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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 931 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 27.09.2017 22:38:38 Gelesen: 573345# 282 @  
Ich habe meine Absichten für dieses faszinierende Thema in den Beiträgen [#191] und [#225] dargelegt. Zu der Frage, wie weit wir denn unser "1. Kapitel" schon bearbeitet haben, kann ich die folgende Aufstellung zeigen.



Ich möchte alle Marken, die bei Schubert ÜBER 1000 Mark notierten, zeigen. Das sind 57 Marken (vgl. Beitrag [#2]). Dazu kennen wir MINDESTENS 10 Marken, die den Wert mit Sicherheit AUCH überschritten hätten, wenn sie denn im Senf 1912 bewertet worden wären.

Von diesen 67 Marken haben wir 52 schon (mindestens kurz) besprochen (siehe Spalte G). Das heisst, 15 fehlen noch. Ich werde sie nach und nach noch besprechen.

Danach können wir uns ganz dem 2. Kapitel widmen! Ich freue mich jetzt schon.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.10.2017 12:27:38 Gelesen: 572873# 283 @  
@ Heinz 7 [#282]

Die Dienstmarke "I.R. Official" von Grossbritannien hat uns bereits beschäftigt (siehe Liste Schubert 24.2, Philaseiten-Beitrag [#206], [#211], [#213].

Senf katalogisierte 1912/1913 zwei offenbar weitgehend identische Marken unter zwei Nummern:

Dienst Nummer 47: 1 Pound braunviolett (Nr. 85) 2000.- / 1600.- (1885)
Dienst Nummer 51: 1 Pound braunviolett (Nr. 98) 1500.- / 1200.- (1891/92)

Die Grundmarken (Nr. 85 bzw. 98) unterscheiden sich durch ihr Wasserzeichen. Nr. 98 (1890) wurde dabei als "Fehldruck" bezeichnet.

Rund 100 Jahre später sieht das bei Michel ähnlich aus:

Dienst Nummer 47: 1 £ braunlila (Nr. 85) 30000.- / 16000.- (1885)
Dienst Nummer 51: 1 £ braunlila (Nr. 98) 40000.- / 25000.- (1890)

Nr. 85: Wasserzeichen 11 (dreimal)
Nr. 98: Wasserzeichen 10

In der Weltklasse-Sammlung von William Gross waren BEIDE Marken enthalten (siehe Auktionskatalog Shreves, New York: 11.6.2007). Los 205 zeigt eine Dienstmarke mit dem Wasserzeichen mit den drei Kronen (= Wz. 11 nach Michel), Los 206 zeigt die Dienstmarke mit dem Wz. Reichsapfel (= Wz. 10 nach Michel).



Beide Lose wurden hoch geschätzt, aber die genauen Verkaufspreise kenne ich nicht.

Es ist jedem Sammler überlassen, ob er diese Marken als zwei "verschiedene" zählen will, oder nicht. Wenn man geringfügige Variationen nicht separat zählt, dann hätte man für die Liste der "berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" auch nur eine Position aufführen sollen. Aber wenn eine neue Hauptnummer vergeben wird für eine bildgleiche Marke in derselben Farbe, dann hat der Katalogherausgeber eine Entscheidung getroffen, die grosses Gewicht hat.

Hinweis: Nicht immer (und nicht bei allen Katalogherausgebern) führ(t)en aber Unterschiede im Wasserzeichen zu neuen Hauptnummern!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.10.2017 23:55:33 Gelesen: 572595# 284 @  
@ Heinz 7 [#282]

Wenn wir unsere bisherigen "Kandidaten" betrachten, fällt auf, dass "der fünfte Kontinent" bis jetzt nicht vertreten ist!

Westaustralien als australischer Teilstaat (diese mit eigenen Marken!) waren im XIX. Jahrhundert natürlich ebenfalls bekannt und beliebt. Aber offenbar war doch keine der Marken ganz so teuer, dass es unter die "Top-Fifty-Seven" gereicht hätte.

Dass der sehr seltene kopfstehende Schwan aus West-Australien (siehe @ Heinz 7 [#71]) von Senf 1912 nicht bewertet wurde, davon habe ich mich eigenhändig vergewissert (anhand Katalog Senf 1913). Diese Abart hätte sonst die Hürde von 1100 Mark sicher geschafft (1913).

Somit verbleibt als einzige Marke die Neuseeland 1 Shilling-Marke von 1856 (Senf Nr. 6), Kolonialdruck (nicht: Londoner Druck), ohne Wasserzeichen, die ungebraucht mit hohen 1500 Mark bewertet war (1913). Gestempelt war die Marke nur mit 85 Mark bewertet.

Heute (2010) steht die Marke bei Michel wie folgt:

Michel Nr. 6: 1 Sh. grün auf blau: * Euro 25'000 - gest. Euro 4'600.

Wir haben andere Marken kennen gelernt, die sich in den letzten 100 Jahren noch positiver entwickelt haben, aber ein "nomineller Faktor" von 16.67 ist ja auch nicht schlecht. (Ich werde diese Werte später untereinander vergleichen).

In allen 14 Katalogen "Bolaffi 1992-2005" wird diese Marke nur einmal aufgelistet:



Sie wurde im Jahr 2000 bei Spink verkauft und brachte als Endpreis Euro 11'925 ein (Berechnungen von Bolaffi). Das ist nicht riesig viel, vielleicht liegt das daran, dass die Marke keine breiten Ränder hat. Die Marke wurde auch erstaunlich tief geschätzt (Startpreis).

Bei Schubert erhielt diese Marke die Position 33.08 siehe BD [#2]

Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.10.2017 21:57:44 Gelesen: 571652# 285 @  
@ Heinz 7 [#282]

Die Briefmarke gemäss Liste Schubert 33.11, Spanien, 1854/55, 1 Real, hellblau auf bläulichem Papier, Senf (1913) Nr. 30 b, hat mich stark beschäftigt!



Anbei sehen wir das schöne/seltene Stück. Das Foto stammt aus dem Auktionskatalog: Afinsa, Madrid, Auktion 17.11.1998; es ist Los 30. Hilfreich ist auch, dass Afinsa die Katalogisierung der wichtigen (Welt-) Kataloge aufführt.

Aus Senf Nr. 30 wurde also Michel Nr. 27y. Im Raritäten-Katalog "Michel, Valuable stamps of the world" von 2010 ist die Marke aufgelistet.

Den aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass ich ein wenig "geschummelt" habe. Oben zeige ich nämlich ein zweifellos gestempeltes Stück, auf Rang 33 der Liste Schubert schaffte es aber die UNGEBRAUCHTE Marke. Die Katalognotierungen 1913 waren klar: *: 1500 Mark, gest.: 375 Mark.

Dass ich uns allen nun keine UNGEBRAUCHTE Marke zeigen kann, hängt damit zusammen, dass ich bis heute noch keine FINDEN konnte! Auch in den grössten Spanien-Sammlungen sucht man die Marke ungebraucht vergebens!

Beispiele gefällig?

1) Maurice Burrus, Balasse 1963: Los 250-254: 5 Lose mit Yvert Nrn. 33, aber nur gestempelte Marken
2) Ramon Ruiz de Arcaute, Luder & Edelmann 1928: Los 2873: Galvez Nr. 34: Marke gestempelt
3) Arthur Hind, Harmer London 1935: Los 280-282: zwei Einzelmarken und ein Wert auf Brief, keine ungebrauchte Marke
4) Alfred Caspary, Harmer New York 1958: Los 526-528: 3 Lose mit Scott Nrn. 33, aber keine ungebrauchte Marke
5) Alfred Lichtenstein, Harmer New York 1966: Los 222: gebrauchte Marke
6) Josiah K. Lilly, Siegel 1967: keine 1 Real "pale blue"
7) "Sarah" Collectio, Corinphila 1999: Los 4292: gebrauchte Marke

Wir bitte? Hatte denn KEINER dieser Sammlung diese Marke ungebraucht?

Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.10.2017 22:37:30 Gelesen: 571625# 286 @  
@ Heinz 7 [#285]

Die Spanien-Marke Senf Nr. 30 b, die 1913 mit 1500 Mark bewertet wurde (ungebraucht) ist schwer zu finden! In 7 grossen Spanien-Sammlungen war die Marke nicht enthalten!

Natürlich fragen wir auch nach Ferrary. Der Grossmeister hatte tatsächlich diese Marke in seiner Sammlung und unsere Pupillen weiten sich, wenn wir Los 177 der 8. Ferrary Auktion sehen (108. Auktion Gilbert, Paris, 1923)



Wir lesen die knappe Losbeschreibung:

"* 177 - Idem (= Espagne). 1 R. bleu pâle apparemment neuf, photo pl. 5"

Das passt also! Aufgeregt konsultieren wir die Ergebnisliste und - sind enttäuscht. Die Marke wurde NICHT verkauft, sondern (soweit ersichtlich: als EINZIGES Los dieser Auktion) zurückgezogen. Vermutlich, weil die Marke nicht echt war.

Das heisst also nichts anderes, als dass ich weiter eine Sammlung SUCHE, die diese Marke UNGEBRAUCHT enthielt!

Die deutschen Philatelisten werden nun neun Jahre zurückblättern, denn auch Köhler hatte (2008) eine grosse Spanien-Auktion im Angebot.



Tatsächlich prangt da eine wundervolle Einheit der Michel 27y vom Titelbild - aber: wieder GESTEMPELT!

Wir sehen die grösste bekannte Einheit (Los 610) und die Lose 606-609 sind ebenfalls Michel Nrn. 27y. Los 606+607 sind fast nicht erkennbar gestempelt (ganz schwach); vielleicht hielt man sie (früher?) für ungebraucht?

Fazit: 9 wichtige Spanien-Auktionen - und KEINE ungestempelte Marke (Michel Nr 27y) dabei ... Freunde, im Moment muss ich aufgeben ... ich weiss nicht, wo weitersuchen.

Aber was sagen denn die Kataloge dazu?

Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.10.2017 23:00:59 Gelesen: 571613# 287 @  
@ Heinz 7 [#285] und [#286]

Die Marke, die im Senf 1913 ungebraucht mit 1500 Mark notiert war (Senf Nr. 30 b) ist bei Michel nun die Katalognummer 27 y. Im Raritäten-Katalog "Michel, Valuable stamps of the world" von 2010 finden wir folgende Notierungen:

*: -.-
gest.: Euro 7'500

Das bringt uns nun vor neue Rätsel. Warum ist die Marke ungebraucht nicht (mehr) bewertet, und wie entwickelte sich das Ganze?

Die Schweizer Zumstein-Europa-Kataloge kann ich Jahr für Jahr konsultieren und finde Erstaunliches für die Nr. 30a:

Zumstein 1959: *: CHF 25'000 (!), gest.: CHF 2'200
Zumstein 1978: *: CHF 50'000, gest. CHF 12'500

Also sehr hohe Bewertungen!

1979 setzte Zumstein dann die Marke für * auf: -.- (unbewertet). Warum wohl? Die gestempelte Marke kletterte weiter auf CHF 18'000 (1981), bevor sie dann drastisch zurückgestuft wurde: 1995/96 (letze Ausgabe Zumstein Europa):

*: -.-, gest. CHF 9'500.

Auch hier weiss ich nicht, was hinter diesen Entscheiden steckt. Bei Michel sieht es irgendwie ähnlich aus:

Michel 1989/90: (27y): * DM 60'000, gest. 15'500
Michel 2010: *: -.-, gest. 7'500

Der Scott-Katalog (USA) zeigt uns was folgt (No. 33):

1971: *: US$ 15'000, gest. US$ 3'600
2000: *: leer (keine Notierung), gest. US$ 6'250.

Vielleicht sind die Katalogherausgeber zur Erkenntnis gelangt, dass es gar keine ungebrauchten Exemplare dieser Marke mehr gibt?

Wir werden weiter forschen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.10.2017 23:14:29 Gelesen: 571610# 288 @  
@ Heinz 7 [#287]

Oft hilft ein Studium der Spezial-Kataloge, die es (auch für Spanien) gibt. Einen "Edifil"-Katalog habe ich leider nicht, doch vielleicht hilft ein alter GALVEZ-Katalog (Madrid, 1923):



Catalogo de los Sellos de Correos Telegrafos y Fiscales con sus Pruebas y Ensayos de Espana y Colonias - 1923

Auf Seite 11 finden wir

als Nummer 34: 1 R. azul claro: *: 15.000.- gest: 2.750
und auf Seite 13 wird sogar ein Preis für Paare angegeben: "Parejas, Nuevas: 40.000.-".

Offenbar ging man damals wirklich davon aus, dass diese Marke ungebraucht existiert, sogar im Paar!

Vielleicht kann uns ein Spanien-Sammler hier weiterhelfen. Oder ein neuerer Edifil-Katalog.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.10.2017 18:57:56 Gelesen: 570834# 289 @  
@ Heinz 7 [#285]

In Beitrag [#285] - [#288] hat uns Spanien Senf Nr. 30 b / Michel Nr. 27 y beschäftigt. Spanien hat aber auch eine weitere Marke auf Rang 33 der Liste Schubert: Senf Nr. 68 I. von 1865.

Ich habe diese Marke bereits vorgestellt, aber in einem anderen thread (als ich am 1.5.2016 das Thema "Kopfstehende Marken oder Rahmen" eröffnete).



1865 gab Spanien bereits die 11. Ausgabe heraus (Spanien damals in der Regel: eine Ausgabe pro Jahr). Wiederum wurde Königin Isabella gezeigt; 5 Werte ungezähnt (2 Cuartos bis 2 Reales), Senf Nr. 61-65 und, dieselben Marken gezähnt, aber sogar sechs Werte (Senf Nr. 66-71). Heute haben die Marken die Nummern: Michel 61-66 (Nr. 62 entfällt) und 67-72.

Der Wert zu 12 Cuartos (blau/rosa) existiert mit kopfstehendem Rahmen. Der gezähnte Wert ist dabei sehr wertvoll: Senf 1913: Mark 1500!

Diese Marke ist heute nicht mehr ganz so wertvoll wie rund hundert Jahre zuvor. Im Michel Katalog 2010 ist diese Abart bewertet mit "nur" Euro 15'000; dies ist eine kleinere Wertentwicklung als vergleichbare Raritäten.

Das beiliegende Exemplar wurde verkauft 1999



Das Resultat bei Corinphila 1999 (Mai) war immerhin CHF 20'000 + 15 % = CHF 23'000. Damals war der Schweizer Franken gegenüber dem Euro noch nicht so stark, aber immerhin wurde damals der Katalogwert durch das tatsächliche Markt-Ergebnis (fast) voll bestätigt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 16.10.2017 22:46:01 Gelesen: 570608# 290 @  
@ Heinz 7 [#282] und [#283]

Die Postmeistermarken der USA haben uns schon mehrfach beschäftigt, und nun tun sie es gleich wieder! Und zwar gleich doppelt! Oder sogar vierfach?

Nun, ich habe nicht irgendwelches (philatelistisches) Fieber, sondern stehe vor der nicht so leichten Aufgabe, uns die Raritäten 33.13 und 33.14 der Liste Schubert vorzustellen. Ich will dies jeweils nicht ohne Erläuterungen dazu "erledigen", denn schliesslich möchten wir die philatelistischen Raritäten der Welt richtig kennen- und schätzen lernen.

Im Katalog Senf 1913 ist katalogisiert:

Vereinigte Staaten von Amerika; Lokalmarken
Baltimore. 1846.

Senf Nr. 2: 5 Cents schwarz: *: -.- / gest. Mark 1500
Senf Nr. 2a: bläulich: *: -.- / gest. Mark 1500
Senf Nr. 3: 10 Cents schwarz: -.- / -.-
Senf Nr. 3a: bläulich: -.- / -.-

Die a-Marken sind Marken auf bläulichem Papier, die anderen sind auf weissem Papier.

Die Postmeistermarken aus Baltimore waren sehr lange Zeit unbekannt! Erst 1895 entdeckte man die ersten Exemplare, fast 50 Jahre nach ihrer Verwendung! In den Jahren 1895-1910 wurden dann einige Exemplare der 5 Cent und der 10 Cent-Marke gefunden und zum Teil teuer verkauft.

Im Senf-Katalog 1913 sind nur die 5 Cents-Marken bewertet. Wie viele Exemplare damals bekannt waren, weiss ich nicht, aber es waren nur wenige. Um 1910 war auch klar, dass die 10 Cents-Marke noch seltener ist als die 5 Cents-Marke.

Anbei ein Bild des vielleicht schönsten 5 Cents-Briefes auf blauem Papier



Im Verkauf von Christie's New York vom 12.10.1989 (Weill Brothers' Stock United States Postmasters' Provisionals) wurde dieser Brief wie folgt beschrieben:

"extremely fine- The finest known example of the five-Cent on bluish paper. (...). No. 16 in the Hayes census".

Der Brief wurde trotzdem nur auf US$ 12-15'000 geschätzt. Den erzielten Preis versuche ich noch herauszufinden.

Warum ist dieser Brief nicht teurer? - Sehen wir uns den Michel-Katalog an (2010). Wir sehen Erstaunliches:

Im Katalog Michel 2010 ist katalogisiert:

Vereinigte Staaten von Amerika; Postmeistermarken
Baltimore (Md.) 1845.

Senf Nr. 1: 5 Cents schwarz auf weiss: *: leer / gest. Euro 6'000
Senf Nr. 2: 5 Cents schwarz auf bläulich: *: Euro 70'000 / gest. Euro 6'000
Senf Nr. 3: 10 Cents schwarz auf weiss: *: leer / -.-
Senf Nr. 4: 10 Cents schwarz auf bläulich: *: leer / Euro 70'000

Wir sehen, dass die 5 Cents Marken im Vergleich zu 1913 sehr tief bewertet sind! Und wir sehen, dass ungebraucht offenbar nur die 5 Cents auf bläulich existiert.

Aus anderen Quellen weiss ich, dass die 10 Cents-Marke äusserst selten ist! Es gibt nur 7 Exemplare!

... auf weissem Papier: 5 Briefe
... auf bläulichem Papier: 1 Brief und 1 Fragment

Heinz
 
Heinz 7 Am: 16.10.2017 23:03:20 Gelesen: 570590# 291 @  
@ Heinz 7 [#290]

Anbei die selbe Marke noch auf weissem Papier. Auch hier als Exemplar auf Brief



Dieses Prachtstück ziert heute die Sammlung Erivan Haub und ist in dem wunderbaren Buch über seine Sammlung "Postmasters' Provisionals; The "Erivan" Collection" (2016) auf Seite 28 abgebildet.

Welche(n) Preis(e) dieser Brief in den letzten 170 Jahren erzielte, ist eine schwierige Frage. Aber vielleicht finden wir Antworten?

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.10.2017 20:24:36 Gelesen: 570138# 292 @  
@ BD [#2]

Position 33.15 bei Schubert ist von einer weiteren USA-Marke belegt. Hier ein schönes Bild davon von einer Auktion vom 2.3.2011 von Robert Siegel, New York: Sale 1005: The New Amsterdam Collection of City Despatch Post.



Aus der Auktionbeschreibung lesen wir, dass diese Marke wirklich sehr selten ist. Es soll nur ca. 10 Stück davon geben.

"Sale Number 1005, Lot Number 216, 1842-46 United States City Despatch PostU.S. City Despatch Post, New York N.Y., 3c Black on Rosy Buff Unsurfaced (6LB2), U.S. City Despatch Post, New York N.Y., 3c Black on Rosy Buff Unsurfaced (6LB2)U.S. City Despatch Post, New York N.Y., 3c Black on Rosy Buff Unsurfaced (6LB2). Position 21R, unused (no gum as always), large even margins, without any thins, beautiful impression on bright paper, certificate notes "tiny gum soiling in the margins at top right and bottom left" but this is of absolutely no significance

EXTREMELY FINE. THE FINEST OF THE APPROXIMATELY TEN KNOWN EXAMPLES OF THE 3-CENT ON ROSY BUFF PAPER."

Die heutige Scott Nr. 6LB2 ist allem Anschein nach die Senf Nr. 8 (von 1913). Damals war die Marke ungebraucht mit 1500 Mark bewertet. Die Farbe "bräunl'gelb" passt meines Wissens zur Marke Scott 6LB2. Die Marke existiert auch in anderen Farben:

Senf 9a = blau
Senf 9b = blaugrau
Senf 10a = grün
Senf 10b = bl'grünl.
Die Nummern 9 und 10 sind - sofern sie denn 1913 bewertet waren - deutlich tiefer notiert als die seltene Nummer 8.

Alles gut also? Aufgabe gelöst? - Nun, da gibt es ein grosses Fragezeichen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.10.2017 20:57:20 Gelesen: 570122# 293 @  
@ Heinz 7 [#292]

Die oben gezeigte Marke ist äusserst selten und war schon vor 100 Jahren sehr teuer. Wir erwarten also einen hohen Katalogpreis auch heute. - Und sind überrascht.

Die Marke hatte 2010 oder 2011 gemäss Auktionskatalog nur einen Katalogwert von US$ 2'500. (Die Marke erzielte übrigens einen Zuschlagpreis von US$ 4'500). Im Katalog Scott 2000 ist sogar nur ein Katalogwert von US$ 1'250 genannt! Das ist natürlich weit unter unseren Erwartungen!

Was ist denn da passiert? - Eine mögliche Erklärung könnte sein:

1913 wurde die Marke bei Senf zusammen mit den anderen Postmeistermarken der USA aufgelistet, als eine von 20 Marken (siehe Katalog Seiten 1246+1247). Heute allerdings figuriert diese Marke NICHT mehr unter den Postmeistermarken, sondern "irgendwo hinten"

Siegel klassiert die Marke wie folgt:

U.S. Stamps
Back-of-Book
Carriers, Locals and Independent Mails

Im schönen Buch "Postmasters' Provisional Stamps" von John N. Luff von 1937 stellt dieser berühmte Philatelist Postmaster-Marken aus 23 Städten vor. New York ist auch darunter, aber nur eine andere Marke zu 5 Cents (Bildnis George Washington). Folglich hatten die grossen US-Postmaster-Sammler keinen Grund mehr, diese Marke zu suchen.

Die "Verbannung" der Marke in den hinteren Teil des Kataloges hatte ganz offensichtlich einen sehr starken Einfluss auf ihre Beliebtheit/ihren Wert!

Einen weiteren Hinweis gibt uns Michel. In diesem Katalog (Valuable Stamps of the World 2010) werden die grünen und blauen bildgleichen Marken katalogisiert als Nr. 2,3,4 und 5. Eine Marke bräunlichgelb wird hier NICHT erwähnt. Aber etwas weiter unten steht ganz klein: "Essay: schwarz auf rosa". Ist damit diese Marke Scott 6LB2 gemeint? Ich weiss es nicht. Seltsam ist es aber, dass eine Marke mit der Farbe "rosy buff" bei Michel sonst nicht gelistet ist.

Das wäre dann meine nächste Frage an einen US-Spezialisten.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 24.10.2017 23:42:36 Gelesen: 568984# 294 @  
@ Heinz 7 [#282]

Mit Victoria, Baton Rouge und Livingston haben wir bereits drei verschiedene Marken der Konföderierten Staaten von Amerika kennen gelernt. Als 16. Marke mit einem Katalogwert von 1500 Mark (im Senf 1913) schafft es mit Spartanburg sogar eine vierte Marke auf die Liste der Teuersten 1913.

Im Senf 1913 waren vermerkt
Nr. 63: 5 Cents schwarz: Katalogwert 500 Mark
Nr. 63a: 5 Cents schwarz auf bläulich: KW 1'500 Mark

Das Bild zeigt eine Marke mit schmaler Ziffer. Andere, spätere Kataloge zeigen aber, dass die Nr. 63a wohl eine Marke mit breiter/fetter Ziffer ist. Der Katalog Scott erteilt zwei Nummern:

78X1 für die schmale Ziffer
78X2 für die breite Ziffer: black on bluish

...aber wir finden gar eine dritte Marke
78X3 für die breite Ziffer: black on brown.

Diese Marke war im Senf noch nicht erwähnt. Aber im Michel 2010 finden wir diese drei Marken ebenfalls. Die Marke Michel 2a Spartanburg ist dabei "unsere" Senf Nr. 63a.



Diese Abbildung habe ich bei Siegel gefunden. Der Text zur Auktion ist aufschlussreich:

"Sale 869, Datum: 15. November 2003"

Spartanburg S.C., 5c Black on Bluish (78X2). Cut to shape, part of stamp missing (most likely prior to use), tied by neat "Paid" cancel, "Spartanburg S.C. Sep. 2, 1861" double-circle datestamp on cover to "Company IE Spartan Rifles, 5th Palmetto Regt. So. Sar. Volunteers, Col. M. Jenkins Commander, Tudor Hall Near Manassas Junction Virginia", missing top flap

THIS IS THE ONLY RECORDED EXAMPLE OF THE 5-CENT SPARTANBURG PROVISIONAL ON BLUISH PAPER, ON OR OFF COVER.
 
Heinz 7 Am: 25.10.2017 00:17:19 Gelesen: 568978# 295 @  
@ Heinz 7 [#294]

Gemäss obiger Auktionsbeschreibung ist diese Marke also ein Unikat! Ich habe eine 5 Cents schwarz auf bläulich in mehreren Spezialauktionen CSA gesucht, aber nicht gefunden, bis auf...

1956 Caspary
Sale 3, no. 989-991, 5.-7. März 1956; Los 459

Das Bild zeigt zweifelsfrei dieselbe Marke! Im Auktionskatalog von Harmer, New York steht:

"The stamp is defective at bottom but excessively rare".

Gemäss Ergebnisliste erzielte der Brief ein Verkaufsresultat von US$ 380. Das ist nun nicht besonders viel.

Sehen wir uns die Katalogpreise an.

Scott 2000: 78X2 = gestempelt: US$ 4'000; on cover: US$ 15'000
Michel 2010: 2a = gestempelt: Euro 5'000; auf Brief: Euro 18'000.

Wenn die Marke wirklich ein Unikat ist, so wird uns der tiefe Preis erstaunen.

Folglich ist auch das Auktionsresultat bei Siegel keine Überraschung:
Auktion 869 vom 15.11.2003; Katalogpreis: US$ 15'000 - Zuschlagpreis: US$ 9'500. Dazu kamen vermutlich noch Provisionen.

Als Fazit können wir sagen:

Die Marke Senf 63a (1913) ist wirklich ausserordentlich selten, aber sie hat sich preislich unterdurchschnittlich und enttäuschend entwickelt in den letzten 100 Jahren.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 25.10.2017 22:21:21 Gelesen: 568796# 296 @  
@ Heinz 7 [#294]

Ich habe oben erwähnt, dass von Spartanburg neben einer Postmeister Marke mit schmaler Ziffer und einer mit breiter Ziffer auf bläulichem Papier auch eine dritte Marke existiert auf braunem Papier (Michel Nr. 2b, Scott No. 78X3). Diese war 1913 im Katalog Senf nicht aufgeführt.

Gerne zeige ich nun diese Scott 78X3. Auch diese Marke ist angeblich ein Unikat, so wie offenbar auch die Scott 78X2! Die Marke ziert die phantastische Sammlung von Herrn Erivan Haub



Herr Haub vermerkt richtig, dass die Marke 1956 in der Caspary-Sammlung war! Sale 3 Caspary = Harmer Sale 989-991, Los 460. Dort erzielte der Brief US$ 525, also etwas mehr als die 78X2 (an derselben Auktion), aber auch nicht riesig viel.

Interessant sind sicher die neueren Katalogwerte:
Scott 2000 = 78X3 = US$ 4'000, on cover = US$ 18'000
Michel 2010 = 2b = Euro 5'000, auf Brief = Euro 20'000

Also leicht höher als die oben gezeigte Marke auf bläulichem Papier (Beitrag 294-295). Das ist nachvollziehbar, denn die bläuliche Variante ist doch arg beschädigt.

Allerdings ist auch der "braune" Brief nicht fehlerlos! Im Harmer-Katalog 1956 sieht man gut, dass der Brief am oberen Rand, oberhalb des Stempels, eine grössere Fehlstelle hatte (Briefteil ausgerissen). Dies wurde in der Zwischenzeit repariert, man sieht das auch am Foto oben: da wurde ein Briefteil ergänzt und der obere Teil des linken Stempels "Spartanburg" nachgezeichnet.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.10.2017 22:50:41 Gelesen: 568602# 297 @  
@ Heinz 7 [#88]

Die Toskana 3 Lire Weltrarität habe ich in Beitrag 88 bereits gezeigt. Dass ich nun nachdopple, hat seinen Grund.

Im Senf 1912 (und 1913) ist nur die gestempelte Variante mit einem Katalogwert angegeben: Mark 1400. Das ist etwas schade, denn die Marke gibt es in ganz wenigen Exemplaren auch ungebraucht! Senf konnte oder wollte sie aber vor rund 100 Jahren nicht bewerten.

Im Michel-Katalog 2010 habe wir zum Glück beide Notierungen:
Gestempelt: Euro 70‘000
Ungestempelt: gar Euro 160‘000.

Das sind sehr stolze Werte und sie platzieren die Toskana 3 Lire heute noch weiter vorne als 1912/1913.

Im Auktionskatalog zur Burrus-Sammlung (1./2.12.1964) suchen wir vergeblich eine 3 Lire Marke ungebraucht! Aber Burrus hatte auch diese Weltrarität in seiner Sammlung, wie das Buch von Giulio Bolaffi zeigt („The Stamps of Maurice Burrus; Old Italian States“, ca. 1956).



Diese Exemplare sind sehr schön, weit überdurchschnittlich. Die 3 Lire ist meist angeschnitten. Ich nehme an, die 3 Lire ungebraucht wurde separat verkauft und fehlte darum in der Robson Lowe-Auktion.

Sehr interessant ist auch, dass im Handbuch von Paul Kohl („Kohl Briefmarken-Handbuch und Grosser Katalog; 10. Jubiläums-Ausgabe, 1915“) beide Varianten bewertet waren:

Gestempelt: Mark 1500 (= 107 % von Senf 1912)
Ungestempelt: Mark 4500. Diesen Wert sollten wir uns merken, wir können ihn meines Erachtens als Richtgrösse heranziehen. Mit 4'500 Mark wäre die Marke auf der Liste Schubert ganz weit vorne platziert gewesen; nur 5 Marken waren bei Schubert noch höher bewertet!

Heinz
 
10Parale Am: 28.10.2017 22:09:32 Gelesen: 568267# 298 @  
@ Heinz 7 [#185] und [#131]
@ BD [#132]

Am Stand der philatelistischen Bibliothek Hamburg in Sindelfingen - von Frau Schwanke gut gepflegt - fand ich folgenden Auktionskatalog:

GUIDO CRAVERI "HARMERS AUCTIONS SA" "HAWAIIAN MISSIONARIES", LUGANO, Saturday 4 June 1994

Es fanden demnach in Lugano am 4. Juni 1994 und in New York nachfolgend vom 16. - 19. May Auktionen statt, ausschließlich mit Raritäten aus Hawai.

Der Katalog gibt eine etwas andere Aufstellung der noch vorhandenen Exemplare wie in #131. Diese Aufstellung "Census" beruht auf einen John K. Bash, welche durch Geoffrey Brewster noch einmal ein Update erfuhr. Demnach gibt es insgesamt 173 Missionaries.

Mir fällt auf, dass es von der Scott Nr. 1 (2 Cents) exakt 1 ungebrauchtes Stück geben soll, ebenso nur 1 Exemplar auf Brief.

Hier die Aufstellung:

Nr. 1 Total: 15 Stück
Nr. 2 Total: 55 Stück
Nr. 3 Total: 60 Stück
Nr. 4 Total: 43 Stück

Summe: 173 Stück
 

Differenz zu deiner Aufstellung in #131: Nr. 1 = 0 Nr. 2 = -6 Nr. 3 = -10 Nr. 4 = -8

Ich zeige hier Katalog Nr. 101 - eine 2 Cents Marke Michel Nr. 1, die an der Auktion in Lugano (eine von 35 Auktionslosen) für 200.000 Schweizer Franken angeboten wurde. Ob ein Zuschlag erzielt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Marke ist gestempelt. Weshalb dieser exorbitante Ausruf?

Wo ist die ungebrauchte Michel Nr. 1, sie müsste doch die teuerste aller Marken sein?

Von der Michel Nr. 4, die exorbitant selten ist (da in zwei Typen auftretend, gibt es wie Heinzz uns auch schildert) nur 7 gestempelte Stück der Michel Nr. 4 Typ II., werden in dem hier abgebildeten Katalog 11 Stück (Typ I und II) angeboten, die teuerste mit einem Ausruf von 40.000 Schweizer Franken.

Die Hawaian Missionaries sind sicherlich eine Highlight der Upper Class Philately und damit auch der Forschung. Da ich sie mir in diesem Leben nicht leisten kann, freue ich mich, sie im Katalog zu studieren.

Liebe Grüße

10Parale


 

Heinz 7 Am: 29.10.2017 12:11:04 Gelesen: 568156# 299 @  
@ 10Parale [#298]
@ Heinz 7 [#131]
@ Heinz 7 [#282]

Lieber 10 Parale,

Du lässt Dich auch von den klassischen Hawaii-Marken Nrn. 1-4 begeistern, gleich wie ich! Hawaii Nr. 1-4 ist aber auch etwas vom Besten, das es gibt!

Ich habe in meiner Übersicht (Beitrag [#282]) die Hawaii Nr. 1 aufgenommen unter den "fehlenden Marken" (bei Schubert nicht bewertet) und habe dies auch etwas kommentiert. In der Tabelle (Beitrag 282) fehlt allerdings der Hinweis auf Beitrag [#131] und [#133], [#134], [#136], als ich genau über die Hawaii Two Cents einiges beschrieb, das auch Dich heute beschäftigt.

Im Juni 2017, als ich Beitrag [#131] schrieb, wussten wir noch nicht, welche Tabelle Bernd uns in Beitrag [#2] vorgestellt hat. Bernd hat in Beitrag [#132] dann Aufklärung gebracht. Wir wissen seither, warum die Hawaii Nr. 1 nicht ganz weit oben auf der Liste der Teuersten (bei Schubert) erschienen ist. Die Hawaii Nr. 1 ungebraucht gehört aber zu den "Top Ten" der Teuersten. Ein Katalogwert von Euro 700'000 (Michel 2010) ist ja auch sehr beachtlich!

Anlässlich der Burrus-Auktionen 1962-1967 erzielte die Marke auch einen Rekordpreis; ich meine mich an den realisierten Preis zu erinnern: US$ 41'000. Das tönt heute nach "wenig", war damals aber ein sehr hohes Resultat (und wurde als Rekorderlös gefeiert).

Bei einer generellen Besprechung der BURRUS-Auktionsresultate werde ich auf dieses Verkaufsergebnis zurückkommen. (Dies kommt aber erst in einem späteren Kapitel bei meinem "Lehrgang" durch unser "Studium" "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" vor). :-)

Eine letzte Ergänzung zu Deiner Frage: "Weshalb dieser exorbitante Ausruf?" (zur Hawaii Two Cents gestempelt). Nun - Eine Marke, die einen Katalogwert von Euro 300'000 hat, darf schon einmal hoch ausgerufen werden. Ich werde nachsehen, ob ich herausfinde, ob das Los damals (1994) verkauft wurde und zu welchem Preis.

Schöne Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 29.10.2017 22:47:24 Gelesen: 568020# 300 @  
Liebe Alle,

in den letzten Wochen und Monaten konnte ich viele Beiträge zu unserem wunderschönen Thema schreiben, uns so erreichen wir heute Beitrag 300! Das freut mich sehr, und ist zugleich Anlass, wieder einmal eine Übersicht einzublenden.



Wir sehen also, dass nicht mehr viel fehlt, und wir haben unser erstes grosses Ziel erreicht, und die ersten 57 Positionen unserer Liste besprochen (plus ein paar zusätzliche). Einzelne Marken sollten/werden wir noch etwas ausführlicher besprechen und vielleicht können wir auch die Fragezeichen, die aufgetaucht sind, später noch auflösen.

Bei unserem "Studium" der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt, sind wir aber noch lange nicht am Ende, sondern wir wollen noch viele zusätzliche Aspekte und Veränderungen nach 1913 kennen lernen, wie bereits angekündigt.

Ich wünsche allen eine gute neue Woche!
Heinz
 
Heinz 7 Am: 11.11.2017 00:11:38 Gelesen: 566524# 301 @  
@ Heinz 7 [#300]

Nach meinen Auslandferien freue ich mich, eine weitere spannende Entdeckung vorstellen zu können. Wie in Beitrag 300 gezeigt, habe ich mich in letzter Zeit meist an meinen "Lehrplan" gehalten, und eine Marke nach der anderen aus der Liste Schubert 1913 gezeigt.

Heute möchte ich aus gegebenem Anlass einen "neuen Star" vorstellen, der meines Erachtens aber zu Recht unter dieser Rubrik "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" erscheint. Er FEHLTE aber auf der Liste Schubert 1913. Warum?

Nach Informationen aus "Philatelic Gems II" von Donna O'Keefe, 1985, Linn's Stamp News, Amos Press Inc., USA-Sidney Ohio, Seite 127-128 gab es schon 1880 Gerüchte um eine alte russische Briefmarke, die sogar älter sein soll als die erste russische Marke von 1858 (der Michel Nr. 1): Staatswappen im Oval, mit Mantel und Krone (1.1.1858 (gemäss Michel 1999/2000) oder 10.12.1857 (gemäss Michel 2010). Es soll in der georgischen Hauptstadt Tiflis schon 4 Monate zuvor eine 6 Kopeken-Marke herausgegeben worden sein.

1889 schrieb der damals weltbekannte belgische Händler Moens dem Postmeister von Tiflis, welcher ihm die Herausgabe einer solchen Marke 1857 bestätigte. Allerdings war kein Stück davon mehr zu finden, und so erschien erst 1924 die erste Abbildung dieser Marke in eime Artikel von K.K. Schmidt. 1930 sei die Marke dann erstmals ausgestellt worden, an der IPOSTA 1930 in Berlin.

Offenbar wurde also 1857 eine Lokalmarke in Tiflis (Russland) herausgegeben. (Wir kennen das auch von anderen Ländern als Russland!). Da aber 4 Monate später schon die russische Post mit eigenen Marken nachzog, war die Tiflis-Marke nur kurz in Gebrauch; sie wurde 1858 zurückgezogen. Nach O'Keefe gab es (1985) weniger als 6 Stück ("less then a half dozen copies"). Drei davon stammen aus der Sammlung von Agathon Fabergé, dem berühmten russischen Sammler.



Heinz
 
Heinz 7 Am: 11.11.2017 00:44:58 Gelesen: 566519# 302 @  
@ Heinz 7 [#301]

Der oben gezeigte Nachdruck eines Auktionskataloges des Auktionshauses Harmer's ist für uns höchst interessant. Sale 1152-1153 vom 20./21.11.1939 fängt an mit einem Paukenschlag, denn zu Beginn der Sammlung AGATHON FABERGE RUSSIA kommen tatsächlich drei Marken zur Versteigerung:

Tiflis, Nov. 1857, 6 Kopeken weiss.

Ohne grossen Kommentar werden die drei ungebrauchten Marken angeboten und zwei davon gemäss Ergebnisliste auch verkauft (Los 1+2). Spätestens von da an sollten wir erwarten können, dass die Briefmarke in den Weltkatalogen auch aufgelistet wird.

Doch wir suchen weitgehend vergeblich.

Im Michel-Raritäten Katalog 2010 ist die Marke nicht enthalten*. Aber im Michel Europa-Katalog Ost 1999/2000 finden wir auf Seite 997 folgenden Eintrag:

"Stadtpostmarken.
Tiflis
1857, 20. Juni. Stadtpostmarke für Tiflis. Farbloser Prägedruck."

Die Marke ist aber nicht bewertet (Angabe: "-.-"). Darum fehlt die Marke wohl auch im Raritäten-Katalog 2010.

Donna O'Keefe bewertete die Marke mit US$ "7,250 plus" und bezog sich dabei offenbar auf den Verkauf eines Exemplares bei Siegel: ex Stibbe coll., sold 1971, for US$ 7'250.

Sehr spannend war nun die Ankündigung von Spink, London, dass se wieder eine solche Briefmarke verkaufen wollen: The Philatelic Collector's series sale 17026; October 25+26, 2017. Los 1677.

Wir lesen da:

"(x) Russia
1857 Tiflis Local
6k. embossed in colourless relief on thick white paper, unused without gum, margins all round, generally fine and sharp embossing; a few very minor surface marks. A superb and wonderful recently discovered World Rarity which had remained unrecognised in an old Oppens album in New Zealand for the last 100 years or so. The first stamp of Russia and one of only six recorded genuine examples, two of which are in institutional collections. With R.P.S. Certificate (2016). Photo"



Schätzpreis war - satte GB£ 70'000!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 11.11.2017 00:58:54 Gelesen: 566518# 303 @  
@ Heinz 7 [#302]

Die angebotene Marke ist also eine Neuentdeckung! Und das heute, 2017! Spink listet auf, wo die 5 anderen Exemplare auftauchten, und wir sehen, dass zwei Exemplare in Museen untergebracht sind; die Nummern 4 und 5 nach der Zählung von Spink. Die Nummer 5 muss dabei wohl das Exemplar sein, dass an der IPOSTA 1930 von Schmidt ausgestellt wurde (Berliner Postmuseum), die Nummer 4 ist angeblich im Smithsonian Institute.

Die Nummern 1-3 sind die Exemplare, die wir bereits 1939 bei Fabergé fanden. Das neu entdeckte Exemplar wird bei Spink als Nummer 6 gelistet.

Das Stück wurde für beeindruckende GB£ 165'000 verkauft; dazu kommen vermutlich noch Aufgelder etc. von 20 % (?), darum wird auf der Homepage bei Spink ein Preis von GB£ 198'000 genannt.

Damit hat die Marke, 160 Jahre nach ihrer Verausgabung, wohl die höchste Beachtung gefunden, die ihr je zuteil wurde!

Man darf gespannt sein, ob die Kataloge die Marke in Zukunft nun bewerten werden, und wie hoch.

Heinz
 
marc123 Am: 17.11.2017 18:43:03 Gelesen: 565184# 304 @  
@ Heinz 7 [#202]

Bilder von den sechs ungebrauchten Einzelmarken und dem Paar der Sherwin-Ausgabe und deren Proenienzen.



Provenienz: Sammlung Ph. la Renotiere v. Ferrary 2 (M.G. Gilbert 12.10.1921, Los 423).
Sammlung Louise Boyd Dale/Alfred F. Lichtenstein Sale 1 (H.R. Harmer 21.10.1968, Los 85).
Sammlung Hiroyuki Kanai (Feldman 03.11.1993, Los 201).



Provenienz: Sammlung Ph. la Renotiere v. Ferrary 6 (M.G. Gilbert 23.04.1923, Los 353).
Sammlung A. Hind Sale 4 (Phillips & Kennett 31.03-10.04.1934, Los 355); (H.R. Harmer 11.-14.06.1934, Los 383).
Sammlung A. H. Caspary Sale 12 (H.R. Harmer 24-26.02. 1958, Los 702).
Sammlung J.K. Lilly Session 2 (R. Siegel, 15.03.1967, Los 1054).
Sammlung Hiroyuki Kanai (Feldman 03.11.1993, Los 202).




Sammlung A. Hind Sale 4 (Phillips & Kennett 31.03-10.04.1934, Los 356).
Sammlung, König Karol von Rumänien (erwähnt bei der "Chartwell" Sammlung).
Sammlung "Chartwell" (Spink 28.06.2011, Los 109.




Sammlung Louise Boyd Dale/Alfred F. Lichtenstein Sale 6 (H.R. Harmer 29.09.1969, Los 119).



Sammlung Royal Philatelic Collection (Courtney N., The Queens's Stamps (London 2004), 92).



Sammlung H.P. Manus (Plumridge & Co 10.03.1933, 93).



Sammlung A. Hind Sale 4 (Phillips & Kennett 31.03-10.04.1934, Los 357).

Interessant ist, dass bei sämtlichen Aufzählungen die beiden Letztgenannten fehlen. Diese scheinen in Vergessenheit geraten zu sein.

Liebe Grüße
Marc
 
Heinz 7 Am: 17.11.2017 20:24:06 Gelesen: 565134# 305 @  
@ marc123 [#304]

Lieber Marc,

ich gratuliere zu dieser interessanten Zusammenstellung!

Zum Exemplar "Manus" steht im Auktionskatalog: "apparently *, very rare, but repaired". Vielleicht bestätigte sich die Vermutung nicht, dass das Stück ungestempelt ist? - Das wäre eine Erklärung.

Zum Deinem letzten Exemplar "Hind" kann ich noch nicht viel sagen. Hind wurde zwar angeboten im Katalog von Phillip & Kennett, definitiv verkauft aber bei H.R. Harmer in London! Im Auktionskatalog (Sales 684-687) ist aber nur eine Marke ungebraucht angeboten (Los 383) (bei Dir als zweite Abbildung gezeigt). Warum Harmer "nur" eine Marke anbietet, wenn die Sammlung angeblich zwei enthielt, ist mir nicht klar.

Vielleicht steht etwas in den britischen Fachblättern? Manus und Hind waren beide in den Dreissigerjahren.

Liebe Grüsse
Heinz
 
marc123 Am: 17.11.2017 23:15:33 Gelesen: 565071# 306 @  
@ Heinz 7 [#305]

Lieber Heinz,

vielen Dank.

Die Abbildung vom "Manus" Exemplar reicht nicht aus um da mehr zu erfahren. Es kann aber sein dass du recht hast, dass das Stück nicht ungestempelt ist. Eine Möglichkeit wäre eine entfernte Federentwertung. Zu den "Hind" Exemplaren, es sind bei der ersten Auktion drei gewesen (Bei mir 2,3 und 7). Ich dachte vielleicht an ein Sammellos, aber da kommt im Katalog keines in Frage, außer ich habe etwas übersehen. Die beiden sind qualitativ wesentlich schlechter als das das bei der zweiten Auktion angeboten wurde.

Britische Fachblätter aus dieser Zeit habe ich leider nicht.

Dass einige ungebraucht Exemplare in Vergessenheit geraten sind, könnte z.B. der Auktionskatalog von Feldman (1993, 119) zum Los 202 beweisen. Hier wird erwähnt, dass nur zwei ungebrauchte Einzelstücke bekannt sind. Das Gleiche schreibt Kanai (Classic Mauritius. The locally printed postage stamps 1847-59 (London 1981), 111.). Dass Herr Kanai die Auktionskataloge der großen Sammlungen nicht gekannt haben soll würde mich allerdings verwundern. Vielleicht hatte er Zweifel an der Echtheit anderer Stücke?

Liebe Grüße
Marc
 

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