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Thema: Rauhut&Kruschel Auktion: Eine allerletzte „Marke“ des Deutschen Reiches 1945 ?
Das Thema hat 52 Beiträge:
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Jensen Am: 09.01.2025 18:02:51 Gelesen: 2388# 28 @  
Also ich kann überhaupt nicht erkennen, was an dem Satz von Altsax problematisch sein sollte!

Die Formulierung "sprechen für...." ist noch dazu eine Formulierung die einen Unsicherheitsfaktor beinhaltet. Sollte es hier nicht möglich sein, eine Meinung zu äußern, wie man die Formulierung von Herrn Jakubek interpretiert? Noch dazu mit einem Vorbehalt in der Aussage?

Auf jeden Fall möchte ich keine Geschäfte mit Handelspartnern machen, die völlig überzogen direkt oder indirekt mit juristischen Konsequenzen drohen.

Gruß
Jensen
 
chris63 Am: 09.01.2025 19:21:21 Gelesen: 2301# 29 @  
Guten Abend,

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das ein völlig unbedeutender Künstler im wehrfähigem Alter (geb. 1904) den Auftrag erhält einen Entwurf (noch dazu von Hitler) zu erstellen und noch von allen Regeln abweicht?

Außer einer Geschichte (soll es gegeben haben) gibt es bisher nichts, insbesondere nichts zitierfähiges (Quellennachweise).

Ein Infragestellen des Angebots/Attestes ist nicht nur richtig sondern geboten.

grüsse Christof
 
Richard Am: 09.01.2025 19:34:08 Gelesen: 2293# 30 @  
@ bernhard [#26]
@ alle

Die deutsche Verfassung, das Grundgesetz ist im Bezug auf unsere Meinungsfreiheit eindeutig:

Artikel 5

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.


Dazu gibt es nur diese Einschränkungen, die mit Bezug auf die Meinungsäusserung von Altsax NICHT zutreffen:

Zu den Beschränkungen gehören unter anderem: der Schutz der persönlichen Ehre vor Beleidigung oder Verleumdung. die Weitergabe als geheim klassifizierter Informationen. die Grenzen der Sittlichkeit und des Jugendschutzes.
 
Ilves2020 Am: 09.01.2025 20:35:50 Gelesen: 2214# 31 @  
Hallo zusammen,

da scheinen Herrn Rauhuts Google Alerts gut zu funktionieren, wenn er sich so schnell als angegriffen äußert.

Der von ihm offenbar verwendete Begriff "Unsinn" ging mir auch durch den Kopf. Allerdings beim Lesen der zitierten Losbeschreibung und nicht bei Altsax' Äußerung.
 
DL8AAM Am: 09.01.2025 20:37:21 Gelesen: 2208# 32 @  
@ Altsax [#20]

Unabhängig von der Diskussion ...

mit Deiner Interpretation kann man bei (fast) allen philatelistischen Dingen dieser Zeit von Devotionalien des Nationalsozialismus sprechen, insbesondere mit Bildnissen des gewissen Herren, Symbolen und sonstigen Propagadamotiven - was sie aber zumindest für uns Philatelisten eben nicht sind. Und auch ein Eisenbahnhasser darf sich gerne eine Motivsammlung Eisenbahn anlegen.

Wenn man jemanden bewusst den Handel mit "Devotionalien des Nationalsozialismus" vorwirft, hat das aber auch einen gewissen rechtlichen Charakter. Denn ... vereinfacht gesagt, der Handel mit "Devotionalien des Nationalsozialismus" als "Devotionalien des Nationalsozialismus" ist (vereinfacht gesagt) verboten. Eine Straftat. Das heisst, wenn man öffentlich behauptet, jemand handelt mit "Devotionalien des Nationalsozialismus", dass das u.U. eine Unterstellung bzw. Verleumdung sein könnte, was aber womöglich wirklich rechtlich bedenklich sein kann.

Du darfst ja auch nicht öffentlich behaupten "Herr Müller ist ein Betrüger", nur weil das Deine Meinung ist. Ob jemand ein Betrüger ist, sagt Dir nur ein Richter. Erst ein Richter verleiht diesen Titel. ;-) Inwieweit das hier aber für "Deine Meinung" eine Relevanz hat, wage ich nicht zu beurteilen, insbesondere Deine gewählte Formulierung. Ich bin kein Jurist.

So zurück zur Philatelie bzw. ob das Philatelie ist (und eben nicht "Devotionalien des Nationalsozialismus"), müssen wir uns die folgenden Fragen stellen:

- Wurde eine Siegesausgabe geplant oder angedacht?

Sehr gut möglich, zumindest 'ganz sicher' angedacht. Es gab auch (gegen Ende des Krieges) immer noch 'offizielle Gruppen', sicherlich auch 'postnahe Kreise', die an einen Endsieg geglaubt haben. Es ist also theoretisch denkbar, dass man dort "innerhalb der Gruppe" schon einmal erste Planungen angedacht hat und womöglich befreundete Künstler davon etwas "gehört" haben.

An einen fertigen "offiziellen Auftrag" des Postministeriums glaube (...) ich aber weniger, trotzdem wird sich schon der eine oder andere "Würdenträger" in den Gremien entsprechende Gedanken gemacht, auch das Regimekünstler bereits entsprechende (Vor-) Entwürfe geschaffen haben.

Also ist Frage: Stimmen die Fakten in den Attesten? Das heisst, ist dieser Entwurf zeitgerecht? Womöglich ist der Künstler bekannt für Briefmarken? Stimmt die Angabe zur Druckerei? Gibt es Belege, dass eine Siegesausgabe angedacht bzw. geplant wurde?

Aber egal, falls ... es ist in jedem Fall nur ein Künstlerentwurf eines "Briefmarkenkünstlers", eine von ihm privat bzw. frei ausgeführte Idee, wohl keine fertige Vorlage für eine Ausschreibung der Post und wohl auch kein Essay für eine beschlossene, geplante Ausgabe. Maximal etwas, was man im Vorfeld, um sich schon einmal zu positionieren, für die Schublage kreiert hat bzw. um ggf. damit bei "gewissen Gruppen" Klinken zu putzen ;-) Oder um etwas für difusen Vorfeld-Diskussionen in "gewissen Gremien" zur Hand zu haben.

Falls ... es seinerzeit wirklich einen deutschen Endsieg gegeben hätte und es dann eine Siegesausgabe gegeben hätte ... und sich eben dieser Künstler an Hand seines Vorentwurfs mit einem Entwurf an der Ausschreibung dafür beteiligt hätte ... und er diese gewonnen hätte ... und es auf dessen Basis eine entsprechende Ausgabe gegeben hätte ... dann wäre dieser Vorentwurf sogar ein absolutes "Highlight" jeder thematischen Ausstellungssammlung zu dieser Ausgabe. Aber zum Glück gab es ja nie eine Siegesausgabe. - Und auch unsere heutige Post "verkauft" uns gerne regelmäßig immer wieder mal kartonphilatelistische "Dinge" mit nicht angenommen Entwürfen, i.d.R. auch mit der Unterschrift des Künstlers.

Also zumindest etwas "denkbar" Philatelistisches.

Solange das keine Mache aus der Nachkriegszeit ist, wie so vieles anderes auch, was ab 1945 gerne mal für viele Zigaretten an allierte Soldaten verkauft wurde, dann kann man eine gewisse philatelistische Relevanz zumindest nicht ausschliessen, falls ...

Und dieses Falls ist eine Frage an die Forschung. Dazu kann und will ich absolut nichts sagen.

Gibt es irgendwelche "offizielle" Quellen? Oder wenigstens zeitgerechte "Schriften"? Gibt es "Stellungnahmen" des Künstlers? Gibt es Druckauftragsunterlagen? Behaupten kann man ja viel... aber auf irgendwelche Quellen werden sich die Atteste ja wohl beziehen. Womöglich "nur" persönliche, glaubwürdige "Kontakte", Insiderwissen? Aber ohne diese "Attestquellenlage" je gesichtet bzw. bewertet zu haben, darf man eigentlich das Objekt zumindest nicht so pauschal abwerten bzw. diskreditieren. Man muss es ja nicht schön und "gut" finden, was man sieht, aber darum geht es ja in der Philatelie nicht.

Beste Grüße
Thomas
 
bovi11 Am: 09.01.2025 21:09:02 Gelesen: 2184# 33 @  
@ Altsax [#21]

Ich stimme mit Deiner Ansicht voll überein.

Der Handel mit Produkten aus dem Dritten Reich ist im Übrigen nicht verboten und auch nicht strafbar, solange man sich die Ziele des Nationalsozialismus nit zueigen macht [1].

Die Motivation, weshalb solche Produkte seinerzeit hergestellt wurden, ist eine ganz andere Sache.

Die Aussage:

"Sowohl das gewählte Motiv als auch der genannte Preis sprechen für ein Produkt, das für eine bestimmte Zielgruppe geschaffen wurde: Die Sammler von Devotionalien des Nationalsozialismus".

trifft den tatsächlichen Sachverhalt auf den Punkt.

Und dass Rauhut sich wieder mal persönlich angesprochen fühlt - naja, das kenne ich.

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=331824
 
2huhu Am: 09.01.2025 22:34:40 Gelesen: 2131# 34 @  
Hallo,

über den Grafiker Milo Bernas habe ich im Internet "nur" folgenden Eintrag gefunden:

Milo Bernas

Leider ist über Milo Bernas wenig bekannt. Er wurde in Krakau am 24.9.1904 geboren und ist Salzburg nach 1956 gestorben. Er ist weder im Exlibris Katalog des Gutenberg Museums noch im AKL erwähnt. Auch nicht in den Nachlässen des Research-Centers im Belvedere. Gerade im ANNO gibt es eine unbedeutende Erwähnung.

Im ÖEG Jb. 45, 1963/64, S. 46: wird er als Graveurmeister genannt, er kam als Siebenjähriger nach Wien und besuchte später die Kunstgewerbeschule, Abteilung Jugendkunst unter Cischek. Bei welchen Künstler er das Graveur- und Radierhandwerk lernte, ist unbekannt. Auch in den Exlibris-Sammlungen der Österreichischen Nationalbibliothek ist er nicht vertreten. Nach dem Kriegsdienst im 2. Weltkrieg ließ er sich in Salzburg nieder und Gründete ein Graveuratelier in Salzburg, I. Kleeblattg. 7.
[...]
Quelle: http://www.exlibris.or.at/?page_id=1770

Grüßle
Holger
 
spain01 Am: 09.01.2025 22:51:38 Gelesen: 2109# 35 @  
Es ist schade, dass besonders die in [#2] bis [#7] genannten Aussagen, meiner Meinung nach gewichtige Argumente, nicht weiter beachtet werden.

Wäre auch interessant zu erfahren, ob der Graveur nach seinem Kriegsdienst, der z. B. durch Gefangenschaft auch bis deutlich nach ´45 gehen konnte, überhaupt in der Lage war, in den ersten 5 Montaten von 1945 zeitgerecht irgendwelche Entwürfe zu gestalten... Über ein vorzeitiges Ausscheiden aus der Wehrmacht, z. B. durch Verwundung, ist ja auch nichts bekannt.

Aber ohne eine brauchbare Biographie wird sich das alles wohl kaum endgültig klären lassen.

Ist es aber nicht auch bedenklich, dass so ein gezeigter "Entwurf" BPP geprüft wird, wenn über den Gestalter fast nichts bekannt zu sein scheint? Zeitgerechte Materialien waren nach dem Krieg verfügbar... Und, wenn ich das alles richtig verstanden habe, liegt kein offizieller Auftrag zur Gestaltung einer solchen Marke vor. Es wäre auch zu klären, ob in der Staatsdruckerei in Wien ausschließlich Briefmarken gedruckt wurden, was ich mir nicht vorstellen kann. Wäre es dann nicht möglich, so einen "Entwurf" auch inoffiziell, quasi nach Feierabend - und nach Kriegsende -, herzustellen?

Und ist es nicht auch so, dass "Neufunde" durch BPP nicht geprüft werden, wenn deren Herkunft/Echtheit nicht zweifelsfrei bewiesen werden kann? Wäre super, wenn Herr H-D Schlegel Licht in die Sache bringen könnte.

Gruß
Michael
 
Droenix Am: 10.01.2025 06:40:54 Gelesen: 2004# 36 @  
@ spain01 [#35]

Wie kommst Du auf "BPP geprüft"? Herr Soecknick gehört nicht dem BPP an.
 
spain01 Am: 10.01.2025 07:19:51 Gelesen: 1979# 37 @  
@ Droenix [#36]

Aber H-D Schlegel, s. Post [#14].
 
charly999 Am: 10.01.2025 08:22:06 Gelesen: 1947# 38 @  
Abgesehen von den Ungereimtheiten der Marke selbst, sind auch die historischen Zusammenhänge vom Prüfer unlogisch wiedergegeben. Das macht alles keinen Sinn. Wenn die Ausgabe der Marke nach der Ausgabe der NSFK/NSKK-Marken und nach dem Endsieg geplant war, wann soll denn der Endsieg erfolgt sein? Zwischen der Ausgabe der NSFK/NSKK-Marken und einem Endsieg hätten doch nicht nur ein paar Wochen gelegen, sondern viele Monate oder sogar einige Jahre. Und in dieser Zeit keine weiteren Marken ausgeben? Nicht zu Hitlers Geburtstag, 9.11., Braunes Band?

Hier wird ein möglicher Markenentwurf, der normalerweise max einige hundert Euro bringen würde, falls sich ein Spezialist und Interessent findet, mit Phantasieausführungen zu einer 'Siegesmarke' hochgepuscht und für einen astronomischen Preis angeboten. Ein Armutszeugnis für den Prüfer und das Auktionshaus hätte das nicht ungeprüft übernehmen dürfen.
 
Harald Rauhut Am: 10.01.2025 08:32:46 Gelesen: 1937# 39 @  
@ Droenix

Kurzer Faktencheck: Herr Soecknick prüft sowohl im VÖB als auch im BPP (ein kurzer Blick auf die Prüferseite des BPP genügt, um das festzustellen) das gleiche Prüfgebiet, für das er das Attest ausgestellt hat, und ist insofern mit der Thematik der von und im Auftrag der Reichsdruckerei Wien im 3. Reich hergestellten Briefmarken, Entwürfe etc. aus dieser Zeit bestens vertraut. Es gibt insofern für einen Auktionator keinerlei Anlass, bei dem Angebot eines solchen Stückes nicht dem ausgestellten Attest zu vertrauen. Auch die bisher in zahlreichen Beiträgen vorgebrachten Meinungen ergeben keine belastbaren Fakten, die gegen das Attest sprechen, sondern sind nur spekulativ.

Was allerdings überhaupt nicht akzeptabel ist, dass mir in einem Beitrag unterstellt wird, das Angebot eines solchen Stückes sei speziell für Sammler von NS-Devotoinalien intendiert. Das Angebot ist ausschließlich philatelistisch motiviert. Dies habe ich klargestellt und den Verfasser um Richtigstellung gebeten.
 
Sammlerfreund Christian Am: 10.01.2025 09:08:10 Gelesen: 1897# 40 @  
@ Harald Rauhut [#39]

Lieber Herr Rauhut,

1. Altsax hat mit seiner Aussage auf den Zeitpunkt und den Grund der Herstellung des Produkts abgestellt, indem es das Wort "geschaffen" verwendet: "Sowohl das gewählte Motiv als auch der genannte Preis sprechen für ein Produkt, das für eine bestimmte Zielgruppe geschaffen wurde: Die Sammler von Devotionalien des Nationalsozialismus". Die Aussage lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Zu behaupten, dass er Ihnen irgendetwas unterstellt hat, ist schlicht und einfach falsch, jedenfalls hat er dies nicht in diesem Forum getan. Sie sind ja anscheinend sehr darauf bedacht, dass alle Menschen stets juristisch hieb- und stichfest formulieren. Können Sie angesichts dieser augenscheinlichen Diskrepanz diese hohe Messlatte eigentlich selbst erfüllen?

2. Herr Soecknick ist Prüfer, und sicherlich ein fundiert informierter Mann. Das gilt aber genauso für viele Menschen hier im Forum und seinerzeit Herrn Jakubek. Der Umstand, dass jemand kein Prüfer im VÖB oder BPP ist, bedeutet noch nicht, dass seine Argumente als bloße Meinungen und Spekulation abzuqualifizieren sind. Wir haben hier sehr gute Gegenargumente gelesen, Michael (spain01) verweist zu Recht auf die Beiträge [2] bis [7].

3. Ich würde von meinen Stammauktionatoren erwarten (Sie sind es nicht), dass sie bei begründeten Zweifeln an einem Auktionslos auch auf diese Zweifel hinweisen und es nicht bei einem Verweis auf ein Attest belassen. Schließlich sind die Fälle falscher Atteste zahlreich. Die vorgebrachten Argumente in diesem Forum rechtfertigen begründete Zweifel, jedenfalls habe ich hier unter den vielen wohlinformierten Teilnehmern keine gegenteilige Position gelesen.

@ tomato [#23]

Auch ich finde vieles nicht gut. Deswegen verlange ich aber noch nicht, dass alle mir unliebsamen Äußerungen gelöscht werden.

@ Richard: vielen Dank, dass Du Dich in diesem Forum für das freie Wort einsetzt. Sieht man leider viel zu selten in diesen Zeiten!

Viele Grüße und nichts für ungut.

Sammlerfreund Christian
 
Droenix Am: 10.01.2025 09:28:36 Gelesen: 1870# 41 @  
@ Harald Rauhut [#39]

Zur Klarstellung: Das vorliegende Attest wurde von Herrn Soecknick nicht in seiner Funktion als BPP, sondern als Mitglied im VÖB ausgestellt.
 
bernhard Am: 10.01.2025 09:45:47 Gelesen: 1853# 42 @  
@ charly999 [#38]

Volle Zustimmung. Die zeitliche Eingrenzung in diesem Attest ist meiner Meinung völlig daneben. Interessant wäre, wer der Auftraggeber für dieses Attest war.

Neben den bereits vorgetragenen Argumenten, hier noch ein weiteres laut den Jakubek-Bänden Thema 3. Reich:

"Nach dem 20. April 1944 informierte das Reichspropagandaministerium die Künstler, die an Entwürfen von Postwertzeichen beteiligt waren, dass auf Wunsch des "Führers" zukünftig kein Motiv mehr sein Kopfbild tragen dürfte."

Kurz noch etwas zu Milo Bernas:

Laut dem Buch "100 Jahre österreichische Briefmarke" von 1950, hat Bernas keine einzige Briefmarke von Östereich gestochen. Für die Stephansdom-Serie in 1946 beteiligte er sich mit einem Probe-Stich, wurde aber letztendlich nicht als Stecher ausgewählt.

Viele Grüße
Bernhard
 
thomas4680 Am: 10.01.2025 10:05:35 Gelesen: 1825# 43 @  
Nach einem Brief des Reichsministers und Chef der Reichskanzlei vom 26. Juni 1943 war für Münzen, Briefmarken usw. ab sofort der Begriff "Großdeutsches Reich" zu verwenden, im Umlauf befindliches bzw. angearbeitetes blieb davon wegen der Kriegslage ausgeschlossen. Passt auch nicht zum Jahr 1945.
 
spain01 Am: 10.01.2025 10:32:29 Gelesen: 1798# 44 @  
Auf der einen Seite kann ich nachvollziehen, dass Herr Rauhut vehement die Angaben dieses Essays auf Grund eines Attestes verteidigt, zumal er es ja groß auf der Titelseite seines aktuellen Auktionskataloges anpreist. Ein Rückzug könnte (ihm) peinlich sein.

Droenix [#41] weist aber richtiger Weise darauf hin, dass im Kopf des Attestes von Herrn Soecknick nichts von "BPP" steht.

Allerdings würde ich persönlich es für wirklich seriös erachten, die Auktion dieses Stückes bis zur endgültigen Klärung unter Einbeziehung aller hier vorgetragenen Argumenten (unter anderem # 2-7, 42-43) auszusetzen.

Meiner Meinung nach sollte sich auch ein erfahrener Auktionator belehren lassen, dass er bei dem einen oder anderen Angebot falsch liegt. Beispiele zu falschen Autionsbeschreibungen gibt es hier im Forum jede Menge. Vorsatz werde ich aber nicht unterstellen.

Michael

Auktionen: Falsche Beschreibungen in Auktionskatalogen
 
DL8AAM Am: 10.01.2025 15:49:42 Gelesen: 1620# 45 @  
Die Frage um die sich hier alles dreht ist, stimmt Altsax Vermutung "... sprechen für ein Produkt, das für eine bestimmte Zielgruppe geschaffen wurde: Die Sammler von Devotionalien des Nationalsozialismus"?

Wenn das "Ding" für Sammler von "Devotionalien des Nationalsozialismus" geschaffen (!) worden sein, dann heisst das, dass das dann logischerweise eine "Nachkriegsproduktion" ist.

Die einzige Alternative dazu ist, dass das irgendein (Vor-) Entwurf (warum auch immer) eines "Systemkünstlers" noch vor der Endniederlage war. Dann wäre es aber keine Schaffung für Sammler von "Devotionalien des Nationalsozialismus".

Dann wäre aber die Angabe zur "Staatsdruckerei Wien" zu 100% falsch. Das hätte dort sicherlich keiner nach dem Krieg mehr gedruckt, weder offiziell noch inoffiziell nach Feierabend.

Die Frage des "Warum auch immer" dürfte heutzutage wohl schwer zu entscheiden sein. Ansonsten hätte sicherlich auch Jakubek bereits seinerzeit etwas abgesicherteres angeführt. Eine bereits fest geplante Ausgabe mit einer entsprechenden offiziellen Ausschreibung bzw. Beauftragung "von offiziell Oben" dürfte eher unwahrscheinlich sein. Es sei denn es tauchen neue Dokumente auf. Ich vermute weiterhin, hier wurde von jemanden im "System" einfach mal Gedankenspiele "für den Fall, wenn ..." gemacht wurde der dann anschließend dazu entsprechende Vorentwürfe angefertigt hatte, die dann in der Staatsdruckerei in Wien gedruckt wurden. Aussagen, ob offiziell oder inoffiziell nach Feierabend, dürfte nur an Hand von entsprechende Quellen (Dokumente oder "glaubwürdige" Zeitzeugen) getroffen werden.

Das Motiv selbst macht mir bei der Betrachtung aber weniger Probleme. Das ein Künstler in seinen Vorüberlegungen die Vorsilbe "Groß-" weggelassen hat, sagt wenig. Auch das (an sich) verbotene Motiv "kriegerische Handlungen mit Bildnis" bzw. der "Wunsch" von AH aus 1944, künftig nicht mehr auf neuen Briefmarken erscheinen zu wollen, nicht. Es war ja für eine "Endsieg"-Ausgabe angedacht, d.h. wenn alles einen "krönenden" Abschluß gefunden hat. Da würden dann sicherlich ganz andere Regelungen greifen.

Die einzige wirkliche Frage ist die nach dem Druckzeitpunkt. Wann wurde das "Ding" geschaffen? Nicht der Zeitpunkt der "Inverkehrbringung" interessiert dabei (das dürfte wohl erst zum bewussten 'Zigarettenschwarzmarkt für alliierte Soldaten' nach dem Krieg passiert sein; während des Dritten Reichs waren die ganz sicher nicht 'auf dem Markt')

a) Druck vor der Endniederlage? Dann wurde der Endsiegentwurf irgendwie für bzw. sicherlich innerhalb des "Systems" geschaffen.

b) Nach der Endniederlage? (Nur) Dann würde die Aussage von Altsax 'Schaffung für Sammler von Devotionalien des Nationalsozialismus' zutreffend sein.

Diese Frage hat "das Attest" beantwortet, ob richtig oder falsch, will ich nicht beurteilen. Ich bin kein Prüfer. Was aber eher für Richtig sprechen würde, wäre die Angabe zur Druckerei, falls diese stimmen sollte. Die "Staatsdruckerei" in Wien hätte sicherlich nicht nach dem Krieg diesen Entwurf gedruckt, auch nicht nach Feierabend.

Bei "Vor" bliebe dann vielleicht nur noch eine Hintergrundrauschen-Frage nach der (einer eventuellen) "philatelistischen Bedeutung" - es wäre dann halt zumindest ein gedruckter Entwurf für eine Briefmarkenidee, die aus der "systemnahen Briefmarkenmacherschiene" heraus geschaffen wurde. Ist es mehr? Zumindest für einen philatelistischen "Briefmarken-Grafiktechnik-Historiker" sicherlich. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
Altsax Am: 10.01.2025 16:45:59 Gelesen: 1567# 46 @  
Die Frage, um was genau es sich bei diesem Druckstück handelt, wird sich möglicherweise nie beantworten lassen.

Es lohnt sich aber, der Frage nachzugehen, wie mit solchen Stücken umgegangen werden sollte und welche Chancen ein Käufer bei Zweifeln hätte:

a) Wenn ein Attest eines anerkannten Prüfers vorliegt, hat ein Verkäufer oder Auktionator sicherlich seine Sorgfaltspflicht erfüllt, wenn er das Los als das anbietet, was das Attest dazu aussagt.

b) Philatelistische Atteste enthalten i.d.R. keine Beurteilungsgründe und auch kaum jemals nachprüfbare Quellenangaben. Insofern hängt die allgemeine Akzeptanz von Attesten vom Ruf des Prüfers resp. seiner Organisation ab.

c) Rein formal bedarf die Anfechtung eines Attestes eines substantiierten Vorbringens. Im Streitfalle müßte ein Richter entscheiden. Spätestens dann hätte der Attestaussteller seine Einschätzung zu begründen.

d) Juristisch heikel kann es werden, wenn die AGBs des Verkäufers/Auktionators Anerkennung vorliegender Atteste verlangen und/oder womöglich Reklamations- und Gewährleistungsfristen abgelaufen sind.

e) Besonders "einmalige" Druckstücke und zeichnerische Markendarstellungen sind bisweilen in Bezug auf Zweck und Herkunft schwer zu beurteilen. Sie werden gerne als Vorstufen zu beabsichtigten oder realisierten Markenausgaben bezeichnet, ohne daß entsprechende Nachweise vorliegen. Niemand ist daran gehindert, dafür (viel) Geld auszugeben. Was als sammelnswert anzusehen ist, entzieht sich fremder Beurteilung. Wer aber sichergehen will, daß ein solches Stück dauerhaft von allgemeinem philatelistischen Interesse bleibt, sollte zumindest versuchen, beim Attestaussteller entsprechende Auskünfte zu erlangen. Die Antworten können ebenso erhellend sein wie deren Verweigerung.
 
chris63 Am: 12.01.2025 23:44:51 Gelesen: 972# 47 @  
@ Harald Rauhut [#39]
@ Altsax [#46]

Späte Antwort, musste mich erst abregen, einiges kann so nicht stehen bleiben.

Die Frage, um was genau es sich bei diesem Druckstück handelt, wird sich möglicherweise nie beantworten lassen.

Nur die Frage wer und wann dieses Machwerk erzeugt hat/wurde und wer der Erfinder dieser Urban Legend ist bleibt im Dunkel der Geschichte. Sinn ist es ja eine Falsifizierung/Verifizierung zu verhindern. Die Geschichte wurde mit dem zensierten Satz doch treffend beschrieben.

Es lohnt sich aber, der Frage nachzugehen, wie mit solchen Stücken umgegangen werden sollte und welche Chancen ein Käufer bei Zweifeln hätte:

a) Wenn ein Attest eines anerkannten Prüfers vorliegt, hat ein Verkäufer oder Auktionator sicherlich seine Sorgfaltspflicht erfüllt, wenn er das Los als das anbietet, was das Attest dazu aussagt.


Leider falsch, bezieht sich ein Attest auf geschnitten/gezähnt oder Wasserzeichen X/Y und das Prüfgebiet des Prüfers, aber beides nicht gegeben. Wie Gauss [#10] in seiner liebenswürdigen Art andeutet und Herr Rauhut irrt (euphemistisch gesagt) ist der Prüfer eben nicht für das Gebiet zugelassen (1). Der Prüfer versucht dies zu umgehen, indem er 1945 im Attest anführt, was dann zu der Frage führt: nach Kriegsende hergestellt, österreichische Marke?

Weiter wie auch Schlegel in seinen Attesten geht es zudem um kulturhistorische Aspekte, ganze Hundertschaften von echten Wissenschaftlern haben Listen von Künstlern erstellt (u.a. gottbegnadeten Liste) die den Nazis genehm waren und für sie arbeiten durften. Nun kommen ganze Heerscharen von Pseudo irgendwas (Rauhut, Schlegel, Soecknick, APHV, BDB und Deutsche Briefmarken-Revue) und verbreiten eine Geschichte passend zu Auktion.

In keiner Weise wurden Sorgfaltspflichten erfüllt, die Entdeckung der allerletzten Briefmarke des Deutschen Reiches verlangt nun zwingend die Angabe von zumindest Indizien und das bevor solch eine Rarität angeboten und massiv beworben wird.

Allen Lesern sei empfohlen, das Thema von Anfang an zu lesen, von vielen werden noch gewichtigere Gründe/Beweise angebracht (tw. mit Hinweisen zu Quellen).

grüsse Christof

(1) Prüfgebiet Österreich bis 1938, und dann wieder ab Mai 1945, nix Deutsches Reich weder VÖB noch BPP.
 
Schwämmchen² Am: 13.01.2025 10:30:33 Gelesen: 803# 48 @  
Entscheidend ist der Punkt:

"e) Besonders "einmalige" Druckstücke und zeichnerische Markendarstellungen sind bisweilen in Bezug auf Zweck und Herkunft schwer zu beurteilen. Sie werden gerne als Vorstufen zu beabsichtigten oder realisierten Markenausgaben bezeichnet, ohne daß entsprechende Nachweise vorliegen. Niemand ist daran gehindert, dafür (viel) Geld auszugeben. Was als sammelnswert anzusehen ist, entzieht sich fremder Beurteilung. Wer aber sichergehen will, daß ein solches Stück dauerhaft von allgemeinem philatelistischen Interesse bleibt, sollte zumindest versuchen, beim Attestaussteller entsprechende Auskünfte zu erlangen. Die Antworten können ebenso erhellend sein wie deren Verweigerung."

Solange dazu nichts im "Attest" steht, ist es nichts weiter als eine beliebige Meinung.
 
bernhard Am: 13.01.2025 11:53:22 Gelesen: 749# 49 @  
@ chris63 [#47]

Das sehe ich ganz ähnlich!

Fassen wir nochmals zusammen, wir haben hier

a) Phasendrucke, erwähnt bei Jakubek, Atteste von H.D. Schlegel. 2 unterschiedliche Theorien. Jakubek: Versuche mit Stahlätzung; H.D. Schlegel: Einzelabzug einer nicht zur Ausgabe gekommenen Sondermarke. Bei einem Versuch gemäß Jakubek könnte es möglich sein, dass der Stecher, der vermutlich auch den Entwurf angefertigt hat, das Motiv selbst auswählen konnte. Allerdings wäre es m.E. logischer gewesen wenn man ein bereits umgesetztes Motiv gewählt hätte. Dann wären bessere Vergleichsmöglichkeiten von Qualität und aufgewendeter Arbeitszeit möglich gewesen.

b) Druckprobe mit Wertangabe, Attest von Rüdiger Soecknick. Laut diesem eine für 1945 vorgesehene, nicht zur Ausgabe gekommene Sondermarke.

Man muss beide Druckerzeugnisse sowohl zusammen auch als getrennt betrachten. Beide können echt oder Fantasieobjekte sein, vielleicht ist aber auch nur eines der Drucke originär und das andere ein Fantasieobjekt? Vielleicht wurden sie in den ehemaligen Beständen der Staatsdruckerei aufgefunden, bzw. in den in Privathänden des Wiener Verlegers Emanuel Fiskus gekommenen Beständen. Die Atteste liefern keinen genauen Hinweis darauf.

Beide Druckwerke sprechen m.E. gegen eine geplante Sondermarkenausgabe. Das Format für die Briefmarkenausgabe wird dem Entwerfer ganz konkret vorgegeben und vom Stecher genau umgesetzt. Bei beiden Druckwerken würde es sich um ein neues Format handeln. Bei gleichbleibendem Maschinenpark und in der Kriegszeit m.E. völlig ausgeschlossen.

Bei der Druckprobe mit Wertangabe kann auch das angeblich vorgesehene Ausgabejahr 1945 aus den schon genannten Gründen ausgeschlossen werden. Mich würden frühere Atteste interessieren, z.B. vom Los der 5. Öphila-Auktion. Der Auktionskatalog würde in der Phil. Bibliothek in München vorliegen.

Wäre es abwegig zu denken, der Inhalt des Soecknick-Attestes wäre mehr das Wunschdenken des Auftraggebers gewesen?

Möglich wäre z.B. auch folgendes: Miloslaw Bernas (so hieß er richtig) bewarb sich bei der Staatsdruckerei Wien als Markenstecher und lieferte als Referenz selbst hergestellte Stiche ab. Diese wurden dann später in den Unterlagen der Staatsdruckerei gefunden?

Viele Grüße
Bernhard
 
r.soecknick Am: 13.01.2025 12:11:44 Gelesen: 731# 50 @  
Der Entwurf stammt aus der Auflösung des Archivs der Österreichischen Postverwaltung zusammen mit weiteren Entwürfen von Milo Bernas und hatte die Beschriftung "Siegesmarke", daher die von mir gewählte "Bezeichnung".



Ein anderer, aus dem Jahr 1946 stammender Entwurf einer brennenden Erdkugel war mit "Gräuel des Krieges" bezeichnet.



Papier und Gummierung und Druck weisen eindeutig auf eine Herstellung in der Österreichischen Staatsdruckerei hin. Wann genau die Herstellung erfolgte, war leider nicht dokumentiert.

Rüdiger Soecknick
 
angim Am: 13.01.2025 14:52:34 Gelesen: 601# 51 @  
Der Begriff Siegesmarke wäre plausibel, wenn man den Entwurf auf das Ende des Jahres 1941 datieren könnte.

Zu diesem Zeitpunkt war die Wehrmacht an der Stadtgrenze von Moskau angelangt und die Sowjetunion befand sich tatsächlich in einem kritischen Zustand.

In dieser Zeit glaubten viele daran, dass der Sieg nah wäre und da macht dann auch ein Entwurf einer Siegesmarke Sinn.

Das Problem mit der Inschrift "Deutsches Reich" wäre in diesem Fall dann auch gelöst.

Das Rad der Geschichte hat sich dann ja anders gedreht.

Viele Grüße
Thomas
 
bernhard Am: 13.01.2025 16:05:51 Gelesen: 502# 52 @  
@ r.soecknick [#50]

Vielen Dank für die Aufklärung! Somit ist die Herkunft und Zusammengehörigkeit dieser beiden Drucke bestätigt.

@ angim [#51]

Durchaus denkbar. Für diesen Zeitraum Ende des Jahres 1941 sprechen auch die beiden etwas unterschiedlichen Motive. Das Überwasserschiff wurde durch ein U-Boot ersetzt. Nach dem Untergang des Schlachtschiffes Bismarck wurde der U-Boot-Krieg forciert und die großen Überwasserschiffe eher versteckt.

Viele Grüße
Bernhard
 

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