Thema: Nicaragua Briefmarken bis 1900
olli0816 Am: 05.08.2020 15:32:12 Gelesen: 1520# 1 @  
Hallo zusammen,

ich möchte ein neues Thema aufmachen, um mal etwas exotischeres abseits vom Allerlei zu zeigen. Ich habe mich für Nicaragua entschieden, weil ich vor ein paar Monaten für kleines Geld eine Sammlung der ersten Ausgaben bis 1898 von Nicaragua im Nachverkauf erworben habe. Die Nachfrage und das Interesse ist sicher mehr als spärlich. Deshalb erwarte ich hier auch nicht viel Interesse.

Ich habe bisher nicht viel von diesem Land besessen und habe mich dann im Michel-Online durch die Ausgaben geklickt. Sehr lustig ist, dass Michel bei der ersten Vulkanausgabe 1862 schreibt, dass diese Ausgaben nur mit Federzug entwertet wurden und Rundstempel immer falsch sind. Ratet mal was abgebildet ist: Eine Marke mit Rundstempel. Ziemlich peinlich, wie ich finde.

Bei den alten Marken handelt es sich um Seebeck-Ausgaben. Die Marken wurden Nicaragua zur Verfügung gestellt und dann nach einem Jahr oder je nachdem wie man sich einig wurde durch etwas neues ersetzt. Das Gebiet ist extrem übel in mancherlei Beziehung. Es scheint von vielen Ausgaben Neudrucke und Fälschungen zu existieren, was verwunderlich ist. Bis heute sind sie zumindest nach der Michelbewertung so gut wie nichts wert. Gestempelte Marken, speziell höhere Nennwerte für die es keine/kaum Verwendung gab sind fast immer falsch gestempelt. Bei einigen Ausgaben sind 100%-Nachweise der richtigen Abstempelung nur auf Brief möglich. Klingt alles ziemlich abschreckend.

Aber: Die Katalognotierungen für alle Marken tendieren gegen null und das zeigt, dass sie seid langem nicht überarbeitet wurden. Nach den Notierungen müsste es die Marken wie Sand am Meer geben, also wie deutsche Dauerserienblumenmarken für das Standardporto, aber das ist überhaupt nicht der Fall! Ganz im Gegenteil sieht man sie recht selten und viele sind in einem nicht großartigen Zustand. Das heißt, wenn etwas angeboten wird ist es zumeist sehr preisgünstig und da sind die Fälschungen und Neudrucke nicht wichtig. Dafür bekommt man sehr schön gestaltete Briefmarken.

Ich habe einen Satz herausgesucht von 1892 "Kolumbus sichtet Land". Wem das bekannt vorkommt: Richtig, die USA haben zeitgleich den Columbussatz mit viel mehr Motiven und unendlich teurer heutzutage herausgebracht, wo eine Marke mit gleichem Motiv dabei ist. Dazu kann ich mich erinnern, dass es davor noch eine 15 Cent-Marke aus den USA gibt, die als erstes dieses Motiv aufgriff. Die ist aber nicht ganz so häufig. Nicaragua hat es bei dem einen Satz nicht belassen, 1893 gab es einen Satz für Dienstmarken mit grünem Aufdruck durchweg in der Farbe der 1 Centavo (braun) mit identischem Motiv.

Hier ist nun der besprochene Satz:



Die Marken sind so lala erhalten, ohne Gummi mit Ausnahme der 2 Pesomarke. Trotzdem sind sie recht hübsch und eine Bereicherung meiner Sammlung. Vielleicht finde ich einmal einen besser erhaltenen Satz, aber zum Zeigen reicht es allemal.

Grüße Oliver
 
10Parale Am: 11.06.2023 21:23:33 Gelesen: 664# 2 @  
@ olli0816 [#1]

Dein erster Beitrag aus dem Jahr 2020 ermutigt nicht gerade, Nicaragua zu sammeln. Wahrscheinlich ein Exoten-Gebiet für deutsche Sammler. Ob sie nun was wert sind oder nicht sei mal dahingestellt und dass es vor Fälschungen und Neudrucken nur so wimmelt (so kommt der Beitrag rüber!) ist ja keine Motivationsspritze, um Nicaragua-Sammler zu werden.

Interessant liest es sich allemal, wie die Kolumbus-Marken sich beispielhaft am amerikanischen Satz von 1892 orientieren. Darüber kann man nachdenken.

Ich fand nun auch einen Satz aus dem Jahr 1891, der U.P.U. feiert. Sichtbar das Wappenemblem mit den 5 Vulkanen und den 2 blauen Meeren, eine allegorische Frauendarstellung mit Blumen in der Hand. Dazu gibt es noch ein paar Aufdruckmarken mit "TELEGRAFOS", wobei sich die Farben der Werte ändern, u.a. im Vergleich zum gestempelten Höchstwert von Kolumbus zu 10 PESOS (und deinem ungebrauchten in [#1]).

Ich habe keinen Nicaragua-Katalog und kann nicht weiter verfolgen, wie die Werte katalogisiert und bewertet sind.

Auf jeden Fall schön anzuschauen.

Liebe Grüße

10Parale


 
Martin de Matin Am: 11.06.2023 22:25:26 Gelesen: 652# 3 @  
@ 10Parale [#2]

Dein zehn Marken umfassender Satz erschien am 1.1.1891 und hat die MiNr.30 bis 39. Jede Marke des Satzes wurde 1995 mit jeweils 0,70 DM bewertet. Echt gestempelt wertete der Satz 210 DM, wobei die Werte bis 10 c gestempelt bei jeder der Seebeckausgaben relativ niedrig bewertet sind. Die hohen Peso-Werte sind gebraucht wesentlich seltener als der Katalogpreis es aussagt. Auf Brief dürften diese grosse Seltenheiten sein. Bei diesen Marken hat man wahrscheinlich wenig Probleme, das man eine Fälschung findet, sondern man findet eher Falschstempel.

"Interessant liest es sich allemal, wie die Kolumbus-Marken sich beispielhaft am amerikanischen Satz von 1892 orientieren. Darüber kann man nachdenken."

Seebeck war der Direktor der Druckerei Hamilton Bank Note Co. in New York. Diese Druckerei druckte auch diese Marken. Ich denke dies erklärt es wohl.

Die Telegrafenmarken waren nicht im Michel aufgeführt. Sie haben andere Farben als die Freimarken. Es gibt wohl Werte ohne den Aufdruck, die aber gem. Michel aus Makulatur entstammen.

Gruss
Martin