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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 937 Beiträge:
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Martin de Matin Am: 01.11.2021 14:28:15 Gelesen: 237276# 788 @  
Nachdem ich die ganzen vorherigen Beiträge durchgegangen bin, müsste bisher über ein besonderes Stück von Australien noch nicht gezeigt worden sein.

Am 1.1.1850 verausgabte der Australische Staat Neusüdwales seine ersten Marken. Die Marken hatten die Wertstufen 1 Penny, 2 Pence und 3 Pence. Von den einzelnen Wertstufen gibt es teilweise mehrere Platten. Die meisten (5 Stück) sind von der 2p. Die Platte zwei der 2p bestand aus 24 Marken mit 2 Reihen zu 12 Stück. Einige Sammler kennen ja die Zwischenstege der ersten Marken von Bayern oder die Kehrdrucke der ersten Frankreichmarken, aber die wenigsten kennen das einzig vollständig erhaltene Kehrdruckzwischenstegpaar der Erstausgabe von Neusüdwales. Bei dem Zwischenstegkehrdruckpaar sind die Felder 1 und 12 von zwei Bogen zu sehen.



Der oben gezeigte Brief wurde 1903 vom Briefmarkenhändler Fred Hagen entdeckt. Der Brief soll in der Clarke und Meinertzhagensammlung befunden haben, ehe er über den Händler Thomas Allen im Jahr 1940 an Alfred F. Lichtenstein verkauft wurde. Am 14.5 1990 wurde der Brief dann bei Harmers of New York als Los 60 versteigert. Der Zuschlag erfolgte bei 45.000 Pfund (rund 75.000 Dollar).

Am 8.11.1995 wurde der Brief bei Robert Siegel Auktionen in New York als ein Stück der hervorragenden Neusüdwalessammlung von V.P. Manwood versteigert. Das Los brachte 150.000 Dollar. In fünf Jahren also eine beträchtliche Steigerung. In der Sammlung befanden sich einige extrem seltene Stücke, wobei ich von einem etwas traurigen Stück (ex Ferrary) später berichten werde.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 02.11.2021 22:59:20 Gelesen: 236952# 789 @  
@ Martin de Matin [#788]

"It is undoubtedly the rarest variety of any of the Australian States".

Mit diesen Worten würdigte kein Geringerer als Leon N. Williams den Brief mit dem kopfstehenden Kehrdruckpaar in seinem monumentalen Werk: "Encyclopaedia of rare and famous stamps" (Band I, 1993, Seite 234+235).

Die Australischen Staaten sind nicht arm an schönen, seltenen Briefmarken und Briefen, daher sollte uns dieser Preis nicht überraschen. Der Brief tauchte 1990 zum ersten Mal nach rund 50 Jahren öffentlich auf (an der Auktion Louise Boyd Dale, Harmers of New York), nachdem ihr Vater Alfred Lichtenstein den Brief wohl um 1940 vom Händler Tom Allen kaufte (alle diese Angaben gemäss Hinweisen von Williams). Die Auktion wurde nicht in New York, sondern bei der Schwester-Gesellschaft Harmers of London, in London verkauft; darum auch ein Ergebnis in GB£.

Die Marke "Sydney views, Two Pence blue", ist nicht sooo selten, aber als kopfstehendes Kehrdruckpaar ist es meines Wissens ein Unikat. Der Brief wurde in Sydney aufgegeben am 30 July 1850 und verschickt nach Melbourne (Ankunftsstempel auf der Rückseite).

Sammler hatten immer schon eine Schwäche für Kehrdruck-Paare (Tête-bêche pairs), das zeigen auch mehrere Beispiele aus anderen Staaten. Nicht zuletzt das 27-Parale-Tête-bêche-Kehrdruckpaar von Rumänien (Fürstentum Moldau) zählt ebenfalls zu den ganz begehrten philatelistischen Raritäten der Welt. Siehe [#242].

Wir haben dieses Markenpaar schon etwas besprochen, darum hier statt einer Wiederholung nur der Hinweis auf die Beiträge [#242] bis [#245].

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.11.2021 21:29:48 Gelesen: 236680# 790 @  
@ Martin de Matin [#788]

Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, den Siegel-Katalog 8.11.1995 zu studieren. Aber es wundert mich, dass unser Brief dann verkauft wurde "ex Manwood" (wie Du schreibst).

Hintergrund: Wenige Monate zuvor wurde dieser Wunderbrief an einer Ausstellung in London gezeigt:

"Rare Stamps of the World" eine Ausstellung im Claridge's Hotel, London, fand statt am 6.-8. Juli 1995. Auf Seite 16/17 stelle Dale Forster diesen Brief aus.



Nichts deutet darauf hin, dass dieser Brief damals Herrn Manwood gehörte. Wenn er aber in der Sammlung Dale Forster, USA, war, wieso wurde er dann bereits ein halbes Jahr später von einem anderen Sammler verkauft?

Ich versuche, den Siegel-Katalog zu konsultieren, vielleicht steht da etwas.

Dass ich dem TB-Paar von New South Wales in Beitrag 789 das TB-Paar vom Fürstentum Moldau (27 Parale) gegenüberstellte, hat noch einen besonderen Grund: Beide diese Einheiten entstanden, weil der Papierbogen bei der Produktion gedreht werden musste! Beim Rumänien-Kehrdruck wurden zwei Reihen aufrechte Marken gedruckt, dann drehte man das Blatt und weitere zwei Reihen zu 8 Marken wurden gedruckt - kopfstehend zu den ersten 16 Marken.

AAAAAAAA
AAAAAAAA
KKKKKKKK
KKKKKKKK

Ein senkrechtes Paar aus der 2. und 3. Reihe hängt also kopfstehend zueinander zusammen.

Bei New South Wales, 2 Pence, war es offenbar ähnlich:

"a print and turn method was used for the the unusually shaped 2d. plate, resulting in two panes, each of twenty-four stamps, inverted in relation to the adjoining pane."

Ebenfalls gemäss Ausstellungs-Handbuch 1995 wurde der Brief 1990 übrigens zum ersten Mal an einer öffentlichen Auktion verkauft. 140 Jahre nach der Ausgabe dieser Briefmarke!

Heinz
 
Martin de Matin Am: 03.11.2021 22:07:41 Gelesen: 236667# 791 @  
@ Heinz 7 [#790]

Hier zeige ich die Titelseite 770. Siegel-Auktion und das darin enthaltene Vorwort.



Für mich sieht es so aus, das der Brief V.P. Manwwod gehörte.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 03.11.2021 22:33:27 Gelesen: 236654# 792 @  
@ Martin de Matin [#791]

Okay. Danke. Ich habe die Lösung.

Der "Name" V.P. Manwood war offenbar ein Pseudonym.

Siehe: "Meilensteine der Philatelistischen Literatur des 19. Jahrhunderts" von Wolfgang Maassen, "Supplement"-Band 2014 (ISBN 978-3-932198-23-6).

Auf Seite 173 wurde eine sehr nützliche Liste veröffentlicht "Anhang 2: Pseudonyme, von Brian Birch".

Auf Seite 187 finden wir (sechsletzte Zeile): "V.P. Manwood = Dale Forster". Also haben wir beide recht!



Schön, dass Du diesen Katalog Siegel hast!

Liebe Grüsse

Heinz
 
Martin de Matin Am: 07.11.2021 10:15:57 Gelesen: 235775# 793 @  
@ Martin de Matin [#788]

Jetzt komme ich zu einem ehemals sehr bedeutenden Stück von Neusüdwales. Ab Ende 1851 wurde ein neues Motiv (Lönigin Viktoria) anstelle der bisherigen Stadtansichten von Sidney gewählt. Bis April 1853 wurden alle drei Wertstufen ersetzt und mit den Wertstufen 6p und 8p ergänzt. Die 3p wurde 1852 ausgegeben. der Katalogwert einer 3p ungebraucht war nach Michelkatalog 2002/3 bei 1900 Euro. Bei der dritten Ferraryauktion wurde mit Los 132 ein Bogenteil mit 38 Marken versteigert. Der Zuschlag waren 40.000 Fr.; als Vergleich der die 1cent von Britisch Guyana wurde bei der gleichen Auktion für 300.000 Fr. zugeschlagen.



Nach Angaben aus dem Katalog der V. P. Manwood_Sammlung (Dale Forster) ging die Einheit in den Sammlungen von Hind, Caspary und Lilly. Nun komme ich zu dem traurigen Teil welches die Einheit betrifft. Die Einheit wurde nach der Lillyauktion zerteilt (Datum?); das gleiche Schicksal wie es wohl auch dem Bogen der 1Dollar Kolumbusmarke der USA aus der Lillysammlung ereilte.

In der V. P. Manwood_Sammlung (Dale Forster) war der linke Teil des Ferrarybogenteils als 15er-Block vertreten. Der Schätzpreis war 75.000 bis 100.000 Dollar, aber es erfolgte kein Zuschlag.



Das zerteilen der Einheit ist schon traurig genug, aber wenn man sich den rechten Rand der Einheit ansieht, dann fehlen einem die Worte. Bestenfalls kann man sagen, wie zerstört man fünf Marken.

Vielleicht hat jemand noch eine Farbabbildung des ursprünglichen Bogenteils, und es würde mich interessieren wie die anderen abgetrennten Teile des Bogenteils jetzt aussehen.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 12.11.2021 00:40:23 Gelesen: 234782# 794 @  
@ Martin de Matin [#788]

Sage nie einem Neuseeländer, er sei Australier! Oder umgekehrt! Neuseeland und Australien sind zwar beide "down under", aber ansonsten "total verschieden", hat man mir beteuert, Und zwar von beiden Seiten.

Nun, uns brauchen solche "Feinheiten" nicht übermässig zu interessieren, aber ich muss von Australien (New South Wales) einen Sprung machen zu Neuseeland, wenn ich das zweitteuerste Los der Auktion 14.5.1990¨: Harmers of New York, Auction in London: "The Louise Boyd Dale and Alfred F. Lichtenstein Collections: Australasia" vorstellen möchte.

Platz 1 gehört - Du hast es bereits erwähnt - mit Abstand New South Wales, das wunderbare, einzigartige Sydney View Tête-bêche-Paar 2 Pence blau auf Brief, das immerhin GB£ 45'000 einspielte. 1990 war dies noch ein stattlicher Betrag.

Weit abgeschlagen auf Platz 2 der teuersten Lose dieser Auktion kommt
Los 305: Neuseeland, 1855, One Penny ungebraucht (Michel Nr. 1): GB£ 18'000 (+10 % Zuschlag)

nicht ganz so hoch schaffte es Los 307

Los 307: Neuseeland, 1855, 1 Shilling ungebraucht (Michel Nr. 3): GB£ 14'000



Diese zwei Marken "Chalon Heads" sind ungebraucht sehr selten. Leider waren sie im Senf 1912/1913 nicht bewertet (nur gestempelt), aber im Kohl-Handbuch 1915 finden wir Preisangaben: stolze 800 bzw. 1800 wurden notiert, was sie in der Spitzengruppe der teuersten Marken vor hundert Jahren weit vorne einreihte.

Im Auktionskatalog 1990 waren beide Marken bewertet (Katalog) mit je GB£ 25'000. Die Zuschlagpreise lagen also deutlich darunter.

In der Wertentwicklung der Jahre 1910-1990 konnten also die Spitzen von Neuseeland nicht mithalten mit den Preisentwicklungen, die wir bei anderen Superraritäten schon beobachten konnten.

Noch ein Wort zum Auktionskatalog. Zu Los 307 wurde im Auktionskatalog eine falsche Abbildung gezeigt! (eine gestempelte Marke der 2 Pence). Das richtige Foto zu Los 307 (ungestempelte 1 Shilling-Marke) war fälschlich als "309" bezeichnet.

Ich habe alle drei ungebrauchten Marken Mi. 1+2+3 im Bild gezeigt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.11.2021 01:23:44 Gelesen: 234770# 795 @  
@ Martin de Matin [#793]

Ich habe die Lilly-Sales gebunden, darum sind Scans von Fotos schwierig, aber Du hast uns den 38er-Block ja schon in voller Pracht gezeigt. Darum reicht ein Foto aus der Ferne. Ich zeige nun anbei Los 284 der Auktion Robert A. Siegel, 334. Auktion, 15./16.5.1968 (Josiah K. Lilly Collection, Part VIII).



1968 war also der Bogenteil noch gross (38 Marken); und er erzielte auch einen respektablen Preis (runde US$ 10'000 - 1968). Allerdings war der Preis der Ferrary-Auktion Fr. 40'000 (den Du ja schon genannt hast) kaufkraftbereinigt viel mehr wert als der Erlös 1968. Der 38er-Block erreichte meines Wissens Platz 28 in der Liste der teuersten Zuschläge bei Ferrary und liess viele andere Raritäten hinter sich. Damit gehört(e) diese Einheit zweifellos zu den teuersten Stücken von Australien aller Zeiten.

Er hat also am 5.4.1922 mehr gekostet als am 15.5.1968.

Heute - das wissen wir, existiert das Stück nicht mehr. Deinem Kommentar dazu stimme ich bei. Position 37 beinhaltete zudem eine Abart ("Waces variety"), die nun natürlich fehlt... Barbarei!

Der Text am Bogenrand heisst übrigens (gemäss Katalog Siegel): "Five of these Stamps given this day to Sir Daniel Cooper as requested - 7 Oct. 70".

Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.11.2021 14:30:49 Gelesen: 234535# 796 @  
@ Martin de Matin [#793]
@ Heinz 7 [#795]

Das Ergebnis von FRF 40'000 für Los 132 war sehrsehr hoch, es wurde am 5.4.1922 erzielt (der British Guiana-Weltrekord ein Tag später, am 6.4.1922). Achtung - im Auktionskatalog wurde irrtümlich das Datum 5.4.1921 genannt, aber es war ein Jahr später!

Zum damaligen Zeitpunkt waren das erstaunliche GB£ 976 (inkl. 17.5 % Aufgeld), was ich mit CHF 22'116 umgerechnet habe. Diesen Betrag rechne ich hoch auf CHF 287'860 per Ende 2019. Seither rechne ich - zu Zeiten von Tiefst- bis Negativzinsen - keine Geldentwertung mehr, d.h. also 31.12.2019 = 12.11.2021.

Es gibt nicht viele Briefmarken-Einheiten, die je einen solch hohen Preis realisiert haben. Ohne dies nun zu verifizieren gehe ich davon aus, dass bei Hind, Caspary und Lilly tiefere (kaufkraftbereinigte) Preise bezahlt wurden, sodass die Preismarke für New South Wales vielleicht nie überboten wurde.

New South Wales war vor hundert Jahren sehr populär. Die Sydney-Views haben die Plattierer angeregt, schon im XIX. Jahrhundert, und auch die Folgemarken waren sehr begehrt.

Es ist also keinesfalls so, dass die Briefmarkenpreise erst in den 70er-/80er-Jahren des XX. Jahrhunderts rasant stiegen; einige waren viel früher schon sehr hoch.



Übrigens noch eine Ergänzung. Los 131 stammt gemäss Vermutung des damaligen Auktionators von demselben Bogen. Damit würden wir bereits 40 Marken dieses Bogens kennen. Vielleicht existieren die 5 Marken ex Sir Daniel Cooper noch, vielleicht sogar als Einheit? Dann liessen sich vielleicht sogar 45 Marken des Bogens wieder zusammensetzen.

Es ist ein Schicksal, das viele grosse Einheiten gemeinsam hatten: irgend ein Besitzer wollte den Wert des Bestandes erhöhen, und hat zur Schere gegriffen oder die gezähnten Marken auseinandergerissen. Eine kurzsichtige, dumme Idee, die schon grosse Werte vernichtet hat.

Siehe dazu auch mein "Protest" zu einem Mauritius-Paar in [#311].

Heinz
 
Martin de Matin Am: 12.11.2021 21:38:48 Gelesen: 234399# 797 @  
@ Heinz 7 [#796]

In der V. P. Manwood_Sammlung (Dale Forster) war auch dieses Paar enthalten (Los 4413). Bei Siegel steht nichts mehr über eine eventuelle Zusammengehörigkeit zur grossen Einheit. Die Inschrift im Rand soll die Unterschrift von J. Carmichael, dem Graveur der Marke, sein.

Bei Ferrary brachte das Paar 1800 Fr. und bei Siegel wurde es mit 1300 Dollar zugeschlagen. 1995 wurde mehre Mängel an dem Paar aufgeführt (slight creases, pinhole und untere Marke split in paper at left). Ob die Mängel schon bei Ferrary waren kann ich nicht sagen; bei Siegel wird ein RPS-Attest von 1959 augeführt.

Hier noch die Abbildung von 1995 in Farbe.



Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 17.11.2021 22:22:01 Gelesen: 233383# 798 @  
@ Heinz 7 [#78]
@ Heinz 7 [#79]

Den Doppel-Zürich 4-Brief nach Erlenbach (erster Schinz-Brief) haben wir 2016 bereits besprochen. Nun kommt er am Samstag in Zürich zum Verkauf. Der Ausruf von CHF 200'000 zeigt an, dass es einer der wertvollsten Briefe der Schweiz-Philatelie ist.



Dies ist Los 3 der Erivan Haub-Auktion am Samstag, 20.11.1021. Das "Soll-Porto" von 6 Rappen für einen Kantonalbrief wurde freiwillig um 2 Rappen überzahlt; vermutlich hatte der Absender keine 6-Rappen-Marken zur Hand.

Sehr schön ist, dass mit Los 4 auch ein Brief von Zürich nach Erlenbach angeboten wird, der ordnungsgemäss mit 6 Rappen freigemacht wurde.



Beide Briefe sind optisch sehr schön, auch wegen der schönen klaren roten Abgangsstempel von Zürich. Um Los 4 werden sich vielleicht einige Sammler bemühen; bei Los 3 wird die Luft vermutlich sehr dünn, denn Sammler, die sich solche Stücke leisten können und wollen, gibt es nicht im Dutzend. Wir dürfen gespannt sein.

Freundliche Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.11.2021 18:51:31 Gelesen: 231370# 799 @  
Jacques hat uns im
Thema: Kopfstehende Marken oder Rahmen
Beitrag 180

die folgende Marke bereits vorgestellt.

Dass die Marke Sudan, 1948, 10 Millièmes mit kopfstehendem Mittelstück,
Stanley Gibbons Nr. 101a (? - Nr. konnte nicht verifiziert werden)
Michel Nr. 109 K

ein Unikat ist, lehren uns die Auktionskataloge
Spink Shreves 18.6.2009
David Feldman, 18. Rarities of the World, 4.12.2014



Angeblich wurde 2009 der Fehldruck verkauft für US$ 45'000 + Aufgeld
und angeboten 2014 für Euro 40'000, aber gemäss Homepage David Feldman offenbar unverkauft

Den ersten Auktionskatalog konnte ich nicht einsehen, aber ich verlasse mich da auf die Angaben von Jacques.

Obwohl die Abart ja sehr markant ist und die Marke ein Unikat sein soll, ist ihr Preis jetzt nicht schwindelerregend hoch, sondern - im Vergleich zu ähnlichen Stücken - eher "tief". Das Sammelgebiet Sudan geniesst aber weniger Aufmerksamkeit, als andere, sonst wäre das Unikat zu diesem Preis wohl kaum liegengeblieben. Oder die Marke kommt für viele Sammler "zu spät" (viele Sammler sammeln "nur 19. Jahrhundert" oder "nur bis zum 2. Weltkrieg").

Heinz
 
Martin de Matin Am: 29.11.2021 22:16:13 Gelesen: 231062# 800 @  
Wenn ich es richtig gesehen habe wurde bisher über eine Seltenheit von Hong Kong noch nichts geschrieben. Als ich bei einer Auktion unter den Rücklosen des Literaturbereichs das Titelbild sah, musste ich sofort die Beschreibung des Loses ansehen. Die Sammlung, die am 4/5.Dezember 1980 bei Sotheby versteigert wurde, war die Hong Kong-Sammlung von Ryohei Ishikawa. Der Name Ryohei Ishikawa ist ein Begriff für USA-Sammler, denn dessen hervorragende USA-Sammlung wurde 1993 bei Christies versteigert. Nun aber zur Hong Kong-Sammlung, die auf 646 Losen verteilt wurde. Im Katalog sind auf über 250 Seiten, mit durchgängig farbigen Abbildungen, viele seltene Einheiten, Briefe und Einzelstücke enthalten; ebenso sind zahlreiche Briefe der "Treaty Ports" von Amoy bis Yokohama vertreten.

Die Rarität von Hong Kong ist nur ungebraucht eine grosse Rarität und war auch bei Ferrary insgesamt mit fünf Stücken vertreten. Allerdings nicht als Einzellos sondern nur mit anderen Marken zusammen.

V. Auktion Los 234 ein Exemplar mit 46 weiteren Marken für 1300 Fr. versteigert
V. Auktion Los 235 zwei Exemplare mit 38 weiteren Marken für 1150 Fr. versteigert
VI.Auktion Los 288 ein Exemplar mit 22 weiteren Marken für 1050 Fr. versteigert
VI.Auktion Los 289 ein Exemplar mit 3 weiteren Marken für 1300 Fr. versteigert

Eine kleine Übersicht über die Katalogpreise vergangener Jahre:
Der Gibbonskatalog von 1920 bewertete die Marke mit 20 Pfund
Im Scottkatalog von 1963 war ein Preis von 240 Dollar angegeben
Der Gibbonskatalog von 2003 bewertete die Marke mit 30.000 Pfund
Und zum Schluss im Michelkatalog von 2003 war die Marke mit 40.000 Euro angesetzt

Bei der gesuchten Marke handelt es sich um die MiNr. 16. Die 96 Cent-Marke von 1865 in gelbbraun in ungebrauchter Erhaltung war und ist vermutlich immer noch das teuerste, was Hong Kong unter seinen Hauptnummern hat.

Diese Marke ist bestimmt nicht häufig, besonders in guter Erhaltung, auf Auktionen zu finden.
Mit Losnr. 95 mit Schätzpreis 60.000 bis 80.000 Pfund wurde sogar ein Randviererblock dieser Marke angeboten (gibt es noch andere ungebrauchte Einheiten dieser Marke?). Das Stück wurde für 62.000 Pfund verkauft.



Übrigens der Auktionskatalog passte gut in meine Literatursammlung, da er ein klassisches Gebiet umfangreich mit seinen Marken und Briefen dargestellt wird und man durch die farbigen Abbildungen gute Vergleiche hat.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 30.11.2021 21:46:30 Gelesen: 230723# 801 @  
@ Martin de Matin [#800]

Diese Marke hatte im Senf 1912 einen Katalogwert von 300 Mark für ungebraucht, 40 Mark für gestempelt. In der Studie Schubert schaffte es die Marken hiermit noch nicht in die Spitzengruppe, aber positionierte sich im "teureren Mittelfeld". Zur Erinnerung: 101 Marken kosteten damals mindestens 750 Mark, vgl. [#2].

Heute ist die Marke aber teuer katalogisiert. In meinem Michel 2010 finde ich eine *-Notierung von Euro 80'000. Vielleicht schafft es die Briefmarke heute sogar unter die teuersten 100 der Welt?

Der Preis gilt natürlich für eine Einzelmarke. Der Viererblock ist meines Wissens ein Unikat - der Katalogwert müsste dann ja 2010 bei über Euro 320'000 liegen. 2005 wurde offenbar eine Einzelmarke für umgerechnet über GB£ 63'000 verkauft.

Der Auktions-Katalog Ishikawa Hong Kong war ein früher Luxus-Katalog, der damals recht teuer war (GB£ 20). Ich habe ihn seit 1991 in meiner Bibliothek.



Ishikawa hatte grossartige Sammlungen von USA, Hawaii, Hongkong und Ausländische Post in Japan. Seine USA Sammlung soll ca. US$ 9.5 Millionen gebracht haben, als sie 1993 verkauft wurde.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.12.2021 17:57:37 Gelesen: 230047# 802 @  
@ Heinz 7 [#745]

Wenn ich meine Übersicht vom Juni 2021 konsultiere, stelle ich verblüfft fest, dass wir offenbar noch keine Marke aus Griechenland hier besprochen haben. Dabei hat auch Griechenland eine Top-Marke, die einen sehr hohen Wert hat.

Wir haben an anderem Orte schon besprochen, dass es nicht einfach ist, die "Hermesköpfe" von Griechenland zu bestimmen. Im Michel ist Bild a) für viele Marken der Jahre 1861-1886 "zuständig"; wir finden konkret die Nummern Michel 1-61 für die 7 Wertstufen (1 Lepton - 80 Lepta). Die Ausgabe 1870-72 hat u.a. auch einen 40 Lepta-Wert (Michel Nr. 37), der in zwei Farbnuancen aufgeführt wird:

37a) rosalachsfarben auf grünlich
37b) gelblichlachsfarben auf grünlich

daneben gibt es noch eine
37 F = 40 L. rotlila auf mattgrünlich

Michel verwendet solche grossen F-Nummern in der Regel für Farbfehldrucke. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die 37 F auch als "Farbfehldruck" gilt.

Auf jeden Fall ist sie sehr selten! In der Enzyklopädie von Leon Williams listete er (1997) nur 13 Stück auf. Im handbuchartigen Auktionskatalog von David Feldman zu einer legendären Griechenland-Sammlung (20.2.2002) werden dieselben 13 Stück aufgelistet und 12 davon im Bild gezeigt:

1 Brief
1 Fragment
10 Marken gestempelt
1 Marke gestempelt, ohne Foto.



Anbei zeige ich die Nummer I gemäss Klassierung Williams. Dieses Stück wurde 2002 angeboten (Los 10461, Auktion 4.12.2002), als der zweite Teil eben dieser Griechenland-Sammlung angeboten wurde. Heute kennen wir auch den Namen des Sammlers, dessen Super-Sammlung 2002-2006 verkauft wurde: Zachariadis.

Heinz
 
10Parale Am: 02.12.2021 19:05:57 Gelesen: 230010# 803 @  
@ Heinz 7 [#802]

ich freue mich das Du Griechenland eröffnest. Im November 2021, - anlässlich der 685. Auktion von A.Karamitsos -, wurde mit Los 56 ein Hermeskopf angeboten, der unter dem Namen "KARPENSION ERROR" in die Geschichte eingehen wird. Es handelt sich um die Hellas 8III, also die Michel Nr. 8, 20 L dunkelblau auf graubläulich, im Normalfall ohne rückseitige Kontrollziffer.

Bei der Marke in tiefem ultramarin handelt es sich um einen behelfsmäßigen Druck mit einer 9 mm großen experimentellen Kontrollziffer (ich denke 20!) auf der Rückseite. Die Marke ist in "Karpenisi" in Mittelgriechenland mit der Nummer 44 abgestempelt worden. Von dieser Marke soll es nur 3 Stück geben, die seit dem 2. Weltkrieg verschwunden waren.

Ausruf: 90.000 €uro

Ich weiß nicht, ob die Marke zugeschlagen wurde und wenn ja, wer sie gekauft hat, freue mich aber über weitere Beiträge über Wertvolles aus Hellas.

Liebe Grüße

10Parale


 
Martin de Matin Am: 02.12.2021 20:41:44 Gelesen: 229974# 804 @  
@ 10Parale [#803]

Die Marke wurde gemäß Philasearch für 95.000 Euro zugeschlagen.

Es ist nur ein Stück nach der Beschreibung verloren gegangen. Only three stamps are known, one believed to be lost during WWII.

ich stelle mir nur die Frage wie es zu einem spiegelverkehrten Druck der Kontrollziffer kommen kann?

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 02.12.2021 20:52:16 Gelesen: 229966# 805 @  
@ Heinz 7 [#802]

Jetzt bin ich echt gefrustet.

Ich habe einen schönen Beitrag zum wertvollsten Brief von Griechenland geschrieben.



Nun ist alles im digitalen Nirwana verschwunden ... weg ... verdampft ...

Ich wiederhole meinen Versuch, aber nicht mehr heute. Bitte geduldet Euch bis morgen.

Gute Nacht!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.12.2021 08:53:10 Gelesen: 229788# 806 @  
@ Heinz 7 [#802]

Der 40 Lepta-Wert der Ausgabe 1870-72 rotlila gilt gemäss Buch von Donna O'Keefe (Philatelic Gems 1, second edition 1987) als Farbfehldruck. Die Kontrolldrucke auf der Rückseite der Marke (die Zahl "40") wurden in der Farbe rotlila gedruckt, und gemäss dieser Quelle:

"However, for some unexplained reason, the front side of one sheet of the 40lep was printed in the lilac-rose ink, which was intended for the numeral. This resulted in the famous "Solferino" error of color, which was described by early philatelists as "dark red" rather than lilac-rose."

O'Keefe nannte nur neun bekannte Exemplare (Seite 79), wobei ein Brief nicht genannt wurde.

Der Name "Solferino" hat übrigens einen blutigen Hintergrund. Ich zitiere aus Wikipedia:

"Solferino ist ein kleiner Ort zehn Kilometer südlich des Gardasees in der italienischen Provinz Mantua (Lombardei) mit 2686 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019). Die Stadt ist bekannt geworden durch die Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859 und gilt aufgrund der Auswirkungen dieser Schlacht als Geburtsort der Idee zur Gründung der Hilfsorganisation Rotes Kreuz.

Die Schlacht von Solferino
→ Hauptartikel: Schlacht von Solferino
Am 24. Juni 1859 kam es im Rahmen des Risorgimento, der italienischen Befreiungs- und Unabhängigkeitsbestrebungen, bei Solferino zu einer Schlacht zwischen den Truppen des Königreichs Sardinien-Piemont und Frankreichs unter der Führung des französischen Kaisers Napoleon III. auf der einen Seite und der Armee Österreichs auf der anderen Seite. Diese Schlacht führte zur Niederlage Österreichs im Sardinischen Krieg. In der Folge musste Österreich die Lombardei über Frankreich an das Königreich Sardinien-Piemont abtreten."

Im Auktionskatalog von David Feldman wird drastisch beschrieben:

"The battlefield (of Solferino) was strewn with dead. The sight was just so bloody the the place name itself gave title to a shade of lilac-rose - the colour of the blood on the dead soldiers' uniforms."

Heute kennen wir offenbar 13 dieser Marken, wovon ein Brief am 20.2.2002 zum allerersten Mal auf dem Markt angeboten wurde:



Dieser Brief ist bei Leon N. Williams beschrieben als Exemplar XII (zwölf).

Los 10257 der ersten Auktion der Sammlung G. Zachariadis (damals anonym "The Collection", Auktionsserie bei David Feldman in sieben Teilen 2002-2006) hatte einen Schätzpreis von CHF 600'000. Einen Zuschlagpreis kenne ich nicht; es gibt zur Zeit auch keine List of Prices realised für diese Auktion auf der Homepage von David Feldman.

An derselben Auktion wurde auch eine Einzelmarke angeboten zum Schätzpreis von CHF 60'000 (Exemplar III (drei) gemäss Williams). Diese Marke 3 befindet sich heute in der Sammlung von Xenofon Yataganas.



An der Briefmarkenausstellung "NOTOS 21" in Griechenland vor wenigen Wochen (November 2021) wurde im Ehrenhof eine Sonderausstellung gezeigt, als 11 der 13 (!) "Solferinos" gezeigt wurden!

Die Marke ist bewertet bei Michel mit Euro 100'000 (Michel Nr. 37 F, lose Einzelmarke, Katalog 2010).

Heinz
 
Parachana Am: 03.12.2021 18:20:41 Gelesen: 229613# 807 @  
@ Heinz 7 [#806]

Hallo, bin gerade auf diesen Bericht aufmerksam gemacht worden. Da ich Griechenland als mein Suchgebiet eingegeben habe.

Der Bericht ist sehr gut, daher habe ich in meinem letzten Karamitsos von 2018 mal nachgeschaut. Hier steht etwas von 14 bekannten Stücken. Eine auf einem Briefstück, eine auf einem Brief. Zwei sollen von sehr guter Qualität sein und der Rest ist nicht so gut. Für die nicht so guten Marken listet Karamitsos einen Preis von 130.000 Euro.

Danke für die wunderbaren Berichte,
Uwe
 
Martin de Matin Am: 03.12.2021 21:38:08 Gelesen: 229515# 808 @  
@ Heinz 7 [#806]

Ein schöner Link bezüglich der Ausstellung "NOTOS 21" [1].

Hier sind 11 Stück der Solferino Briefmarken zu sehen. Interessant ist, das neben dem Brief und dem Briefstück ehemals auch ein Paar existierte. Alle bekannten Stücke sind in Piräus entwertet worden. Entwweder mit dem Nummernstempel "2" oder dem Ortstempel. Bei den gezeigten Stücken ist auch die Position im Bogen angegeben. Da alle Positionen verschieden sind kann man vermutlich davon ausgehen,das nur ein Bogen ausgegeben worden ist.

Hier die Positionen der 11 Stück der Ausstellung.
Brief: 51
Briefstück:29
Ehemaliges Paar:91 und 92
sonstige Stücke: 31, 77, 87, 112, 131, 136, 140

Unter der Rubrik "Court of Honor" kann man die vollständigen Druckplatten der ersten Hermesköpfe mit Ausnahme die 20L, bei der 121 der insgesamt 150 Klischees wieder zusammengefügt sind sehen. Die Druckplatten werden gemäß Angabe im Athener Philatelie- und Postmuseum aufbewahrt.

Gruss
Martin

[1] https://hps.gr/notos2021/index.php/das-grose-aufeinandertreffen-der-solferino-briefmarken/
 
Heinz 7 Am: 04.12.2021 13:26:22 Gelesen: 229237# 809 @  
@ Parachana [#807]

Vielen Dank für Dein Lob.

@ Martin de Matin [#808]

Es scheint mir auch interessant zu sein, das "Aufblühen" dieser Rarität ein wenig zu studieren. In früheren Katalogen war die Marke noch nicht sehr hoch bewertet, obwohl wir ja nur wenig Stücke davon kennen.

Sehr geholfen hat dem Ansehen dieser Marke dann der Grosserfolg, den David Feldman 1984 bei dem Verkauf der Ronald Lee Sammlung erzielen konnte! Am 29. März 1984 wurde gleich als Los Nr. 1 das einzige Stück auf Fragment angeboten, als Teil der "Maximus"-Sammlung (= eben Ronald Lee). Feldman schrieb damals von lediglich neun bekannten Stücken (den Brief von Beitrag [#806] kannte man damals offenbar noch nicht). Feldman war nicht bescheiden und fixierte einen Schätzpreis von CHF 80'000 für Los 10001 - und das Stück wurde verkauft! Donna O'Keefe war offenbar schwer beeindruckt und nahm "The Solferino"-Marken gleich in den ersten Band ihrer Serie "Linn's Philatelic Gems 1" auf und schrieb dazu: "Value $ 107'000". Die Katalogwerte waren noch ganz woanders! Ich zitiere aus dem Büchlein:

"During the 1984 sale of the "Maximus" collection of Greek stamps, the "Solferino" realized $107,000, the highest price ever paid for a Greek issue. The auction was conducted by David Feldman, March 29-30 (1984*) in Zurich, Switzerland. Scott catalog prices the "Solferino" error at $8,500.

* Jahreszahl 1984: Ergänzung durch mich

Ein anderer "Solferino" (denjenigen, den ich in Beitrag 802 gezeigt habe), erreichte ebenfalls CHF 100'000 Zuschlag (+15 % Aufgeld); Lee hatte gleich zwei der seltenen Marken!

Ich zeige hier das Fragment, das im Buch von Williams dann als Nr. VIII (8) katalogisiert wurde.



Dass Leon N. Williams die Marke auch in seine Encyclopaedia aufnahm (Band 2, The Biographies, 1997), war dann der endgültige "Ritterschlag" für die Marke. In der ersten Auflage seines Werkes ("Stamps of Fame", 1949, damals noch mit seinem Bruder Maurice), hatte er die Marke noch nicht berücksichtigt.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 04.12.2021 22:46:51 Gelesen: 228964# 810 @  
Über eine Marke wurde bisher glaube noch nicht geschrieben worden. Die provisorische Regierung des italienischen Staates Parma verausgabte fünf Marken (MiNr.12 - 18) mit den Wertstufen von 5c bis 80c. Die 80c ist die teuerste Marke dieser Ausgabe; der Michel von 2005 bewertete die ungebrauchte billigste Farbe mit 7000 Euro. Die ungebrauchte 80c ist nicht billig aber auch keine grosse Seltenheit.

Im Bild unten eine ungebrauchte 80c die Auction Galleries Hamburg 22. Auktion als Los 487 mit Teilgummi und Mangel für 370 Euro verkauft wurde.



Anders als die ungebrauchte ist gestempelte 80c wohl eine grosse Rarität die der Michel damals mit 220.000 Euro bewertete. Die ungebrauchte blaue 1/2 Tornese von Neapel war ungefähr genauso bewertet wie die 80c von Parma. Die Neapelmarke habe ich schon mehrfach auf Auktionen gesehen aber die Parma 80c gestempelt noch nie.

Die einzige Abbildung dieser Marke fand ich als Losnr. 433 der IX. Ferrary-Auktion. Das mangelhafte Stück wurde für 8.100 Fr. verkauft. Die hervorragende Sammlung Italienischer Staaten von Burrus hatte nur mehrfach ungebrauchte Stücke.



Kann jemand weitere Abbildungen (farbig?) mit Verkaufsdaten zeigen und gibt es vielleicht einen Brief mit der Marke?

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 05.12.2021 19:42:09 Gelesen: 228724# 811 @  
@ Martin de Matin [#810]

Ich habe vier wichtige Auktionen mit Italien-Sammlungen geprüft, aber "auf die Schnelle" keine einzige 80 Centesimi gestempelt gefunden. Ich kenne also momentan aktiv auch nur das Ferrary-Exemplar.

Ein Blick in die alten Kataloge zeigt uns, dass im Senf 1912 die Marke Nr. nicht bewertet war (Markierung: -.-); im Kohl Handbuch 1915 (10.Auflage) finden wir aber eine Bewertung: atemberaubende 15'000 Mark für gestempelt! Das deutet darauf hin, dass auch vor über 100 Jahren nur ganz wenige Exemplare bekannt waren und die Marke gestempelt als höchst wertvolle Weltrarität gilt.

Interessant ist, dass im Katalog zur Ferrary-Auktion extra hervorgehoben ist: "obl. garantie" - also: "Abstempelung garantiert", d.h. der Auktionator wusste genau, dass die Stempelung entscheidend ist. Solche Garantien waren damals noch recht selten.

Ich werde die Augen offen halten und "melde mich wieder", wenn ich etwas finde.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.12.2021 21:16:04 Gelesen: 228079# 812 @  
@ Martin de Matin [#810]

Lieber Martin,

Deine Frage hat meinen "Jagdhunger" geweckt, und ich habe einmal gesucht. Die Tatsache, dass die Parma Michel Nr. 16b schon 1915 sehrsehr hoch bewertet war (Paul Kohl-Handbuch 1915: Parma no. 16: 15'000 Mark; d.h. 50 % des Ansatzes einer blauen Mauritius 1847, die 1915 bei ihm mit 30'000 Mark bewertet war!), deutet stark darauf hin, dass die Marke anfangs des XX. Jahrhunderts mindestens einmal sehr teuer gehandelt wurde. Welches konkrete Stück aus welcher Sammlung das aber gewesen ist, weiss ich noch nicht.

Ein Blick in einen Spezialkatalog Sassone bringt uns nun aber einen sehr grossen Schritt weiter. Wir sehen nicht weniger als drei 80 Centesimi-Marken in Farbe, und eine davon sogar auf einem Brief. "L'unica lettere esistente" schreibt Sassone dazu, also der "einzig existierende Brief".

All diese wertvollen Informationen entnehme ich: Sassone - 1997, Seite 214



Was zeigt er uns?

1. In der Mitte einen Brief von Parma nach Frankreich, 17.12.1859, frankiert mit Sassone no. 18 (= 80 Centesimi-Marke) + no. 15 (= 20 C.-Marke)
2. unten ein Exemplar "15 DIC" (= 15. Dezember), das er als "perfekt" bezeichnet
3. oben ein Exemplar "27 SETT 59" (= 27. September), das er als "frühestes bekanntes Datum" hervorhebt, allerdings ist die Marke offenbar repariert.



Zusammen mit dem Ferrary-Exemplar kennen wir nun also schon vier Exemplare im Bild. Das ist doch ein schöner Erfolg!

Darauf trinke ich nun ein gutes Glas Wein. Mal sehen, ob wir noch eine Flasche aus Parma haben...

Herzliche Grüsse

Heinz
 

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