Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: (?) (174) Nigeria: Fälschungen zum Schaden der Post
Das Thema hat 195 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7   8  oder alle Beiträge zeigen
 
Stefan Am: 25.08.2022 20:49:15 Gelesen: 37968# 171 @  
Ergänzend zu Beitrag [#128]; [#164] und [#165] nachfolgend ein weiterer gefälschter Kandidat aus dem Ausland (außerhalb von Nigeria), welchem ich der Nigeria Connection zuordne. Forumsmitglied Journalist hat diesen Beleg vor fast genau fünf Jahren in [1] gezeigt und darf hier mit seinem Einverständnis ebenfalls gezeigt werden.

Jürgen schrieb seinerzeit (04.09.2017) im Forum:

Hallo an alle,

den folgenden Brief könnte ich zwar auch bei der Rubrik "Nigeria" einstellen, aber inhaltlich passt er hier doch besser hin:



Mancher wird nun fragen, was hat der obige Brief den mit Nigeria zu tun ?

Das geht aus dem Inhalt des Briefes hervor, den ich hier zensiert abbilde, nicht das jemand tatsächlich auf die dumme Idee kommt den Inhalt zu glauben und dort anzurufen:



Dieser Brief und viele andere wurden nicht nur zum Betteln benutzt, um Leute zu betrügen, sondern gleichzeitig wurden verschiedene Länder (Postanstalten) betrogen bezüglich der Freimachung. Bekannter sind diese Briefe oft mit komplett gefälschten oder fingierten Briefmarken aus Nigeria.

Aber auch die Deutsche Post war eines der Opfer, wie der obige Brief zeigt - hier wurde ein fingierter Absenderfreistempel als Freimachung genutzt, um diesen Brief in die USA zu schicken. Dort wurde er glücklicherweise nicht geöffnet und ging zurück zum Absender. Da hier kein Absender erkennbar war, geht er laut Weltpostvertrag in der Regel immer an das Land zurück, aus dem die Freimachung stammt - hier Deutschland.

Also eine nicht alltäglich Fälschung zum Schaden der Post. Die obigen gezeigten Fälle sind aus Postsicht aber oft Bagatellfälle, die oft unerkannt durchrutschen. [...]

Viele Grüße Jürgen


Dieser Beleg wurde in den anschließenden Beiträgen von [1] kommentiert und auf die kuriose Portostufe von 12,27 Euro (!) zum 01.05.2002 sowie den Rechtschreibfehler im Namen des Briefdienstleisters ("DEUTSHE POST" - ohne "C") hingewiesen. Üblicherweise ist im Jahr 2002 bereits in blau gestempelt worden (selten noch in rot), die DPAG hatte von 1999-2002 bei Absenderfreistempeln von rot auf blau umstellen lassen.

Ein echter Beleg aus der Gerätenummernnachbarschaft (mit der Nummer E851103 anstelle E851109) ist in der Stempeldatenbank [2] vorhanden, nachfolgend daraus die Abbildung:



Im direkten Vergleich fällt sehr gut auf, dass dem Künstler (Fälscher) der hier vorgestellten Fälschung aus Nigeria viel Kreativität und Phantasie bei der Gestaltung des (Hand-)Stempels gelassen wurde.

Wer kann den Absenderfreistempel als Original aus 56037 Koblenz mit der Gerätenummer E851109 belegen? Laut Google wäre die Postleitzahl 56037 falsch, die PLZ 56073 (Zahlendreher) würde eher passen. :-)

Gruß
Stefan

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=160702#M121 (Beitrag 121)
[2] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/198579
 
Stefan Am: 27.08.2022 18:13:31 Gelesen: 37758# 172 @  
Bisher wurden folgende Fälschungen von Freistempeln vorgestellt, welche der Nigeria Connection zugeordnet werden (könnten):

Beitrag [#128]: Großbritannien von 1998
Beitrag [#164]: Südafrika von 2000 + 2x ohne Jahresangabe
Beitrag [#165]: Kenia und Tansania von 1996 bzw. 1999
Beitrag [#171]: Deutschland (Deutsche Post AG) von 2002

Nachfolgend ein (aktuell) letztes Exemplar außerhalb von Nigeria - dieses Mal aus Hongkong als Sonderwirtschaftszone der Volksrepublik China:



Freistempel aus Hong Kong von 1999

Wie gehabt ergibt das Datum wieder keine Sinn. Es fehlen die Angaben für den Tag und den Monat. Stattdessen wird "===99" angegeben. Im Vergleich zum Freistempelkatalog "Alle Welt" in [1] entspräche die Fälschung am ehesten den Katalognummern FA2; FA3 oder FA4 der Rubrik der Gruppe F - Ausgaben von Hong Kong unter chinesischer Verwaltung.

Damit sind nun Staaten aus drei Kontinenten vertreten. Ich nehme an, dass Freistempler (Postfreistempel und/oder Absenderfreistempel) aus weiteren Staaten gefälscht worden sind.

In [2] wird vermerkt:

"NOTE: Starting around 1995 the Government of Nigeria banned the use of private postage meters because of widespread counterfeiting.

Shown below are typical examples of these counterfeits which nearly always are crude and resemble hand stamps."


Übersetzt mit DeepL [3]:

"HINWEIS: Etwa ab 1995 verbot die nigerianische Regierung die Verwendung privater Frankiermaschinen wegen der weit verbreiteten Fälschungen.

Nachstehend sind typische Beispiele dieser Fälschungen abgebildet, die fast immer grob sind und Handstempeln ähneln."


Demnach wurden Freistempel ab ca. 1995 in Nigeria verboten (seit 01.07.2000 sind spezielle Freistempel wieder zur Frankatur zugelassen, siehe in [2] Gruppe C). Demnach hätte es auffallen sollen und müssen, wenn Absenderfreistempel bzw. Postfreistempel aus Nigeria ab/nach 1995 (bis 2000) bzw. mit derartigen Stempeldaten auftauchten. Ich schließe nicht aus, dass seinerzeit Freistempel aus anderen Staaten gefälscht worden sind, um dieses Verbot zu umgehen und den Sendungen dennoch eine Art "Frankatur" verpassen zu können.

Gruß
Stefan

[1] https://en.wikibooks.org/wiki/International_Postage_Meter_Stamp_Catalog/Hong_Kong
[2] https://en.wikibooks.org/wiki/International_Postage_Meter_Stamp_Catalog/Nigeria
[3] https://www.deepl.com/translator
 
Ecksammler Am: 29.08.2022 11:45:57 Gelesen: 37596# 173 @  
@ Stefan [#172]

Hallo Stefan,

56037 ist die Großempfänger-Postleitzahl von Deutsche Post AG Niederlassung BRIEF Koblenz, Carl-Spaeter-Str. 2f, 56070 Koblenz. Herauszufinden ist das über die Postleitzahlensuche auf der Post-Website https://www.postdirekt.de/plzserver/ --> Weitere -> Großempfänger.

Viele Grüße

Josef
 
Stefan Am: 29.08.2022 19:55:45 Gelesen: 37535# 174 @  
@ Ecksammler [#173]

56037 ist die Großempfänger-Postleitzahl von Deutsche Post AG Niederlassung BRIEF Koblenz, Carl-Spaeter-Str. 2f, 56070 Koblenz.

Danke für die Info! So recht mag diese bei dem in Beitrag [#171] gezeigten Beleg keinen Sinn ergeben, da es sich um einen Absenderfreistempel und nicht um einen Postfreistempel handelt. Sicherlich, die privatisierte Deutsche Pot AG mag in den ersten Jahren auch vereinzelt Absenderfreistempelmaschinen als Postfreistempelmaschinen eingesetzt haben - aber dieses Freistempelmodell? :-)

Damit dieser Beitrag nicht so ganz beleglos bleibt:



Sendung vom 24.01.1997 aus Nigeria nach 47443 Moers in Deutschland

Der Briefumschlag lächelte mich gestern auf einem Tauschtag in Moers in einer Krabbelkiste für 0,50 Euro/Stück an. Die zur Frankatur verwendete Briefmarke ist echt, der Stempelabschlag ist sauber abgeschlagen - was will ein Belegesammler mehr?

Aber halt, Moment mal: eine Einzelfrankatur aus Nigeria zu 30 Kobo = 0,30 Niara im Jahr 1997? Ein sauberer und klar lesbarer Stempelabschlag aus Nigeria aus dem Jahr 1997?

Üblicherweise dürfte das Porto im Jahr 1997 insgesamt 40,00 oder 50,00 Niara betragen haben, also liegt zumindest ein Postbetuppe vor. Die Sendung ist adressiert an "The President", rückseitig fehlt eine Absenderangabe - also ein Indiz (mehr aber auch nicht) für eine Sendung der Nigeria Connection. Weiterhin sind die Stahlstempel aus den 1990er Jahren oftmals eher unsauber und der Stempelabschlag unscharf bzw. vielfach auch nicht lesbar. Mir schaut das Ganze eher nach einem Stempel aus Hartplastik oder einem noch recht unbenutzten Gummistempel aus. Es ist auch in den 1990er Jahren eher eine Monatsangabe mit Buchstaben und nicht mit arabischen Ziffern üblich.

Lässt sich die Stempelinschrift übersetzen? "LAFAJI HQ ... EG / FORWARD" (?).

Danke.

Gruß
Stefan
 
Nordluchs Am: 04.06.2023 09:14:10 Gelesen: 21692# 175 @  
Hallo zusammen,

bevor der Beleg in der Kiste verschwindet, die Stempelabbildung verstärkt da der Brief etwas vergilbt ist.



Lagos, Nigeria mit Fälschung vom 17 FEB 1995.

Die Palmen sind ja gelungen bei dieser Schnitzerei, aber der Rest ist aus zwei verschiedenen Schalen zusammen geschustert. Auffälliger geht es nicht, um zu erkennen, worum es sich handelt. Das derartige Post überhaupt bei den Adressaten ankam ist schon erstaunlich.

Viele Grüße

Hajo
 
Nordluchs Am: 20.09.2023 17:15:11 Gelesen: 15632# 176 @  
@ Stefan [#165]

Hallo Stefan,

hatte einen vermutlich "handgeschnitzten" Freistempler aus Tanzania entdeckt.



Auch ein weiteres Exemplar aus Nigeria zeige ich ohne Kommentar.



Wollte ich nur zur Ansicht einstellen.

Viele Grüße
Hajo
 
Stefan Am: 20.09.2023 17:27:32 Gelesen: 15628# 177 @  
@ Nordluchs [#176]

hatte einen vermutlich "handgeschnitzten" Freistempler aus Tanzania entdeckt.

Ja, ist eine Fälschung, sehr schön! :)

Das Porto ist mit 15.560 Shilling absurd hoch. Ich müsste nachschauen, meine allerdings aus dem Gedächtnis heraus, dass im Jahr 1998 das Auslandsporto für einfache Sendungen nach Europa bei 400 Sh. gelegen hätte.

Auch ein weiteres Exemplar aus Nigeria zeige ich ohne Kommentar.

Je mehr Belege aus den 1990-er Jahren auftauchen, umso besser lässt sich dann abgrenzen, was echt (selten vorkommend) und was falsch (häufig) ist. Wenn ich auf Tauschtagen oder Messen in Krabbelkisten für kleines Geld eine Fälschung aus Nigeria sehe, ist diese in meiner Sammlung herzlich willkommen, selbst wenn diese dort bereits mehrfach vorhanden ist.

Gruß
Stefan
 
saeckingen Am: 20.09.2023 22:57:01 Gelesen: 15582# 178 @  
@ Nordluchs [#176]

Sehr interesssante Fälschung aus Tansania! Sollte diese verfügbar sein, hätte ich Interesse!

Grüße
Harald
 
DL8AAM Am: 20.09.2023 23:30:44 Gelesen: 15575# 179 @  
@ Stefan [#177]

Das Porto ist mit 15.560 Shilling absurd hoch. Ich müsste nachschauen, meine allerdings aus dem Gedächtnis heraus, dass im Jahr 1998 das Auslandsporto für einfache Sendungen nach Europa bei 400 Sh. gelegen hätte.

Das kommt in etwa hin, ich habe Mitte der 1990-er an der tanzanischen Grenze, d.h. zum offiziellen Kurs bei der "Staatsbank" immer etwas um die 500 Sh. für einen US$ bekommen.

Eine Postkarte aus meinen aktuellen "zu Beackern-Zanzibar-Stapel" vom 04.01.1995 trägt eine Frankatur zu 260 Sh.

Beste Grüße
Thomas
 
Nordluchs Am: 21.09.2023 10:13:47 Gelesen: 15495# 180 @  
@ saeckingen [#178]
@ DL8AAM [#179]

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Beiträge.

Stefan war innerhalb weniger Minuten nach dem Einstellen per Smartphone mit einer Bekundung des Interesses sehr schnell.

Bringe beide Belege mit nach Ulm!

Viele Grüße
Hajo
 
Stefan Am: 21.09.2023 17:20:07 Gelesen: 15442# 181 @  
@ Nordluchs [#176]

Stefan war innerhalb weniger Minuten nach dem Einstellen per Smartphone mit einer Bekundung des Interesses sehr schnell.

Bringe beide Belege mit nach Ulm!


Danke :-)

Bei deinem gezeigten Beleg handelt es sich um das zweite mir bekannte Exemplar eines gefälschten Freistempels aus Tansania. Ein weiterer Beleg wurde in Beitrag [#165] vorgestellt, welchen ich an dieser Stelle wiederhole und neben deinen Beleg aus Beitrag [#176] setze:





In beiden Fällen ist die "Portostufe" von 15.560 Shilling sehr markant, dito die Gerätenummer 10333 bzw. 103331. Ich nehme an, dass es bei der Vorlage der Fälschung um die Frankatur einer sehr schweren Sendung wie ein Paket o.ä. gehandelt hatte.

Die jeweils erstellte Kopie ist vom Zeichner individuell weiterentwickelt worden, wie die Wertrahmen und die Beschriftung der Datumskrone zeigen.

Gruß
Stefan
 
Angelika Am: 20.10.2023 09:56:49 Gelesen: 13167# 182 @  
Hallo,

ein Brief aus Nigeria mit einem gefälschten Freistempel:



Viele Grüße
Angelika
 
Stefan Am: 21.10.2023 11:03:18 Gelesen: 12973# 183 @  
@ Angelika2603 [#182]

ein Brief aus Nigeria mit einem gefälschten Freistempel:

Ein interessantes Exemplar, das du hier zeigst. ;-)

Ich kann den Wertrahmen dieses Absenderfreistempels beim besten Willen keinem Original bzw. Hersteller zuordnen.

Die Wertstufe zu "~056" (ja was? Kobo? oder Niara?) ist sehr auffällig. Bei den mir vorliegenden echten Absenderfreistempeln aus Nigeria wird die Wertstufe bis Anfang der 1990-er Jahre entweder in Kobo geführt (wobei hier 100 Kobo = 1 Niara entspricht) oder der Wertrahmen weist die Angabe in Niara aus, dann allerdings mit Nachkommastellen für eine weitere Angabe in Kobo und die Angabe des Kommas als Punkt (Bsp. "50.00"). Die Wellenlinie vor der Nominale kommt bei mindestens einem Frankiergerätemodell auch bei echten Absenderfreistempeln aus Nigeria vor, allerdings die Nominale in Kobo und der Wertrahmen im Querformat vorhanden.

Daher muss ich annehmen, dass sich der Künstler (Schnitzer) dieser Bastelarbeit neben dem meinem Eidnruck nach phantasievollen Wertrahmen auch in der Gestaltung der Nominalangabe vertan und anstelle einer passenden Angabe von 50,00 Niara irrtümlich 056 Kobo in der Stempelplatte geschnitzt hatte. Einen solchen Ausreißer habe ich bisher noch nicht gesehen.

Kobo und Niara zu vertauschen, kam bereits vor. Zwischenzeitlich (im Einzelfall) wurden echte Briefmarken in Kobo zur Frankatur von Sendungen verwendet, welche für das eigentliche Porto in Niara bei weitem nicht ausreichten (Bsp. Briefmarke zu 30 Kobo = 0,30 Niara bei einem tatsächlichen Porto zu 50,00 Niara). Die Stempelung der Frankatur erfolgte (wenn überhaupt), mit einem gefälschten Handstempel, siehe Beispiel in Beitrag [#174].

Gruß
Stefan
 
Angelika Am: 01.11.2023 14:17:41 Gelesen: 11861# 184 @  
Ein neuer gefälschter Freistempel aus Nigeria.



Viele Grüße
Angelika
 
JanClauss Am: 10.09.2024 23:59:17 Gelesen: 1277# 185 @  
Bei den zahllosen Nigeriafalschbriefen, die seit den 1990-er Jahren in unserem Lande kursieren, fällt immer wieder Folgendes auf:

1. Die Frankaturmarken sind Fälschungen zum Schaden der Post und stammen aus Farbkopierern
2. Die Poststempel sind meist reine Phantasiestempel, teils wohl aus Kartoffel- oder Korkvorlagen
3. Die meisten "erhältlichen" Covers stammen adressiert an Unternehmen, die es entweder nicht mehr gibt oder deren Koordinaten falsch angegeben sind.
4. Fast alle auf dem deutschen Markt befindlichen Covers sind absenderlos, ungeöffnet und haben Unzustellbarkeitsvermerke der Deutschen Post.

Und jetzt die Frage an Radio Eriwan, die offensichtlich in den bisherigen 184 Beiträgen zu diesem Thema bisher nicht beantwortet ist (oder ich wäre senil und kann nicht <mehr> richtig lesen): Wie kann es sein, dass diese unzählig vielen Belege in Deutschland auf dem Freien Markt in Grabbelkisten erhältlich sind? Führt denn der offizielle Unzustellbarkeitsvermerk der Deutschen Post dazu, dass diese diese Belege als nicht ins Ursprungsland zurückzustellbar vernichtet bzw. extra unseren Philatelisten zur Verfügung stellt?

Wie kann es sonst sein, dass ich selbst 2 Dutzend dieser Briefe für Pfennigbeträge erwerben konnte? Diese Briefe hätten doch eigentlich in der offiziellen Briefsuch- bzw. -öffnungsstelle der Post in Marburg/Gießen unter vereidigten besonderen Bediensteten geöffnet und anschließend den nigerianischen Absendern wieder zugeführt werden müssen?
 
drmoeller_neuss Am: 11.09.2024 10:38:24 Gelesen: 1179# 186 @  
@ JanClauss [#185]

In der Philatelie gibt es vieles, was es eigentlich nicht geben darf. Und dazu gehören interne Postunterlagen. Vor 30, 40 Jahren wurde das nicht ganz so streng gehandhabt und Datenschutz stand erst in den Anfängen.

Ich kenne selbst einen Fall, bei dem ein "Altpapierlastwagen" auf dem Weg von der Post zur Papiermühle über den Umweg einer privaten Garage erheblich "erleichtert" wurde.

Und dann wurde mir ein Stapel Briefumschläge und Korrespondenz einer Behörde aus Pullach angeboten. Ich konnte den Anbieter schnell überzeugen, dass es in diesem Fall doch besser wäre, die Briefmarken auszuschneiden. :)

In Marburg wusste man durchaus diese Briefe einzuschätzen, weswegen sich die Post die Rückbeförderung in das Urprungsland erspart hat, zumal man im Falle offensichtlicher Fälschungen gar nicht dazu verpflichtet war.

Wirklich selten sind diese Briefe nicht, es war ein Massenphänomen in der Vor-Internet Zeit, in der man das Wort "Spam" noch nicht kannte. Die Anzahl der Sammler von Freistempeln, Fälschungen zum Schaden der Post und eventuell Nigera sind auch überschaubar. Es ist genügend Material da, so dass nur die "Bearbeitungsgebühr" von 50 Cent bis vielleicht einen Euro anfällt.

Ich habe zahlreiche Belege mit Unzustellbarkeitsvermerken. Der Altpapierlaster der Post scheint öfters sein Ziel nicht erreicht zu haben. :)
 
Stefan Am: 21.09.2024 10:16:33 Gelesen: 792# 187 @  
@ JanClauss [#185]

Bei den zahllosen Nigeriafalschbriefen, die seit den 1990-er Jahren in unserem Lande kursieren, fällt immer wieder Folgendes auf:

1. Die Frankaturmarken sind Fälschungen zum Schaden der Post und stammen aus Farbkopierern
2. Die Poststempel sind meist reine Phantasiestempel, teils wohl aus Kartoffel- oder Korkvorlagen


Bei Punkt 1. und 2. bin ich inhaltlich voll bei dir.

3. Die meisten "erhältlichen" Covers stammen adressiert an Unternehmen, die es entweder nicht mehr gibt oder deren Koordinaten falsch angegeben sind.
4. Fast alle auf dem deutschen Markt befindlichen Covers sind absenderlos, ungeöffnet und haben Unzustellbarkeitsvermerke der Deutschen Post.


Punkt 3. und 4. widerspreche ich dir. Mir selbst liegt ein Aktenordner voll Belege vor, welche sich in den vergangenen 15 Jahren aus einer vielzahl Quellen (Bsp. Tauschtage) bei mir angesammelt haben (Frankatur mittels gefälschter Briefmarken oder Absenderfreistempel). Bis zum Beweis des Gegenteils gehe ich davon aus, dass die Sendungen im Regelfall zugestellt worden sind. Lediglich ein Brief in meiner Sammlung weist einen Unzustellbarkeitsvermerk auf. Vereinzelt kommt es vor, dass die Postleitzahl von vierstellig auf fünfstellig korrigiert wurde. Aufgrund dessen nehme ich an, dass in Nigeria (oder sonstwo) vor allem Mitte und Ende der 1990er Jahre Adressen aus alten Telefonbüchern (in Papierform) abgeschrieben wurden. Dabei konnten auch hie und da Adressen von Unternehmen vorkommen, welche beim Zustellversuch nicht mehr vor Ort existierten (Firmenauflösung/Umfirmerung/Umzug/...).

Und jetzt die Frage an Radio Eriwan, die offensichtlich in den bisherigen 184 Beiträgen zu diesem Thema bisher nicht beantwortet ist (oder ich wäre senil und kann nicht <mehr> richtig lesen): Wie kann es sein, dass diese unzählig vielen Belege in Deutschland auf dem Freien Markt in Grabbelkisten erhältlich sind? Führt denn der offizielle Unzustellbarkeitsvermerk der Deutschen Post dazu, dass diese diese Belege als nicht ins Ursprungsland zurückzustellbar vernichtet bzw. extra unseren Philatelisten zur Verfügung stellt?

Ich würde gern eine solche Masse an Sendungen sehen - unzustellbar oder zugestellt ;-) Ich hatte in all den Jahren bisher erst zwei Mal das Glück, größere Posten (an dieser Stelle definiert als Kauf mit zehn oder mehr Belegen bei einem Anbieter) finden zu können. Üblicherweise ist der Briefinhalt nicht mehr vorhanden und ganz ganz selten ist die Sendung noch original verschlossen (zumindest meinen Erfahrungen nach).

Wie kann es sonst sein, dass ich selbst 2 Dutzend dieser Briefe für Pfennigbeträge erwerben konnte? Diese Briefe hätten doch eigentlich in der offiziellen Briefsuch- bzw. -öffnungsstelle der Post in Marburg/Gießen unter vereidigten besonderen Bediensteten geöffnet und anschließend den nigerianischen Absendern wieder zugeführt werden müssen?

In der Vergangenheit hatte ich meist 50 Cent oder 1,00 Euro pro Beleg als Krabbelkistenfund bezahlt.

Muss die Nachforschungsstelle in Marburg überhaupt Auslandssendungen öffnen? Im Regelfall sollte eine Absenderfeststellung unzustellbarer Sendungen irrelevant sein solange feststellbar ist, aus welchem Land die Sendung kommt. Diese Fragestellung ist aber durchaus interessant, ob in Marburg seinerzeit dennoch Wert auf einen Absender gelegt wurde/wird.

Normalerweise würde ich bei unzustellbaren Sendungen erwarten, dass diese entweder zum Absender (Absenderland) zurückgeführt oder vernichtet werden. Es ist allerdings nicht verwunderlich, wenn an der ein oder anderen Stelle in der Prozesskette jemand eingreift und für die Rückführung oder Vernichtung bestimmtes Material zurückhält (Beispiele siehe Ulis Beitrag [#186]) und Richtung Sammlermarkt umleitet.

Bei passender Gelegenheit (Treffen auf einem Tauschtag?) kann ich dir gern den eingangs erwähnten Aktenordner Belege im Original zeigen.

Gruß
Stefan
 
Nordluchs Am: 26.09.2024 16:37:16 Gelesen: 609# 188 @  
@ Stefan [#187]

Hallo zusammen,
Hallo Stefan,

die Fälschung aus Nigeria steckte als Lesezeichen in einem Werk, welches ich einsehen wollte.



Datum 10-2-95

Für die Auflistung hier schnell eingestellt. Werde ich für Ulm mit einstecken.

Viele Grüße
Hajo
 
JanClauss Am: 26.09.2024 17:13:32 Gelesen: 598# 189 @  
Gott sei Dank bin ich weder Verbandsprüfer für die Jahre nach 1974 noch für Freistempel.

Deshalb sei die Frage erlaubt, was jetzt rein postalisch an diesem Umschlag gefälscht ist. Ich spreche nicht die massenhaft aus alten Telefonbüchern exzerpierten Unternehmensadressen an, sondern die rein bedarfspostalische Verwendung aus 1995 mit 0,4 Naira Nominale.

Der Fachmann wird mir wahrscheinlich sagen, dieser Brief sei hoffnungslos unterfrankiert?

Damit wäre er aber aus meiner Sicht noch lange keine (Ganz-)Fälschung.
 
Stefan Am: 26.09.2024 17:34:54 Gelesen: 584# 190 @  
@ Nordluchs [#188]

Für die Auflistung hier schnell eingestellt. Werde ich für Ulm mit einstecken.

Danke! :-)

@ JanClauss [#189]

Deshalb sei die Frage erlaubt, was jetzt rein postalisch an diesem Umschlag gefälscht ist. Ich spreche nicht die massenhaft aus alten Telefonbüchern exzerpierten Unternehmensadressen an, sondern die rein bedarfspostalische Verwendung aus 1995 mit 0,4 Naira Nominale.

Bei den bisher vorgelegenen Exemplaren handelte es sich um Gummihandstempelabschläge, deshalb Ganzfälschungen. Bei den gefälschten Freistempelabschlägen fehlen generell die Werbeeinsätze, welche sonst bei Originalen üblich sind. Die vorhandene Maschinennummer verweist auf einen Absenderfreistempel und nicht auf einen Postfreistempel.

Das Stempeldatum datiert auf das Jahr 1995, die Postleitzahl ist allerdings noch vierstellig und war bis zum 30.06.1993 gültig gewesen. Diese zeitliche Diskrepanz spricht eher für die beschriebene Telefonbuchvariante.

Ich gehe hier nicht von einer Nominale zu "0,40" sondern "040" Naira aus.

Gruß
Stefan
 
Nordluchs Am: 02.10.2024 12:51:41 Gelesen: 395# 191 @  
@ Stefan [#78]

Hallo Stefan,

diesen kleinen Minibrief fand ich noch. Kommt auch in den Sammelumschlag.

Es sind schon zwei-drei Briefe mit diesem Stempelmuster vorhanden, aber er ist trotzdem aufschlussreich.



Von Lagos Nigeria nach Fredenbeck in Niedersachsen, Landkreis Stade. Die Postleitzahl ist wohl die richtige Angabe.

Aber das ist von hinten bis vorne eine Fälschung. Nicht wahr Herr Dr.?

Viele Grüße
Hajo
 
Stefan Am: 03.10.2024 07:55:30 Gelesen: 321# 192 @  
@ Nordluchs [#191]

Ist der Umschlag tatsächlich so klein, wie dieser auf dem Scan aussieht? Das wäre für einen gefälschten Freistempler ungewöhnlich bzw. etwas Neues. Die restlichen Indizien wie die Anrede des Empfängers und fehlender Absenderangabe und Merkmale wie das fehlende Datum im Stempelabschlag (vermutlich Handstempel, aber recht sauber abgeschlagen) sprechen klar für eine Fälschung. ;-)

Gruß
Stefan
 
Nordluchs Am: 03.10.2024 10:18:12 Gelesen: 281# 193 @  
@ Stefan [#192]

Hallo Stefan,

ich antworte eigentlich immer erst nach 24 Stunden. Mache mal eine Ausnahme.

Es ist die Originalgröße, etwas verstärkt mit leichten Verschmutzungen.



Hier der Vergleich, die Maße sind 14,7 X 8,7 cm. Die Rückklappe ist auch original dran. Also ein Minibriefchen, welches vermutlich nicht anders vorrätig war.

Viele Grüße
Hajo
 
Stefan Am: 04.10.2024 08:17:17 Gelesen: 199# 194 @  
@ Nordluchs [#193]

Es ist die Originalgröße, [...]

Danke! Dann ist dieses kleine Format tatsächlich ein Novum (zumindest für mich).

Meines Wissens gab es seienrzeit nicht DIE Nigeria-Connection (also eine Bande) sondern es handelt sich hier um einen Oberbegriff für etliche Banden und Gruppierungen und Nigeria und Nachbarstaaten. Eine dieser Gruppierungen hat dann meinem Eindruck nach für mindestens eine Aussendung gefälschter Sendungen das Kleinformat (etwas kleiner als C6) verwendet.

Gruß
Stefan
 
Nordluchs Am: 05.10.2024 10:54:28 Gelesen: 137# 195 @  
@ Stefan [#194]

Hallo zusammen,
Hallo Stefan,

aus reinem Interesse habe ich zu diesem Thema mal in den Meter Stamp Catalog / Nigeria geschaut.[1] Hier interessant die Meldung am Schluss, die ich gleich übersetzen ließ.



Nigeria_fake_meter_stamps =

HINWEIS: Ab etwa 1995 verbot die nigerianische Regierung die Verwendung von privaten Frankierern aufgrund weit verbreiteter Fälschungen. Im Folgenden finden Sie typische Beispiele für diese Fälschungen, die fast immer grob sind und Handstempeln ähneln.

Viele Grüße
Hajo

[1] https://en.wikibooks.org/wiki/International_Postage_Meter_Stamp_Catalog/Nigeria
 

Das Thema hat 195 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7   8  oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.