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Thema: Deutsches Reich: Belege vom "Posener Aufstand" ("Grosspolnischer Aufstand") 1918/1919
Stefan Am: 19.09.2022 20:28:28 Gelesen: 697# 1 @  
Auf dem gestrigen Tauschtag in Nettetal (Kaldenkirchen) lief mir die nachfolgende - eher unscheinbare - Ganzsache in einer Krabbelkiste über den Weg.



Sendung aus Posen nach Berlin vom 02.01.1919, Karte zu 10 Pfennig Porto, Entwertung durch den Maschinenbandstempel aus Posen

Die Karte ist portogerecht als Fernpostkarte zu 10 Pfennig frankiert. Zur Entwertung des Wertstempels wurde der Maschinenbandstempel von *3* POSEN des Herstellers Krag oder Sylbe verwendet.

Soweit dem Text entnehmbar, erhielt der Empfänger Grüße zum Geburtstag, welche auf den 01.01.1919 datieren. Politisch eskalierte gerade in jenen Tagen die Situation in Posen, welche sich in den kommenden Tagen zu einem Aufstand in der Provinz Posen entwickelten und zum 10.01.1920 per vertraglicher Regelung im Versailler Friedensvertrag in eine Gebietsabtretung an Polen mündeten.

Wikipedia schreibt in [1]:

Der Posener Aufstand (oder Großpolnischer Aufstand 1918–1919, polnisch powstanie wielkopolskie) vom 27. Dezember 1918 bis zum 16. Februar 1919 war ein militärischer Aufstand von Polen in der preußischen Provinz Posen. Diese kämpften für eine Eingliederung der mehrheitlich polnischsprachigen Provinz und damit der Region Großpolen in den nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandenen polnischen Staat.

[...] Bereits im November 1918 war es in Posen zu einer Machtübernahme durch einen Arbeiter- und Soldatenrat gekommen, der paritätisch mit je fünf polnischen und deutschen Vertretern besetzt war. Anfang Dezember 1918 forderte ein sogenannter Teilsejm in Posen den Anschluss der Provinz an Polen. Zum Auslöser des Aufstandes wurde dann ein Besuch des patriotischen Pianisten und späteren polnischen Regierungschefs Ignacy Jan Paderewski, der bei seinem Eintreffen von der polnischen Stadtbevölkerung enthusiastisch begrüßt wurde. Am zweiten Tag, dem 27. Dezember 1918, kam es in Posen zu Demonstrationen von polnischer wie deutscher Seite, bevor am Abend die ersten Schüsse fielen.

Die Kampfhandlungen erstreckten sich über anderthalb Monate. Die ersten Auseinandersetzungen forderten nur geringe Verluste. Die Stadt Posen befand sich bereits am 28. Dezember 1918 in der Hand der Aufständischen. Anschließend weiteten sich die Gefechte auf nahezu die ganze Provinz Posen aus. ... Mitte Januar 1919 war fast die gesamte Provinz Posen von den nationalpolnischen Kräften besetzt.


Der Aufstand (27.12.1918 - 16.02.1919) bzw. die daraus resultierenden naheliegenden Konsequenzen aus den Jahren 1919 und 1920 lassen sich auf philatelistisch dokumentieren und wurden hier im Forum im Thema "Polnische Tagesstempel auf Briefmarken des Deutsches Reichs" in [2] aufgezeigt. Allgemein blieben deutsche Briefmarken (erst einmal) weiterhin in Gebrauch (im Verhältnis 1:1 zur polnischen Mark als neue Währung) und die Tätigkeit in den Postämtern wurde (erst einmal) von bei der Deutschen Reichspost angestelltem Personal fortgeführt.

An dem eingangs gezeigten Beleg ist aufgrund des Stempeldatums vom 02.01.1919 ersichtlich, dass sich die Stadt Posen an jenem Tag gemäß [1] bereits vollständig in der Hand polnischer Aufständischer befand. Der Beleg selbst ist unscheinbar und erst aufgrund der Angaben im Stempel (Ort und Datum) als historisch auffälliger erkennbar.

Gruß
Stefan

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Aufstand_(1918%E2%80%931919)
[2] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=2197&CP=0&F=1
 
Regis Am: 25.09.2022 21:12:39 Gelesen: 588# 2 @  
Philatelistisch belegbar ist die Postsperre in die Provinz Posen. Bei Miala bei Bromberg haben aufständisch Polen die Schienen der Strecke Kreuz Posen aufgerissen. Ab 30. Juli wurde der Verkehr wieder aufgenommen.



Karte vom 23. Mai 1919 aus München Zurück.

Polnische Post wurde über Wien transportiert.

Gruß Regis
 
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