Hallo zusammen,
in der Reklamebroschüre für den Telebrief vom 01.09.1987 heißt es:
„Alles, was sich kopieren läßt, können Sie als Telebrief aufgeben.“ Diesen Glückwunsch schickte mir mein Vater als Telebrief zum 34ten Geburtstag.
Man bekam beim Postamt ein entsprechendes Formular im DIN A4-Format. Auf dieses Formular hat mein Vater den Glückwunsch aufgeklebt (erstes Bild). Beim Postamt in Selm hat man die Felder oben ausgefüllt und den Stempel aufgebracht. Anschließend wurde der Glückwunsch per Telefax nach Gelsenkirchen übermittelt. Das Fax (zweites Bild) hat man in Gelsenkirchen in diesen Umschlag gesteckt und in diesem Fall als Eilbrief zu mir gebracht. Die Option Eilbrief kostete allerdings 3,50 DM extra.
Wie man an den Stempeln sieht, war die Post in dem Fall besonders schnell. Mein Vater hat den Telebrief um 9 Uhr in Selm aufgegeben. Er wurde dann sogar schon eine Stunde früher - um 8 Uhr - in Gelsenkirchen ausgeliefert.
Auf der Rückseite ist zusätzlich aufgedruckt „0839 H“ und „SELM“. Kann das die Uhrzeit 8.39 Uhr sein?
Als Ergänzung und zur Information noch die achtseitige Reklamebroschüre für den Telebrief vom 01.09.1987:
Der Telebrief wurde vermutlich im Jahr 1987 bei der Bundespost eingeführt. Im Postgebührenheft vom 1. Juli 1986 war er noch nicht aufgeführt. Die Broschüre ist vom September 1987. Zu diesem Zeitpunkt konnte man Telebriefe an über 1000 Postämter in Deutschland verschicken. Zusätzlich gab es diesen Dienst in über 50 Ländern weltweit.
Bei Wikipedia steht zum Ende des Telebriefs: „In den meisten Ländern wurde der Telebriefdienst inzwischen als technisch überholt eingestellt, so auch 1999 in Deutschland.“ [1].
Auf Philaseiten habe ich nur einen einzigen Telebrief gefunden. Es ist allerdings nur der Umschlag [2].
Viele Grüße
Volkmar
[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Telebrief [2]
https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=140334 @ volkimal
[#1]Hallo Volkmar,
an den Telebrief kann ich mich noch gut erinnern, da die Deutsche Bundespost, wenn ich mich richtig erinnere auf der Hannover Messe 1987 dafür auf ihrem Stand Werbung machte. Man konnte von dort kostenlos Telebriefe verschicken. Damals war das eine tolle Sache, denn kaum ein Privater hatte ein Fax-Gerät zu Hause. Der Telebrief wurde an das Zielpostamt als Fax übertragen und dort in den von Dir gezeigten Umschlägen mit der normalen Post ausgetragen. Sofortig Zustellung kostete extra. Da ich selbst auf der Messe Dienst hatte, bin ich jeden Tag zum Stand der Deutschen Post gegangen und habe einen Telebrief nach Hause aufgegeben.
Selbst habe ich keinen mehr sondern irgendwann alle über Ebay gut verkauft.
Gruß
Bernd
@ volkimal
[#1]@ Baber
[#2]Hallo Volkmar und Bernd,
beim Stöbern in meinen alten Unterlagen bin ich nun auf den Bestätigungsbeleg zu einem telebrief gestossen, abgestempelt am 14.11.1989 in HAMBURG 102 / s / 2000, der mich eindringlich an eine besondere Zeit erinnert.
Anlässlich einer Geschäftsreise vom Heimatort in Baden-Württemberg mit der Bahn am Sonntag, den 12.11.1989 auf dem Weg nach Hamburg, konnte ich einen aktuellen Pressebericht über die Amtseinführung unseres neuen Schulleiters an unserer Dorfschule erst auf der Bahnreise handschriftlich anfertigen. Es war das Wochenende nach der aufregenden (Fehl?) Information von DDR-Politbüromitglied Günter Schabowski vom 9.11.1989 über eine bevorstehende Ausreisemöglichkeit, die als offizielle Grenzöffnung interpretiert und von der DDR-Bevölkerung umgehend so verstanden wurde [1].
Schon während der Zugfahrt konnte ich etwa ab Göttingen auf der begleitenden Bundesstrasse 3 das totale KFZ-Chaos beobachten. Trabant und Wartburg nahezu Stossstange an Stossstange. Andere Fahrzeuge gingen bei diesem Ansturm geradezu unter. Im Hotel angekommen wurde im Fernsehen bis in die tiefe Nacht immer wieder die unglaubliche - und tränenrührende - Botschaft auf den verschiedenen Kanälen eingesogen.
Nach dem Geschäftstermin anschließend am Dienstag mit dem fertiggestellten Bericht in Hamburg zum Postamt. Verkehrschaos allerorten: Und war die Grünfläche noch so klein, ein Trabi passte allemal hinein. Am Postschalter unübersehbar lange Menschenschlangen. Pro DDR-Bürger wurde ein Betrag von 100 DM ausgezahlt. Als ich endlich bis zum Schalter vorgekommen war, musste ich erfahren, dass ich mit meinen zu überweisenden 5 Seiten nur an einem ganz anderen Schalter abgefertigt werden konnte. Per Fax mit Umweg über eine örtliche Firma erreichte mein Bericht dann auch das örtliche Rathaus und erschien einige Tage später im Mitteilungsblatt der Gemeinde.
Eigentlich immer noch unfassbar - diese Zeitenwende.
Mit nachdenklichen Grüßen
Edwin
[1]
https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag8702.html