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Thema: Blumige Auktionsatteste der BPP Prüfer ?
lueckel2010 Am: 29.10.2021 20:51:56 Gelesen: 4090# 1 @  
Ein Sammlerfreund hat mir den nachfolgend gezeigten Satz Berlin, Mi.-Nr. 1-20, o, und das dazu gehörende Fotoattest von 2016 (H.-D. Schlegel, BPP) vorgelegt und um Begutachtung gebeten.



Die Qualität der Marken wurde (bis auf eine Ausnahme) als einwandfrei attestiert.

Wunschgemäß habe ich alle Marken mit einer guten Lupe überprüft und dabei einige Mängel festgetellt:

- Mi.-Nr. 4, ein fehlender Zahn oben, ein halber Zahn rechts,
- Mi.-Nr. 7, ein halber Zahn rechts,
- Mi.-Nr. 8, ein halber Zahn rechts,
- Mi.-Nr. 9, ein halber Zahn links,
- Mi.-Nr. 14, ein halber Zahn rechts.

Nach meinem Verständnis sind diese Marken nicht einwandfrei, und ich frage mich, was die Prüfmanufaktur Schlegel veranlasst hat, sie so zu bezeichnen.

Wird bei Satzprüfungen nicht allzu genau hingeschaut? Ist dies eventuell zu aufwendig und schmälert dadurch die Rendite? Hat man als Eigentümer der Marken diese Mängel zu tolerieren, da es sich (glücklicherweise!) dabei lediglich um Kleinwerte handelt?

Über Antworten würde ich mich sehr freuen!

Wünsche ein schönes Wochenende. Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
drmoeller_neuss Am: 29.10.2021 21:31:49 Gelesen: 4053# 2 @  
@ lueckel2010 [#1]

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: hätte Schlegel jeden Mangel aufgelistet, würden hier die Sammler aufschreien, dass Schlegel diesen schönen Satz "kaputtgeprüft" und jeden Bezug zur Realität verloren hätte.

Natürlich gehören Mängel aufgelistet, aber bei kleinen Zähnungsmängel sollte der gesunde Menschenverstand entscheiden, was noch "üblich" ist, zumal sich jeder selbst ein Bild über die Zähnung machen kann.

Wichtig ist bei diesem Satz, dass der Aufdruck und die Stempel echt sind. Und die für den Wert maßgeblichen Marken sind einwandfrei.
 
lueckel2010 Am: 30.10.2021 13:45:40 Gelesen: 3854# 3 @  
@ drmoeller_neuss [#2]

Guten Tag, Herr Dr. Möller,

eigentlich hätte Schlegel nur den Halbsatz " Die Qualität ist einwandfrei" nicht in sein Attest reinschreiben sollen.

Schönes Wochenende. Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
22028 Am: 30.10.2021 14:24:10 Gelesen: 3830# 4 @  
@ lueckel2010 [#3]

Dann musst Du dir mal die Auktionatorensprache aneignen, Einwandfrei gehört da zu Marken mit kleinen Fehlern.

Andererseits, kann es evtl. sein dass diese Marken praktisch immer mit kleinen Zahnmängeln sind?
 
lueckel2010 Am: 30.10.2021 15:09:39 Gelesen: 3791# 5 @  
@ 22028 [#4]

Eine Auktionatorensprache (was auch immer damit gemeint sein sollte) benötige ich nicht, da ich die deutsche Sprache ziemlich gut beherrsche und somit Gelesenes auch entsprechend "verarbeiten" kann!

Meinst Du mit Deiner Aussage eventuell, dass die Auktionsbranche den Prüfern "vorschreibt", was sie in die Atteste reinzuschreiben haben?

Falls ja, macht mich das dann aber doch sehr nachdenklich!
 
TeeKay Am: 30.10.2021 18:21:26 Gelesen: 3650# 6 @  
Die BPP-Prüfstandards sehen vor, dass nicht an alle Prüfstücke der selbe Qualitätsmaßstab angelegt wird, sondern ausgabespezifische Besonderheiten zu berücksichtigen sind. Wenn also bei einer Marke kurz nach dem Krieg unregelmäßige Zähnung normal war, dann gilt eine unregelmäßig gezähnte Marke als einwandfrei. Dass es darüber hinaus auch noch Marken mit perfekter Zähnung geben kann, schließt das nicht aus. Die über den einwandfreien Normalzustand hinausgehende Qualität könnte im Attest separat erwähnt werden.

Aus den Prüfstandards: " Einwandfrei/fehlerfrei: Der Prüfgegenstand hat keinen Mangel, wobei ausgabespezifische Besonderheiten bei der Beurteilung der Qualität des Prüfgegenstandes zu berücksichtigen sind (z.B. bezüglich Trennung, Gummierung, Zentrierung, Farbfrische; bei Ganzstücken auch Beförderungs- und Alterungsspuren)."

Allerdings gibt es auch direkt darunter noch einen separaten Punkt zur Zähnung. Der Scan des Schwarzaufdrucksatzes ist zu schlecht, um die Zähnung zu beurteilen. Wenn sie wie beschrieben ausfällt, wäre die korrekte Beschreibung eher "in der für diese Ausgabe typischen Zähnung" gewesen.

Aus den Prüfstandards: " Mit dem Begriff Zahnfehler werden im Wesentlichen Zahnverkürzungen beschrieben. Ein wichtiges Kriterium ist dabei die übliche Durchschnittszähnung einer Ausgabe. Sind beispielsweise die meisten Marken eines Gebietes oder einer Ausgabe in der Zähnung fehlerhaft, reicht eine allgemeine Beschreibung wie z.B. „übliche Zähnung mit (leichten) Zahnverkürzungen“ oder „in der für diese Ausgabe typischen Zähnung“.

Marken können hinsichtlich ihrer Zähnung dabei in einer sinnfälligen Abstufung als „sehr gut“, „gut“, „normal“, „in der für diese Ausgabe typischen Zähnung“, „unregelmäßig“ oder eben „fehlerhaft“ gezähnt beschrieben werden (wobei auch bei einer Feststellung als „fehlerhaft“ noch weiter differenziert werden kann: „verkürzter“, „kurzer“, „fehlender“ oder „ausgerissener Zahn“).
"

Leider sind die Attesttexte teilweise tages- und sachbearbeiterabhängig. Da kann man als Verkäufer Glück haben und eine typische Zähnung wird als einwandfrei attestiert. Oder man kann Pech haben, und ein einwandfreies Prüfstück wird z.B. als fleckig beschrieben, obwohl beim besten Willen auch unter verschiedenen Lampen inkl. UV keine Flecken zu erkennen sind.
 
22028 Am: 30.10.2021 18:38:38 Gelesen: 3627# 7 @  
@ lueckel2010 [#5]

Meinst Du mit Deiner Aussage eventuell, dass die Auktionsbranche den Prüfern "vorschreibt", was sie in die Atteste reinzuschreiben haben?

Nein, das meine ich nicht, sondern nur dass die Sprache der Anbieter oftmals sehr blumig ist.
 
Martin de Matin Am: 30.10.2021 19:11:44 Gelesen: 3602# 8 @  
@ TeeKay [#6]

"Leider sind die Attesttexte teilweise tages- und sachbearbeiterabhängig."

Könnte es vielleicht sein, das die Attestbereibung teilweise bezüglich der Zähnung auch abhängig ist wo die Marke angeboten wird (eigenes Auktionshaus des Prüfers?)?

Wenn ich mal viel Zeit habe, werde ich mal ein schönes Sonntagsrätsel daraus machen.

Gruss
Martin

[Beiträge [#1] bis [#8] redaktionell verschoben aus dem Thema "Fehlprüfungen von BPP und VP Prüfern"]
 
lueckel2010 Am: 31.10.2021 12:25:01 Gelesen: 3421# 9 @  
@ 22028 [#7]

Es gehört ja nun irgendwie zum philatelistischen Grundwissen, dass viele Anbieter (Auktionsfirmen, Fachhandel) etwas, was sie unbedingt verkaufen wollen, über den grünen Klee loben oder -milde ausgedrückt- "mit blumigen Umschreibungen" anbieten.

Darum geht es in diesem neu geschaffenen Thema (nicht von mir!) aber doch gar nicht. Es ging mir ausschließlich darum, auf unzureichende oder nicht zutreffende Aussagen in Fotoattesten hinzuweisen, um vielleicht potentielle Interessenten ein wenig zu sensibilieren!
 
alemannia Am: 31.10.2021 13:16:52 Gelesen: 3390# 10 @  
@ lueckel2010 [#1]

Hallo zusammen,
hallo Gerd,

stammen die Abbildungen aus dem Attest, oder sind es Scans der Marken? Ich kenne nur Atteste von Sätzen, die komplett auf einem Hintergrund abgebildet sind.

Gruß
Guntram
 
lueckel2010 Am: 31.10.2021 13:48:34 Gelesen: 3351# 11 @  
@ alemannia [#10]

Guten Tag, Guntram,

Fotos der zu prüfenden Marken (jeweils einzeln auf Papierunterlagen geklebt) sind blockweise (wie abgebildet) auf die Rückseite des Attestes geklebt und jeweils mit einem farblosen Prägesiegel "H. D. Schlegel/ BPP/ Verbandsprüfer" versehen.

Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
alemannia Am: 31.10.2021 14:57:14 Gelesen: 3294# 12 @  
@ lueckel2010 [#11]

Hallo Gerd,

könntest du einen Scan der Abbildungen aus dem Attest zeigen?

Guntram
 
lueckel2010 Am: 31.10.2021 22:01:16 Gelesen: 3167# 13 @  
@ alemannia [#12]

Guten Abend,Guntram,

sorry, aber ich bin mir nicht ganz sicher: Möchtest Du Scans der Abbildungen aus dem Attest?

oder

Möchtest Du Scans von den Originalmarken (Briefstücke)?

Falls Letzteres gewünscht wird: Die Originalmarken befinden sich nicht in meinem Besitz. Ich werde aber im Laufe der Woche den Eigentümer besuchen und könnte dann Dein Anliegen erledigen.

Bitte um kurze Rückmeldung.

Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
Meinhard Am: 01.11.2021 07:53:13 Gelesen: 3085# 14 @  
@ lueckel2010 [#13]

Hallo,

schön wäre es, wenn man die Originalmarken scannen würde, wie am Attest abgebildet (also 3-er Streifen, etc.).

Mich persönlich würde noch die Abstempelungen HOCHAUFLÖSEND interessieren. Kann mir einer der Spezialisten einen Abschlag dieses Stempels hier hochauflösend einstellen, am gleichen Tage oder eben früher. Super wäre noch Abschläge nach diesem Datum (leider wurde ich nicht fündig!).

Beste Grüße
Meinhard
 
lueckel2010 Am: 01.11.2021 16:46:42 Gelesen: 2951# 15 @  
@ Meinhard [#14]

Guten Abend, Meinhard,

ich bin gerne bereit, Deinem Wunsch/ Deinen Wünschen nachzukommen. Wie allerdings bereits oben erwähnt, sind die Marken nicht mein Eigentum, und mit dem Besitzer treffe ich mich voraussichtlich erst am kommenden Wochenende wieder. Bitte daher um etwas Geduld.

Scans in der gewünschten Form sind bis zu 600 dpi möglich. "Hochauflösend" sagt mir adhoc nichts. Werde mal unsere Nachbarin fragen. Die kennt sich besser aus und kann wahrscheinlich helfen.

Schönen Abend. Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
22028 Am: 01.11.2021 18:04:26 Gelesen: 2903# 16 @  
@ lueckel2010 [#15]

Scans in der gewünschten Form sind bis zu 600 dpi möglich. "Hochauflösend" sagt mir adhoc nichts.

600 dpi sind schon relativ hochauflösend, hochauflösend = "viele" dpi pro MM.
 
lueckel2010 Am: 07.11.2021 20:41:59 Gelesen: 2701# 17 @  
@ alemannia [#12]
@ Meinhard [#14]

Guten Abend,

heute habe ich die Briefstücke mit den Orignalmarken gescannt (600 dpi, relativ hochauflösend (siehe #16), mehr ist mit den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nicht drin):





Damit ist diese Schlegel-Prüfung für mich nun erledigt, und ich werde in diesem Thema auf weitere Meinungen, Ratschläge und, und, und auch nicht mehr eingehen!

Sollte allerdings mal wieder eine Bund-/ Berlin-Prüfung notwendig sein, werde ich damit in jedem Fall die "Konkurrenz" des BPP betrauen. Vielleicht "arbeitet" man dort ja etwas sorgfältiger!

Wünsche allen eine schöne Woche. Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
Richard Am: 10.11.2021 09:16:52 Gelesen: 2505# 18 @  
@ lueckel2010 [#17]

Ein Sammlerfreund hat mir den nachfolgend gezeigten Satz Berlin, Mi.-Nr. 1-20, o, und das dazu gehörende Fotoattest von 2016 (H.-D. Schlegel, BPP) vorgelegt und um Begutachtung gebeten.

Hallo Gerd,

es ist immer besser, den Sammlerfreund selbst seine Fragen stellen zu lassen. Wer sich Schlegel Atteste oder den Kauf der Marken leisten kann, sollte auch über Internet und Scan verfügen.

Du darfst aber auch gerne künftig Fragen für Dritte stellen.

Aber zum eigentlichen Thema:

Empfehlenswert ist vor der Prüfung immer die "Prüfstandards des BPP" [1] zu lesen, die von den Prüfern nicht verhandelbar sind.

In erster Linie geht es bei den Berlin Aufdrucken um Echtheit der Marken, der Aufdrucke und der Stempel zum Zeitpunkt der Prüfung, und diese wurde bestätigt.

Beschädigungen zum Beispiel der Zähnung oder Schmutz- und (unsichtbare) Fett- und Ölflecke), welche nachträglich den Prüfgegenstand verändert haben, kann auch der beste Prüfer nicht vorhersehen.

Schöne Grüsse, Richard

[1] https://www.bpp.de/ueber-uns/pruefstandards/
 
drmoeller_neuss Am: 10.11.2021 11:07:24 Gelesen: 2445# 19 @  
@ Richard [#18]

Beschädigungen zum Beispiel der Zähnung oder Schmutz- und (unsichtbare) Fett- und Ölflecke), welche nachträglich den Prüfgegenstand verändert haben, kann auch der beste Prüfer nicht vorhersehen.

Eine nachträgiche Beschädigung der Zähnung ist unwahrscheinlich. In seltenen Fällen knabbern Insekten an Briefmarken. :)

Natürlich muss ein Prüfer immer auch die Qualität bestimmen. Hier wurde ein kompletter Satz vorgelegt, und als ganzes geprüft. Wer jede Zehntel Zahnverkürzung attestiert haben möchte, muss die Marken einzeln vorlegen (und entsprechend mehr bezahlen).

Ich habe von Schlegel gehört, dass er bei der Attestierung von Posthornsätzen die Kunden auf Mängel bei den billigen Marken vor der Attestierung hinweist, bzw. hat auch schon aus eigenen Lagerbeständen eine defekte Marke ausgetauscht.

Im Attest spricht Schlegel von "Briefstücken". Hier handelt es sich aber nicht um Briefstücke, sondern die Marken wurden zur besseren Stempelung auf eine Vorlage geklebt, bei der es sich nicht um einen Briefumschlag gehandelt hat.

Wenn wir hier schon am Meckern sind, hätte Schlegel ruhig schreiben können, dass die Qualität der Stempel überdurchschnittlich ist. Die 1-Mark und 5-Mark Taube sind stark dezentriert, auch das wird heute als "kritisch" und wertbildend gesehen.

Im gesamten Bild geht das Attest für mich in Ordnung.
 
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