Philaseiten.de: Stempel Ansbach ITT - "International Telephone and Telegraph Agency"

Thema: Stempel Ansbach ITT - "International Telephone and Telegraph Agency"

piems	Am: 17.02.2021 20:07:33	Gelesen: 1435	# 1	@

Ansbach ITT

Guten Abend,

schon seit längerem versuche ich herauszufinden, was es mit dem Zusatz ITT im Stempel von ANSBACH von 1955 auf der folgenden Antwortkarte auf sich hat:

Die bisherige Suche über Google hat erbracht, dass der Absender offenbar amerikanischer Soldat an der 'Signal School' war, die sich in den 'Barton Barracks' befand, einer amerikanischen Kaserne, die bis heute besteht.

Kann jemand meine Vermutung bestätigen, dass es sich um den Stempel der dortigen Devisenpoststelle handelt?

Der rückseitige Text liefert dazu keine Informationen, deshalb bilde ich ihn nicht ab.

Beste Grüße
Clemens

Christoph 1	Am: 17.02.2021 21:37:09	Gelesen: 1400	# 2	@

@ piems [#1]

Hallo Clemens,

toller Fund, habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.

Ein vermutlich völlig falscher Erklärungs-Versuch nach kurzer Recherche: Die Abkürzung ITT wurde im Zusammenhang mit den amerikanischen Streitkräften in Deutschland häufiger mal für die "Information, Tours an Travel Offices" verwendet. Hier ein Zeitungsartikel aus Stuttgart von 1989, der die Privatisierung dieser ITT-Offices thematisiert:

Ich glaube allerdings, dass es sich hier eher um Reisebüros handelt, als um Poststellen...

Das hilft also vermutlich nicht so viel weiter.

Bin gespannt auf weitere Erklärungen anderer Leser.

Viele Grüße
Christoph

filunski	Am: 17.02.2021 23:55:26	Gelesen: 1369	# 3	@

@ piems [#1]
@ Christoph 1 [#2]

"Bin gespannt auf weitere Erklärungen anderer Leser."

Hallo Clemens, hallo Christoph,

Christoph, mit den amerikanischen Streitkräften in Deutschland bist du schon auf die richtige Spur geraten. ;-)

Aber kein Reisebüro, sondern eine Posteinrichtung der US-Streitkräfte, eine sogenannte DPST (Devisenpoststelle). Diese sollten den privaten Fernsprechverkehr abwickeln, Telegramme annehmen und Zahlstellen für Fernsprechrechnungen der privaten Telefonanschlüsse der Angehörigen der Besatzungskräfte sein. Diese besonderen öffentlichen Sprechzellen mussten sowohl in Postämtern als auch in Kasernen und Flugplätzen eingerichtet werden.

Solch eine Stelle gab es auch an verschiedenen Orten in den Militäreinrichtungen der US-Streitkräfte in Ansbach, der Absender auf der Karte war ja auch Angehöriger/Lehrgangsteilnehmer der "US Army Europe Signal School" (Europäische Nachrichtenschule der US Armee) in Ansbach. Bei der dortigen DPST wurde auch die Karte aufgegeben. Die, durchaus ungewöhnliche und sonst bei diesen Stempeln nicht zu findende Abkürzung ITT steht für "International Telephone and Telegraph Agency". So hieß diese Dienststelle bevor sie ab 1949 die Bezeichnung DPST erhielt. Diese befand sich in den Barton Barracks der US Army, wo sich auch die Signal School befand.

Im Stempel unten, mehr zu erahnen als noch zu sehen, müsste auch DPST stehen.

Interessanter und extrem seltener Beleg! Alle Belege mit DPST Stempeln (mit wenigen Ausnahmen später von der DBP noch weiter verwendeter Stempel) sind sehr selten, da diese fast alle von US Soldaten an Empfänger in den USA oder an anderen Dienstorten auf der Welt verschickt wurden und kaum je wieder den Weg zurück nach Deutschland (in Sammlerhände) gefunden haben.

Viele Grüße,
Peter

filunski	Am: 18.02.2021 00:21:34	Gelesen: 1352	# 4	@

@ filunski [#3]

Nachtrag

Noch ein wenig "gestöbert".

Hier zwei weitere Stempel der Ansbacher DPStellen, wie sie ab 1950 aussahen und zum Einsatz kamen (aus dem Auslieferungsbuch des Stempelherstellers, Fa. Gleichmann):

Viele Grüße,
Peter

piems	Am: 18.02.2021 08:27:35	Gelesen: 1332	# 5	@

@ filunski [#4]

Guten Morgen Peter,
guten Morgen Christoph,

vielen Dank für die Informationen! So hat sich meine Vermutung also bestätigt.

Die betreffende Karte war tatsächlich auch als Antwortkarte verwendet worden. Der Absender teilte seiner Tante mit, wann er in Garmisch mit dem Zug ankommt und wie sie ihn an seinem Aussehen erkennen kann. Sie hatte sich offenbar überraschend bei ihm gemeldet und ihn eingeladen. Auch eine interessante (Familien-)Geschichte, aber das wäre ein neues Thema.

Viele Grüße
Clemens