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Thema: Moderne Feldpost: Kuwait, Bosnien, Kambodscha, Irak
oldhainburg Am: 04.02.2025 08:26:02 Gelesen: 509# 1 @  
Ich konnte einen ansehnlichen Posten Feldpost ersteigern, hauptsächlich von deutschen und österreichischen UNO- Blauhelm- Stationierungen.

Dabei einige Belege die ich nicht zuordnen kann; weder wertmäßig noch inhaltlich. Die Abb zeigen Belege, adressiert an den US- Händler Wallace, Forth Worth. Na gut, gemachte Belege halt.

Aber weiss jemand mehr darüber? Danke für weiterführende Informationen !


 
lueckel2010 Am: 04.02.2025 10:45:45 Gelesen: 485# 2 @  
@ oldhainburg [#1]

Belege 1 und 5 (von oben links nach unten rechts) sind Belege von Militär-Poststellen auf US-Kriegsschiffen. Es dürfte sich um so genannte Souvenir-Post handeln, eingeliefert von privaten Absendern. Indiz: Frankierung durch US-Postwertzeichen mit dem zum Zeitpunkt der Einlieferung gültigen Inlandsporto und privat abgeschlagenen Hinweisstempeln, so genannten Cachets.

Belege 2, 3 und 6 (wie oben) sind meiner Meinung nach zwar "echte", aber "gemachte" Militärpostbelege. Diese, von Militärangehörigen eingelieferten Sendungen waren grundsätzlich portobefreit, mussten allerdings entsprechend gekennzeichnet werden, z. B. durch (handschriftliche) "free"-Vermerke.

Die in den Poststempeln dieser Belege integrierten so genannten APO-Nummern lassen in Verbindung mit den Stempeldaten Rückschlüsse auf den jeweiligen Standort des APO (Army Post Office) zu. Zwar gibt es Verzeichnisse zu diesen Standorten. Diese habe ich allerdings nicht.

Beleg 4 ist vermutlich ein Beleg der Feldpost des canadischen Militärs. Dazu kann ich nichts sagen.

Insgesamt beurteile ich all diese Belege als "gemacht" (auf Veranlassung eines Händlers). Ein "Bedarf" ist dadurch meiner Meinung nach nicht plausibel. Die auf jedem Beleg befindlichen Hinweise dürften Preisforderungen des Handels sein. Meiner Meinung nach sind sie total überzogen!

Solche Belege sind um 1 € erhältlich und können manchmal in "Krabbelkisten" gefunden werden.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.
 
filunski Am: 04.02.2025 13:10:51 Gelesen: 457# 3 @  
@ oldhainburg [#1]
@ lueckel2010 [#2]

Hallo zusammen,

wie lueckel ganz richtig vermutet, Beleg 4 ist vom kanadischen Militär.

CFPO/BPFC ist zweisprachig englisch/französisch: Canadian Forces Post Office/Bureau de poste des Forces canadiennes = Feldpostbüro/-amt der kanadischen Streitkräfte.

Das BFPO 5006 befand sich im Rahmen des UNIKOM-Einsatzes (United Nations Iraq-Kuwait Observation Mission) von Mai 1991 bis März 1993 in Doha, Quatar. Der Beleg ist ganz sicher gemacht (kein Bedarf) aber interessant sind die Stempel. Neben dem üblichen Handstempel noch ein spezieller Sonderstempel mit Hinweis auf die UN Mission und besonders schön der obere Stempel mit den Strichen. Hier handelt es sich um einen nur selten zu findenden Handrollstempel.

Viele Grüße,
Peter
 
phornung Am: 04.02.2025 13:16:30 Gelesen: 456# 4 @  
Beleg Nummer 4 ist vom kanadischen Kontingent bei der UN-Irak-Kuwait-Mission UNIKOM. Dort gab es ein Canadian Forces Post Office CFPO. Typischer Sammlerbrief, da die Marke mit dem für großformatige Sendungen vorgesehenen Rollenstempel entwertet wurde und der eigentliche Tagesstempel links am Rand ist. Der Stempel mit dem UN-Logo ist ein sog. Freemail-Stempel für portofreie Post der Soldaten. Er wurde normalerweise ohne Frankatur als Nachweis der Portofreiheit auf Sendungen nach Kanada abgeschlagen. Solche Sammlerpost ist häufig, schöner und seltener sind Bedarfsbelege.

Auch die anderen Umschläge sind philatelistisch veranlasst, allerdings stammen die Belege 2,3 und 6 offenbar aus einer Korrespondenz des Sammlers mit einzelnen Soldaten. Leider tragen zwei der Umschläge Adressstempel, was natürlich nicht so schön ist. Ich habe meine APO-Liste nicht zur Hand, deshalb kann ich nicht die Standorte der Militärpostämter bestimmen. Sieht aber aus wie Naher Osten bzw. Golfstaaten. Mit Blauhelmmissionen haben diese Umschläge aber nichts zu tun.
 
oldhainburg Am: 05.02.2025 21:40:22 Gelesen: 410# 5 @  
Dann gibt es noch verschiedene Belege, gekennzeichnet mit dem Vermerk "Intrinsic Action" aus dem Jahr 1992 und 1993. Offenbar ein Disziplinierungs- und Abschreckungsakt seitens der US- Army. Wie sind derartige Belege zu beurteilen, sowohl ideell als auch finanziell ?




 
22028 Am: 05.02.2025 22:04:11 Gelesen: 401# 6 @  
@ oldhainburg [#5]

In der Zeit von 1992-2003 war ich in Kuwait und kam damals schon damit in Berührung.

Von diesen Briefen gibt es Unmengen, Anfangs wurden insbesondere die echten Bedarfsbriefe gerne gesammelt und auch relativ gut bezahlt, dann sind aber die Händler auf den Zug aufgesprungen und das Interesse an solch gemachten Belegen hat drastisch nachgelassen, leider dadurch auch der Wert.
 
oldhainburg Am: 05.02.2025 22:48:07 Gelesen: 390# 7 @  
@22028

Und da haben ein paar wilde Burschen für die Markenhändler posiert ?


 
filunski Am: 05.02.2025 23:46:14 Gelesen: 372# 8 @  
@ oldhainburg [#7]

Hallo,

damit ist ja nun auch der Grund und die Motivation für diese "Feldpost"-Briefe geklärt.

R.E. "Bob" Wallace war im zweiten Weltkrieg Offizier bei der US Army und betrieb danach einen Münz- und Briefmarkenhandel in Fort Worth, Texas. Von dort kam auch die Einheit die dort auf dem Bild posiert. Wallace hatte als ehemaliger Offizier sicher gute Beziehungen zu den Einheiten in Fort Worth und hat so bei ihnen in Kuwait diese Belege "bestellt".

Wallace verstarb 1999 [1] und sein Nachlass, darunter wohl auch diese Briefe, gelangte spätestens dann in den Verkauf. Der monetäre Wert dieser Belege dürfte sich sehr nahe bei den "1 Euro-Belegen" bewegen. ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] https://tokenguy.tripod.com/tokentales/page47.htm
 
oldhainburg Am: 05.02.2025 23:57:07 Gelesen: 369# 9 @  
Danke für die Info. Der Herr Wallace hat großen Aufwand betrieben um die Briefe der Soldaten zu erhalten wenngleich er auch den Fehler machte seinen Stempel auf das Rückkuvert zu plazieren. Ähnlich wie diverse Kosel- und Sieger- "Raritätenbelege". Nun landeten ein paar hundert Belege bei mir.
 
22028 Am: 05.02.2025 23:58:04 Gelesen: 368# 10 @  
@ oldhainburg [#7]

Als die Jungs dort waren war der Krieg schon vorbei, ich war bereits kurz nach der Befreiung von Kuwait dort und habe mit Kollegen das Energienetz / Steuerung wieder auf Vordermann gebracht. Damals brannten noch die Ölquellen, Umspannstationen und Wege dorthin zum Teil vermint, gespenstige Stimmung.
 
oldhainburg Am: 06.02.2025 08:25:42 Gelesen: 338# 11 @  
Mit anderen Worten, derartige Belege sind ein Schmäh. Oder, nach Nestroy formuliert "S is alles nicht wahr, alles nicht wahr". Potjemkisches Dorf a la USA.
 
22028 Am: 06.02.2025 13:49:40 Gelesen: 306# 12 @  
@ oldhainburg [#11]

Nicht ganz, die Soldaten die nach dem Krieg noch dort stationiert waren waren waren schon notwendig, nach wie vor hat die USA eine Basis in Kuwait echte Bedarfsfeldpost ist es aber nicht.
 
DL8AAM Am: 06.02.2025 16:12:51 Gelesen: 285# 13 @  
@ oldhainburg [#11]

derartige Belege sind ein Schmäh. Oder, nach Nestroy formuliert "S is alles nicht wahr, alles nicht wahr". Potjemkisches Dorf a la USA.

Nein, nein, das ist zwar vielleicht kein echter "echter Bedarf", aber das sind noch immer 'aus dem "echten" Felde', echt gelaufene, echte Feldpostbriefe, mit echten Bedarfsstempeln, das sind echte postalische Belege, gelaufen auf "echten Postwegen". Das sind keine gemachten "Siegel-Belege" (nichts gegen Siegelbriefe, wenn man daran Spass findet).

Gerade wenn man hier einen großen und möglichst breiten Bestand zur Sichtung hat, hat man deshalb sogar die ideale Chance diese (echten) Stempel und die (echte) "Postsituation" des damaligen Einsatzes möglichst umfassend zu dokumentieren. Nach dem Einwurf in den echten Feldpostbriefkasten, durch echte "Bedarfssoldaten", wurde ja auch nichts mehr "gemacht". Nicht einmal die Stempelabschläge wurden schön gemacht. Oftmals hat man ohne so eine philatelistisch ausgelöste Nutzung der "echten Post" kaum entsprechend anderes Material, dass uns erhalten bzw. zugänglich ist.

Man muss - zur Abschätzung des "Wertes" (heisst hier wohl eher "Groschenkiste", wertneutral ausgedrückt) und der "Besonderheit" - halt nur wissen und erkennen, aus welchem Umfeld diese Belege stammen bzw. welchen Hintergrund diese speziellen Exemplare haben und gerade auch deshalb finde ich die gestempelte Adresse bzw. marktbekannten Adressaten sogar eher nützlich, insbesondere um diese Belege philatohistorisch entsprechend einordnen zu können. In meinen Augen leidet hier in diesem Fall (nur) maximal der finanzielle Wert, nicht aber der philatelistische "Erkenntnisgewinnwert". Es sind eben halt keine wertvollen "Siegel-Briefe".

Also, absolut kein Schmäh und erst recht auch kein Potjemkisches Dorf, die Jungs waren dort regulär im regulären Einsatz und haben von dort reguläre Post über die reguläre Feldpost regulär in die Heimat verschickt.

Beste Grüße
Thomas
 
oldhainburg Am: 06.02.2025 23:19:54 Gelesen: 254# 14 @  
Danke für die aufmunternden Worte- über jeden Verdacht erhaben (hinsichtlich "echtem Bedarf") ist wohl die Zustellkarte vom 1.5.81- UNFICYP AUSCON


 
oldhainburg Am: 07.02.2025 10:35:12 Gelesen: 215# 15 @  
Und dann gibt es noch vignettenartige (?) "Briefmarken" wie diese. Was ist das, wie sind die Stücke einzuordnen, zu welchem Sammelgebiet gehören sie?


 
eifelsammler Am: 07.02.2025 14:34:51 Gelesen: 198# 16 @  
Hallo Frank!

Die verwendeten Abkürzungen lassen auf den deutschen Sprachraum schließen. Allerdings entsprechen die verwendeten Abkürzungen nicht den in der Bundeswehr verwendeten Abkürzungsnorm. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Für die Schweiz und Österreich fehlen mir die Kenntnisse.

Viele Grüße

Carsten
 
DL8AAM Am: 07.02.2025 18:54:28 Gelesen: 183# 17 @  
@ oldhainburg [#15]

Das dürfte nur ein Vignette sein. Eine schnelle Googlesuche ergibt Stabskompanie (StbKp) der Jagdpanzerbataillon 4 (JaPzB 4) des Österreichischen Bundesheeres. Im Juni/Juli 1991 war die Einheit im "Jugoslawieneinsatz", siehe [1]

"Mit Wirkung vom 1. Juni 1978 wurde das 4. Panzerbataillon in das Jagdpanzerbataillon 4 (aka Jagdpanzer „Kürassier“) umbenannt. Am 1. Oktober 1994 wurde das JaPzB 4 in das Aufklärungsregiment 1 (AufklR 1) umgegliedert ...." [2]



Quelle: Webseite "Bundesministerium für Landesverteidigung: Truppenkörperabzeichen - Steiermark", siehe [3].

Beste Grüße
Thomas

[1] https://www.bmlv.gv.at/sk/lask/brigaden/jgbrig7/baon/pdf/aufklb1_kurzchronik.pdf
[2] https://www.cavallerie.at/300-jahre-traditionsgeschichte
[3] https://www.bmlv.gv.at/abzeichen/truppen_abzeichen/galerie.php?id=105
 
oldhainburg Am: 07.02.2025 19:00:40 Gelesen: 181# 18 @  
Danke, die zuvor abgebildeten "Marken" sind offenbar dem österreichischen Panzerbataillon 4 zuzuordnen, das JaPzB 4 gliederte sich in eine Stabskompanie und 3 Jagdpanzerkompanien mit je 3 Jagdpanzerzügen. Wozu jedoch die Vignetten herausgegeben wurden ?
 
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