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Thema: Auktionshaus Peter Rapp: Briefmarken als Geldanlage
Richard Am: 05.05.2007 19:27:34 Gelesen: 22569# 1 @  
Jagd auf gezähnte Papierchen

Von Peter Schaad

Der Bund (05.05.07) - Beim Auktionshaus Rapp kommen nächste Woche Briefmarken für 15 Millionen Franken unter den Hammer. Sammler, Investoren und Erbengemeinschaften haben dem Auktionshaus Rapp in Wil SG ihre Raritäten anvertraut. Ab Montag werden die Briefmarken an der «weltweit grössten und bedeutendsten Auktion» einer internationalen Kundschaft angeboten.

Das Sprichwort von der Briefmarke als «Aktie des kleinen Mannes» enthält nur wenig Wahrheit. Dies sagt Peter Rapp, Inhaber und Auktionator des Familienunternehmens Peter Rapp AG im sankt-gallischen Wil. Das Briefmarkensammeln als «Kleinbürgerhobby» sei auf moderne Dutzendware ohne nennenswerten wirtschaftlichen Wert ausgerichtet. Die meisten Marken hätten auch in 50 Jahren nicht mehr Wert als heute. An einer anderen Front jedoch erfreue sich die rare Briefmarke als Wert- und Anlageobjekt wieder eines stark steigenden Zuspruchs. In diesem Markt seien jedoch nicht die «Briefmarkensammler traditionellen Gemüts» aktiv, sondern «zahlreiche besser gestellte Privatpersonen und Investoren».

Vor allem aus diesen Kreisen stammt denn auch die Kundschaft, die sich von Montag bis Donnerstag nächster Woche am Firmensitz der Rapps einfinden wird. Es sind gutbetuchte Sammler, Liebhaber, Händler, Investoren und Spekulanten aus aller Welt – schwergewichtig aus Westeuropa, Russland, den USA und – zunehmend – aus China.

Auch Anlagefonds und Aktien

Peter Rapp, der in den letzten 35 Jahren Briefmarken im Wert von 400 Millionen Franken versteigert hat, wird die Auktion am Montag mit den immer mehr gefragten Briefmarken der «Alt-Schweiz» eröffnen. Schweizer Marken aus der Zeit von 1845 bis 1880 erlebten einen Boom, wie er seit Jahrzehnten nicht mehr zu verzeichnen gewesen sei, sagt er. Stark steigende Preise, manchmal sogar sich «verrückt überschlagende Kurse» seien eher die Regel als die Ausnahme. Nebst den traditionellen grossen Sammlern, die qualitätsbewusst kauften, hätten auch Investoren und Finanzexperten die Briefmarke wieder als Wert- und Anlageobjekt entdeckt. «Für sie ist weniger die Faszination der kleinen Markenkunst ausschlaggebend als das wirtschaftliche Potenzial, das sie in den kleinen Papieren entdeckt haben.»

In der Tat gibt es heute Unternehmen, die sich auf das Anlagesegment der Briefmarke spezialisiert haben. Stanley Gibbons in London, seit 150 Jahren bekannt als führender Briefmarkenhändler, hat Ende 2005 den ersten auf seltene Briefmarken spezialisierten Anlagefonds lanciert – ausgestattet mit Fünfjahrestranchen zu minimal 20 000 Pfund (knapp 50 000 Franken). In der Schweiz können Aktien der Stamp Investors AG in Zürich erworben werden. Auch hier ist die Eintrittshürde hoch: die Mindestbeteiligung – ein Paket von 1000 Aktien – kostet über 80 000 Franken. Die Firma investiert in philatelistische Raritäten und handelt ebensolche. Für 2007 peilt Stamp Investors eine Nettorendite von 25 Prozent an. Die Titel werden ausserbörslich gehandelt.

Die Regel lautet: Hände weg

Diese wenigen Informationen machen eines klar: Die Briefmarke eignet sich für die weitaus grösste Zahl der Anleger nicht – weder als Ergänzung noch als Alternative zur traditionellen Kapitalanlage mit Wertschriften (Aktien, Obligationen, Anlagefonds). Erstens sind zum Kauf philatelistischer Raritäten in der Regel Beträge ab 20 000 bis zu mehreren hunderttausend Franken erforderlich. Zweitens ist der Markt kaum liquid. Anleger bei Stanley Gibbons etwa können über fünf Jahre nicht aussteigen und sind am Ende der Laufzeit der dannzumal herrschenden Marktstimmung ausgesetzt. Direktinvestoren, also Besitzer wertvoller Einzelstücke, sind auf Auktionen angewiesen, wenn sie – etwa aufgrund eines finanziellen Engpasses – zu einem Verkauf gezwungen sind. Und hier gibt es primär zwei andere Gewinner: den Auktionator, der Kommissionen von 20 Prozent und mehr einstreicht, und den Staat, der die Mehrwertsteuer kassiert.

Für jene, die dennoch in Briefmarken als Wertanlage investieren wollen, hier noch ein weiterer Expertentipp: Investiere nur ins Topsegment, denn hier besteht in der Regel auch eine Nachfrage. Empfehlenswert seien ausserdem der gute Zugang zu Spezialisten mit grossem Fachwissen sowie die guten Beziehungen zu den wichtigsten Auktionshäusern. Womit sich der Kreis schliesst – nämlich bei der bevorstehenden Auktion von Peter Rapp in Wil.

Begehrte Täubchen

Seltene Objekte im Betrag von 15 Millionen Franken seien ihm diesmal anvertraut worden, sagt Rapp. Darunter befindet sich, wie könnte es in der Schweiz anders sein, auch das «Basler Dybli». Das Design habe diese Briefmarke längst zu einem Kultobjekt werden lassen, schwärmt Rapp. Zu einer Schweizer Institution, die auch im Ausland ein Aushängeschild sei. Nächsten Montag kann Rapp «eine bemerkenswerte Zahl bestens erhaltener Exemplare» versteigern, darunter mehrere Briefe und «ein weltweit einzigartiges Stück mit gleich zwei der begehrten Täubchen». Die Schätzungen für die angebotenen «Basler Dybli» liegen zwischen 30.000 und 40.000 Franken je Stück.

(Quelle: http://www.espace.ch/artikel_368027.html)
 
Richard Am: 11.05.2007 20:30:37 Gelesen: 22544# 2 @  
Flugpost zum Ferrari-Preis - 35. Rapp-Briefmarken-Auktion startet mit Rekordergebnissen für Altschweiz-Exponate

Von Andrea Häusler

St. Galler Tagblatt, Wil (10.05.07) - Das Auktionshaus Rapp in Wil ist derzeit Drehscheibe des philatelistischen Weltgeschehens. Rund 15 Mio. Franken soll die 35. Briefmarken-Auktion einbringen. Tendenzen zeigen, dass das Ergebnis eher besser ausfallen wird.

Los 86 zum Auktions-Auftakt am Montag. Ausgerufen wird ein Brief mit verkehrt geschnittener Doppelgenf. Der Schätzpreis für die beiden grünen Papierchen liegt bei 20 000 Franken. Zum Schnäppchen werden die Altschweiz-Exponate allerdings nicht: Mit dem Zuschlag sichert sich der Käufer eine Rechnung über 110 000 Franken. In ähnlich schwindelerregende Höhen schaffte es der Preis für zwei «Basler Dybli»: 75 000 Franken zahlt ein ausländischer Bieter für das Briefstück mit den wohl teuersten Vögeln der Schweiz. Geschätzt worden war es auf 30 000 Franken.

Boomende Altschweiz

Schweizer Briefmarken aus der Mitte des 19. Jahrhunderts seien gefragt wie seit Jahrzehnten nicht mehr; entsprechend sei deren Wertsteigerung, sagt Marianne Rapp Ohmann. Das Auktionshaus freuts. Leicht verdientes Geld bringe das Auktionsgeschäft gleichwohl nicht. Denn es werde, sagt Frau Rapp Ohmann, zunehmend schwieriger, hochkarätiges Material zusammenzutragen. «Nur wer flexibel genug ist, um Verkaufs-Interessierte in ganz Europa aufzusuchen, das Angebot kompetent beurteilen und schnell verhandeln kann, hat Chancen, sammelwürdige Ware mit Wertsteigerungs-Potenzial anvertraut zu bekommen.»
Wachstumsmarkt Russland

Im Auktionssaal im Untergeschoss des Rapp-Gebäudes sitzen rund 60 Personen. Es ist absolut still. Sachlich, fast monoton wirkt Peter Rapps Stimme, wenn er Losnummern und Preise ausruft, nach Bieterkarten schaut, Gebote wiederholt und letztlich den Zuschlag erteilt. Immer wieder geht dieser «an Auftrag», an einen abwesenden Bieter, der zuvor sein Angebot plaziert hat. Diese stammten aus ganz Europa, aber auch aus dem asiatischen Raum, weiss Marianne Rapp Ohmann. Stark wachse der Kreis der russischen Kunden. Im Bestreben, sich mit einer Briefmarke ein Stück kulturelle Heimat zu sichern, gebe es für diese kaum finanzielle Limiten. Die sind anderen sehr wohl gesetzt. Beispielsweise jenem Sammler, der sich bei Rapp von seinen Kostbarkeiten verabschiedet. Just deshalb, weil der finanzielle Aufwand zur Vervollständigung der Sammlung zu gewaltig wäre. Mit dem Verkaufserlös will er mit dem Aufbau einer neuen Sammlung beginnen.
Flugpost für 300 000 Franken

Zum Preis eines ziemlich schicken Luxus-Autos wechselten gestern die beiden zinnoberfarbenen «Merkure» mit Original-Gummi aus Österreich den Besitzer: 100 000 und 80 000 Franken wurden für die Marken bezahlt – ein Mehrfaches des Schätzpreises. Ähnliches erhofft sich der Auktionator natürlich für die prämierte Flugpost-Kollektion, die er heute ausrufen wird und mit einem Schätzwert von 200 000 bis 300 000 Franken in etwa im Preissegment eines Ferraris liegt.

(Quelle: http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1338993&ressort=tagblattheute/schauplatz&jahr=2007&ressortcode=&ms=)
 
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