Thema: Katalogpreise: Einfluss auf Rechnungen für BPP Atteste und Befunde
drmoeller_neuss Am: 11.11.2020 09:22:23 Gelesen: 5568# 1 @  
[Beiträge [#1] bis [#10] redaktionell ausgegliedert aus dem Thema " Sind die Michel Kataloge zu teuer geworden ? Welche Alternativen gibt es ?", da sie mit diesem nahezu nichts mehr zu tun hatten.]

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Was mich wurmt, sind die unrealistischen Katalogwerte. Gut, auch hier kann ich sagen, ich bin kein Reichrechner und mir sind die Preise egal. Spätestens bei Prüfsendungen gilt dieser Grundsatz nicht mehr, da der Prüfer seine Gebühren auf Grundlage der Katalogpreise berechnet. In vielen Bereichen betragen dadurch die Prüfkosten die Hälfte des Netto-Verkaufspreises. Prüfungen werden betriebswirtschaftlich "unrentabel".

Bei Infla-Marken steht noch immer im Katalog, dass die Preise nur für geprüftes Material gelten. Inzwischen sind die Prüfkosten höher als der Handelswert der Marken. Wer zahlt mir die Differenz? Der Schwaneberger Verlag?
 
TeeKay Am: 11.11.2020 14:51:47 Gelesen: 5413# 2 @  
@ drmoeller_neuss [#1]

Wenn die Katalogpreise niedriger wären, würden eben die Prüfentgelte in Prozent vom Katalogpreis steigen müssen. Die Kosten für den Prüfer sinken ja nicht, nur weil die Handelswerte der Marken sinken. Schon seit geraumer Zeit optimiert der BPP die Entgelte dadurch, dass ab bestimmten Katalogwerten Atteste (20 Euro Attestentgelt + 4% Michel) statt Befunde (10 Euro Befundentgelt + 4% Michel) ausgestellt werden, auf denen dann aber auch nicht mehr steht als auf einem Befund.

Abgesehen davon kosten manche Marken deutlich mehr als Michel. Man kann nicht dutzende bis hunderte preisbestimmende Qualitätskriterien in einen einzigen Katalogwert quetschen.

Wenn geprüfte Infla-Marken weniger kosten als das Prüfentgelt, kann das nur heißen, dass noch immer ausreichend vielen Sammlern die Prüfung und damit vermutlich auch die Echtheit der Marken egal ist. Es konkurrieren also echte, geprüfte Marken mit ungeprüften, mutmaßlich falschen und ziehen solange den kürzeren, wie ausreichend Sammler den ungeprüften Müll erwerben. Das ist aber kein Problem des Michel, sondern der Käufer und Verkäufer.
 
Wolfgang Lang Am: 12.11.2020 12:56:16 Gelesen: 5171# 3 @  
@ TeeKay [#2]

Völlig richtig. Die Arbeit wird nicht weniger, nur weil MICHEL niedrigere Preise vorgibt. Die Änderung der Vorgehensweise des BPP hat aber auch mit Fälschungsbekämpfung zu tun. Marken mit Prüfstempel sind nun mal leichter manipulierbar (Randbeschnitt bei Blocks, um das Prüfzeichen "abzusenken"; Manipulationen bei der Gummierung bereits geprüfter Marken) als Marken mit Befund; also wird ab einem bestimmten Handelswert ein Befund ausgestellt.

Auch die "Konkurrenz" bei Infla ist zutreffend, Wem es egal ist, welche Marken in seiner Sammlung stecken, braucht nicht wegen der Gestempelt-Preise in den MICHEL zu schielen.

Wolfgang
 
TeeKay Am: 12.11.2020 14:46:24 Gelesen: 5085# 4 @  
@ Wolfgang Lang [#3]

Ich bin absoluter Befund-Fan und finde es schade, dass sich die Forderungen Ende des 19. Jahrhunderts nach Befunden statt Prüfstempeln nicht durchsetzten. Manche BPP-Prüfer wie Schmidl haben ja selbst 100 Jahre später noch seltenste Markenheftchen mit ihrem Stempel entwertet. Hier ging es mir aber darum, dass michelwertabhängig statt eines Befunds ein Attest ausgestellt wird, das in vielen Fällen ohne Mehrwert für den Prüfkunden 10 Euro extra kostet (20 statt 10 Euro). Ich habe auch ein Attest, auf das der Prüfer zwei Seiten Text schrieb. Da sind 10 Euro extra sehr günstig. Aber bei einem alltäglichen Bund MH1 kann man nunmal nur drei Sätze schreiben. Warum braucht es da ein 20 Euro Attest statt eines 10 Euro Befunds oder 5 Euro Kurzbefunds?
 
ligneN Am: 12.11.2020 18:24:57 Gelesen: 4911# 5 @  
@ TeeKay [#4]

Hier ging es mir aber darum, dass michelwertabhängig statt eines Befunds ein Attest ausgestellt wird, das in vielen Fällen ohne Mehrwert für den Prüfkunden 10 Euro extra kostet (20 statt 10 Euro). Ich habe auch ein Attest, auf das der Prüfer zwei Seiten Text schrieb. Da sind 10 Euro extra sehr günstig. Aber bei einem alltäglichen Bund MH1 kann man nun mal nur drei Sätze schreiben. Warum braucht es da ein 20 Euro Attest statt eines 10 Euro Befunds oder 5 Euro Kurzbefunds?

Dazu meint die BPP Prüfordnung [1]:

5.2. (..) Ein Befund wird in der Regel (Hervorhebung durch mich, Verf.) ab einem MICHEL-Katalogwert von 250,00 Euro und ein Attest ab einem MICHEL-Katalogwert von 500,00 Euro ausgestellt.

-- Wenn sie bei Stücken ab 500 Euro Kw kein Attest wünschen, teilen Sie es dem Prüfer doch einfach bei Auftragserteilung mit. Dito wenn Sie ab 250 Kw keinen Befund wollen, sondern KB.

Nun - kann das auch nach hinten losgehen. Warum?

Gar manche Händler erzählen den Kunden, sie würden wenig mit "Befundware" handeln, sondern vor allem mit (?hochwertiger) "Attestware". Dahinter steckt der tiefverwurzelte Glaube, richtig gute Ware brauche ein Attest, nicht lediglich einen schnöden Befund.

Von altem Hasen wird dann schon mal misstrauisch nachgefragt 'Warum nur Befund, das Dingens steht doch x000 Michel?" mit der Unterstellung, da wäre etwas faul. Etwa, in der Kurzform des Befunds würden Qualitätsmängel oder schlimmeres klammheimlichst verschwiegen.

Ich konnte ebenfalls schon mithören, daß Prüfkunden empört Kurzbefunde oder Befunde zurückwiesen, sondern gefälligst auf Attesten (für Ihre dollen Stücke) bestanden. Man sei ja schließlich nicht irgendwer.

Es ist also nicht ganz so einfach, quasi mechanische Abzocke, wie Sie sich das ausmalen.

Es ist nachvollziehbar, daß z.B. Auktionen für einwandfreie Stücke ab 500 Euro Katalogwert lieber ein Attest ordern, bevor da Nachfrage wie oben erwähnt kommen.

Klar machen, was man will als Prüfkunde, dann geht das problemlos.

Sonst macht der Prüfer, was er immer macht - und die große Mehrzahl der Prüfaufträge für Befund/Attestwaren kommt nun mal vom Handel / Auktionen.

[1] https://www.bpp.de/ueber-uns/pruefordnung/#Attest
 
TeeKay Am: 12.11.2020 20:11:28 Gelesen: 4848# 6 @  
Ich sprach nie von Abzocke, sondern von Einnahmeoptimierung per Prüfordnung. Solange mutmaßlich nur zwei Prüfer vom Prüfen leben können und bei den restlichen 100 die Sache ein Hobby darstellt, ist die erbrachte Dienstleistung in meinen Augen preisunabhängig keine Abzocke.
 
ligneN Am: 17.11.2020 19:24:28 Gelesen: 4580# 7 @  
@ TeeKay [#6]

"Ich sprach nie von Abzocke, sondern von Einnahmeoptimierung per Prüfordnung."

Auch die "Einnahmeoptimierung per Prüfordnung" ist eine Fata Morgana.

Wie aus der oben zitierten Prüfordnung hervorgeht, ist das eine ca. Richtschnur, keine strikt zu befolgende Regelung.

Also schlicht dem Prüfer die Wünsche mitteilen, und gut is.

Warum viele trotzdem Attest-statt-Befund wollen, habe ich oben aus meiner Kenntnis dargelegt.
 
Francysk Skaryna Am: 17.11.2020 20:15:29 Gelesen: 4543# 8 @  
Moin,

@ ligneN [#5]

Ich konnte ebenfalls schon mithören, daß Prüfkunden empört Kurzbefunde oder Befunde zurückwiesen, sondern gefälligst auf Attesten (für Ihre dollen Stücke) bestanden.

Nun setzen wir mal den Fall, dass die Marke unsigniert ist. Der Prüfkunde bezahlt das Attest, um damit eine Signierung zu vermeiden. Ist das dann auch die Arroganz ( Man sei ja schließlich nicht irgendwer), von der Du schreibst?

@ ligneN [#7]

Warum viele trotzdem Attest-statt-Befund wollen

Es kann auch daran liegen, dass sich der Prüfkunde aus im Einzelfall nachvollziehbaren Gründen eine Altprüfung bestätigen lässt. Hier reicht in der Tat ein Befund.

Wenn ich das Geld für einen Befund habe, dann habe ich auch das Geld für ein Attest.

Gruss
 
Meinhard Am: 18.11.2020 10:48:32 Gelesen: 4391# 9 @  
@ Francysk Skaryna [#8]

Nun setzen wir mal den Fall, dass die Marke unsigniert ist. Der Prüfkunde bezahlt das Attest, um damit eine Signierung zu vermeiden. Ist das dann auch die Arroganz ( Man sei ja schließlich nicht irgendwer), von der Du schreibst?

Es geht auch anders: Attest und Signierung der Marken. Dann sollte aber auch für die Signierung extra gezahlt werden oder - ist doch Mehraufwand?

Gruss
 
ligneN Am: 19.11.2020 16:31:26 Gelesen: 4189# 10 @  
@ Francysk Skaryna [#8]

Ich konnte ebenfalls schon mithören, daß Prüfkunden empört KB oder Befunde zurückwiesen, sondern gefälligst auf Attesten (für Ihre dollen Stücke) bestanden.

Nun setzen wir mal den Fall, dass die Marke unsigniert ist. Der Prüfkunde bezahlt das Attest, um damit eine Signierung zu vermeiden. Ist das dann auch die Arroganz ( Man sei ja schließlich nicht irgendwer), von der Du schreibst?

-- "Arroganz" ist Deine Formulierung. Wenn auch ein Befund genügen würde, triff es m. E. besser "Statusdenken".

Wenn die Marke so kleinwertig ist, daß eine Signatur ausreichen würde, man aber keine Signatur will: dafür ist der Kurzbefund da. Muß man eben angeben.

Übrigens werden sowieso Kurzbefunde die Menge für Marken erstellt, die oft weit unter der unverbindlichen 150.- Grenze der BPP-Prüfordnung liegen: für **/*, die gar nicht mehr signiert werden dürfen.

Kurzbefunde gibt es auch für seltenere Stempel auf Kleinwerten oder wenn der Prüfkunde einfach etwas schhriftliches haben möchte, Erläuterungen oder Definition einer Fälschung. Ein weites Feld.
 
Richard Am: 20.11.2020 15:33:58 Gelesen: 3887# 11 @  
Liebe Mitglieder,

die Beiträge [#1] bis [#10] wurden redaktionell ausgegliedert aus dem Thema "Sind die Michel Kataloge zu teuer geworden ? Welche Alternativen gibt es ?", da sie mit diesem Thema nahezu nichts mehr zu tun hatten.

Schöne Grüsse, Richard
 
Lars Boettger Am: 27.11.2020 17:17:49 Gelesen: 3647# 12 @  
@ TeeKay [#2]

Schon seit geraumer Zeit optimiert der BPP die Entgelte dadurch, dass ab bestimmten Katalogwerten Atteste (20 Euro Attestentgelt + 4% Michel) statt Befunde (10 Euro Befundentgelt + 4% Michel) ausgestellt werden, auf denen dann aber auch nicht mehr steht als auf einem Befund.

Das ist aus den folgenden Gründen m.E. eine ziemlich steile These.

1. Der BPP als Verband besteht aus Einzelmitgliedern. Jedes Mitglied kann sein Entgelt bis zur Maximalgrenze berechnen, muss es aber nicht. Wenn ich einen Knochen mit einem Katalogwert von 2.000 Euro vorgelegt bekomme, dann erstelle ich einen Kurzbefund und nehme 1% Prüfvergütung. Ist die Marke qualitativ einwandfrei, dann nehme ich 3% und stelle ein Attest aus - für das ich höchstens 20 Euro berechne. Bei regelmäßigen Kunden kann es deutlich weniger sein.

2. Es kommt darauf an - wenn ich eine ungebrauchte Marke beschreibe, die einwandfrei ist, dann reicht vom Text ein Kurzbefund. Ich muss mich nicht in Prosa ergehen, "echt und einwandfrei" reicht.

3. Zeige bitte ein paar Beispiele (Einzelmarken), wo anstatt eines Befundes ein Attest ausgestellt wurde. Ich erwähne Einzelmarken, weil ich weiss, dass in manchen Prüfgebieten selbst kleine Einheiten massive Aufschläge verdienen und diese auch bezahlt werden.

Prüfer sind Menschen. Manche gehen an die Maximalgrenze, manche sehen es eher differenzierter. Uns alle über einen Kamm zu scheren ist m.E. nicht richtig.

Beste Grüße!

Lars
 
bovi11 Am: 27.11.2020 17:34:02 Gelesen: 3624# 13 @  
@ Lars Boettger [#12]

"Schon seit geraumer Zeit optimiert der BPP die Entgelte dadurch, dass ab bestimmten Katalogwerten Atteste (20 Euro Attestentgelt + 4% Michel) statt Befunde (10 Euro Befundentgelt + 4% Michel) ausgestellt werden, auf denen dann aber auch nicht mehr steht als auf einem Befund."

Hallo Lars,

Solche Formulierungen sollen offenbar nur provozieren.

Aus langjähriger Erfahrung kann ich Deine Darstellung nur bestätigen. Die meisten Deiner Prüferkollegen handhaben das ähnlich.

Grüße

Dieter