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Thema: Frankreich Ballonpost Belege
hettel Am: 30.07.2022 14:01:25 Gelesen: 2477# 1 @  


Hallo Frankreichsammler,

es ist ein Beleg des ersten Nachtfluges mit dem Ballon "Le General Uhrich", 20 Ceres auf Faltbrief "Par Ballon monté" nach Boulogne-sur-Mer, Nummernstempel 4116 und Stempel Paris Vaugirard 13.11.70, Pariser Vorort, befördert mit Ballon Général Uhrich, erster Nachtflug der Geschichte, Landung in Luzarches im deutsch besetztem Gebiet, rückseitig Bahnpost-Durchgangsstempel Paris a Lille 25.11.70, Ankunftstempel Boulogne-s-Mer 26.11.70.

Meine Frage: wer war der Aeronaut (Name)?

Kann jemand helfen?

Mit freundlichen Grüßen
hettel
 
Lars Boettger Am: 30.07.2022 14:07:13 Gelesen: 2473# 2 @  
@ hettel [#1]

Es gibt dazu eine französische Internetseite [1]. Der Ballonführer hiess wohl mit Nachnahmen "Lemoine".

Beste Grüße!

Lars

[1] http://www.coppoweb.com/ballons/fr.ball_lst.php?idnb=32
 
hettel Am: 30.07.2022 14:39:32 Gelesen: 2464# 3 @  
Hallo Lars,

ganz herzlichen Dank für Deine Unterstützung.

Gruß hettel
 
bayern klassisch Am: 30.07.2022 14:44:19 Gelesen: 2462# 4 @  
@ hettel [#1]

Hallo hettel,

die Siegelseite wäre interessant zu sehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Heinz 7 Am: 25.11.2022 16:16:08 Gelesen: 1811# 5 @  
Viele Philatelisten kennen den Hintergrund zu der Pariser Ballonpost 1870/71. Im deutsch-französischen Krieg war Paris von deutschen Truppen umzingelt und behalf sich mit Ballonpost, um Korrespondenz aus der belagerten Stadt hinaus zu schaffen.

Dazu habe ich gestern in Burgdorf einen interessanten Beleg gefunden.



In einer französischen Zeitung wurde ein Formular gedruckt, etwas kleiner als A4. Das Papier ist kariert, rückseitig ist es bedruckt wie folgt:

Feld 1-12+ Feld 16-18 (gemäss gefaltetem Blatt) sind leer

Feld 13: Propaganda-Appelle in französischer Sprache
Feld 14: Adressfeld
Feld 15: Propaganda-Appelle in deutscher Sprache

Besonders interessant ist das Adressfeld. Hier wurde die Beförderungsregel festgelegt: Das Gewicht der beförderten Briefe darf das Gewicht von 4 Gramm nicht übersteigen ("ART. 2. Le poids des lettres expédiées par les aérostats ne devra pas dépasser 4 grammes."). Ferner finden wir die Tarifangaben.

Der Papierbogen war aus dünnem Papier und wog damit nicht mehr als die Gewichtslimite von 4 Gramm. Man konnte die leere Seite beschreiben, dann den Bogen mehrfach falten, bis nur noch das Adress-Feld (Feld 14) zu sehen ist.



Bei richtiger Faltung waren auf der Rückseite die Felder 13+15 zu lesen (also die Propaganda-Appelle).

Ein eindrückliches Dokument, mehr als 150 Jahre alt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 25.11.2022 16:37:31 Gelesen: 1805# 6 @  
@ Heinz 7 [#5]

Ich habe mich sehr gewundert, als ich gestern in Burgdorf folgende Karte fand



Es steht wohl ausser Frage, dass die gelbe Karte vom selben Produzenten hergestellt wurde, wie der grüne Faltbrief aus Beitrag [#5]. Das Format der Karte ist 11.5 x 7.7 cm und auf deutlich dickerem Karton-Papier gedruckt. Nun wurde vermerkt, dass sich die Regierung das Recht ausbedingt, Karten zurück zu behalten, welche Informationen enthalten, welche dem Feind dienen könnten.

Die Propaganda-Appelle, die wir bereits beim Faltbrief kennen gelernt haben, sind, wieder zweisprachig, nun an den vier Rändern der Karte gedruckt; wir entdecken ein paar Schreib- und Übersetzungsfehler.

Am meisten überraschte mich aber der Aufdruck links oben:

"PAR BALLON NON MONTE"

Was nur bedeutet diese Angabe? Eine Postbeförderung in einem Ballon, der nicht aufsteigen sollte, war ja schwer vorstellbar. Und warum die Gebühr für die Postkarte nur halb so hoch ist, wie für den Faltbrief verstehen wir wohl erst, wenn wir den genauen Zweck dieser Postkarte erkennen können.

Wer weiss Bescheid?

Heinz
 
Koban Am: 26.11.2022 01:42:00 Gelesen: 1787# 7 @  
@ Heinz 7 [#6]

Hallo Heinz,

während das Inlandsbriefporto (max. 4 Gramm) 20 Centimes betrug, wurde für die Beförderung von Postkarten (max. 3 Gramm) ein Inlandsporto von 10 C. festgelegt
(Erlass vom 26.September 1870 für den regulären Luftpostdienst mit der Provinz und dem Ausland).

Ab Mitte Oktober mussten auch Postkarten mit 20 C. frankiert werden.

Als der erste unbemannte Ballon am 30. September 1870 innerhalb der feindlichen Linien niederging, wurde der Versuch 'ballon non montés' eingestellt.

(alle Angaben aus dem Handbuch von Peter Boner, S. 167)

Von Brief- und Kartenversion werden viele Fälschungen angeboten.

Deinen Brief vergleiche bitte selbst mit dem unten stehenden Bild.(Bildquelle Musée Carnavalet, Histoire de Paris[1])

Deine Karte halte ich angesichts des Zustandes und des Druckbildes nicht für ein Original.



Gruß,
Koban

[1]https://www.parismuseescollections.paris.fr/fr/musee-carnavalet/oeuvres/lettre-vierge-par-ballon-monte#infos-principales
 
Heinz 7 Am: 26.11.2022 12:26:25 Gelesen: 1768# 8 @  
@ Koban [#7]

Vielen Dank für Deine prompten Erläuterungen, auch wenn ich natürlich keine Freude habe, wenn Du meinst, meine Karte sei eine Fälschung.

Folgende Frage ist noch nicht beantwortet:

Was bedeutet denn "PAR BALLON NON MONTE"? Die Postkarten wurden ja, gleich wie die Faltbriefe, in einem Ballon befördert, und damit dies klappte, musste der Ballon ja steigen (also: monter).

Frage 2: Den Faltbrief hälst Du aber für echt?

Frage 3: Ich kenne viele Ballon Monté Belege, aber diesen Vordruck habe ich kaum je gesehen. Welchen Wert haben diese Poststücke denn so ungefähr (ungebraucht)?

Vielen Dank für weitere Erläuterungen.

Heinz
 
Koban Am: 26.11.2022 19:32:45 Gelesen: 1748# 9 @  
@ Heinz 7 [#8]

Monté bedeutet hier 'bestiegen'. Ballon Monté also bestiegener (bemannter) Ballon, Ballon non Monté dementsprechend nicht bestiegener (unbemannter) Ballon.

Der Bildvergleich mit dem Museumsexemplar zeigt eine deutlich andere Papierstruktur im Briefpapier. Im Kontext mit der Karte, die wie gestern gedruckt aussieht (ohne geringste Bestossung der Ecken, ohne jede Verfärbung), vermutlich vom selben Verkäufer, bin ich eher skeptisch.

Es gibt frühe (Buchdruck wie Originale) und moderne Nachdrucke (andere Druckverfahren).

Bei den verkauften Artikeln (ebay, delcampe) finden sich Preise zwischen 1 und 30 Euro.

Suchbegriff: formulaire ballon (non) monté.

Mit Preisen sicherer Originale kann ich auf die Schnelle nicht dienen.

Gruß,
Koban


 
Heinz 7 Am: 26.11.2022 22:30:28 Gelesen: 1739# 10 @  
@ Koban [#9]

Besten Dank, Koban!

Bemannt und unbemannter Ballon! Das ist die Auflösung der Frage! Als Philatelist kann man jeden Tag dazulernen!



Um das Thema zu ergänzen zeige ich hier eine interessante Abbildung. Sie zeigt meines Wissens eine Darstellung der Belagerung von Paris, als Kalender von 1871.

Leider ist die Abbildung sehr klein, aber der scan ist ganz gut geworden. Wir sehen zwei Ballons, scheinbar beide bemannt. Die Ballons fliegen nicht sehr hoch. Unten feuern viele Soldaten mit Gewehren und Kanonen auf die Ballons.

Dieser Kalender war Teil der Sammlung Foster, die in Frankreich von Jean-François Baudot versteigert wurde (1989).

Heinz
 
Koban Am: 27.11.2022 01:32:05 Gelesen: 1730# 11 @  
@ Heinz 7 [#10]

Die Ballons L'Armand-Barbès und Le George Sand starteten am 7.10.1870 im Abstand von nur 5 Minuten vom Place Saint-Pierre im Norden von Paris.

An Bord von L'Armand-Barbès befanden sich, neben dem Aeronauten Trichet, die Passagiere Eugène Spuller und Léon Gambetta.

Gambetta war Innenminister der 'dritten Republik' und sollte von ausserhalb des eingeschlossenen Paris den Krieg in der Provinz leiten.

Beide Ballons landeten nach 4,5 bzw. knapp 5 Stunden Fahrt, nur etwa 20 km voneinander entfernt, bei Montdidier bzw. Crémery im Departement Somme.

Anbei eine zeitgenössische Fotografie vom Place Saint-Pierre der die Startvorbereitung des ersten bemannten Ballons Le Neptune (gestartet am 23.9.1870) zeigt.

(Bildquelle: Wikipedia)

Gruß,
Koban


 
Bernstein26 Am: 20.12.2022 21:53:30 Gelesen: 1559# 12 @  
Einen schönen guten Abend in die Runde,

in einem geerbten Briefmarkentütchen steckte die abgebildete Marke samt der mitabgebildeten Notiz. Neulich habe ich dann diesen Thread hier gefunden und dachte, ich stelle sie einfach mal hier zur Diskussion. Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen, mich näher mit Frankreich auseinander zu setzen. Ist der hier verwendete Stempel tatsächlich ein eindeutiger Hinweis auf eine erfolgte Ballonbeförderung?

Ich freue mich über alle Anmerkungen und wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit!

Bernhard


 
Koban Am: 21.12.2022 00:47:07 Gelesen: 1550# 13 @  
@ Bernstein26 [#12]

Hallo Bernhard,

der 20 mm Einkreisstempel PARIS ÉTRANGER (Ausland) wurde zwischen 1868 und 1873 verwendet. Üblicherweise wurde er als Eingangs-/bzw. Durchgangsstempel verwendet.

Als Aufgabe-/Entwertungsstempel auf Ballonbriefen (1870/1) ist er mir nur für den Ballon Le "Poste de Paris" (Start am 18.1.1871) bekannt. Das Datum bei Deiner Marke (14.1.) passt zu den bekannten Stempeldaten (5. bis 17.1.) für diesen Ballon.

Ich halte eine Ballonbeförderung für sicher. Der Stempel gehört auf Ballonbriefen zu den seltensten und höchstbewerteten.

Im Spink/Maury (2016) sind normale, mit Le "Poste de Paris" beförderte Ballonbriefe mit 550 Euro bewertet, Briefe mit Aufgabe-/Entwertungsstempel PARIS ÉTRANGER immerhin mit 14.000 Euro.

Auf loser Marke sinkt der Wert zwar beträchtlich, dürfte aber immer noch im (niedrigen) dreistelligen Bereich liegen.

Gruß,
Koban
 
Bernstein26 Am: 21.12.2022 01:57:50 Gelesen: 1544# 14 @  
Hallo Koban,

Vielen Dank für Deine Informationen. Es freut mich natürlich zu hören, daß der Stempel selten ist. Leider kann ich das ganze noch nicht gut einordnen.

Ich habe heute zum ersten Mal überhaupt von der Pariser Ballonpost gelesen.

Viele Grüße aus dem Norden,

Bernhard
 
Seku Am: 21.12.2022 07:58:06 Gelesen: 1526# 15 @  
@ Bernstein26 [#14]

Guten Morgen Bernhard,

zum Thema "Pariser Ballonpost" [1] gab es sogar ein Sonderpostwertzeichen zum Jubiläum 1971 "100 Jahre Ballonpost im Krieg". Ballon fährt am Gare d'Austerlitz in Paris vorbei



Mi.-Nr. 1489

Ich wünsche allen eine schöne Woche

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Ballonpost
 
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