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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 931 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 01.07.2018 10:53:22 Gelesen: 495540# 407 @  
@ bayern klassisch [#405]
@ Martin de Matin [#406]

Freunde, das macht echt Spass so!

Herzlichen Dank, dass Ihr Euch da gleich mit so guten Beiträgen einschaltet. Das ist sehr interessant.

Ralph - ich bin einverstanden mit Dir. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass wir 1912 uns nicht mehr in den Gründerjahren der Philatelie befinden, sondern schon sehr viel Wissen sich angesammelt hatte. Dutzende, hunderte hoch talentierter Sammler hatten damals schon die Marken erforscht, und ihr Wissen floss zusammen in Kompetenzzentren, die phantastische Arbeit leisteten. Die Katalogherausgeber waren damals äusserst kenntnisreiche Philatelisten, die eng mit den führenden Sammlern zusammenarbeiteten. Ein Blick in zeitgenössische Literatur zeigt uns das immer wieder (vgl. dazu auch Beitrag: Literatur).

Natürlich müssen wir auch akzeptieren, dass gewisse Marktpreise damals wie heute zwar real waren/sind, aber trotzdem als "nicht angemessen" bezeichnet werden müssen. Und - wenn die Kataloghersteller bei den "Achterbahnfahrten" nicht jede Laune des Marktes mitmachen, dann ist dies nur zu loben. Es ist (war) die noble (aber schwierige) Aufgabe für sie, zu erkennen, welche Preisentwicklungen nachvollziehbare Gründe hatte, und welche schlicht einer momentanen Laune entsprangen. Oder einem Zufall.

Martin - super, dass Du die Ferrary-Sales schon analysiert hast!

Los 141 der dritten Auktion brachte nur FFR 2'500 ein, obwohl da offenbar 6 Exemplare (davon sogar ein Paar) enthalten waren. Im 3. Katalog sind 2 der 6 Marken im Foto gezeigt



Aufgrund des Rand-Verlaufes nehme ich an, dass beide nicht aus der Reid-Sammlung stammen. 2.500 FFR für sechs Marken (davon ein Paar) ist natürlich nicht sehr viel. Aber in Kontrast dazu steht Los 311 der 10. Auktion!



Diese Marke brachte nun immerhin FRF 8.100 ein! Also rund 20 x soviel wie eine Marke aus Los 141/3.Auktion ! Das ist schwer nachzuvollziehen. An den Rändern der Marke kann es ncht gelegen haben, denn auch diese 8 Pence Marke (Los 311) ist sehr eng geschnitten/beschnitten.

Zur Farbfrage ist auch noch einiges zu sagen.

Gemäss Stanley Gibbons (Katalog 1906/07) gab es zwei Nuancen:

no. 75: 8d. yellow
no. 76: 8d. orange

dazu noch Abarten:

"no leaves right of "SOUTH"": no. 77
"no lines in corners over "P" and "E" of "POSTAGE"": no. 78.

Dies ist also EIN Grund für die hohen Nummern bei Stanley Gibbons; er verteilte oft Hauptnummern auch für Abarten ("varieties"), was meines Erachtens klar abzulehnen ist: Das deutsche System (Senf) war eindeutig besser: Abarten und Nuancen erhalten z.B. (Buchstaben-) Zusätze, aber keine eigenen Hauptnummern).

Bei Senf 1912 war nur die gelbe Variante notiert, aber dafür wurde nach Papieren unterschieden: Papier grau (= 9a) oder Papier bläulich (= 9b). Die Abart (ohne das dreiblättrige Ornament rechts von SOUTH) war auch bei Senf erwähnt: 9 I.

Moens hingegen hatte schon 1882 die zwei Nummern vergeben: no. 67 für gelb ("jaune"), no. 68 für orange. Leider waren im Kataloge 1882/83 aber beide Nummern unbewertet.

Paul Kohl nannte in seinem grossartigen Briefmarkenhandbuch folgende Varianten:

Nr. 16: gelb
Nr. 16b: orange
und DREI Abarten (Nr. 16 I. - 16 II. - 16 III.

(Fortsetzung folgt)
Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.07.2018 11:16:33 Gelesen: 495528# 408 @  
@ Heinz 7 [#407]
@ Heinz 7 [#404]

Ich habe in Beitrag [#404] eine äusserst schöne New South Wales, SG no. 80 gezeigt. Dank der Auflösung der aussergewöhnlichen "Besançon"-Sammlung kann ich nun auch ein SG no. 79 ungebraucht zeigen!



Am 23.11.2017 kam in Zürich bei Corinphila Los 6071 zum Verkauf mit folgender Beschreibung:

"1853 (May): Laureated 8 d. dull yellow on medium blued paper, unused example with four margins, in a fine fresh shade, without gum. Couple of little spots in lower panel not detracting from the fine appearance of this extremely scarce stamp. Cert. RPSL (1951) Gi = £ 13'000."

Wir sehen also, die Marke ist gleich bewertet (SG) wie die no. 80. Und sie erzielte einen hohen Preis: erst bei CHF 22'000 fiel der Hammer, dazu kamen 20 % Aufgeld.

Es scheint also so, dass die 8 Pence sehr begehrt ist und die Katalogpreise eher zu tief liegen als zu hoch.

Spannend. Am besten wäre, wir wüssten, wie viele Exemplare es von dieser Marke ungefähr noch gibt, dann könnten wir besser die erzielten Preise würdigen.

Wer weiss Genaues?

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.07.2018 21:58:08 Gelesen: 495363# 409 @  
@ Heinz 7 [#404]
@ Heinz 7 [#408]

Wer "New South Wales" hört und wissen will, wer denn die beste Sammlung davon hatte, wird um einen Namen nicht herumkommen: Charles Lathrop Pack.



Wer kennt diesen distungierten Herrn nicht?

Sorry - Wenn Sie jetzt sagen: "ich kenne ihn nicht", dann sage ich, das ist eine ähnliche "Unterlassung", als wenn ein Fussball-Liebhaber Franz Beckenbauer nicht kennt!

Nun - mit Vergleichen soll man vorsichtig sein, und ich will keinesfalls eine "Majestätbeleidigung" begehen... Charles Lathrop Pack war ein Sammler, der 1937 starb (80-jährig); heute aber ist er weit herum vergessen. Stanley Bierman, der grosse Philatelie-Kenner und extraordinäre Literatur-Liebhaber (er besass eine der grössten Sammlungen aller Zeiten von Auktionskatalogen) hat in seinem sehr guten Werk (2 Bände) "The world's greatest stamp collectors" und "More of the world's greatest stamp collectors" von 1990 für mich unbegreiflich C.L.Pack nicht berücksichtigt, weder in Band 1, noch im 2. Band (obwohl er im 1. Band - korrekt - anmerkt, dass C.L. Pack wohl auch zu den "greatest" zählen dürfte). - Nun - Carlrichard Brühl vermerkte auf Seite 167 (zum Kapitel "Die grossen Sammler") zumindest den Namen von Pack, auch wenn er ihm dann letztlich doch kein eigens Kapitel widmet.

Charles Lathrop Pack war einer der fünf reichsten Männer Amerikas vor dem 1. Weltkrieg (gemäss Wikipedia). Er besass phantastische Briefmarken-Sammlungen verschiedener Länder und holte an Ausstellungen hohe Auszeichnungen. Er schrieb ein Buch über die Briefmarken von Victoria; dafür erhielt er die Crawford Medaille 1923 und die Lindenberg Medaille 1926. Er war einer der ersten Unterzeichner der "Roll of Distinguished Philatelists" (1921). Gemäss Portrait von Butler (1990) besass Pack wichtige Sammlungen zu

- Canada
- British North America
- Cape of Good Hope
- New Zealand
- New South Wales
- Victoria
- Argentina
- Brazil
- Uruguay

Die Auktionskataloge zu den Auflösungen der Pack-Sammlungen des Hauses Harmer, Rooke & Co., New York, sind Schmuckstücke für jede Bibliothek.

2197+1752+1134+705+1470+1067 Lose beinhalteten die 6 Auktionskataloge 1944-1949, also nicht weniger als 8325 Lose!

New South Wales wurde angeboten an der

1. Auktion (13.12.1944) Lose 967-1333
2. Auktion (12.4.1945) Lose 840-1317
5. Auktion (11.3.1947) Lose 24-728
6. Auktion (16.2.1949) Lose 101-335.

Ich habe nun wirklich erwartet, in dieser grandiosen Sammlung ein paar ungebrauchte 8 Pence-Marken 1853 anzutreffen (Scott Nrn. 20) - aber Fehlanzeige! Nur Los 533 der 5. Auktion war ungebraucht - und dieses Stück war repariert! Text: "8p orange. Good appearance but repaired.". Ich staune! Oder habe ich etwas übersehen?

Also DIESE Marke (8 Pence 1853) muss ungebraucht wirklich sehr selten sein! Ich möchte das weiter untersuchen.

schönen Abend
Heinz
 
Heinz 7 Am: 13.07.2018 15:08:18 Gelesen: 491351# 410 @  
@ Heinz 7 [#108]

Es kommt selten vor, dass eine Briefmarke einen Katalogwert von GB£ 100'000 aufweist. Dies ist bei der Canada 1851, 12 Pence, laid paper, der Fall.

Wenn dann noch eines der schönsten bekannten Exemplare dieser Marke verkauft wird, schaut die philatelistisch interessierte Öffentlichkeit gebannt zu und alle fragen sich, zu welchem Preis das Los wohl zugeschlagen wird.



Der Käufer bezahlte für das gute Stück GB£ 90'000 + 20 % Aufgeld + 5 % Steuern, d.h. klar mehr als den vollen Katalogwert.

Dies ist ein weiterer schöner Erfolgsausweis für die Marke, die bei Haas an 10. Stelle gelistet war (1. Tabelle/reguläre Marken) und bei Schubert auf Platz 31.

Anbei die Details der Losbeschreibung (Spink London)

"Auction: 18010 - British North America, The David Pitts Collection
Lot: 9 (x) Canada
The Pence Issues 1851 Laid paper
12d. black, a spectacular used example in an intense deep colour and with full strong detailed impression on bright paper indicating that this was quite probably from an early impression of the plate, large to exceptionally large margins giving a well-balanced appearance and neatly cancelled with a single clear strike of the seven-ring target postmark.

An extraordinarily attractive and exceptionally fine example of this iconic classic high value rarity. One of the most desired stamps of the British Empire, this outstanding example having always been considered the finest known used example.

Balasse (1980) and Philatelic Foundation (1983) Certificates.

Sc. 3; S.G. 4, £100,000. Photo

Note: A total of just 51,000 stamps were printed, a mere 255 impressions of the plate of 200 subjects. The stamp proved unpopular and only a miniscule 1,450 were sold, the balance being returned to the Post Office and subsequently destroyed

provenance:
Hart
Barclay
Consul Weinberger
Schneider

Subject to 5% tax on Hammer Price in addition to 20% VAT on Buyer’s Premium. Sold for £90,000"

Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.07.2018 17:33:20 Gelesen: 485344# 411 @  
@ Heinz 7 [#410]

Bei unseren Betrachtungen haben wir gesehen, dass im XIX. Jahrhundert die Ganzsachen unter den Postwertzeichen neben den Briefmarken keineswegs nachstanden, sondern dass es darunter unzählige auch sehr teure Stücke gab. Während die Briefmarken auch heute noch sehr beliebt und hoch bezahlt sind, haben sich die Ganzsachen viel weniger stark entwickelt und heute ist nur "eine handvoll" noch in der absoluten preislichen TOP-LIGA. Unzählige Ganzsachen sind heute unterbewertet, sehr rar, philatelistische Preziosen - und sehr günstig zu kaufen! Kluge Philatelisten kümmern sich darum besonders intensiv um diese Postwertzeichen; die "ungeliebten Schwestern" der Briefmarke, wie sie einmal treffend bezeichnet wurden.

Eine der WENIGEN Ganzsachen, die seit über 100 Jahren auch preislich mit den wertvollsten Briefmarken der Welt mithalten kann, ist die Postmeister-Ausgabe von Annapolis. Von Postmeister-Ausgaben haben wir schon einiges gelesen: Neben den vielen Postmeister-Marken wurden auch einige Ganzsachen ausgegeben, u.a. der Briefumschlag zu 5 Cents.



Dieser Umschlag ist meines Wissens nur zweimal bekannt. Und, wenn ich das richtig im Kopf habe, wurde das gezeigte Stück in den vergangenen 123 Jahren nur ein einziges Mal öffentlich verkauft (an einer Auktion). 2018 wird dies das zweite Mal erfolgen!

Der Preis dafür soll mindestens US$ 300'000 sein! Damit ist diese Ganzsache auf "Augenhöhe" mit den teuersten Briefmarken der Welt...

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.07.2018 18:03:39 Gelesen: 485321# 412 @  
@ Heinz 7 [#411]

Ich sehe schon, dass der eine oder andere Leser erstaunt die Augenbraue hochzieht und bemerkt: "Der Heinz schreibt am Thema vorbei..."; darum noch kurz eine "Rechtfertigung":

Die Ganzsache ist wie die Briefmarke ein Postwertzeichen. Wenn unser Thema also "Die berühmtesten und wertvollsten Postwertzeichen der Welt" heissen würde, so würden sich alle Leser (vielleicht ?/hoffentlich !) über meinen neuen Beitrag freuen, aber VIELE würden zu DIESEM Thema vielleicht auch gar nichts lesen, denn mit dem Begriff "Postwertzeichen" können heutzutage viele Leute gar nichts anfangen, während das Thema "Briefmarke" doch noch viele Leute zumindest interessiert.

Die Ganzsache ist also "fast dasselbe" wie die Briefmarke. Sie wurden in den früheren Katalogen auch nebeneinander aufgelistet, wurden genauso eifrig gesammelt, waren (Ende XIX. Jahrhundert) ähnlich im Preisgefüge und hatten ihren festen Platz in der Philatelie.

Viele gute Exponate bei Ausstellungssammlungen schliessen Ganzsachen mit ein. Einige Ganzsachen erhielten auch Zusatzfrankaturen (Briefmarken wurden zu Ganzsachen hinzugeklebt); eine strikte Trennung zwischen Briefmarke und Ganzsache ist dann also gar nicht möglich und macht vor allem auch nur wenig Sinn (meines Erachtens).

Da, wie erwähnt, heute aber auch nur noch sehr wenige Ganzsachen mit den hochbezahltesten Briefmarken "mithalten" können, werde ich in dieser Rubrik nur selten auf solche Stücke eingehen und hoffe, die Leser sehen dies als Bereicherung.

Nun aber zurück zu der Weltrarität Annapolis - Briefumschlag 5 Cents rot.

Das oben gezeigte Stück ist gemäss Auktionsankündigung eines von nur zwei bekannten Stücken dieser Rarität. Es wurde 2012 letztmals angeboten an der (Briefmarken-) Auktion von R.A. Siegel: Sale 1020 — The Frelinghuysen Collection, Part One, Sale Date — Wednesday, 28 March, 2012.

Beschreibung:

"Annapolis, Maryland, 5c Carmine Red on White entire (2XU1). Complete and sharp impression of "POST OFFICE/ANNAPOLIS MD." Eagle and Shield negative circular handstamp with equally clear "5" and "PAID" handstamps impressed separately in same shade of Carmine Red ink, sharp strike of blue "Annapolis Md. 20 Mar." (1846 or 1847) circular datestamp on white envelope (120 x 71 mm) addressed to "Chas. S. Carstairs, Care of John Latour & Co., No. 261 South Front St., Phila. Penna.", manuscript check mark at center of envelope

EXTREMELY FINE. ONE OF TWO RECORDED EXAMPLES OF THE ANNAPOLIS, MARYLAND, POSTMASTER'S PROVISIONAL. ONE OF THE RAREST OF ALL UNITED STATES POSTAGE ISSUES AND OFFERED AT AUCTION FOR THE FIRST TIME SINCE ITS DISCOVERY 117 YEARS AGO."

Das Stück wurde 2012 angeboten mit einem Schätzpreis von US£ 200'000-300'000; bei einem Katalogwert von US$ 300'000. Der Zuschlag erfolgte dann aber erst bei US$ 550'000.

2018, am 3. Oktober, kann dasselbe Auktionshaus (Siegel) diesen Brief wieder anbieten. Der Schätzpreis liegt bei US$ 300'000 bis 400'000.

Wann wird wohl der Hammer fallen? Wir dürfen gespannt sein!

Heinz
 
bayern klassisch Am: 28.07.2018 18:14:39 Gelesen: 485315# 413 @  
@ Heinz 7 [#412]

Hallo Heinz,

ich sehe auch keine sinnvolle Trennung zwischen Briefmarken und Ganzsachen - beide lassen sich noch in zahlreiche Untergruppen aufdividieren, ohne dass ihr identitätsstiftender Charakter dadurch tangiert würde.

Die von dir gezeigte Ganzsache ist schon optisch ein Genuß - um wie viel mehr muss sie das erst sein, wenn man dergleichen sammelt und nach Jahrzehnten solch eine Pretiose endlich angeboten bekommt? Da spielt das Geld, wenn man es hat, wohl keine große Rolle mehr.

Ich könnte mir daher vorstellen, dass beim Zuschlag vorne eine 6 stehen könnte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 29.07.2018 18:24:13 Gelesen: 484811# 414 @  
@ Heinz 7 [#411]

Den Philatelisten, die sich wundern, dass der oben gezeigte Brief angeblich über 100 Jahre nie öffentlich verkauft wurde, kann ich versichern: Ich habe mich auch gewundert. Denn ich kenne diese Ganzsache und weiss, dass sie in berühmten Sammlungen enthalten war!

Wieder zuhause kann ich meine Bibliothek konsultieren. Und ich kann vermelden:



Dieser Brief mit Stempel 8. April ist DER ANDERE der zwei bekannten ANNAPOLIS-Ganzsachen! Er gleicht dem anderen Umschlag nicht "wie ein Ei dem anderen", aber doch ausserordentlich stark! 1895 entdeckte ein Briefmarkenhändler zwei dieser Umschläge, beide an dieselbe Adresse (Charles S. Carstairs, John Latour & Company, Philadelphia). Der eine ist gestempelt 20. März (1846 oder 1847), der andere 8. April (1846 oder 1847). Wichtig ist auch: die zwei Umschläge haben unterschiedliche Formate (112 x 71 mm bez. 120 x 71 mm)!

Die beiden Neuentdeckungen 1895 wurden verkauft an die Philatelisten W. A. Castle (20.3.) und Ferrary (8.4.). Das Exemplar 20.3. ging über in die Sammlung des Earl of Crawford und verschwand dann sehr lange von der Bildfläche. Noch im Jahre 1989 schrieb Christie's in einem Auktionskatalog:

"The March 20 cover has virtually disappeared from philately. It was owned by W.A. Castle, a collector in New York City (...) and was later exhibited by the Earl of Crawford at the 1906 International in London, according to Robson Lowe".

Wenige Jahre später muss der vermisste Umschlag wieder aufgetaucht sein, (nachdem er vielleicht 83 Jahre lang "untergetaucht" war), denn 2012 konnte Siegel das Exemplar aus der Sammlung Frelinghuysen verkaufen (siehe Beitrag 411+412).

Der Umschlag 8.4.1846 hingegen sorgte in den letzten knapp 100 Jahren verschiedentlich für grosses Aufsehen.

Mehr davon später.

Heute konnte ich immerhin den zweiten Umschlag, die zweite dieser phantastischen US-Postmaster-Raritäten, zeigen!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 31.07.2018 08:42:08 Gelesen: 484156# 415 @  
@ Heinz 7 [#414]

Der Umschlag von Annapolis war früh schon (und immer schon, seit seiner Entdeckung 1895) ein heissbegehrter Star. Wie viel Briefmarkenkönig Ferrary dafür bezahlen musste, ist meines Wissens nicht bekannt (er kaufte in als erster vom Briefmarkenhändler Burger). Rund ein Vierteljahrhundert war er im Besitz des Sammlers mit der grössten je bekannten Sammlung.

Am 5.4.1922 kam an der dritten Ferrary-Auktion diese Rarität zum Verkauf. Es war Los 537, beschrieben als "seule piece connue" (einzig bekanntes Exemplar) und war auf Fototafel 14 abgebildet. Man darf nicht sagen, de Beschreibung war falsch, denn der Umschlag vom 20.3. (Beitrag 411) hat ja ein anderes Format (120 x 71 mm), aber besser wäre gewesen, man hätte gesagt, dass nur ein weiteres Exemplar in leicht anderem Format bekannt sei. Ferrarys Ganzsache hat(te) die Masse 112 x 71 mm, was aber im Auktionskatalog von 1922 nicht erwähnt wurde.

Die Ferrary-Auktion zog die meisten der ganz grossen Sammler an, und damals gab es einige wohlhabende Amerikaner, die diese US-Rarität natürlich begehrten. Wie so oft war auch bei diesem Los Arthur Hind schliesslich der Käufer des Loses.

Interessant an den Ferrary-Auktionen ist sicherlich, dass meines Wissens ALLE Lose ohne Katalogwerte oder Schätzpreise angeboten wurden! Einige der Lose waren zum ersten Mal öffentlich an einer Auktion (so eben auch diese ANNAPOLIS-Ganzsache) und die Sammler mussten einen Wert erst finden.

Los 537 wurde zu einem Betrag von 26'000 Franz. Francs zugeschlagen, dies entsprach einem Gegenwert von CHF 14'375 (inkl. Aufgeld). Das war ein sehr hoher Wert und brachte diese Ganzsache auf Platz 50 aller Ferrary-Lose. Es war dies auch der höchste Preis für eine Ganzsache, auf den Plätzen 1-49 waren alles Briefmarken (einzelne oder Einheiten) oder Briefe.

Diese ANNAPOLIS-Ganzsache war auch bei späteren Verkäufen immer teuer...

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.09.2018 18:43:02 Gelesen: 471289# 416 @  
@ 10Parale [#222]

Vor rund einem Jahr haben wir über Österreichs Superstar gesprochen, die Zeitungsmarke 1856 mit Merkurkopf, zinnoberrot. Die Marke war von Theodor Haas 1905 auf Platz 16 der (regulären) Marken der Welt platziert, als 3. Marke von Europa. Der Blick in den (für uns wohl wichtigsten) Katalog für diese Zeit (Gebrüder Senf) zeigt uns einen Katalogwert von 2000 Goldmark für die Senf Nr. 14 (ungestempelt/1911). Wir haben auch gesehen, dass diese Marke als Ausnahme gestempelt noch teurer ist, als ungebraucht. 1911 wollte sich Senf nicht festlegen, und notierte beim Preis "-.-". Auch Kohl legte sich nicht fest (weder im "Illustrierten Briefmarken Normal-Katalog 1913 - Herausgabe 1912, noch im 10. Handbuch, 1914). Hugo Michel aber legte keck seinen ersten Europa-Katalog vor und bewertete Österreich Nr. 9 dabei wie folgt:

ungest: GM 1500
gestempelt: GM 5000 (!)

Interessant ist auch, dass im 19. Jahrhundert Senf hier konkreter war: Wir finden für die Zeitungsmarke Nr. 4 folgende Notierungen:

ungest: GM 2000
gestempelt: GM 4000

Warum er später die konkrete Bewertung für gestempelt wegliess, wissen wir im Moment nicht. Unbestritten war beim "Merkur zinnober" also immer schon die gestempelte Variante teuer als die ungestempelte.

Österreich hat aber zwei weitere teure Zeitungsmarken: Merkur gelb und Merkur rosa (beide 1851), sie sind ungebraucht höher bewertet als gestempelt, wobei für Marken mit Gummi erstaunliche Preisaufschläge vermerkt sind gegenüber Marken ohne Gummi.

Das hier gezeigte Angebot erregt nun sicher unsere Aufmerksamkeit:



LOS Nr. I Gelber Merkur, 1856, ANK Nr. 7 I b BRAUNORANGE, 6 kr, ungebraucht mit VOLLEM ORIGINALGUMMI

Sassone 250.000, Michel nur 2 Stück bekannt, ANK -.-, Ferchenbauer -.-.

Eines der seltensten Stücke der österreichischen und internationalen Philatelie und unikaler Glanzpunkt der großen Merkur- oder Klassiksammlung in herausragender Erhaltung. Ausführliche Atteste von Alberto Diena (1968), Fiecchi (1968), Botacchi (2014), Dr. Avi (2017), Steiner (2018) und Dr. Ferchenbauer (2018). Gelbe Merkure in ungebrauchter Erhaltung mit vollen Rändern und vollem Originalgummi sind äußerste Raritäten. Das vorliegende Stück ist in dieser Farbnuance das besterhaltene, wobei lt. MICHEL Katalog 2017 überhaupt nur 2 (!) Stück bekannt sind.

Wir reiben uns erstaunt die Augen: Sassone wertet diese Farbabart mit Euro 250'000? Es gibt nur zwei Stück dieser Marke?

Ist das eine Marke, die wir bisher vergessen haben? Da lohnt sich ein genaueres Hinsehen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.09.2018 19:42:08 Gelesen: 471260# 417 @  
@ Heinz 7 [#416]

Nein - Wir haben die Marke nicht vergessen, bei unserer Betrachtung der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt.

Ich habe vorgeschlagen, dass wir zuerst die Grundlagen kennenlernen, wie sie um 1910 galten. Und da sind die Grundlagen eindeutig.

Bei Haas wird der gelbe Merkur nicht erwähnt (1905) und ein Blick in den Senf 1911 zeigt uns auch, warum. Da wird die Marke nur bewertet wie folgt:

Senf Nr. 12: ungestempelt: 300 Goldmark - gestempelt: 200 Goldmark.

Das reichte nicht auf Spitzenplätze in den Listen Haas oder Schubert. Auch in anderen (späteren) Übersichten erscheint die Marke (meines Wissens) nie "ganz weit oben".

Warum ist denn eine solche Katalogbewertung (Sassone) möglich?

Lesen wir die Losbeschreibung der gezeigten Marke, so sehen wir: es ist eine Farbnuance; es ist nicht die Marke "gelb", sondern es ist braunorange.

Konsultieren wir einen Michel-Katalog, dann sehen wir Erstaunliches:

Österreich Nr. 7: (6 Kr) gelb, braunorange war 2010 bewertet mit Euro 35'000 (ohne Gummi), ungebraucht (mit Gummi) finden wir wieder eine "-.-" (im Katalog 2000/2001) waren beide Preise noch vermerkt (letzter Katalog mit DM-Bewertung):

*: DM 46'000
(*): DM 28'000

Das sind sicher respektable Werte,aber GANZ nach vorne reichen solche Bewertungen eben nicht. Somit kann man sagen: der "gelbe Merkur" sollte hier gar nicht besprochen werden.

Es ist immer eine heikle Frage, wie detailliert wir ohnehin seltene Marken noch unterscheiden sollen. Macht es Sinn, Grossraritäten noch nach Farbunterschieden oder anderen Unterscheidungsmerkmalen zu unterscheiden? Beispiele?

Zürich 4: Wir können 5 Typen unterscheiden
Hawaii-Missionaries: unterschiedliche Typen!
Mauritius 1850-Ausgabe: unterschiedliche Druck-Stati
u.s.w.

Wenn nun Sassone diese Farbnuance mit schwindelerregenden Euro 250'000 bewertet, wage ich es, die Sammler zu ermahnen, auch andere Kataloge heranzuziehen. Michel ist hier weniger "euphorisch" als Sassone. Ob es allerdings korrekt ist, "gelb, braunorange" in einer Zeile gleich zu bewerten, ist eine andere Frage.

Paul Kohl bewertete 1914 "gelb" sogar höher als "orange". Der Spezialkatalog von Ferchenbauer sah keine grossen Unterschiede:

Nr. 7: gelb = 60.000 Schilling
Nr. 7: dunkelgelb = 75.000 Schilling
Nr. 7: braunorange = 100.000 Schilling

Das sind alte Werte aus dem Ferchenbauer 1974, allerdings für gestempelte Werte:

Ungebraucht ohne Gummi war nur "gelb" bewertet (ÖS 125.000), mit Gummi stehen alle Bewertungen sowieso nur -.-

Wenn natürlich eine Farbnuance ungebraucht mit Gummi nur in 2 Exemplaren bekannt ist (siehe Losbeschreibung), ist ein Extra-Zuschlag schon angemessen.

Aber übertreibt Sassone hier nicht?

Ansichtssache.

Es gibt aber einen ANDEREN guten Grund, dem "Gelben Merkur" in unserem schönen Thema ein paar Zeilen zu widmen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.09.2018 20:59:10 Gelesen: 471226# 418 @  
@ Heinz 7 [#416]

2008 war für Philatelisten ein wunderbares Jahr! Der königliche Sammlungsfund von Fort Belvedere brachte das älteste Briefmarken-Album der Welt zutage, das höchstwahrscheinlich 1854 entstand. Es war ein handgemachtes, einmaliges Briefmarkenalbum! Das erste GEDRUCKTE Briefmarken-Vordruckalbum kam bekanntlich "erst" 1862 heraus.

Noch sensationeller als das Album war allerdings der INHALT des Albums. Es beinhaltete Briefmarken der ganzen Welt von 1850-1854. Einige waren in einer sensationellen Qualität, da sie vermutlich mehr als 150 Jahre weitgehend ohne Lichteinfluss konserviert worden waren. Das Album stammte aus dem Königshaus von Queen Victoria.

Corinphila, Zürich, durfte im Jahr 2008 einige Seiten aus diesem sensationellen Briefmarken-Album versteigern. An der 155. Auktion (16.10.2008) wurde unter anderem folgendes Los angeboten:

2114: (6 Kreuzer / 30 Centesimi) sattgelb, Type Ib, sogenannter "Gelber Merkur" im ungebrauchten waagrechten Paar mit vollem Originalgummi (...)



Ausruf war stolze CHF 125'000.

Das Los war aber auch wunderschön und heiss-begehrt. Ungebrauchte Paare der Michel Nr. 7 waren bislang unbekannt!

Der Hammer fiel erst bei CHF 220'000! Dazu kam ein Aufgeld von damals 19.5 %, der Preis lag also bei CHF 262'900.

Das ist ein sehr hoher Betrag, und also haben wir doch einen guten Grund, diese seltene Briefmarke (Michel Nr. 7) in dieser Rubtik zu besprechen.

Wir dürfen nun gespannt sein, welchen Preis der "gelbe Merkur" braunorange (siehe Beitrag 416) erzielen wird. Er ist für diese Briefmarke aussergewöhnlich schön geschnitten (vollrandig); das ist wirklich eine grosse Ausnahme.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 17.09.2018 21:35:02 Gelesen: 470874# 419 @  
@ Heinz 7 [#416]

Okay, ich gebe es zu: die Briefmarken-Kunde ist nicht ganz einfach! Da will ich uns generell die "berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" vorstellen, und gemäss Vorgehensplan mich wirklich an die Top-Stücke halten - und dann schweife ich doch wieder ab und bespreche auch Marken, die "auf den ersten Blick" nicht in dieses Kapitel gehören.

Stimmt schon, aber andererseits will ich die Leser doch auch auf Super-Stücke aufmerksam machen, die zwar "auf der Liste" nicht "ganz oben" rangieren, aber dann doch ganz exorbitante Preise erreichen. Zu recht? - Ganz generelle Aussagen sind kaum möglich, es kommt auf den Einzelfall an.

Ein gelber Merkur im postfrischen Paar [#418] verdient aber ganz bestimmt unsere Aufmerksamkeit, und selbst eine Einzelmarke kann hochinteressant sein (siehe die Farbnuance in [#416]. Ja sogar eine gestempelte Einzelmarke wie diese hier sollten wir beachten:



Dieses prächtige Stück stammt aus der Sammlung Zgonc und ist eine grosse Rarität. Bei einem Katalogwert von "nur" Euro 10'000 (Michel 2010) überrascht diese Aussage vielleicht (unsere Massstäbe sind hoch), aber: Sammler, aufgepasst!

DIESE Marke hat einen Teil-Stempelabschlag von VICENZA! Und Vicenza liegt nicht in Österreich, sondern in der Lombardei-Venetien! Dort waren diese Zeitungsmarken auch gültig. Solche Verwendungen sind aber äusserst selten.

Wer also das Glück hat, ein solches Stück zu besitzen, hat MEHR als "nur" eine Michel Nr. 7 gestempelt, er hat eine wertvolle Rarität!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.09.2018 16:22:47 Gelesen: 468118# 420 @  
@ Richard [#546]

Wir Philatelisten machen bei unserer Arbeit oft denselben (Schönheits-) Fehler: Anstatt unsere Studien zeitig mit einem Aufsatz abzuschliessen, und unser Wissen zusammenzufassen, tüfteln wir ewig an den letzten ungelösten Fragen herum! Wir sind Möchtegern-Perfektionisten und sehen nicht, dass wir mit unserem Zaudern und WeiterinsDetailforschen auch viele Sympathien verspielen: Freunde, die gerne unsere Kenntnisse kennengelernt hätten, wenden sich enttäuscht ab, weil sie nicht ewig warten können oder wollen.

Ich möchte nicht meine Leser länger warten lassen auf die "letzten Erkenntnisse" meiner Studien und riskiere nun eine erneute Standort-Bestimmung. Vielleicht (wahrscheinlich) sind die Erkenntnisse nicht komplett und vielleicht würde ich gerne später die eine oder andere Ergänzung anbringen, aber ich habe mich entschlossen, heute das Kapitel 1 meiner Studie abzuschliessen.

Welches waren die wertvollsten Briefmarken vor 106 Jahren (=1912)? Leser dieser Rubrik wissen, dass ich anhand zweier Studien des frühen XX. Jahrhunderts (Schubet 1912 und Haas 1905) diese Frage gerne beantworten möchte. Wir haben auch gesehen, dass die Studie Haas für meine Fragstellung die konkreteren Ergebnisse liefert als die Fleissarbeit Schubert (1912). Noch besser aber ist, wir verbinden die zweiten Studien miteinander - und ergänzen sie sogar! Nichts weniger habe ich versucht. Und komme nun zu einem ersten Abschluss.

Zur Erinnerung: Haas listete die Marken und die Fehldrucke auf, die sehr selten sind (gestempelt oder ungestempelt); Schubert hingegen schrieb alle hohen Katalognotierungen aus dem Senf 1912 ab. Viele dieser Marken wurden in den letzten Jahren in Wort und Bild vorgestellt.

Ich habe die ersten 22 Marken der Liste Haas aus seinem Buch von 1905 (Seite 477+478) vorgestellt. Doch schon seine Nummer 23 erreicht den Wert von 650 Goldmark nicht mehr, und dies wurde aus guten Gründen einmal als unterster Wert bestimmt, den eine Marke erreichen müsste, um hier noch Berücksichtigung zu finden.

Haas schloss eine zweite Liste an: "die vierzig seltensten Fehldrucke". Aus dieser Liste können wir 18 Fehldrucke zu unseren regulären Marken hinzuzählen - und kommen so auf 40 Briefmarken!

Schubert hat uns aber Hinweise gegeben auf weitere teure Briefmarken und unsere Studien haben ergeben, dass viele Marken auf der Liste Haas fehlen. Er hat die Gründe dafür selber genannt: er wollte z.B. keine "Lokalmarken" auf seine Liste aufnehmen. Wir haben nun aber gesehen, dass gerade auf diesem Gebiet sehr viele sehr wertvolle Stücke existieren. Wenn wir diese Lokal-Marken mitnehmen, und unsere Betrachtung also auf ALLE wertvollen Postwertzeichen ausweiten, so komme ich (heute) auf 76 Postwertzeichen!

Ich kann heute die Liste dazu nicht posten, das werde ich baldmöglich nachholen. Aber die Zusammensetzung sei verraten:

Die 76 wertvollsten PWZ teilen sich auf auf
75 Briefmarken und
1 Ganzsache (siehe Beitrag [#411] bis [#415]).

Die 76 PWZ waren wie folgt auf die Welt verteilt:

26 Nordamerika
21 Europa
13 Mittel- und Südamerika
10 Afrika
4 Asien
2 Australien

52 Briefmarken
23 Fehldrucke von Briefmarken
1 Ganzsache

Das sind teils ganz neue Zahlen, das ist mir bewusst. Vor hundert Jahren waren die Postmeister-Marken der USA und der Confederate States sehr hoch bewertet (durchaus begründet!); Haas hat diese Marken weggelassen.

Welche Länder hatten denn die meisten wertvollen?

1.) 12 - USA-Postmeistermarken
2.) 7 - Confederate States of America
3.) 5 - Britisch Guiana und 5 - USA 1869-1901 (alles Fehldrucke!)
5.) 4 - Rumänien und 4 - Hawaii
7.) 3 - Afghanistan
(Summe 40)
Sonst hatte kein Land mehr als 2 Marken, die übrigen 35 Briefmarken verteilen sich auf 26 Länder.

Deutschland ist mit zwei Farbfehldrucken enthalten (Baden und Sachsen).

Wir verzeichnen also mehr sehr wertvolle Marken per 1912, als erwartet. Und nach 1912 kamen ja noch einige dazu. Ein paar der 76 ersten Marken sind heute nicht mehr in der Spitzengruppe, dafür kamen andere / neue hinzu. Wir können also auch in Zukunft noch einiges weiter studieren.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 23.09.2018 16:31:47 Gelesen: 468107# 421 @  
@ Heinz 7 [#420]

Hallo Heinz,

toll recherchiert - da hätte ich den Anteil Europas doch deutlich höher eingeschätzt, wohl auf das Niveau der Vereinigten Staaten von Amerika (VSA).

So lernt man durch dich immer wieder (sehr gerne!) dazu.

Danke für alles - Spitzenbeiträge durch die Bank, klasse!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 24.09.2018 20:33:43 Gelesen: 466773# 422 @  
@ bayern klassisch [#421]

Lieber Ralph,

es ehrt mich sehr, wenn Du, als ausgewiesener Vollblut-Philatelist, meine Beiträge lobst. Ganz herzlichen Dank dafür! Es ist mir Ansporn, meine Versuche fortzusetzen, dieses komplexe Thema weiter zu bearbeiten.

Wie oben erwähnt, ist die unten gezeigte Tabelle nicht "in Stein gemeisselt". Ich habe zwar in stundenlangen Studien die Tabellen von Haas und Schubert ausgewertet und wenn nötig Zusatz-Informationen gesucht, aber ich weiss, dass die untenstehende Auswertung auch Fragen zulässt. Ich hoffe, die meisten davon befriedigend beantworten (oder lösen) zu können. Andererseits bin ich auch gerne bereit, die Tabelle zu überarbeiten und später gegebenenfalls neu aufzulegen. Wichtig scheint mir, einmal eine Ausgangslage zu haben, von der aus wir fortschreiten können. Ich betrachte gerne die Folgejahre und erkunde, welche Veränderungen z.B. die nächsten 20 Jahre (1912-1932) brachten...

Ich freue mich auch darauf, z.B. den Beitrag von Ralf (buzones) aufzunehmen und zu überlegen, wie wohl "die teuerste Marke der Tschechoslowakei" sich zu den bisherigen Raritäten verhält (siehe sein Beitrag [#365]). Ein "Höhepunkt der neuen Erkenntnisse" wird sein, wenn wir die Ferrary-Auktionserlöse studieren - werden "neue Sterne geboren" und andere "Sterne" werden vielleicht verglühen? - Für immer? - oder haben sie später ein "Comebeack?"

Anbei also die 76 teuersten per 1912.





Ich habe die Liste aufgebaut, wie die Marken im Senf Katalog 1913 erscheinen würden. In Spalte H sehen wir die Seite im "Senf".

Heinz
 
Heinz 7 Am: 24.09.2018 22:02:27 Gelesen: 466670# 423 @  
@ Heinz 7 [#422]

Am schönsten war, wenn eine Marke bei Haas gelistet war und diese im Senf-Katalog 1912 (oder 1913) bewertet war sowohl für ungebraucht wie auch für gestempelt. In vielen Fällen aber dies aber nicht gegeben! Oft fehl(t)en die Preise, und oft suchen wir eine teure Marke (nach Schubert/Senf) auf der Liste Haas vergeblich.

Mehrere der teuren Marken blieben im Senf unbewertet (bzw. "-.-"), doch gelegentlich fand ich in anderen Katalogen konkrete Hinweise. So konnte ich verschiedene Marken in meine Tabelle aufnehmen oder aus guten Grund daraus streichen.

Am meisten Lücken weist meine Tabelle zweifellos auf bei dem Thema Ganzsachen! Diese spielten zwar im XIX. Jahrhundert eine sehr wichtige Rolle, doch wurden sie anfangs XX. Jahrhundert mehr und mehr von den Sammlern und Händlern vernachlässigt. Mit schlimmen Konsequenzen für ihren Wert! Wir wissen, dass ca. 1890 die Ganzsachen in vielen Fällen durchaus ebenbürtig zu den Briefmarken waren (ihr Wert), Altmeister Lindenberg hat dazu eine interessante Studie geschrieben. Daraus sieht man, dass damals ein grosser Teil der teuersten Postwertzeichen nicht Briefmarken, sondern eben GANZSACHEN waren!

Ich habe auf meiner Liste 1912 der Postwertzeichen aber nur eine einzige Ganzsache aufgenommen, die Super-Rarität von Annapolis (US Postmeister-Marke 1846, siehe Beiträge 411-415). Zweifellos standen auch 1912 noch viele Ganzsachen mit sehr hohen Bewertungen in den Katalogen. Ich will aber in dieser Studie nur Wertzeichen aufnehmen, die auch im 20. Jahrhundert noch sehr hohe Preise erzielten. Ganz weglassen möchte ich aber die Ganzsachen sicher nicht! Darum nenne ich die obige Liste auch "Die wertvollsten Postwertzeichen" und nicht "Die wertvollsten Briefmarken", obwohl Richard vor 9 Jahren nur die "Briefmarken" in den Titel des Themas nahm. Wie schon verschiedentlich erwähnt, spielen die Ganzsachen aber in diesem Thema nur eine kleine Nebenrolle. Aber meines Erachtens eine wichtige!

Eine Frage an meine geehrte Leserschaft.

Was tun, wenn eine seltene Marke bei Haas UND bei Schubert fehlt? - Und wenn auch zeitnahe andere Kataloge keine verlässliche Informationen geben?

Ein Beispiel ist Bermuda, die ersten Postmeister-Ausgaben 1848 - 1860, siehe z.B. [#49].

Diese Marken scheinen in allen Katalogen bis mind. 1910 unbewertet zu sein (wenn sie denn überhaupt aufgeführt wurden!). Offenbar fanden auch schlichtweg keine oder fast keine Transaktionen mit solchen Marken statt; es konnte sich also Preise für diese Marken gar nicht erst bilden.

Mit einem Seufzer habe ich darum diese wunderschönen Briefmarken in meiner "Auswertung 1912" weggelassen. Ich verspreche aber, dass diese Marken später viel Aufsehen erregten und sehr sehr teuer bezahlt wurden und also SPÄTER die Aufnahme in "unsere Liste" mit Bravour schafften!

Ein anderer wichtiger Entscheid war gefordert!

Die Schweden 3 Skilling bco. gelb gilt heute für VIELE als wertvollste Marke der Welt



Hier sehen wir den Auktionskatalog von David Feldman, als die Marke 1996 versteigert wurde.

In diesem Fall scheint mir die Lage anders, als bei den Bermuda-Marken. Bei der Tre Skilling Banco wissen wir nämlich, dass die Marke schon 1894 für den sehr hohen Preis von GB£ 400 verkauft wurde! Konsequenterweise hätte die Marke dann auch in die Kataloge gehört - mit Preisangabe.

Warum all die Kataloge den berühmten Schweden-Fehldruck aber ignorierten, wissen wir heute nicht. Er fehlt bei Senf (und damit in der Studie Schubert). Und auch auf der Liste von Philatelie-Grossmeister Haas suchen wir den Fehldruck vergebens (er hätte meines Erachtens damals unter die "Top Five" gehört).

Dies scheinen mir Fehler gewesen zu sein. Darum habe ich die Marke auf meine Liste aufgenommen.

Wir werden das Vergnügen haben, zu prüfen, wann die Schweden 3 Skilling gelb aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst wurde. Heute steht die Marke ohne Frage ganz ganz weit oben auf den (aktuellen) Listen.

Der Startpreis der Marke 1996 dieser Marke war eine MILLION SCHWEIZER FRANKEN !

Heinz
 
bayern klassisch Am: 24.09.2018 22:30:18 Gelesen: 466649# 424 @  
@ Heinz 7 [#423]

Lieber Heinz,

die 3 Skilling galt lange Jahre als fälschungsgefährdet, weil sie angeblich farbverfälscht sein sollte. Ich kenne leider nicht den neuesten Stand der Analyse - vlt. hat man sie daher weggelassen, um keiner Fälschung den Weg ins Goldene Buch der Philatelie zu ebnen?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 25.09.2018 23:01:35 Gelesen: 466167# 425 @  
@ bayern klassisch [#424]

Du hast recht, dass der Farbfehldruck angezweifelt wurde. 1974 wurde die Marke im Ehrenhof der "Stockholmia 1974" ausgestellt. Damals baten 9 schwedische Experten, die Marke genau untersuchen zu dürfen, was dann auch erlaubt wurde. 1975 kam Professor Diego Carlström "and others" zum Schluss, dass der Fehldruck echt ist.

Diese Info habe ich aus dem oben gezeigten Katalog.

Die Marke hat x-mal sehr hohe Preise erzielt. Seit 43 Jahren sind wohl auch die Kritiker und Zweifler verstummt. Wie die Situation um 1910 war, wissen wir heute wohl zu wenig.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 26.09.2018 11:11:24 Gelesen: 466055# 426 @  
@ Heinz 7 [#425]

Lieber Heinz,

danke für die profunde Auskunft mit den Daten - so genau hätte ich das nicht machen können.

Selbst als ich noch Jungsammler war, gab es Stimmen, dass sie evtl. nicht echt sein könnte und da reden wir von den 1970er Jahren.

Es mag durchaus sein, dass schon weit früher Zweifel geäußert wurden und sich dadurch der potentielle Wert/Preis nach unten verändert haben könnte.

Wenn sie aber echt ist (ich habe sie mal in natura gesehen, weiß aber nicht mehr wo und wann das war), dann ist sie sicher die Krone der Klassikphilatelie, obwohl es ja von jedem Farbenfehldruck mindestens einen ganzen Bogen gegeben haben muss, also das Auftauchen weiterer Exemplare nicht auszuschließen ist, wohingegen andere Weltraritäten in so geringer Stückzahl gedruckt bzw. in hoher Stückzahl zurückgezogen und vernichtet wurden, dass diese Befürchtung weniger besteht.

Liebe Grüsse und vielen Dank für dein sensationelles Engagement in diesem interessanten und wichtigen Bereich der Philatelie,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 27.09.2018 23:07:43 Gelesen: 465954# 427 @  
@ Heinz 7 [#422]

Im Thema "Vom Nutzen philatelistischer Literatur" habe ich die wohl wichtigsten Eckdaten zu den Maury-Katalogen gegeben, welche im 19. Jahrhundert für Frankreich die führende Stellung einnahmen (1870 bis Ende des XIX. JHs).

Ich habe einen der letzten Kataloge von Arthur Maury (er starb 1907), und zwar die Ausgabe 1904. Diese ist besonders interessant, weil sie fast gleichzeitig herauskam wie das phantastische Lehrbuch von Theodor Haas. Haas schrieb 1905 bekanntlich eine Einschätzung der seltensten Marken.

Schön am Katalog Maury ist, dass einige Briefmarken bewertet wurden, die im Katalog der Gebrüder Senf (Leipzig) nicht bewertet wurden! So können wir Quervergleiche ziehen!

@ Heinz 7 [#371]

Haas setzte auf die ersten 6 Plätze:(siehe unten, Vergleich mit Maury)

1) Guyane Anglaise - 1856 - 1 cent rouge - Maury No. 9a: Wert 10'000 (nur gestempelt im Katalog) (Seite 209)
2) Guyane Anglaise - 1850-51 - 2 cents rose - Maury No. 0: Wert 6'000 (nur gestempelt im Katalog) (Seite 209)
3) Hawaii 1851 - 2 cents bleu - Maury no. 1: Wert 8'000 (nur gestempelt im Katalog) (Seite 218)
4) Maurice 1847 - 2 pence bleu - Maury no. 7: Wert 18'000 (ungestempelt) bzw. 15'000 (gestempelt) (Seite 282)
5) Maurice 1847 - 1 penny rouge - Maury no. 6: Wert 20'000 (ungestempelt) bzw. 10'000 (gestempelt) (Seite 282)
6) Roumanie 1858 - 81 parale bleu - Maury no. 3: Wert 10'000 (ungestempelt) bzw. 6'000 (gestempelt) (Seite 364)

Man sieht hier also interessante andere Ansätze als bei Senf, mit der blauen Mauritius als der teuersten Marke der Welt.

Bei den teuren Postmeister-Marken der USA hat Arthur Maury aber auch nur sehr lückenhaft informieren können; die meisten dieser Raritäten waren unbewertet oder überhaupt nicht katalogisiert.

Noch ein Wort zur seltsamen Nummerierung bei Maury. Arthur Maury gab seinen ersten kompletten Katalog schon sehr früh heraus (1865). Vermutlich war dort British Guiana 2 Cents gar noch nicht bekannt, darum erhielt der 4 Cent-Wert bei Maury die Nummer 1. Als dann später die 2 Cents bekannt wurde, gab Maury ihr offenbar die Nummer Null, damit die 4 Cents weiterhin die Nummer 1 bleiben konnte. Bei Mauritius war die Ausgabe von 1848 nummeriert mit 1-5, die Ausgabe 1847 (Post Office) aber mit Nummer 6+7.

Wir wissen auch von anderen Katalogen, dass eine einmal gewählte Katalognummer sehr oft - trotz neuen Erkenntnissen! - nie korrigiert wurde/wird!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.09.2018 19:42:20 Gelesen: 465894# 428 @  
@ Heinz 7 [#427]

Ich kann etwas bestätigen, das ich gestern erst vermutet habe.

Die Maury Nr. 0 von British Guiana (der 2 Cents Wert) wurde gemäss Literatur erst 1877 bekannt.

Das mag damit zusammenhängen, dass am 1.7.1850 das erste Postbüro eröffnet wurde, damals aber nur Briefporti von 4, 8 oder 12 Cents fällig waren (abhängig von der Distanz). (Quelle: "The Postage Stamps and postal history of British Guiana" von Townsend & Howe, 1970, Seite 406). Gemäss Tabelle kam die 2 Cents Wertstufe erst am 1.3.1851 hinzu ("City Post in Georgetown (short-lived)".

Townsend & Howe schreiben denn auch (Seite 19): "The values of the stamps which came into use on 1st July 1850 were 4 cents, 8 cents and 12 cents".

Eigentlich ist es dann auch logisch, dass die Kataloge diese Werte als Nummern 1,2,3 aufführen! Maury tat das auch, was also völlig richtig war und ist.

Was aber offenbar lange Zeit unbekannt war: (siehe Seite 19):

"A further duty (2 cents) came into use on 1st March 1851 as is shown by the notice which appeared in the Royal Gazette on 22nd February 1851 (...)".

Weiter lesen wir (Seite 20): "In the British Guiana Philatelic Journal of December 1921, Mr A.D. Ferguson stated that the first copy of the 2 cents circular was found by Mr N.R.McKinnon in 1877. It was therefore 26 years before an example was discovered."

Also - alles klar! Maury gab seinen ersten Katalog bereits 1865 heraus und notierte die Werte 4, 8 und 12 Cents korrekt mit den Nummern 1, 2 und 3. Der 2 Cents Wert hätte dann eigentlich die Nummer vier erhalten sollen, aber er war damals noch nicht bekannt/gesehen. Erst 26 Jahre nach der Ausgabe wurde die Marke entdeckt! Maury hatte die Nummer 4 dann aber längst an die Folgeausgabe: 1852 Segelschiff im Hochrechteck, 1 Cent, vergeben!

Offenbar wollte Maury dann 1877 nicht die Katalogisierung korrigieren, seine Nummern 4-44 (1852-1876) hätten alle eine Nummer "aufrücken" sollen. Stattdessen vergab Maury der neu-bekannten 2 Cents-Marke die Nummer Null und stellte sie an den Anfang des Landes.

Nicht ganz korrekt, aber verständlich. Andere Kataloge (wie Senf) nahmen die 2 Cents auch an den Anfang, was streng genommen nicht korrekt ist; nur die Nummer 4 ist "sauber".

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.09.2018 20:10:38 Gelesen: 465884# 429 @  
@ Heinz 7 [#428]

Ich möchte hier einen der extrem seltenen Werte noch zeigen:



1877 wurden 4 Exemplare dieser Marke erstmals gefunden, 26 Jahre nach ihrer Herausgabe! Alle vier Marken wurden von McKinnon gekauft. In den nächsten 10 Jahren wechselte diese Marke dann 8 Mal den Besitzer! (Quelle: "Encyclopedia of rare and famous stamps", by Leon N. William, 1997).

Neben diesen vier aufgetauchten Exemplaren wurden dann noch drei Briefe bekannt, die alle aber nicht als Einzelfrankatur (City-Post) eingesetzt wurden, sondern immer im Paar, dies ergab das normale Briefporto von 4 Cents.

Die drei Briefe kamen ans Tageslicht:

1888: Brief von Demerara, 24. Oktober 1851
1896: Brief von Demerara, 5. August 1851 (der berühmte Miss Rose, Blankenburg-Brief) = Geschenk an die Kirche!
1897: Brief von Demerara, 26. November 1851

In den Beiträgen [#46] und [#151] habe ich zwei Briefe bereits gezeigt.

Seit nunmehr 120 Jahren ist meines Wissens die Anzahl der bekannten Stücke nicht grösser geworden: es gibt nur 7 Stück: 3 Briefe und 4 Einzelmarken (alle gebraucht (Unterschrift/Initiale des Postmeisters bzw. eines Postbeamten)).

Theodor Haas setzte diese Marke 1905 wie erwähnt auf Platz 2.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.10.2018 20:45:14 Gelesen: 465079# 430 @  
@ Heinz 7 [#429]

Einen tollen Fund habe ich in meiner Zeitschriften – Bibliothek gemacht. Von der Zeitschrift „Le Timbre-Poste“ schreibt Prof. Carlrichard Brühl: „(…) das von J.-B. Moens verlegte „Le Timbre-Poste“ (…) das ohne jeden Zweifel die führende philatelistische Zeitschrift des 19. Jahrhunderts gewesen ist“ (siehe Brühl, Seite 772)

In der Ausgabe Mai 1878 (16. Jahrgang, No. 185) auf Seite 38 fand ich den Hinweis auf die neuentdeckte British Guiana 2 Cents, schwarz auf rosa! Redakteur Louis Hanciau schreibt nicht eben begeistert über die Neuentdeckung. Im Gegenteil, er warnt die Sammler vor solchen Neuentdeckungen!



Im grossen „Catalogue prix-courant de timbre-poste, enveloppes, (…) etc. par J. – B. Moens, sixième édition » von 1883 ( ?) ist die Marke aber sauber katalogisiert (Seite 398) als (vermutlich neue) Nr. 1 von Guyane Anglaise. Dass die Marke erst 1871 herauskam, war Moens noch nicht bekannt, er listete die Marke zusammen mit den anderen 3 Werten (4, 8 und 12 Cents) im Jahre 1870 aus.

Es ist sehr nützlich, wenn man "den Stand des Wissens" im Nachhinein rekonstruieren kann!

Liebe Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.10.2018 10:08:42 Gelesen: 464900# 431 @  
@ Heinz 7 [#411]

Ganzsache gut verkauft!



Die Postmeister-Ausgabe von Annapolis (Umschlag) ist fraglos eine Pretiose ersten Ranges in der Welt der Philatelie. Als eine der ganz wenigen Ganzsachen konnte dieses Postwertzeichen wertmässig mithalten mit den teuersten Briefmarken der Welt. Meines Wissens ist dies seit ca. 100 Jahren die wertvollste Ganzsache der Welt.

Dieser Umschlag existiert nur zweimal, wobei die Formate der beiden unterschiedlich sind und darum auch als "zwei Unikate" angesehen werden können. Beide Umschläge wurden erst 1895 entdeckt und wanderten sofort in berühmte Sammlungen. In den letzten 123 Jahren kamen die beiden Postwertzeichen nur selten auf den Markt. Der oben gezeigte Umschlag ([#411]) wurde jetzt erst zum zweiten Mal an einer Auktion öffentlich angeboten! Im 19./20. Jahrhundert war der Umschlag offenbar nie öffentlich zum Kauf angeboten, sondern wurde immer privat verkauft (gemäss Informationen Auktionskatalog)!

Gestern war es wieder soweit. In New York wurde die Ganzsache angeboten und verkauft.

Schätzpreis: US$ 300'000
Zuschlagpreis: US$ 390'000 + 18% Zuschlag = US$ 460'200

Das ist natürlich ein stolzer Preis. Es sei aber daran erinnert, dass an der Auktion im Jahre 2012 (als der Umschlag das erste Mal an einer Auktion war!) die Ganzsache noch deutlich teurer wurde: der Zuschlag war damals erst bei US$ 550'000, vgl.

@ Heinz 7 [#412]

Die Ganzsache war lange Zeit "von der Bildfläche verschwunden" (siehe Informationen von Christie's 1989)

@ Heinz 7 [#414]

Offenbar ruhte der Brief lange Zeit bei einem Raritätenhändler. Senator Peter Frelinghuysen hatte ihn dann gekauft. 2012 mochte Erivan Haub ihn nicht kaufen, aber vielleicht war er der Unterbieter? - - Nun, gestern gab es einen neuen Preis dafür.

Heinz
 

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