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Thema: Borek und Nowottny werben für Nazi Briefmarken zum Heldengedenktag
doktorstamp Am: 07.09.2009 12:02:44 Gelesen: 6518# 1 @  
Philatelie in der Presse; Borek was haben sie sich dabei gedacht ?

Ex-WDR-Intendant Nowottny wirbt für Nazi-Briefmarken

Von Gerd Heidecke

DerWesten.de, Essen ( ) - Der bekannte politische TV-Journalist und ehemalige WDR-Intendant Friedrich Nowottny distanziert sich wenig glaubwürdig von einer zweifelhaften Werbekampagne eines Braunschweiger Händlers für zackige Wehrmachts-Propaganda. Von den Nazi-Marken will Nowottny im Nachhinein nichts gewusst haben.

Wohl kalkuliert verschickte der Briefmarkenhändler Borek zum 70. Jahrestag des Überfalls auf Polen tausende Werbebriefe für 13 Marken mit kriegsverherrlichenden Motiven der Nazi-Propaganda. Angepriesen wird der Satz „Heldengedenktag 1944” von Friedrich Nowottny, dem ehemaligen WDR-Intendanten und ARD-Vorsitzendem, bekannt geworden als Moderator von 1000 Sendungen des TV-Dauerbrenners „Bericht aus Bonn”.

Ebenso zerknirscht wie genervt

Der renommierte politische Journalist, geboren 1929 im heute polnischen Oberschlesien, gibt sich im Gespräch mit dieser Zeitung ebenso zerknirscht wie genervt: „Geht das jetzt schon wieder los.” Eine Agentur habe ihn vor rund anderthalb Jahren angefragt, ob er Werbung für den großen Braunschweiger Briefmarkenversender Richard Borek machen würde. Kurz darauf erschien die erste Kampagne. Die einzelnen Marken kenne er, obwohl selbst Briefmarkensammler, nicht. „Ich habe das leichtfertig gemacht und nicht auf eine einmalige Verwendung beschränken lassen.” Bei dem abgebildeten Foto von ihm handele es sich um eine Montage. „Die Krawatte und der Anzug sind nicht von mir.” Das ist allerdings ein übliches Verfahren.

Auch der ihm in dem Werbebrief zugeschriebene, verharmlosende Text stamme nicht von ihm. Darin heißt es: „Helfen Sie, die Erinnerung an diesen schicksalhaften Teil der deutschen Geschichte an unsere Enkelkinder weiterzugeben.” Direkt unter Nowottnys Bild ist ein Reichspfennig abgebildet, auf dem das Hakenkreuz nur so weit abgedeckt ist, das es noch zweifelsfrei zu erkennen bleibt. Experten sehen die Briefmarkenszene grundsätzlich von einer sehr unpolitischen Betrachtungsweise der Nazi-Diktatur geprägt.

Unternehmen will Nowottny informiert haben

Dass seine Person nicht mehr für die zweifelhafte Werbung verwendet wird, „das habe ich auch schon angemahnt”, sagte Nowottny dieser Zeitung. Ähnlich hatte er sich schon im April gegenüber einem Rundfunksender geäußert. Doch der Borek-Geschäftsführer Bernd Assert „weiß nichts davon”. Und: Nowottny könne jederzeit von der Vereinbarung zurücktreten. Eingekauft habe man ihn - im Raum steht eine Summe von ca. 25 000 Euro - als in der Werbebranche so genanntes Testemonial für das Gebiet „Deutsches Reich”. Borek hätte Nowottny über die Agentur alle Briefe stets vorgelegt.

Da erscheint Nowottnys Aussage, er denke an rechtliche Schritte gegen Borek, als wenig glaubhaft. Auf jeden Fall weiß der preisgekrönte Medienprofi (Goldenes Schlitzohr 1986) nun, worum es geht. Er hat bestätigt, seinen jüngsten Werbebrief von uns nach Hause gefaxt bekommen zu haben.

(Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/politik/2009/9/6/news-132126111/detail.html)

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Experten sehen die Briefmarkenszene grundsätzlich von einer sehr unpolitischen Betrachtungsweise der Nazi-Diktatur geprägt

Borek, was haben Sie sich dabei gedacht ?

Wie soll man das verstehen? Wird uns Sammler was unterstellt? Wer sind diese "Experten"?

Borek hat hier was losgelassen. Heldengedenkmarken als Erinnerung an den Ausbruch des Krieges. Was haben sie sich dabei ausgedacht? Wenn überhaupt.

Nigel

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[Beitrag redaktionell ins Forum übernommen, bevor er auf der Internetseite der WAZ verschwindet]
 
Christian Am: 07.09.2009 22:41:34 Gelesen: 6464# 2 @  
Guten Abend Nigel,

Ich glaube Herrn Nowottny. Der einzige Vorwurf, den man ihm aus meiner Sicht machen kann, ist dass er sich nicht genug darum gekümmert hat, wozu sein Name verwendet wurde. In erster Linie ist Borek für diese Aktion zu verurteilen. Anzumerken bleibt allerdings auch, das Borek ohne Aussicht auf Erfolg, nie einen Euro in solch eine Kampagne investiert hätte. Offensichtlich hatten sie ja auch Erfolg mit dieser Kampagne, die ich an dieser Stelle auch ausdrücklich verurteile.

„Experten sehen die Briefmarkenszene grundsätzlich von einer sehr unpolitischen Betrachtungsweise der Nazi-Diktatur geprägt.“ ... so schreibt die Westdeutsche allgemeine Zeitung. Persönlich teile ich diese Meinung zu einem gewissen Grad. Aus diesem Grunde sammle ich Deutschland aus der Zeit zwischen 1933 bis 1945 nicht. Ich rede an dieser Stelle von sammeln, nicht von Philatelie. Sammeln heißt im Grunde komplettieren. Steht da die Frage nach dem politischen Hintergrund im Vordergrund? Ist es immer gegeben, dass die notwendige kritische Distanz gewahrt wird? Wohl kaum.

Ohne jemanden angreifen zu wollen, dich am allerwenigsten, kann ich mir schon vorstellen, dass es mehr um die Marken als den politischen Hintergrund geht. Sich mit Geschichte zu beschäftigen heißt nicht immer sich mit ihr auch kritisch auseinander zu setzen. Persönlich setzte ich mich zwar mit der deutschen Geschichte aus dieser Zeit kritisch auseinander; dem Sortieren der Fratze des Herrn Schickelgruber kann ich persönlich nichts Positives finden.

Ich möchte niemanden die Freude an dem Sammelgebiet nehmen, weise aber darauf hin, sich die kritische Distanz zu erhalten.

Herzliche Grüße

Christian
 
Harald Zierock Am: 08.09.2009 06:21:42 Gelesen: 6438# 3 @  
Hallo,

Ich finde, dieses Gebiet auch interessant, und wird in Frankreich auch von Zwangs-Eingezogenen gesammelt.

Philatelie ist halt oft mit Geschichte verbunden, aber nicht jeder, der dieses Gebiet sammelt hat etwas mit den Nazi's zu tun.

Ich bin erst 51, meine Eltern mussten auch fliehen, aber ich sammle es auch.

Schönen Tag an alle,

Harald
 
Briefmarken-Museum Am: 08.09.2009 07:27:01 Gelesen: 6432# 4 @  
Moin an alle

Wenn ich den Kontext des Satzes "Experten sehen die Briefmarkenszene ..." analysiere, dann bezeichnen die Journalisten sich selber in abstrakter Form so - klingt wie anno dunnemal ... plural majestatis .... "Wir, von Gottes Gnaden"

Also Nigel regt sich zu recht auf bzw. hinterfragt das sehr gut, da wird eine ganze Branche über das Wort "Briefmarkenszene" diskredidiert, nur weil die aggressive Werbung eines Großhändlers angeprangert wird. Die Journalisten bedienen sich mit dem Wort "Briefmarkenszene" der "Sippenhaft", d.h. die differenzieren nicht. Das ist im Grunde genau der Wortschatz um die Szene aufzumischen und uns alle zu stigmatisieren. Grenzwertige Meinungsfreiheit ...

Als Stempelsammler sind die Stempel aus dieser Periode 1933-45 nicht aus der jeweiligen Ortsgeschichte zu entfernen - das ist auch eine für mich irritierende Form die Geschichte reinzuwaschen. Im Moment suche ich z.B. Origianl-Belege mit dem Stempel Hermann-Göring-Stadt für bzw. Hermann-Göring-Werke in Salzgitter. Das sind Dokumente als Beleg für eine regionale Geschichtsentwicklung und -Betrachtung - man/frau/ich kann/will doch nicht einfach ein geistiges Loch produzieren, indem man/frau/ich wegschaue. Hier sind von den Nazis für die Errichtung einer Gau-Hauptstadt diverse Landkreise in ihrer historischen Struktur geteilt und zum Kunstgebilde heutiger Name: "kreisfreie Stadt Salzgitter" zusammengelegt worden.

Schönen Tag an alle
Jochen
 
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