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Thema: Geschichte der Händler "Gut" und "Böse" und des Privatkäufers "Otto"
Zackensonne Am: 31.05.2021 13:07:34 Gelesen: 2019# 1 @  
Ich wollte immer schon mal eine Geschichte erzählen, weiss nicht genau ob sie hier passt, eventuell kann sie Richard verschieben.
Eine Geschichte mit Händler "Gut", Händler "Böse" und Privatverkäufer Otto. Sie alle sind auf dem Markt, sagen wir mal auf einer Börse, mit Tischen in einem Raum. Andere Märkte kann man sich bestimmt leicht vorstellen. Die Geschichte geht in etwa so:

Um 10 öffnet der Markt, Die Händler freuen sich alle Otto zu sehen, er war immer guter Kunde und belebt die Szene. Sie freuen sich, dass er einen Teil seiner Sammlung verkaufen will und die Sachen hier anbietet, kaufen etwas das er zu günstig eingeschätzt hat, freuen sich gutes Material hier im Raum zu sehen, denn das belebt das Geschäft und wird auch andere Leute die später kommen glücklich machen. Damit ist die Geschichte von Otto schon fertig erzählt.

Weiter mit Händler "Gut" und "Böse" ... sie stehen einfach mal direkt nebeneinander, damit die Geschichte plastischer wird. Sie verkaufen beide Bund/Berlin mit zentrischen Vollstempeln. Händler "Gut" kommt folgendermassen an seine Ware: Er kauft Berge an Alben und sucht in Stunden und Tagen mit viel Mühe die Vollstempel raus. Ein paar sind echt schwer zu finden, selbst in Bergen von Alben, und er ist sehr stolz sie anbieten zu können. Händler "Böse" kauft ein paar Alben mit umgestempelten Marken und ein paar mit gestempelten, und stempelt selber. Die billigen sind alle echt, die teuren fast alle falsch. Die gesuchten Ausgaben hat er immer alle da ... was für ein Wunder! Jetzt laufen die Kunden an den beiden Händlern vorbei ... Ein paar wissen natürlich was Sache ist ... viele nicht. Händler "Gut" sieht zu, wie Händler "Böse" wie irre seine Marken verkauft. Nach dem dritten Kaffee ist es ihm zu bunt. Der Umsatz ist für beide wichtig, es geht ungefähr um einen ganzen Monat Arbeit und Geld. "Gut" stellt seinen Kaffee ab und tritt vor den Stand von "Böse" ... blättert in dem Album mit den zentrisch gestempelten Eckrand Viererblöcken aus den 50er Jahren. Eine zehntel Sekunde genügt, um zu sehen, was in dem Album Sache ist. "Darf ich mal sehen?" frage ein gieriger Kunde von der Seite dem das Wasser im Mund zusammen läuft - "Gut" gibt dem Kunden das Album, er weiss er ist hier nicht gerne gesehen, will keinen Ärger, hält sich an Regeln die so im Geschäft gelten. "Gut" und "Böse" gucken sich eine Sekunde in die Augen. Etwas später der Gegenbesuch: "Böse" tritt vor den Stand von "Gut" ... und sieht sich gelangweilt die Alben in der Resterampe an, die Kisten mit den Alben für 10,20,30 Euro. Bei einem Album mit ein paar billigen Inflationsmarken bleibt er fünf Sekunden hängen, zückt seine Pinzette, und nestelt an einer Infla Marke mit Gummi und Stempel, die ganz offensichtlich niemand ernst nehmen kann. Echt gestempelt wäre sie 5 Euro wert. Er rümpft die Nase, stellt das Album zurück. Und dann wieder ein kurzer Blick zwischen beiden.

Ach, da möchte ich noch ne vierte Person erfinden. Griesgram G - er sieht sich auch die Infla Alben an, sagt dann Händler "Gut" ins Gesicht dass seine eine Infla Marke in dem einen Album in der Restkrampe nich geprüft ist und nicht zeitgerecht gestempelt. Händler "Gut" bedankt sich artig und will dem Griesgram das Album einfach schenken. Aber so einen Sch.. will Griesgram G natürlich nicht. Der Griesgram geht weiter zu Händler "Böse", kauft für 500 Euro einen zentrisch gestempelten Heuss Satz (sorry, kenne die Preise grade nicht) und erzählt Händler "Böse" stolz, dass Händler "Gut" gefälschtes Zeug verkauft.

Das ist die Geschichte. Ich selbst handele nicht mit Briefmarken, kenne aber den Markt in einem anderen Sammlerbereich sehr gut aus über 20 Jahren eigener Erfahrung. Ich würde sehr gerne mal erfahren ob diese Geschichte für den Briefmarkenmarkt in etwa zutreffend ist. In den Sammlerbereichen die mir vertraut sind kennt man sich, und die Lümmel kennen auch alle. Privatverkäufer Otto abzumahnen, auf die Idee würde niemand kommen. Das Leute wie Händler "Gut" abgemahnt werden, weil er so was wie ne falsch gestempelte Infla Marke in der Restkrampe hat (neben der eventuell sogar ein warnendes Zettelchen steckt) ... wo was komm vor. Teils, weil Griesgram "G" seinen Fund gewürdigt wissen will, teils weil Händler "Böse" über drei Ecken sein Revier absichern möchte ...

Vielleicht kann jemand der den Markt kennt die Geschichte ergänzen. Wäre echt gespannt.
 
drmoeller_neuss Am: 31.05.2021 14:58:34 Gelesen: 1927# 2 @  
Diese Geschichte ist leider bittere Realität. Ich kenne das Spielchen zu genüge, auf Tauschtagen die Ware schlecht zu machen. Ein bisschen Handeln ist ja ok, aber man sollte dabei anständig bleiben und nicht abgleiten.

Ich habe immer meine Zweifel, ob man "Neulinge" überhaupt auf Tauschtage mitschleppen soll, oder ob das Treiben dort eher abschreckend ist.
 
Zackensonne Am: 31.05.2021 16:11:11 Gelesen: 1885# 3 @  
@ drmoeller_neuss [#2]

Nun ja, eigentlich wollte ich eher den Wettbewerb zwischen verschiedenen Personen beschreiben. Das, was im Blick der Händler liegt, die unausgesprochenen Drohungen, und die Schwierigkeiten, verdeckte Interessen und berechtigte und unberechtigte Vorwürfe zu verstehen. Wie gesagt, den Briefmarkenhandel kenne ich nicht, vielleicht sind die Spielchen da anders. Wollte da mal ne Händlermeinung hören. Ich weiß, ist heikel. Könnte aber helfen so ein paar immer mal wieder im Raum stehende Angriffe besser einzuordnen um nicht auf das falsche Pferd zu setzten. Das (privat)Personen mit 400 Artikeln und drei nachgummierten Marken irgend eine Relevanz haben kommt mir sehr sonderbar vor. In dem Beispiel würde ich morgens um zehn zu Otto gehen, die drei Nachgummierten Marken still rausziehen und ihm an die Seite legen, wir würden beide nicken und zusammen Kaffee trinken.
 
Richard Am: 31.05.2021 16:50:50 Gelesen: 1855# 4 @  
@ Zackensonne [#3]

Hallo Zackensonne,

warum schreibst Du um den heissen Brei herum statt einfach Ross und Reiter zu nennen ? Ganz konkret. Mit geheimnisvollen Umschreibungen oder Andeutungen kommen wir nicht weiter.

In diesem Forum darf alles geschrieben werden, was der Wahrheit entspricht, muss aber im Zweifelsfall auch nachgewiesen werden.

Schöne Grüsse, Richard
 
Zackensonne Am: 31.05.2021 18:09:50 Gelesen: 1785# 5 @  
@ Richard [#4]

Ich möchte das wirklich nur als eine Geschichte verstanden wissen, die Machtspiele und Interessen im Wettbewerb beschreibt. Ich kenne den Briefmarkenmarkt nicht, ich weiß nicht wer dort ein Lümmel ist. Ich kenne einfach nur diese Dynamiken, aus anderen Sammelgebieten. Darum lese ich einige Meldungen sehr vorsichtig. (Z.B. „Person xy ist ein ganz Schlimmer, lauter Fälschungen, dem gehört eingeheizt ...“ so was kommt ja immer wieder mal) Die Geschichte soll meine Vorsicht in der Reaktion auf solche Meldungen begründen, sonst nichts. Ich weiß, viele Philatelisten mögen Fakten aus Akten. Damit kann ich nicht dienen. Vielleicht gibt es ja ein Unterforum für Geschichten. Du kennst den Markt sicher sehr gut, und wenn Du denkst die Geschichte taugt zu nichts, bin ich Dir nicht böse, wenn Du sie löscht. Ich möchte keinesfalls irgendwen konkret in Verlegenheit bringen.
 
Lars Boettger Am: 31.05.2021 18:17:22 Gelesen: 1776# 6 @  
@ Zackensonne [#3]

Das (privat)Personen mit 400 Artikeln und drei nachgummierten Marken irgend eine Relevanz haben kommt mir sehr sonderbar vor.


Hier werden zwei Punkte gestreift:

- Ein Anbieter mit 400 Artikeln bei Ebay wird gemäß Wettbewerbsrecht als "gewerblich" eingestuft - auf einem Tauschtag muss man das unter Umständen differenzierter betrachten (verkaufe ich nur meine im Laufe der Jahre angefallenen Dubletten auf dem Vereinstauschtag, würde ich das jetzt nicht als schwerwiegend einstufen)
- In der Regel machen die nachgummierten Marken den Wert eines Angebots aus -> bitte hier nicht verharmlosen

Die Erfahrung haben wahrscheinlich schon viele Sammler gemacht: Man kauft ein Los mit Marken und die teuersten Marken sind Fälschungen oder nachgummiert oder falsch gestempelt. Gelockt werden Sie mit Ködern wie "urige Sammlung", "Dachbodenfund", "undurchsucht", "nach Berechnung des Einlieferes".

Beste Grüße!

Lars
 
Zackensonne Am: 31.05.2021 19:01:39 Gelesen: 1734# 7 @  
@ Lars Boettger [#6]

Danke für die Antwort. Ich bin jetzt nicht sicher wie wenig oder viel ich hier zu dieser Frage beitragen kann, vielleicht verdrehst Du schon längst die Augen. Ich werde das Thema auch von mir aus nicht weiter vertiefen.

Also in dem Bereich in dem ich gewerblich tätig bin gibt es hunderte, oder eher tausende ständig wechselnde (privat)Anbieter die ein paar hundert Artikel im Jahr anbieten, dann wieder mal keine, dann wieder kaufen. Für mich (und für meine Kolleg*innen, so weit ich sie kenne) sind diese Anbieter*innen unter Wettbewerbsgesichtspunkten total egal. Ich sehe mir auch nicht deren Impressum an oder schaue ob sie Artikel zurück nehmen. Bei Kolleg*innen mache ich das auch nicht. Wen jemand diese Personen dann abmahnt denke ich nicht: endlich, ein Lümmel weniger, sondern: Huch, was passiert hier? Ich würde zu gerne wissen wie das im Briefmarkenhandel ist vielleicht sind dort diese Personen tatsächlich im Wettbewerb ein Problem. Ich weiß es einfach nicht. Dass das Wettbewerbsrecht streng ist wissen denke ich alle Profis aus eigener Erfahrung oder aus schlimmen Geschichte von Kolleg*innen. Wer welche Interessen an Stress hat ist nicht immer so klar.

Wenn jetzt ein solcher (privat)Anbieter unter 400 Artikeln drei dabei hat die nicht OK sind denke ich mir als potentiell im Wettbewerb gestörter Händler ebenfalls überhaupt gar nichts dabei. Ganz im Gegengeil: sollte ich mir die Mühe machen und die 400 Artikel durchsehen und KEINE drei faulen Eier finden, würde ich staunen. Ich meine jetzt nicht eine Sammlung aus 400 Marken in der die teuersten drei gedreht sind. Sondern 3 von 400 Artikeln. Auch hier käme ich nie auf die Idee das unter Wettbewerbsgesichtspunkten für mich als Händler als Problem zu sehen. Wenn jemand diesen Personen Bescheid gibt, um Kunden vor Schaden zu bewahren, fände ich das total prima ... ich selber hätte überhaupt nicht die Zeit und Energie dazu mich um so was zu kümmern. Es wäre/ist mir bekannt und egal. Wie gesagt: vielleicht ist das ja im Briefmarkenhandel anders. Ich habe auch gesehen dass in anderen Foren Personen gemeldet werden die sehr schlampig bis mutwillig heikles Zeug verticken, oder die patzig werden wenn man sie höflich anspricht. Klar. Ich denke über diese Vögel müssen wir nicht sprechen. Auch hier würde ich sehr gerne mal die Perspektive von Briefmarken Händler*innen hören. Scheinbar läuft da einiges ganz anders.

Ich persönlich habe vor vielen Jahren mal Erfahrungen mit Auktionshäusern gemacht, habe mir Übersee Sammlungen angesehen. Die angeblich postfrisch Marken waren gefalzt. Die benannten Höchstwerte in Sammlungen waren komplette Ruinen. Das zog sich durch das gesamte Programm, soweit es für mich interessant war. Fand ich damals sehr interessant. Ich weiß nicht wie das heute so ist, ich kaufe kaum noch auf Auktionen. Aber auch hier denke ich: Huch? Warum wird dieses Auktionshaus genannt? Sollte ich mir dort die Sammlungen alle besonders genau ansehen? Welche Interessen stehen hinter einer Meldung? Das ist schon ein Automatismus bei mir.
 
10Parale Am: 31.05.2021 22:40:25 Gelesen: 1606# 8 @  
@ Zackensonne [#1]

interessantes Thema, bei dem man wirklich "Ross und Reiter" nennen sollte, wie Richard später ausführt [#4].

Meiner Erfahrung nach sind private Sammler immer auf der Suche nach etwas Speziellem, ein Bogenrandstück oder ein Stempel eines bestimmten Ortes oder beides zusammen etc.. Wenn ein Händler diese breite und schier unendliche Nachfrage bedienen kann, ist das sein Bonus.

Ich habe mich immer gefragt, woher kommt das Bestreben, möglichst komplett zu sammeln? Wurde es den Sammlern nicht irgendwie von Seiten der organisierten Philatelie eingebläut, weil der Handel im Hintergrund als Sponsor des Ganzen am meisten davon profitiert?

Ich möchte bei meinem Hobby in keiner Weise von irgendjemand gelenkt werden. Ich sammle, was mir Spaß macht.

So wie Zackensonne die Händler darstellt, hat der "Böse" den größten Profit. Das erinnert mich an den landläufigen Satz: "Bösen Menschen geht es immer gut!", der zunehmend die Runde macht.

Ich habe noch bis vor wenigen Jahren davon geträumt, selbst ein Geschäft zu eröffnen. Dabei schwebte mir eine Mischung aus "Second-Hand" (Kleider, Handtaschen etc.) und durchaus auch "Briefmarken", aber auch Spielzeugautos, Bilder und allerlei Trödel vor.

Unsere Innenstädte veröden zunehmend, weil die Leute im Internet bestellen, von Schuhen bis zum Abendessen beim Pizzaservice. Nur noch große Einkaufstempel mit Event-Charakter haben eine Überlebenschance, wie mir scheint. Dabei ist so ein nostalgischer Trödelladen (Brockenstube) ein Ort, wo man gerne verweilt. Dabei geht es auch um soziale Kontakte und das Gespräch.

Wenn man halt nur noch auf das schnelle Geld aus ist und wenn überall der Konkurrent mit dem Anwalt lauert, der beim geringsten Fehler mit einer Abmahnung droht, ist das alles sehr abschreckend. Dann ist man froh, dass man in einem Festangestelltenverhältnis ist und seinen regelmäßigen Lohn bezieht.

Wer nix wagt, der nix gewinnt. Bitte dies auch einmal zu bedenken.

Liebe Grüße

10Parale
 
johanneshoffner Am: 01.06.2021 17:00:21 Gelesen: 1422# 9 @  
Mir ist auf einer Börse folgendes passiert:

So hat es sich an einer Börse in *** am **.**.** zugetragen:

Ein bestimmter Händler preist seine Ware nicht oder nur ungenügend aus.

Sobald ein potentieller Kunde vorbeikommt schätzt er ein, wieviel er verlangen kann.

Dann schaut der Kunde einen Brief an, auf dem eine seltene Marke klebt. Die Marke gibt es mit einer billigen (ca. 50 Fr.) und einer sehr teuren (ca. 500 Fr.) Aufdruckvariante. Der Händler versichert dem Kunden es ist die teure Variante, aber Prüfen lohnt sich nicht, der Kunde könne ja ihm dem Händler, der sich auskennt, vertrauen; ausserdem haben die Prüfer ja weniger Ahnung als er.

Der Kunde fragt nach, ob es wirklich die teure Variante ist, der Händler versichert ihm ungeduldig es ist die teure Variante. Als der Kunde dann nochmals nachfragt, ob wirklich alle Merkmale für die teure Variante sprechen wird der Händler misstrauisch [Der Kunde sieht ja eigentlich sehr harmlos aus, kennt sich aber anscheinend aus], schaut in den Katalog und erklärt treuherzig, es sei wohl doch die billigere Variante, er habe sich eben getäuscht. Aber der Kunde möge doch leise sprechen, das müssten ja andere Kunden am Tisch nicht mitbekommen. Der Kunde hat aber nicht leiser gesprochen sondern etwas langsamer, deutlicher und eine Spur lauter.

Der Nicht-Kunde grüsst den Händler seitdem freundlich, der Händler grüsst freundlich zurück.

Geschäfte werden die beiden sicherlich nie machen.

Viele Grüsse,

Johannes
 
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