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Thema: Überdrucke Bangladesh auf Marken aus Pakistan
limingerald Am: 06.04.2021 02:43:24 Gelesen: 2463# 1 @  
Hallo,

in diesem Zusammenhang (Indien - Pakistan - Bangladesh):

Es gibt auch viele Pakistan-Ausgaben mit Lokal-Aufdrucken BANGLADESH.

Limingerald


 
ChristianSperber Am: 07.04.2021 23:07:22 Gelesen: 2375# 2 @  
@ limingerald [#1]

Überdrucke Bangladesh auf Pakistan

Ja, die gab es. Anfang der 1970er Jahre war das Thema auch überaus populär, und es gab zahllose Artikel zu dem Thema in den philatelistischen Zeitschriften. Auch die Händler waren überaus aktiv, es wurden extrem viele Belege vor dem Papierkorb gerettet und verkauft, aber Schwindeleien (wie z.B. angebliche Pfadfinderpost) haben das eigentlich sehr interessante Gebiet restlos in Verruf gebracht.

Leider lässt sich die Echtheit von ungebrauchten Überdrucken nicht belegen, und wenn ungültige Marken wie die 14 Annas aus Britisch-Indien mit Pakistan-Überdruck aus Nasik noch einmal mit einem "Bangladesh"-Überdruck "verziert" werden, wird es einfach nur fragwürdig.

Gruß

Christian

[Auf Wunsch von Christian Sperber 2 Beiträge aus dem Thema "Pakistan: Verwendung indischer Marken mit Aufdruck Pakistan" ausgegliedert]
 
ChristianSperber Am: 08.04.2021 00:07:22 Gelesen: 2367# 3 @  
Als Beispiel hier ein Luftpost-Ganzsachenumschlag mit Zusatzfrankatur, verwendet 1972 in Dacca.



Poststempel TEMPORARY P.O. DA-586

Man beachte die unterschiedlichen Handstempel: Zweizeilig Bengali und Englisch auf dem Ganzsachenumschlag, einzeilig in Bengali auf der Marke.

Gruß

Christian
 
ChristianSperber Am: 08.04.2021 00:15:07 Gelesen: 2366# 4 @  
Und es ging auch ohne Bangladesh-Überdruck:



Aerogramm mit Zusatzfrankatur aus Mymensingh 11.1.1972 nach London.

Derartige Bele können nur anhand des Datums und des Poststempels erkannt werden, aber hier hat der Absender auch den neuen Landesnamen rückseitig angegeben.

Gruß

Christian
 
ChristianSperber Am: 20.04.2021 22:42:57 Gelesen: 2235# 5 @  
Bangladesh 1971

Ich muss noch irgendwo eine Schachtel mit Belegen zu diesem Thema haben.

Aber zunächst noch einige generelle Anmerkungen zu diesem Thema. Die indische Post erinnert mit der abgebildeten Marke an die Ereignisse vor 50 Jahren:



Für die Interessenten an den Bangladesh-Überdrucken auf Pakistan möchte ich ein paar Literaturhinweise geben:

Eine erste Katalogisierung von bekannten Überdrucken wurde noch in den 1970er Jahren von Wolfgang Tornow [1] erstellt.

In der India Post (India Study Circle) erschien eine Artikelserie von Max Smith "Head Offices of Bangladesh" [2].

Hieraus hatte ich den Beitrag zu den Fälschungen für den Indien-Report (Forschungsgemeinschaft Indien und Südasien) übersetzt [3].

Die aktuellste Aufstellung der Überdrucke stammt von Werner Gras und wurde im Indien-Report veröffentlicht. [4]



Ich kann Interessenten nur empfehlen, sich die Artikel zu besorgen.

Primär interessant sind Briefe und gebrauchte Ganzsachen, Briefstücke und gebrauchte Marken mit lesbaren Stempeln. Der Entwertungsstempel muss über dem Überdruck abgeschlagen sein, ansonsten ist von einer nachträglichen Verfälschung auszugehen.

Hierzu möchte ich auf den Artikel von Max Smith verweisen: Die Briefmarkenhändler haben damals die Papierkorb-Inhalte der Poststellen großer Firmen in Dacca und anderer Hauptorte aufgekauft und in Verkehr gebracht (und damit der philatelistischen Nachwelt überhaupt erhalten!). Belege mit Marken ohne Bangladesh-Überdruck wurden für schlecht verkäuflich gehalten und bedurften oftmals der "Verbesserung", indem sie nachträglich mi einem "Bangladesh"-Handstempel überdruckt wurden...

Hilfreich zur Zuordnung von Poststempeln sind zeitgenössiche Aufstellungen der Postämter, die in den Bibliotheken der genannten Vereine verfügbar sind.

Neben der Problematik der Verfälschungen hat die kaum überschaubare Anzahl der unterschiedlichen Handstempel, die lokal zu beschaffen waren, auf Dauer der Popularität des Gebietes geschadet. Vielleicht könnte man sich darauf beschränken, exemplarische und ausgefallene Belege unterschiedlicher Postorte zusammenzutragen.

Soviel mal als Anregung zu einem total vernachlässigten Gebiet.

Gruß

Christian

[1] Wolfgang Tornow: Bangla Desh. Eine philatelistische Studie.
[2] Max Smith: Head Offices of Bangladesh. Artikelserie in India Post ab Nr. 99 (1989)
[3] Max Smith: Gefälschte „Bangladesh“-Handstempel. Indien-Report 72 und 73 (1994)
[4] Werner Gras: Handstempel-Aufdrucke Bangladesh. Indien-Report ab Nr. 106 (2012)
 
ChristianSperber Am: 12.03.2023 20:08:03 Gelesen: 873# 6 @  
Heute möchte ich mal zwei typische Inlandsbriefe vorstellen:



Marke zu 20 Paisa mit einzeiligem Überdruck in Englisch schwarz
Stempel Bogra vom April 1973
Rückseitig Ankunftstempel Dacca G.P.O. Dely (Delivery) 10.4.1973



Einschreiben mit zwei Marken zu 40 Paisa mit einzeiligem Überdruck in Bengali schwarz
Stempel Santahar 29.12.1972
Rahmenstempel des Postamts SANTAHAR, BOGRA DISTRICT. Rechts darunter Einschreibenummer und Datum handschriftlich.
Rückseitig Ankunftstempel Dacca G.P.O REG (Registration) 30.12.1972
Briefporto 20 Paisa, Einschreiben 60 Paisa

Grüße

Christian
 
DL8AAM Am: 12.03.2023 21:45:29 Gelesen: 866# 7 @  
Wenn wir schon bei Links zu interessanten Beispielen dieser provisorischen Aufdrucke sind, hier zum tieferen Einlesen der Thread "Post Liberation Provisional 1971 stamp issues of Bangladesh" [1] im Forum "Stampboards" mit sehr vielen Abbildungen und mit einem Verweis auf die deutschsprachige Einrahmen-Ausstellungssammlung "Bangladesch Provisorien-Aufdrucke" von David Schiller (CZ) [2]. Letzterer Link lohnt sich!

Lesenswert ist auch der Artikel "Bangladesh Overprints" von Dr. Allen C. Peyser in American Philatelist (April 2013) [3], dort werden auch Pfadfinderpost-"Dinge" gezeigt ;-)

Und der Vollständigkeit halber hier der Link [4] zum Artikel "Pakistan Beyond the Catalogue; Birth, Conversion and Divorce" von Michael J. Roberts aus dem Jahr 2017 (32 Seiten, PDF), der im letzten Teil auch die Thematik der "Bangladesh-Provisorien" bespricht.

Beste Grüße
Thomas

[1] https://www.stampboards.com/viewtopic.php?t=36576
[2] http://www.japhila.cz/hof/0699/index0699a.htm
[3] https://sossi.org/library/ap-2013-04.pdf
[4] https://www.rpsl.org.uk/rpsl/Displays/Handouts/DISP_20170309_001.pdf
 
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