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Thema: Wolfgang Maaßen: Fälscher und Fälschungen im 19. Jahrhundert: Die Spiros
Richard Am: 05.02.2022 09:28:41 Gelesen: 1749# 1 @  
Wolfgang Maaßen: Fälscher und Fälschungen im 19. Jahrhundert. Die Spiros – eine Familie aus Hamburg

(pc-pcp/AIJP) - Corona hatte so wie vieles andere auch das Erscheinen dieses Buches verzögert. Nun liegt der erste Teilband mit 255 Seiten in Farbe vor. Der Untertitel „Eine Geschichte von Dichtung und Wahrheit“ lässt bereits anklingen, dass auch diese Forschungsarbeit des bekannten Philateliehistorikers relevant Neues zu präsentieren vermag.

Den Namen der „Gebr. Spiro“ oder gar „Philip Spiro“ dürfte wohl jedem fortgeschrittenen (Berufs-)Philatelisten geläufig sein. Diesen Urhebern in Hamburg wird seit mehr als 150 Jahren die Produktion und Verbreitung der ersten frühen Imitate von Briefmarken aus zahllosen Ländern zugeschrieben. Mehr als 150 verschiedene sollen es sein, die in riesiger Zahl weltweit vermarktet wurden und heute immer wieder noch in zahlreichen Sammlungen und Alben zu entdecken sind. Man nannte sie zuerst „Faksimiles“. Seit langem werden sie aber als Fälschungen eingestuft, auch wenn sie ursprünglich wohl nur als Lückenfüller für Anfänger und Schüleralben gedacht waren.

Der Autor lässt den Leser in die frühen Jahre der beginnenden Philatelie nach 1860 eintauchen. Er beschreibt das Auftauchen der ersten Fälschungen und deren Resonanz in den (zuweilen heute meist kaum noch bekannten) Gazetten der damaligen Zeit. Allein diese Literaturstudie ist bereits spannend, erfährt man doch vieles, was man bislang nie irgendwo anders nachlesen konnte. Mit Unterstützung von Hans-Peter Garcarek und Gerhard Lang-Valchs gelingt Maaßen der Nachweis, dass die Familie Spiro eben nicht die Hersteller dieser Faksimiles waren, wenngleich die Gebr. Spiro (nicht Philip Spiro!) wohl für einige Jahre damit gehandelt haben. Aber bei weitem nicht so lange, wie es bis heute immer wiederkehrend behauptet wird. Ursächlich für die Produktion waren andere, sowohl in England wie auch in Deutschland. Allein die familiengeschichtliche Recherche und Dokumentation der Primärquellen, zusammengetragen aus dem Hamburger Staatsarchiv, ist eine eindrucksvolle Innovation, die die bisherigen „Schuldzuweisungen“ zahlloser Autoren als Märchen und Legenden enttarnt.

Im zweiten Teil des Buches liegt dann der Fokus auf den Faksimiles selbst, die der Autor vorsichtig und zurückhaltend nur noch als „sog. Spiros“ bezeichnet. Farben, Zähnung, Papier, Druckverfahren und Stempel werden näher unter die Lupe genommen und analysiert. So manches Überraschende kommt auch da zu Tage. Selbst Vorlagen, die bislang noch in keiner anderen Publikation zu sehen waren. Last but not least bietet das Buch erstmalig auch die komplette Wiedergabe der in den legendären „Spud Papers“ den Gebr. Spiro fälschlich zugeschriebenen Faksimiles. In schwarzweiß waren diese bereits bekannt, einige wenige Glückliche hatten auch ein Original der seltenen Fachzeitschrift „The Philatelist“ aus den 1870er-Jahren, in denen die Folgen dieser Artikelserie erschienen waren. Aber es gab deutlich mehr als im „The Philatelist“ – und auch dies, was überall fehlt, wird hier abgebildet.

Die Schlussfrage nach einem „geschlossenen Buch“ beantwortet der Autor – auch mit Hinweis auf einen umfangreichen Teilband 2, der noch 2023 folgen soll – nur mit Vorsicht. Es sei eben kein „geschlossenes Buch“, sondern der Beginn eines Projektes, der im Rahmen des Wenigen, was erhalten geblieben ist, noch mehr Licht ins Dunkle bringen will. Dieser Band 2 soll alle bis dahin dem Autor vorgelegten Faksimiles-Bogen (ca. 1.300 !) der angeblichen Spiro-Imitate enthalten bzw. vergleichen. Man darf gespannt sein auf das Ergebnis. Sicher ist, dass bereits dieser erste Teilband die Forschung revolutioniert.



Das Buch erschien im Februar 2022 als Sonderband 18 aus der Reihe des Autors zur „Chronik der deutschen Philatelie“. Es wird in ca. zwei Monaten auch in einer um zwei Anhänge gekürzten Fassung in englischer Sprache vorliegen.

Kurzinfo: Format DIN A4, 255 + 1 Seiten, zahlr. Abb. in SW und Farbe, Hardcover mit Fadenheftung, in deutscher Sprache, VP: 45 Euro zzgl. Paketporto. Bezug: Phil*Creativ Verlag, Vogelsrather Weg 27, 41366 Schwalmtal, Tel. 0 21 63 / 48 66; E-Mail: W.Maassen@philcreativ.de
 
Richard Am: 28.08.2023 09:03:59 Gelesen: 555# 2 @  
Band 1 der Spiro-„Fälschungs-Dokumentation“ erscheint Ende September 2023!

(p*c-pcp/AIJP) - Bereits im Januar 2023 war das Buch von Wolfgang Maaßen zu Fälschern und Fälschungen im 19. Jahrhundert unter dem Titel „Die Spiros – eine Familie aus Hamburg. Eine Geschichte von Dichtung und Wahrheit“ im Phil*Creativ Verlag in Schwalmtal erschienen. Der bekannte Philateliehistoriker entmythologisierte zahlreiche Legenden, die sich um die Gebr. Spiro resp. Philip Spiro als vermeintliche Produzenten sog. Faksimiles, also privater Imitate echter Freimarken, über mehr als 150 Jahren gerankt hatten. Auch gelang es ihm erstmals, die Familien- und Firmengeschichte dieses im 19. Jahrhundert in Hamburg ansässigen Unternehmens zu durchleuchten und Licht ins Dunkel der Legenden und Mythen zu bringen. Fazit: Für eine gewisse eher kurze Zeit waren die Gebr. Spiro zwar Wiederverkäufer sog. Faksimiles, aber es gibt keinen Nachweis, dass sie je solche selbst produziert haben (sieht man einmal von einem legitimen Neudruck Hamburger Botenpostmarken von Originalplatten ab). Das Werk wurde bei der IBRA 2023 in Essen mit Gold und bei der NAPOSTA 2023 in Trier mit Großgold ausgezeichnet.



Bereits damals kündigte der Autor eine in ihrer Art einmalige Dokumentation von erhalten gebliebenen vollständigen Faksimiles-Bogen an, die nach Erdteilen geordnet in verschiedenen Einzelbänden Niederschlag finden soll. Unterstützt wurde er dabei einerseits durch zahlreiche namhafte Philatelisten aus aller Welt, die solche Bögen ihr eigen nennen, in besonderer Weise aber durch das Prüfarchiv der Royal Philatelic Society London, für das dessen Präsident, Chris Harman RDP Hon. Fellow der RPSL, ihm allein mehr als 1.000 verschiedene Vorlagen zugänglich machte. Insgesamt kamen so nahezu 2.000 meist hochauflösende Scans zusammen, darunter eine Fülle von Material, das „die Welt noch nicht gesehen hat“!

In dem zum 117. Deutschen Philatelistentag in Bautzen erscheinenden und dort am 29. September 2023 im Rahmen einer Buchpräsentation des Consilium Philatelicum vorgestellten Band 1 der Dokumentation sind dem Autor bekannte Bogenexemplare der altdeutschen Staaten auf 272 (!) Seiten dokumentiert und in Farbe abgebildet. Jeweils mit kurzen Angaben in deutscher sowie englischer Sprache zu den Ausgaben, zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Sammler oder Anbieter von einzelnen Faksimiles-„Marken“ können dank der Bogen-Abbildungen deren „Provenienz“ eruieren, wobei der Autor auch deutlich in zahlreichen Fällen klarstellt, dass sie eben nicht auf die Gebr. Spiro zurückgehen, sondern jüngeren Datums sind. Enthalten sind in diesem Band Abbildungen von Faksimiles-Bogen von Baden, Bayern, Bergedorf, Bremen, Braunschweig, Hamburg, Hamburg (Botenpost), Hannover, Helgoland, Lübeck, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen und Thurn und Taxis. Mit dieser Dokumentation schließt sich eine Lücke in der philatelistischen Forschung, die mangels Material seit mehr als 150 Jahren bestand, nun aber für Experten und Prüfer eine gute Basis zur weiteren Forschung sein dürfte.

Kurzinfo: Titel: Fälscher und Fälschungen im 19. Jahrhundert. Sog. „Spiro-Faksimiles“. Eine Dokumentation. Band 2.1 (Deutschland) = Band 19.1 der Buchreihe „Chronik der deutschen Philatelie“. Format DIN A4, 272 Seiten, zahlr. Farbabbildungen, Hardcover, VP: 49 Euro (zzgl. Porto). Der Band 2 dieser Dokumentation (Die „Amerikas“) erscheint voraussichtlich zum Jahreswechsel. Bestellungen sind zu richten an: Phil*Creativ Verlag, Vogelsrather Weg 27, 41366 Schwalmtal, Tel. 0 21 63/48 66, E-Mail: faktura@philcreativ.de, http://www.phil-shop.de
 
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