Thema: Christian Geigle Interview zum Bund Philatelistischer Prüfer (BPP)
Richard Am: 21.04.2021 09:40:43 Gelesen: 1026# 1 @  
Christian Geigle Interview zum Bund Philatelistischer Prüfer (BPP)

Im APHV Magazin Dezember 2020, der Zeitschrift für Mitglieder des Händlerverbands APHV, führte Wolfgang Maassen, Präsident des Verbandes des Philatelie-Journalisten AIJP, ein Interview mit Christian Geigle, Präsident des Prüferverbandes BPP.

Wir veröffentlichen mit Erlaubnis von Wolfgang Maassen (WM), Christian Geigle (CG) und Wolfgang Lang, Präsident des APHV, drei Auszüge aus dem Interview.


Teil 1 zum Bund Philatelistischer Prüfer

WM: Wie steht es um den Bund Philatelistischer Prüfer (BPP)? Vor Jahr und Tag hatte der einmal ca. 130 Mitglieder. Und heute?

CG: Sie haben Recht, der BPP ist in den vergangenen Jahren leicht geschrumpft. Wir sind jetzt noch etwa 110 Mitglieder, Sachverständigen- und Seniorenmitglieder mit eingerechnet.

WM: Sehen Sie als Präsident des BPP irgendwelche Möglichkeiten, den Rückgang der Zahl der Prüfer aufzuhalten, vielleicht gar umzukehren?

CG: Hier muss man zwischen der Gesamtzahl der aktiven Prüfer und der Abdeckung der wünschenswerten Prüfgebiete unterscheiden. Wir hatten vor einigen Jahren noch sechs Infla-Prüfer für das Deutsche Reich von 1919 bis 1923. Heute machen drei Kollegen dieselbe Arbeit und werden damit sehr gut fertig. Dafür klappt die interne Kommunikation zwischen den Prüfern erfahrungsgemäß besser, wenn es nicht zu viele für ein Prüfgebiet sind.

Die Neu- oder Erstbesetzung brachliegender Prüfgebiete ist heute ungleich schwieriger als noch vor 20 oder 30 Jahren. Zum einen nimmt die Zahl der ernsthaften Philatelisten seit Jahren ab. Zum anderen sind die Anforderungen, die – nicht nur von Seiten des BPP – an potentielle Bewerber gestellt werden, deutlich höher. Vergleichssammlung, Registratur der wertvollen Stücke eines Prüfgebietes und die technische Ausrüstung verschlingen schnell einen fünf- oder sechsstelligen Betrag. Das amortisiert sich, wenn überhaupt, nur über einen sehr langen Zeitraum. Immer häufiger höre ich von Philatelisten, die wir wegen einer Prüftätigkeit ansprechen, dass sie diese Hürden nicht nehmen wollen und ihr Geld lieber im Handel oder ihrem erlernten Beruf verdienen wollen. Die Nachwuchsgewinnung ist DIE Zukunftsaufgabe des BPP, die auch meinen Nachfolger zuvorderst beschäftigen wird.

WM: Im Januar 2020 haben Sie mit einigen Kollegen ein BPP-Nachwuchsseminar durchgeführt. Hat dies unter dem Strich auch neue Prüfer gebracht?

CG: Wir haben in der Vergangenheit im Abstand von einigen Jahren diese Seminare durchgeführt und immer recht erfreuliche Ergebnisse gehabt, wenn man mit drei oder vier Jahren Abstand zurückblickt. Meines Wissens haben wir aus dem diesjährigen Seminar schon zwei Bewerber für die Vorprüfung im Januar 2021. Ich sehe auch für die nächsten Jahre noch einige Erfolg versprechende Teilnehmer.

WM: Wie können Sie derzeit überhaupt neue Fachprüfer gewinnen und ausbilden? Digital per Zoom-Konferenz? Abschlussprüfungen ebenso digital?

CG: Die Ausbildung der Verbandsprüfer findet in der Regel Eins zu Eins mit einem oder mehreren Fachkollegen statt. Das sind dann zwei Personen aus zwei Haushalten, die sich nach wie vor treffen dürfen. Digitales „Prüfenlernen“ sehe ich problematisch. Man muss das originale Prüfobjekt vor sich oder unter dem Mikroskop liegen haben und dann gemeinsam mit seinem Mentor die Prüftechniken einüben. Genauso wenig, wie ich mir digitales Briefmarkensammeln vorstellen kann, geht es mir beim digitalen Prüfen. Das wird es nicht geben können. Wir Philatelisten sind halt ein Teil der „Alten Welt“.