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Thema: Vermeidbare Lagerschäden bei Briefmarken
Richard Am: 17.09.2021 09:56:05 Gelesen: 1950# 1 @  
Vermeidbare Lagerschäden bei Briefmarken

Eine Beitragserie von DI Berhard Tomaschitz im Nachrichtenblatt des BSV Favoriten Wien

Es ist leider eine unabänderliche Tatsache, dass eine Philatelistengeneration während der letzten Jahre ihrem Ende entgegen geht. Aus diesem Grunde werden in jüngster Zeit unverhältnismäßig viele Nachlass-Sammlungen angeboten, besonders Österreichische Sondermarken ab dem Jahr 1945 bis zum Ende der Schillingwährung Ende 2001.

Dabei ist leider festzustellen, dass erstaunlich viele Briefmarken erhebliche Lagerschäden aufweisen:

- gelb verfärbtes Briefmarkenpapier,
- Stockflecken sowohl in den Alben als auch auf den Briefmarken,
- dunkelgelb bis orange verfärbte, brüchig gewordene Gummierung,
- oxidierte Metallfarben (silber, gold, bronze), oftmals grün verfärbt und leicht löslich vom Papier,

um nur ein paar wenige, stark ins Auge fallende Veränderungen aufzuzählen. Am häufigsten betrifft es Briefmarken, deren Alter die 50-Jahrgrenze erreicht und über-schritten hat.

Viel gefährlicher jedoch sind Schäden in der Struktur des Papiers, die man mit freiem Auge nicht erkennt. Dazu ist vorerst ein Ausflug in die Chemie unerlässlich:

Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch eine Substanz ist. Die Skala reicht dabei von 0 bis 14, 0 ist stark sauer = säurehaltig, 7 ist neutral (zB.: Wasser) und 14 ist stark basisch oder alkalisch = Lauge. Der Saft einer Zitrone hat ca pH 2, der Ammoniak (NH3 wobei N= Stickstoff, H= Wasserstoff) fast 14; der Sprung von 0 auf 1 bedeutet eine Veränderung um das das 10-fache, von 0 auf 3 das 1.000-fache der Wasserstoff-(H)-Ionenkonzentration = elektrisch geladene Wasserstoffatome.

Säuren und Basen haben die Eigenschaft, miteinander chemisch oft heftig, aber auch langsam über Jahre zu reagieren, meist entsteht ein Salz im Lösungsmittel Wasser, zB. HCl + NaOH  NaCl + H2O Salzsäure (Chlorwasserstoff) + Natronlauge ergibt Steinsalz (Natriumchlorid) + Wasser als Reaktion.

Die Reaktion läuft also bei Anwesenheit von Wasser, d.h. bei Feuchtigkeit ab.
Auch unser Briefmarkenpapier und das Papier oder der Karton der Alben, d.h. des Aufbewahrungsmittels, haben einen bestimmten pH-Wert.



Aus der Grafik ist ersichtlich, dass sich der pH-Wert des Papiers (d.h. sein Säurecharakter) seit der 1980er-Jahre stark verändert hat, seit dem Millennium werden überhaupt nur mehr basische Papiere (d.h. laugenhafte) hergestellt.

Kommen nun zwei Papiere verschiedenen pH-Wertes aufeinander zu liegen, so tritt bei Feuchtigkeit unweigerlich eine chemische Reaktion ein, welche die Konsistenz des Papiers zerstört, zumindest aber zur Auswanderung von Farbpigmenten (schwarze Albumseiten vieler Steckbücher!) d.h. zur Verfärbung des Briefmarkenpapiers führt.

- Eine Briefmarke soll daher immer in einer weniger sauren Umgebung, als sie selbst ist, aufbewahrt werden. Ist dies nicht der Fall, so tritt meist Verfärbung auf, in schwarzen Alben leicht zu sehen, in weißen Alben oft nicht erkennbar, aber dennoch vorhanden. Letztlich tritt aber ein Zerfallsprozess der organischen Substanz „Papier“ auf.

- Hauptfeind ist Luftfeuchtigkeit. Ca 40% sind am günstigsten, zu trockene Luft unter 30% und für das Raumklima angenehme 50% (!) sind zu vermeiden. Vor allem muss eine Veränderung der Luftfeuchtigkeit in kurzen Zyklen unbedingt vermieden werden, das Schlafzimmer als Aufbewahrungsort einer Sammlung scheidet daher von vorn herein aus!! 24-Stunden-Zyklen sind sowohl für das Papier als auch für die Gummierung wahres Gift.

- Temperatur: 200 Zimmertemperatur sind ideal, den Raum daher mit Bedacht lüften und bei starkem Temperaturwechsel die Kastentür geschlossen halten. Die Temperatur überlagert mit dem pH-Wert und der Luftfeuchtigkeit beeinflussen die Alterung und damit den Zerfall des Papiers. Bei einer Temeraturerhöhung um nur 100 zerfällt das Papier doppelt so schnell. Räume mit Klimaanlage sind für die Aufbewahrung einer Briefmarkensammlung daher nicht geeignet.

Ähnlich verhält es sich bei der Gummierung: War es anfangs gewöhnlicher Knochenleim, später pflanzliches Gummi arabicum oder Dextrin, sind es heute vor allem Polymere d.h. Kunststoffe, in den meisten Fällen handelt es sich dabei um PVA Polyvinylalkohol auf Kohlenstoffbasis. Die Postverwaltungen experimentierten oft mit der Zusammensetzung der Gummierung, so dass mit der Zeit zahlreiche verschiedene Gummierungsarten entwickelt wurden. Die Gummierung kann in besonderen Fällen zur Beschädigung oder Zerstörung einer Briefmarke führen.

Bestes Beispiel ist der „Ostropablock“ (Deutsches Reich 1935) mit einer Gummie-rung, deren Schwefelsäuregehalt nicht neutralisiert wurde und die den Block nach einigen Jahren zunehmend beschädigte. Damals wurde schon nach kurzer Zeit empfohlen, die Gummierung sofort abzulösen. Bei älteren Marken, die mit tierischem Leim gummiert wurden, kann es durch Leimbrüche, sog. Gummisprünge hervorgerufen durch Schwankungen von Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu einem Papierbruch durch die gesamte Briefmarke kommen. Hier kann Ablösen des Gummis verhindern, dass die Briefmarke an einer solchen Stelle auseinanderfällt. Über Trockengummierung (selbstklebend) kann wegen der kurzen Verwendungszeit noch nichts ausgesagt werden, den älteren Sammlern sind jedoch die „Schonfalzkatastrophe“ der 1930er-Jahre oder die Selbstklebebänder der 1950er-Jahre in trauriger Erinnerung.

Technische und chemische Recherche: DI Bernhard Tomaschitz
 
Richard Am: 18.09.2021 09:33:59 Gelesen: 1764# 2 @  
Im ersten Beitrag wurde von sauren und basischen (Base = Lauge) Papieren und dem entsprechenden pH-Wert berichtet. Papier ist eine organische Substanz, d.h. aus Stoffen zusammengesetzt, die dem organischen Leben entstammen, damit bestimmten Veränderungen unterworfen sind. Im Lexikon lesen wir als Definition:

Papier: aus Pflanzenfasern (mit Stoff- u. Papierresten) durch Verfilzen und Verleimen hergestelltes, zu einer dünnen, glatten Schicht gepresstes Material, das vorwiegend zum Beschreiben und Bedrucken oder zum Verpacken gebraucht wird.

Die meisten Pflanzenzellen sind von starren und sehr kräftigen Cellulose-Strukturen (bestehend ausschließlich aus den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff) umgeben, die mit glasfaserverstärktem Kunststoff zu vergleichen sind. Das Gerüst der Zellwände besteht aus netzförmigen Lagen langer Cellulosefasern, die fester als Stahldrähte desselben Durchmessers sind. Dieses Fasergerüst ist mit einer zementähnlichen Grundsubstanz imprägniert, die unter anderem aus Lignin besteht. Für die Reissfestigkeit des Papiers ist daher vor allem die unglaublich hohe Festigkeit der Cellulosefasern verantwortlich.

Die Pflanzenfasern für die Papierherstellung werden gegenwärtig vor allem aus Holz gewonnen, das ungefähr zur Hälfte aus Cellulose besteht. Für dessen chemischen Aufschluss, d.h. die Beseitigung der Begleitstoffe (z.B: Lignin), gibt es verschiedene Verfahren. Diese arbeiten entweder mit sauren oder alkalischen (basischen) Lösungsmitteln, wobei sich die Verfahren hierbei sowohl nach der Holzart als auch nach dem gewünschten Endprodukt richten.

- Für die Herstellung von Zellstoff nach dem sauren Bisulfitverfahren mittels schwefeliger Säure (H2SO3) oder Schwefelsäure (H2SO4) wird im allgemeinen Holz von Fichte und Tanne eingesetzt, doch verarbeitet man in steigendem Maße auch Laubhölzer. Dieser Sulfitzellstoff ist im ungebleichten Zustand hell, lässt sich leicht bleichen und dient vorwiegend zur Herstellung von grafischen Papieren und Hygienepapieren (Papier sauer: pH-Wert unter 7).

- Das alkalische Aufschlussverfahren mit einem Gemisch aus Alkohol und Wasser unter Zusatz von Natronlauge (NaOH) ist besonders für die harzreiche Kiefer und Lärche geeignet, doch lassen sich nach dieser Methode alle Holzarten sowie Einjahrespflanzen aufschließen. Das Verfahren ist gegenwärtig weltweit am meisten verbreitet. Der alkalisch aufgeschlossene Zellstoff ist dunkler, schwerer bleichbar und eignet sich besonders für die Herstellung von Packpapieren, aber auch des gesamten Bereichs der grafischen Papiere (Papier basisch: pH-Wert höher als 7).

Je nach Papierqualität kommen unterschiedliche „Halbstoffe“ zur Verwendung; der so aufbereitete Holz- oder Zellstoff oder Sekundärfaserstoff aus Altpapier oder eine Mischung dieser Rohstoffe werden in Wasser aufgelöst und danach mit Füllstoffen wie Kaolin oder Calciumcarbonat (Kalk), mit Leim, Farbstoffen und verschiedenen anderen chemischen Produktionshilfsmitteln vermischt.

Somit wird auch jedem Laien klar, dass Papier trotz seiner Festigkeit dennoch eine überaus heikle und empfindliche Substanz ist, deren Lebensdauer erheblich von der Lagerung und Aufbewahrung abhängt. Feuchtigkeit beschleunigt die Alterung um mindestens das Zehnfache.

- Feuchtigkeit ist mit eine der Hauptursachen für die gefürchteten Stockflecken. Darunter versteht man die bräunlich-rote Verfärbung im Papier in Form unterschiedlich großer Flecke. Die Entstehung ist nicht abschließend geklärt, Ursachen können säurehaltige Klebstoffe, herstellungsbedingte Verunreinigungen, nutzungsbedingte Verschmutzungen (Speicheltröpfchen!), Schimmelpilze oder Bakterien sein. Die Schimmelpilzsporen werden durch die Luft verbreitet und sind über Jahre bis hin zu Jahrzehnten keimfähig. Die vollständige Entfernung der Stockflecken ist nicht möglich, sie lassen sich nur teilweise lösen, auf kaum sichtbare Größe verkleinern und bleichen, sodass sie optisch kaum mehr wahrgenommen werden können. Da die Behandlung in wässrigen Lösungen erfolgt, ist sie für postfrische Briefmarken mit Gummierung nicht anwendbar. Manchmal hilft ein einfaches 10%iges Natriumbisulfit-Bad (Na2SO3) oder Natriumhydrogensulfit-Bad (NaHSO3), dessen Bleichwirkung auch zur Auffrischung des Papiers genutzt werden kann. Mehr Erfolg verspricht eine Doppelbehandlung: Die Marke wird einige Minuten in die dunkelviolette Kaliumpermanganat-Lösung gelegt (KMnO4 als übermangansaures Kali einst ein Allheilmittel zum Gurgeln gegen Halsentzündung gebraucht). Sie kommt braun aus diesem Bad heraus und die Verfärbung verschwindet im anschließenden Natriumbisulfit-Bad (siehe oben), zum Schluss ist die Marke in reinem Wasser gut zu spülen. Beide Bäder werden im Briefmarken-Fachhandel als „Stockflecken-Entferner A und B“ angeboten. Um die Bildung von Stockflecken zu vermeiden sind daher die Alben bei geringer Luftfeuchtigkeit stehend (!) aufzubewahren und öfters durchzublättern, um Frischluft zuzuführen. Sehr stark befallene Alben sollten eher im Müll entsorgt werden (Pilzsporen!).

- Eine andere Art von Flecken lässt sich leider nicht entfernen und hat zur Zerstörung des Papiers geführt: Es waren dies die berüchtigten „Schonfälze“ der 1930er und 40er-Jahre. Die Fälze versprachen die postfrische Erhaltung ungebrauchter Marken, wurden aber ohne vorhergehenden Langzeittest auf den Markt gebracht. Der Klebestoff auf der Kunstsoff-Folie hatte die Eigenschaft, allmählich das Papier zu durchdringen, was sich beiderseits als fettartige Schonfalzflecken bemerkbar machte. Überdies wurden die Druckfarben verändert, manchmal brach der Fleck aus dem spröde gewordenen Papier aus und hinterließ ein großes Loch. Unzählige Dokumente, die mit diesen Selbstklebebändern der ersten Generation unwissentlich geklebt wurden, erlitten das gleiche Schicksal. Es gibt zwar Tipps, die Flecken mit Wundbenzin, Äther, Tetrachlorkohlenstoff oder Aceton (alles Lösungsmittel für Fette) zu entfernen versuchen, der Erfolg ist aber äußerst unbefriedigend, zumal die Druckfarben dabei leiden. Die genaue chemische Zusammensetzung der Kleber ist zumeist Betriebsgeheimnis, es sind in der Regel hochmolekulare Verbindungen aus den Grundelementen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff mit entsprechenden Lösungsmittel wie Fettsäuren, Essigsäure usw. Obwohl sich der Chemismus der Selbstklebebänder seit ihrer Einführung wesentlich geändert hat, ist dennoch deren Verwendung bei sensiblen Dokumenten, Büchern oder Einkleben von Briefmarken vorher gut zu überlegen und im Zweifelsfalle davon dringend abzuraten. Ein Blick ins Internet liefert dabei weitreichendere Informationen über diverse Arten des Trocken-Klebens, welche den Rahmen dieses Artikels sprengen würden.
 
Richard Am: 19.09.2021 09:47:57 Gelesen: 1651# 3 @  
Briefmarken und Kunststoffe, das Gute und das Schlechte

Roger Rhoads Vorsitzender, APS Preservation and Care of Philatelic Materials Committee: Archiv oder Sicher?

"Archiv" ist ein ungenauer nichttechnischer Begriff, der nicht genau definiert ist. Mit anderen Worten, "Archivierung" und "sicher" sind relative Begriffe, es sei denn, es gibt wissenschaftliche Standards, um sie zu sichern.

Es liegen offenbar keine Testergebnisse der verschiedenen Lieferanten zur relativen Sicherheit ihrer Produkte für philatelistische Sammlerstücke vor. Mit anderen Worten, wir müssen ihnen einfach vertrauen, dass ihre Produkte „sicher“ sind. Es gibt viele Fehlinformationen aus seriösen Quellen über Kunststoffe im Hobby. Zum Beispiel völliger Unsinn: "PVC-Filme strahlen bei Raumtemperatur Salzsäure (oder gasförmiges Chlor) aus."

Die meisten Informationen sind allgemein gehalten und nicht wissenschaftlich. Beispiel: "Meine Briefmarken haben im Laufe der Jahre ihre Farbe geändert."
Es liegen relativ wenige wissenschaftliche Testergebnisse zum Langzeitschutz von Briefmarken und Umschlägen durch derzeit verwendete Kunststoffe vor. Die Arthur Salm Foundation des Collectors Club Chicago erklärte in ihrem Bericht 1995: „Die Stiftung hat in den letzten fünfzig Jahren mehrere weltweit herausgegebene Veröffentlichungen in mehreren Sprachen untersucht, um Schutzfilme zu bewerten, wie sie in der Philatelie verwendet werden. Wir haben jeden sehr sorgfältig übersetzt, geprüft und diskutiert. Ferner wurde eine ziemlich umfangreiche Laborbewertung verschiedener Kunststoffe durchgeführt und ein 30-seitiger Bericht vorgelegt. Es wurden 146 kommerzielle Produkte getestet und der Bericht dazu in 6000 Exemplaren verteilt. Obwohl in mehreren wichtigen Bereichen die experimentellen Schlussfolgerungen unwissenschaftlich sind, erfolgte kein einziger Einspruch.

Die Ausnahme ist „Briefmarken in Kunststoffen, Drei-Jahres-Ofen Test“ von Dr. William Souder (University of Pittsburgh), veröffentlicht im April 2005 in The American Philatelist.

Haltestreifen und Seiten müssen:

• Schutz des philatelistische Materials bieten vor Staub und Luftfeuchtigkeit und Wärme unter normalerweise erwarteten Bedingungen, sodass keine Schäden entstehen.
• Sollten sich nicht mit der Zeit ändern, um vergilbt, spröde usw. zu werden.
• Die Haltestreifen sollten klar sein und
• ausreichende Steifigkeit haben, ihre
• Abmessungen nicht ändern (schrumpfen) und
• sollten leicht herzustellen sein.

Preiswerte Markenhalterungen und Seiten schützen nicht vor:

• Einfachem Alter: Einige Tinten ändern ihre Farbe durch einfache Oxidation oder die Wechselwirkung mit natürlich vorkommenden Schadstoffen (z. B. Schwefeloxiden).
• Falsche Lagerung: Lagerung bei hoher Luftfeuchtigkeit oder hohen Temperaturen über längere Zeiträume (z. B. tropische Bedingungen).
• Nicht archivfähiges Album oder Steckblätter (z. B. saures Papier)
• UV-Licht (z. B. Sonnenlicht, direkt oder auf andere Weise). Kunststoffe und normales Glas schützen Marken und Abdeckungen NICHT vor UV-Strahlung.

Kunststoffe, die derzeit beim Briefmarkensammeln verwendet werden:

• Hartes (nicht plastifiziertes) PVC (Polyvinylchlorid): klar, steif, leicht herzustellen, nicht schrumpfend, kostengünstig. Wenn es nicht richtig stabilisiert ist, kann es ernsthafte Probleme verursachen, hat aber eine lange Geschichte der Sicherheit.
• Polystyrol (PS): Klar, relativ steif, leicht herzustellen, kann schrumpfen, ändert die Farbe nicht mit dem Alter.
• Polypropylen (PP): Klar, mittelsteif, mäßig einfach herzustellen, schrumpft nicht, ändert die Farbe nicht mit dem Alter.
• Polyester (PET) (Mylar-D): Klar, steif, schwer herzustellen, schrumpft nicht und ändert seine Farbe nicht mit dem Alter.
• Polyethylen (PE): Etwas trüb, weich, leicht herzustellen, schrumpft nicht und ändert seine Farbe nicht mit dem Alter.

Lieferantentypen (entnommen aus ihren Websites):

Polyvinylchlorid, PVC:

• SAFE: „100% frei von Weichmachern und frei von Stearaten (Salzen von Fettsäuren). Die verwendete Folie enthält kein plastifiziertes PVC.“

• Postfrisch-gestempelt-Alben: „Das grau-schwarze Vinyl trennt die übereinander angeordneten Marken vorne optisch von hinten und erzeugt für beide Marken einen dunklen Kontrast-hintergrund. Trotzdem sieht man die Abbildung unter der Vinyl-Bestandseite deutlich.“

• LINDNER: „UNIPLATE-Einsteckblätter bestehen aus dem hochwertigsten Material - Hart-PVC, das zu 100% frei von chemischen Weichmachern ist.“

Polystyrol:

• HAWID (http://www.subwaystamp.com): „… Blätter aus spezieller Polystyrolfolie.“

• SAFE: „SAFE Halterungen werden von Hawid hergestellt aus 100% inertem Polystyrol, das keine Weichmacher enthält."

• Blue Rose (http://www.subwaystamp.com): „… Blätter aus spezieller Polystyrolfolie.“

• Showgard (http://www.subwaystamp.com): „Hergestellt aus speziellem Polystyrol, das keine Wirkstoffe enthält, die für Briefmarken schädlich sein könnten.“

• Scott (http://www.subwaystamp.com): „Hergestellt aus 100% inerter Polystyrolfolie.“ (d. h. Polystyrol)

• Crystal-Mounts (Polystyrol) von H.E. Harris wird nicht mehr hergestellt, aber immer noch bei eBay angeboten.

Polypropylen:

• LINDNER (http://www.subwaystamp.com): „Die Pergamin-Bücher bestehen aus feinsten schwarzen oder weißen Seiten mit transparentem Pergamin oder kristallklaren Polypro-Streifen.“ (d. h. Polypropylen)

• Supersafe (von der Showgard-Website): „Das SuperSafe-Album enthält die zum Patent angemeldete dreischichtige Seite, auf der ein Blatt einer reich strukturierten tiefschwarzen PolyPro-Archivfolie zwischen zwei Schichten einer kristallklaren PolyPro-Folie liegt. Kein schädliches PVC oder Acetat…“

Polyester:

• HAGNER (Website von Philatelic Distributors Ltd.): „Hagner-Markenblattsystem… Die Polyestertaschen blockieren ultra-violettes Licht, das nicht verblasst und Feuchtigkeit abweist.“

Keine Information:

• LEUCHTTURM (KABE): „Dies ist eine spezielle Entwicklung einer transparenten Tasche, die Marken vor mechanischen und atmosphärischen Einflüssen schützt.“ "... kristallklare Taschen in verschiedenen Dimensionen und 100% frei von Säuren oder chemischen Weichmachern." Leuchtturm verwendet je nach Produktverwendung eine Vielzahl von Materialien. Siehe Leuchtturm-Website.)
 
Richard Am: 20.09.2021 09:56:20 Gelesen: 1523# 4 @  
Test: „Marken in Kunststoffen“

Testverlauf:

• Probanten waren 125 US-Briefmarken, die die Jahre 1900-2000 repräsentierten, alle Arten von Tintenfarben (Stempel), perforiert und unperforiert, postfrisch und gestempelt, verschiedene Druckarten usw.

• Ausgewählt wurden kommerzielle Proben von generischen Kunststoffen, die üblicherweise als philatelistische Schutzvorrichtungen (Halterungen, Seiten usw.) verwendet werden, einschließlich plastifiziertem PVC, nicht-plastifiziertem PVC, Polypropylen, Polystyrol und Mylar-D sowie Pergaminhüllen und Seiten aus transparentem Mylar-Papier.

• Sieben Markensätze wurden auf Einsteckblätter montiert, die aus jeder dieser Sorten hergestellt und getestet wurden, sowie ein Satz, der als Kontrolle bei Raumbedingungen aufbewahrt wurde.

• Alle sieben Seiten wurden in eine Glasschale gelegt und mit einer anderen Glasschale mit 1,4 kp beschwert von Glasperlen, die die Bedingungen von aufeinander gestapelten Alben duplizieren.

• Sie wurden drei Jahre lang in einen temperatur- / feuchtigkeitsgesteuerten Laborofen gestellt und nach jedem Jahr überprüft. Die Temperatur wurde variiert zwischen 24°C und 35°C bei 75% bis 85% relativer Luftfeuchtigkeit über einen Zeitraum von 24 Stunden.

Die Ergebnisse und ihre Bewertung:

• Plastifizierte PVC-Seiten waren geknickt und spröde. Wie erwartet hatte fast 1/3 der Briefmarken Tintenübertragung oder Farbveränderungen.

• Bei nicht-plastifizierten PVC-Seiten hatten nur drei Marken Tintenübertragung oder Farbänderungen.

• Polystyrolseiten wurden geknickt und waren geschrumpft. Es wurden keine Änderungen der Markenfarbe festgestellt, und nur eine Marke hatte eine Tintenübertragung.

• Polypropylenseiten hatten keine Marken mit Tintenübertragung oder Farbänderungen.

• Mylar-D-Seiten hatten nur drei Marken mit Tintenübertragung oder Farbänderungen.

• Pergaminhüllen wurden bis zu dem Punkt abgebaut (vergilbt, fleckig, spröde), an dem die Marken nicht bewertet wurden. Alle gummierten Briefmarken wurden mit den Umschlägen verklebt.

• Selbstklebende Briefmarken hatten im Allgemeinen ein Problem mit dem Kleben.

• Alle Sorten wiesen eine erhebliche Anzahl von Briefmarken auf, bei denen Gummiveränderungen wie Störungen, Verglasungen oder Verklebungen auftraten (selbstklebende Typen).

Schlussfolgerung:

• Dies war kein Archivierungstest. Es wurde nur bewertet, was mit diesen Materialien bei normalem Gebrauch über einen relativ kurzen Zeitraum zu erwarten ist.

• Wie zu erwarten war, schien die Luftfeuchtigkeit keine Probleme mit Kunststoffen zu verursachen, mit Ausnahme von Gummiverglasungen und Störungen.

• Wie ebenso zu erwarten war, verursachte die horizontale Position der Alben Gummiveränderungen.

• Höhere Temperaturen in nicht kontrollierten Lagerbereichen wie Dachböden, Autoinnenräumen usw. verursachen voraussichtlich mehr Probleme.

• Über die Auswirkungen längerer Testperioden kann nichts projiziert werden.

PVC Mythen und weit verbreitete Irrtümer:

• „PVC-Filme geben bei Raumtemperatur Salzsäure ab.“ Dies resultiert aus der Verwechslung mit thermisch instabilen PVC-Polymeren. Produkte aus nicht-plastifizierten PVC-Polymeren sind thermisch auf 135°C stabilisiert und können bei Raumtemperatur nichts ausstrahlen. Salz enthält Chlor, aber niemand hält es für ein Gift. Mylar wird aus permanentem Alkohol (Ethy-lenglykol) hergestellt, aber niemand argumentiert, dass es bei Raumtemperatur eine ölige Substanz ausstößt.

• „PVC-Folien setzen beim Abbau Chlorgas frei.“ Wie oben werden thermisch stabilisierte PVC-Polymere bei Raumtemperatur nicht abgebaut.

• „PVC hat lose gebundene Chloratome, die Briefmarken angreifen können.“ Wie oben tritt stabilisiertes nicht-plastifiziertes PVC bei Temperaturen unter 135°C nicht aus oder wird nicht abgebaut.

• „PVC wird durch Feuchtigkeit abgebaut.“ Dies kann leicht durch die Tatsache widerlegt werden, dass die Rohre in unseren Häusern PVC sind!

• „Nicht plastifiziertes PVC ist eine Mischung aus vielen Chemikalien.“ Dies ist laut Souder falsch. Moderne nicht plastifizierte PVC-Folien für Marken bestehen typischerweise zu 98% bis 99% aus nicht plastifizierten PVC-Copolymeren, denen 1% bis 2% Wärmestabilisator zugesetzt werden.

• „Plastifizierte PVC-Folien enthalten Weichmacher, die Tinten auf Marken auflösen.“ Dies verwechselt nicht-plastifiziertes PVC mit plastifiziertem PVC. Beachten Sie, dass nicht-plastifiziertes PVC keine Weichmacher enthält.

• „PVC-Abbau kann durch einen unangenehmen Geruch erkannt werden.“ Schwefelhaltige Wärmestabilisatoren in bestimmten nicht-plastifizierten PVC-Filmen können einen schwefeligen, faulen Eiergeruch abgeben. Diese Filme sollten vermieden werden, da sie Briefmarken und Stempeltinten auf Metallbasis aus dem 19. Jht. schädigen können.

• „PVC ist ein tödliches Gift“. Es ist von der FDA für den direkten Lebensmittelkontakt in Lebensmittelbehältern und Verpackungsfolien zugelassen. Quelle: APS-Ausschuss für die Erhaltung und Pflege philatelistischer Materialien.

• Ferner möchten wir darauf hinweisen, dass es neben dem verwendeten Speichersystem viele andere Faktoren gibt, die zu einer Änderung von Dokumenten oder Briefmarken führen können, einschließlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichteinwirkung, Luftschadstoffen und mangelnder Belüftung. Wir empfehlen Sammlern, ihre Sammlung in jedem Fall regelmäßig zu überprüfen, um mögliche Farbveränderungen oder andere Veränderungen festzustellen.

Lieferanten von Nicht-PVC-Produkten

• Leuchtturm (je nach Produkt unterschiedlich)
• Kristal Kare (verschiedene)
• Hawid, SAFE, Scott, Blue Rose - Polystyrol
• Lindner, Supersafe - Polypropylen
• Hagner, Atlantic Protective Pouches (Nachfolger von Taylor Made) - Polyester (Mylar D wird nicht mehr hergestellt), Melinex Typ 516, Melinex Typ 456 und SKC Typ SH72S sind alle gleichwertig und werden von der Library of Congress vorgeschlagen.

Quellen:

https://classic.stamps.org/userfiles/file/pcpm/StampsPlastics.pdf

https://stamps.org/join-parent/about (American Philatelic Society)

https://stamps.org/searchresult?q=salm%20


(wird in wenigen Tagen fortgesetzt)

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