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Thema: Die Privat-Gebührenzettel von Gaggenau (Murgtal) - nicht im Michel -
bernhard Am: 10.07.2024 13:50:45 Gelesen: 798# 1 @  
Dieser „Gebührenzettel“ ist nicht im Michel-Katalog verzeichnet.

1970 tauchten auf einer Auktion erstmals Belege mit einem neuen „Gebührenzettel“ aus Gaggenau (Murgtal) auf. Der damalige Leiter der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lokalausgaben und Notmaßnahmen … (ArGe LokNot) und Lokalpost-Spezialist Paul Roßbach-Emden erhielt den Zuschlag. Offenbar war es der Nachlass eines Philatelisten. In mehreren Losen waren insgesamt auch 3 Postkarten mit je einem weißen Gebührenzettel aus Gaggenau. Alle 3 Zettel sind dabei in unterschiedlichen Ausführungen. 1x einzeilig mit nur „Gebühr bezahlt“, 1x 2-zeilig mit zusätzlicher Wertangabe 6 Rpfg und 1x desgleichen 2 1/2-zeilig.

Noch während die Auktion abgeschlossen war, liefen Rossbach-Emdens Nachforschungen an. Im LokNot-Rundbrief 11/1972 präsentierte er dann die Ergebnisse seiner Nachforschungen und stellte diese „Gebührenzettel“ erstmals publizistisch vor.

Bei den nachfolgenden schwarz/weiß-Abbildungen sind die „Gebührenzettel“ nicht so gut zu erkennen, da sich weiß nicht so gut von weiß abhebt (wie die bekannte ostfriesische Nationalflagge).



Einzeiliger Zettel mit "Gebühr bezahlt", 15.12.1945



Zweizeiliger Zettel mit "Gebühr bezahlt 6 Rpfg", 20.12.1945



Zweieinhalbzeiliger Zettel mit "Gebühr bezahlt 6 Rpfg", 3.1.1946 als Teil-Barfrankatur



Die Auskunft des PA Gaggenau (Murgtal)

Sein Ergebnis kann man schon an den einzelnen Abbildungen erahnen. Im Titel-Thema habe ich es schon vorweggenommen. Bei allen drei Belegen der gleiche Absender E. Eisele. Die Zettel sind offensichtlich mit der gleichen Schreibmaschine hergestellt wie der Text der Postkarten. Weiter vorgestellte Belege aus dieser Zeit 1945/46 aus Gaggenau belegen, dass hier keine Zettel verwendet wurden. Sein Ergebnis: Spielereien eines Philatelisten.

Wer Belege mit diesen Zettelchen hat bitte hier vorstellen!

Fortsetzung folgt.

Viele Grüße
Bernhard
 
Wolfgang Lang Am: 12.07.2024 13:30:13 Gelesen: 711# 2 @  
Hallo Bernhard,

Du hattest vor zwei Wochen ja meine Gebühr-bezahlt-Belege von Gaggenau gekauft gehabt, und darunter war (auch mit philatelistischen Spielereien) auch der Herr Eisele vertreten gewesen. Der Mann war also sehr rege und entwickelte scheinbar eine breite philatelistische Phantasie. Eine Bestätigung der Gebührenzettel mittels der Gebühr-bezahlt-Belege war wohl nicht möglich.

Gruß
Wolfgang
 
bernhard Am: 12.07.2024 18:48:42 Gelesen: 652# 3 @  
@ Wolfgang Lang [#2]

Hallo Wolfgang,

nach meiner Einschätzung war Eisele nicht so sehr rege. Es ist kein Vergleich zu den Sammlern Stirl, Prell u.v.a. Es sind keine Blanco-Belege dabei. Die Korrespondenz halte ich für echt gelaufen und es ist m.E. mehr oder weniger auch Bedarfspost eines Philatelisten. Seine Familie und Freunde wussten, dass sie seine Briefe und Karten für ihn aufheben sollten. Letztendlich hat er die Belege für sich gemacht und gleichzeitig seine Korrespondenz damit erledigt.

Die sonstigen Belege von Eisele (also ohne die Zettel) sind bereits im o.g. Loknot-Rundbrief vorgestellt worden, nur ohne Rückseiten. Neue Belege sind mir bisher nicht bekannt. Nachfolgend ein Beispiel mit Vorder- und Rückseite.



Gaggenau (Murgtal) a, 20.10.1945

Jetzt habe ich schon einiges vorweggenommen, aber es folgen noch ein oder zwei Fortsetzungen.

Viele Grüße
Bernhard
 
bernhard Am: 14.07.2024 13:35:34 Gelesen: 551# 4 @  
@ bernhard [#1]

Nach diesem Artikel von 1972 war einige Jahre nichts mehr zu den Gaggenau-Belegen zu hören.

Erst 1989 meldete sich der damalige Bundesprüfer Dr. Hartmut Arenz in zwei gleichlautenden Artikeln in der ArGe Barfrankaturen und Notentwertungen und in einem LokNot-Rundbrief (62/1989) zu Wort, da einer der drei Eisele-Belege (der 2-zeilige vom 20.12.45) auf der 61. Ladewig Auktion im Juni 1989 versteigert wurde.



Auszug aus LokNot 62/1989) mit Losbeschreibung und Kommentar Dr. Arenz

Der Zuschlag für dieses Los betrug 7500,- DM !!

Dr. Arenz lieferte hierzu noch den ironischen Schlußsatz:

FÜR DEN GROSSEN SAMMLER, DEM SONST NICHTS FEHLT !!

Fortsetzung folgt ...

Viele Grüße
Bernhard
 
bernhard Am: 31.07.2024 22:59:53 Gelesen: 406# 5 @  
@ bernhard [#1]

Auf der 68. Gerd Ladewig Auktion vom Januar 1992 wurde nun der zweite der 3 drei im Beitrag [#1] vorgestellten Belege angeboten. Es war die Einschreiben-Karte vom 3.1.46. Herbert Stephan wies im RB 69/1992 der ArGe LokNot auf diese Auktion hin und rollte das Thema nochmals auf. Er stellte 9 Belege von Eisele vor. Statt der kompletten Belege bildete er jedoch nur Briefstücke ab. Es gab keine neuen Erkenntnisse; es blieb auch bei der Zahl von 3 Belegen mit dem Privat-Gebührenzettel.



Auszug aus Rb 69/1992 der ArGe LokNot

Der Beleg blieb beim Ausrufpreis von 2200,- DM unverkauft und wurde auf der 69. Gerd Ladewig Auktion nochmals zum reduzierten Ausrufpreis von 2000,- DM eingestellt.

Die Losbeschreibung rief den Verbandsrüfer Dr. Arenz auf den Plan, zusätzlich wurde ein Wettbewerbs-Verein aus Berlin aktiviert. Der Auktionator bekam eine Abmahnung wegen irreführender Werbung (ein Privat-Gebührenzettel kann keine Lokalausgabe sein). Damit der Beleg auf der Auktion nicht verkauft werden konnte, wurde eine einstweilige Verfügung zugestellt. Der Auktionator war aber offenbar uneinsichtig und es kam zu einer Gerichtverhandlung (LG Bonn).

Vom Gericht wurde ein Sachversändiger beauftragt, der die Schrift auf dem Gebührenzettel und der Postkarte miteinander verglich.



Auszug aus Rb. 52/1994 ArGe Dt. Barfrankaturen und Notentwertungen ab 1945 e.V.

Das Ergebnis:

„Die Bewertung des Gesamtmerkmalkomplexes erlaubt die Schlußfolgerung, daß die Passage auf dem Aufkleber „Gebühr bezahlt. 6 Pfg.“ und der restliche Kartentext mit hoher Wahrscheinlichkeit mit ein und der selben Schreibmaschine geschrieben worden sind.“

Der Rechtsanwalt von Dr. Arenz, Dr. Bernd Lindemeyer, selbst Philatelist, veröffentlichte die Geschichte dieses Prozesses im Rb. 52/1994 der Bundesarbeitsgemeinschaft Deutsche Barfrankaturen und Notentwertungen. Dieser Artikel ist auch aus anderer Sicht sehr interessant, beleuchtet er doch gewisse Verbandsmachenschaften die Dr. Arenz sehr in Schwierigkeiten brachte. Auch Dr. Arenz schrieb einen ähnlichen, jedoch mehr neutral und aufklärend gehaltenen Artikel in der DBZ 4/1994.

Vielleicht folgt noch eine Fortsetzung.

Viele Grüße
Bernhard
 
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