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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 931 Beiträge:
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Martin de Matin Am: 22.03.2018 08:53:19 Gelesen: 530480# 382 @  
@ Heinz 7 [#287]

Hallo Heinz,

in Bezug auf Spanien Mi 27y 1 Real blau auf bläulichen Papier ungebraucht bin ich endlich fündig geworden. Ich konnte mich nur daran erinnern das ich ein Exemplar gesehen hatte, das nach der gestempelten Einheit von Köhler versteigert wurde.

In meinen Auktionskatalogen fand ich sie nicht, aber im Auktionsarchiv der Firma Gärtner fand ich das gesuchte Stück. Bei der 28. Auktion im Juni wurde sie unter Losnummer 8961 für 15.000 Euro angeboten und für 13.500 Euro zugeschlagen.

In der Losbeschreibung wird gesagt das 4 Exemplare existieren einschlieslich dem Ferrary-Exemplar. Die angebotene Marke hat einen kleinen reparierten Einriss rechts und wurde von Galvez, E. Diena und Thier signiert und hat jeweils eine Expertise von J.F.Brun und Pascal Scheller. Das angebotene Stück ist wohl nicht das Ferray-Exemplar, es hat einen anderen Schnittverlauf.

Leider habe ich den Auktionskatalog nicht mehr, und kann kein Bild davon zeigen.

Martin
 
Heinz 7 Am: 22.03.2018 12:35:37 Gelesen: 530458# 383 @  
@ Martin de Matin [#382]
@ Heinz 7 [#286]
@ Heinz 7 [#342]

Hallo Martin,

Deine Hinweise / Dein Beitrag bringt uns nun echt weiter, vielen Dank dafür!



Gärtner zeigt in seinem Auktionskatalog (28. Auktion) ein wunderbares Bild dieser ungebrauchten Marke, das ich hier gerne kopiert habe. Gemäss Katalogbeschreibung ist das Stück mehrfach signiert (u.a. auch von Altmeister Galvez!). Wir dürfen also davon ausgehen, dass dieses Stück echt ist und als ungebraucht gilt, das bestätigen ja auch die zwei Atteste von Jean-François Brun (2014) und von Pascal Scheller, Paris (2011). Ich habe also dazugelernt, und korrigiere meine Vermutung in Beitrag [#342].

Spannend wäre es jetzt, zu wissen, warum z.B. Zumstein (Bern) die Bewertung von CHF 50'000 (!/Katalog 1978, also vor 40 Jahren!) auf: -.- (unbewertet) heruntersetzte.

Gärtner schreibt in der Losbezeichnung u.a. "... of which only four are recorded in unused condition (including one in the Ferrary collection)". Da meines Wissens das Ferrary-Stück (das ich in Beitrag [#286] gezeigt habe) nicht als "ungebraucht" gelten darf (-> entfernte Tintenentwertung), bleiben offenbar nur noch 3 Exemplare übrig!

Umso erstaunlicher ist, dass diese Rarität bei der Gärtner-Auktion nicht einmal den moderaten Ausruf von Euro 15'000 erreichte, sondern zu nur Euro 13'500 zugeschlagen wurde. Vielleicht, weil es nur eine Farbnuance ist zu anderen 1 Real-Marken (ebenfalls blau)? Nun - der Käufer bei Gärtner dürfte sich gefreut haben! Er hat eine grosse Rarität günstig erwerben können.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.03.2018 22:20:12 Gelesen: 529480# 384 @  
@ Heinz 7 [#371]

Ich möchte den Fehldruck vorstellen, der bei Haas 1905 auf Platz 12 landete.



1901 gab es eine Ausgabe zu der Panamerikanischen Ausstellung, bestehend aus 6 Werten von 1, 2, 4, 5, 8 und 10 Cents. Die normale Ausgabe ist häufig, aber es wurde auch eine spektakuläre Abart festgestellt: Stücke mit kopfstehendem Mittelstück!

Heute kennen wir Kopfsteher der Werte zu 1 Cent (Senf 138 K, Scott 294a), zu 2 Cents (Senf 139 K, Scott 295a) und zu 4 Cents (Senf 140 K, Senf 296a). Gemäss Auktionskatalog wurden von der 2 Cents 200 Stück (ein Bogen) hergestellt, und 1989 bestanden davon noch 155 ungebrauchte und 3 gebrauchte Marken; 42 wurden vermutlich vernichtet oder gingen verloren.

Von der 4 Cents-Marke wurden offenbar 400 Stück hergestellt, und zwar offenbar absichtlich! 194 Stück wurden dann wieder vernichtet, aber 206 Stück kamen zu den Sammlern.

Es ist daher logisch, dass die 2 Cents-Marke einen höheren Katalogwert hat (US$ 37'500 / Scott 2000) als die 4 Cents-Marke (US$ 21'000/Scott 2000). Die 1 Cent-Marke ist etwas günstiger zu haben (US$ 15'000); genaue Zahlen über den Bestand liegen mir nicht vor.

Oben ist einer der seltenen Viererblocks angeboten: Auktion Christie's New York 12.10.1989, Los 263.

Im Katalog Senf 1913 wurden diese Marken nicht bewertet. Jacques und ich haben die Kopfsteher (1 Cent, 2 Cents) im Thema "Kopfstehende Marken oder Rahmen" behandelt Beiträge 8, 57 + 59.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.03.2018 23:01:32 Gelesen: 529470# 385 @  
@ Heinz 7 [#384]

Wie oben erwähnt, ist eigentlich der 2 Cents-Wert noch etwas seltener als der 4 Cents-Wert, dennoch wurde er bei Haas 1905 erst auf Platz 16 gelistet auf Seite 481/482 (Fehldrucke).



Dieser prächtige Viererblock kam ebenfalls zum Verkauf an der Auktion Christie's New York 12.10.1989, Los 262. Es ist derselbe Block, den Jacques (merkuria) im Beitrag 59 zum Thema "Kopfstehende Marken oder Rahmen" ergänzt hat. Wir haben im Juni 2016 die beiden existierenden Viererblocks dieses Fehldruckes vorgestellt (Beitrag 57+59).

Der 1 Cent-Wert kopfstehend der 1901 Pan-American Issue schaffte es bei Haas 1905 nicht auf die Liste der 40 seltensten Fehldrucke.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 29.03.2018 17:20:47 Gelesen: 529367# 386 @  
@ Heinz 7 [#385]
@ Heinz 7 [#384]

Hallo Heinz,

ich hätte noch ein paar Ergänzungen zu den 3 Pan-American Marken mit kopfstehenden Mittelstück.

Zur 1 cent: Im Auktionskatalog der 804. Robert Siegel Auktion (Sammlung Zoellner) wird im Los 505 geschrieben, das in ihren Levi-Aufzeichnungen ungebraucht 13 Viererblocks, 1 Sechserblock und 1 Zwanzigerblock aufgeführt sind; teilweise wurde diese schon zertrennt. Wie viele Einzelstücke bekannt sind wird nicht gesagt.

Im Siegel-Census sind 55 gestempelte Exemplare abgebildet.

Zur 2 cent: Im Siegel-Census sind 7 gestempelte Exemplare abgebildet (alle haben mehr oder minder starke Mängel)

Zur 4 cent: Bei der 818 Robert Siegel wurden unter Los 1002 eine ohne und unter Los 1003 eine Marke mit Aufdruck "Specimen" angeboten. Es wird in der Losbeschreibung gesagt das ein unbekannter Anteil der nicht vernichteten Marken den Aufdruck "Specimen" erhielten. Des weiteren steht darin das ein grosser Teil der Marken ohne Aufdruck Gummimängel oder andere Mängel haben, da diese auf einer Papierunterlage montiert waren.

Nur zur Info für USA-Interessierte im Siegel-Census von Siegel Auction Galleries sind einige USA-Seltenheiten mit ihren bekannten Exemplaren abgebildet (es sind auch einige Marken von anderen Länder aufgeführt z.B. Kanada 12 Pence schwarz mit Bildnis von Königin Viktoria)

Martin
 
Heinz 7 Am: 30.03.2018 01:00:25 Gelesen: 529314# 387 @  
@ Martin de Matin [#386]

Lieber Martin,

vielen Dank für diese Informationen! Auf der Siegel-Seite habe ich diese verschiedenen Zählungen von Raritäten auch schon gesehen; das ist eine hervorragende Quelle der Information! Für das Sammelgebiet USA finden wir hier eine grossartige Datenbasis. Bei den internationalen Raritäten hingegen hat Siegel deutlich weniger notiert.

Bei der Aufbereitung der zwei oben genannten Kopfsteher habe ich vergessen, die Infos von Siegel abzufragen. Du hast dies nun nachgeholt. Besten Dank!

Die relativ grossen Stückzahlen, die von der 1 Cent-Marke noch existieren, machen es verständlich, dass sie nicht mit der 2 Cents und der 4 Cents-Marke mithalten können. Das wusste vermutlich schon Haas, immerhin hat er die 1 Cent-Marke nicht unter den besten 40 Fehldrucken erwähnt.

Ich werde die 1 Cent-Marke grundsätzlich nicht weiter verfolgen/beschreiben, weil sie nicht zum Kreis der "Besten" gehört.

Bei Haas haben wir bei den normalen Marken eine Wertgrenze von 650 Goldmark festgelegt (Werte gemäss Senf 1912/1913) (siehe @ Heinz 7 [#381]). Denselben Masstab will ich auch bei den Fehldrucken anwenden. Darum "muss" ich bei den Fehldrucken noch ein paar wenige Marken vorstellen, bevor wir die erste Liste der wertvollsten (1905-1913) komplett haben. Aber es werden nicht mehr viele sein. Soviel vorweg: von den Fehldrucken auf Platz 21-30 der Liste Haas 1905 hatten ALLE einen Katalogwert zwischen GM 350-600. Aber nicht ÜBER 600 Goldmark, keiner hat also unsere Grenze erreicht. Ich will daher auf diese Fehldrucke 21-30 nicht detailliert eintreten.

Das Ganze ist aber nicht ganz einfach, weil einzelne Marken im Senf 1913 nicht bewertet waren oder gar nicht aufgeführt waren, offenbar.

Ich melde mich gerne wieder, wenn ich einen weiteren Fehldruck vorstellen kann.

EINE "Notlösung" habe ich übrigens noch gefunden: falls eine Marke (genannt von Haas 1905) im Senf 1913 nicht bewertet (oder nicht einmal katalogisiert) ist, kann ich mir in ein paar Fällen aushelfen mit dem Katalog Yvert & Tellier, Amiens/Paris (Frankreich), der mir mit dem Jahrgang 1916 vorliegt. Hier finde ich z.B. die Preisnotizen für die 1901-USA-Kopfsteher! (Bei Senf 1913 sind sie alle nicht bewertet).

YT 138a = 1 Cent, centre renversé: Wert FF 500
YT 193a = 2 Cents, centre renversé: Wert FF 1250
YT 140a = 4 Cents, centre renversé: Wert FF 1500

Ich denke, dies sind gute "Ersatzwerte". Der Französische Francs galt nicht gleichviel wie eine Goldmark, aber umgerechnet übertreffen die 2c und die 4c-Marke die Grenze von 650 GM, während die 1c-Marke darunter bleibt! Das passt also genau zu unserem Bild, das wir uns zu dieser Zeit (1905/1912, Haas/Schubert) gebildet haben.

Gute Nacht!
Heinz
 
Heinz 7 Am: 31.03.2018 23:44:40 Gelesen: 529246# 388 @  
@ Heinz 7 [#371]

In Beitrag [#371] habe ich aufgeführt, dass ich den Fehldruck: Kap der Guten Hoffnung 1861, sog. Holzschnitt, 4 Pence rot (statt blau) in Beitrag [#181] vorgestellt habe.

Ich war da allerdings sehr knapp, und habe den Fehldruck nur beiläufig erwähnt, denn zur Hauptsache stellte ich ja den anderen Fehldruck vor: Kap der Guten Hoffnung 1861, sog. Holzschnitt, 1 Penny blau (statt rot). Die Marken/Fehldrucke sind ähnlich wie Geschwister: beide enstanden, indem ein falsches Klischee eingesetzt wurde.

Dies wird wohl am besten ersichtlich, wenn wir uns ein Bild vor Augen führen.



Diese im Erscheinungsbild etwas primitive Marke (ein berühmtes "Kap-Dreieck") wird hier im Viererblock gezeigt. Die 2. Marke ist aber keine 1 Penny Marke, wie die erste, dritte und vierte Marke des Viererblocks, sondern da steht klar und deutlich: "FOUR PENCE".

Diese Marke entstand also in der Absicht eine One-Penny-Marke zu drucken. Genau genommen sollten wir also nicht von einem Farbfehldruck sprechen, sondern von einem "Wertstufen-Fehldruck".

Diese Abart ist sehr spektakulär. Weil sie gleichzeitig auch sehr selten ist, hat sie es früh schon weit gebracht:

13. auf der Liste der 40 seltensten Fehldrucke bei Haas 1905.

Die Marke erreichte im Senf 1913 einen Katalogwert von 2000 Goldmark (Senf 6b, gestempelt; ungestempelt: -.-), vermutlich gleich wie im Senf 1912. Damit erreichte die Marke bei Schuberts "kombinierter Liste" Platz 24.3 (und war damit noch höher bewertet als der hellblaue Fehldruck Senf 5b, der es "nur" auf 1500 Goldmark und Platz 33.6 schaffte. Haas hingegen hatte den hellblauen Fehldruck höher eingeschätzt (Platz 8 der Liste Fehldrucke)).

Es ist klar, dass im Viererblock, zusammen mit regulären Marken, der Fehldruck einen noch viel höheren Wert hat, als alleine (isoliert, als Einzelstück).

Der Viererblock war ein Top-Stück von folgenden berühmten Kap-Sammlungen:

- Ferrary (1921)
- Riesco
- Stevenson (1950)
- D'Arcy Hall (1962)
- Maria de la Queillerie (1970)
- Sir Maxwell Joseph (1982), Los 897 (obiges Foto ist aus diesem Katalog)
- "Maximus" = Lee; (1989) Los 414

Auf die Resultate, die dieses "Hammerstück" erzielte, werde ich später noch zurückkommen.

Im Michel gilt heute der rote Fehldruck (4 Pence-Marke) auch (deutlich) mehr als der blaue (1 Penny-Marke)!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.04.2018 00:24:15 Gelesen: 528768# 389 @  
@ Heinz 7 [#371]

Wir haben bisher

22 "normale" Marken der Liste Haas (1905) als sehr selten und sehr wertvoll kennengelernt, dazu
13 Fehldrucke.

Damit sind wir aber noch nicht ganz am Ende unseres Grundlagen-Wissens. Auf Platz 14 der zweiten Liste Haas steht eine eher unbekannte Marke:

Finnland 1891, 3 R. 50 Kop. gelb und schwarz (statt grau und schwarz). Wir kontrollieren (Senf 1913), ob der Fehldruck die Grenze von 650 Goldmark auch erreicht. Zwar finden wir die Marke katalogisiert (Senf Nr. 46a), aber die Preisnotierung ist wenig aussagefähig: -.- und -.-

Wie helfen wir uns weiter?

Yvert & Tellier 1916 ist auch keine wirkliche Hilfe. Auch hier ist der "Erreur" katalogisiert (YT 47a), auch hier aber ohne Preis!

Aber es gibt doch einen wertvollen Hinweis im berühmten "Kohl Handbuch", das ja bekanntlich 1915 in 10. Auflage erschien. Das kommt uns nun sehr gelegen, denn damit liegen wir nur um 3 Jahre neben "Schubert", der den Katalog "Senf 1912" verwendete. Und Kohl bewertet nun diesen Fehldruck tatsächlich!

Kohl Finnland 46 I: -.- 1350.- (1915).

Und ich habe eine weitere Bestätigung, dass die Marke die von uns gesetzte Wert-Grenze von 650 Goldmark 1912 wirklich überschritt im ERSTEN Katalog von Hugo Michel gefunden: 1910 gab er einen dünnen Katalog "Europa" heraus, wir finden darin

Michel Finnland 46 a: -.- 1000.- (1910).

Also gehört diese Marke mit auf unsere Liste!

Anbei noch ein Foto dieser Marke



Dies ist ein Bild des Loses 271 der 6. Auktion Ferrary 25.-27.4.1923. Der Text ist klar: "Finlande 1891. Erreur 3 R. 50 noir et jaune, ex. superbe, (Photo pl. 9)". Aus Platzgründen war die Marke liegend statt stehend abgebildet; ich habe sie hier aufgestellt, darum ist die Losnummer senkrecht.

Ferrary also besass diesen Fehldruck! Die Marke war sogar ungebraucht, dies scheint die noch teurere Variante gewesen zu sein. Natürlich interessiert uns der Verkaufserlös dieses Loses (1923). Es waren immerhin 4'500 Francs + 17.5 % Aufgeld = FF 5287.50; die Bewertung dieses Resultates muss ich später vornehmen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.04.2018 22:36:53 Gelesen: 527820# 390 @  
@ Heinz 7 [#389]

Ich bin ja "zur Zeit" immer noch damit beschäftigt, die "historische Ausgangslage" zu klären, sprich die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt vorzustellen DES JAHRES 1912 (Liste Schubert) bzw. des Jahres 1905 (Haas). Das meiste ist "geschafft", einzelne wenige Ergänzungen fehlen aber noch.

Aus aktuellem Anlass aber möchte ich heute zwei Marken vorstellen, die wenige Jahre NACH unserem Startjahr 1912 herausgegeben wurden: 1915!

Bekanntlich hatte das Deutsche Reich Ende des XIX. Jahrhunderts einige Besetzungen hauptsächlich in Afrika durchgeführt und damit ein ebenfalls imposantes Kolonialreich gegründet. Ende dex XIX. Jahrhunderts war Deutschland eine grosse Kolonialmacht: Nach Bevölkerung hinter England und Russland an dritter Stelle, nach Fläche hinter England, Russland, Frankreich und der Türkei an fünfter Stelle.

Als im 1. Weltkrieg die Länder sich gegeneinander erhoben kamen auch gewisse Kolonien unter Druck. Die Besitzungen in Togo beispielsweise wurden von Franzosen und Briten überrannt und besetzt. Beide Besetzer überdruckten deutsche Marken von "TOGO" aus den Jahren 1900/1909. Diese Überdruck-Marken aus den Jahren 1914 und 1915 sind zum Teil extrem selten!

Die 1-Mark-dunkelrot Grundmarke Nr. 16 (mit einem Katalogwert von gerade einmal 4 Euro) wurde von den Briten 100 x überdruckt (mit weitem Zeilenabstand) bzw. 40 x mit engem Zeilenabstand: "TOGO Anglo-French Occupation". Die Franzosen hingegen waren in ihrer Auflage noch bedeutend kleiner: von der 1-Mark Marke wurde nur ein einziges Stück (!) überdruckt mit dem Aufdruck "TOGO Occupation franco-anglaise". Katalog Nr. Togo/Französische Besetzung/Mi Nr. 16.

Dieses Unikat klebt zusammen mit vier anderen Briefmarken auf einem Brieffragment. Die ebenfalls vorhandene 5-Mark-Marke (Mi Nr. 19) hatte eine Auflage von auch nur 3 Stück! Einzig der 5-Pfennig-Wert hatte eine etwas grössere Auflage von 1000 Stück.



Das Spitzstück der Sammlung Zgonc 2018 stammte aus der Sammlung Marquess of Bute (1959) Anbei ein Bildausschnitt des damaligen Auktionskataloges von Robson Lowe, London.



Das einmalige Stück mit den Nummern 16+19+3 x 9 kam diese Tage zur Auktion. Das Stück war geschätzt/ausgerufen zu Euro 250'000. Es wurde verkauft am 7.4.2018 in Ludwigsburg durch das Auktionshaus Christoph Gärtner für Euro 370'000 (plus Zuschlag).

Damit gehört dieses Brieffragment aus dem 20. Jahrhunderts sicher zu Recht in dieses Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 30.04.2018 19:04:04 Gelesen: 525405# 391 @  
@ Heinz 7 [#381]

Ich wollte noch eine schwierige Marke näher kommentieren, dies war mir aber einige Tage lang nicht möglich. Umso mehr möchte ich jetzt diese "Pendenz" endlich schliessen.

Ich habe bereits erwähnt, dass die Briten in ihren afrikanischen Kolonien zum Teil Briefmarken mit sehr hohen Nominalwerten herausgaben. Im Katalog "Senf 1913" finden wir so unter anderem: (Werte höher als 2 brit. Pfund):

Seite 147:
Britisch-Nyassaland
(bis 1907 Britisch-Zentralafrika genannt)

Freimarken

1891
Senf Nr. 13 + 14: Werte zu 5 und zu 10 Pfund !

1895
Senf Nr. 29, 30: Werte zu 10 und zu 25 Pfund !

1896
Senf Nr. 40, 41: Werte zu 10 und zu 25 Pfund !

1897
Senf Nr. 52: Wert zu 10 Pfund

1903
Senf Nr. 68: Wert zu 10 Pfund

1908
Senf Nr. 81: Werte zu 10 Pfund

Die Marken Senf 30 und 41 sind gestempelt nicht bewertet, ungestempelt ist es nur die Nr. 41. Ob sie allerdings seltener ist, als die Nummer 30, wissen wir nicht.

Ich habe nun zwei alte Stanley Gibbons-Kataloge zu Rate gezogen: Ausgabe 1906-07 und 1932.

Im Katalog von 1906/07 sind alle diese Marken aufgeführt, aber nur z.T. bewertet!

1891 - SG no. 16: 130 Shillings
... no. 17: 250 Shillings

1895 - SG no. 30: unbewertet
... no. 31: unbewertet

1896 - SG no. 41: unbewertet
... no. 42: unbewertet

1897 - SG. no. 52: unbewertet

1903-03 - SG. no. 67: GB£ 12

1908: noch nicht gelistet

Das bringt uns in den Erkenntnissen nun noch nicht wirklich weiter. Vergleichen wir mit Katalog 1932

1891 - SG no. 16: GB£ 14
... no. 17: GB£ 25

1895 - SG no. no. 30: GB£ 50
... no. 31: GB£ 100

1896 - SG no. 41: GB£ 50
... no. 42: GB£ 120

1897 - SG. no. 52: GB£ 55

1903-03 - SG. no. 67: GB£ 55

1908 - SG. no. 82: GB£ 60

Wir haben also einmal eine komplette Bewertung aller 9 Marken. Dabei fällt auf, dass 1932 waren die zwei Marken mit dem Nennwert 25 £ die am höchsten bewerteten, wobei die Ausgabe 1896 die Nase noch vorne hat: GB£ 120. Die Ausgabe 1895 hatte "nur" GB£ 100 Katalogwert.

Auch ein Blick in den verehrten Katalog von Paul Kohl 1915 hilft uns. Die einzigen zwei Marken aus dieser Reihe von 9 extrahohen Marken (Nennwert) mit einem Katalogwert von mehr als 750 Reichsmark sind die 25-Pfund-Marken von 1895 und 1896

Kohl Nr. 30 (1895) = RM 1600
Kohl Nr. 41 (1897) = RM 1500

Kohl bewertete also die Ausgabe 1895 höher als die von 1896 (nach Kohl: 1897).

Es ist aus heutiger Sicht schwierig, zu entscheiden, welche Briefmarke denn damals nun die wertvollere war. Salomonisch geurteilt würden wir vielleicht zum Schluss kommen: beide waren gleich viel Wert und gehörten damals schon auf die Liste der besten.

Wir haben bereits gesehen, dass Schubert sie 1912 auf den 50. Platz setzte (die Marke 1896). Haas kam zu einem ähnlichen Schluss, bei ihm wurde die Marke 1896 im Jahr 1905 auf Platz 30 der Hauptliste geführt.

Wir sollten diese Marke also auf unserer "Startliste" dabei haben! Die Marke 1896 hatte ein Wasserzeichen, die Marke 1895 hatte keines. Sonst sehen die Marken meines Wissens gleich aus. Ich habe sie bereits gezeigt in Beitrag 314.

Schlussfolgerung (ganz knapp): Aus Haas' Hauptliste sollten wir neben Platz 1-22 also unbedingt auch Platz 30 dazu nehmen! Sonst lassen wir eine Marke aus, die um 1912 herum zu den wertvollsten Marken der Welt gehörte!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.06.2018 22:33:06 Gelesen: 507259# 392 @  
@ Heinz 7 [#71]
@ Heinz 7 [#343]

Ich habe die berühmteste Briefmarke von Australien schon ausführlich vorgestellt und auch angekündigt, dass nun ein besonders schönes Exemplar dieses Fehldruckes verkauft werden soll.

Nun ist die Auktion erfolgt, bei Corinphila in Zürich, und das gute Stück ist auch tatsächlich stark umworben worden! Gemäss Auktionskatalog sind zur Zeit nur 14 Exemplare bekannt, von denen 50 % in Museen untergebracht sind und damit für Sammler unerreichbar sind!



Los 3517 war meines Erachtens zu Recht mit einem hohen Schätzpreis angeboten: CHF 100'000! Ein etwas älterer Katalogwert (2010) lag bei Euro 90'000 (Michel, vgl. Beitrag 71).

Nach Angaben des Auktionshauses wurde die Briefmarke nun aber sogar erst bei CHF 260'000 zugeschlagen! Dazu kommen noch 21 % Provision, also ein Totalpreis von klar mehr als CHF 300'000. Das ist sicher ein respektables Ergebnis!

Zur Erinnerung: bei Haas 1905 kam diese Marke auf Rang vier der wertvollsten Abarten.

@ Heinz 7 [#371]

Die Marke zählt also seit mindestens 113 Jahren zu den wertvollsten Marken der Welt und gehört zu Recht in diesem Kapitel besprochen.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
bayern klassisch Am: 02.06.2018 07:51:02 Gelesen: 506992# 393 @  
@ Heinz 7 [#392]

Hallo Heinz,

danke fürs Weitermachen und mit dieser Granate sowieso.

Bei Standardware geht es stark nach unten, aber bei den Highlights der Branche stark nach oben, wie man hier gut sehen kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 02.06.2018 17:56:32 Gelesen: 506751# 394 @  
@ bayern klassisch [#393]
@ Heinz 7 [#375]

Lieber Ralph,

danke für Deine Aufmunterung! Ich mache sehr gerne weiter, bei diesem spannenden Thema und ich habe eigentlich noch viele Beiträge "im Köcher", aber das braucht alles seine Zeit, und die hatte ich im Mai schlicht und einfach nicht. Aber - aufgeschoben ist nicht aufgehoben, versprochen!

Du sprichst ein Thema an, dass alle "Vereinsleute" stark beschäftigt. - Einerseits: Die unspektakuläre Standard-Sammlung erzielt kaum mehr anständige Preise (vieles ist nahezu "wertlos" geworden) und die Vereinsmitglieder sind frustriert, andererseits muss der engagierte Sammler für die Spitzenstücke manchmal heute NOCH MEHR zahlen, als früher, und die Auktionatoren vermelden Rekordergebnisse. - All dies macht die Philatelie NOCH anspruchsvoller als früher schon! Aber ich persönlich freue mich (letztlich), wenn ein wichtiger Anteil der Philatelie noch immer (oder wieder neu) gute bis sehr gute Preise bringt. Denn dies ist für das Gesamt-Hobby doch sehr förderlich.

Aus aktuellem Anlass komme ich auf eine Marke zurück, die hier auch schon besprochen wurde: Die "beste Marke Chinas", wie sie (vereinfachend) auch schon bezeichnet wurde.

@ merkuria [#28]

Ein weiteres Exemplar dieser gar nicht SOOOO seltenen Marke wurde diese Tage in Zürich verkauft. Los 2398 "Small Dollar 1897". Siehe Beiträge [#28] und [#375]



Es gibt nur sehr wenige Marken mit einem NOCH höheren Katalogwert, als diese China-Rarität. Trotzdem braucht es eine Portion Mut, um für eine Marke einen STARTPREIS von CHF 300'000 festzusetzen !

Nun - mindestens zwei Leute liessen sich davon nicht abschrecken und haben diesen Betrag zahlen wollen, ja sogar DEUTLICH MEHR ! Der Hammer fiel nämlich erst bei CHF 500'000. Dazu kommen 21 % Kommission.

Ein stolzer Preis!

Heinz
 
bayern klassisch Am: 02.06.2018 19:12:18 Gelesen: 506719# 395 @  
@ Heinz 7 [#394]

Lieber Heinz,

ganz ehrlich - als ich anfing, Briefmarken zu sammeln, gab es die Firma "Marken-Paul" und eine andere wie "Universum Briefmarken" oder so ähnlich. Die hatten Lots mit "100 Marken alle Welt", oder "1000 Marken alle Welt", in denen auch chinesische Marken waren, teils auch mit Aufdrucken, wie hier.

Ich weiß ja nicht, wann die große Seltenheit dieser Katalognummer erkannt wurde, aber wenn ich mein Jugendalbum noch hätte und die steckte darinnen, würde ich nicht im Traum an über 600.000 Euro brutto denken.

Ich wette, dass es vielen Sammlern wie mir geht und dass die jetzt, wenn sie ihr Jugendalbum noch haben, nach deinem Posting nachschauen, ob sich nicht vielleicht doch so ein Stück damals in ihre Sammlung verirrt hat.

Schön, dass du noch viele Pfeile im Köcher hast - dein "Fanclub" liest sehr gerne mit!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 24.06.2018 14:37:37 Gelesen: 498859# 396 @  
@ bayern klassisch [#395]

Wir haben bei unserem Streifzug durch die Geschichte der Philatelie und ihrer Raritäten schon mehrfach gesehen, dass in vielen Fällen die ungebrauchte Briefmarke seltener ist (war) als die gebrauchte. Dieses "Gesetz" wurde in späteren Jahrzehnten aufgeweicht, wenn nicht gar ausser Kraft gesetzt, weil die Sammler den Stempeln und noch mehr den ganzen Briefen verstärkt Beachtung schenkten. Somit rückten auch Frankatur-Kombinationen, Leitwege, Destinationen u.a.m. in den Vordergrund und Sammler waren neu bereit, sehr hohe Preise zu bezahlen für gestempelte Marken.

Das macht die ganze Studie über die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt nicht einfacher. Aber keine Angst, ich "kapituliere" nicht angesichts der Komplexität der Aufgabe, und versuche, trotzdem einen gültigen Massstab zu zeigen über die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt. Ich werde also versuchen, auch besonders interessante und wertvolle Briefe darzustellen. Ich habe dies ja auch bisher schon "ein bisschen" gemacht und Euch die meines Erachtens wertvollsten drei Briefe der Philatelie vorgestellt

@ Heinz 7 [#164]
@ Heinz 7 [#167]
@ Heinz 7 [#169]

Mauritius, Hawaii und Rumänien - Buntfrankaturen! - Ich denke, es gibt sehr starke Argumente, diese drei Briefe "auf das Podest der Besten" zu stellen.

Aus gegebenem Anlass möchte ich heute aber zurückkehren zu den losen Marken, welche anfangs XX. Jahrhundert von den meisten Sammlern noch am eifrigsten gesammelt wurden.

1909 kam eine atemberaubende Sammlung auf den Markt, die bei Ventom, Bull & Cooper verauktioniert wurde:



453 Lose mit nur ungebrauchten europäischen Briefmarken, dabei viele Raritäten - das weckt doch unser Interesse! Das Herz hüpft vor Freude, wenn wir dann noch eine Fototafel entdecken, welche 23 ausgewählte Lose zeigt



Ich bin sicher, die treuen Leser dieses Themas werden die eine oder andere Briefmarke wiedererkennen. Schweiz, Toskana, Spanien ... da haben wir einiges besprochen! Andere Raritäten Europas vermissen wir: zum Beispiel Fürstentum Moldau (Rumänien) oder Grossbritannien. Zwei Wochen später gab es bereits die nächste Auktion, als die Teile "Great Britain and British Colonies in Asia and Africa" von Robert Reid verkauft wurden. Die Briten werden also noch folgen.

Ich frage nun die Leser: Aufgrund der Fototafel der 299. Auktion: Welche Marken erzielten wohl die höchsten Preise? Ich habe die Ergebnisliste und kann das Rätsel lösen. Danach können wir die Reid Auktionen 2, 3, 4 und 5 auch ein wenig studieren und untersuchen, ob "neue" (bisher nicht bekannte) Raritäten höhere Preise erzielten als die Top-Resultate der Auktion 299 "Europa" vom 18.2.1909.

Ich bin gespannt auf Eure Einschätzung.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 24.06.2018 14:42:43 Gelesen: 498856# 397 @  
@ Heinz 7 [#396]

Lieber Heinz,

ich tippe auf die Trinacria unten mittig in der letzten Reihe.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 24.06.2018 15:56:37 Gelesen: 498839# 398 @  
@ bayern klassisch [#397]

Sehr gut! Prüfen wir den Vorschlag:

Neapel, 1860, Senf Nr. 8, (auch Michel Nr. 8), hatte 1912 (1913) einen Katalogwert von Senf 1200 RM für ungebraucht. Da die Marke gestempelt aber "nur" RM 400 notiert war, schaffte es die Neapel 1860, Senf Nr. 8 bei Haas nur auf die Position 46 (Liste 1/ohne Fehldrucke) und blieb unter der von mir festgesetzten Limite von RM 650, um definitiv zur ERSTEN Auswahl der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt zu zählen.

Aber, wie gesehen: in der Sammlung Reid waren nur ungebrauchte Marken enthalten, und als solche ist sie natürlich sehr selten. Sie schaffte es bei Schubert (zusammen mit 6 anderen Marken) auf Platz 50, siehe BD [#132]

Los 245 der Auktion 1908 wurde als etwas schadhaft beschrieben ("a little rubbed on face, but extremely rare"). Vielleicht war das der Grund, dass der Erlös des Loses etwas tief lag - nur GB£ 14.

Wenn ich das anhand der Karte mit den Währungswerten umrechne (siehe Heinz 7 [#214], hier wiederholt) ...



... erhalte ich einen Verkaufswert von lediglich 174 Goldmark, wenn ich richtig gerechnet habe. Das sind nur ca. 15 % des Katalogwertes Senf 1912. Damit war die Trinacria hellblau kein Spitzenreiter dieser Auktion. Wir haben drei andere Marken auf den Podestplätzen!

Danke für den Tipp!

Liebe Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 25.06.2018 09:47:43 Gelesen: 498785# 399 @  
@ Heinz 7 [#398]

Da schon 53 Leser den Beitrag [#398] angeklickst haben, möchte ich eine Korrektur dazu nicht in Beitrag [#398] hineinschummeln (Korrektur-Modus), sondern offiziell einen Nachtrag anbringen:

Die GB£ 14 Verkaufserlös entsprachen zur Zeit der Gültigkeit dieser "Münzenkarte" rund 286 Goldmark (nicht 174, wie oben falsch ausgerechnet). Ich bitte um Verzeihung. 1 Britisches Pfund galt damals ca. 20 Mark 40 Pfennig.

Das waren aber auch nur ca. 24 % des Katalogwertes von Senf 1912. Damit wurde die Trinacria 1860 an dieser Auktion 1908 zu einem tiefen Preis verkauft.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 25.06.2018 23:04:38 Gelesen: 498673# 400 @  
@ Heinz 7 [#396]
@ bayern klassisch [#397]

Drei Lose schafften 1909 einen Verkaufserlös von GB£ 30 und mehr. Das waren immerhin 612 Goldmark.

Toskana 3 Lire (Senf Nr. 23): GB£ 36 = GM 734 (5. Reihe, 2. Marke)
Schweiz 1849, 4 Centimes (Senf Nr. 1): GB£ 36 = GM 734 (4. Reihe, 2. Marke)
Schweiz/Genf 1843. 5+5 Centimes (Senf Nr. 1): GB£ 30 = GM 612 (2. Reihe, 2. Marke)

Die Marken waren bei Haas auf der Liste auf Platz 12, 22 und 21.

EIN Los blieb unverkauft, das auch gute Chancen gehabt hätte, einen guten Preis zu erzielen: Los 350: Spanien, 1851, 2 Reales blue, The error. Very fine. - Die Losbeschreibung lässt uns aufhorchen: "This stamp was obtained by the Vendor from a gentleman who purchased it at the time of issue, in Spain, in a pair, with other values, which he unfortunately severed". Wenn der Gentleman wirklich den Farbfehldruck vom anderen Wert (6 Reales) abgetrennt hat, hat er eine der weltweit grössten Raritäten entwertet.

Die zwei 2 Reales Spanien 1851 ziegelrot (Senf Nr. 8) erzielten GB£ 21 und 20 (die Lose 348+349), das waren (bei einem Katalogwert von 800 GM (Senf 1913, für ungebraucht)) immerhin 428 GM bzw. 408 GM. Die blaue Marke war diejenige in der Mitte (3. Reihe).

Schöne Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.06.2018 00:05:18 Gelesen: 498633# 401 @  
@ Heinz 7 [#396]

Kaum war die erste Reid-Auktion vorüber, folgte schon die zweite. Wiederum zierte eine Fototafel den Auktionskatalog. Davon zeige ich anbei die ersten vier Reihen mit ein paar Raritäten aus Grossbritannien und den British Colonies.



Die Marke im Zentrum erreichte ein hohes Verkaufsresultat: volle GB£ 60! Das waren umgerechnet 1224 Goldmark!

Grossbritannien, Dienstmarke "I.R. OFFICIAL" zweizeilig, 1885, Senf Nr. 47: KW: * 2000 / gest. 1600 GM.

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass Haas diese Marken nicht in seine Liste aufnahm. (Beiträge [#205] [#211] und [#213]). Das ist eigentlich schade, denn so fehlt diese anerkannt sehr wertvolle Marke.

Wir können dies bei unseren Betrachtungen 100 Jahre später korrigieren und diese Marke in unsere Liste der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken aufnehmen. Bei der Studie Schubert schaffte sie es immerhin auf Platz 24 (ungebraucht)! Sie ist aber gemäss Katalog auch gestempelt sehr selten und verdient darum unsere Beachtung.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.06.2018 19:55:54 Gelesen: 498219# 402 @  
@ Heinz 7 [#396]

Ventom, Bill & Cooper (London) konnte am 18./19.3.1909 bereits die dritte Portion der Robert Reid - Sammlung zur Versteigerung bringen. 453+440+410 Lose nur ungebrauchte Lose (Einzelmarken und Lots) wurden angeboten. Einige Marken sind wiederum auf einer Fototafel wiedergegeben. Diese Fototafel ist 109 Jahre alt!

Die dritte Portion war gewidmet: British North America, British West Indies and the remainder of the British Colonies in Africa, also Liberia.



Newfoundland Senf Nr. 9 zeigte schon 1912/1913 zwei Varianten:

9a - rotorange
9b - ziegelrot

im Katalog Michel 2010 finden wir:

9a - zinnober (1857)
9b - orange (1860).

Gestempelt schaffte es diese Marken 1912 nicht in den Kreis der "berühmtesten und wertvollsten Briefmarken" (Limite: Goldmark 650, siehe @ Heinz 7 [#381]; Katalogwert 1913: Senf 9a: GM 400, Senf 9b: GM 500), aber ungebraucht sind diese Marken sehr wertvoll: GM 1000 für 9b (Senf nicht bewertet: 9a; gemäss Handbuch Kohl (1915) aber ca. 10 % teurer).

Genau diese zwei Marken schafften bei Reid nun hohe Verkaufserlöse:

Los 170: 1857 - scarlet-vermilion = GB£ 54 (siehe 2.Reihe / 3. Marke)
Los 173: 1860 - orange-vermilion = GB£ 50 (siehe 2.Reihe / 5. Marke)

Wir errechnen also Verkaufserlöse von Goldmark 1102 bzw. GM 1020. Das sind sehr hohe Werte.

Ein weiteres Los konnte mit diesen Erlösen mithalten:

Canada, 1851, Senf Nr. 6: 12 Pence schwarz. Siehe Beitrag 108.

Diese Marke gilt grundsätzlich als noch wertvoller als die Marken von Neufundland: bei Haas ist sie stolze Nummer zehn!

Sie erzielte bei der Reid-Auktion ebenfalls den Erlös von GB£ 50. Los 143.

Diese Marke scheint sehr schön zu sein und es sind keine Fehler beschrieben. Der Käufer hat diese Weltrarität 1909 also (meines Erachtens) nicht zu teuer bezahlt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 30.06.2018 23:02:18 Gelesen: 495882# 403 @  
@ Heinz 7 [#396]

Ich habe bereits mehrfach gesagt, welches Ziel ich mit meiner Artikel-Serie verfolge, und manchmal denke ich, ich sollte bei meinen Studien einmal zügig fortfahren... Ich befinde mich bei meinen Studien ja immer noch am Ausgangspunkt, bei der Grundliste der wertvollsten Briefmarken 1912. Das "Skelett" meiner Arbeit sind die zwei Studien Haas (1905) und Schubert (1912). Ich möchte aber die bestehenden Listen nicht einfach abschreiben, sondern ich verifiziere und kommentiere die Liste Haas auch. Haas hat leider einige Marken nicht berücksichtigt; die versuche ich nicht zu übersehen! Ich versuche, Haas 1905 zu ergänzen!

Ich habe vor ein paar Tagen über eine Auktion von 1909 berichtet, weil die Erkenntnisse aus dem Studium des Kataloges uns hilft, die Situation besser zu kennen, welche vor hundert Jahren galt. Das klärt zwar Fragen, aber es kann auch neue Fragen hervorbringen, wie ich anbei zeigen möchte.

Es gibt sehr wenige Möglichkeiten, eine wichtige Auktion von 1909 zu analysieren. Oben habe ich 7 Resultate zeigen können von Losen, die hohe Resultate erzielten.

Nun will ich aber nicht nur die Resultate vermelden, die gerade "passen", sondern auch Resultate vorstellen, die uns Kopfzerbrechen machen.

In der vierten Reid-Auktion wurde nämlich ein unerwartetes Spitzenresultat erzielt!

Zuerst ein Wort zu Robert Reid. Ich kenne diesen Sammler nicht, doch in Wikipedia habe ich einen Artikel gefunden, der passen könnte [1].



Vielleicht ist dies der Sammler, dessen Sammlung 1909 bei Ventom, Bull & Cooper 1909 in fünf Sessionen versteigert wurde? Gut möglich… 1909 war Robert Treshie Reid 63 Jahre alt; vielleicht hat er sich damals von seiner Sammlung getrennt? –

Also: ohne Gewähr, aber vielleicht war dieser edle Sir der Sammler mit den vielen schönen ungebrauchten Raritäten!

Heinz

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Reid,_1._Earl_of_Loreburn
 
Heinz 7 Am: 30.06.2018 23:53:18 Gelesen: 495871# 404 @  
@ Heinz 7 [#403]

Los 33 der 4. Auktion Reid erzielte das äusserst hohe Resultat von GB£ 80!



GB£ 80 waren Goldmark 1632, und das war 1909 richtig viel Geld!

Wir wissen, dass 650 Goldmark nötig waren, um unter die wertvollsten Marken 1912 vordringen zu können (gestempelt oder ungestempelt). Wir wissen aber auch, dass diese Wertgrenze von einigen Marken MEHR übertroffen wurde, wenn die seltenere Variante zur Auswahl stand. Schubert hat gezeigt, dass dann der Preis auf 1'100 Mark gesetzt werden kann, und wir haben trotzdem noch eine Auswahl von 57 Marken!

Bei Reid (4. Auktion) wurde nun auch die Grenze von 1100 Goldmark klar übertroffen! Nun interessiert uns natürlich, welche Marke dieses hohe Resultat erzielen konnte.



Der vierte Auktionskatalog hatte sogar zwei Fototafeln, und darauf ist auch Los 33 abgebildet. Die 2. Marke der 2. Zeile ist Los 33!

New South Wales, 1853, 8 Pence gelb, Senf Nr. 9 (auch Michel Nr. 9). Anbei zeige ich auch ein Foto in Farbe einer ähnlichen Marke:



Los 3075 der Corinphila-Auktion 31.5.2018 war ebenfalls eine 8 d. orange-yellow. Sie trägt die unglaubliche Nummer 80 nach Katalog Stanley Gibbons (NSW wird bei SG äusserst detailliert katalogisiert)!

Wir kennen diese schöne Marke bisher nicht in unserem Thema, und wenn wir den Katalog Senf konsultieren, wissen wir auch, warum: Senf Nr. 9 wurde nur mit GM 600 katalogisiert (*), gestempelt nur mit GM 100. Damit schaffte es diese Marken nicht auf vordere Plätze, weder bei Haas, noch bei Schubert.

Warum aber erzielte diese Marke einen sooo hohen Preis 1909?

Ich kann es nicht sagen. War es eine unverständliche Bieterschlacht zweier ehrgeiziger Sammler? Dieses hohe Resultat kommt für mich völlig überraschend. Im Katalog Yvert & Tellier (1916) war sie ungebraucht unbewertet. Im Katalog Stanley-Gibbons 1906-07 ist sie auch unbewertet. Kohl bewertete die ungebrauchte Marke 1915 auch mit GM 600.

Heute ist die Marke nicht besonders hoch bewertet. Michel 2010 notierte nur Euro 5'500 (für ungebraucht), gemäss Auktionskatalog Corinphila wertet Stanley Gibbons (2018?) die Marke * mit GB£ 13'000. An der Auktion in Zürich erzielte das Los CHF 14'000 + 21 %.

Ich versuche weitere Hinweise zu finden, ob die Marke 1912 in den Katalogen unterbewertet war. Vielleicht findet sich auch ein aufschlussreicher Kommentar in einer Zeitschrift des Jahres 1909, als dieses hohe Ergebnis sicher grosses Aufsehen erregte.

Ohne weitere Information können wir annehmen, dass das Resultat 1909 ein "einmaliger Ausreisser gegen oben" war. Er fand offenbar keine Berücksichtigung in den Katalogisierungen der Jahre nach 1909.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 01.07.2018 08:08:44 Gelesen: 495805# 405 @  
@ Heinz 7 [#404]

Hallo Heinz,

damals waren privilegierte Sammler, und nur um einen solchen kann es sich bei Reid handeln, mit ihrem Wissen den Katalogherstellern weit voraus. Irgendwann bekamen diese dann mit, was Sache war und holten die Informationen mit der nächsten Auflage ihrer Kataloge nach, d. h. vermeldeten neue, stark abweichende Katalogpreise.

Heute gilt für die meisten Sammler, dass ein Kataloghersteller die Preise macht und die Sammler darauf ihre Lehren zu ziehen versuchen. Damals stellten die Spitzensammler Fakten fest, die dann später in die Kataloge - mehr oder weniger stark gefiltert - Einzug hielten.

Es mag durchaus sein, dass 1909 von dieser Marke nur ganz wenige Stücke verfügbar waren, aber in den Jahren danach noch das ein oder andere Stück, vlt. sogar ein größeres Blockstück auftauchte, welches dann zerschnitten wurde und die größeren Sammler dieses Gebietes befriedigte. Dass dies am Preis und Katalogpreis nicht spurlos vorüber gehen konnte, liegt auf der Hand.

Auch gibt es Fälle, da müssen wir gar nicht so weit wie nach NSW (New South Wales) gehen, wo Randstücke äußerst selten sind, weil man diese auf der Post regelmäßig abgeschnitten hatte und daher ein Sammler von Randstückmarken oder gar Bogeneckenmarken viele Hundert Prozent über dem bezahlte, was sonst gangbar gewesen wäre.

Oder eine Sammlung mit etlichen Stücken einer seltenen Marke galt als untergegangen (Überflutung, Unwetter, Brand, Absturz usw.) und tauchte dann doch wieder auf.

Ich finde deine Arbeit sehr bewunderswert, aber ich bezweifle, dass man alle (Hinter-)Gründe für sprunghaft gestiegene, oder gefallene Preise einzelner Marken über 100 Jahre später wird aufdecken könnten. Du machst es schon richtig: Vorstellen, was man an Marken und Preisen, gfl. an Tatsachen in der Peripherie eruieren kann und daraus eine hoch interessante Geschichte zu erzählen. Daher bin ich sehr gespannt, was da noch alles kommt, wissend, oder zumindest ahnend, dass es noch viel Interessantes werden wird.

Dein treuer Leser,
Ralph
 
Martin de Matin Am: 01.07.2018 08:24:42 Gelesen: 495802# 406 @  
@ Heinz 7 [#404]

Hallo Heinz,

zur 8 Pence gelb hätte ich noch ein paar Anmerkungen.

In meinem Gibbons Preis-Katalog von 1920 wird diese Marke selbst gestempelt mit 9 Pfund in der billigsten Farbe bewertet, somit auch einer der teuersten Marken von Neu Süd Wales; ungebraucht aber in jeder Farbe ohne Preisangabe.

In der Manwood-Collection, die 1995 bei Siegel versteigert wurde war nur eine ungebrauchte 8 Pence enthalten, aber von den teuren ungebrauchten Michelnummer 1 bis 3 gesamt mehr als 35 Exemplare. Das von dir vorgestellte Exemplar bei Corinphila war das Stück aus der Manwood-Collection Los 4440, und wurde damals mit 2.600 Dollar zugeschlagen.

Nun zum Klassiker Ferrary bei dem eine grössere Anzahl vorhanden war.

- 3. Auktion 6Stück (dabei 1 Paar) Los 141 Zuschlag 2500 Fr.
- 4. Auktion 1Stück Los 397 Zuschlag 2100 Fr.
- 4. Auktion 2Stück Los 398 Zuschlag 1900 Fr.
-10. Auktion 1Stück Los 311 Zuschlag 8100 Fr.
-10. Auktion 6Stück (6er Block) Los 312 Zuschlag 47500 Fr.
 

Zu beachten ist, das bei den Losen 141 und 398 die Beschreibung einzelner Marken als "offenbar ungebraucht" lautet. Es ist auch noch auffällig alle Marken bis auf eine aus Los 398 und dem 6er Block die Farbe orange hatten. Die Blockeinheit und die Einzelmarke waren als gelborange beschrieben. Die damals bei Gibbons genannte Farbe mattgelb war nicht vorhanden.

Nach meinen subjektiven Beobachtungen wird die ungebrauchte 8Pence extrem selten angeboten. Es würde mich auch noch intersessieren ob es den 6er Block heute noch gibt.

Martin
 


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