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Thema: (?) (7) Altdeutschland Bayern: Auffällig abweichend gesteckte Stempel
Rottaler Am: 07.09.2020 22:16:14 Gelesen: 2320# 1 @  
Altdeutschland Bayern: besondere Stempeleinstellung Monat über Tag

In meiner Heimatsammlung Eggenfelden (Niederbayern) habe ich mehrere Belege/Einzelmarken aus den Jahren 1872/73 (mit blauer Stempelfarbe) mit einer Besonderheit: Monatsname steht über der Tageszahl, darunter die Uhrzeit.

Konnte bei der Stempelübersicht von Winkler diese Besonderheit nicht entdecken und auch keinen Hinweis dazu.

Gibt es noch andere Stempelorte in Bayern mit dieser Besonderheit?



Freue mich über Beiträge.


 
Erdinger Am: 07.09.2020 22:35:01 Gelesen: 2313# 2 @  
Hallo Rottaler,

generell mit diesem Stempeltyp Winkler 20a/b beschäftige ich mich schon geraume Zeit.

Solche Eigenheiten sind nicht auf Eggenfelden beschränkt.

Datumsteile, die nicht in der richtigen Reihenfolge gesteckt wurden, kommen bei dieser Stempelart durchaus und an vielen Orten vor. Sehr häufig fehlt die Uhrzeit, manchmal rutscht sogar die Jahreszahl in die frei gewordene Zeile darüber oder steht auf dem Kopf. Stecktypen wurden mit der Buchstabenseite voraus in den Stempelkopf gesteckt, sodass man im Abdruck nur ihren blockförmigen Fuß sieht etc. Meistens verschwindet bereits nach dem ersten Jahreswechsel die Jahreszahl, weil sie nicht beim Materialamt angefordert wurde etc.

Geplant war ein fortschrittlicher dokumentarischer Stempel, heraus kam ein Gerät, mit dem viele Expeditoren offenbar überfordert waren und das sich an vielen Einsatzorten als sehr verschleißanfällig erwies.

Wo man diese Stempel pfleglich behandelte, hielten sie bis in die 1880er-Jahre durch. An den meisten Einsatzorten wurden sie jedoch nach wenigen Jahren wieder ausgemustert und durch den 21b oder sogar durch altmodische Halbkreiser ersetzt.

Wenn du mir weiterhelfen möchtest, würde ich mich über weitere Abbildungen dieses Stempeltyps von Eggenfelden sehr freuen, gerne auch auf Briefen, Karten und Postscheinen und auch als Durchgangsstempel auf der Rückseite von Briefen. Ich schaue mir gerne an, was du hast.

Viele Grüße aus Erding
Dietmar
 
Rottaler Am: 07.09.2020 23:11:31 Gelesen: 2305# 3 @  
Hallo Dietmar,

danke für die schnelle Antwort.

Ich muss mich leicht korrigieren; ich habe einige Belege zwischen Mai 1971 bis November 1872 mit obiger Stempeleinstellung aus Eggenfelden (alles Dienstbriefe). Eine Einzelmarke (nur als ebay- Kopie) mit kopfsteh. Tageszahl.



Wie weit bist Du schon mit dieser Forschung und wie viele verschiedene Orte hast Du bereits damit belegt?

Grüße aus dem Rottal
Norbert
 
Erdinger Am: 08.09.2020 11:15:25 Gelesen: 2282# 4 @  
Hallo Norbert,

ich fange einmal von hinten an: Bisher weiß ich von gut 400 Orten. Manche sind ausgesprochen gut belegt, von anderen habe ich überhaupt nur einen oder noch gar keinen Stempel dieses Typs gesehen, obwohl er in den Handbüchern verzeichnet ist.

Danke für das Zeigen der Briefe. Ich schaue heute Abend einmal, was ich noch an Vergleichsmaterial habe. Ich registriere Belege vorwiegend virtuell (Scans von Freunden, aus dem Netz …) und kaufe mir nur diejenigen Stücke, die mir wirklich gefallen. Sonst müsste man wahnsinnig viel totes Kapital anhäufen und einen Archivraum anbauen.

Der Haken ist, dass nicht alle Briefe sicher datierbar sind. Ausgehend von sicher datierbaren Briefen versuche ich eine ortsweise Übersicht zu bekommen, in die sich anhand bestimmter Merkmale Stücke wenigstens grob einordnen lassen, die nicht auf ein Jahr datierbar sind.

Daher noch eine Frage: Stammt der blaue Stempel deines ersten Briefs wirklich von 1871?

Viele Grüße
Dietmar
 
Rottaler Am: 08.09.2020 22:15:54 Gelesen: 2255# 5 @  
Hallo Dietmar,

die Zahl von gut 400 Orten mit Stempelbesonderheiten erstaunt mich. Von welchen, mir wahrscheinlich nicht bekannten, Handbüchern spricht du hier?

Nicht sicher bestimmbare Datierbarkeit macht auch mir manchmal "Kopfzerbrechen". Für meine heimatliche Postgeschichte Eggenfelden und Landkreis Rottal-Inn habe ich viele Kopien runtergeladen (ebay, philasearch etc.), denn nicht alles kann man zusammenkaufen.

Mein erster Dienstbrief mit blauem Stempel stammt tatsächlich von 1871, jedoch nicht wie vermutet vom MAI (Stempel), sondern wie der scan von der Brief-Innenseite beweist, vom 19. Juli 1871. Liegt hier noch ein Stempelfehler vor. Kaum zu glauben, dass noch im Juli der Schriftzug vom Mai verwendet wurde. Anscheinend sind blaue Stempelabschläge Mitte 1871 noch rar.



Ich bin gerne bereit dich bei den Forschungen, soweit es meine Belege aus Rottal-Inn und Eggenfelden hergeben, zu unterstützen. Wie ich es bei deinem Bayern-ARGE Kollegen Roland Holzmayr von bisher nicht bekannten Stempeln und Stempeldaten für seine Ergänzung zu den Helbig Handbüchern mache.
 
Rottaler Am: 08.09.2020 22:34:36 Gelesen: 2251# 6 @  
Hallo Dietmar,

noch einen Nachtrag einer Stempelbesonderheit aus Simbach a. Inn vom 24. AUG. 1871:

Hier ist die Besonderheit, dass der Monat anstelle der Uhrzeit gesetzt wurde und somit die Uhrzeit entfällt!

Ist dir ein ähnlicher Stempel bekannt?



Norbert
 
Erdinger Am: 08.09.2020 23:29:09 Gelesen: 2244# 7 @  
@ Rottaler [#5]

Hallo Norbert,

da haben wir uns missverstanden: Ich meinte die Gesamtzahl der 20a/20b-Stempel, als ich von gut 400 schrieb. Ich gehe zunächst von den Angaben bei Sem (Stempelhandbuch Kreuzerzeit) und vor allem Winkler aus. Dazu dann noch Helbig, soweit die Stempel dieses Typs noch in der Pfennigzeit verwendet wurden.

Allerdings gibt es aus zahlreichen Orten auffällig gesteckte Stempel, mal ganze Serien, mal eher zufällig. Wie gesagt, dieser Typ hat die Expeditoren wohl etwas überfordert.

Bei Eggenfelden ist eine Tatsache sehr auffällig: Niemand scheint bisher einen 20b von diesem Ort gesehen zu haben, also einen Stempel mit Jahreszahl. Die gehörte 1869/70 zur Grundausstattung. Möglicherweise wurde er 1871 ohne Jahreszahl geliefert. Wann hast du für Eggenfelden den letzten Halbkreiserabschlag belegt (müsste ein 12a sein)?

Etwa 1873 wurde der Einkreisstempel modifiziert. Ab jetzt erscheint nur noch eine einfache Stunde (also "3 Nm" statt "Nm 3–4"), und das Tageszeitkürzel erscheint größer und in Grotesk statt Antiqua.

Zu deinem Brief von 1871: Der grünliche Blauton beim Stempel ist für diese Zeit eher ungewöhnlich. Der verbreitete Einsatz blauer Stempelfarbe in Bayern beginnt eigentlich erst im Herbst 1871 in den großen Postorten.

Ich hänge einmal eine Liste der mir jetzt bekannten Abschläge dieses Stempels von Eggenfelden an. Dass die Monatsbezeichnung über der Tagesziffer steht, kommt offenbar in Eggenfelden über einen längeren Zeitraum 1871/72 vor. Das ist schon etwas außergewöhnlich, ebenso wie die Bandbreite der Stempelfarben über mehrere Jahre hinweg.



Danke für deine Unterstützung!

Viele Grüße
Dietmar
 
Erdinger Am: 08.09.2020 23:31:36 Gelesen: 2243# 8 @  
@ Rottaler [#6]

Danke für diesen wirklich "ver-steckten" Stempel, etwas in dieser Art habe ich beim Typ 20 noch nicht gesehen. Und ich dachte wirklich, sehr viel verrückter ginge es nicht mehr.

Viele Grüße
Dietmar
 
Rottaler Am: 08.09.2020 23:59:58 Gelesen: 2235# 9 @  
Deine Liste aus Eggenfelden ist schon fortgeschritten, kann aber von mir noch ergänzt werden.

Da ich noch berufstätig bin, wird das jedoch einige Tage dauern.

Norbert
 
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