biaxial orientierte Polyester-Folie (BO-PET, PET-BO)" und für die Unterbringung von Briefmarken sehr gut geeignet. Es überrascht also nicht, wenn der Kurator der philatelistischen Sammlung der British Library Mylar-Folie verwendet.

Der Verwendung von PET-Flaschen für Getränke stehe ich allerdings sehr skeptisch gegenüber. In PET finden sich oft Spuren von Antimon(III)oxid, das bei der Herstellung als Katalysator verwendet wird.[2]

Bei der Herstellung von PET-Flaschen entstand in der Vergangenheit auch Acetaldehyd.[3] Beide Stoffe können aus PET-Flaschen in die Getränke übergehen. Teilweise wurde dabei der geltende Antimon-Grenzwert für Trinkwasser überschritten. Antimon und die aus PET freigesetzten Phthalate stehen im Verdacht, "endokrine Disruptoren" zu sein.

@ Jensen [#94]

Sie haben völlig Recht. Das Thema "Bleisulfidschäden" hat mit dem Thema "Weichmacher" nicht das geringste zu tun. Natürlich entsteht auch der Eindruck, die Diskussion zum Thema "Weichmacher" werde von Dritten "künstlich befeuert", um vom eigentlichen Problem "Bleisulfidschäden" abzulenken.

@ ALLE

Was mich schon beim Lesen von Peter Feusers Broschüre "Zwanzig Jahre Bleisulfidskandal" sehr irritierte, ist die Tatsache, dass Peter Feuser (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Herrn Geigle vom Bund Philatelistischer Prüfer) so wenig Unterstützung erfahren hat.

Bei Christian Geigle habe ich einst als "Jungsammler" meinen ersten (damals noch teuren) hochwertigen Briefmarkensatz Heuss I (postfrisch mit FA, Bund Mi-Nr. 177-196) gekauft.

Schon damals war ich von seinem immensen Fachwissen und Engagement für die Philatelie sehr beeindruckt.

Aber da müssten doch noch viele weitere Protagonisten vorhanden sein, die ein hohes Interesse an der Beseitigung der "Bleisulfidproblematik" haben sollten. Wo sind die alle geblieben ?

Es muss für einen Auktionator wahnsinnig frustrierend sein, wenn er (für aus seiner Sicht hoffentlich viel Geld) einwandfreie Ware in Top-Zustand versteigert, im Idealfall dann Jahre oder Jahrzehnte später die von ihm einst selbst versteigerte Ware zum erneuten Verkauf wieder eingeliefert bekommt und dann entsetzt feststellen muss, dass eben diese Ware schwere Bleisulfidschäden zeigt. Nun muss dem Einlieferer "schonend" mitgeteilt werden, dass die einstige Top-Ware in diesem Zustand nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Wertes besitzt.

Wenn ich sehe, wie zu diesem Thema binnen kürzester Zeit so viele Beiträge verfasst werden, dann kann dieses Thema doch nicht unwichtig sein.

Und ich hoffe sehr, dass meine Befürchtung, dass das bei manchen "gestrichenen" Papiersorten als Füllstoff zugegebene Bariumsulfat [4] die Bildung von Blei(II)sulfid aus den schwefelhaltigen Zusätzen in Hart-PVC-Folien katalysiert, sich als falsch herausstellt.

Denn wenn das tatsächlich so wäre, dann hinge die Geschwindigkeit der Bildung von Blei(II)sulfid nicht nur von der Blei(II)konzentration im Chrompigment der Druckfarbe (die schwankt zwischen 64 % und 75 % mit 0<x<2 in der Summenformel PbCrO4·Pb(OH)x, auf wasserfreie reine Chrompigmente berechnet) und der Schwefelwasserstoffkonzentration im "Mikroklima" ab, sondern auch vom Gehalt an Barium im verwendeten Briefmarkenpapier.

Bei Van Goghs Gemälden könnte das Bariumsulfat aus dem Weißpigment Lithopone [5] stammen. Es besteht aus Bariumsulfat und Zinksulfid, wird aber aus Bariumsulfid und Zinksulfat hergestellt.

Jürgen Häsler

[1] Peter Feuser, 2000-2020 Zwanzig Jahre Bleisulfidskandal, Seite 18
[2] https://doi.org/10.1039/B926551A
[3] https://www.test.de/Natuerliche-Mineralwaesser-Schlechte-Noten-fuer-Discounter-1694839-0/
[4] https://roempp.thieme.de/lexicon/RD-02-00258
[5] http://www.zobodat.at/pdf/SVVNWK_151_152_0069-0078.pdf#page=4
(siehe Baryt)
 
Peter Feuser Am: 12.06.2020 06:32:20 Gelesen: 19050# 96 @  
@ Jürgen Häsler [#95]

Jetzt, über zwei Monate nach Erscheinen der Broschüre, gibt es von Seiten der Albenhersteller und Verbände keinerlei "offizielle" Reaktionen.

Darauf zu hoffen, dass der BDPh in dieser Sache endlich eigene Aktivitäten entfaltet mit dem Ziel, die hauptbetroffenen Zubehörhersteller unter Druck zu setzen, ist wohl vergebliche Liebesmüh. Zuletzt haben alle Landesverbände außer dem LV Hessen anlässlich des Philatelistentages 2016 in Gotha einen entsprechenden Antrag von Jürgen Herbst abgelehnt.

Ich sehe nur eine Möglichkeit, zukünftige Bleisulfidschäden weitgehend zu vermeiden:

Ein behördliches bzw. staatsanwaltschaftliches Einschreiten mit dem Ziel, den Vertrieb der toxischen Hart-PVC-Folien für philatelistische und numismatische Zwecke vollständig zu unterbinden.
 
Peter Feuser Am: 12.06.2020 07:39:22 Gelesen: 19029# 97 @  
@ Jensen [#94]

Hier verweise ich auf meine Broschüre, Seite 4 und 5.

U.a. heißt es dort:

Auch bei Hart-PVC-Folien (eingeführt ab ca. 1975) gibt es nach Beobachtungen von Forennutzern Anzeichen dafür, dass bei modernen Marken die Fluoreszenz verloren gehen und es zur Beeinträchtigung von Druckfarben kommen kann. Als Verursacher werden die 'natürlichen' Hart-PVC-Weichmacher wie Ölsäure-Ester vermutet. Schäden durch Weichmacher bei klassischen Marken sind mir weder bei Weich- noch bei Hart-PVC-Folien bekannt.

Auch Bleisulfidschäden durch Weich-PVC-Folien bei klassischen Marken sind mir nicht bekannt.
 

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