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Thema: Klassische Privatpost: Mit der Privatpost in ferne Länder
privatpost_klassisch Am: 20.12.2021 20:51:02 Gelesen: 567# 1 @  
Die Privatpost war, wie auch das häufig verwendete Synonym „Stadtpost“ zeigt, für den innerörtlichen Postversand gedacht. Natürlich gab es immer wieder Versuche, die privaten Postdienstleistungen auch auf den Fernbriefverkehr auszudehnen. Diese Versuche sind jedoch alle bis auf den auswärtigen Verkehr des Leipziger Courier ziemlich kläglich gescheitert.

Daneben es gab auch Kunden, die nahezu unbegrenztes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit ihrer lokalen Postanbieter hatten. So kam Eugen Geyer in Nürnberg im Mai 1896 auf die Idee, seinen Brief nach Tahiti frankiert mit einer 1½ Pfennig Marke des Nürnberg Courier auf den Weg zu bringen. Zum Glück wanderte der Brief in einem Briefkasten der bayrischen Post, so ganz scheint Herr Geyer der Privatpost dann doch nicht getraut zu haben. Die bayrische Post stempelte die Courier-Marke regelwidrig ab und brachte den Brief mit einem „T[ax]“-Stempel (Nachporto) versehen auf die lange Reise nach Tahiti, was er nach einigen Zwischenstationen auch erreicht.

Damit wäre die Geschichte des Briefes eigentlich zu Ende, wenn sich am Zielort nicht eine weitere Komplikation ergeben hätte: Der Empfänger war in der französischen Kolonie nicht bekannt. Und so trat der Brief seine Rückreise nach Nürnberg an. Frühjahr und Sommer waren schon lange vorbei, als er wieder in Bayern eintraf. Am 15. Oktober wurde er gegen eine Nachgebühr von 40 Pfennig (doppelte Auslandstaxe) dem Absender wieder ausgehändigt. Zum Glück hat der ihn aufgehoben und uns Briefmarkensammlern damit eine große Freude gemacht.



Nicht ganz so aufregend ist die Geschichte eines in Mülhausen aufgegebenen Briefes an den „sindaco“ (Bürgermeister) von Verona. Dieser Brief war korrekt für die Reichspost frankiert, landete aber in einem Briefkasten der Mülhauser Briefpost. Diese vermerkte mit ihrem Stempel den Eingang und übergab ihn noch am selben Tag der Reichspost. Drei Tage später am 22. Dezember 1897 war er dann am Zielort in Sona, knapp 20 km westlich von Verona.



Offensichtlich beschreibt „Privatpost“ unser Sammelgebiet doch besser als „Stadtpost“.
 
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