Thema: Klassische Privatpost: Versandart "postlagernd" (Dresden und Nürnberg)
privatpost_klassisch Am: 08.11.2021 09:08:29 Gelesen: 1338# 1 @  
Allen Briefmarkensammlern ist die Versandart „postlagernd“ bekannt, die als „poste restante“ auf ein Abkommen des Weltpostvereins zurückgeht. Sie ermöglicht das Versenden einen Briefes an einen Empfänger ohne dessen Adresse zu involvieren, d. h. der Brief wird an ein Postamt (heutzutage Postfiliale) geschickt, wo die Sendung vom Empfänger entweder unter seinem Namen oder über eine Chiffre abgeholt werden kann. Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ein solcher Brief den Empfänger auch tatsächlich erreicht, bei der DPAG inzwischen auch nur bei etwa 50% liegt [1], so war dieser Dienst früher sehr beliebt und zuverlässig.

Aus der Privatpostzeit sind einige Fälle dokumentiert, bei denen Absender versuchten, postlagernde Briefe mit der Privatpost an ein Reichspostamt zu schicken, so etwa in Dresden 1887.



Natürlich waren diese Versuche nicht erfolgreich, da die Reichspost solche Briefe mit Strafporto belegte und nach Möglichkeit an den Absender zurückschickte. Wie mit solchen Sendungen umgegangen werden sollte, wurde sogar im Reichspostamt in Berlin diskutiert, wie eine Anfrage des württembergischen Postministeriums von 1894 zeigt.

Doch es gab auch gewitzte Köpfe, die das Büro der jeweiligen Privatpostanstalt als „Postamt“ für einen postlagernden Versand nutzten. Ein schönes Beispiel hierfür ist die Antwortkarte der Nürnberger Privatpost „Courier“. Die Antwortkarte wurde am 18. Juli 1898 mit dem Vermerk „postlagernd“ an die Adresse „Nürnberg, Privatstadtpost“ geschickt. Der wenig freundliche Text auf der Rückseite lautet: „Bitte verschonen Sie mich mit Ihren Briefen, da ich nicht geneigt bin Ihrem Anliegen Gehör zu geben.“ Schade, dass wir nicht wissen, was das Anliegen des Herrn Pletl war.



[1] https://www.paketda.de/news-postlagernd-versandtest.html