Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Der Erste Weltkrieg als Motiv
reichswolf Am: 22.09.2024 21:19:16 Gelesen: 795# 1 @  
Das allererste Mal mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt habe ich mich als etwa 10-jähriger Junge Mitte der Achtziger, denn damals erhielt ich in einer Apotheke im Nachbarort das Sammelbilder-Album WELTKRIEGE WARUM? von Johannes Niemann, illustriert von Werner Schicke und verlegt beim Herba-Verlag. Obwohl es deutlich näher gelegene Apotheken gab, fuhr ich ab dem Moment stets mit jedem Rezept mit dem Fahrrad zu besagter Apotheke. Das Album hat mich fasziniert, und ich habe es sogar voll bekommen. Leider ging es später verloren, inzwischen konnte ich aber ein "neues" erwerben.

Zeitsprung nach vorne. Jahrzehnte später habe ich angefangen, Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg zu sammeln. Ohne großes Konzept, einziges Ziel ist es, irgendwann einen Beleg von jedem Tag des Krieges zu haben. Sehr schnell kamen zu den üblichen Postkarten-Motiven (alle möglichen Orte, Patriotika, was auch immer) erste Postkarten, die mich zunächst etwas geschockt haben. Enthielten sie doch Bilder, die nicht etwa unzerstörte Städte zeigten oder einfache (Gruppen-) Fotos von Soldaten, sondern recht schonungslos den Kriegsalltag.

Soldatengräber, zerschossene Dörfer und verwüstete Wälder sind da noch vergleichsweise harmlos, andere Postkarten zeigten durchaus auch teils schwer Verwundete und sogar Tote. Die Bilder als solche haben mich dabei weniger schockiert, ich hatte bereits genug solcher Sachen in Büchern oder Dokumentationen gesehen, und das nicht nur aus dem Ersten Weltkrieg, sondern natürlich auch aus späteren Kriegen, also auch in Farbe und in besserer Qualität.

Schockierend und befremdlich fand ich, dass solche Motive völlig normal gewesen zu sein scheinen. Die Vorstellung, Soldat zu sein und meiner Frau, meinen Kindern solche Bilder zu schicken ist mir bis heute fremd. Damals aber scheint das normal gewesen zu sein, denn die meisten Karten mit dieser Art Motiv sind keine privaten, selbst gemachten, sondern von Verlagen gedruckte.

In diesem Thread möchte ich solche Karten aus meiner Sammlung zeigen, teils gelaufen, teils nicht. Neben diesen Motiven werde ich aber auch solche zeigen, die den Frontalltag illustrieren, also Bilder von Unterständen, Schützengräben und ähnlichem. Im Vordergrund steht hier also die Bildseite, nicht die Beförderung. Und freilich würde ich mir wünschen, dass jeder, der entsprechendes Material hat, dies auch hier zeigt.

Den Anfang mache ich mit einem vergleichsweise harmlosen Motiv. Es zeigt Reste des im Krieg fast völlig zerstörten Dorfes Parroy im Département Meurthe-et-Moselle, Frankreich. Der Ort muss recht klein gewesen sein, laut Wikipedia hatte er 1946 204, 2019 sogar nur noch 175 Einwohner. Die Karte wurde am 07.12.1916 von einem Rosenheimer Landsturmmann in die Heimat gesandt. Interessant finde ich, dass dieses Motiv laut Anschriftenseite Vom stellv. Generalstab zur Veröffentlichung zugelassen war, eine Aussage, die wir hier noch öfter sehen werden. Andere, deutlich schlimmere Motive habe ich auch ohne diesen Zulassungsvermerk gefunden. Es ging dabei wohl mutmaßlich weniger um Pietät.


 
epem7081 Am: 23.09.2024 11:45:24 Gelesen: 745# 2 @  
Hallo zusammen

Das Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau durch einen nationalistischen Serben am 28. Juni 1914 gilt als Auslöser für den Ersten Weltkrieg. In Wien drängte das Militär auf einen schnellen Vergeltungsschlag gegen Serbien. Das Deutsche Reich sicherte Österreich-Ungarn die uneingeschränkte Bündnistreue gegenüber der Donaumonarchie zu. Am 28. Juli erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg, Russland machte ebenfalls teilmobil. Am 30. Juli waren sowohl Russland als auch Österreich-Ungarn im Kriegszustand. Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen am 2. August in Luxemburg und am 3. August in Belgien begann für die Deutschen der Erste Weltkrieg.[1]

Aus meinem Familienfundus eine Feldpost-Karte vom 29.9.1914 aus Breslau. Bemerkenswert, dass offenbar kurz nach Kriegseintritt bereits Karten (Serien?) zum Weltkrieg 1914 veröffentlicht und offenbar gerne benutzt wurden. Hier z.B. die Einnahme der Festung Longwy.



Die Schlacht bei Longwy vom 22. bis 25. August 1914 war eine der sogenannten Grenzschlachten des Ersten Weltkrieges. [2]

Mit nachdenklichen Grüßen
Edwin

[1] https://www.lpb-bw.de/erster-weltkrieg-zusammenfassung#c22052
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Longwy
 
Regis Am: 23.09.2024 12:00:08 Gelesen: 738# 3 @  
@ epem7081 [#2]

Für das Deutsche Reich begann der Krieg ohne Kriegserklärung am 1. August 1914 mit dem Einmarsch russischer Truppen in Ostpreußen (Lyck). Erst am 3. August erklärten das Deutsche Reich, Frankreich und England im Abstand von 5 Minuten Kriegserklärungen.

Ich weiß nicht, warum derartige Märchen Bestand haben.

Regis
 
Seku Am: 23.09.2024 13:57:18 Gelesen: 712# 4 @  
@ Regis [#3]

Bevor um Daten gestritten wird, hier [1] eine seriöse Quelle:

Da steht zum Beispiel:

15. August 1914: Zwei russische Armeen mit insgesamt 650.000 Mann dringen in Ostpreußen ein.

Habt alle einen schönen Wochenanfang

Günther

[1] https://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/erster-weltkrieg/verlauf-chronik-chronologie-100.html
 
reichswolf Am: 23.09.2024 18:06:30 Gelesen: 679# 5 @  
@ Regis [#3]

Ich empfehle sehr, sich an gesicherte und extrem leicht nachvollziehbare Fakten zu halten. Alternative Geschichte gehört nicht in ein seriöses Forum. Und ich frage mich wirklich, warum ausgerechnet hier, wo doch einige historisch interessierte und versierte Menschen unterwegs sind, jemand versucht, eine so abstruse "Theorie" zu verbreiten.

_______________________________________________________________________________________________________________________

Heute zeige ich eine Karte, die am 11.02.1917 aus dem Feld in die Heimat (Rosenheim) geschickt wurde. Bildseitig sehen wir den Ausblick vom ersten Schützengraben auf die letzten Reste eines Birkenwaldes an der Somme. An diesem Fluss fand ab dem 01.07.1916 eine der größten Schlachten des Krieges statt, die im November abgebrochen wurde, ohne dass sich die Lage nennenswert geändert hatte. Außer natürlich für die über eine Million Toten und die vielen Verwundeten. Vorbereitet wurde die Schlacht mit einem Trommelfeuer der Britten, dessen Ziel es war, die deutschen Linien sturmreif zu schießen. Dabei entstand die auf der Postkarte zu erahnende, völlig verwüstete Landschaft. Spuren dieser Schlacht findet man bis heute, zum Beispiel den gewaltigen Lochnagar-Krater bei La Boisselle, der von einer Mine herrührt.



Ab hier folgt eine persönliche Meinung, ohne jede historische oder politische Bedeutung, ohne Bezug zu heutigen Konflikten: Für mich ist es bis heute unbegreiflich, dass auf allen Seiten die Soldaten dieses Schlachten mitgemacht haben. Gerade an der Westfront, wo man sich teils in Rufweite vier Jahre lang gegenüber lag und Schlacht um Schlacht unfassbare Opferzahlen produzierte, sonst aber kaum etwas erreichte. Dass die einfachen Soldaten nicht einfach irgendwann ihre eigenen Offiziere erschossen haben und nach hause gingen, anstatt weiter in Gräben zu hocken, die zum Teil aus den Leichen der eigenen Kameraden bestanden. Dabei war ja durchaus vielen klar, dass man mit dem Soldaten gegenüber mehr gemeinsam hatte als mit denen, die die Befehle gaben. Ein Gespräch darüber findet sich z.B. in dem großartigen Roman Im Westen nichts neues von Erich Maria Remarque. Natürlich weiß ich, dass die Meinungen zum Krieg auch unter den Soldaten alles andere als homogen waren, aber verstehen im Sinne von nachempfinden kann ich das nicht. Menschen sind seltsame Wesen. Mich selbst ausdrücklich eingeschlossen.
 
Seku Am: 23.09.2024 19:28:20 Gelesen: 656# 6 @  
@ reichswolf [#1]

Hallo Christoph und alle Leser,

seht auch mal hier [1]

Habt eine erfolgreiche neue Woche

Günther

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?CP=0&F=1&ST=2365&full=1
 
reichswolf Am: 29.09.2024 19:03:33 Gelesen: 500# 7 @  
Da ich in zwei Wochen für drei Tage in Ypern bin, um dort das Museum In Flanders Fields, die Menenpoort und einen oder zwei der zahlreichen Soldatenfriedhöfe zu besuchen, möchte ich heute zwei ungelaufene (bzw. wahrscheinlich im Briefumschlag versandte) Karten aus dem Bezirk Ypern zeigen. Beide zeigen Ansichten des zerstörten Ortes St. Julien, heute ein Teil der Gemeinde Langemark-Poelkapelle. Wen die Geschichte des Ersten Weltkrieges auch nur ansatzweise interessiert, wird diese Ortsnamen alle schon gehört haben.

Die erste Karte zeigt das Dorf St. Julien bei Ypern - vom feindlichen Feuer zerstört. Durch diese Beschriftung der Karte wird sie freilich von einem reinen Dokument der Zerstörung zu einem Mittel der Propaganda, denn unabhängig davon, wessen Granaten genau für die zu sehenden Schäden direkt verantwortlich sind, liegt doch die eigentliche Ursache dafür im völkerrechtswidrigen Überfall der Deutschen auf Belgien. Rückseitig schickt der Absender Beste Grüße aus Feindesland und setzt dazu Bitte Antwort ob Ihr diese Karte bekommen habt.



Für die zweite Karte mit dem Motiv Kirche zu St. Julien von Engländern und Franzosen zerschossen gilt das gleiche, was ich zur ersten geschrieben habe. Diese allerdings ist rückseitig handschriftlich auf den 06.08.1916 datiert. Damit ist sie (bzw. ihre Verwendung) zeitlich nach der Zweiten Flandernschlacht einzuordnen, einer Schlacht in deren Verlauf der Ort von den Deutschen erobert wurde, wobei zum ersten Mal gesichert Chlorgas als Waffe eingesetzt wurde.

Allgemein wird dieser Einsatz am 22.04.1915 als Anfang des Gaskrieges bezeichnet. Da dieser Einsatz durch die Haager Landkriegsordnung eigentlich verboten war (Artikel 23) und somit ein weiteres deutsches Kriegsverbrechen darstellt, empfinde eine Karte vom Ort des Verbrechens, auf der den Verteidigern des Ortes dessen Zerstörung angelastet wird, als besonders zynisch.

Auf dieser Karte findet sich neben dem Datum nur noch ein Gruß an Mutter!



Ich bin aktuell ziemlich eingeschränkt, was meine zeitlichen Ressourcen angeht, daher kann ich nicht versprechen, dass es hier von meiner Seite morgen weitergeht, aber auf jeden Fall werden auch meine nächsten Karten aus St. Julien kommen. Und auch danach werde ich die Umgebung von Ypern weiter thematisieren.
 
reichswolf Am: 01.10.2024 00:00:45 Gelesen: 424# 8 @  
Die nächste Karte zeigt, ähnlich wie die letzte, die Kirche und Umgebung St. Julien, von Engländern und Franzosen zerschossen. Sie wurde, auch das wie die obige, von der Nordischen Kunstanstalt Ernst Schmidt & Co (Lübeck) herausgegeben, wie das kleine Logo NK ESC oben rechts auf der Anschriftenseite zeigt. Auch meine Bewertung der Aussage auf der Bildseite ist natürlich die gleiche.

Auch diese Karte scheint im Umschlag versandt worden zu sein. Der Text des Absenders ist wieder nur ein Gruß an Joseph und das dazugesetzte Datum 06.08.1916.



Die nächste Karte ist besonders im Vergleich zur letzten interessant, zeigt sie doch das gleiche Motiv, nur dass es diesmal Nacht zu sein scheint. Standort und Blickwinkel der Kamera sind nach meinem Empfinden so exakt übereinstimmend, dass ich davon ausgehe, dass wir hier ein Beispiel für die bereits damals völlig normale Bildbearbeitung vor uns haben (ich bin übrigens auch nicht sicher, dass die Wolken auf der ersten Karte echt sind). Vielleicht sollte die Dunkelheit das Dramatische der Aufnahme betonen.

Hier ist deutlich mehr Text auf der Anschriftenseite zu finden, allerdings tue ich mich noch schwer mit der "Übersetzung". Damit es hier weitergeht, habe ich mich entschlossen, die Karte trotzdem schon heute zu zeigen, da sie vom Motiv her so gut passt.


 
Lars Boettger Am: 01.10.2024 11:12:25 Gelesen: 389# 9 @  
@ epem7081 [#2]

Mit dem Einmarsch deutscher Truppen am 2. August in Luxemburg und am 3. August in Belgien begann für die Deutschen der Erste Weltkrieg.

Hallo Edwin,

das stimmt für Luxemburg nicht ganz. Am 1. August 1914 zerstörten deutsche Truppen die Gleise in Richtung Belgien im Bahnhof Ulflingen. Etwas später kam ein Offizier in einem Automobil an, dass die Truppen wieder zurückrief [1]. Am 2. August 1914 wurde Luxemburg dann von deutschen Truppen besetzt.

Das Bild im Anhang stammt von einer Maxiumkarte zum 100. Jubiläum der "Gelle Fra", die zur Ehren der luxemburgischen Kämpfer auf französischer Seite im 1. Weltkrieg errichtet wurde.

Beste Grüsse!

Lars

[1] Neutralité du Grand-Duché Pendant La Guerre de 1914-1918, Luxemburg, Januar 1919, Druckerei Victor Buck, Annex Seite 1 - in dem Annex sind die Briefe, Verlautbarungen und Telegramme im Original wiedergegeben


 
reichswolf Am: 01.10.2024 23:59:14 Gelesen: 333# 10 @  
@ reichswolf [#8]

Heute hatte ich ein wenig Zeit und habe diese genutzt, um weiter an der "Übersetzung" zu arbeiten. Einige Worte bekomme ich aber einfach nicht heraus. Hier mein bisheriges Ergebnis:

"Was macht ?
noch. Was macht ?
jetzt. Von der Unterstützung
könnt Ihr doch nicht
leben bei dieser ?
Zeit. Seid Ihr mit der
Wohnung zufrieden.
Ich warte schon immer
auf einen Brief von
Euch und schreibt mal
recht bald.
Solange wir noch ?
gesund sind und ? noch."

Dann folgt quer dazu wohl eine Beschreibung der Bildseite:

"Das ist ein Dorf das liegt 1 1/2 Kilo-
meter hinter der Front, und
ich bin sehr oft hingekom-
men. Was Ihr noch seht ist der
? (ich vermute Rest) von der Kirche. Morgen
früh fahr ich um 4 Uhr noch mit
? (ich vermute Munition) hin. Mit Gruß
Euer Sohn Hermann"

Über Hilfe beim Füllen der Lücken würde ich mich freuen. Als Dankeschön vorab eine Karte mit dem Bahnhof Langemarck, von Engländern und Franzosen zerschossen. Auch sie wurde von der Nordischen Kunstanstalt Ernst Schmidt & Co (Lübeck) verlegt. Der Ort erlangte traurige Berühmtheit durch die deutsche Propaganda, die behauptete, dass dort kriegsfreiwillige Schüler und Studenten Deutschland, Deutschland über alles singend über das Schlachtfeld gegen den Gegner angerannt seien und einen wichtigen Sieg errungen hätten, wobei viele der jungen Soldaten gefallen seien. Zumindest das letzte stimmt wohl.
Beschrieben wurde die Karte vom selben Hermann wie die vier Karte aus [#7] und [#8], denn es findet sich ein Gruß an ? und ?, wobei die Namen den ersten zwei Lücken im Text oben in umgekehrter Reihenfolge entsprechen. Auch diese Karte ist auf den 06.08.1916 datiert.



https://de.wikipedia.org/wiki/Mythos_von_Langemarck
 
volkimal Am: 02.10.2024 00:26:28 Gelesen: 329# 11 @  
@ reichswolf [#10]

Hallo reichswolf,

ich lese:

Was macht Madsetlchen
noch. Was macht Maria
jetzt. Von der Unterstützung
könnt Ihr doch nicht
leben bei dieser Teuern
Zeit. Seid Ihr mit der
Wohnung zufrieden.
Ich warte schon immer
auf einen Brief von
Euch und schreibt mal
recht bald.
Solange wir noch
Gesund sind und Munter
Dann jetzt
weg(?)

Dann folgt quer dazu wohl eine Beschreibung der Bildseite:

"Das ist ein Dorf das liegt 1 1/2 Kilo-
meter hinter der Front, und
ich bin sehr oft hingekom-
men. Was Ihr noch seht ist der
Überrest von der Kirche. Morgen
früh fahr ich um 4 Uhr noch mit
Munition hin. Mit Gruß
Euer Sohn Hermann"

Der Gruß auf der nächsten Karte geht wieder an Maria und Madsetlchen

Viele Grüße
Volkmar
 
reichswolf Am: 02.10.2024 00:33:07 Gelesen: 327# 12 @  
@ volkimal [#11]

Vielen lieben Dank! Zu welchem Namen ist denn Madsetlchen der Diminutiv?

Ich sollte so spät nichts mehr schreiben. Sonst kommt sowas heraus wie die vier Karte [sic!] :-(
 
volkimal Am: 02.10.2024 10:43:59 Gelesen: 275# 13 @  
@ reichswolf [#12]

Hallo reichswolf,

auch ich sollte besser nach Mitternacht nichts mehr übersetzen. Ich hatte den fraglichen Namen so angegeben, wie ich ihn auf der vollgeschriebenen Karte gelesen habe. Beim kurzen Gruß ist er viel sauberer geschrieben. Der Absender zieht das "r" sehr hoch, so dass es wie ein "d" aussieht.

Es heißt nicht Madsetlchen sondern Marsellchen.

Ich zietiere aus [1]:

Marsell - ein ausgesprochen seltener Name!
Zumindest in Deutschland wird der Name Marsell nur sehr selten vergeben. Tatsächlich finden sich in den deutschen Standesämtern pro Jahr höchstens eine Handvoll Einträge mit diesem Namen. Nicht einmal einer von 100.000 Jungen wird Marsell genannt.


Viele Grüße
Volkmar

[1] https://vornamen.blog/Marsell
 
GSFreak Am: 03.10.2024 12:13:15 Gelesen: 216# 14 @  
Hallo zusammen,

hier eine "Ansichtskarte" von der "Fahrt nach Rußland" (lt. handschriftlichem Text). Auf der Bildseite erbeutete Geschütze in Kowno, auf der Anschriftseite ein Deutscher Feldpoststempel vom 25.10.1917 sowie ein Briefstempel "Feldrekrutendepot, 7 Kompanie".



Beste Grüße
Ulrich
 
reichswolf Am: 03.10.2024 13:19:25 Gelesen: 210# 15 @  
@ Lars Boettger [#9]
@ GSFreak [#14]

Danke euch fürs Mitmachen!

Ich mache mal weiter mit Ansichten aus Langemark. Beide Karten sind anschriftenseitig nicht beschriftet, beide stammen aber vom selben Verlag: E. Sauwald, Esslingen. Beide sind vom Verlag als Feldpostkarten / Postkarte bezeichnet, wobei mir die Reihenfolge der Nennungen bereits einen Hinweis auf die hauptsächliche Verwendung zu geben scheint. Ich zeige nur eine Anschriftenseite, da sie nun mal identisch sind. Interessant finde ich, dass die beiden Karten unterschiedliche Schreibweisen der Ortsbezeichnung zeigen, obwohl sie vom selben Verlag stammen. Die Webseite des Ortes schreibt den Namen ohne "c", mit "c" scheint mir eine rein deutsche Variante zu sein.

Die erste Karte zeigt eine Ortsansicht. Die fast völlige Zerstörung des Straßenzuges macht mir eine genauere Lokalisation unmöglich.



Die zweite Karte erklärt dem Betrachter einmal mehr, wer nach deutscher Lesart für das Unheil verantwortlich war und nennt Langemarck. Ein Opfer der engl. Granaten. Gezeigt werden hier ein Teil des Friedhofes und die Kirche.



Weitere Karten aus Langemark werden folgen.
 
reichswolf Am: 04.10.2024 18:39:15 Gelesen: 153# 16 @  
Wie angekündigt zeige ich zwei weitere Karten aus Langemark. Beide haben auf der Anschriftenseite nur waagerechte Linien für die Adresse und eine senkrechte zur Abtrennung des Nachrichtenteils. Daher zeige ich diese nicht.

Karte [#1] zeigt noch einmal die Kirche, aber aus einer anderen Perspektive.



Die zweite Karte ist die bisher drastischste Karte dieses Threads. Sie zeigt einen Englische(n) Schützengraben. Langemark. 23 April 1915. mit mindestens drei Toten. Damit dokumentiert sie die Folgen des ersten Tages der Zweiten Flandernschlacht. Dazu schreibt Wikipedia:

"Zwischen Steenstrate und Poelkapelle [Langemark liegt auf dieser Linie] ließ das deutsche Pionierregiment 35 am 22. April 1915 um 18 Uhr innerhalb von fünf Minuten 150 Tonnen Chlorgas aus 6000 Stahlflaschen ab. Eine weißgelbe Giftwolke zog sich auf 6 km Breite gegen die französischen Stellungen. Da Chlorgas schwerer als Luft ist, sank es in die alliierten Gräben und Stellungen. Die Reste des gegenüberliegenden französischen Korps de Mitry mit der 87. sowie der 45. (algerischen) Division flohen. Die Soldaten hatten keinerlei Gasschutz (z. B. Gasmasken); es gab dort mehrere tausend Mann Verluste, darunter wahrscheinlich mehr als tausend Todesopfer (die Zahl kann nur geschätzt werden). In der Folge gelang es dem deutschen XXIII. Reserve-Korps unter General von Kathen, die alliierte Stellung am Yserkanal ohne gegnerischen Widerstand einzunehmen und drei bis vier Kilometer tief vorzurücken. Die Deutschen hatten allerdings selbst keine Gasmasken, was den weiteren Vorstoß hemmen sollte. Der 51. Reserve-Division gelang die Einnahme von Langemarck [...]"

Diese Beschreibung steht allerdings im Widerspruch zur Kartenbeschriftung, denn Engländer sind nun einmal keine Franzosen. Vielleicht kann ja jemand diese Diskrepanz auflösen. Meine Vermutung ist, dass die Karte auf Grundlage eines privaten Fotos bei einer einfachen Druckerei (also keinem Verlag) in Auftrag gegeben wurde, da wie gesagt kein Hersteller erkennbar ist. Auch die Beschriftung der Karte deutet für mich darauf hin, sie ist ja handschriftlich, wahrscheinlich direkt auf das Foto, erfolgt. Ich gehe daher von einem Fehler des Soldaten aus, der das Foto gemacht hat. Aber über eine Bestätigung oder Korrektur würde ich mich sehr freuen.


 
reichswolf Am: 05.10.2024 13:07:02 Gelesen: 117# 17 @  
Noch einmal die Kirche in Langemarck, von Engländern und Franzosen zerschossen, wieder von der Nordischen Kunstanstalt Ernst Schmidt & Co (Lübeck) verlegt. Wie der Verlag mit seiner Standardbeschreibung ist uns der Soldat, der sie nutzte, bereits bekannt, es ist wieder Hermann, auch wenn er diesmal nicht unterschreibt. Er datierte auch diese Karte auf den 06.08.1916 (vgl. [#7], [#8] und [#10] und schreibt (wenn ich es richtig lese):

"Diese Karten gut
fort legen, weil
ich einmal in
(?) dieser Gegend
hier lebe"

Bei dem Wort in Klammern lese ich "dem", aber das ergibt ja keinen Sinn. Oder war das ein Fehler, den Hermann statt zu radieren oder durchzustreichen eingeklammert hat?



Eine Karte aus Langemark kommt noch, aber da verzweifle ich gerade an der Transkription, daher dauert das noch etwas.
 
volkimal Am: 05.10.2024 15:34:05 Gelesen: 99# 18 @  
@ reichswolf [#17]

Hallo Reichswolf,

Bei dem Wort in Klammern lese ich "dem", aber das ergibt ja keinen Sinn. Oder war das ein Fehler, den Hermann statt zu radieren oder durchzustreichen eingeklammert hat?

Ich denke, dass es genauso ist. Dort steht "(dem)".

Viele Grüße
Volkmar
 
fdoell Am: 05.10.2024 15:44:25 Gelesen: 93# 19 @  
Ich lese „immer“ statt „einmal“.

Das mit „dem“ könnte stimmen, wenn er erst „in dem Ort“ schreiben wollte, sich dann aber eines anderen besann und „in dieser Gegend“ schrieb. Klammern statt streichen gab’s in meiner Schulzeit in den 1960-ern noch.
 
reichswolf Am: 05.10.2024 21:54:04 Gelesen: 73# 20 @  
@ fdoell [#19]

Ich lese auch "immer". Hatte das auf meinem Notizzettel aber nicht korrigiert und dann beim Posten die Fassung des ersten Transkriptionsversuchs eingestellt. Aber das ist noch das am wenigsten blöde, das mir heute passiert ist. Ist einfach nicht mein Tag. Beim Einkaufen, beim Kochen, überall lief es nicht.
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 

Ähnliche Themen

14623 18 25.08.24 21:2810Parale


Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.