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Thema: Die billigsten und (bisher) viel zu selten besprochenen Briefmarken der Welt
Bendix Gruenlich Am: 07.04.2023 12:06:28 Gelesen: 2455# 1 @  
Liebe Sammler,

hier im Forum ist der Blog „Die berühmtesten und wertvollsten Marken der Welt“ ja besonders beliebt und vielbesprochen. Ich sehe da selbst gerne rein, auch wenn hier mit wertvollsten die teuersten Marken der Welt gemeint sind, also der kulturelle Wert nicht im Vordergrund steht. Da könnte man nun die Meinung vertreten, dann wäre ja jetzt alles zur Philatelie Besprechenswerte gesagt.

Aber was ist denn mit den anderen Marken? Sind die etwa nicht gut gelungen, sind die keiner Betrachtung wert, gibt es da keine Informationen zu, gibt es da keine interessanten Aspekte, die es wert wären, beleuchtet zu werden?

Deshalb hab ich mich entschlossen, heute für unsere Briefmarken aus prekären Verhältnissen – also die aus dem Grabbelalbum, dem Papierkorb, kurz: aus der Gosse – mal eine Lanze zu brechen.

Das liegt vielleicht auch daran, dass ich mich langsam für die Feierlichkeiten meines 50-Jähriges-Sammeljubiläum warmlaufen muss. Im Laufe der Zeit wird man gnädig, daher ist meine Auswahl vielleicht auch ein Anfall von Altersmilde.

Nun, im Reich des Alle Welt-Sammler jedenfalls geht ja bekanntlich die Sonne nie unter. Also habe ich mal kurz unter „A“ nachgeguckt, was mir da aufs geratewohl in die Hände fällt (Fortunas Wahl: Ägypten) …und das ausgearbeitet. Das hat Spaß gemacht – und ich dachte mir, ich gebe Euch Gelegenheit, die Freude zu teilen oder mich für verrückt zu erklären.

Ist die Marke dann mal in einem Blog gelandet, ist das schwer wiederzufinden. Deswegen habe ich für die Marken ein Extra-Thema aufgemacht, so findet man die so selektierten Marken wieder, wenn man nach denen oder zum Land sucht (außerdem entspricht das meinem Sammlungsaufbau, und wir Sammler lieben ja bekanntlich, wenn wir Strukturen wiederfinden, nach denen wir selber sammeln).

Hier der link zum Beitrag hier im Forum [1].

Was gibt’s neben den dort niedergelegten Fakten noch zu sagen.

Provenienz: Die Marken sind Ex einem Verlegenheitsgeburtstagsgeschenk und die Geber waren der Meinung, mir Masse zukommen lassen zu müssen. Das waren so 50 billigste Steckkarten mit wirklich allerlei kleinformatigen Allerweltsmarken und vielen hässlichen Entlein. Das war nach keiner Logik gesteckt, außer die Karten zur Vermarktung zu füllen, Dubletten waren häufig. Ich habe in meiner Sammlerzeit so manche Gabe und Teilsammlung durchgesehen und sortiert und aufbereitet, aber das Zeug, das habe ich viele Jahre irgendwo liegen gehabt. Und ich muss dann wohl mal sehr krank gewesen sein oder mal wirklich ganz viel Zeit gehabt haben und bin das dann endlich mal angegangen. Nachdem das alles wieder länderweise gegliedert war, war das dann auch mal systematisch bearbeitbar.

Wert: Neun Marken zeige ich, ich vermute der Katalogwert ist EUR 3,30. Die Gefahr in einem schweizer Freihandelslager als Anlagegegenstand bis zum jüngsten Tag gefangengehalten zu werden ist daher gering. Eine Fälschungsgefahr verneine ich. Fände man einen Käufer, wären wohl vermutlich EUR 1,00 fällig (übrigens per heute: 33 ägyptische Pfund und 47 Piaster).

Motiv: Ohne Zweifel echte Klassiker. Alles drin, was mir gefällt – zitiert ikonische Denkmäler, veredelt mit Ornamenten (das sehe ich immer gerne), die historischen Hintergründe zum Land zu dieser Zeit lesen sich wie ein Abenteuerroman. Auch ausdauernd waren sie, die Marken. Germania hat jedenfalls nur 22 Jahre geschafft.

Die richtige Atmosphäre zum Lesen des Artikels schafft sich, wer den Orient-Teppich (bitte aus Wolle oder Seide) mit prachtvollen Ornamenten ausrollt und es sich auf Sitzkissen darauf gemütlich macht. Dazu ein frisch aufgebrühter Tee, Baklava und Datteln vom Orientalen um die Ecke. Musik: Musicians of the Nile (lokaler Name Metqal Quenawi Metqai - oberägyptische Folklore) oder Khamis Ali El Fino.

Wem es jetzt noch an Ehrfurcht mangelt, sollte sich an Napoleon erinnern. Der hat nach seiner Ägypten-Kampagne behauptet, seinerzeit u.a. folgende Worte an seine Truppen gerichtet zu haben: „Sammler, denkt daran, dass von diesen Monumenten vierzig Jahrhunderte auf Euch herabblicken“.

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=18071&CP=0&F=1
 
Bendix Gruenlich Am: 10.11.2023 21:03:03 Gelesen: 2132# 2 @  
Liebe Sammler,

Nicht-Sammler haben ja nicht das geringste Verständnis für die zeitkonsumierende Beschäftigung mit Briefmarken. Einige Sammler empfinden das ähnlich, wenn da nicht das große Geld winkt. Andere machen an den eigenen Landes- / Kulturgrenzen halt.

Für alle anderen (also denjenigen, die vor kaum etwas zurückschrecken) heute folgendes zum exotischen Gebiet Ägäische Inseln, am bekanntesten davon die Insel Rhodos – von diesem Gebiet hört man nicht oft:

Folgt dem link [1], habe dort ein paar Stichworte hinterlegt, wieder eine irre Geschichte (die besten Geschichten schreibt auch in diesem Fall wieder einmal das Leben selbst).

Was gibt’s neben den im Artikel niedergelegten Fakten noch zu sagen.

Provenienz: die im Beitrag gezeigten Marken sind aus einer langjährigen Tauschrelation. Meinem Partner überließ ich aktuelles, echtgelaufenes aus dem Eingang der Unternehmenspost. Mein Tauschpartner hingegen kaufte Sammlung auf Sammlung auf Auktionen auf und überließ Dubletten einem großen Kreis von Enthusiasten. Diese Relation war fruchtbar, dankbar und sehr unterhaltsam. Leider aus Altersgründen beendet, ich vermisse das - war genau das richtige, so vier Mal im Jahr - insbesondere für die dunkle Jahreszeit.

Wert: sage und schreibe vier Marken zeige ich, das ist mein ganzer Bestand aus 50-jähriger Sammlungstätigkeit (hatte also offenbar nicht wirklich oft Post von dort im Briefkasten), Katalogwert aktuell EUR 1,80 (die ungestempelten Marken sind gefalzt) - Barwert vermutlich EUR 1,00 (nicht weniger – meiner Meinung nach zu selten für einen größeren Discount). Aber keine Sorge, wer es krachen lassen will, bekommt eine komplette Sammlung für EUR 2.200,-- zzgl Gebühren, habe ich vor ein paar Monaten bei Felzmann gesehen (preisprägend sind ein paar Zeppelin-Ausgaben – für eine Inselgruppe in der Ägäis mit 141.000 Einwohnern vermutlich unverzichtbar).

Motive: geprägt vom Geist der Zeit - also dem italienischen Faschismus (keine Scheu, die Designs sind ansehnlich und nicht per se böse).

Die richtige Atmosphäre zum Lesen des Artikels könnte ich mir so vorstellen, dass Ihr Euch von Euerer lokalen Frittenbude ein Gyros-Pita holt und danach einen Ouzo trinkt, denn die Inseln sind griechisch geprägt. Wer allerdings den italienischen Kolonialstil würdigen will, da könnte ein Teller Spaghetti Frutti di Mare gut zu passen, schließlich liegen die Inseln im Mittelmeer. Inselspezialität soll ein Salat mit Kapernblättern sein.

Was mir noch so auffiel: ich bin der Meinung, dass es sich um ein Raubstaaten-Sammelgebiet handelt, die bekannten Auflagen sind einfach zu hoch, um vor allem für den lokalen Bedarf bestimmt zu sein. Ob die ungestempelten Marken wohl jemals tatsächlich auf den Inseln waren, deren Namen sie tragen? Ich hab da meine Zweifel.

Bleibt neugierig!

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=18634&CP=0&F=1
 
Bendix Gruenlich Am: 13.01.2024 09:41:03 Gelesen: 1910# 3 @  
Liebe Sammler,

heute müsst Ihr tapfer sein. Ich werde Euch heute einiges zumuten. Irgendwie werde ich meinem Motto auch untreu. Ich würde über eine Vielzahl von Ausgaben, die ich hier thematisiere, eigentlich gar nicht sprechen wollen.

Diese Designs treiben mich zum Wahnsinn - aber sie sind da, es gibt sie, sie werden bzw. wurden vermarktet, sie haben eine Geschichte. Und jetzt, da ich mich einmal damit beschäftige, kann ich sogar der ein oder anderen Ausgabe mal was Positives abgewinnen.

Darum geht’s diesmal: Äquatorialguinea.

Folgt dem link, ich habe dort ein paar Hintergründe (bzw. Abgründe) hinterlegt.

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=18868&CP=0&F=1

Allerdings muss ich eine Warnung aussprechen: dieser Beitrag enthält Designs und Briefmarken, die als Akt psychischer und gestalterischer Gewalt wahrgenommen werden könnten.

Die Geschichte ist nicht nur philatelistisch, sondern auch historisch in Teilen grausam. Möge die westliche Welt in ihrer aktuellen Selbstgeißelung und Selbstüberschätzung als alleiniger Moralstandardsetzer endlich begreifen, dass das Böse nicht nur vom Kolonialismus und vom weißen Mann ausgeht. Auch ist der Indigene nicht immer grundsätzlich selbstlos und gut, sondern Mensch mit allen bekannten Abgründen. Lest den verlinkten Beitrag und bildet Euch hierzu selbst eine Meinung.

Was gibt’s neben den im Artikel niedergelegten Fakten noch zu sagen.

Provenienz: Ich zeige vier Ausgaben. Den Block habe ich mal von Freunden geschenkt bekommen, die sich mit der Überlassung einer ganzen Partie über meine Sammelei lustig machen wollten. Tatsächlich war die Gabe insoweit ein Volltreffer, als dass ich nicht eine Marke bereits besaß. Die Madonnen und die Sommerolympiade Wasserwettbewerbe habe ich durch Absorbierung irgendwelcher Kleinsammlungen (in Laufe meines Sammlerlebens werden mir so vierzig in die Hände gefallen sein) dazubekommen. Die Olympia 72 Fußball-Marke besitze ich tatsächlich seit über vier Jahrzehnten (ich glaube, aus einem Tütchen vom Apotheker), ohne dass sie mir ans Herz gewachsen wäre.

Wert: Katalogwert aktuell EUR 1,70 - Barwert vermutlich EUR 0,60. Ich würde dafür übrigens nicht einen Cent ausgeben. Ich mag sie einfach nicht.

Motive: einfach nur groß und bunt. Mir ist das einfach zu grell und kommerziell. Ich fühle mich dabei auch getäuscht und vorgeführt. Aber auch folgendes (und jetzt mache ich einer meiner berüchtigten 180 Grad-Wendungen)

• Die Madonnen zitieren eines der bekanntesten und beliebtesten Motive der christlichen Welt: die Mutter mit Kind. Geborgenheit, Liebe, Jugend, Reinheit und Fruchtbarkeit in einem Frieden verheißenden Motiv vereint. Dazu noch von hervorragenden Künstlern (mein Favorit: von Weyden) gestaltet. Selbst die Museen, wo man die Originale findet, sind genannt. Das ist instruktiv und lehrreich. Mit Blick auf die Geschehnisse in Äquatorialguinea in den Siebzigern hatte das auch lokalen Bezug, denn dort half seinerzeit offenbar nur noch beten.
• Die Wassersportmarken sind bunt, nicht völlig gestalterisch misslungen und wer eine Fernsehsendung dieser Zeit schaut, die den Alltag zeigt, so war dieser eher grau und braun. Farbfernsehen war 1972 auch noch neu. Und jetzt kommen diese Marken…die müssen damals sensationell gewirkt haben.
• Block: ist für alle Weltraumfreunde etwas. Space, Technik, ferne Welten – spricht mich persönlich nicht an, aber es gibt eine Schar von Sammlern dieser Motive. Übrigens mit einem phantastischen Sechseck-Flugpoststempel der spanischen Welt versehen. Ist auch noch Marke auf Marke.
• Man mag von dieser Fußballmarke halten, was man will, aber: sie zitiert für mich erkennbar die Silhouette eines architektonischen Meisterwerks: die des Münchner Olympiastadions. Ferner passen die Frisur und das schlabbrige Trikot 100% zur Zeit.

Die richtige Atmosphäre zum Lesen des Artikels: hier fällt mir eine Empfehlung schwer, die Designs sind einfach nicht lokal genug. Gut, wie wäre es denn mit Weißwürsten, Brezeln und einer Halben Helles (Olympia 72 – das Thema hat ja schließlich das Markenjahr 1972 in Äquatorialguinea schwer geprägt) - alternativ ein Brathendl (Hahn ist das Wappentier Äquatorialguineas).

Alles ganz schön irre.

Und hier habe ich noch was. Eine Düsseldorf-Marke aus Äquatorialguinea. Das Düsseldorfer historische Rathaus. Ein schöner Ort. Wenn ihr die Position eingenommen habt wie auf der Marke (ihr also vor der Front steht), dann 180 Grad-Drehung ca. dreihundert Meter gehen, dann rechts, dann steht ihr vorm „Uerige“ (Hausbrauerei). Da stehen bleiben und erstmal draußen ein Bier nehmen und das Glas auf die Philatelie erheben.


 
Bendix Gruenlich Am: 26.08.2024 22:07:40 Gelesen: 1587# 4 @  
Liebe Sammler,

heute erzähl ich mal, wie ich mir mittels EUR 6,50 und einem kleinen Eigenbestand im Februar 24 über ein verregnetes Wochenende die Zeit vertrieben habe. Gesamtdauer: acht Stunden würde ich schätzen – dann hat mich dieses Hobby also sage und schreibe EUR 0,81 pro Stunde gekostet (der Betrag fehlt mir natürlich demnächst bei der Rente. Das ist der Satz, den ich bei jedem zweiten Beitrag im öffentlich-rechtlichen TV höre. Nervig, als ob man jeden Euro festhalte könnte und warum muss man das eigentlich. Nee, ich hab die Kohle verjuxt, auf den Kopf gehauen, vertan - für Briefmarken. Ich bereue nicht!).

In den ppa-Auktionen war mir einen Position Deutsches Reich – Besatzungsausgaben I. Weltkrieg – Belgien aufgefallen. Die Querformate haben mich gelockt, auch Germania war variantenreich vorhanden. Da habe ich mal zugeschlagen. In der nächsten Auktion war wieder eine kleine Partie dabei, die sich hervorragend zur ersten ergänzte.

Nachdem beide Sendungen da waren, habe ich sie ein paar Tage liegen lassen, bis ich Zeit hatte. Dann habe ich meinen Michel-Spezial dazugeholt und los ging es.

Ich habe in aller Ruhe die Einzelwerte inspiziert, die Stempel angeschaut, die Farben verglichen, mal im Internet zum historischen Hintergrund recherchiert. Auch in Wuppertal, in der philatelistischen Bibliothek, habe ich mal vorbeigeschaut und in das ein oder andere Traktat hineingesehen. Der Spezial hat mich dann auch zu Vermessungen gezwungen, die mich aber nicht gefesselt haben. Die Unterschiede waren im Mikrobereich und visuell kaum erkennbar und auch kaum messbar (für mich Druckzufälligkeiten).

Zusammenfassender Bericht hier:

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=19659&CP=0&F=1

Provenienz: zu 90% vor kurzem in der ppa Auktion erworben. Wo die Dinger vorher waren, ist mir unbekannt. Ich kann nur sagen, dass die mind. 110 Jahre in Fremdbesitz waren. So ist das bei Sammlern, die haben nicht das ewige Leben. Da wird gehandelt, getauscht, gestorben - jemand übernimmt die Bestände, und der Bestand bekommt ein Eigenleben. Der Voreigentümer spielt keine Rolle, nur der Besitz der Marken zählt. Die Marken werden Mal um Mal zum Handelsgegenstand, der Vorbesitzer vergessen. Eigentlich sind uns unsere Marken an Langlebigkeit überlegen, brauchen aber einen menschlichen Beschützer, sonst geht es in die Müllverbrennung. Na, jedenfalls gehören die Dinger aktuell mir. Schade ist, dass mit der Weiterverkauferei so keine Geschichten überliefert werden. Das bedeutet, der Neueigentümer fängt Mal um Mal von vorne an. Schade, muss ich sagen.

Wert: Katalogwert aktuell EUR 180,00 - Barwert würde ich bei EUR 30,00 sehen (6,50 als Einstandspreis war jetzt schon günstig).

Motive: Germania-Marken und Mark-Querformate halt, die Reichspost hielt seinerzeit nichts von der Ausgabe ständig wechselnder Zeichnungen.

Die richtige Atmosphäre zum Lesen des Artikels:

• Musik: preußische Märsche (bin gespannt, wie Eure Nachbarn darauf reagieren)
• Essen: a) Steckrübensuppe (besser als ihr Ruf, auf die Einlage kommt es an, da gehört natürlich eine Specksaite rein) b) Muscheln mit Wurzelgemüse
• Trinken: wer auf Seite der Belgier ist, trinkt ein Bier - als Enkel der Besatzer habe ich eine Flasche Riesling (aus Würzburg) beim Sortieren getrunken. Europäer & Neutrale können natürlich beides trinken, aber beklagt Euch nicht, wenn Ihr dann am nächsten Tag verkatert seid.

Grüße ins Ruhrgebiet an Burrus2016 und nach Norddeutschland an Zacken-Willi – Euren ehemaligen Marken geht’s soweit gut bei mir und machen jetzt erst einmal Medienkarriere.
 
Bendix Gruenlich Am: 18.09.2024 20:45:25 Gelesen: 1319# 5 @  
Liebe Sammler,

heute führe ich meine Schilderung zu Ausgaben während der deutschen Besetzung Belgiens fort.

Bevor ich zum sachlichen Teil überleite, eine allgemeine Anmerkung zur Germania-Marke für die im belgischen Teil kein Platz ist, und die nicht rein sachlich ist, sondern eine Würdigung des Designs sein soll.

Die Marke wurde zur Jahrhundertwende ausgegeben und wer sich der Jahrhundertwende-Germania-Ganzsachen erinnert, sieht als Zudruck eine aufgehende Sonne zusammen mit der neu geschaffenen Germania-Freimarke als Versprechen einer neuen Zeit.

Manche fragen sich, warum denn nicht der Kaiser auf den Marken abgebildet wurde. In einem Briefmarkenartikel habe ich mal die volkstümliche Deutung gelesen, der Kaiser wollte nicht von vorne verkloppt und von hinten geleckt werden (eine echt deutsche Deutung, die sich Anhänger des Götz von Berlichingen wahrscheinlich einfach nicht entgehen lassen konnten).

Das ist natürlich Quatsch, sondern das hatte politische Gründe. Ein Gesamtdeutschland in einem deutschen Nationalstaat war als Idee vielmehr neu und im 19. Jahrhundert noch eine revolutionäre Wunschvorstellung, die an den Grundfesten der Organisation in Fürstentümer rüttelte.

Die Einheit Deutschlands war nicht das Ergebnis kühler Ratio oder gegenseitiger Vaterlandsliebe, sondern wurde kriegerisch durch den Krieg von 1866/67, der ein Bürgerkrieg Nord gegen Süd war und der von Preussen gewonnen wurde, bereitet. In Folge dieses Krieges wurden die Südstaaten zu Bündnispartner der Nordstaaten. Napoleon der III von Frankreich hat dann allen Einheitsfreunden den Gefallen getan, den Preußen 1870 den Krieg zu erklären (so hatte er dann ganz Deutschland am Hals, das jetzt einen gemeinsamen Feind hatte).

Eingedenk der 1900 noch jungen Einheit hat man durch die Wahl einer Allegorie auf die Befindlichkeiten der beigetretenen Fürsten Rücksicht genommen.

Ich finde den Entwurf für seine Zeit modern und gut ausgeführt.

Ein Jugendstilrahmen, eine Frau ins Zentrum stellend, diese in schimmernder Wehr und bewaffnet, die historische Kaiserkrone tragend.

Deutschland 1900 das war die Exportsupermacht, die erfolgreich die Industrialisierung von den Briten adaptiert hatte. Führend in Schwer- und chemischer Industrie, auch eine Energiesupermacht dank einheimischer Kohle. Erneuert in Struktur, Währung und Recht (das BGB und das HGB wurden mit der Jahrhundertwende eingeführt).

Fortschritte in Industrie, Technik, Verkehr, Gesundheit - hohe Geburtenraten, ein wirtschaftliches Erstarken von Bürgertum und Arbeiterschaft.

Germania und „Schwarz, Weiß, Rot“ waren daher keine rückschrittlichen Symbole, sondern sind meiner Meinung nach aus der zeitgenössischen Perspektive heraus frische, moderne und vorwärtsgerichtete Designs. Das Land entwickelte sich - siehe z.B. moderne Verkehrsbauten wie Bahnhöfe und Postämter, in einem damals modernen Stil.

Für mich ist es bedauerlich, dass immer wieder versucht wird, diese Symbole für gegenwärtige national-faschistische Auftritte zu nutzen, wobei die Designs dadurch in Misskredit gebracht werden.

Dabei ist der Urentwurf der Germania für mich noch reizvoller, weil er eine jugendliche Frische ausstrahlt. Dieser Urentwurf wurde übrigens vor kurzem auch in einem Sonderstempel genutzt und wurde im Raum „Germania“ auf der IBRA in Essen 2023 gezeigt.



Den realisierten Drucken fehlt die jugendliche Schönheit, dort ist Germania reifer. Bei den Friedensdrucken ist das akzeptabel.

Bei den Kriegsdrucken hingegen sieht Germania abgekämpft und verbraucht aus (zumal, wenn mit schwarzem Aufdruck in Fraktur versehen).



Der Kulturwissenschaftler Aby Warburg - der auch begeisterter Briefmarkendesigninterpret gewesen sein soll - soll die Germania auf den Briefmarken dann auch einmal mit einer „verkleideten Köchin“ verglichen haben (was ich witzig finde).

Aber jetzt Schluss mit den kulturhistorischen Betrachtungen - und wenn Ihr wollt - zum Beitrag.

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=19659&CP=0&F=1#
 
Bendix Gruenlich Am: 19.10.2024 18:06:06 Gelesen: 1103# 6 @  
Liebe Sammler,

heute der Schlussartikel zur Deutschen Besetzung in Belgien.

Ich zeige darin noch ein paar Germania-Marken in den Höchstwerten.

Vor allem aber bilde ich auch noch die Markwerte ab. In diesen Zeichnungen haben wir hier im Forum diverse Abbildungen gesehen. Gestempelt und ungestempelt, auf Belegen und lose, mit Aufdrucken und ohne, die Zeichnungen des Kaiserreichs, aber auch die der Republik. So weit, so gut. Was ich aber nicht gelesen habe, ist eine Würdigung der Designs. Kaum zu glauben. Hier haben unsere Höchstwerte einfach mehr verdient.

Die 1 Mark Reichspostamt Berlin

Dass ikonische Gebäude der Gründerzeit (gebaut 1871-1874) kennen deutsche Sammler von einer Vielzahl von Briefmarkenausgaben. Das Gebäude war Generalpostamt, Sitz des Reichspostministeriums und Postmuseum. Prominent angesiedelt in Berlin-Mitte, meiner Erinnerung nach gar nicht weit weg vom Bundesfinanzministerium entfernt. Heute Heimat des Kommunikationsmuseums, seinerzeit aber auch Konzernzentrale eines der wesentlichsten Infrastruktureinrichtungen des Landes, nämlich der Post und Telegrafie (die heute allgegenwärtig und allmächtig erscheinenden Mobile- und Techkonzerne gab es damals nicht, liebe Leute. Also praktisch das Gegenstück zu den heute ikonografisch abgebildeten Zentralen der Tech-Konzerne, z.B. der Google-Zentrale in Mountain View, USA.).

Die 2 Mark „Nord und Süd“

Zur Wiedergründung des zweiten Reiches war es ein weiter Weg von der Zerstückelung Deutschlands insbesondere nach dem Dreißigjährigen Krieg und der Auflösung des ersten Reiches 1806 durch Napoleon I. Mit der Industrialisierung Deutschlands und der Auflösung alter örtlicher Bindungen ging eine Nationalisierung einher. Mit beschleunigter Kommunikation (Zeitungen, Post) konnten sich solche Ideen auch weiter und schneller verbreiten. Militärische Siege Preußens schafften die Basis für eine Umsetzung. 1866/67 nach dem Deutschen Bürgerkrieg Nord gegen Süd, gab der Krieg gegen Frankreich Gelegenheit gemeinsam gegen einen äußeren Feind zu kämpfen. Das schüttet etwaige Gräben zu und war als Gründungsmythos einfach zu gut, um diesen nicht zu nutzen. Auf dem Gemälde Nord und Süd (Original im Saarbrücker Rathaus, Künstler Anton von Werner) reichen sich ein bayerischer Krieger und ein norddeutscher über einer in den Staub gefallenen französischen Standarte die Hand, Versöhnung und Einigkeit beschwörend. Also ein politisches Motiv hinter dem sich ganz Deutschland versammeln kann. Im Hintergrund des Norddeutschen erkenne ich den Rügener Kreidefelsen, im Hintergrund des Bayern die Alpen. Über beiden sehen wir die Siegesgöttin Viktoria. Dabei gefällt mir die Zeichnung auf der Briefmarke besser als auf dem Gemälde. Auf der Briefmarke ist die Göttin (für meinen Geschmack) deutlich sinnlicher dargestellt (mit sehr reicher, dem Zeitgeschmack entsprechend drapierter Haarpracht und jugendlicheren, schlankeren Zügen). Erstaunlich wie frei man mit der Nacktheit der Göttin umgegangen ist. So kann die Göttin für die gesetzten Herren im Markenbild oder den Betrachter schützenswerte Tochter oder auch begehrenswerte Beute sein (es muss ja einen Grund geben, weswegen man nicht die Hexe aus Hänsel und Gretel abgebildet hat). Das alles durch gravierte Strahlen verstärkt. Ich würde das Motiv gerne heute noch verkleben (wofür ich auch sorgen würde, wenn ich König von Deutschland wär), das ist aber leider nicht mehr möglich.

Die 5 Mark Reichsgründungsfeier

Mich vom Motiv her weniger in der Gestaltung beeindruckend (die Konzentration der Verehrung auf ein Staatsoberhaupt oder eine regierende Familie erscheint mir überholt). Aber folgender gestalterische Trick ist stark: oft wird die Marke als in den Farben mit schwarz und rot beschrieben, das ist aber tatsächlich unvollständig, denn das Papier ist ja weiß. Wir treffen also schwarz, weiß, rot als Landesfarben (und im Übrigen alte Reichsfarben) an. Also der Höchstwert in den allerhöchsten Farben, eine clevere zusätzliche politische Gestaltung der Marke, finde ich.

Allerdings wird die belgische Bevölkerung weniger erbaut darüber gewesen sein, diese kulturkreisfremden Gestaltungen aufs Auge gedrückt bekommen zu haben.

Übrigens betrug das Monatsbruttodurchschnittseinkommen eines vollbeschäftigten Arbeitnehmers 1914 102,00 Mark. Ich merke das an, damit gesehen wird, wie wahnsinnig hoch die seinerzeitigen Nominalen waren. Eine 5 Mark Marke repräsentiert 5% eines Monatsbruttoeinkommens. Nehmt Euer eigenes, errechnet den Wert und staunt!

Und sind die gezeigten Marken auch echt? Mir erscheinen sie so, ich habe keine konkreten Hinweise erkennen können, die sicher für eine Fälschung sprechen würden. Aber die Marken sind fälschungsgefährdet, auch die Stempel. Es fällt auf, dass alle gezeigten Marken in Mark-Nominale das gleiche Datum zu zeigen scheinen. Das ist sehr verdächtig, spricht bestenfalls für eine Gefälligkeitsstempelung.

Wollte man mit den Marken Handel betreiben, müsste man wohl eine Prüfung durch einen Experten vornehmen lassen. Mir reichen die Marken, so wie ich sie fortfinde (als historisches Stichwort, als grafisches Zitat), wenn ich die Diskussionen hier im Forum richtig verstehe, ist das aber Anfängerlevel.

Ein schwieriges Thema. Warum spezialisiere ich mich auf ein Sujet, dass ich qualitativ nicht selber sicher abdecken kann und trage das dann wie eine Monstranz vor mir her (ist wie ein Luxus-Mercedes, wo der stolze Besitzer sich für den Schöpfer dieses faszinierenden Gegenstandes hält - das ist natürlich falsch, man ist der, der den Schlüssel umdrehen darf)? Gekaufte Expertise, ohne dass ich danach visuell das echte vom falschen Stück unterscheiden könnte.

Andererseits könnte ich mich auch spezialisieren und die Prüfung eben als weiteren Fortschritt dieser Spezialisierung ansehen, also Weiterentwicklung.

Ich schließe heute mal mein Belgien-Album (und falle irgendwann einmal, wenn mir danach ist – über ein neues Objekt her) – denn ich bin Alle Welt-Sammler, mich reizen die Motive. Und der Nachteil dieser Sammlungsorientierung ist, dass eine Spezialisierung kaum gelingen kann, einfach weil man mit seiner Zeit haushalten muss.

Aber ich freue mich über vertiefende Diskussionen und Beiträge hier im Forum (wie zuletzt auch in der jüngsten Zeit, in der verstärkte Aktivitäten von Besetzung Belgien-Sammlern feststellbar sind, wo wir aktuell praktisch jeden Tag etwas Neues sehen können).

Hier der link zum Basisthema Besatzungsausgaben Belgien (dort sehr Ihr auch die hier rubrizierten Marken abgebildet).

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=19659&CP=0&F=1#newmsg
 
Bendix Gruenlich Am: 02.06.2025 22:14:07 Gelesen: 629# 7 @  
Liebe Sammler,

na, ich hoffe, Ihr trauert dem jüngst versteigerten Nazi-Kram (die wirklich allerletzte Briefmarke des Dritten Reichs) nicht nach. Irgendwann einmal werde ich mal die wirklich letzte Postkarte Hitlers an meinen Großvater („…ist furchtbar hier, hol mich hier raus…“, mehr verrat ich zum Inhalt nicht), natürlich mit SS- und SA-Marke und Sonderstempel „Des Führers letzter Geburtstag“, veröffentlichen.

Bis dahin langweile ich mit einem Beitrag zum Thema die billigsten Marken der Welt.

Heute: Vereinigte Arabische Emirate – Ajman.

Was haben denn 909 / 910 mit dem Marken Ajmans zu tun?

Nun, das ist ganz einfach: niemand weiß, ob die Marken jemals ein dienstbereites Postamt erreicht haben.

Dabei sind 909 / 910 deutlich beliebter als Marken Ajmans.

Das liegt sicher auch daran, dass die Ajman-Marken wieder einmal Machwerke sonderbarer oder dubioser Agenturen sind, die das Recht zum Briefmarkenvertrieb einem philatelistisch gleichgültigen Potentaten abgekauft haben.

Dieses Material kann keiner ernst nehmen (wie immer: bedient werden Themen der nördlichen Hemisphäre: viel, groß, bunt, populär, absurd hohe Nominalen) aber das Zeug zirkuliert.

Ich kam da so drauf, weil hier im Forum kürzlich Äquatorial-Guinea Druckzufälligkeiten besprochen wurden (die sind genauso „gemacht“ wie die Ausgaben Ajmans) und bei der Gelegenheit eine sehr interessante website von John Lowe genannt wurde. Der berichtet auch sehr intensiv über Ajman-Ausgaben.

Festhalten kann man, dass keiner was Genaueres weiß - aber gefälligkeitsgestempeltes Material, das gibt es tonnenweise.

Folgt dem unten genannten link, ich habe dort ein paar Stichworte hinterlegt (in diesen Teil packe ich die Polemik rein, Fakten gibt es im verlinkten Artikel).

Was gibt’s neben den dort niedergelegten Sachverhalten noch zu sagen.

Provenienz der gezeigten Marken: ich habe nicht die geringste Ahnung, irgendwie kam im Laufe der Zeit immer mal etwas dazu. Bei thematischen Sammlungen war mal von Zeit zu Zeit etwas dabei.

Wert: Katalogwert aktuell EUR -,-- (Michel nennt selten einmal bei Gefälligkeitsstempelaufdrucken einen Preis). Ich würde auch hierfür nicht einen Cent ausgeben.

Motive: zu groß, zu bunt, zu populär. Mir ist das weiterhin zu grell und kommerziell. Insbesondere die Schlussausgaben sind grausig - das hat Arabien einfach nicht verdient.

Die richtige Atmosphäre zum Lesen des Artikels:

• Best of David Bowie auflegen oder die Beatles, denn die Hauptdrucker waren offenbar Briten in den Jahren 1963-1973.
• Dazu ein Tee (geht in der arabischen Welt immer) + Dubai-Schokolade (also Pistazienbakklava mit Schokoüberzug, übrigens keine Neuigkeit, sondern in Westdeutschland seit den 1970-ern zugänglich).

Stark finde ich übrigens, dass sich auch einmal Lokale ernsthaft mit den Prä-VAE-Ausgaben zu beschäftigen scheinen, wenn auch mit den seriöseren. So waren bei der kürzlichen Philatelieweltausstellung in Uruguay 2025 zwei Exponate vertreten, habe ich gelesen, ohne dort gewesen zu sein:

• Ahmed Bin Elsa Alserkal: Abu Dhabi Stamps 1963-1973 (Abu Dhabi hat am Agenturzirkus offenbar nicht teilgenommen)
• Nasser Bin Ahmed Alserkal: Dubai Stamps 1963-1973 (schon bunter, aber nicht so übertrieben wie bei Ajman oder Sharjah).

Für alle Liebhaber des Sammelgebietes zum Einstimmen ein paar existenziell notwendige Fußballermarken zur Würdigung des Fußball-WM 1970 in Mexiko (Mi-Nrn. 526A und 528A)



Jetzt kann es losgehen:

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=20714&CP=0&F=1
 
Cantus Am: 03.06.2025 02:37:33 Gelesen: 586# 8 @  
Hallo Bendix,

zu Briefmarken kann ich wenig sagen, aber versuche doch einmal, von einem Händler portogerechte Einzelfrankaturen auf sauber gestempelten Bedarfsbelegen jeder einzelnen Marke des Jahrgangs 1977 (beispielsweise) der BRD zu bekommen. Das, was du vermutlich bekommst, ist der Hinweis, dass diese Marken doch jeder hat, aber die geforderten Belege wird man dir schuldig bleiben.

Ich habe mir das nicht alles durchgelesen, was du hier geschrieben hast, aber Eines ist doch klar Briefmarken sind nur dann teuer, wenn mindestens zwei sehr reiche Leute sich streiten, weil beide unbedingt die gleiche Marke haben wollen. Das hat nicht unbedingt mit der Seltenheit zu tun, denn alleine der Besitz eines Kunstwerkes, und dazu zähle ich auch viele philatelistische Produkte, kann das persönliche Prestige erheblich erhöhen, wenn man sich in entsprechenden Kreisen bewegt, ich gehöre aber nicht zu denen, die den Wert eines Menschen mit seinem Besitz gleichsetzen.

Sammel also, was dir Freude bereitet, zeige aber bitte mehr davon und schreibe nicht immer nur so lange Beiträge ohne Bilder, nach einer gewissen Zeit liest sich das keiner mehr durch.

Viele Grüße
Ingo.
 
Zackensonne Am: 03.06.2025 10:22:58 Gelesen: 474# 9 @  
@ Bendix Gruenlich [#7]

Diese „Dunes“ sind erstaunlich gesucht und die Postgeschichte wird auch erforscht. Echt gelaufene Belege sind super selten.

Hier einfach mal ein Link mit Literatur:

https://www.ohmygosh.on.ca/stamps/dubai/article.htm
 
22028 Am: 03.06.2025 10:44:44 Gelesen: 458# 10 @  
@ Bendix Gruenlich [#7]

Die Emirates Philatelic Association erforscht die unabhängigen Emirate welche heute die UAE bilden. Wie mir Javaid Muhammad von der EPA mittelte, hat diese die Emirate Dubai, Abu Dhabi und Sharjah bereits erforscht, Ras Al Khaimah, Fujairah, Ajman, Umm Al Quwain ist noch dabei.

http://www.epa.ae
 
Bendix Gruenlich Am: 09.06.2025 16:50:05 Gelesen: 211# 11 @  
@Zackensonne

Richtig, man sieht Echtgelaufenes wirklich selten. In meinem englischsprachigen Forum war zu Ajman nur ein Beleg zu finden (wieder ein philatelistischer Empfänger mit überraschend hoher Frankatur).

Die Auktions- bzw. Händlerszene beherrschen diese Belege meiner Wahrnehmung nach aber nicht.

Dem Bibliographielink (großartige Arbeit) bin ich mal gefolgt. Zu Ajman neun Hinweise (von ca. 1.500), allerdings überwiegend zeitgenössische Periodika.

@ 22028

Ich habe bei der Durchsicht der EPA-website etwas Tiefe vermisst. Zu Ajman keine Informationen. Aber folgende Aspekte haben mir gut gefallen:

• Unter der Rubrik „children“ ist eine Briefmarkengalerie hinterlegt, die die Ausgaben der VAE von 1973 bis 2023 beschreibt (durch Abbildungen und Nennung allerhand Begleitdaten wie zum Teil die Auflagen und die ausführenden Druckereien). Die Auflagen der Sonderausgaben sind zum Teil sehr gering (z.B Amphitheater in Khor Fakkan: 25.000 + 4.000 für den Gedenkblock oder der 50.Jahrestag der ersten Ölverschiffung in 1962 von 2012: 50.000 + 6.000 für den Gedenkblock)

• Unter „circulars“ wird vor Fälschungen gewarnt und interessant fand ich, dass zwei Pakistanis offenbar Original-Scheichtum-Marken genommen haben und Belege fälschen (also mit Falschstempel arbeiten).

Ich werde das noch einmal unter einer neuen Rubrik veröffentlichen, damit das für VAE-Interessierte wiedergefunden werden kann (denn wir Sammler wissen ja, ohne gute Sortierung findet man schlicht nichts wieder).

Ich finde es schade, dass 52 Jahre nach Ende der Scheichtumsausgaben für einige Emirate noch keine Aufarbeitung gelungen zu sein scheint. Denken wir mal an meinen letzten Beitrag zu deutschen Besetzungsausgaben für Belgien, da hat die erste profunde Veröffentlichung bereits wenige Monate später stattgefunden.

Und die VAE haben eine wahnsinnige Entwicklung durchgemacht. ich habe dazu mal eine Dokumentation auf Arte gesehen. 2x90 Minuten, war beeindruckend - so wurden die Scheichs für die ersten Energie-Exporte bar bezahlt. Einer hatte die Banknoten unter dem Bett gelagert, da hatte man dann Probleme mit Mäuseverbiß. 70 Jahre später stehen da Paläste und Megastädte und die VAE sind einer der wesentlichen Kapitalmarktinvestoren weltweit. Leider ist die Dokumentation aktuell nicht verfügbar.

Für alle, die ein Bild Texten vorziehen, habe ich hier noch einen „tollen“ Ajman-Block (zu QAR 10,-- also ungefähr unbescheidene DEM 8,40) zu Ehren der Silberhochzeit von Queen Elisabeth und Prinz Phillip.

Provenienz: war in einem Los „Königliche Familie“ enthalten, das ich mal vor 10 Jahren auf einer Felzmann-Auktion geschossen habe, um an Frankaturware zu kommen (und ich gestehe, ich habe mich da in vielen Aspekten verkalkuliert, die Rechnung wird nur noch aufgehen, wenn ich zu Lebzeiten noch nach Aitutaki fahre, das ist eine Insel in der Südsee. Bin mir nicht sicher, ob ich das noch schaffe).



Wäre ich in „her Majesty’s service“, wie zum Beispiel 007, würde ich den Entwerfer seiner gerechten Strafe zuführt haben, denn ich habe die nicht gerade vorteilhaft dargestellten Personen schlicht nicht wiedererkannt. Solche Design-Lieblosigkeiten erhöhen nicht gerade meine Sympathie für Scheichtümer.

Wie viele Einwohner hatte Ajman noch mal? Ach ja, 1967 3.000 und 1973 9.000. Es ist schlicht bizarr.

Soviel für heute zu Marken zu Cent-Beträgen, und auch wenn ich das Thema nicht so ganz ernst nehme, freue ich mich über die hinzugewonnenen Informationen.
 
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