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Thema: Alliierte Besetzung Bizone Wertschätzung von Belegen
spain01 Am: 25.09.2024 03:39:44 Gelesen: 426# 1 @  
All. Bes. 10fach-Frankaturen Wertschätzung

Hallo Allerseits,

ich bitte um eine Einschätzung des nachfolgend gezeigten Briefes vom 26.6.48, abgestempelt in Blankenburg (Harz), SBZ.



An der Echtheit habe ich persönlich keine Zweifel, diese Art der Zehnfachfrankatur war zu dieser Zeit in der SBZ gültig.

Ich habe mir aktuell erstmals in meinem philatelistischen Leben (das bezieht sich nun schon auf ein paar Jahrzehnte) einen Michel Briefe-Katalog (2021/2022) geleistet (35 €), um solche und andere Briefe besser taxieren zu können.

Da ich, wie einige von euch sicher wissen, besonders auf Plattenfehler etc. fixiert bin, habe ich den Brief aus einem folgenden Grund gekauft: auf der bildseitig rechten oberen Marke befindet sich der Plattenfehler MiNr. 958 I, der im Mi-Spez 2023 auf Brief mit 250€ bewertet ist:



Nun handelt es sich hier aber um eine portogerechte Zehnfachfrankatur (mit Notbehelfaufkleber ?), weil es sich um einen Einschreibebrief handelt. Wenn ich den Mi-Briefekatalog mit der Ziffer 2b richtig interpretiere, wertet eine Mehrfachfrankatur dieser Marke nach Michel 50 €. Das ergibt für mich einen Wertansatz von 300 €, da ich auch von der einfachen Farbe "a" ausgehe.

Liege ich mit meiner Einschätzung eher richtig, oder gibt es einen Gedankenfehler dabei?

Danke und Gruß
Michael
 
dietbeck Am: 25.09.2024 05:38:51 Gelesen: 418# 2 @  
Hallo Michael,

bei ebay wird ein Viererblock vom Oberrand mit 958 I für 13,99 Euro zum Sofort-Kauf angeboten. Es gibt auch etliche weitere Angebote bei ebay auf diesem Preisniveau. Natürlich wird auf Brief höher werten, aber Michelpreise sind keine Marktpreise. Die liegen in den allermeisten Fällen deutlich drunter.

Dieter
 
BUND Am: 25.09.2024 13:31:44 Gelesen: 338# 3 @  
@ spain01 [#1]

Hallo Michael,

es handelt sich um einen Einschreiben-Fernbrief vom 26.06.1948 von Bad Blankenburg nach Kamenz. Verklebt wurde MiNr. 958 I ('weißer Fleck mittig unter "U" in "DEUTSCHE"') und 9 × MiNr. 958. Der Beleg ist mit 840 Reichspfennig portogerecht frankiert.

Die Kontrollratsmarken waren in der Bizone lediglich bis zur Währungsreform am 20.06.1948 zum vollen Nennwert frankaturgültig. Vom 21.06.1948 bis 23.06.1948 (erste Briefkastenleerung) durften sie in der Bizone zu einem Zehntel des Nennwerts und in Berlin und der SBZ vom 25.06.1948 bis zum 31.07.1948 aufgebraucht werden. Belege aus dieser Zeit werden als Zehnfachfrankaturen bezeichnet. Aufgrund des kleineren Verwendungszeitraums sind Zehnfachfrankaturen aus der Bizone etwas seltener.

Der ehemalige BPP-Prüfer Jan Hohmann bewertet eine solche Verwendung, ohne Beachtung des Plattenfehlers, in seinem Handbuch mit 75 €. [1, S. 127] Da ich nicht über einen Michel Briefekatalog verfüge, kann ich bezüglich deines genannten Wertansatzes keine Aussage treffen.

Viele Grüße
BUND

[1] J. Hohmann, Die Markenausgaben unter dem Beschluss des Alliierten Kontrollrates 1946-48: Band 3: Verwendung der Marken. Wolfsburg: Eigenverlag, 2010.
 
Frankenjogger Am: 25.09.2024 13:55:11 Gelesen: 324# 4 @  
@ spain01 [#1]

BUND hat schon die Quelle genannt, wo der Wertansatz richtiger ist als im Michel. Michel geht bei seinem Wertansatz von 50 € wohl von einer 10fach-Frankatur von 2x 84 Pf für einen Ortsbrief aus. Bei max. gewährten 30 % wären das 15 €. Das dürfte schon zu wenig sein.

Ich denke realistische Marktpreise liegen zwischen 25 und 50 € (ohne Plattenfehler).

Die Schwierigkeit mit den Plattenfehlern auf Briefen ist: Briefesammler schauen meist eher nicht auf Plattenfehler, für die ist das nicht wirklich wertsteigernd. Plattenfehlersammler schauen eher nicht auf Briefbesonderheiten, weshalb für diese das nicht wirklich wertsteigernd sein dürfte.

Das bedeutet aus meiner Sicht, dass durch den Plattenfehler kein deutlich höherer Preis zu erwarten sein dürfte als oben genannt. So meine Meinung, mit der ich jedoch auch falsch liegen kann.

Viele Grüße,
Klemens
 
BUND Am: 25.09.2024 15:06:35 Gelesen: 296# 5 @  
@ Frankenjogger [#4]

Hallo Klemens,

ohne den Michel Briefekatalog im Detail zu kennen, erscheint es mir doch sehr unwahrscheinlich, dass die Bewertung einer Mehrfachfrankatur der MiNr. 958 auf der überfrankierten Zehnfachfrankatur eines Ortsbriefs basiert. Herbrandt und Ostermann führen im Handbuchteil 9.1 und 9.2 der Arge Alliierter Kontrollrat 1946/1948 vier vorkommende Bedarfsverwendungen der MiNr. 958 als portogerechte Mehrfachfrankaturen zu jeweils 168 Reichspfennig auf. [1] Das sind:

- Einschreiben-Rückschein-Fernbrief der 2. Gewichtsstufe
- Wertfernbrief bis 500 RM der 2. Gewichtsstufe
- Nachnahme-Eigenhändig-Einschreiben-Fernbrief der 2. Gewichtsstufe
- Nachnahme-Eilboten-Fernbrief der 2. Gewichtsstufe

Einen realen Marktpreis für den in Beitrag [#1] vorgestellten Beleg könnte uns Michael nennen.

Viele Grüße
BUND

[1] R. Herbrandt und A. Ostermann, Handbuch: Verwendung der Ausgaben der Alliierten Besetzung: Michel-Nr. 910 bis 970 (Handbuchteil 9.1 und 9.2). Arge Alliierter Kontrollrat 1946/1948, 2018.
 
Frankenjogger Am: 25.09.2024 15:40:09 Gelesen: 276# 6 @  
@ Frankenjogger [#4]

Ich muss meine Aussage leider korrigieren.

Im August wurde ein solcher Beleg (keine Angabe von Plattenfehlern) bei ebay für unter 5 € verkauft.



Den Preis empfinde ich aber als niedrig/günstig.

Es könnte also sein, dass der Michelpreis für die SBZ stimmt.

Für eine Berlin-Verwendung passt der Michelpreis jedenfalls nicht.

Viele Grüße,
Klemens
 
BUND Am: 25.09.2024 16:54:36 Gelesen: 245# 7 @  
@ Frankenjogger [#6]

Hallo Klemens,

vielen Dank für den Hinweis auf das Verkaufsergebnis eines vergleichbaren Belegs. Michaels in Beitrag [#1] vorgestellter Beleg wurde ebenfalls auf eBay in einer Auktion, ohne einen Hinweis auf den Plattenfehler 958 I, verkauft. Der Zuschlag lag bei 17,50 € + 1,35 € Versandkosten.



Screenshot eBay-Angebot 958 Mef Einschreiben-Fernbrief Zehnfachfrankatur Ost [1]

Der Absender des Belegs, Kluge & Co., war übrigens ein Briefmarkenfachgeschäft in Bad Blankenburg. [2]

Viele Grüße
BUND

[1] „Gemeinsch.Ausg. Mi. 958/10er, Not-R-Blankenburg 26.6.48/PLZ 15 nachtr.eingesetzt“, eBay. Zugegriffen: 25. September 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ebay.de/itm/186676627248
[2] „Belege bekannter Sammler, Händler, Prüfer und Auktionatoren“, Philaseiten.de. Zugegriffen: 25. September 2024. [Online]. Verfügbar unter: https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=201157
 
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