Hallo Leute,
ich bin neu hier, möchte gerne mitmachen, freue mich auf euer Wissen und möchte aber auch Kenntnisse aus meiner langjährigen Sammeltätigkeit weitergeben.
Ein etwas ausgefallenes Gebiet, das aber immerhin noch im Michelkatalog aufgeführt ist - obwohl manche Leute die postalische Sinnhaftigkeit anzweifeln - sind die Witu-Marken aus dem Suaheliland von 1889. („mwitu“ bedeutet in der Sprache der Suaheli „Wald“)
Immerhin erzielen die Marken aus diesem Gebiet auf Auktionen immer relativ konstante Preise, die größenordnungsmäßig bei den Katalogpreisen liegen.
Richard meinte, ich könnte darüber berichten, da wohl noch nicht allzu viele Beiträge darüber eingestellt wurden.
Ganz kurz (sehr kurz) zum geschichtlichen Hintergrund:
Die Herrscher dieses Sultanats in Ostafrika am indischen Ozean kamen aus Persien und waren seit vielen Jahrhunderten dort im Suaheliland ansässig.
Allerdings wurde das im wirtschaftlichen und militärischen Sinne kleine Sultanat von anderen Mächten (Großbritannien und Sultan von Sansibar) bedrängt.
So strebte einer von den Sultanen (Achmed) im Jahre 1867 an unter eine Art preußische Schutzherrschaft schlüpfen zu dürfen.
2 deutsche Kaufleute, die Brüder Gustav und Clemens Denhardt versuchten den Kontakt und diesen Wunsch zu vermitteln, der aber im deutschen Reich auf wenig Interesse stieß (damals war noch Frieden in Europa und das deutsche Kaiser- und das englische Königshaus waren eigentlich eng verwandt). Das Verhältnis zwischen den beiden Ländern Deutschland und Suaheli-Land blieb aber weiterhin freundschaftlich.
Im Jahre 1886 beauftragte Sultan Achmed die Denhardts ein Postwesen einzurichten.
Dabei herausgekommen sind 8 Sätze mit je 12 Wertstufen, davon 3 Sätze Dienstmarken, alle in landesüblicher Schrift, ohne Wertzeichenangaben, deren Nominalwert nur durch die Farbe bestimmt war.
Diese Marken gingen im Jahre 1889 an den Start.
Im Jahre 1890 wurden dann Helgoland von den Briten u.a. gegen die Ansprüche im Suaheli-Land eingetauscht.
Nachfolgend beschreibe ich die Echtheitsmerkmale, mit denen die echten Marken sehr gut identifiziert werden können und von Fälschungen unterschieden werden können.
1.Typische Papierstruktur mit kleinen „Löcherchen“, wie der Fachmann R. Lerche es in seinem Standardwerk über die PWZ des Suaheli-Sultanats beschreibt. Diese Struktur ist im hellen Gegenlicht sehr gut zu erkennen.
2.Deutlich sichtbare Quetschränder an den Markenbildrändern, da alle Marken per Hand mit Gummistempeln hergestellt wurden.
3.Bei entsprechendem Lichteinfall von schräg oben glänzen die schwarzen Farben des Markenbildes silbrig.
4. Fälschungen sind leicht erkennbar, denn sie haben nicht die oben beschriebene Eigenschaften, sondern:
Steindruck
Glatte, gleichmäßige, exakte Ränder des Drucks
Papier ohne die oben beschriebene Struktur
Am ehesten hat die schwarze Markenfarbe noch den silbrigen Glanz
Diese 3 Bilder zeigen deutlich die Merkmale der Suaheli-Marken:
Papierstruktur mit "Löcherchen"
Silbrig glänzendes Schwarz im Markenbild
Quetschränder der mit Gummistempeln handgefertigten Marken
Das Thema Witu ist "ein Minenfeld" ;-)
Ich bin da vor Jahren auf dem Weg nach Lamu öfters durchgekommen und es wirkt selbst heute nicht wie ein Briefmarkenland, was aber absolut nichts zu sagen hat ;-)
Einen interessanten Beitrag findet man in der aktuellen September-Ausgabe der "PhilaHistorica - Zeitschrift für Philateliegeschichte und Philatelistische Literatur" (Volume 3/2024), dort ab Seite 120:
"Witu-Schutzgebiet und die Suaheliland-Marken" vom
Wolfgang Maassen, er zeigt dort im Original eine 45seitige,
zeittypische Ausarbeitung namens
"Das ehemalige deutsche Schutzgebiet in Ostafrika SUAHELILAND" (vermutlich) aus den späten 1930er Jahren, eines unbekannten Autors (?). Diese sieht auf den ersten Blick, auch logisch-inhaltlich, "nicht schlecht" aus. Ich selbst werde hier aber besser nichts inhaltlich-wertend sagen, auch Mangels 'besseren Wissens'. Trotzdem ist dieses Dokument sehr lesenswert, wenn nicht sogar ein Muss, um bei Witu mitreden zu wollen, egal was man selbst von den "Witu-Ausgaben" auch halten mag, oder besser, was man meint zu wissen ;-)
Ich halte es da 'zur Sicherheit' mit Wolfgang Maassen, Zitat "Wir belassen es bei dieser Dokumentation, zumal wir in der Sache selbst zu wenig Kompetenz haben, um hier fundiert mitreden zu können. Ich persönlich halte dieses in seiner Art einmalige Exponat (...) philateliegeschichtlich für höchst interessant."
Die oben genannte Ausgabe kann man kostenlos im Netz als PDF herunterladen:
https://philahistorica.de/Dokumente/PhilaHistorica_2024_03.pdfBeste Grüße
Thomas