Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Deutsches Reich Block 2: Falschbeschreibungen in Auktionen
Lars Boettger Am: 24.12.2020 09:53:51 Gelesen: 2098# 1 @  
Ein gewerblicher Händler hatte (Angebot wurde mittlerweile durch Ebay gelöscht) einen Block Nr. 2 vom Deutschen Reich im Angebot. Seine Beschreibung war sinngemäß "postfrisches Luxusstück". Gerade bei dem Block Nr. 2 wird die postfrische Erhaltung mit einem deutlichen Aufschlag auf den "ungebraucht" Preis bewertet.

Der relativ große Blockrand wurde oft genutzt, um Falze daran zu befestigen bzw. die Ränder waren empfindlich. Oft kommt es zu leichten Einrissen oder Verfärbungen. Diese verräterischen Stellen wurden dann im nachhinein mit einer Schere "begradigt", um den Block Nr. 2 wieder in einem einwandfreien Zustand präsentieren zu können.

Wie ihr unten seht, sind die Marken tiefstgeprüft (= postfrisch), der Block dagegen sehr deutlich erhöht signiert. Der Prüfer stellte bei seiner Prüfung fest, dass der Blockrand sehr wohl Mängel aufwies und nicht mehr in der höchsten Qualitätsstufe war. Der Block würde heute in einem Attest den folgenden Text aufweisen: "Briefmarken postfrisch, Block ungebraucht" (oder so etwas ähnliches). Das bedeutet, dass der Katalogpreis für ungebrauchte Blocks gilt. Und jetzt sind wir wieder beidem Ebay-Angebot - preislich lag der Block mehr oder weniger bei 100% des Michelwertes für ungebrauchte Blocks DR Nr. 2.

Vor dem Kauf sollte man immmer sein Gehirn einschalten und sich mit der Prüfordnung des BPPs vertraut machen. Bitte verlasst Euch nicht auf die Aussagen eines Händlers bzw. auf alte Prüfungen, wo entweder der Prüferkollege bereits verstorben ist oder wo die Prüfung außerhalb der Haftung liegt. Besteht auf einer aktuellen Prüfung. Ist der Händler nicht bereit, einer Prüfung zuzustimmen, dann tretet von einem Kauf zurück. Oder, wenn Euch der Händler solvent genug erscheint, dann bittet ihn, einen echten postfrischen Block Nr. 2 als Ersatz zu beschaffen.

Der Rat bezieht sich auch auf Privatanbieter, welche die Gewährleistung ausschliessen. Wobei ich mich immer Frage, was sie gewährleisten bzw. ausschliessen wollen - insbesondere bei ungültigen Briefmarken.

Beste Grüße!

Lars


 
drmoeller_neuss Am: 24.12.2020 10:05:53 Gelesen: 2094# 2 @  
@ Lars Boettger [#1]

Wie ihr unten seht, sind die Marken tiefstgeprüft (= postfrisch), der Block dagegen sehr deutlich erhöht signiert. Der Prüfer stellte bei seiner Prüfung fest, dass der Blockrand sehr wohl Mängel aufwies und nicht mehr in der höchsten Qualitätsstufe war. Der Block würde heute in einem Attest den folgenden Text aufweisen: "Briefmarken postfrisch, Block ungebraucht" (oder so etwas ähnliches). Das bedeutet, dass der Katalogpreis für ungebrauchte Blocks gilt. Und jetzt sind wir wieder beidem Ebay-Angebot - preislich lag der Block mehr oder weniger bei 100% des Michelwertes für ungebrauchte Blocks DR Nr. 2.

Das ist genau das Problem der früheren Signierpraxis. Niemand ausser dem Prüfer kann sagen, warum das Stück höher signiert wurde.

In diesem Fall: Woran stört sich Schlegel? sind die Blockränder beschnitten oder ist der Block entfalzt (nur das wäre "ungebraucht" oder stören die Knitter im rechten Rand?
 
ligneN Am: 24.12.2020 10:28:50 Gelesen: 2079# 3 @  
@ drmoeller_neuss [#2]

Gedankenspiel: der Prüfer hat es auch gesagt - im zugehörigen Attest.

Das hat der Anbieter (schlau) nicht mit angeboten.

Da können weder Schlegel noch "frühere Signierpraxis" etwas dafür.
 
achim11-76 Am: 24.12.2020 10:32:04 Gelesen: 2076# 4 @  
Ich würde in meine Sammlung eher einen Block 2 mit den sichtbaren Mängeln aufnehmen, als ein repariertes, beschnittenes oder verschönertes Stück, weil man dann sieht, dass es noch der Originalzustand ist. Und mit fast 90 Jahren darf ein Stück Papier auch mal Knicke und Verfärbungen am Rand haben.

Das ist meine persönliche Meinung dazu und zu diesem "Postfrisch und Blütenweiss - Wahn"

Papier ist halt nun mal ein Naturprodukt das Alterungen unterliegt.

Bei anderen Sammelgebieten sind Reparaturen oder Restaurationen kein Mangel - Stichwort Oldtimer Fahrzeuge. Niemand erwartet nach 90 Jahren einen fabrikneuen Originalzustand
 
Lars Boettger Am: 24.12.2020 14:02:06 Gelesen: 2011# 5 @  
@ achim11-76 [#4]

Ich würde in meine Sammlung eher einen Block 2 mit den sichtbaren Mängeln aufnehmen, als ein repariertes, beschnittenes oder verschönertes Stück, weil man dann sieht, dass es noch der Originalzustand ist. Und mit fast 90 Jahren darf ein Stück Papier auch mal Knicke und Verfärbungen am Rand haben.

Das ist vollkommen in Ordnung. Allerdings hat der Anbieter das Stück nicht als "Block ungebraucht" oder "Blockrand mit Knittern" angeboten und zu einem akzeptablen Preis, sondern den Preis für postfrische Blocks aufgerufen und damit 100% vom Michelkatalogwert.

Bei Oldtimern bin ich mit Deinem Vergleich nicht ganz einverstanden. Eine Briefmarken kann 175 Jahre überdauern, ohne dass sie darunter leidet. Ein Automobil dagegen hat Verschleissteile, die alle paar Jahre erneuert werden müssen. Darum mögen wir reparierte Briefmarken in der Regel auch nicht wirklich =D

Beste Grüße!

Lars
 
Meinhard Am: 24.12.2020 15:24:58 Gelesen: 1979# 6 @  
@ Lars Boettger [#5]

[I]Allerdings hat der Anbieter das Stück nicht als "Block ungebraucht" oder "Blockrand mit Knittern" angeboten und zu einem akzeptablen Preis, sondern den Preis für postfrische Blöcke aufgerufen und damit 100% vom Michelkatalogwert.[I]

Wir leben doch in der "freien Marktwirtschaft" und jeder kann für seinen Gegenstand verlangen was er will. Der Anbieter hat nichts falsch gemacht.

Da nehme ich schon eher den Prüfer in die Pflicht, dass dieser bei so hochwertigen Marken kein Attest etc. ausgestellt hat. Und übrigens ist die Meinung des Prüfers auch nicht in Stein gemeißelt, sondern seine persönliche Meinung. Dafür gibt es genug Beispiele. Die Prüfzeichen bei den Marken sind 3x tief und 1x im 1. Zahnloch abgeschlagen. Jetzt kann man rätseln: Der Prüfstempel ist verrutsch oder hat der Prüfer doch etwas bei der Marke gesehen?

Warum dieser Block gelöscht wurde, verstehe ich nicht. Kunden die solche Ware in der Preisklasse kaufen, sollten schon wissen, was sie tun oder?

Beste Grüße
Meinhard
 
achim11-76 Am: 24.12.2020 15:36:13 Gelesen: 1964# 7 @  
@ Lars

Ja da hast du natürlich Recht, ein Auto muss gewartet werden usw., daher ist der Vergleich vllt nicht ganz passend.

Den Block hätte ich auch nicht zu dem Preis gekauft, und reparierte Marken will auch keiner in seiner Sammlung haben.

Aber ich denke, selbst bei optimalsten Lagerbedingungen geht die Zeit am Papier nicht spurlos vorüber und grade bei diesem "sperrigen" Block sind wahrscheinlich die Stücke, die ganz ohne Knitter oder Verfärbungen die Zeit überdauert haben wirklich Mangelware, daher wäre ich bei einem solchen Stück breit Kompromisse einzugehen - wenn man sich beim Preis einig werden würde. :)

Und die Zeiten und die Ansprüche ändern sich halt auch. Früher war es normal und niemand hat sich an den Falzen gestört. Auch Prüfzeichen auf der Rückseite hat früher niemand gestört, heute sieht das ganz anders aus. Ich persönlich würde auch eher eine Marke mit Fotoattest kaufen als eine mit Prüfzeichen auf der Rückseite.

[Beiträge [#1] bis [#7] redaktionell in ein neues Thema ausgelagert]
 
Lars Boettger Am: 25.12.2020 19:15:59 Gelesen: 1847# 8 @  
@ Meinhard [#6]

Wir leben doch in der "freien Marktwirtschaft" und jeder kann für seinen Gegenstand verlangen was er will.

Zumindest in Deutschland spricht man von einer "sozialen Marktwirtschaft". Und auch für das Anbieten von Gegenständen gibt es Regeln.

Der Anbieter hat nichts falsch gemacht.

Mach den Test: Biete einen Ferrari zum Ferraripreis an und versuche dann, mit einem VW-Golf zu erfüllen. Ich müsste mich sehr täuschen, wenn das keinen (rechtlichen) Ärger gibt. Der Anbieter hat einen postfrischen Block 2 des Deutschen Reiches angeboten, der Block erfüllte aber nur die Kriterien für "ungebraucht".

Da nehme ich schon eher den Prüfer in die Pflicht, dass dieser bei so hochwertigen Marken kein Attest etc. ausgestellt hat.

Diesen Diskussionspunkt habe ich von Dir schon öfters gehört - der Prüfer ist schuld. Die Uhr dreht sich weiter, heute muss ein BPP-Prüfer ab 500 Euro Katalogwert immer einen Befund ausstellen. Vor 40 Jahren war das noch anders. Da hat Herr Schlegel den Block signiert und alle waren zufrieden.

Und übrigens ist die Meinung des Prüfers auch nicht in Stein gemeißelt, sondern seine persönliche Meinung.

In diesem Punkt widerspreche ich Dir nicht. Und es wäre auch schlimm, wenn ein Prüfer nicht im Laufe der Zeit neue Erkenntnisse in seine Prüftätigkeit einfliessen lassen würde!

Dafür gibt es genug Beispiele. Die Prüfzeichen bei den Marken sind 3x tief und 1x im 1. Zahnloch abgeschlagen. Jetzt kann man rätseln: Der Prüfstempel ist verrutsch oder hat der Prüfer doch etwas bei der Marke gesehen?

Frag den Prüfer doch, warum ein Prüfzeichen dort steht, wo es ist.

Warum dieser Block gelöscht wurde, verstehe ich nicht. Kunden die solche Ware in der Preisklasse kaufen, sollten schon wissen, was sie tun oder?

Ich habe es Dir oben und in meinem jetzigen Beitrag auseinander gesetzt. Woher kennst Du alle Käufer? Wer sagt denn, dass nicht der Partner für den Sammler ein Weihnachtsgeschenk kauft - da vertraut man auf die vielen guten Bewertungen und kauft so ein Stück ein.

Der Verkäufer (da gewerblich) wurde auf seinen Beschreibung hingewiesen. Er hat sie nicht geändert. Ich muss auch konsequent sein und habe dann eine Meldung an Ebay abgesetzt.

Beste Grüße!

Lars
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.