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Thema: Klassische Privatpost: Privat-Stadtpost in Freiburg
privatpost_klassisch Am: 20.10.2021 14:29:24 Gelesen: 1043# 1 @  
Als „alter Privatposthase“ will ich das Forum nutzen, um immer mal wieder etwas über die klassische Privatpost zu erzählen und Marken und Belege vorzustellen in der Hoffnung, Sammler für das Gebiet zu begeistern und neue Kontakte zu knüpfen.

Also, für den Anfang habe ich mir Freiburg vorgenommen. Zwischen 1886 und 1900 gab es in Freiburg drei Unternehmen und eine Reihe von Gründungsversuchen, die aber letztendlich alle scheiterten, da die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen in Freiburg nicht groß genug war, um einen erfolgreichen Betrieb ermöglichen.

Trotzdem gibt es eine umfangreiche philatelistische Hinterlassenschaft aus dieser Zeit. Im Folgenden will ich die Marken der zweiten Firma, nämlich der „Privat-Stadtpost“ bzw. „Privat-Stadtbriefbeförderungsanstalt“ vorstellen. Diese Firma existierte mit verschiedenen Eigentümern zwischen dem 15. November 1895 und dem 23. Januar 1897.

Im Michel-Katalog, der sich ausschließlich auf die älteren Kataloge wie Glasewald oder Schmidt stützt, sind fünf Marken angegeben. Doch nicht alles, was im Michel steht, ist auch korrekt. Das beginnt schon mit der zeitlichen Reihenfolge. Die als Nr. 1 bezeichnete blaue 2 Pfennig Marke ist in Wirklichkeit nach der zweiten Ausgabe erschienen. Und außerdem fehlt eine handschriftlich abgewertete Marke in der Aufstellung.

Richtigerweise geht es mit den beiden folgenden Marken los:



Der Unternehmer Johann Storck brachte sie aus Mannheim mit, wo sie von derselben Druckerei hergestellt wurden, die auch für die Mannheimer Privatpost arbeitete. So ist es nicht verwunderlich, dass als Bildmotiv das Mannheimer Schloss verwendet wurde – allerdings wenig passend für Freiburg.

Storck unterschätzte den Bedarf an 2 Pfennig Marken, und so gingen diese bald aus. Als erste Abhilfe wurden 3 Pfennig Marken handschriftlich mit einer „2“ abgewertet. Diese Marken sind verständlicherweise nur gestempelt bekannt.



Zusätzlich wurden aber auch blaue 2 Pfennig Marken in einem neuen Design in Umlauf gebracht. Diese Marken waren für eine weitere, von Storck in Colmar gegründete Firma gedacht, sind aber auch in Freiburg verwendet worden.



Mit dem Besitzerwechsel von Johann Storck zu Josef Schmid wurden neue Marken in Umlauf gebracht, diesmal mit dem Freiburger Münster als Motiv. Diese Marken sind die ersten Ausgaben, die das Freiburger Münster im Markenbild zeigen.



Ein Exemplar der roten Briefmarke hat es knapp 100 Jahre später sogar geschafft, 1987 als „documentation on stamps“ Teil des Versuchs der Stadt Freiburg zu werden, für das Münster den Status als Weltkulturerbe zu erhalten. Dass dieser Antrag gescheitert ist, hat sicher nicht an der Privatpostmarke gelegen.

Ein Kuriosum bleibt noch anzumerken: Der Entwertungstempel. Johann Storck hatte sich als Legende „PRIVAT-STADT-POST“ ausgedacht. was bei der Reichspost auf wenig Gegenlieb stieß. Sie erwirkte ein Verbot des Wortes „POST“, worauf Storck das „OS“ aus dem Stempel entfernen ließ. Doch damit gab sich die amtliche Post nicht zufrieden, es musste auch noch das „P“ und „T“ weichen. Übrigens zählen Stempelabschläge der beiden Frühformen des Stempels zu den absoluten Raritäten dieser Privatpostfirma.


 
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