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Thema: **** Alliierte Besetzung SBZ Provinz Sachsen: Farbvarianten oder Druckzufälligkeit ?
Martin de Matin Am: 05.04.2021 15:55:02 Gelesen: 2365# 1 @  
Farbvarianten: Katalogwürdig, Druckzufällikkeit. Geschäft für Händler

Ein für mich fragwürdiges Stück wird bei der 376.Köhlerauktion am 19. - 24.4.2021 angeboten; von der Sowjetischen Besatzungszone (Provinz Sachen) die MiNr. 79b als Einheit. Der Michelwert im Jahr 2017 betrug 700 Euro für eine Einzelmarke. Ähnliche Stücke sieht man gelegentlich auf Auktionen.

/http://www.philasearch.com/de/i_9117_62085/1370040_SBZ_Provinz_Sachsen/35-A376-2362.html?set_sprache=de&treeparent=COSUBGRP-10270%2CCO-1370040&set_anbieter=35&set_auktionnr=6699&postype=PH&breadcrumbId=1617626976.8069&row_nr=8



Das Besondere an dieser Einheit ist, das die linken vier Marken die b-Farbe haben und die rechten vier in der billigen a-Farbe sind. Zusätzlich sind bei den b-Farben die linken beiden in einer dunkleren Nuance als die beiden rechten.

Meist wird die b-Farbe in Viererstreifen vom linken Rand mit zwei Marken in a-Farbe angeboten, aber immer mit dem Farbverlauf von links nach rechts. Ich habe noch keine Einheit gesehen die nicht vom linken Bogenrand stammt, und auch nicht mehr als zwei waagerecht zusammenhängende Stücke der b-Farbe.

Für mich sieht es eher wie eine Druckzufälligkeit aus, und nicht nach einer katalogfähigen Farbe. Eine eigenständige Farbe wird immer höher bewertet als eine Druckzufälligkeit, und ist somit für Händler als auch für Prüfer lohneswerter.

Vielleicht kann ein Experte für das Drucken erklären wie es zu den unterschiedlichen Farbtönen kommt.

Gruss
Martin
 
Ben 11 Am: 05.04.2021 21:14:08 Gelesen: 2291# 2 @  
@ Martin de Matin [#1]

Guten Abend Martin,

ein schönes Beispiel für die Beurteilung von Farbwahrnehmung. Die Druckfarbe ist in ihrer Zusammensetzung gleich, es gibt also keine eigenständigen Farben in diesem Sinne. Beim Betrachten nehmen wir aber zwei Farben wahr. Den Unterschied kann man mit einem Farbmessgerät messen und beurteilen. Liegen die Farbwerte weit auseinander, spricht man von einer anderen (wahrgenommenen) Farbe. Mit einem solchen Gerät kann man auch die Farbschichtdicke messen und damit erklären, warum der äußere Bereich heller aussieht.

Wie entsteht das?

Leider geht der Prüfer in seinem Attest nicht darauf ein. Für das Verständnis wäre das (der Aufbau und die Funktion der Maschine) aber aus meiner Sicht wichtig.

Giesecke & Devrient verwendet zu der Zeit Schnellpressen der Fa. Koenig & Bauer. Die Maschinen verfügen über einen Farbkasten mit einstellbaren Farbzonen, d.h., der Spalt zwischen Farbkasten und erster Walze ist einstellbar. In den äußeren Bereichen wird dieser üblicherweise enger eingestellt. Hier wird weniger Farbe übertragen. Die Maschinen verfügen weiter über seitwärts bewegliche Reibwalzen, mit denen die Farbschicht gleichmäßig verrieben wird. Man kann die Verreibung abschalten. Die äußeren Farbzonen werden enger eingestellt, damit die Reibwalzen die Farbe nicht über die Kante der anderen Farbwalzen schieben.

Wir haben also zwei technisch mögliche Ursachen; zu enge Farbzonen und/oder abgeschaltete Verreibung. Normalerweise sollte es auch einen rechten Rand des Bogens mit gleichem Aussehen geben. Gibt es diesen nicht, ist die Verreibung aktiv und es bleibt nur die Einstellung der Farbzonen übrig.

Eine Druckzufälligkeit ist das nicht.

Viele Grüße
Ben.
 
opti53 Am: 23.10.2021 19:38:15 Gelesen: 1770# 3 @  
Hallo,

da das Thema auch in einem anderen Feed behandelt wurde, dort aber nicht als Bild gezeigt wurde, habe ich mich des hier gezeigten Bildes angenommen und die Farben mit Gimp ausgemessen. Die Marken der ersten Spalte haben nach HSV einen anderen Farbwinkel (358,4 Grad) als die in den anderen drei Spalten (1,0-1,5 Grad). Sowohl Sättigung als auch Helligkeit nehmen nach rechts zu. Ich habe das dann mit selber gescannten Farbplättchen aus dem Michel-Farbenführer verglichen und komme auf einen vergleichbaren Farbwinkel-Abstand.

Wenn man in RGB die Blau-Anteile betrachtet, sind die in der ersten Spalte tatsächlich höher als in den anderen Spalten.

Kann es also sein, dass hier eine Art "Verschmutzung" vorliegt, der durch einen vorausgegangenen Druck einer andersfarbigen Marke entstanden ist, sich also irgendwo noch Farbreste befanden, die den Farbverlauf erzeugt haben? Wenn dann im Verlaufe des weiteren Drucks die Farbe Dunkelrosarot gleichmäßig verteilt wurde, könnte es die Seltenheit dieser Farbabart erklären.

Viele Grüße

Thomas
 
MS Sammler Am: 23.10.2021 20:50:09 Gelesen: 1751# 4 @  
@ opti53 [#3]

Hallo Thomas,

interessante Vermutung!

Obwohl ich mich mit dem Thema Farben nur oberflächlich beschäftigt habe, wäre meine Schlussfolgerung nun, dass es sich nicht um unterschiedliche Farbdicken handelt. Oder liege ich da falsch?

Ich kenne Parallelen in anderen Sammelgebieten, z.B 12 Pf Kontrollrat oder 113dy (SBZ), bei denen unterschiedliche Farben durch Erwärmung/Trocknung der Druckfarbe entstehen können. Frage doch einmal bei Dr. Michael Jasch (BPP), oder Gerald Schmidt (VPEX) nach.

Ich bin auch auf der JHV der Arge SBZ anwesend und könnte mich dort umhören.

VG
Leon.
 
chuck193 Am: 23.10.2021 22:20:59 Gelesen: 1729# 5 @  
@ Martin de Martin [#1]

Hallo Martin,

ich kann mir leider nicht vorstellen, dass jemand so 300.- Euro bezahlt, wenn die Marken bloss durch faule Arbeit entstanden. Die Farben stammen ja aus dem selben Topf.

Grüsse,
Chuck
 
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