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Thema: Bundesfinanzministerium vergibt Briefmarkenlizenz neu
DL8AAM Am: 06.10.2009 20:56:34 Gelesen: 4241# 1 @  
Bundesfinanzministerium vergibt Briefmarkenlizenz neu

Erschienen am 06. Oktober 2009

Ab 2011 könnte ein anderer Postdienstleister als die Deutsche Post die offiziellen deutschen Briefmarken drucken. Das Bundesfinanzministerium leitete ein Auswahlverfahren zur Vergabe einer Exklusivlizenz zur Herstellung, Verwendung und Vermarktung der Briefmarken mit dem Aufdruck "Deutschland" ein, wie das Ministerium in Berlin mitteilte. Die Lizenz werde für die Dauer von sieben Jahren vergeben und könne dann um weitere drei Jahre verlängert werden.

Vertrag mit der Post läuft 2010 aus

Die Briefmarken mit dem "Deutschland"-Aufdruck werden den Angaben zufolge seit 1998 vom Bundesfinanzministerium herausgegeben, bislang wurden die Briefmarken im Auftrag des Ministeriums von der Deutschen Post produziert und vertrieben. Der Vertrag mit der Post läuft Ende 2010 aus, mit dem Wegfall des Briefbeförderungsmonopols kommen dann auch andere Postdienstleister für diese Aufgabe in Frage.

Europaweites Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren wird europaweit ausgetragen, bewerben kann sich jedes Unternehmen, das spätestens ab 2011 Postdienstleistungen in Deutschland erbringen kann. Für die Lizenz muss das Unternehmen, das den Zuschlag erhält, dann ein jährliches Entgelt entrichten.

Quelle: http://wirtschaft.t-online.de/bundesfinanzministerium-vergibt-briefmarkenlizenz-neu/id_20164218/index

Heisst das, dass ggf. dann die CITYPOST die "offiziellen" Briefmarken mit der Angabe "Deutschland" drucken sowie diese dann allein verwenden und vermarkten kann? Wie soll das praktisch im "UPU-Postverkehr" laufen? Die DPAG druckt dann, wie schon bei den neuen "individualisierten Briefneuen" nur noch reine Privatpostmarken und schleust die Briefe dann, wie jetzt die Privaten es machen über ein Postfach in Malta (o.ä.) ein? UPU-Austausch macht dann die CITIPOST? Witzige Fragen.

Gruß
Thomas
 
Stefan Am: 06.10.2009 21:49:56 Gelesen: 4221# 2 @  
@ DL8AAM [#1]

Heisst das, dass ggf. dann die CITYPOST die "offiziellen" Briefmarken mit der Angabe "Deutschland" drucken sowie diese dann allein verwenden und vermarkten kann? [...] Die DPAG druckt dann, wie schon bei den neuen "individualisierten Briefneuen" nur noch reine Privatpostmarken

Ja, ja und ja. So fasse ich zumindest die beiden bei google auffindbaren Artikel auf, davon ein Artikel von deiner Seite im Forum veröffentlicht:

http://www.forium.de/redaktion/auswahlverfahren-fuer-briefmarkenlizenz-ab-2011-hat-begonnen/

... und schleust die Briefe dann, wie jetzt die Privaten es machen über ein Postfach in Malta (o.ä.) ein? UPU-Austausch macht dann die CITIPOST? Witzige Fragen.

Jein. Die Deutsche Post baut z.B. in den Niederlanden einen eigenen Briefdienst auf (Selektmail), der günstiger als die niederländische TNT Post arbeitet (auch im Lohnbereich für Briefzusteller). In Großbritannien konsolidiert die DPAG. Vermutlich existieren auch einige weitere Länder, wo die DPAG im Briefbereich aktiv ist. Da braucht man sicherlich keine UPU (Weltpostverein). TNT Post Niederlande macht es über TNT Post in Deutschland genauso *g*

Ansonsten gilt:

Wie soll das praktisch im "UPU-Postverkehr" laufen?

Gute Frage, bezogen auf Länder wo die DPAG keine eigene Zustellung aufweisen kann.

Vielleicht würde dann eine Kooperation mit nationalen Postdiensten bzw. -behörden oder deren Mitbewerbern erfolgen.

Gruß
Pete
 
T-M 123 Am: 06.10.2009 21:54:22 Gelesen: 4220# 3 @  
Das ist allerdings interessant. Damit verliert die Deutsche Post zumindest theoretisch eins ihrer letzten Privilegien.

Ginge denn der UPU-Zugang mit der offiziellen Briefmarkenlizenz einher? Dafür hätten die anderen Postunternehmen kaum die Kapazitäten. Oder bliebe das bei der DPAG, was dann dazu führen würde, dass der offizielle internationale Postverkehr mit nicht-offiziellen Briefmarken abgewickelt werden würde? Plusbriefe individuell sind ja zum Beispiel auch keine offiziellen Postwertzeichen und trotzdem auch für Sendungen ins Ausland zugelassen.

Und was würde mit den bisherigen offiziellen Briefmarken geschehen? Dürften die dann weiterhin für die DPAG verwendet werden, oder für den neuen Lizenzinhaber? Oder würden sie gar ungültig werden?

Ich denke aber, schon allein wegen dieser Probleme wird die Lizenz wieder an die DPAG gehen.

Allerdings vermute ich, dass die UPU längerfristig an Einfluss verlieren wird, wenn das Postmonopol in immer mehr Staaten wegfällt, und die privaten oder privatisierten Postunternehmen untereinander Verträge abschließen, die günstiger sind, als der "offizielle" Weg. So wie jetzt schon ein Teil der offiziellen Post aus den Niederlanden über TNT Deutschland und weitere Privatpostunternehmen geht.
 
Stefan Am: 07.10.2009 19:34:21 Gelesen: 4170# 4 @  
@ T-M 123 [#3]

Ginge denn der UPU-Zugang mit der offiziellen Briefmarkenlizenz einher? Dafür hätten die anderen Postunternehmen kaum die Kapazitäten. Oder bliebe das bei der DPAG, was dann dazu führen würde, dass der offizielle internationale Postverkehr mit nicht-offiziellen Briefmarken abgewickelt werden würde? Plusbriefe individuell sind ja zum Beispiel auch keine offiziellen Postwertzeichen und trotzdem auch für Sendungen ins Ausland zugelassen.

Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich die UPU mit privaten Briefdienstleistern arrangiert, da nicht nur in Deutschland eine Liberalisierung des Briefmarktes erfolgt.

Man kann seit einigen Jahren von Deutschland aus über Privatpost ins Ausland Briefe/ Karten, frankiert mit nichtoffiziellen Marken verschicken. Meines Wissens nach hatte die PIN AG aus Berlin als erster DPAG-Konkurrent ca. 2004 damit begonnen, Briefmarken (für Privatkunden!) für den internationalen Briefverkehr herauszugeben. Die Einspeisung dieser Sendungen in den internationalen Postverkehr erfolgte durch die niederländische, später die belgische Post. Seit 2008 scheint der Partner häufiger zu wechseln bzw. je nach Bestimmungsland des Briefes zu variieren, da mittlerweile auch Malta und Großbritannien zwischendurch dran waren.

Und was würde mit den bisherigen offiziellen Briefmarken geschehen? Dürften die dann weiterhin für die DPAG verwendet werden, oder für den neuen Lizenzinhaber? Oder würden sie gar ungültig werden?

Gute Frage. Da die alten Euro-Marken (Ausgabe bis 2010) weiterhin gültig bleiben sollen, müsste der Lizenzinhaber ab 2011 auch diese alten Marken zur Frankatur akzeptieren, auch wenn die DPAG dafür das Geld durch den Briefmarkenverkauf erhalten hatte. Ich könnte mir dann gut vorstellen, dass ein Wechsel der Dauerserie erfolgt (das derzeitige Motiv "Blumen" wird auch von der DPAG in Eigenregie entworfen, gedruckt und verkauft); Sondermarken, Zuschlagsmarken usw. bleiben meist nicht lange in den Postfilialen liegen bzw. könnten zeitnah vom neuen Lizenznehmer ausgetauscht werden.

Es kann natürlich sein, dass die DPAG bei einem Nichterhalt der Lizenz ab 2011 die Gültigkeit der älteren Ausgaben im eigenen Briefdienst teilweise einschränkt (Bsp. Gültigkeit der Marken bis einschließlich Ausgabejahr 2010, Jahr auf der Marke erkennbar; Zulassung bestimmter Dauerserien wie Frauen, Sehenswürdigkeiten, Blumen; Gültigkeit der bisherigen Euro-Automatenmarken, wobei die derzeitigen Motive ebenfalls von der DPAG entworfen, gedruckt und verkauft werden). Vielleicht kommen auch vermehrt DPAG-Privatpostmarken heraus (Inschrift "DPAG" oder "Deutsche Post AG" statt "Deutschland"). Dies sind allerdings alles Spekulationen.

Allerdings vermute ich, dass die UPU längerfristig an Einfluss verlieren wird, wenn das Postmonopol in immer mehr Staaten wegfällt, und die privaten oder privatisierten Postunternehmen untereinander Verträge abschließen, die günstiger sind, als der "offizielle" Weg.

Da nicht weltweit im Briefmarkt liberalisiert wird, dürfte die UPU auch noch ein Weilchen erhalten bleiben. Vielleicht dient die UPU zukünftig auch als Oberaufsicht bei Vertragsschließungen einzelner Unternehmen untereinander, quasi als eine Art international tätige Bundesnetzagentur.

Gruß
Pete
 
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