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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 937 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 13.03.2019 14:19:15 Gelesen: 438896# 513 @  
Unser Thema heisst "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt". Ich zeige nun einen Brief, der trägt eine recht unscheinbare Briefmarke (80 Centimes, Yvert no. 32b) auf einem Brief, der zwar nett aussieht, aber auch nicht unbedingt erahnen lässt, warum denn dieser Brief so teuer ist ?



Als ich den Brief mit Euro 75'000 ausgeschrieben sah, dachte ich mir, er bliebe wohl unverkauft. Aber nein, auf der Ergebnisliste von Behr "Auktion Drouot 18, mail auction 37" sehe ich ein Resultat von satten Euro 82'650.

Behr ist ein grosser Raritäten-Händler, der es nicht nötig hat, seine Schätze unter Wert zu verkaufen. Seit vielen Jahren kann das Haus immer wieder schöne Stücke anbieten, und die Preisliste ist "gehobener" als anderswo.

Nun aber zur "Auflösung" unserer Frage: warum ist dieser Brief so teuer?

Nun, es ist ein einmaliger Brief "Ballon Monté". Ein Mitarbeiter der Bank Rothschild hat 1870 während der Belagerung von Paris via Ballon monté einen Brief nach Mexiko gesandt! Kein Wunder, dass mit dieser Destination/Beförderungsart nur dieser eine Brief existiert.

Er ist übrigens nicht nach Mexiko geflogen, damit dies klar ist. Der Ballon ging auf europäischem Boden nieder und dieser Brief wurde via England (London) weiter geschickt.

Ballon monté-Briefe gibt es einige schöne/teure. Solche Briefe kosten dann auch gelegentlich sehr viel, wie hiermit gezeigt wird.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 13.03.2019 18:23:01 Gelesen: 438851# 514 @  
@ Heinz 7 [#513]

Hallo Heinz,

DAS ist ein Traum - ein teilfrankierter Ballonpostbrief bis 4 g nach Mexiko - dort für 2 Reales zum Empfänger. Super, das ist bei dieser Thematik wohl nicht mehr zu toppen, daher auch der Preis.

Danke fürs Zeigen dieser Bombe und liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 19.03.2019 22:27:57 Gelesen: 438161# 515 @  
@ Heinz 7 [#504]

Oben habe ich 5 Sammler genannt, die wohl mit gutem Grund zu den "grössten Sammlern aller Zeiten" gezählt werden dürfen. Ich denke, mit den neu bekannt gewordenen Angaben zu den Sammlungen von Erivan Haub dürfen wir die obige Liste getrost erweitern um eben diesen Sammler: Erivan Haub.

Nicht weniger als 30 Auktionen sind geplant, um seine zahlreichen Sammlungen aufzulösen! 8000 Lose soll das "Gesamtwertk" umfassen (siehe: "Thema: Erivan Haub Sammlungen werden bei Köhler, Corinphila und Harmers versteigert" / Beiträge 1 und 2 von Richard).

Wir dürfen also gespannt sein auf das, was kommt! Hoffen wir, dass einige lang vermisste Raritäten vielleicht wieder auftauchen 2019-2024. Das wird mit Sicherheit eine sehr informative Standortbestimmung des aktuellen Preisgefüges für einige Raritäten geben.

Die oben genannten Sammlungen Ferrary (etc.) waren gerade darum so spannend, weil innerhalb relativ kurzer Zeit riesige Sammlungen auf den Markt kamen mit zig- Weltraritäten. Welche Marken 2019-24 nun am eifrigsten beboten werden, und ob die zur Zeit gültigen Einschätzungen der Experten danach gross überarbeitet werden müssen, wird sich weisen.

Liebe Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.03.2019 23:27:20 Gelesen: 438154# 516 @  
@ Heinz 7 [#510]

Als 1981 der "Blue Boy" für 1 Million Dollar verkauft wurde, bedeutete dies einen neuen Preisrekord. Hier ein Bild von der Albumseite, das ich 2016 in New York machen konnte:



Seither gilt bei vielen Sammlern dieser Brief als DAS Spitzenstück der USA-Philatelie und vielleicht sogar weltweit. Diese Meinung ist sicher nicht "falsch", wenn man sich den Preis vor Augen führt und im Bewusstsein, dass dieses Stück ein UNIKAT ist.

Aber es ist doch auch hilfreich zu wissen, dass diese Einschätzung seit 1981 ihre Berechtigung vielleicht wohl hat, aber ZUVOR unser "Wunderbrief" von ähnlich prächtigen Konkurrenten sogar noch übertroffen wurde:

10 Parale nennt die Verkaufsstationen des "Blue Boy" (siehe @ 10Parale [#512]). Knüpfen wir daran an, so sehen wir, dass sowohl bei Josiah Lilly (1967) als auch bei Alfred Caspary (1955) andere Lose noch teurer wurden als "Alexandria blau". Das gilt sogar allein für das Gebiet USA! Und "weltweit" gab es damals gleich mehrere Stücke, die damals höher eingeschätzt wurden, als der Blue Boy.

Ob also der USA-Blue Boy-Brief dieses Mal seine Konkurrenten (aus dem eigenen Lager/US-Postmeister-Ausgaben und weltweit) schlagen wird, ist eine Frage, die einige Spannung birgt.

Wir müssen uns vor Augen führen, dass der Brief in 173 Jahren erst das dritte Mal öffentlich versteigert wird! Er wurde erst 1907 (einundsechzigjährig!) entdeckt und dann ein paar Mal verkauft, aber meistens privat. An öffentlichen Auktionen war er erst bei

H.R. Harmer Inc., New York, 1955
Robert Siegel, New York, 1967.

52 Jahre sind seither vergangen.

Heinz
 
Koban Am: 20.03.2019 01:29:10 Gelesen: 438146# 517 @  
@ Heinz 7 [#513]

Nicht die Destination Mexiko macht diesen Ballonbrief zu einem Unikat (es gibt mehrere Briefe nach Mexiko), sondern die Verwendung einer ungezähnten(!) Mi 31.

Die Marke gehört zu einer sehr kleinen, für den Bankier Rothschild hergestellten, ungezähnten Auflage (émission Rothschild).

Dass es sich beim Absender F.MITJANS & CIE um einen "Mitarbeiter der Bank Rothschild" handeln soll, könnte eine übersetzungsbedingte (?) Verstümmelung sein.

Gruß,
Koban
 
Heinz 7 Am: 24.03.2019 20:19:18 Gelesen: 437693# 518 @  
@ Heinz 7 [#489]

Die zehn Top-Ergebnisse der Ferrary-Auktionen habe ich Ende 2018 vorgestellt.

Nach meiner Tabelle ist auf Platz 11 folgende Briefmarke:



Auktion 4 (14.-16.6.1922) Los 319

Hawaii Nr. 1, gestempelt

Obwohl im Auktionskatalog knapp und gnadenlos beschrieben als "défectueux" erreichte die Marke einen sehr hohen Zuschlag.

Wir wissen, dass Hawaii sehr beliebt war, damals. Schon Platz 3 und 9 sind belegt durch die Hawaii Nr. 1!

Die Nummer 1 gibt es heute nur noch 15 Mal:
1 x ungebraucht
1 x auf Brief
1 x auf Fragment
12 x gestempelt.

Mindestens 4 davon sind zudem in Museen, also ist die Auswahl für diese klassische Schönheit sehr klein.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 24.03.2019 21:39:53 Gelesen: 437672# 519 @  
@ Heinz 7 [#518]

Ich hätte noch ein paar Anmerkungen zu diesem Exemplar der Hawaii Nr.1.

Gemäß der Beschreibungen im Siegel-Census und den Angaben im Honululu Advertiserkatalog ist dieses Exemplar einer der am meisten durch die verschiedenen Sammlungen gewanderten Hawaii Nr. 1. Die Marke ist auf ein Stück Papier montiert und ist wohl unter dem Wort Two repariert, aber es ist die einzige Nr.1 mit mit einer Entwertung von gekreuzten Balken.

Interessant sind die Preisangaben im Burruskatalog:

Ferrary 1922: 8750 Dollar
Hind 1935: 7410 Dollar
Wilson 1943: 7200 Dollar
Harris 1954: 4750 Dollar

Der Schätzpreis bei Burrus war 7500 Dollar. Der Zuschlag 6750 Dollar.

Interessant ist der Preisabfall zwischen 1922 und 1954.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 26.03.2019 23:24:37 Gelesen: 437536# 520 @  
@ Martin de Matin [#519]

Lieber Martin,

es freut mich, dass auch Du Dich für Preisentwicklungen interessierst. Diese verlaufen sehr uneinheitlich.

Hawaii war 1912 hoch bewertet und die Resultate 1922 bestätigten die Katalogpreise oder übertrafen sie sogar. Hawaii wurde sehr teuer bezahlt. Die gezeigte Marke erzielte einen Preis von

GB£ 1847 oder US$ 8253 (meine Umrechnung).

Umgerechnet auf heute errechne ich einen Wert von sage und schreibe CHF 473'000 per 31.12.2018.

Wir haben gesehen, dass heute einzelne Marken die Preise von 1922 übertreffen, andere aber liegen z.T. auch deutlich darunter. Vermutlich war Hawaii 2 Cents gestempelt vor 97 Jahren auf dem Höhepunkt ihres Wertes. Du zeigst spätere Auktionsresultate. Der Katalogwert lag im Jahr 2010 bei Euro 300'000 (Michel).

Es war das erklärte Ziel meiner Arbeiten zu zeigen, dass

a) Die Briefmarken (Raritäten) schon vor (mehr als) 100 Jahren hohe Preise erzielten
b) einzelne Marken sich aufwärts, andere aber abwärts bewegten (preislich)

Nochmals sei auch gesagt, dass es natürlich eine Rolle spielt, wie die Wertentwicklung berechnet wird! Bleibt man im Dollar-Raum oder rechnet um in GB£? - Meine Methode mit Umrechnung in Schweizer Franken hat wichtige Vorteile, aber man MUSS das natürlich nicht so machen.

Die Marke ziert heute übrigens die Sammlung von Claes Anrup FRPSL aus Schweden!

Heinz
 
10Parale Am: 28.03.2019 12:38:07 Gelesen: 437426# 521 @  
@ Hornblower [#59]

In Stockholm wird in Kürze ein Baden Fehldruck versteigert.

Vielleicht für lange Zeit die letzte Chance.

10 Parale
 
Heinz 7 Am: 31.03.2019 17:55:30 Gelesen: 437170# 522 @  
@ 10Parale [#521]
@ Hornblower [#59]

Lieber 10 Parale,

Du weisst, dass in Stockholm nicht "irgend ein" Baden Fehldruck zur Auktion kommt, sondern DER Sensations-Brief, der 1985 den Rekordpreis von DM 2'300'000 erzielte?

siehe [#486]

Gemäss anerkannten Informationen gibt es von dieser Marke nur 4 Stück:

Brief Orschweier, 20.7.1851
Brief Ettenheim, 25.8.1851 (siehe Beitrag 486)
Fragment, gestempelt mit Ringstempel "2" von Achern (siehe Beitrag 59)
ungebrauchte Marke, 1991 verkauft bei David Feldman

Da der erste Brief bereits im XIX. Jahrhundert ins Reichspostmuseum Berlin gelangte sind nur noch drei Exemplare für Sammler erreichbar, wobei der Brief Ettenheim bestimmt das attraktivste Exemplar ist. Dieser Brief erzielte 1985 einen viel beachteten Weltrekord als teuerste philatelistische Einheit.

Der Ettenheim-Brief wurde seit seiner Entdeckung 1894 erst vier Mal an einer Auktion verkauft:

- 1894
- 1923
- 1956
- 1985

Er war, wie inzwischen bekannt wurde, ebenfalls in der Sammlung von Erivan Haub, dessen Sammlung nun in 30 Auktionen verkauft werden soll, siehe [#515].

Viele Philatelisten freuen sich auf diese Erivan Haub-Auktionen. Sie werden ein wichtiger neuer Masstab sein für einige der teuersten Marken der Welt.

Liebe Grüsse
Heinz
 
Martin de Matin Am: 31.03.2019 19:30:42 Gelesen: 437149# 523 @  
@ Heinz 7 [#522]

Hallo Heinz,

du führst in deiner Aufzählung auch einen ungebrauchten Fehldruck auf, der 1991 bei Feldmann versteigert wurde. Dieses Exemplar wurde am 9.6.1990 bei Joachim Erhard als Teil der Koch-Badensammlung versteigert. Der Ausruf war 12.000 DM, und soweit ich mich erinnere war der Zuschlag unter 50.000 DM. Allerdings wurde die Marke nicht als Fehldruck sondern als Probedruck beschrieben. Bei Feldmann wurde sie als hochgejubelter Fehldruck mit einem deutlichen sechsstelligen Preis angeboten. Sie war soweit ich mich erinnere mit einem gemeinsamen Attest/Gutachten von mehreren Prüfern versehen. So wurde aus einem Probeduck ein Fehldruck. Optisch entspricht die Marke auch nicht ganz den anderen Fehldrucken. Korrigiere mich falls ich mich bezüglich meiner Erinnerungen täusche.

Gruss
Martin
 
marc123 Am: 31.03.2019 20:45:15 Gelesen: 437129# 524 @  
@ Martin de Matin [#523]

Hallo Martin,

die ungebrauchte Marke wurde nach 1991 (verkauft für CHF 690000), noch einmal am 4. April 2008 bei Feldman in einem Spezialkatalog eigens für diese Marke angeboten. Schätzpreis 1-1,5 Millionen Euro. Verkauft für 1 314 500 Euro. Weiter wurde sie laut Katalog noch einmal 1997 "Pacific 97" verkauft. Erstmals verkauft auf einer Auktion in Berlin 1919 (Sammlung Trubsbach).

Die hellere Farbe und das verdunkelte Gummi durch die einige Zweifel aufkamen, werden laut Auktionskatalog dadurch erklärt, dass die Marke während der Bombardierung Berlins im zweiten Weltkrieg in einem feuerfesten Safe überlebte.

Atteste liegen bei von Calves (1995), J-R Brun (1995), Göbel (1992) und Heinz Georg Richter (1995). Interessant ist dass diese alle nach 1991 sind, das gemeinsame Attest wird 2008 nicht erwähnt.

In einem anderen Thema https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=12688&CP=0&F=1 Beitrag 31 hat Markus Pichl heute folgendes geschrieben: Welches Prüfungsergebnis würde heute bei einer Prüfung von Baden 4 F oder der Schweden 1 F herauskommen?

Marcus, es wäre sicher spannend und es würde mich sehr freuen hier Deine Meinung zu hören.

Liebe Grüße
Marc
 
Heinz 7 Am: 01.04.2019 23:39:25 Gelesen: 436935# 525 @  
@ Martin de Matin [#523]

Lieber Martin,

es ist mir bekannt, dass die ungebrauchte Marke 1991 stark diskutiert wurde. Ich bin froh, dass Marc hierzu wertvolle ergänzende Information geben konnte, siehe [#524].

Offenbar gibt es doch ein paar Sammler, die von der Echtheit des ungebrauchten Exemplares überzeugt sind, denn sonst wären die bezahlten Preise kaum zustande gekommen. Ich erachte es als zulässig, das Exemplar als gültigen Fehldruck zu anerkennen. Es ist mir aber bewusst, dass es auch andere Meinungen gibt.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Hornblower Am: 02.04.2019 09:16:08 Gelesen: 436868# 526 @  
Hallo zusammen,

das ungebrauchte Stück verfügt über kein anerkanntes Attest eines Baden-Prüfers - warum wohl?

Ich habe mich lange und intensiv damit befasst und in den Rundschreiben der ArGe Baden auch darüber ausführlich geschrieben. Nach meiner Ansicht stammt das Stück von Julius Maus (1855-1934), der seinerzeit ein Originalklischee der 9-Kreuzer-Marke besaß und damit philatelistische Spielereien anfertigte, wie den "Simon-Brief" oder den "Maus-Bogen", um nur zwei zu nennen.

Was die angeblich gezahlten Preise anbelangt, sehe ich diese sehr kritisch, ich glaube sie offen gestanden nicht. Aber das ist meine Sicht der Dinge, die wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

Ich würde es daher auch nicht in dieser sehr verdienstvollen Liste führen.

Beste Grüße
Michael Ullrich
 
Hornblower Am: 02.04.2019 09:27:45 Gelesen: 436865# 527 @  
Ich habe meinen damaligen Beitrag gefunden und gebe ihn gern hier wieder, vielleicht interessiert es jemand ja:

Der „Trübsbach-Fehldruck“ sucht wieder einen Käufer

Seit seinem letzten Auftauchen auf dem internationalen Auktionsmarkt sind mehr als 10 Jahre ins Land gegangen, nun feiert er sein Comeback: das ungebrauchte Exemplar des Baden-Fehldrucks wird erneut von David Feldman in Genf auf seiner April Auktion 2008 angeboten.

In einer vorbildlichen Präsentation, die in dieser Form allgemein für Raritäten angemessen wäre, wird in englischer Sprache „The Unique Unused 1851 9 Kreuzer Error of Colour“ sehr professionell angeboten.

Neben einer allgemeinen Einführung wird vor allem der Hintergrund der ersten badischen Markenausgaben sehr detailliert beschrieben, auf die bekannten Exemplare des Fehldrucks eingegangen und dann die Geschichte des ungebrauchten Stücks geschildert. Selbst die Beschreibung des angeblichen „Simon-Fehldrucks“ fehlt nicht.

Eine solche Präsentation hat ihren Preis: zwischen 1 und 1,5 Mio. Euro soll die Marke erbringen – viel Geld für ein sehr umstrittenes Stück, das seit seinem ersten Auftauchen nach dem 1. Weltkrieg für viel Diskussionsstoff gesorgt hat.

Ausführlich hat sich in neuerer Zeit Wolfgang Maassen in seinem Buch „Echt oder falsch? – Fälschungen und Fälscher in der Philatelie“, Schwalmtal 2003 mit dem „Trübsbach-Stück“ beschäftigt. Dieser wertvolle Beitrag, der auch sehr umfangreiche Quellenangaben enthält, kann jedem, der sich mit dieser Marke beschäftigt, nur ans Herz gelegt werden!

Die Marke selbst hat ihren Namen von ihrem ersten bekannten Besitzer, dem Chemnitzer Fabrikanten Carl Julius Trübsbach, der seine herrliche Sammlung altdeutscher ungebrauchter Marken 1924 auf einer Berliner Ausstellung einer staunenden Öffentlichkeit präsentierte. Eines der Glanzstücke war ein ungebrauchtes Exemplar des bis dahin nur gestempelt bekannten Baden-Fehldrucks.

Er hatte die Marke 1919 auf einer Berliner Auktion erworben, wo sie ausdrücklich ohne Garantie für die Echtheit für 20.000 Mark angeboten worden war. Pikant wird die Sachlage aber dadurch, dass der Anbieter Rudolf Siegel hieß. Siegel, ein bekannter Händler und Auktionator, dessen Spezialgebiet die Klassik war, war auch Herausgeber der M.-und G.-Zeitung, die zahlreiche erstklassige Fachartikel aller klassischen Gebiete vorweisen konnte und Mitherausgeber des berühmten Kohl-Handbuchs. Leider entsprach sein Geschäftsgebaren nicht dem eines ehrlichen Kaufmanns. Durch Fälschungen und Reparaturen, die von Heinrich Köhler aufgedeckt wurden, ruinierte er seinen bis dahin guten Ruf. Seine Firma ging 1924/25 in Konkurs, was beinahe auch das Ende des Kohl-Handbuchs bedeutet hätte.

Aus dieser Quelle stammt nun das ominöse Stück, das nicht zuletzt deswegen schon bei seinem Auftauchen zu einem heftigen Schlagabtausch in der philatelistischen Fachpresse führte. Kritiker wie Carl Kolb warfen Trübsbach vor, dass die Marke nicht den blaugrünen Farbton des Fehldrucks, sondern den gelbgrünen der zweiten Auflage habe, und sie daher falsch sei. Allen bekannten Experten habe sie vorgelegen, keiner habe sie als echt attestieren wollen. Trübsbach, der ursprünglich selbst immer von einem gelbgrünen Stück gesprochen hatte, und erst, als er auf diesen Umstand aufmerksam gemacht wurde, behauptete, er hätte sich beim Studium des Kohl-Handbuchs vertan, seine Marke sei natürlich ebenfalls blaugrün, begründete die ausstehende Attestierung mit einem Fehlen von Vergleichsstücken. Daraufhin forderte Kolb ihn auf, die Marke Carl Lindenberg, dem Entdecker der Fehldrucke vorzulegen, was Trübsbach aber wohl nicht getan hat, zumindest ist ein solches Gutachten bis heute nie bekannt geworden.

Danach wurde es ruhig um das Stück. Am 2. Juni 1990 bietet es der Stuttgarter Auktionator Joachim Erhardt im Rahmen der 2. Versteigerung der Koch-Sammlung an und bezeichnet es als Probedruck. Dies wird durch zwei anerkannte Baden-Experten, Paul Würger und Josef Englert, bestätigt, die ebenfalls noch einmal ausdrücklich die andere Papierfarbe betonen, die angeblich auf einen Tresorbrand zurückzuführen sei. Diese Theorie vermag nicht recht zu überzeugen. Die Hitze, die bei einem das Papier verfärbenden Brand entsteht, muss doch auch die Gummierung zumindest zum Verlaufen bringen. Das Krakelee der Marke zeigt sich aber im Katalog makellos.

Das Stück wird für 12.500 DM zugeschlagen und taucht kurz danach, am 29. November 1991, erstmals bei David Feldman auf. Kurz zuvor hatte Normann Williams, ein bekannter englischer Philatelist, die Marke in einem Beitrag des Gibbons Stamp Monthly als echten Farbfehldruck bezeichnet.

Dies verfehlte offensichtlich nicht seine Wirkung, denn Feldman konnte stolz einen Zuschlag von 690.000 SFr vermelden. In der Folgezeit wurde es dann im Internet von amerikanischen Firmen mit Preisen von bis zu 2,5 Mio. $ offeriert, ohne aber einen Käufer zu finden.

In der neuen Losbeschreibung von Feldman werden nun jedoch einige Dinge behauptet, die so nicht unwidersprochen bleiben können. Dass das Stück seit seiner Entdeckung von niemandem in seiner Echtheit angezweifelt worden sei, wie im Text ausgeführt wird, wurde bereits oben widerlegt. Ganz im Gegenteil waren führende Experten zu allen Zeiten niemals von seiner Echtheit überzeugt. Dies geht allein schon aus der Tatsache hervor, dass kein maßgeblicher Experte ein entsprechendes klares und aussagefähiges Attest ausgestellt hat, was bei Raritäten dieser Größenordnung ansonsten selbstverständlich ist. Auch hat sich die Marke – von Trübsbach einmal abgesehen – noch nie in einer wirklich „großen“ Baden-Sammlung befunden, was am Geld sicherlich nicht liegen kann.

Auch die Aussage in der Losbeschreibung, dass es von Badens Erstausgabe keine Entwürfe gebe, und die Theorie, es handle sich bei diesem Stück um eine Art „Entwurf“ oder „vorläufige Ausgabe“ daher unlogisch und nicht haltbar sei, kann so nicht stehen bleiben. Von den ersten Marken Badens gibt es sehr wohl Entwürfe in Wasserfarben, die sich heute im Postwertzeichenarchiv befinden, in der Literatur beschrieben wurden und auch in Spezialkatalogen gelistet sind. Hier kann man ganz eindeutig sehen, dass ursprünglich geplant war, die 9 Kreuzer Marke in grüner Farbe auszugeben.

Daher gibt es in keiner Weise einen unwiderlegbaren Beweis („irrefutable fact“), dass es sich um den Fehldruck handelt.

Was ist es aber dann? Bevor wir zur Beantwortung dieser Frage kommen, muss noch ein anderes Stück besprochen werden, das vor 15 Jahren für Schlagzeilen sorgte und das Feldman ebenfalls aufführt, leider ohne jedoch die Pointe preiszugeben.

Es handelt sich dabei um den „Simon-Fehldruck“, der 1993 ebenfalls bei Erhardt in Stuttgart angeboten wurde. Seinen Namen hat das Stück von Siegfried Simon, dem Autor des ersten Baden-Handbuchs aus dem Jahr 1936 und seiner Zeit wohl führender Baden-Kenner.

Er hatte einen mit einer normalen blaugrünen 6 Kreuzer-Marke frankierten Brief, deren Marke rückseitig den Abdruck eines 9 Kreuzer-Werts aufwies. Drei deutsche Prüfer hatten in einem Attest die Echtheit bestätigt. Eine halbe Million DM sollte das Stück bringen. Im Vorfeld der Auktion wurden jedoch Bedenken vorgebracht, denn in einem alten Zeitungsartikel aus dem Jahr 1941 hatte Simon selbst dieses Stück beschrieben und als nachträglich angebrachten Abdruck eines noch vorhandenen Originalstempels der 9 Kreuzer bezeichnet. Angefertigt wurden diese Spielereien von einem badischen Sammler namens Maus, in dessen Besitz sich ein solches Klischee befunden hat. Der Baden-Prüfer Wolfram Seeger bestätigte dies später in einem ausführlichen Gutachten, in dem er auch auf andere, ihm bereits vorgelegte Stücke verwies.

Die Marke wurde von der Auktion zurückgezogen und verschwand sang- und klanglos in der Versenkung – die Pointe, die der Schweizer Katalog leider diskret verschweigt.

Im Abschnitt „The Known Examples“ wird im Gegenteil sogar beklagt, dass der „Simon-Fehldruck“, obwohl doch von drei Experten attestiert, nicht in den Katalogen, auch nicht im Spezial-Katalog von Peter Sem, aufgeführt sei. Der Grund dafür dürfte nach dem oben gesagten wohl verständlich sein.

Sem notiert in seiner letzten, 6. Auflage aus dem Jahr 2004 das ungebrauchte Stück auf S. 48, bezeichnet es dort jedoch als zweifelhaft. Der MICHEL-Deutschland-Spezial bewertete es zwischen 1993 und 1997 sogar mit 1 Mio. DM. Allerdings hat man die Katalogisierung mittlerweile wieder ersatzlos gestrichen, da es sich bei dem „ungebrauchten Stück um eine Druckprobe, Verfälschung oder ähnliches“ handele, wie die Redaktion lapidar mitteilte.

Und hier schließt sich nun auch wahrscheinlich der Kreis zum „Trübsbach-Fehldruck“, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf die gleiche Art wie die „Mauss-Briefe“ bzw. der „Simon-Fehldruck“ entstand.

Rudolf Siegel wird es wohl gelungen sein, sich eines der vier erhalten gebliebenen Klischees zu verschaffen und mit diesem bedruckte er einen entsprechend großen Bogenrand einer grünen Baden-Marke. Unterstützt wird diese These auch vom breiten Rand der 9 Kreuzer-Marke, auf den richtigerweise die Beschreibung auch ausdrücklich verweist. Aufgrund des engen Abstandes der Originale zueinander ist ein solch breitrandiger Schnitt sehr selten, alle Fehldrucke (auch die echten!) sind jedoch weder angeschnitten oder lupenrandig – sehr ungewöhnlich für Badens geschnittene Marken.

All dies erklärt problemlos die korrekten Angaben aller vorliegender Atteste der meist französischsprachigen Gutachter, dass der „Trübsbach-Fehldruck“ ein echter Abdruck auf Originalpapier ist. Zweifellos handelt es sich schon aufgrund ihrer Geschichte um eine faszinierende und interessante Marke, die in einer entsprechenden Sammlung durchaus einen besonderen Platz einnehmen sollte. Ob allerdings eine Million Euro oder mehr für einen Neudruck – und um nichts anderes handelt es sich meiner Ansicht nach – zu erzielen ist, bleibt abzuwarten.

Gruß
Michael Ullrich
 
Martin de Matin Am: 02.04.2019 10:04:27 Gelesen: 436855# 528 @  
@ Hornblower [#527]

Nur zur Ergänzung deiner schönen Ausführung zeige ich die Losbeschreibung von dem Simonbrief von der Auktion 1993. Den Inhalt des dort aufgeführten Komitee-Attestes kenne ich nicht, wäre aber interessant zu wissen was die Prüfer damals dazu geschrieben haben. Auffällig ist der nahezu deckungsgleiche Druck der Vorderseite mit dem Druck auf der Rückseite.



Gruss
Martin
 
Hornblower Am: 02.04.2019 10:46:34 Gelesen: 436800# 529 @  
Hallo Martin,

ich habe die Atteste in Kopie vorliegen. Sie sind offen gestanden wenig aussagekräftig und wiederholen nur bereits Bekanntes, ohne wirklich zur Frage der Echtheit Stellung zu beziehen. Bis zum Beweis des Gegenteils bleibt das ungebrauchte Stück für mich ein Neudruck.

Beste Grüße
Michael
 
Heinz 7 Am: 17.05.2019 22:40:14 Gelesen: 429713# 530 @  
@ Heinz 7 [#486]

Wir haben auch an dieser Stelle bereits von den Erivan Haub-Sammlungen geschrieben, der ja gleich mehrere der wertvollsten Briefmarken/Briefe in seinen Sammlungen vorweisen kann.

Vor Kurzem ist eine wunderschöne Broschüre zu den Sammlungen Erivan Haub veröffentlicht worden und heute ist der erste Auktionskatalog E.H. eingetroffen.



Ein prachtvoller hartgebundener Katalog mit ca. 260 Seiten liegt nun vor mit sehr schönen Informationen zu den angebotenen Losen.

Es sind nur 323 Lose in dieser Auktion, das ist vom Umfang her kein sehr grosses Angebot. Aber viele der Lose gehören zum Besten, was Deutschlands Philatelie zu bieten hat.

Ich empfehle allen Liebhabern von Philatelie "Altdeutsche Staaten" diesen Katalog zu studieren.

Bereits Los 5 wird das wohl beste Stück bringen, den legendären Baden-Fehldruck. Der Startpreis ist mit Euro 800'000 angenehm bescheiden. Das Los wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verkauft, darauf kann man ohne grosses Risiko wetten.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 18.05.2019 16:17:08 Gelesen: 429543# 531 @  
@ Heinz 7 [#530]

Hallo Heinz,

danke für diese schöne Vorstellung - sehe ich genau so. Einmalige Sachen.

Zu dem weltbekannten Baden - Fehldruck: Es gibt wohl ein Duell zweier Sammler; einer aus Israel und einer aus Südbaden. Die werden es wohl unter sich ausmachen, wenn nicht ein "Investor" unbekannter Art sich noch einmischt, was für den Zuschlag durchaus noch bedeutend sein könnte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 25.05.2019 23:04:26 Gelesen: 428221# 532 @  
@ Heinz 7 [#347]

"Meine" Leser wissen, dass mir kaum eine Weltrarität so viel Kopfzerbrechen bereitet hat, die die Michel Nr. 88 III: Spanien, 1867, Königin Isabella II, 25 Mil.s mit kopfstehendem Mittelstück. Ich fand fast keine Information zu dieser Briefmarke, anfangs des XX. Jahrhundert noch so berühmt war!

(Siehe Beiträge 347-354).

Ich freue mich, nun ein besonders schönes Exemplar vorstellen zu können:



Es ist dies das schönste Stück, das ich je gesehen habe!

Diese Marke wird aktuell neu angeboten; bei Soler y Llach gibt es eine Auktion (28.5.2019). Los 150 ist diese Briefmarke, begleitet von zwei Attesten (eines: Enzo Diena, 1981).

Ich bin nun sehr gespannt, wie teuer dieses Stück wird. Der Ausruf liegt bei Euro 20'000, was dem Katalogwert von Michel 2010 entspricht.

Ich erinnere daran, dass diese Abart bei Haas es auf Platz 9 schaffte (Liste Abarten!). Heute kennt kaum ein Mensch mehr diese Marke!

Leider ist der Text im Auktionskatalog nicht sehr ausführlich und wir finden kaum zusätzlich interessante Informationen über diese äusserst seltene Marke. So weiss ich auch heute nicht, wie viele Exemplare dieser Abart aktuell bekannt sind.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 29.05.2019 08:31:52 Gelesen: 427604# 533 @  
@ Heinz 7 [#510]

Ich habe vor zweieinhalb Monaten einige Gedanken niedergeschrieben zur Erivan Haub-Sammlung USA (Postmeisterausgaben). Nun kommt es am 22.6.2019 zur ersten Auktion, und die Spannung steigt.

Wie erwartet rührt Köhler/Corinphila/H.R.Harmer nun in Stockholm fleissig die Werbetrommel. Völlig zu Recht, denn diese Auktionserie könnte ein neuer Meilenstein werden in der Geschichte der Philatelie.

Könnte ...

Am 22.6.2019 wird erst der Teil 1 der Auktionsserie zum Verkauf kommen. Los 1/Auktion 1 wird (wohl) das Sptzenstück sein, über welches schon viel geschrieben wurde, der "Blue Boy".



Die Ausgangslage ist gut.

- Viel Werbung weist auf den Schatz hin, der nun - zum ersten Mal seit Jahrzehnten - wieder zum Kauf angeboten wird.

- Die Auktion findet an einem würdigen Platz statt, im Collectors Club in New York (im Vereinshaus)

Sehr angenehm übrigens: Obwohl der Aufwand für diese Auktion gigantisch ist, begnügt sich der Auktionator H.R. Harmer mit 18 % Aufgeld. Das ist zwar für US-Verhältnisse nicht wenig (vor allem im historischen Vergleich - früher gab es in den USA meist KEIN Aufgeld für den Käufer/nur den Einlieferer - später waren es moderate 10%), hebt sich aber doch angenehm ab von den Europäern, die uns inzwischen alle 20% oder noch mehr zumuten. Aber das nur am Rande.

Der Blue Boy startet mit einem Limitpreis von US$ 1 Million. Es ist aber so, dass viele Leute erwarten, dass dieser Preis pulverisiert wird, und wir in ganz andere Sphären aufsteigen werden.

USA Postmeistermarken sind ein Sammelgebiet der Güteklasse "Triple A". Es gibt gleich mehrere Unikate für dieses Gebiet, sie sind schon seit mehr als 100 Jahren weltberühmt und in den USA leben nun einige Millionäre, die sich diesen Spass auch leisten können.

Ich nehme nun einmal an, dass sich auch einige andere Interessenten dafür interessieren dürften. Erinnern wir uns an früher: Ryohei Ishikawa, ein Japaner, hatte einst die beste USA-Sammlung weltweit (aber Klassisch USA, weitgehend ohne Postmeister-Marken). Vielleicht steigt nun ein superreicher Chinese ein? Oder ein Öl-Millionär aus Arabien? - Am Prestige des angebotenen Materials wird es jedenfalls nicht fehlen. Ein Grosskäufer kann sich nun (mit grossem Mitteleinsatz) "ganz oben" im philatelistischen Olymp platzieren.

Nehmen wir an, 4 oder 5 wirklich ambitionierte, potente Sammler ergreifen die Gelegenheit, um einzusteigen: Dann ist alles möglich.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 29.05.2019 09:11:07 Gelesen: 427586# 534 @  
@ Heinz 7 [#533]

Allerdings ist ein "Durchbruch" und ein voller Erfolg natürlich nicht garantiert. Der Blick in den Auktionskatalog zeigt, dass am 22.6. nur 10 Postmeistermarken der USA (und dazu 16 der Confederate States) angeboten werden. Das ist wenig, das ist sehr wenig. Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere ungeduldige Neueinsteiger gerne "die ganze Palette" vorgefunden hätte und sich gerne "am vollen Tisch" bedienen wollte. X grossartige Stücke und Schlüsselstücke für die USA sucht er jetzt noch vergeblich im Auktionskatalog, das wird erst später serviert.

Ich weiss nicht, ob "die Bombe zündet". Hoffen wir nicht, dass die erste Auktion ein "Rohrkrepierer" wird. Aber ich vermute, dass schlimmstenfalls auch der eine oder andere Händler "korrigierend eingreift", wenn die Sammler Zurückhaltung üben.

Dabei werden die Hürden extrem niedrig gelegt. Es ist klar, dass man einen BlueBoy nicht total-unter-Wert anbieten darf, aber genau DAS geschieht bei x anderen Losen! Da werden Gross-Raritäten für Preise angeboten, die im historischen Vergleich ein ungläubiges Staunen hervorrufen.

Beispiel gefällig?



Dieser Brief aus den USA würde ich wertmässig bei MINDESTENS US$ 250'000 ansetzen; es ist ein Postmasters' Provisional aus den Confederate States (Grove Hill, Alabama). Eine Beschreibung des Stückes werde ich gerne nachliefern. Dieser Brief wird als Los 58 angeboten.

Limitpreis?

Ich traue meinen Augen nicht: US$ 20'000.

Manch ein USA-Sammler wird nun glänzende Augen bekommen und vielleicht den eigenen Kontostand überprüfen. Manch ein "kleiner" Sammler wird hier mitbieten, das ist sicher.

(Hinweis: "kleiner" Sammler heisst hier NUR: Sammler mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten. Philatelistisch sind viele "kleine Sammler" grossartig!).

Wenn dann der Preis auf das Zehnfache steigt, hat der Auktionator seine Erfolgsmeldung, der kleine Sammler seinen Frust und der Kenner die Gewissheit, dass in der Philatelie die "wahren Werte" meist auch ihren Preis haben. Aber was ist, wenn der Brief für nur US$ 25'000 weggeht? Das wäre dann angesichts der Bedeutung dieses Stückes ein Desaster und ein Hinweis darauf, dass 2019 die USA-Sammler auf anderem Niveau sammeln, als noch vor 50, 80, oder 100 Jahren.

Wir werden sehen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 30.05.2019 11:28:00 Gelesen: 427193# 535 @  
@ Heinz 7 [#534]

Ich habe mich nun gestern mit meinem Beitrag [#534] vielleicht in die Nesseln gesetzt.

Wir sind fast alle "kleine Sammler", wenn es um den Erwerb der ganz teuren Weltraritäten geht. Das gilt für fast jeden, natürlich auch für mich. Wir können vielleicht einmal, wenn es hochkommt vielleicht auch "wenige" Male in einem langen Sammlerleben Euro 20'000 stemmen und ein wirklich sehr teures Stück für unsere Sammlung erwerben. Und damit sind wir bereits privilegiert, denn ein Grossteil der Sammler kann oder will nicht wirklich einen grossen Betrag für sein nicht-lebensnotwendiges Hobby Philatelie ausgeben / "opfern".

Aber es gab und gibt eben auch eine kleine Anzahl von Superreichen, welche die Leidenschaft aufbringen (und das Vermögen haben), hunderttausende und sogar Millionen zu investieren, um die teuersten Stücke der Philatelie zu kaufen. Sie sind dann (gemäss obiger Definition) dann die "grossen Sammler".

Das bezieht sich aber nur auf die finanziellen Möglichkeiten. Das ist überhaupt keine Wertung, ob "gut" oder "schlecht".

Ich weiss nicht, wie viele "(finanziell) grosse Sammler" es wirklich gibt. Vielleicht einen auf 10'000 Sammler? Verschwindend wenige, auf jeden Fall - und doch treten immer wieder neue auf - und doch treffen die vorausgesagten Preiseinbrüche kaum je ein in der Geschichte der Philatelie, wenn es darum geht, dass die Hinterlassenschaft eines wirklich sehr reicher Sammler neu verteilt wird!

Natürlich gibt es ständig Preisdellen nach unten, kräftige sogar, mehrere, immer wieder. Viele müssen auch als Preiskorrekturen früherer Preis-Exzesse (nach oben) betrachtet werden.

Doch erstaunlich oft brechen die Preise eben auch NICHT ein, wie von vielen Kennern vorausgesagt. Oftmals geht es nahtlos weiter, oftmals werden die teuren Stücke eben WIEDER teuer und ein historisch teures Stück erzielt wieder seinen horrend hohen Preis. So ist es in der Philatelie seit weit mehr als 100 Jahren.

Auch dies ist ein faszinierender Aspekt der berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 05.06.2019 22:41:25 Gelesen: 425988# 536 @  
@ 10Parale

Im Thema "Rumänien für Sammler" hast du auf zwei sehr wertvolle Lose hingewiesen, die heute in Genf, bei David Feldman, zum Ausruf kamen.

Nun, die zwei teuersten Lose 20124 und 20131 wurden heute nicht verkauft. Sie waren (mit sechsstelligen Euro-Startpreisen) vielleicht doch ein "bisschen zu teuer".

Das höchste Ergebnis der Rumänien-Sammlung erzielte Los 20132 mit immerhin Euro 60'000.

Da ich hier nicht mitbot, konnte ich sogar ein Foto schiessen.



Die 81-Parale Marke ist leicht gestempelt, was hier kaum ersichtlich ist. Aber gestempelt ist die Marke bekanntlich ja noch seltener als ungebraucht.

Es ist dies wieder ein bemerkenswert hohes Ergebnis für diese klassische Schönheit, die bei Haas auf Platz sechs landete (= bestplatzierte europäische Marke).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 08.06.2019 21:01:13 Gelesen: 425761# 537 @  
@ Heinz 7 [#530]

Richard hat bereits darauf hingewiesen, dass der Baden Fehldruck verkauft wurde für (Zuschlag) Euro 1.26 Mio. - (siehe Thema Baden Fehldruck).

Das Ergebnis ist aus meiner Sicht erfreulich und "okay". Es ist eine Bestätigung, dass der Baden-Fehldruck immer schon teuer war und auch jetzt seinen Käufer fand (auf hohem Niveau).

Wäre er zum Ausrufpreis von Euro 800'000 nicht verkauft worden, das wäre etwas bedenklich gewesen. Dass es nun aber auch keinen neuen, sensationellen Weltrekord-Preis gab, musste wirklich auch erwartet werden. Der Baden-Fehldruck erzielte 1985 einen Rekordpreis - das lässt sich nicht "auf Knopfdruck" wiederholen.

Toll war aber, dass im ZDF ein sehr guter, stimmiger Beitrag gesendet wurde. Volle 2 Minuten zur besten Sendezeit! Das ist Gold wert für uns Philatelisten, weil es das Interesse der Allgemeinheit neu anfacht.

So wie die Ausstellung in Stockholm!

Und - wir dürfen uns freuen - es bleibt spannend!

Am 22.Juni 2019 wird in New York ein Ergebnis erzielt, das höher liegen wird als das Ergebnis, das heute erzielt wurde. Darauf würde ich wetten - der "Blue Boy" kommt zum Verkauf - eine USA-Rarität ersten Ranges siehe [#533].

Wir werden sehen.

Heinz
 

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