Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Die Weigel Belege - Machwerke des Feld-Oberpostinspektors Max Weigel
filunski Am: 26.11.2014 11:02:22 Gelesen: 62283# 1 @  
Verehrte Stempelfreunde,

nach einer kleinen Pause geht's wieder weiter, wie ich weiß warten einige schon auf Fortsetzung! :-)

Bevor ich mich wieder den Gummi-Falschstempeln widme, ein kurzer Abstecher zu echten Stempelgeräten welche missbräuchlich verwendet wurden. Vielen sicherlich bekannt ist diese Problematik aus dem Bereich von Infla. Dazu gibt es auch gute Literatur und Auflistungen der missbräuchlich verwendeten Stempel, deswegen soll hier dieser kurze Hinweis dazu genügen. Ähnlichen Missbrauch hat es aber auch schon früher gegeben, deshalb ein Beispiel dazu, welches wie ich festgestellt habe weniger bekannt ist.

Wer hat den schon mal von den "Weigel-Machwerken" gehört? Wohl nur wenige, der hier Mitlesenden.

Dazu ein paar Hintergrundinformationen:

Max Weigel (*1866, +1937) war Feld-Oberpostinspektor der Reichspost. Als solcher hatte er anscheinend Zugang zu den verschiedensten, auch eher raren Stempelgeräten aus dem Bereich der Feldpost der deutschen Militärmission in der Türkei. Damit fertigte er nachträglich Belege und Briefstücke an, mit nach dem 1. Weltkrieg rückdatierten Feldpoststempeln. Manchmal auch bekannt unter dem Namen "Weigeliana". Außerdem "konstruierte" er Bögen mit verschiedenen Germania Marken, entwertet mit elf verschiedenen dieser Feldpoststempel (Beispiele daraus weiter unten), die sogenannten "Weigelbögen". [1]

Dabei unterliefen ihm aber auch Fehler, wie z.B. ein eingestelltes Datum welches bereits außerhalb des Verwendungszeitraums des betreffenden Stempels lag. Hier ein solches Beispiel:



Dieser Stempel der Feldpoststelle der Militärmission in Jerusalem war von Juli 1917 bis Oktober 1917 im Einsatz [2],[3]. Das eingestellte Datum zeigt den 8.11.1917! Interessanterweise ist in beiden von mir genannten Nachschlagewerken, [2],[3], als Beispielbild auch dieser Stempel mit Datum 8.11.1917 zusehen.

Manche eher "beschönigende" Philatelisten bezeichnen diese Weigel-Machwerke auch gerne als Gefälligkeitsstempel oder Referenzstempel. Der "Schöpfer" hatte da sicher anderes im Sinne.

Noch Einer aus einem solchen Weigel Bogen ist der folgende Stempel:



Der Stempel BATUM wurde nie in postalischen Gebrauch genommen, kommt nur als "Weigel-Machwerk" vor. [2]

So, damit soll es erst mal genügen. Vielleicht kann ja einer der Mitleser ähnliche Beispiele dazu zeigen? ;-)

Beste Grüße,
Peter

[1] http://www.phila-lexikon.de/phila_w.html
[2] H.Borlinghaus, Stempelhandbuch der Deutschen Feldpost 1914-18
[3] Ehem. deutsche Kolonien und Auslandspostämter, Stempelkatalog

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Falschstempel erkennen", Beitrag #72]
 
DFP14-18 Am: 13.04.2021 19:34:18 Gelesen: 1700# 2 @  
Ein spezieller Fall von "gemachten" Belegen, die mit seltenen Feldpost-Stempeln hergestellt wurden, sind auf deutscher Seite die sogenannten "Weigel"-Machwerke. Dieser Herr war im 1. Weltkrieg einer der ranghöchsten Feldpostbeamten. Er hat sich z.T. Belege (keine Ausschnitte sondern z.B. Feldpostkarten) mit seltenen Stempeln von untergebenen Feldpost-Beamten verschiedener Feldpostanstalten zuschicken lassen. Oder er hat sich seltene Stempel besorgt und diese auf Belegen an sich selbst geschickt (oder seine Frau). Gerade solche Belege sind oft nach Kriegsende hergestellt worden, wobei die Stempel auf Daten aus dem Krieg zurück datiert wurden. Und schon waren dieses echte Fälschungen!
Es gibt weitere solcher "Spezialisten", die wir als Feldpost-Sammler kennen, die Ähnliches fabriziert haben.

Freundliche Sammlergrüße
Uli

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg"]
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.