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Thema: Frankreich: Grenzübergangsstempel
z4road Am: 14.07.2009 18:56:52 Gelesen: 12879# 1 @  
Wer kennt diesen Ovalstempel (Frankreich 1847) ?

Auf einem Briefumschlag von Bamberg nach Beaune (Frankreich) von 1847 befindet sich ein ovaler Stempel, bei dem sich in der oberen Hälfte die Zahl 11 und in der unteren Hälfte die Buchstaben A.B.h(?) befinden. Die Stempellänge beträgt ca 16mm, die Höhe ca 12mm. Ich bedanke mich für die Mithilfe.
 


wuerttemberger Am: 14.07.2009 19:12:29 Gelesen: 12873# 2 @  
Der Stempel ist ein französischer Grenzübergangsstempel für frankierte Briefe aus dem Ausland nach Frankreich und die exakte Abkürzung lautet: "11/ A.E.D" Affranchie Etranger Destination. Dieser wurde lt J.V.d.Linden in Strassburg für Briefe aus Deutschland nach Frankreich verwendet.

Gruß

wuerttemberger
 
bayern klassisch Am: 14.07.2009 20:06:50 Gelesen: 12866# 3 @  
Ich darf die Antwort noch um die Erklärung für die "11" erweitern:

In Frankreich wurden alle mit dem Ausland kartierenden Postämter alphabetisch numeriert:

Strasbourg bekam die 11, weil es das 11. kartierende Postamt war.

Wissembourg bekam die 14 und damit die letzte Nummer zugeteilt, weil es mit X, Y oder Z keine franz. Kartenschlußämter gab.

Schöner Brief sowieso - und franko war zu der Zeit immer seltener als porto. Vielleicht möchtest du uns den Brief mal vorstellen?

Liebe Grüsse vom bayern klassisch
 
z4road Am: 14.07.2009 20:39:28 Gelesen: 12853# 4 @  
Liebe Sammlerfreunde,

vielen Dank für die schnellen und informativen Antworten. Als Heimatsammler ist man doch öfters auf das Wissen von anderen "Experten" angewiesen. Einen Scan habe ich nochmals angehängt. Ich glaube, terminologisch wäre der Begriff "Briefhülle" vielleicht passender gewesen ? Also, nochmals vielen Dank für eure tolle Hilfe !


 
bayern klassisch Am: 15.07.2009 08:35:30 Gelesen: 12832# 5 @  
Hallo z4road,

der korrekte Terminus für dein Stück lautet Faltbrief. Wenn nur ein Teil noch heute vorhanden ist, dann hat man den "wichtigen" Teil mit dem Inhalt im Archiv belassen und den "unwichtigen" Teil für den Sammlermarkt extrahiert (von der Seite eines Archivars aus gesehen).

Meine postgeschichtliche Beschreibung wäre folgende:

Frankobrief aus Bamberg vom 2.10.1847 über Nürnberg, Kehl und Strasbourg nach Beaune an der Cote d´Or.

Nach dem PV Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1847 kosteten einfache Briefe bis 1/2 Münchner Loth (= 8,75g) von Bayern rechts des Rheins nach Frankreich (ohne die Departements Bas Rhin und Moselle) gleichmäßig 18 Kr., die halbscheidig zwischen den beiden Postverwaltungen aufzuteilen waren (je 9 Kr. nach quartieller Abrechnung).

In Bayern war der Aufgabestempel (Bamberg) und der P.D. - Stempel in rot abzuschlagen und die vereinnahmte Gebühr siegelseitig zu notieren (hier: 18 Kr.).

In Frankreich war beim Grenzübergang der Eingangsstempel und der jeweilige A.E.D. - Stempel anzubringen.

Die links oben notierten 10 waren keine Gramm - Angabe, sondern entsprachen der Briefnummerierung durch den Absender. Hätte der Brief 10g gewogen, wäre er in die 2. Gewichtsstufe gefallen, wodurch 36 Kr. an Franko nötig geworden wären.

Die Postverwaltung Badens wurde von Bayern intern für ihre Transitleistung (Strecke Tauberbischofsheim - Kehl) abgefunden, so dass sich eine diesbezügliche Taxe auf Briefen nicht findet. Sie entsprach ca. 2 Kr. und wurden ebenfalls quartiell zwischen der badischen und bayerischen Postverwaltung verrechnet.

Ich hoffe, ich konnte etwas zur Ausgestaltung deiner Heimatsammlung beitragen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
z4road Am: 15.07.2009 16:23:17 Gelesen: 12814# 6 @  
Hallo bayern klassisch !

Echt Spitze, deine Antworten. Solltest du zufällig aus dem Großraum Nürnberg kommen, würde ich mich gerne persönlich "erkenntlich" zeigen, z.B. auf dem Herbstvolksfest bei einer frischen Maß ?

Ich sehe, ich muss da noch ziemlich lernen, aber nächstes Jahr geht es in die Rente, und da werde ich hoffentlich Zeit haben, mich in die diverse Literatur einzulesen.

Viele Grüße Michael
 
bayern klassisch Am: 15.07.2009 18:21:57 Gelesen: 12805# 7 @  
Hallo z4road,

leider hat mich das Schicksal nach Südhessen verschlagen und nicht in die wunderschöne fränkische freie Reichsstadt - niemand bedauert dies mehr als ich!

Danke für dein Angebot, aber dessen bedarf es nicht, denn jeder Sammler sollte einem anderen, der weniger weiß oder Fragen hat, helfen und mit Rat und Tat zur Seite sehen, wo er kann.

Von daher solltest du, wenn du Fragen hast, gerne fragen und bohren - dafür sind Foren doch da. :-)

Die Literatur würde ich dir heute schon zu kaufen ans Herz legen - dafür ist es nie zu früh. Auch solltest du, wenn nicht schon geschehen, in eine ARGE eintreten, denn dort wirst du als Sammler eine große Zahl Gleichgesinnter finden und was kann es schöneres als das geben?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
10Parale Am: 06.09.2023 15:39:58 Gelesen: 1486# 8 @  
@ z4road [#1]

"und franko war zu der Zeit immer seltener als porto"....schreibt bayern klassisch [#3] und ich setzte das Thema fort mit diesem Vorphila-Brief aus dem Jahr 1833.

26. Juli 1833 - Abgangsort St. Petersburg (stets Russland)
30. Juli 1833 - Transit TILSIT (Kaliningrad - Nordwestrussland)
12. August 1833 - Ankunftsstempel in Bordeaux

Von den 14 mit dem Ausland kartierenden Postämter (bayern klassisch [#3]) sehen wir hier wohl den Grenzübergangsstempel des Postamtes 4 (Straßburg?).

Der besondere Stempel meiner Ansicht nach ist der rote viereckige Kastenstempel "PRUSSE VIA MORBACH". Dabei kann es sich nur um das ehemalige preußische Morbach handeln, dass heutzutage Rheinland-Pfalz zugeschrieben ist, denn dies liegt exakt auf dem fast kerzengeraden Laufweg von über 5.000 Kilometern.

Nach soviel Geschichte und Geographie wird es jedem schwindlig, der sich noch um die Taxierungen kümmern muss.

Liebe Grüße

10Parale


 
Heinrich3 Am: 06.09.2023 16:27:39 Gelesen: 1478# 9 @  
Hallo,

im roten Stempel lese ich aber deutlich FORBACH.

Ich zitiere Wiki: Das Stadtzentrum Forbachs ist etwa fünf Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Bitte belegen, dass es in Morbach eine entsprechende Übergangsstelle für Post gab. Forbach war für mich als Reisenden immer Grenzstadt mit entsprechenden Einrichtungen.
 
bayern klassisch Am: 06.09.2023 16:37:45 Gelesen: 1473# 10 @  
@ 10Parale [#8]

Hallo 10Parale,

mein Vorschreiber hat Recht - es war Forbach an der preussisch-französischen Grenze. Dazu passt auch die Nr. 4 alphabetisch, denn das von dir angesprochene Strasbourg hätte ja die 11 gehabt, siehe Vorgängerbrief.

Zu den jeweiligen Taxen wird sich Michael äußern können, der ein großer Kenner der russischen Postgeschichte gen Westen ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Koban Am: 06.09.2023 17:24:26 Gelesen: 1462# 11 @  
@ 10Parale [#8]
@ Heinrich3 [#9]
@ bayern klassisch [#10]

Hallo zusammen,

anbei ein Link[1] zur alphabetischen Nummerierung der AED-Stempel.

Gruß,
Koban

[1 https://marcophilie.org/mqp-marque-ovale-numero-et-aed.html]
 
bayern klassisch Am: 06.09.2023 19:41:16 Gelesen: 1444# 12 @  
@ Koban [#11]

Hallo Koban,

danke für die feine Liste!

4, 5, 11, 13 und 14 waren für deutsche Korrespondenzen relevant gewesen, für Österreich bei der Leitung über die Schweiz noch die Nr. 7.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
10Parale Am: 06.09.2023 21:21:50 Gelesen: 1429# 13 @  
@ Heinrich3 [#9]

Gesegnet wer gute Augen hat! Vielen Dank für alle Antworten und Bedeutungen. Natürlich ist es FORBACH, aber das muss ja auch erst mal wissen!

Damit verkürzt sich auch der Laufweg.

Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus dem Innenleben des Briefes, der am 14. Juli (julianischer Kalender) verfasst wurde, ein Hinweis auf die Verschiebung durch den Gebrauch beider Kalender findet sich in den Zeilen.

Liebe Grüße und schönen Abend wünscht

Stephan
10Parale


 
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