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Thema: Klassische Privatpost: Privat Brief Verkehr Mannheim mit Herion-Wappenstempel
privatpost_klassisch Am: 29.11.2021 13:48:47 Gelesen: 974# 1 @  
Klassische Privatpost: Mannheimer Marke mit Herion-Wappenstempel

Seit der letzten Auflage des Michel Kataloges 2005/2006 haben sich die unter Ludwigshafen katalogisierten Marken um einen Eintrag erweitert, wenn auch nur mit einer römischen Nummer: Die Marke der „Privat-Stadtbriefbeförderung Mannheim“ Michel Nr. C3 mit einem Herionschen-Wappenstempel, der im Stempelhandbuch der ArGe „Privatpost-Merkur“ für Mülhausen unter der Nummer 1 geführt wird. Bis vor kurzem waren drei Marken mit diesem Stempelabschlag bekannt.



Doch warum sind diese Marken Ludwigshafen zugeordnet? Herion gründete sein erstes Privatpostunternehmen am 3. Oktober 1895 in Ludwigshafen. Die hierfür notwendige Ausstattung bezog er aus der Hinterlassenschaft der insolventen „Privat-Stadtbriefbeförderung Mannheim“, d. h. er verfügte über 2 und 3 Pfennig Marken, 3 Pfennig Karten und einen Stempel, den er durch Entfernen des Ortsnamen und des Jahres auf die Ludwigshafener Verhältnisse anpasste. Die „Privatstadtbriefbeförderung Ludwigshafen“ beförderte alle Sendungen zu einem Einheitstarif von 2 Pfennig, ein Bedarf für 3 Pfennig Marken bestand nicht. (Ob die Postkarten im Nennwert von 3 Pfennig für 2 Pfennig abgegeben wurden, bleibt offen).

Bereits Ende Oktober, also etwa nach drei Wochen, verkaufte er sein Unternehmen an Jakob Schmid und zog nach Mülhausen weiter, wo er seine „Stadt-Brief & Packet-Beförderung“ am 14. November 1895 eröffnete. Die Verwendung des Wappenstempels ist in Mülhausen für den Zeitraum bis Dezember 1895 dokumentiert. Der dortige Tarif sah für Briefe eine Taxe von 3 Pfennig und damit die Notwendigkeit für Marken im Nennwert von 3 Pfennig vor.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig wahrscheinlich, dass die 3 Pfennig Marke in Ludwigshafen verwendet wurde, Ludwigshafener Marken mit dem Abschlag des Wappenstempels sind nicht bekannt. Herion ließ diesen Stempel für Mülhausen, seiner zweiten Station, herstellen, in Ludwigshafen gab es ja den aptierten Mannheimmer Stempel.

Soviel zur Theorie. Den letzten Nachweis, dass die 3 Pfennig Marke zu Mülhausen gehört, brachte vor kurzem der im Folgenden abgebildete bei eBay angebotene Beleg:



Bei diesem Brief handelt es sich nicht nur um einen bisher unbekannten Firmenumschlag des Herionschen Unternehmens in Mülhausen sondern auch um eine eindeutig in Mülhausen verwendete Mannheimer Michel Nr.C3. Der Empfänger, der Architekt und Bauunternehmer Gustav Roos, findet sich im Mülhauser Adressbuch von 1896, er wohnte in der Ilzacherstraße 35. Sein Geschäftslokal war in der Obststraße 10, d. h. der Brief war offensichtlich geschäftlich veranlasst. Diese Verwendung legt es nahe, dass Herion die Mannheimer 3 Pfennig Marken für seine eigene Korrespondenz verwendete, sie wurden wahrscheinlich nicht an Kunden verkauft und waren nicht frei zugänglich.

Und wieder ist ein Rätsel gelöst.
 
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