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Thema: Weiterverwendung von deutschen Stempeln in Polen nach dem 1. Weltkrieg
Kunz Thomas Am: 18.11.2024 11:41:42 Gelesen: 479# 1 @  
Hallo.

Bin neu in diesem Forum, deshalb entschuldigt eine Frage die hier vielleicht schon mal gestellt wurde. Kommt es eigentlich häufig vor das deutsche Stempel auf polnischen Marken verwendet wurden. Könnte mir vorstellen das 1920 alles noch unklar war.


 
volkimal Am: 18.11.2024 12:57:25 Gelesen: 448# 2 @  
@ Kunz Thomas [#1]

Hallo Thomas,

in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kam in in den ehemals deutschen Gebieten in Polen alles Mögliche vor. Neben den polnischen Marken durften zunächst auch noch deutsche Marken weiterverwendet werden. Die Stempel wurden zum Teil aptiert, aber bei vielen kleinen Orten hat das gedauert. Daher gibt es:

- polnische Marken mit polnischen Stempeln (als Neuanschaffung oder aptiert)
- polnische Marken mit deutschen Stempeln
- deutsche Marken mit polnischen Stempeln (als Neuanschaffung oder aptiert)
- deutsche Marken mit deutschen Stempeln

Hier ein Beispiel einer Postkarte an meinen Großvater:



Deutsche Ganzsache mit polnischer Zusatzfrankatur. In Gnesen hatte man die Deutschen Stempel schnell aptiert. Der Ortsname "Gnesen" wurde gegen "Gniezno" ausgetauscht. Bei der Uhrzeitangabe wurde das "V" bzw. "N" gegen "o̱" ausgewechselt.

Hier noch zwei deutsche Stempel auf polnischen Marken:



Viele Grüße
Volkmar
 
christel Am: 18.11.2024 13:23:13 Gelesen: 432# 3 @  


Hans-Jürgen Dobiat

Die Weiterverwendung von deutschen Stempeln in Polen nach dem 1. Weltkrieg 

Die wechselvolle Beziehung zwischen Deutschland und Polen hat jahrzehntelang das politische und gesellschaftliche Leben beider Nationen beeinflusst. Eine Beziehung, die in vielen Bereichen ihre Spuren hinterlassen hat. So auch in der Postgeschichte. Anhand von Marken, Stempeln und Belegen lässt sich auf beiden Seiten dieses Auf und Ab über die Jahre darstellen. Gildefreund Hans-Jürgen Dobiat legt uns mit der Studie zu den "Weiterverwendeten deutschen Stempeln in Polen nach dem 1. Weltkrieg" einen weiteren Mosaikstein vor, der sich trefflich in das Gesamtbild der Postgeschichte dieser beiden Länder einfügt.

Jahrelange Sammlertätigkeit, die Auswertung von Literaturquellen und der Austausch mit Sammlern weltweit, wie die stattliche Liste der Danksagungen belegt, hat es Hans-Jürgen Dobiat ermöglicht, ein umfassendes Bild zu zeichnen, das er in diesem Buch präsentiert.

Neben historischen Hintergründen hat er seiner Arbeit Aufstellungen von Postorten und den verwendeten Stempeln sowie Aufstellungen der Postorte aus den weiter bestehenden Reichspostdirektionen, die an Polen abgetreten wurden, aufgeführt. Das in der Zeit 1918/1919, als der polnische Staat plötzlich wieder auf der Landkarte vorhanden war und es vorher (1914) keine polnische Verwaltung - weil es auch keinen Staat  gab - zwangsläufig aus Mangel deutsche Poststempel, sei es in aptierter, teilaptierter oder unveränderter Form  weiterverwendet wurden, liegt auf der Hand. Diese Übergangsphase reichte bis zu Beginn der 1920er Jahre. Erst mit einer Volksabstimmung wurde 1921 über den Verbleib des bislang unter alliierter Verwaltung stehenden Gebietes von Ostoberschlesien und die weitere Staatszugehörigkeit abgestimmt. Die daraus resultierende Teilung des Gebietes und die Festlegung, das weiterhin deutsches Geld seine Gültigkeit, auch in dem zu Polen zugeschlagenen Teil, behielt und die Post- und Telefongebühren weiterhin in deutscher Währung erhoben wurden, schufen für die Philatelisten ein neues Sammelgebiet. Auch dort gab es dann zwangsläufig deutsche Stempel, die im polnischen Teil weiterverwendet wurden und die in dieser Ausarbeitung ebenfalls aufgelistet worden sind. 

80 Seiten, 27 Abb. In Farbe und s/w, DIN A 5 broschiert. Erschienen als Band 183 in der Neuen Schriftenreihe der Poststempelgilde e.V.

Bezug bei: Literaturstelle der Poststempelgilde e.V., Grabbeweg 36 a, 59494 Soest, info@poststempelgilde.de

Ein absolut zu empfehlender Titel. Ich hoffe, das Buch landet in vielen Bücherregalen. Ich habe es seit einiger Zeit und habe es auch bereits zwei oder drei mal verschenkt.

Christel
 
Stefan Am: 18.11.2024 17:33:36 Gelesen: 400# 4 @  
@ Kunz Thomas [#1]

Bin neu in diesem Forum, deshalb entschuldigt eine Frage die hier vielleicht schon mal gestellt wurde. Kommt es eigentlich häufig vor das deutsche Stempel auf polnischen Marken verwendet wurden. Könnte mir vorstellen das 1920 alles noch unklar war.

Unverändert weiterverwendete deutsche Tagesstempel auf polnischen Briefmarken sind nicht so häufig. Allerdings kann man diese mit etwas Geduld in Alben mit polnischen Briefmarken finden. Als bisheriger "Rekordhalter" in der Weiterverwendungszeit liegt mir das Stempelgerät RYBNIK **c auf polnischen Briefmarken bis 1932 vor. Lediglich die Uhrzeitangabe "V" bzw. "N" wurde ab 1925 ausgeblockt.



Volkimal hat in Beitrag [#2] eine kleine Übersicht der verschiedenen Kombinationen gegegeben. Dies war auch in [1] in einigen Beiträgen ein Thema gewesen. Ein Teil des ehemals deutsch (besetzten) Gebietes wurde mit dem Posener Aufstand ab Ende Dezember 1918 polnisch, ein Teil kam als sog. "Polnischer Korridor" mit Inkrafttreten des Versailler Friedensvertrages "(10.01.1920) zur Republik Polen. Ein weiterer Teil der Stempel stammt aus dem deutsch besetzten Gebiet im ersten Weltkrieg (siehe dort die Germanias mit den Aufdrucken "Generalgouvernehment Warschau" bzw. "Russisch-Polen"). Der nächste Schwung deutscher Stempel wurde ab Juni/Juli 1922 [2] im polnisch gewordenen Teils Oberschlesiens weiterverwendet, wobei m.W. lediglich der erwähnte Stempel RYBNIK **c es geschafft hat, nach dem Ende der Gültigkeit der Briefmarken von Ostoberschlesien (30.04.1923) weiter in Gebrauch zu bleiben. Grundsätzlich sind aber auch hier Neuentdeckungen möglich. In Kattowitz und Königshütte wurden ab ca. Mitte 1923 in größerem Umfang ovale Stempel verwendet, welche von der Form her wie ehemalige deutsche Bahnpoststempel ausschauen.

Es handelt sich bei dem Thema Weiterverwendungen um ein interessantes Gebiet mit viel Spaß (Freude) an der Suche und garantierter jahrelanger Beschäftigung.

Gruß
Stefan

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=2197&F=1&CP=0&full=1
[2] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=12400
 
Kunz Thomas Am: 18.11.2024 18:58:00 Gelesen: 373# 5 @  
Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.

Mit freundlichen Grüßen Thomas.
 
Hansi Am: 18.11.2024 19:24:15 Gelesen: 361# 6 @  
@ Kunz Thomas [#5]

und wenn du mit Polen durch bist, kannst du mit dem Elsass und Lothringen weiter machen. :-)

Grüße
 
Kunz Thomas Am: 19.11.2024 08:00:23 Gelesen: 313# 7 @  
Oh da kann ich ja nochmal 10.000e Marken sichten. Frankreich bis 1945 ist mein Hauptsammelgebiet. Da hat sich so viel angesammelt nur habe ich darauf ehrlich gesagt nie geachtet. Na ja ist ja die passende Jahreszeit.
 
Hansi Am: 19.11.2024 09:00:20 Gelesen: 301# 8 @  
@ Kunz Thomas [#7]

Hallo,

habe die Homepage einmal gespeichert, da war wenn du etwas nach unten scrollst etwas über Stempel in Frankreich und Polen

https://www.kreisobersegmentstempel.de/aktuelle-beitr%C3%A4ge/2004/

Grüße und einen langen Winter
 
Hansi Am: 20.11.2024 11:04:15 Gelesen: 216# 9 @  
drmoeller_neuss Am: 28.11.2024 17:01:26 Gelesen: 45# 10 @  
Hier ist ein Bahnpoststempel vom 23. Mai 1921.

Die Bahnstrecke Hohenstein-Konitz (Pszczółki–Kościerzyna) liegt in Westpommern (heute Polen). Der erste Abschnitt der 53 km langen Strecke wurde 1884 eröffnet, der letzte Teil wurde 2008 stillgelegt. [2]



[1] https://www.bazakolejowa.pl/index.php?dzial=linie&id=493&okno=przebieg
[2] https://wolnadroga.pl/poza-koleja/zapomniane-linie-kolejowe-kolej-pszczolki-koscierzyna/
 
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